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Das schönste Geräusch der Welt

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04.10.2006
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Das schönste Geräusch der Welt

„Bitte“, sagte Herr Klein.
„Nein“, erwiderte Tanne.
„Nur einmal“, bettelte Herr Klein weiter.
„Nein“, adamantete Tanne.
„Nur einmal!“
„Nein!“
„Nur ein bisschen!“
„Nei-hen!“
„Warum nicht!“ quengelte Herr Klein weiter.
„Weil …“ - Tanne machte eine Pause, in der er sich aus der knienden Position erhob und sich zu dem hinter ihm stehenden Herrn Klein umdrehte - “… Herr Klein, weil ich der Handwerker bin und Sie der Kunde. Sie bezahlen mich dafür, dass ich eine handwerkliche Dienstleistung erbringe. Und nicht dafür, dass ich Sie hier mit Bauschaum rumspielen lasse.“
„Dafür kann ich Sie aber doch auch bezahlen“, wendete Herr Klein ein. Er schaute – nomen est omen – zu Tanne hinauf, der ihn um gut eineinhalb Köpfe überragte.
„Ja, aber wenn dann irgendetwas nicht mit der Arbeit in Ordnung ist, dann haben Sie auch keinerlei Gewährleistung“, gab Tanne mit in die Hüften gestemmten Händen zurück. „Dann kann ich keine Garantie dafür übernehmen, dass auch alles so gemacht ist, wie es gemacht werden muss. Ich muss den Hohlraum selbst ausschäumen, das kann ich nicht Sie machen lassen. Oder wollen Sie auf alle Garantieansprüche verzichten?“ Als er sah, dass Herr Klein drauf und dran war, dies zu bejahen, setzte Tanne schnell hinzu: „Glauben Sie, ihre Frau möchte auf alle Garantieansprüche verzichten?“
Herr Klein zögerte, offenbar sogar dazu entschlossen, den Weg des sicheren Todes einzuschlagen, besann sich dann aber seufzend. „Na gut“, gab er klein bei. Er sah ehrlich betrübt aus.
Tanne ging wieder in Stellung und schäumte den Hohlraum unter dem Dielenboden weiter aus. Pschschschschschschscht! Er blickte kurz auf und sah die Reflektion von Herrn Klein im Glas des Fensters, unter dem er arbeitete. Der Mann stand hinter ihm, ein breites, entrücktes Lächeln auf dem Gesicht, den Kopf in verträumter Schieflage und den Blick versonnen ins Nichts gerichtet. Was für ein … Tanne wusste nicht, was man zu so jemandem sagen konnte. Seit dem Moment, an dem Tanne begonnen hatte, mit dem Bauschaum zu arbeiten, hatte er den bis dahin desinteressierten Herrn Klein im Nacken sitzen gehabt. Auch jetzt glaubte er den Atem seines Kunden im Nacken zu spüren.
„Vielleicht …„
„Aaaaah!“ brüllte Tanne auf, zu Tode erschrocken von der Stimme Herrn Kleins, die unmittelbar neben seinem Ohr erklungen war. Er sprang auf, packte Herrn Klein am Kragen, um ihn ... und … ließ ihn wieder los. Er war immerhin Kunde. „Sind Sie wahnsinnig, mich so zu erschrecken?“
„Ich … nein, ich dachte nur, vielleicht können Sie mir ja vielleicht eine von den Dosen da lassen, damit ich dann nachher ein bisschen schäumen kann, ja?“
„Herr Klein?“ fragte Tanne.
„Ja?“
„Sind Sie wahnsinnig geworden?“
„Nein?“ fragte Herr Klein, unsicher, ob es sich hierbei wohl um die richtige Antwort handeln mochte.
„Nein?“
„Nein“, behauptete Herr Klein jetzt mit größerer Selbstgewissheit.
„Dann tun Sie das bitte … nie … wieder. Ja?“
„Ja.“
„Gut.“
„Und können Sie mir denn eine von den Dosen da lassen?“
„Wenn Sie mich jetzt in Ruhe fertig arbeiten lassen, Herr Klein, dann lasse ich Ihnen auch hundert Dosen Bauschaum da.“ Im gleichen Augenblick bereute Tanne, das gesagt zu haben. Herr Klein strahlte.

