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Das Rennen
Pferde schnaubten, Menschen riefen Befehle und die Sonne brannte unerbittlich. Ich glaubte, in der Hitze umzukommen. Der Schweiß rann mir über das Gesicht.
Ich ging noch einmal um den Wagen herum, überprüfte jede Schraube. Alles war dort wo es hingehörte. Das Rennen konnte beginnen.
Ich stellte mich in die Mitte des Wagens und balancierte mein Gewicht aus. Ich nahm die Zügel der Pferde in die Hand und fuhr zum Start. Meine Brust schmerzen von dem Abschnüren aber was will man machen, wenn man als Frau startete und sich als Mann ausgab? Viel Essen und Training hatten mich zu einem " Fastmann " gemacht.
Wenn man genau hinsah, konnte man zwar die Wölbung einer Brust noch leicht erkennen aber wer guckte einem Mann schon auf die Brüste? Ich stellte mich neben zwei riesigen Männern auf. Alle hier waren kräftig und durchtrainiert und unter all diesen Kraftpaketen war ich. Eine nicht allzu kleine aber auch nicht allzu starke Frau.
Wenn heraus kommen würde, dass ich eine Frau war, würde man mich hinrichten. Aber dieses Risiko war ich bereit einzugehen. Ich war eine Kämpferin, schon immer. Ich wollte gewinnen, koste es, was es wolle. Meine Pferde tänzelten auf der Stelle, unruhig wartend auf das Startsignal. Ich konzentrierte mich auf die vor mir liegende Strecke. Sie war nicht schwieriger, als die auf der ich geübt hatte. Nur mit dem kleinem Unterschied, dass ich da alleine gewesne war.
Das Startsignal ertönte und ich liess meine Pferde laufen. Um mich herum war ein durcheinander von Hufen, Rädern und Menschen. Ich lenkte meine Pferde geschickt durch das Durcheinander nach vorn. Langsam klärte sich die Sicht. Vier Wagen waren vor mir. Ein leicht zu überwindendes Hindernis. Ich liess meine Pferde laufen. Sie machten die Arbeit von alleine. Ich musste bloss lenken. Ich überholte den ersten Wagen, den zweiten und auch den dritten mit Leichtigkeit. Der vierte war schwieriger. Er drängte mich immer ab, wenn ich versuchte ihn zu überholen. In der Kurve gelang es mir. Ich lenkte meine Pferde so nah wie eben ging an den Rand der Rennstrecke und nahm die Kurve ganz eng und überholte so den anderen Fahrer. Siegesgefühl breitetet sich in mir aus. Ich trieb meine Pferde in Übermut nach vorn und übersah den riesigen Stein auf der Rennbahn. Ich riss die Zügel nach rechts, aber eines der Räder ratschte am Stein entlang.Ein lautes Knacken ertönte und ich wurde nach vorne geschleudert und sah unter mir meine Pferde. Dann knallte ich auf den Boden und überschlug mich einige Male. Die Luft wurde mir aus den Lungen gepresst und ich hörte entsetzte Schreie aus dem Publikum.
Ich schmeckte ich Blut auf den Lippen. Es schmeckte süss. Ich richtete den Blick hoch und sah mein Wagen neben mir stehen. Ich richtete mich auf. Nur ein Wagen hatte mich überholt. Ich sprang auf und taumelte. Alles wurde schwarz aber ich hielt mich an meinem Wagen fest. Ich kletterte hinauf und griff nach den Zügeln, balancierte mein Gewicht aus. Sobald meine Pferde den gewohnten Griff spürten preschten sie vorwärts. Ich trieb sie an, bis an ihre Grenzen und schaffte es den Wagen vor mir, kurz vor der Ziellinie, zu überholen.
Das Publikum brach in Jubel aus und ich verstand, dass ich gewonnen hatte. Ich riss die Arme in Siegestaumel in die Luft und verlor den Halt und flog zum zweiten mal über meine Pferde. Diesmal krachte ich heftiger auf den Boden und rollte einige Meter durch den Staub. Meine Gewänder zerrissen und entblössten meinen weiblichen Körper. Es wurde totenstill im Stadion. Ich wurde aufgehoben und weggezogen. Ich war halb bewusstlos, versuchte aber zu begreifen was geschehen war. Ich würde sterben, das wusste ich. Aber ich hatte gewonnen. All diese Männer wurden von mir besiegt. Mir, der Frau. Ich musste auflachen. Komisch das ich lachte, obwohl ich sterben würden.
" Der Sieger. " Mein einer Arm wurde in die Luft gehalten und das Publikum tobte.
Gewonnen? Ich musste tot sein. Ich war eine Frau. Man sah meine Brust. Ich war zu verwirrt um zu begreifen, was gerade geschehen war. Mein Geist war noch benebelt von den Stürzen.
Ein Stupsen von hinten holte mich zurück in die Wirklichkeit. Ich drehte mich um und sah meinen Pferde. Ich streichelte jedes Einzelne und blickte an mir herab. Meine Gewänder waren zerrissen, nicht aber komplett kaputt, wie ich angenommen hatte. Ich hatte gewonnen. Ich begann herum zu hüpfen liess es aber gleich wieder. Männer taten so etwas nicht.
Die Siegerehrung lief an mir vorbei, wie ein Traum. Ich Gedanken war ich schon wieder zu Hause.
Ich war der Gewinner. Ich war glücklich. Einfach nur glücklich.