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Das Paar

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14.10.2009
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Das Paar

Sie saßen in der Mitte des Schiffdecks auf einer Art Podest, das wohl bei bestimmten Kreuzfahrten als kleine Bühne diente. Vor ihren zwei Stühlen stand ein kleiner Tisch, auf dem eine Flasche teuerster Champagner und zwei Sektflöten standen.
Sie spielte lässig mit einer Haarsträhne, wodurch ihr blauer Ohrring klimperte. Sie hatte ihre Beine überschlagen und ihr langes, weißes Kleid flatterte leicht im Wind. Er trug ein hellblaues Hemd, die Ärmel waren hochgekrempelt und der oberste Knopf war offen. Seine weiße Hose passte perfekt zu dem weißen Kleid der Frau. Seine schwere, goldene Armbanduhr blitze in der Sonne. Man sah ihre Augen nicht, beide trugen große, schwarze Sonnebrillen. Er schenkte ihr Champagner nach. Sie stießen wieder an. Alle anderen Mitreisenden, die verteilt an den Tischen um das Paar herum saßen, beobachteten diese mit neidischen Blicken. Kaum jemand wand den Blick ab. Es schien, als würden sie das Paar mit ihren Blicken einziehen wollen. Der Mann fuhr sich durch die Haare, er genoss, wie alle förmlich an ihnen klebten. Seine Oberarmmuskeln formten sich leicht an dem dünnen Stoff des Hemdes ab. Eine Gruppe von Frauen des Nachbartischs war so fasziniert von der Schönheit des Mannes, so dass sie nicht bemerkte, wie das Wasser eines umgekippten Glases sich langsam auf dem Tisch verbreitete. Der Mann bemerkte dies unglücklicherweise und lächelte sie an. Worauf eine Frau aus Verlegenheit sich zu schnell abwendete und dabei die ganze Flasche umwarf. Die Begleiterin des Mannes schien von all dem nichts mitbekommen zu haben. Aber vielleicht war sie auch an so was gewöhnt. Der Mann beugte sich zu ihr herüber und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie streichelte ihm über die Wange. Es ging ein Raunen durch die Menschenmasse, als durch einen Windstoß, das weiße Kleid der Frau hoch geweht wurde und ein Stück gebräunte Haut des Oberschenkels für eine Sekunde sichtbar wurde. Sie legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel. Jeder Mann hätte mit ihm und jede Frau mit ihr tauschen wollen. Sie waren so schön und so glücklich, jedes andere Paar wirkte fahl und angestrengt dagegen.
Sie sahen beide auf die Uhr. Es war auf den Schlag genau 5 Uhr. Sie standen gleichzeitig auf und schüttelten sich die Hände und er drückte ihr hundert Euro in die Hand. Der Champagner und die Gläser wurden abgeräumt und die Frau ging. Und so wie eine neue Flasche Champagner kam, kam eine neue Frau in einem weißen Kleid. Sie setzte sich auf den freien Stuhl neben dem Mann. Sie lächelte und spielte mit einer Haarsträhne.

 

hi lila.,

zuerst dachte ich an so was wie die sprachliche umsetzung eines werbespots, dann, als der frau das glas umfiel (weil er so hinreißend schön ist, der poseur), musste ich lächeln, das war schon slapstick. also ab da gefiels mir richtig gut, grade auch, weil du die szenerie so schön bildlich beschrieben hast. das ende ist mir dann aber zu viel des guten, da wird eine tiefe angedeutet, die der text einfach nicht bietet.

das wohl bei bestimmten Kreuzfahrten als kleine Bühne diente.
füllwörter, kannste gefahrlos streichen

Vor ihren zwei Stühlen
klingt durch das zwei etwas ungelenk, dass es zwei sind, bekommt man später mit. ist für den leser eh nicht so wichtig, man kann sich die szenerie auch ohne die korrekte stuhlanzahl vorstellen.

Sonnenbrillen, blitzte
tippfehler sind einfach schade.

die verteilt an den Tischen um das Paar herum saßen
ist auch ohne die unterstrichenen passagen verständlich. immer schön komprimieren, damit die leser dabei bleiben.

wandte

Paar herum saßen, beobachteten diese
dieses, da es sich auf paar bezieht.

na ja, sind zwar kleinigkeiten, aber die machen in der menge doch was aus. würde der geschichte sicher gut tun, wenn du sie nochmal überarbeitest.

grüße
Kubus

 

Hallo lilalu!

Kurz, knackig und mit einem unerwarteten (wenn auch etwas unglaubwürdigen) Schluss. Vielleicht reicht es auch, wenn keine neue Frau hinzukommt?

Ich finde es gut, dass du den Neid thematisiert hast, dieses hässliche Tierchen, das wir alle zu ignorieren versuchen.

mit Lob,

Nico

 

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