„Köhler“, sagte der ältere schnauzbärtige der beiden Beamten, die vor Tannes Wohnungstür in der zweiten Etage standen. „Und mein Kollege Bricht.“ Da der Kollege, ein ernst blickender, vielleicht fünfundzwanzigjähriger Beamter in Uniform, nichts dergleichen tat, nahm Tanne an, dass es sich dabei um seinen Namen handelte. „Polizei“, fügte Köhler überflüssigerweise hinzu.
„Ja“, bestätigte Tanne, weil er das genauso sah.
„Sind Sie Herr Christoph Tanne?“
„Ja“, gestand Tanne, weil dem so war.
„Kennen Sie einen Herrn Hans Klein?“
Tanne schwieg. Dann sagte er: „Nicht als solchen.“
Köhler stutzte, während Bricht sich nichts anmerken ließ. „Was heißt das?“ hakte Köhler nach.
„Ich kenne keinen Hans Klein als Hans Klein. Ich kenne ein paar Kleins, aber ich weiß nicht, ob einer von denen Hans heißt, heißt das“, erläuterte Tanne.
„Sie haben gestern Vormittag bei Herrn Klein eine Reparatur vorgenommen, Herr Tanne“, sagte Bricht zwischen professionell zusammengebissenen Zähnen.
„Dann kenne ich ihn. Das ist also Hans Klein.“
„Leider nicht mehr“, knirschte Bricht und Köhler warf ihm einen mahnenden Blick zu.
„Herr Klein wurde heute Nachmittag von seiner Frau tot aufgefunden“, sagte Köhler.
„Oh“, trug Tanne dazu bei, in Ermangelung sinnvollerer Kundgaben.
„An der Sache ist etwas merkwürdig“, fuhr der Beamte fort. „Herr Klein wurde nämlich tot aufgefunden in einer Badewanne voller bereits aushärtendem Bauschaum.“
„Ah“, sagte Tanne, weil er dies für den sinnvolleren Beitrag hielt. Die Alternative war, in Gelächter auszubrechen. Bricht und Köhler machten nicht den Eindruck, als hätte ihnen das gefallen.
„Dem Stand der Ermittlungen zufolge hat Herr Klein die Badewanne mit Bauschaum gefüllt. Das Badezimmer der Kleins ist recht klein und Fenster wie Türe waren geschlossen. Aufgrund der Lösungsmittel im verwendeten Bauschaum der Marke … hm, Thorsten?“
„Pfuscher“, assistierte Bricht seinem Kollegen.
„Der Marke ‚Pfuscher’ …“, fuhr Köhler fort. „… hat Herr Klein das Bewusstsein verloren und ist in die von ihm zuvor befüllte Wanne gestürzt. Dort ist er dann … sozusagen … ertrunken. Oder erstickt.“
„Bedauerlich“, artikulierte Tanne zurückhaltend.
„Weshalb wir Sie aufsuchen, Herr Tanne“, griff nun Bricht mit bissigerem Tonfall in die Unterhaltung ein. „Können Sie uns vielleicht erklären, woher Herr Klein insgesamt achtundzwanzig Dosen mit Bauschaum der Marke ‚Pfuscher’ hatte?“
„Siebenundzwanzig“, sagte Tanne. „Eine von den Dosen ist von ‚Rausch’.“ Brichts Blick war bestimmt im Spiegel geübt worden. „Die Dosen hatte er von mir.“
„Warum achtundzwanzig Stück?“ fragte Köhler.
Ich hatte keine hundert, dachte Tanne. „Er hat sie mir abgekauft“, erklärte Tanne notgedrungen. „Er wollte sie gerne haben. Ich weiß nicht wofür.“
„Haben Sie sich nicht gewundert?“ wollte Köhler wissen.
„Doch. Aber Herr Klein war Kunde. Warum sollte ich ihm keinen Bauschaum verkaufen?“ Die Beamten schwiegen. „Mein Gott, der Mann war volljährig“, fügte Tanne hinzu, woraufhin Bricht wieder tief in die Blickkiste griff.
Köhler schürzte nachdenklich die Lippen, fuhr sich dann mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand über den Schnurrbart und sagte dann: „Gut, Herr Tanne. Ich denke, das war es für den Moment. Ich möchte Sie dennoch bitten, sich zu unserer Verfügung zu halten, sollten wir noch weitere Fragen an Sie haben.“
„Sie wissen, wo Sie mich finden“, erwiderte Tanne. „Schönen Tag noch.“
Die Beamten erwiderten den Gruß und polterten die Treppe hinunter. Tanne trat in seine Wohnung zurück und schloss die Tür. Er schüttelte den Kopf, ein Lächeln umspielte seine Lippen. Vor seinem geistigen Auge stand Herr Klein inmitten von Bauschaumdosen in der Tür seiner Wohnung und strahlte über das ganze Gesicht, der glücklichste Mensch aller Zeiten. Dieses Geräusch, hatte er Tanne erklärt, als sie zusammen zu seinem Kastenwagen gegangen waren, um die Dosen zu holen, dieses Geräusch - pschschschscht - sei wirklich das allerschönste Geräusch auf der ganzen Welt. Tanne hatte geschwiegen. Immerhin war Herr Klein Kunde, und Kunden nannte man nicht bescheuert.
Aber der Mann hatte ja keine Ahnung gehabt. Von Bauschaum nicht, und nicht von Geräuschen. Tanne ging in seine Küche und schaltete das Radio wieder ein, das er ausgeknipst hatte, als die Beamten geläutet hatten. Das schönste Geräusch der Welt! Ausgerechnet Bauschaum!? „Was für ein Trottel“, murmelte Tanne und nahm am Küchentisch Platz. Er drehte das Radio, aus dem nur atmosphärisches Rauschen zu hören war, etwas lauter, lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück und seufzte glücklich. Armer Irrer, dachte Tanne, während er konzentriert dem vielschichtigen Knacken, Rauschen und Knirschen des Radios lauschte.
Armer Irrer.

 

Hi bvw,

ich kapier den Witz nicht. Zuerst dachte, ich, es käme irgendeine Pointe, die erklärt, was Tanne daran so witzig findet, aber ... hä? :confused: Oder liegts nur an mir wieder?

Die Szene mit den Polizisten find ich unrealistisch. Die gehen zu früh.

Dann die Namen ... Klein gibt klein bei, das hatte was. Aber Christoph Tanne? ich hoffe, das hat nichts mit nem Christbaum zu tun -.-
Köhler Bricht ... wenn das Absicht war, ist es ein dummes, aber lustiges Wortspiel ;)

Insgesamt für mich eher kein Anwärter auf den Posten ;)

Oh, aber der Einstieg, der ist RICHTIG gut! :thumbsup:

Tserk!

 

Hallo!

Die Geschichte könnte man so beschreiben: sehr guter Beginn, ganz schwaches Ende.

Im Gegensatz zu Tserk finde ich nicht seltsam, dass die beiden Polizisten nach kurzer Zeit und (irgendwie unnützer) Fragerei gehen, sondern, dass sie überhaupt an dem Abend auftauchen. Ich weiß, Humor muss keinen logischen Hintergrund haben, aber es stößt mir vielleicht auf, weil diese Szene wenig lustig ist.

Wie auch immer, der gelungene erste Abschnitt bleibt gelungen.

Beste Grüße

Nothlia

 

Tserk.

... hä? Oder liegts nur an mir wieder?

Ja, wieder. An Dir. Ausschließlich.

Die Szene mit den Polizisten find ich unrealistisch. Die gehen zu früh.

Nee, eigentlich kommen die zu früh. Da gebe ich Nothlia recht.

Dann die Namen ... Klein gibt klein bei, das hatte was. Aber Christoph Tanne? ich hoffe, das hat nichts mit nem Christbaum zu tun -.-

Klein ist auch klein. Aber eigentlich heißt er nur so. Wie auch tanne, der auch so heißt. Ob er einen Christbaum hat, weiß ich nicht, glaube es aber auch nicht, weil er Junggeselle ist, und die besorgen sich normalerweise ja keinen Christbaum.

Köhler Bricht ... wenn das Absicht war, ist es ein dummes, aber lustiges Wortspiel

Ja, lustig, nicht. Und so dumm. Ich habe vielleicht gelacht. :lol:

Insgesamt für mich eher kein Anwärter auf den Posten

Dazu hast Du meine uneingeschränkte Zustimmung.

Oh, aber der Einstieg, der ist RICHTIG gut!

Dazu auch.

@Nothlia:

Die Geschichte könnte man so beschreiben: sehr guter Beginn, ganz schwaches Ende.

Muß es denn ganz schwach sein? Vielleicht ist der Schluß einfach nur schwächer?

