Hallo @Berg,
ich bin sehr angetan von deiner kleinen Geschichte. Du schaffst mit wenigen Sätzen eine bedrohliche Atmosphäre, der Unglaube der Erwachsenen macht das Kind in seiner Angst einsamer, aber du stellst ihm den kleinen Hund an die Seite. Das Erscheinen des Ungeheuers ist so wunderbar echt gruselig und auch überraschend. Die Auflösung am Ende ist ganz wunderbar und freut kleine und große Leser.
Der kleine Pudel namens Purzel verzog sich winselnd, wenn er im Zimmer des Kindes war und unter dem Bett wieder das merkwürdige Scharren hörte.
Schöner Einstieg, direkt rein ins Problem.
Die Erwachsenen leuchteten mit einer Taschenlampe unter das Bett. „Siehst du? Da ist nichts.“ „Aber Purzel hat angeschlagen.“ Wie zur Bestätigung bellte der Hund und wedelte mit dem Schwanz.
Dass der Hund anschlägt, spricht ja dafür, dass das Kind sich das Monster auch später nicht einbildet oder träumt, sondern dass es ein ECHTES Monster ist, von dem die Geschichte erzählt. Finde ich toll gemacht. Vielleicht ist es auch ein Monster, dass nur Kinder und Tiere wahrnehmen können. Die Erwachsenen sind einfach zu bräsig.
Das Kind verkroch sich unter die Decke, bis nur noch die Nase hervorlugte. Ein sanftes Nachtlicht in Form eines schlummernden Kätzchens leuchtete bis zum Morgen.
Das ist jetzt voll pingelig, weil ich deinen Text als nahezu perfekt empfinde. Am zweiten Satz bin ich etwas hängengeblieben. Er ist ein schöner Kontrast zu dem Unheimlichen, aber die Kätzchenform ist irgendwie eine Komplikation, fast wie eine weitere Figur und dann gehst du ja im nächsten Satz wieder in der Zeit zurück. Ich glaube, mehr Klarheit würde ein räumlicher Bezug bringen, auch wenn das schöne Wort "Morgengrauen" dann flötengeht. Also z.B. Ein sanftes Nachtlicht in Form eines schlummernden Kätzchens leuchtete auf dem Nachttisch. oder "in der Steckdose neben der Tür".
Um Mitternacht erwachte das Kind durch seltsame Vibrationen. Es war, als würde das ganze Zimmer wanken. Ein Dröhnen näherte sich von sehr weit unten. Purzel drückte sich ängstlich in eine Zimmerecke.
Sehr schön.
Das Fußende des Bettes hob sich, um dann plötzlich auf die Bettfüße zu stürzen.
Muah, ich stelle mir vor, wie das Kind ein bisschen Richtung Kopfende rutscht.
Da war etwas: Das Kind sah im spärlichen Licht ein Wesen, das in seiner Grauenhaftigkeit alles Schlimme übertraf, das es in seinem kurzen Leben zu Gesicht bekommen hatte.
Die allerschlimmsten Ängste bewahrheiten sich. Dadurch, dass du es erst hinterher beschreibst, hast du hier noch einen kleinen Moment der größten Unheimlichkeit.
Die riesige Kreatur schien nur aus Zähnen, Klauen und leuchtenden Augen zu bestehen. Ein grobes Fell bedeckte den Körper, der sich bis zur Decke aufrichtete. Ein gewaltiger Schwanz hielt alles im Gleichgewicht. Es stank nach Moder und verbranntem Horn. Der Mund voller Fangzähne öffnete sich.
Eine aufregende Geschichte für Kinder. Aber vermutlich nicht aufregender, als das, was sie sich nicht ohnehin schon vorstellen. Und die genaue Beschreibung macht es eher fassbarer.
Das Kind verstand kein einziges Wort von der weitschweifigen Erklärung, ahnte aber, dass das Monster ihm Vorwürfe machte und der Meinung war, von dem Kind ungerecht behandelt worden zu sein. Auch die Angst des zitternden Pudels war, so schien es, eine Zumutung.
Toll, dass du hier keinen Dialog verwendest. Andererseits ist das sicherlich die schwierigste Stelle über die man mit Kindern sprechen würde. Aber schon ist man einen Schritt weiter, von der grauenhaften Bedrohung vorher, nun bei dem Versuch zu verstehen, was hier eigentlich passiert. Und wieder macht der Part mit dem kleinen Hund es deutlicher. Das Monster ist verbittert, dass das Kind und der Hund solche Angst vor ihm haben, es fühlt sich total ungerecht als Monster hingestellt.

So interpretiere ich es jedenfalls.
Am Ende der Rede starrte das Monster mit verbissenem Maul auf das Kind, hob dann das Bett an und verkroch sich wieder in die unbekannte Tiefe. Wie eine sich schließende Falltür rumpelte das Bett auf die metallenen Füße.
Oh und hier habe ich ja richtig Mitgefühl und möchte es am Liebsten zurückrufen. Es gibt ja nun kein "Wir haben uns alle lieb-Ende". Aber das Monster ist jedenfalls seinen Ärger losgeworden. Und zurück bleibt keine Angst mehr, sondern so etwas wie Neugierde.
Der zitternde Hund kroch zu dem Kind unter die Decke.
So süß. Hier trennen sich nun Kind und Hund in ihrem Empfinden. Das Kind wächst ein Stückchen.
Das Kind jedoch verlor seine Angst, weil das Monster seinen Standpunkt so ausführlich dargelegt hatte.
Irgendwie total raffiniert gemacht. Nun kann man da natürlich viel interpretieren, aber vor allem finde ich, dass die Geschichte auf mehreren Ebenen wirkt. Ich frage mich ja, ob phantasiebegabte Kinder nach der Geschichte nun mehr oder weniger Angst vor Monstern unterm Bett haben, müsste man ausprobieren. Ich vermute, du hast sie mit dem Ende wieder eingefangen, die Angst. Auf jeden Fall lohnt es sich, den Monstern unterm Bett zuzuhören.

Hat mir sehr gut gefallen.
Liebe Grüße von Chutney