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Das Rennen
Es war mondhelle Nacht auf einer Wiese nahe am Waldrand. Der junge Hengst zitterte am ganzen Körper. Er war die Prozetur zwar mittlerweile gewöhnt, dennoch konnte er sich mit diesem beißenden Geruch immer noch nicht anfreunden. Er tänzelte auf der Stelle. "Das ist hoffentlich das letzte Mal! Du und dein scheiß Aberglaube!" "Ja, ich verspreche dir, das wird das letzte Mal sein. Aber halt´ihn verdammt nochmal gefälligst still, sonst wird das nie was! Und ich glaube trotzdem, bis jetzt hat es geholfen!" Der junge Mann sah seine Freundin ungläubig an und beruhigte das große Pferd. Es dauerte einen Moment, dann stand das Tier still.
Am nächsten Mittag kamen sie auf der Rennbahn an. Die Fahrt hatte zwar nur vier Stunden gedauert, dennoch waren Mensch und Tier ziemlich geschlaucht. Sie ließen das Pferd in die für ihnen vorgesehene Box und verließen den Stall, um ihre Anwesenheit zu melden und die Anmeldungen für die verschiedenen Rennen auszufüllen.
Abends um halb acht fand das letzte Rennen statt. Die vorherigen zwei belegte er mit drei und danach mit zwei. Das junge Pärchen setzte alle Hoffnungen in das letzte Rennen. Das Pferd hatte zwar seinen Unterhalt für die nächsten zwei bis drei Monate schon gesichert, dennoch erhofften sie sich den Sieg.
Das Pferd wurde auf die Bahn geführt. Es tänzelte nervös herum und man hätte denken können, das es wusste, was nun von ihm verlangt wurde.
Die Startboxen schlossen sich und einen Bruchteil einer Sekunde später flogen die Türen auf und die Pferde jagten die Bahn entlang. Anfangs lag der junge Hengst weit abgeschlagen, doch dann holte er mit solcher Geschwindigkeit auf, dass man hätte denken können, die Hufe berühren den Boden nicht mehr und das Pferd fliegt nur so dahin.
Sie näherten sich der Zielgerade. Kopf an Kopf stürmten die zwei führenden Pferde die Bahn entlang. Der junge Hengst kam immer näher an das zweite Pferd und überholte schließlich dann auch noch das erste im fliegendem Galopp... Ziel...
Man konnte nicht sehen, wie es geschah. Der Hengst lag am Boden und röchelte nach Luft. Das weiße in seinen Augen stand gequält nach vorne. Seine letzten Atemzüge, konnte man ihm ansehen, waren sehr schwer und tief, bis er schließlich diesen leeren Ausdruck in den Augen hatte. Er hatte das Rennen gewonnen und dennoch hatte er verloren.
Die Ärzte untersuchten das tote Pferd auf Doping. Das einzigste, was sie fanden, war der Vogelgrippevirus H5N1 in seinem Blut. An den Hufen und Beinen des toten Tieres stellten sie Blut von Vögeln wie Adler und Bussard fest.
"Ich habe dir gesagt, ich würde das nicht tun!" Der junge Mann sah die bestürzte Besitzerin des toten Pferdes an. "Ich habe gedacht, es schützt ihn und verhilft ihm zum Sieg! Aber stattdessen habe ich ihn verloren. Es tut mir so Leid!"
Die Frau hatte von einem indianischen Zauber gelesen, bei dem man die Beine und Hufe des Pferdes mit Adler- und Bussardblut einreibt. Das Pferd soll danach förmlich fliegen können. Dieser Mythos wurde dem Pferd allerdings zum Verhängnis.