Ich gebe ja zu, daß ich nicht auf eine Pointe hingearbeitet habe, ich fand nur die Vorstellung, daß jemand seiner Leidenschaft für Bauschaum tragisch erliegt nicht ganz unamüsant. Daß das letztlich nicht so elegant gelöst ist, da kann ich doch nichts für, sondern der Arsch, der das blöde Thema vorgegeben hat ... vielleicht hätte ich doch die indischen Elefanten nehmen sollen ... oder Tserk! ;)

Ich gebe aber unumwunden zu, daß die Polizei überraschend schnell schaltet. Und habe deshalb erwirkt, daß sie erst am folgenden Tag kommen müssen.

Danke an euch beide für's konsumieren.

Gruß
bvw

 

Hallo Brüderchen

Wenn ich bei einer Geschichte mehrmals schmunzeln und zweimal sogar laut lachen muss, dann gilt klar und eindeutig: Absolut gelungen!
Ist zwar schon so, dass die erste Hälfte gelungener ist als die Zweite, aber auch der zweite Teil war humormässig überdurchschnittlich.
Deine Wortkreationen sind zwar manchmal etwas „nicht von dieser Welt“, aber mehrheitlich gelungen.
Die Charaktere „Klein“ und „Tanne“ konnte man sich prima vorstellen. Vorallem männliche Klein’s in dieser Art kennt man ja zur Genüge.


irgendetwas nicht mit der Arbeit in Ordnung ist
irgendetwas mit der Arbeit nicht in Ordnung ist

das Bedürfnis unterdrückt, aufgeregt zu sein.
Na ja, ein Bedürfnis ist das ja nicht gerade.

fraget Köhler
fragte

telegrammierte
hä?

betrachtete interessiert sich die Raufasertapete
„sich“ ist überflüssig.

Witzig geschrieben, gute Pointe und auch gute Charakterisierung der Prots.

Für mich ein absoluter Anwärter…

Gruss Rolf

 

Hallo BvW,

ich verstehe, dass Tanne lacht. So kindlich naiv, wie Klein ihn wegen des Bauschaums genervt hat, finde ich das eine plausible Reaktion der Schadenfreude.
Insofern finde ich die Geschichte kruzweilig und amüsant.
Details:

„Nein“, adamantete Tanne.
Da man unter Adamant ein fiktives sehr hartes Gestein versteht, frage ich mich gerade, ob du das hier zum Verb umgeformt hast, um die Härte der absage darzustellen?
“ … Herr Klein, weil ich der Handwerker bin
falsches Leerzeichen
Sie bezahlen mich dafür, dass ich an Ihnen eine handwerkliche Dienstleistung erbringe
an ihm? Ist er Arzt oder Friseur? Was macht er dann mit Bauschaum?
„Dafür kann ich sie aber doch auch bezahlen“
Anrede Sie
Er blickte kurz auf und sah die Reflektion von Herrn Klein im Glas des Fensters
Reflexion
Das Badezimmer ist recht klein und allem Anschein nach war das Fenster und die Türe geschlossen.
Plural, auch wenn es nur ein Fenster gibt, ist es eine Aufzählung. Zwei Dinge waren geschlossen. Artikel würde ich dabei weglassen.
Aufgrund der Lösungsmittel hat Herr Klein vermutlich das Bewußtsein verloren
Bewusstsein
und kämpfte mannhaft eine emotionale Welle nieder, die über ihm zusammenschlagen drohte.
zusammenzuschlagen
Bricht betrachtete interessiert sich die Raufasertapete im Hausflur.
sich
„Tschüs.“
Tschüss
Aber das war ihm der Spaß rückblickend irgendwie wert gewesen.
gewesen flascher Tempus.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo, Rolf.

Ha, es tut gut, sowas zu hören. Ich gebe gerne zu, daß die zweite Hälfte konzeptionell nicht so stark ist wie die erste, aber wirklich schlecht fand ich sie auch nicht. Und zu hören, daß sie unterdurchschnittlich überdurchschnittlich ist, baut einen ja schon wieder auf. :D

Zitat:
irgendetwas nicht mit der Arbeit in Ordnung ist

irgendetwas mit der Arbeit nicht in Ordnung ist


Nee, lass mal, das ist doch direkte Rede, da sagt man manchmal so Zeug. :)

Zitat:
das Bedürfnis unterdrückt, aufgeregt zu sein.

Na ja, ein Bedürfnis ist das ja nicht gerade.


Doch, aber ein körperliches. Es gibt ja so Situationen, in denen der Körper unbedingt aufgeregt sein will, so mit roten Ohren und so. Und das meinte ich hier.

Zitat:
fraget Köhler

fragte


Hm, hierzu fällt mir keine Rechtfertigung ein, einfach falsch. Wird geändert!

Zitat:
telegrammierte

hä?


Ja, halt Telegrammstil, nicht mehr Worte machen, als unbedingt nötig. Steht nicht im duden, aber "adamanten" steht da ja auch nicht ...

Zitat:
betrachtete interessiert sich die Raufasertapete

„sich“ ist überflüssig.


Da hast Du Dich recht. Wech damit!

Vielen Dank für's Lesen und Mögen.

Hoi, Sim!

Gottseidank! Ich fand es eigentlich plausibel, daß Tanne einen Lachanfall bekommt ... dachte schon, ich wär ein schlechter Mensch ... aber jetzt sind wir schon zu zweit ... ;)

Zitat:
„Nein“, adamantete Tanne.

Da man unter Adamant ein fiktives sehr hartes Gestein versteht, frage ich mich gerade, ob du das hier zum Verb umgeformt hast, um die Härte der absage darzustellen?


Korrekte Annahme. Der Engländer kennt ja sogar die Wendung "he was adamant", was genau das bedeutet: hart bleiben, ungerührt bleiben.

Zitat:
“ … Herr Klein, weil ich der Handwerker bin

falsches Leerzeichen


Wow, daß Dir sowas auffällt! Ich weiß, daß da keins hingehört, aber ich habe bis gerade eben auch keins gesehen!

Zitat:
Sie bezahlen mich dafür, dass ich an Ihnen eine handwerkliche Dienstleistung erbringe

an ihm? Ist er Arzt oder Friseur? Was macht er dann mit Bauschaum?


Ihm ist das Haargel ausgegangen ... nee, hast natürlich recht, das "an Ihnen" werde ich wohl mal besser rausnehmen.

Zitat:
„Dafür kann ich sie aber doch auch bezahlen“

Anrede Sie


I agree.

