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Das Monster

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29.12.2008
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Das Monster

Das Monster

Es war bereits acht Uhr in der früh. Tom war vor einer halben Stunde aufgestanden. Seine Mutter musste ihm nun nicht mehr beim Aufstehen helfen. Er hatte dies schon seit einiger Zeit selbst hinbekommen. Seine Mutter wollte ihn anfangs nicht allein aufstehen lassen, doch er bestand darauf. Auch wenn er manchmal Schwierigkeiten beim Auffinden seiner Zimmertür hat, ließ er sich nicht helfen. Auch diesmal fand er die Tür nicht gleich und stieß mit dem Kopf gegen den Türrahmen. Ohne eine Miene zu verziehen stand er wieder auf und startete noch einen Versuch. Diesmal mit Erfolg. Die Mutter fing ihn im Flur ab, mit einem Bündel Kleidung in den Händen. Sie hievte ihren Sohn auf den nächstgelegenen Stuhl und zog Tom an. Dabei protestierte er nicht, denn das Anziehen fand er in der Tat noch zu schwer. Als Tom fertig angezogen war, drückte ihm die Mutter zwei Brote in die Hand.
"Was ist da drauf?", fragte Tom seine Mutter. "Salami, wie immer.", entgegnete sie.
"Aber ich mag doch keine Salami!"
"Gestern hast du gesagt, dass du keinen Schmierkäse magst. Und dass du Salami am liebsten isst."
"Das stimmt gar nicht!", schrie Tom seine Mutter an und pfefferte ihr die beiden Salamibrote ins Gesicht. Die Salamischeiben lösten sich vom restlichen Brot und landeten unweit der vier Toastbrothälften auf dem Boden. "Mach den Schweinkram sauber!", schrie sie ihrem stänkernden Sohn entgegen. Speicheltropfen landeten in Toms Gesicht, doch die Mutter machte sich nicht die Mühe sie wieder zu entfernen. "Wie denn?!", schrie ihr Sohn genauso hitzig zurück. Tränen kullerten ihm über seine von Zorn erröteten Wangen. Nun bereute die Mutter ihr Geschrei und strich ihrem Sohn zärtlich über die Wangen. Doch der fegte ihre Hände beiseite. Die Mutter zuckte zusammen, versuchte ihn aber nicht noch einmal zu berühren. Sie las die Brotreste vom Boden auf und entsorgte sie im Mülleimer. Um Tom neues Brot zu machen, war nun keine Zeit mehr, da sie ihn nun in den Kindergarten bringen musste. Sie ging an die Umkleide und holte sich und ihrem Sohn eine Jacke heraus. In ihrem Augenwinkel sah sie, dass Tom im Begriff war, allein vom Stuhl zu steigen.
"Bleib sitzen Tom, ich hol’ deinen Stock gleich." Sie hörte sich gereizt an, was man ihr nach dieser Auseinandersetzung nicht verübeln konnte. "Ich werde ihn selbst holen! Dafür brauch ich dich nicht!"
"Red keinen Unsinn! Du weißt gar nicht, wo er steht!", sie griff neben das Schuhfach und holte den Stock hervor. Sie gab ihn Tom. Widerwillig nahm er ihn an sich. Die Mutter wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ihr Sohn wieder sehen könne. Diese Blindheit verdarb ihn auf irgendeine Weise. Er war erst seit zwei Monaten blind. Es war Pech. Tom war zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Er schlenderte zwanzig Meter von einer Boutique entfernt durch die Strasse, als diese in die Luft flog. Das Schaufenster zerbarst in Abertausende von Teilchen, die in alle Richtungen flogen. Tom flogen ein paar in die Augen und nahmen ihm so sein Augenlicht. Es war Glück im Unglück. Seine beiden Freunde und sein Vater, der alle zu einem Eis eingeladen hatte, hatten nicht das Glück gehabt, noch am Leben zu sein. Die beiden Freunde hatten einen wahren Hagel aus Glasteilen abbekommen, während sein Vater ein umhersirrendes Metallstück abbekam, was vermutlich ein Stück eines zerfetzten Kleidungsständers gewesen war. Es riss dem Vater den Hals auf, an dessen Wunde er verblutete.
Noch vier weitere Menschen waren als Opfer beteiligt. Doch die kamen einigermaßen unbehelligt davon.
Es war nun schon halb neun, als Mutter und Sohn das Haus verließen. Tom tastete sich vorsichtig durch die Straßen, während seine Mutter seine freie Hand hielt. Zehn Minuten später standen sie vor dem Kindergarten. Sie betraten gemeinsam den Eingang, an dessen Tür stand: Willkommen in der Kindertagesstätte "Affenhorde". Sie durchquerten einige Gänge und waren letztendlich in Toms Gruppe angelangt. Bei den "Wombats". Die Mutter verabschiedete sich bei ihrem Sohn und verließ das Gebäude. Die Erzieher nahmen Tom auch gleich in Gewahrsam und ließen ihn mit Topfschlagen spielen. Als Erster war Bruno dran, dann Ulrike. Jedes Mal, wenn sie ausgewählt wurden, bekamen sie einen Waschlappen um die Augen. Und jedes Mal, wenn sie mit dem Kochlöffel durch die Gegend krabbelten, schrien die anderen "heiß", oder "kalt", um zu helfen. Doch Tom konnte nicht helfen, er sah ja nicht einmal den Spieler. Das fand er ziemlich deprimierend. Als er an der Reihe war, wurde bei ihm auf den Waschlappen verzichtet. Auch den Kochlöffel bekam er nicht. Stattdessen musste er seinen Blindenstock zum Finden des Topfes benutzen. Auch sagte ihm niemand wie weit er vom Ziel entfernt war. Und als er den Topf gefunden hatte, wurden ihm die Süßigkeiten weggenommen. Er hörte Gekicher und schnelle Schritte, die sich rasch entfernten. Er wollte den Erzieher nicht rufen, denn er wollte nicht, dass man denke, er sei hilflos, was er im Grunde aber doch war und das wusste er. Tom stand auf und machte sich allein auf die Suche nach den Dieben. Vorsichtig tastete er sich durch die Gänge. Er hörte die Stimmen der Kinder, doch sie kamen von draußen. Sie waren also im Garten. Als er sich nach einiger Zeit gegen die Wand lehnte um zu horchen, streifte er einen Bilderrahmen. Er betastete das Bild und stellte fest, dass das Bild viele Erhebungen aufwies. Er erinnerte sich an das Bild. Es war eine Phantasiegestalt der etwas Böses anhaftete. Kurz gesagt, es war ein Monster. Ein Monster mit blutigen Zähnen. Es war nach Toms Meinung das beste Bild im Kindergarten "Affenhorde". Er wünschte sich, dass das Monster die Drecksplagen, die ihm die Süßigkeiten nahmen, jagen und auffressen würde. Das würde ihm sehr helfen. Aber er wusste, dass das nicht ging und stapfte mit ausgefahrenem Blindenstock weiter. Nur kurze Zeit später stand er vor einer Doppeltür. Er wusste nicht, ob dies die Tür zum Garten oder der Ausgang war. Tom beschloss einfach hindurchzugehen. Als er draußen war, hörte er Kinderstimmen. Ohne zu zögern lief er in Richtung dieser Stimmen. Er vergaß alles um sich herum und hatte nur noch seine Süßigkeiten im Kopf. Doch plötzlich hörte er eine Hupe. Es quietschte und dann traf ihn ein harter Schlag in seiner linken Seite. Tom wurde von den Füßen gehoben und flog fünf Meter über die Fahrbahn. Beim Aufprall knackte es hörbar im Rückenbereich. Er schlitterte noch weitere zwei Meter, ehe er liegen blieb. Ein nachtschwarzer Mitsubishi Eclipse hatte sein gesamtes Becken zertrümmert und seine Wirbelsäule ebenfalls. Der Fahrer stieg aus und rannte zu Tom. Er sprach Tom beruhigend zu, doch er hörte ihn nicht mehr. Er dachte noch einmal an die Kinder, die ihn beklaut hatten und an das Monsterbild. Doch der letzte Gedanke war die Erkenntnis, dass er die Ausgangstür und nicht die Tür zum Garten durchschritten hatte.