Zitat:
Er blickte kurz auf und sah die Reflektion von Herrn Klein im Glas des Fensters

Reflexion


I disagree. Ich reflektiere doch auch. Jedenfalls habe ich noch nie reflexiert. Jedenfalls noch nie, wenn ich mich irgendwo gespiegelt habe.

Zitat:
Das Badezimmer ist recht klein und allem Anschein nach war das Fenster und die Türe geschlossen.

Plural, auch wenn es nur ein Fenster gibt, ist es eine Aufzählung. Zwei Dinge waren geschlossen. Artikel würde ich dabei weglassen.


Fenster und Türe waren geschlossen. Klingt gut. Genommen.

Zitat:
Aufgrund der Lösungsmittel hat Herr Klein vermutlich das Bewußtsein verloren

Bewusstsein


Bei mir, der ich mich hinreichend renitent gegen von oben verordnete Rechthabeschreibung verwehrte, heißt das weiterhin Bewußtsein. Naja, okay, ich macht Bewusstsein draus ...

Zitat:
und kämpfte mannhaft eine emotionale Welle nieder, die über ihm zusammenschlagen drohte.

zusammenzuschlagen


Wollte Dich eigentlich auch schonmal wer zusammenschlagen, weil Du immer solche Fehler findest? ;)

Zitat:
Bricht betrachtete interessiert sich die Raufasertapete im Hausflur.

sich


Ja, ich weiß es doch schon! Kommt weg.

Zitat:
„Tschüs.“

Tschüss


Nein, Tschüs, mit langem "ü".

Zitat:
Aber das war ihm der Spaß rückblickend irgendwie wert gewesen.

gewesen flascher Tempus.


Aber vollkommen flasch. Kommt weg.

Lieben Dank fürs Lesen, Lachen und Errata.

Gruß
bvw

 

Moin bvw,


Der Anfangsdialog ist grandios und bis achtzehn Uhr dreizehn ist es dann auch wirklich eine echt gute Geschichte.
In der Szene mit den Polizisten passiert dann aber leider nicht mehr sonderlich viel. Die Idee, daß der Typ sich mit dem Zeug in der Wanne einen schönen Abend macht und dabei draufgeht, ist gut, aber das hättest du sicher irgendwie schmissiger präsentieren können.
Schlecht ist der zweite Teil nicht (was vor allem am Stil liegt), aber inhaltlich leider etwas dünn und daher fällt er vom Anfang recht deutlich ab.
Find ich.

Hat mir aber trotzdem gefallen, die Geschichte.

 

Hallo brudervomweber

Ich halte es mit rolf und sim: Wenn ich als Leser lachen muss (und ich meine wirklich Lachen, so mit Geräusch- und Unverständniserzeugen bei den anderen anwesenden Familienmitgliedern.) dann ist das schon ein Gradmesser.

Prima Kopfkino, dass du mir da servierst! Wie der hippelige Klein den armen Handwerker bedrängt, wie die Geschichte mit geschickt gesetzten Rückblenden ihren tragisch komischen Gang nimmt, das hat mir sehr gut gefallen.

kurz&gut: Hat meinen Geschmack voll getroffen und ist für mich, wenn auch nicht der einzige, klar ein Anwärter auf den Preis.

Einziger Kritikpunkt:

„Aaaaah!“ brüllte Tanne auf, zu Tode erschrocken von der Stimme Herrn Kleins, die [...] ließ ihn wieder los. Er war immerhin Kunde. „Sind Sie wahnsinnig, mich so zu erschrecken?
„Ich … nein, ich dachte nur, vielleicht können Sie mir ja vielleicht eine von den Dosen da lassen, damit ich dann nachher ein bisschen schäumen kann, ja?
„Herr Klein?“ fragte Tanne.
„Ja?“
Sind Sie wahnsinnig geworden?
„Nein?“ fragte Herr Klein, unsicher, ob es sich hierbei wohl um die richtige Antwort handeln mochte.
„Nein?“
„Nein“, behauptete Herr Klein jetzt mit größerer Selbstgewissheit.
„Dann tun Sie das bitte … nie … wieder. Ja?“
Das zweite sind sie Wahnsinnig nimmt mMn den Bezug auf das Überlassen der Dosen, da verwirrte mich dann doch, dass er sich noch einmal auf das Erschrecken bezieht.

Gruss dot

 

Hallo, gnoebel.

Ich bin ja überglücklich, daß der Anfang zumindest so gut ankommt. Mit der zweiten Hälfte war ich auch vor dem Posten nicht 100%ig zufrieden, aber so schlecht ist sie meiner Ansicht nach auch nicht. Vielleicht sieht sie nur neben dem "grandiosen" (wow, danke!) Anfang so schlecht aus. Ich hatte überlegt, ob ich statt dieser Variante Herrn Klein beim ungewollten Bauschaumsuizid begleite, aber das fand ich dann doch ein bißchen zu ... platt? .... voyeuristisch? ... unlustig? Irgendwas davon.

Herzlichen Dank für's Lesen und Rückfüttern.

Hi, dotslash.

Auch der zweite Teil hat Dir gefallen? Nnnnnja! Dankeschön. (Nein, schreib jetzt bitte nicht zurück, daß der erste teil besser war und alle rausgerissen hat, laß mich einfach in der Illusion, der zweite Teil könne auch was!) ;)

Insbesondere das mit dem Kopfkino nehme ich als Auszeichnung gerne entgegen, denn darum geht es ja beim Schreiben allgemein und beim Spaßmachen im Besonderen: Daß man da was sieht vor dem geistigen Auge.

Deine Verwirrung kann ich nachvollziehen, so wie Du das zweite "Sind Sie wahnsinnig geworden?" einordnest. Interessant, daß das so auch klappt. Ich hatte es aber ganz phantasielos wieder auf das Erschrecken bezogen. Daß der Aspekt eines potentiellen Wahnsinns angesichts der Hingabe ans Schäumen aufkommen könnte, ist aber natürlich mehr als plausibel.

Merci vielmals.

Gruß
bvw

 

Hallo bvw,

ich schließe mich den meisten anderen an: Supereinstieg, flaches Ende.
Ungeschickt fand ich die Stelle, als die Polizisten auftauchen
und du das Lachen schon einmal vorneweg nimmst:

Es war achtzehn Uhr dreizehn, Tanne stand am Fenster seiner Wohnung im zweiten Stockwerk und schaute hinab zu dem Streifenwagen, der gerade aus der Parklücke setzte und davonfuhr. Es schüttelte ihn, seine Schultern bebten, sein ganzer Oberkörper zuckte unkontrolliert. Tannes Gesicht war rot und seine Wangen glänzten nass vor Tränen. Er hatte sich so zusammennehmen müssen. Jetzt brach es aus ihm heraus.

Später kommt dann nochmal:
Dann lief er in Windeseile in sein Wohnzimmer, grapschte sich aufs Geratewohl ein Sofakissen und hielt es sich vor das Gesicht. Und brüllte hinein vor Lachen. Tanne heulte und kreischte, er rollte sich auf dem Boden. Er entfernte das Kissen. Keuchend rang er nach Atem. Und lachte dann wieder. Dann erhob er sich und trat ans Fenster, von unkontrollierten Lachkrämpfen geschüttelt, und sah den beiden Beamten dabei zu, wie sie davonfuhren.

Das wiederholt sich zu sehr und erzählt nix Neues. Dadurch, dass du schon vom Lachen erzählst, bevor die Polizisten ihre Story erzählen, nimmst du für mein Empfinden viel Dampf aus der Geschichte.

Ich würde den zweiten Teil umbauen.

Erstmal bekommt man das nicht mit, dass Tanne das lustig findet, so lange die Polizisten vor Ort sind. Dann würde ich diesen Abschnitt einfügen:

Vor seinem geistigen Auge stand Herr Klein inmitten von Bauschaumdosen in der Tür seiner Wohnung und strahlte über das ganze Gesicht, der glücklichste Mensch aller Zeiten. Dieses Geräusch, hatte er Tanne erklärt, als sie zusammen zu seinem Kastenwagen gegangen waren, um die Dosen zu holen, dieses Geräusch - pschschschscht - sei wirklich das allerschönste Geräusch auf der ganzen Welt. Tanne hatte geschwiegen. Immerhin war Herr Klein Kunde, und Kunden nannte man nicht bescheuert.
Erst dann würde ich zeigen, dass er sich amüsiert. Erstmal nur die Schulter zucken lassen, sich langsam schütteln und dann erst loslachen.
Das würde den hinteren Teil zwar verändern - für dich ohne allzuviel Arbeit - wäre für mich als Leser dann aber überraschender und somit auch witziger.

„Es ist etwas kurios“, fuhr der Beamte fort. „Herr Klein wurde nämlich gefunden in einer bereits aushärtenden Badewanne voller Bauschaum.“
gefunden an den Schluss. Oder willst du den Beamten extra mit schlechtem Deutsch so darstellen ;) ?

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo, Bernadette.

Ja, der zweite Teil ...

Ich hatte eigentlich gar nicht vor, eingangs der zweiten Hälfte das Lachen schon mal einzuführen, sondern wollte ein wenig Verwirrung stiften: Immerhin sind die Symptome, die Tanne zeigt, ja auch auf ein sich Bahn brechendes Weinen zu beziehen. Okay, dass das in der Rubrik Humor nicht unbedingt die erste Assoziation sein dürfte, ist irgendwie schon klar. Aber ich hatte eben die Hoffnung, dass dieser red herring irgendwie geschluckt wird. Darum auch die tränennassen Wangen. Darum wiederhole ich mich eigentlich nicht, bzw. ich wollte mich nicht wiederholen.

Vielleicht muss ich das irgendwie noch anders machen … für deine Anregung jedenfalls Danke, das lass ich mir noch durch den Kopf gehen. Aber erst mal werde ich an der Geschichte nix ändern, weil ja noch die Ausscheidung läuft. Da kann ich ja meinen Wettbewerbsbeitrag nicht nach Herzenslust pimpen! Hernach muss ich mir von Tserk noch vorwerfen lassen, ich hätte gedopt! :D

Zitat:
„Es ist etwas kurios“, fuhr der Beamte fort. „Herr Klein wurde nämlich gefunden in einer bereits aushärtenden Badewanne voller Bauschaum.“

gefunden an den Schluss. Oder willst du den Beamten extra mit schlechtem Deutsch so darstellen?


Da haben wir wieder die Sache mit der direkten Rede: Der Beamte spricht nicht schlechtes Deutsch, der spricht einfach. Hast Du mal Leuten zugehört? Was die für Zeug von sich geben? Da nehme ich mir mitunter bei der Formulierung direkter Rede ein paar gemessen am tatsächlich im Alltag Gesprochenen harmlose Eigentümlichkeiten heraus. Solche zum Beispiel. Oder den von rolf angemerkten Stellungsfehler.

Danke für’s Lesen!

Lieben Gruß
bvw

 

Hallo brudervomweber!

Eine skurrile Situation hast Du auf jeden Fall geschaffen, wobei ich den anderen zustimme, daß der zweite Teil noch nicht so gelungen ist. Besonders sein Weinen kommt nicht so richtig echt rüber. Wenn Du das glaubhafter machen willst, dann laß ihn erst ein paar Schuldgefühle haben, weil er ihm ja schließlich die Dosen verkauft hat, bevor er sie wieder über den Haufen schmeißt. So, wie Du das erzählst, kommt es nicht ganz glaubhaft rüber. Wo Du schreibst, er mußte sich zusammenreißen, dachte ich auch eher daran, daß er sich das Lachen zurückhalten wollte, um nicht verdächtig zu erscheinen.

Aber erst mal werde ich an der Geschichte nix ändern, weil ja noch die Ausscheidung läuft. Da kann ich ja meinen Wettbewerbsbeitrag nicht nach Herzenslust pimpen!
Und warum solltest Du sie deshalb nicht noch verbessern? Finde ich ja eine sehr seltsame Einstellung … :susp: Warum sollten die nächsten Leser nicht die verbesserte Version lesen, sondern sich in ihren Anmerkungen wiederholen?

Meine Anmerkungen jedenfalls hier der Reihe nach, und ich würd mich schon freuen, wenn ich sie nicht umsonst geschrieben habe:

»„Warum nicht!“ quengelte Herr Klein weiter.«
– nicht!“, quengelte

»Tanne machte eine Pause, in der er sich aus der knienden Position erhob und sich zu dem hinter ihm stehenden Herrn Klein umdrehte - “… Herr Klein,«
– umdrehte. „Herr Klein, …
– auf jeden Fall würde ich das zweite »sich« streichen und evtl. reicht es auch, wenn Du nur schreibst, daß er sich umdrehte, denn daß er sich zu Herrn Klein umdreht, geht aus der direkten Rede und dem Zusammenhang hervor. Also: in der er sich aus der knienden Position erhob und umdrehte. „Herr Klein, …“

»weil ich der Handwerker bin und Sie der Kunde. Sie bezahlen mich dafür,«
– die Kursivstellen sind meiner Meinung nach nicht notwendig, besonders bei »Sie bezahlen mich dafür« finde ich sie gar nicht passend.