 

Hallo cerberus
Die Geschichte kann nicht funktionieren

Blinde und sehbehinderte Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren haben Anspruch auf Frühförderung nach dem SGB IX.
Die Frühförderung ist eine Maßnahme nach dem SGB IX und somit für die Eltern kostenfrei.

Da das Kind auch Opfer einer Gewalttat ist, hat es Ansprüche nach dem OEG.

Ein blindes Kind wird in diese Situation, wie du erzählst nicht kommen, weil es in entsprechenden integrativen Einrichtungen gefördert und versorgt wird.
Außerdem hat jeder normale Kindergarten eine Tür, die Kinder unter sechs alleine nicht öffnen können.

LG
GD

 

Was hat der Konflikt mit der Stulle mit seiner Blindheit zu tun? Warum gleich ein Bombenattentat, damit er sein Augenlicht verliert? Warum kriegt er keinen Topflöffel? Warum findet er die Süßigkeiten trotzdem? Warum darf er sie nicht behalten? Keine Betreuerin anwesend? Was soll das mit dem Monster?

Mein Eindruck ist, dass es dir vorallem wichtig ist Grausamkeit und Gewalt in die Story zu packen. Aber das Aufzählen von Grausamkeiten ergibt keine interessante Geschichte.

 

Hallo Cerberus,

ich habe an manchen Stellen gestutzt, eben wegen der "Unlogik" hier und da (behindertes Kind im Standardkindergarten, Differenziertheit der Überlegungen des Kindes in diesem Alter [bzw. die Wortwahl der Beschreibungen] etc.). Hab' ich eigentlich was verpasst? Von einem Bombenattentat ist nicht explizit die Rede, oder? Nur weil etwas in die Luft fliegt, sind nicht unbedingt Terroristen beteiligt ...
Sprachlich finde ich die Geschichte nicht durchgängig rund, da gibt es Überarbeitungsbedarf. Ein Beispiel:

Noch vier weitere Menschen waren als Opfer beteiligt. Doch die kamen einigermaßen unbehelligt davon.
"als Opfer beteiligt" finde ich ungelenk ("Es gab noch vier weitere Opfer" vielleicht?), "unbehelligt" in diesem Zusammenhang unpassend ("unversehrt"?)

Aber: ad 1) Das Unlogische ist nicht wichtig, denn es ist eine Geschichte aus der Rubrik "Seltsam" - und genau das dachte ich nicht nur an einer Stelle (z.B. "Seltsam, dass er als blinder Junge nicht in einem speziellen Hort und unter spezieller Betreuung ist"). ad 2) Ich finde die Geschichte von Inhalt und Ablauf her gelungen! Mit einigem Schliff und Aufpolierung könnte sie einen Kurzfilm à la Palahniuk abgeben ;)


Viele Grüße,

Sister

 

Hallo Cerberus

Ich bin zwar neu hier finde deine Geschichte jedoch sehr gut, auch wenn man es auch etwas ausarbeiten könnte, zum Beispiel finde ich es etwas Personenabweichend dass das Kind nicht nach dem Aufseher rufen will obwohl es sich bereits bei seiner Mutter so auffhürte als würde es sich nichts gefallen lassen.

Viele Grüße,

Airex01

 

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