»„Glauben Sie, ihre Frau möchte auf alle Garantieansprüche verzichten?“«
Ihre Frau

»Der Mann stand hinter ihm, ein breites, entrücktes Lächeln auf dem Gesicht, den Kopf in verträumter Schieflage und den Blick versonnen ins Nichts gerichtet.«
– Vorschlag: richtete er den Blick versonnen ins Nichts.

»Tanne wusste nicht, was man zu so jemandem sagen konnte.«
– wie man so jemanden bezeichnen/nennen könnte

»hatte er den bis dahin desinteressierten Herrn Klein im Nacken sitzen gehabt. Auch jetzt glaubte er den Atem seines Kunden im Nacken zu spüren.«
– die Wiederholung von »im Nacken« würde ich überdenken, macht sich meiner Meinung nach nicht so toll

»„Vielleicht …„«
– falsches schließendes Anführungszeichen

»„Aaaaah!“ brüllte Tanne auf, zu Tode erschrocken von der Stimme Herrn Kleins, die unmittelbar neben seinem Ohr erklungen war. Er sprang auf,«
– „Aaaah!“, brüllte
– »brüllte … auf« und »sprang auf« sind zwei ähnlich klingende Satzanfänge direkt hintereinander, würde ich ändern. Zum Beispiel, indem Du den ersten Satz ganz umformulierst, sodaß er nicht chronologisch rückwärts erzählt wird: Das Erklingen von Kleins Stimme unmittelbar neben seinem Ohr ließ Tanne zu Tode erschrecken. „Aaaah!“, brüllte er, sprang auf und …

»„Sind Sie wahnsinnig, mich so zu erschrecken?“
„Ich … nein, ich dachte nur, vielleicht können Sie mir ja vielleicht eine von den Dosen da lassen, damit ich dann nachher ein bisschen schäumen kann, ja?“
„Herr Klein?“ fragte Tanne.
„Ja?“
„Sind Sie wahnsinnig geworden?“«
– Daß er ihn gleich zweimal fragt, ob er wahnsinnig geworden ist, finde ich zuviel, zumal das schon einmal etwas übertrieben ist.
– Das zweite »vielleicht« ist auch zu viel – falls es Absicht war: Ich finde nicht, daß es notwendig ist,

»„Nein?“ fragte Herr Klein, unsicher, ob es sich hierbei wohl um die richtige Antwort handeln mochte.«
– „Nein?“, fragte
– »wohl« würde ich streichen: ob es sich hierbei um die richtige Antwort handelte.

»jetzt mit größerer Selbstgewissheit.«
– wäre eher für »Selbstsicherheit«

»„Und können Sie mir denn eine von den Dosen da lassen?“«
– zusammen: dalassen

»„Wenn Sie mich jetzt in Ruhe fertig arbeiten lassen, Herr Klein, dann lasse ich Ihnen auch hundert Dosen Bauschaum da.“«
– die Wiederholung von »lassen« wäre einfach aus dem Weg zu räumen: dann können Sie auch hundert Dosen Bauschaum haben.

»Schwere Schritte hatten sich die Treppe hinaufgeschleppt, und als zwei uniformierte Polizeibeamte auf dem Treppenabsatz aufgetaucht waren, hatte Tanne das Bedürfnis unterdrückt, aufgeregt zu sein.«
– heraufgeschleppt
– ähm, das Unterdrücken des Bedürfnisses, aufgeregt zu sein, klingt sehr seltsam, Vorschlag: hatte Tanne seine Aufregung unterdrückt/versteckt/zu verbergen versucht.

»„Köhler“, sagte der eine, ältere Beamte, der einen kurz gestutzten Schnurrbart trug.«
– gibt es noch einen anderen älteren Beamten? – sagte der ältere Beamte mit dem kurz gestutzten Schnurrbart.

»der durch die Behauptung seines Kollegen nicht angefochten schien.«
– die Formulierung finde ich ziemlich seltsam, und falls es sich, wie ich vermute, auf den Namen »Bricht« (mein Kollege bricht) beziehen sollte, hast Du glaub ich die Variante gewählt, bei der das am wenigsten zieht.

»„Ja“, sagte Tanne, weil dem so war.
„Sind Sie Herr Christoph Tanne?“
„Ja“, sagte Tanne, weil dem ebenfalls so war.«
– »weil dem so war« und die Wiederholung davon finde ich nicht so humorfördernd, wie sie vielleicht von Dir gedacht waren, auch könntest Du beim zweiten »Ja« sogar auf »sagte Tanne« verzichten.

»Tanne schwieg. Dann sagte er: „Nicht als solchen.“«
– Vorschlag: Tanne überlegte. „Nicht als solchen.“

»Der ältere Beamte, Köhler fragte: „Was heißt das?“«
– da Du ihn bereits vorgestellt hast, reicht es, entweder »Der älter Beamte« oder »Köhler« zu schreiben. Beides macht den Eindruck, als würdest Du dem Leser nicht zutrauen, sich das soweit gemerkt zu haben. ;)

»„Es ist etwas kurios“, fuhr der Beamte fort. „Herr Klein wurde nämlich gefunden in einer bereits aushärtenden Badewanne voller Bauschaum.“«
– Der Beamte sollte ein bisschen selbstsicherer wirken, das gehört zu seinem Job, da kann er nicht zu einem möglichen Verdächtigen sagen »Es ist etwas kurios«, damit gibt er ja zu, sich nicht ganz auszukennen. Außerdem könnte er in einem etwas amtlicheren Deutsch sprechen: Herr Klein wurde in einer Badewanne voller Bauschaum gefunden, der sich bereits im Zustand der Erhärtung befand. – Oder so ähnlich, aber ohne »nämlich«! ;)

»„Offensichtlich hat Herr Klein die Badewanne mit Bauschaum gefüllt. Das Badezimmer ist recht klein und allem Anschein nach waren Fenster und Türe geschlossen. Aufgrund der Lösungsmittel hat Herr Klein vermutlich das Bewußtsein verloren und ist in die ... volle Wanne gestürzt. Dort ist er dann … sozusagen … ertrunken.“«
– Hier würde ich ebenso umformulieren, der redet viel zu konfus herum für einen Beamten. Jedenfalls sollte er doch mit Sicherheit wissen, ob Fenster und Türen geschlossen waren, nicht »allem Anschein nach«. Außerdem solltest Du Dir überlegen, ob der Beamte ihm tatsächlich alles so genau erzählt, bevor er ihm noch seine Frage wegen dem Bauschaum stellt.

»„Und warum achtundzwanzig Stück?“ fragte Köhler.«
– Stück?“, fragte

»telegrammierte Tanne notgedrungen.«
– heißt eigentlich »telegraphierte«, ist aber auch nicht notwendig, da die kurzen Sätze eh für sich sprechen.

»„Haben Sie sich nicht gewundert?“ wollte Köhler wissen.«
– gewundert?“, wollte

»Er trat in seine Wohnung zurück«
– Sie haben ihn am Gang befragt?

»grapschte sich aufs Geratewohl ein Sofakissen und hielt es sich vor das Gesicht. Und brüllte hinein vor Lachen. Tanne heulte und kreischte«
– zu viele »und«, würde das erste weglassen: Sofakissen, hielt es sich vor das Gesicht und brüllte …

»Keuchend rang er nach Atem. Und lachte dann wieder. Dann erhob er sich und trat ans Fenster, …«
– nach Streichen der Füllwörter: Keuchend rang er nach Atem. Lachte (wieder). Erhob sich und trat ans Fenster, …

»Die achtundzwanzig Dosen würde er wohl abschreiben müssen.«
– Da Du vorher schon schreibst, er würde sie nicht in Rechnung stellen können, ist das eine Wiederholung. Die brauchst Du zwar für den nächsten Satz, aber vielleicht findest Du ja was Knackigeres, wie z. B. »Schade um die achtundzwanzig Dosen.« Damit sagst Du dasselbe, aber nicht so erklärend.

Wenn Du meinen »Schade«-Vorschlag übernimmst, würde ich »Aber das war ihm der Spaß rückblickend irgendwie wert.« streichen, denn »Zum Glück hatte er keine hundert dabeigehabt« macht sich da viel besser. Und es als Spaß zu bezeichnen, ist ja eigentlich nicht lustig – lustig ist es in meinen Augen nur, wenn Du ihn als Geschäftsmann bloß an seine Dosen denken läßt, nicht, wenn er das Unglück eines anderen als Spaß bezeichnet, der ihm 28 Dosen wert war.


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo brudervomweber!

Hallo, Susi.

Eine skurrile Situation hast Du auf jeden Fall geschaffen, wobei ich den anderen zustimme, daß der zweite Teil noch nicht so gelungen ist. Besonders sein Weinen kommt nicht so richtig echt rüber. Wenn Du das glaubhafter machen willst, dann laß ihn erst ein paar Schuldgefühle haben, weil er ihm ja schließlich die Dosen verkauft hat, bevor er sie wieder über den Haufen schmeißt. So, wie Du das erzählst, kommt es nicht ganz glaubhaft rüber. Wo Du schreibst, er mußte sich zusammenreißen, dachte ich auch eher daran, daß er sich das Lachen zurückhalten wollte, um nicht verdächtig zu erscheinen.

Ja, da hast Du natürlich recht. Ich habe die Geschichte so runtergeschrieben, wie sie mir in die Finger gerutscht ist, und diese Klammer um den zweiten Teil ist mir in der Tat nicht so geglückt, wie ich sie gerne gehabt hätte. Da werde ich nochmal rangehen, und dabei auch Deine Hinweise nicht unbeachtet lassen.

Zitat:
Aber erst mal werde ich an der Geschichte nix ändern, weil ja noch die Ausscheidung läuft. Da kann ich ja meinen Wettbewerbsbeitrag nicht nach Herzenslust pimpen!

Und warum solltest Du sie deshalb nicht noch verbessern? Finde ich ja eine sehr seltsame Einstellung … Warum sollten die nächsten Leser nicht die verbesserte Version lesen, sondern sich in ihren Anmerkungen wiederholen?


Nee, natürlich werde ich die geschichte noch ändern. Aber nicht mehr diese Woche. a) weil ich nicht so viel Zeit habe, b) aber auch, weil derzeit ja die Abstuimmung läuft. Bis zur "Abgabefrist" letzten Sonntag habe ich ja auch noch die eine oder andere Kleinigkeit geändert. Aber für diese Woche bleibt das Ding wie es ist. Ich finde, das gehört sich so. Vielleicht habe ich eine verschrobene Einstellung zu "Wettbewerben", aber ich gebe mir ja auch nicht meine eigene Stimme. Was bewertet werden soll, ist das, was ich bis zur Deadline abgeliefert habe. Danach werde ich mich dann in aller Ruhe an die Überarbeitung der zweiten Hälfte begeben. Nachvollziehbar?

Meine Anmerkungen jedenfalls hier der Reihe nach, und ich würd mich schon freuen, wenn ich sie nicht umsonst geschrieben habe:

Du wirst sie nicht umsonst geschrieben haben!

»„Warum nicht!“ quengelte Herr Klein weiter.«
– nicht!“, quengelte

Ist eine prinzipielle Sache - ich weiß nicht, ob es auch Differenzen zwischen deutscher, österreichischer und schweizerischer Zeichensetzung gibt, aber ich habe das so gelernt: Wenn ein Punkt käme, dann: X", aber bei ! oder ? X!?" ohne Komma. Hat sich da was geändert? Ansonsten bleibe ich borniert wie ich bin und mache das weiter so. Sonst mache ich nämlich ständig Fehler ... ;)

»Tanne machte eine Pause, in der er sich aus der knienden Position erhob und sich zu dem hinter ihm stehenden Herrn Klein umdrehte - “… Herr Klein,«
– umdrehte. „Herr Klein, …
– auf jeden Fall würde ich das zweite »sich« streichen und evtl. reicht es auch, wenn Du nur schreibst, daß er sich umdrehte, denn daß er sich zu Herrn Klein umdreht, geht aus der direkten Rede und dem Zusammenhang hervor. Also: in der er sich aus der knienden Position erhob und umdrehte. „Herr Klein, …“

Recht hast Du, ein "sich" wird entfernt werden.

»weil ich der Handwerker bin und Sie der Kunde. Sie bezahlen mich dafür,«
– die Kursivstellen sind meiner Meinung nach nicht notwendig, besonders bei »Sie bezahlen mich dafür« finde ich sie gar nicht passend.

Machen wir einen Deal: Sie bezahlen mich dafür wird entkursiviert (ist wirklich ein bißchen dick aufgetragen), der Rest bleibt so.

»„Glauben Sie, ihre Frau möchte auf alle Garantieansprüche verzichten?“«
– Ihre Frau

Natürlich "Ihre Frau".

»Der Mann stand hinter ihm, ein breites, entrücktes Lächeln auf dem Gesicht, den Kopf in verträumter Schieflage und den Blick versonnen ins Nichts gerichtet.«
– Vorschlag: richtete er den Blick versonnen ins Nichts.

Ich weiß nicht. Ich finde meine Konstruktion so offen, am Ende, verstehst Du. Klein befindet sich in einem schwebenden Gemütszustand. Und Dein Vorschlag gibt dem Satz etwas finales, abgeschlossenes. Ist vielleicht nicht so ganz nachvollziehbar, was ich meine, aber mir gefällt meine Variante besser.

»Tanne wusste nicht, was man zu so jemandem sagen konnte.«
– wie man so jemanden bezeichnen/nennen könnte

Ist tatsächlich ein bißchen komisch. Ich denke, ich mache da ein "Tanne wollte nicht einfallen, wie man so jemanden nannte." raus.

»hatte er den bis dahin desinteressierten Herrn Klein im Nacken sitzen gehabt. Auch jetzt glaubte er den Atem seines Kunden im Nacken zu spüren.«
– die Wiederholung von »im Nacken« würde ich überdenken, macht sich meiner Meinung nach nicht so toll

Du hast vollkommen recht. Ist mir gar nicht aufgefallen. Erster Satz wird zu: "... hatte ihm der bis dahin desinteressierte Herr Klein auf der Pelle gehangen."

»„Vielleicht …„«
– falsches schließendes Anführungszeichen

Böses Word! Muss ich ändern, richtig.

»„Aaaaah!“ brüllte Tanne auf, zu Tode erschrocken von der Stimme Herrn Kleins, die unmittelbar neben seinem Ohr erklungen war. Er sprang auf,«
– „Aaaah!“, brüllte
– »brüllte … auf« und »sprang auf« sind zwei ähnlich klingende Satzanfänge direkt hintereinander, würde ich ändern. Zum Beispiel, indem Du den ersten Satz ganz umformulierst, sodaß er nicht chronologisch rückwärts erzählt wird: Das Erklingen von Kleins Stimme unmittelbar neben seinem Ohr ließ Tanne zu Tode erschrecken. „Aaaah!“, brüllte er, sprang auf und …

Die !",-Sachelass ich mal außen vor. Die zwei "aufs" sind in der tat unschön. Das Aah! möchte ich ich auf jeden Fall am Anfang haben, um die Abruptheit des Erschreckens weiterhin im Text zu haben. Ich muss mal überlegen, wie ich ein Auf eliminieren kann.

„Sind Sie wahnsinnig geworden?“«
– Daß er ihn gleich zweimal fragt, ob er wahnsinnig geworden ist, finde ich zuviel, zumal das schon einmal etwas übertrieben ist.
– Das zweite »vielleicht« ist auch zu viel – falls es Absicht war: Ich finde nicht, daß es notwendig ist,

War alles Absicht, finde ich darum auch nicht zuviel. Über Humor läßt sich streiten, und meiner ist halt so. :)

»„Nein?“ fragte Herr Klein, unsicher, ob es sich hierbei wohl um die richtige Antwort handeln mochte.«
– „Nein?“, fragte
– »wohl« würde ich streichen: ob es sich hierbei um die richtige Antwort handelte.

Füllwort, jaja, aber an der Stelle mit Bedacht verwendet. Ich mag es nicht streichen.

»jetzt mit größerer Selbstgewissheit.«
– wäre eher für »Selbstsicherheit«

Ginge zwar auch, aber Selbstgewissheit finde ich persönlich besser.. Es geht mir ja darum, dass herr Klein in sich hineinhorcht, ob er wahnsinnig geworden ist und sein zweites Nein mit der Gewissheit ausspricht, dass dem nicht so ist.

»„Und können Sie mir denn eine von den Dosen da lassen?“«
– zusammen: dalassen

Ist das so? Ich werde es einfach mal ändern, "dalassen" sieht sowieso besser aus.

»„Wenn Sie mich jetzt in Ruhe fertig arbeiten lassen, Herr Klein, dann lasse ich Ihnen auch hundert Dosen Bauschaum da.“«
– die Wiederholung von »lassen« wäre einfach aus dem Weg zu räumen: dann können Sie auch hundert Dosen Bauschaum haben.

2x lassen. Ich muss mal schauen, wie ich das löse. Es ist halt direkte Rede, und da finde ich Wortwiederholungen eigentlich nicht weiter tragisch. Ich will gar nicht wissen wie repetetiv ich alltags so spreche. Aber hier kann man sicherlich was machen, wenn ich auch vermutlich die erste Satzhälfte verändern werde.

»Schwere Schritte hatten sich die Treppe hinaufgeschleppt, und als zwei uniformierte Polizeibeamte auf dem Treppenabsatz aufgetaucht waren, hatte Tanne das Bedürfnis unterdrückt, aufgeregt zu sein.«
– heraufgeschleppt

Stimmt! Muss ich ändern.

– ähm, das Unterdrücken des Bedürfnisses, aufgeregt zu sein, klingt sehr seltsam, Vorschlag: hatte Tanne seine Aufregung unterdrückt/versteckt/zu verbergen versucht.

War Absicht. Ich bin halt ein bisschen komisch, wie gesagt.

»„Köhler“, sagte der eine, ältere Beamte, der einen kurz gestutzten Schnurrbart trug.«
– gibt es noch einen anderen älteren Beamten? – sagte der ältere Beamte mit dem kurz gestutzten Schnurrbart.

Bei zwei beamten kann es nur einen älteren Beamten geben, weil der andere zwangsläufig jünger sein muß. Es sei denn sie haben beide am selben Tag und zur gleichen Uhrzeit das Licht der Welt erblickt. :) Meine Version ist eine etwas umständlichere Variante von "der ältere der beiden Beamten". Irgendwie gefällt mir dieser Holperer aber. Immerhin beschreibe ich nicht auktorial, sondern sozusagen aus der Sicht von Tanne, und dem erschließen sich solche Details erst Schritt für Schritt. Sowas begleite ich gerne mit Schrittweise, teilweise ruckeligen Formulierungen.

»der durch die Behauptung seines Kollegen nicht angefochten schien.«
– die Formulierung finde ich ziemlich seltsam, und falls es sich, wie ich vermute, auf den Namen »Bricht« (mein Kollege bricht) beziehen sollte, hast Du glaub ich die Variante gewählt, bei der das am wenigsten zieht.

So war es gemeint. Und ich persönlich finde das eine der lustigsten Stellen im zweiten Teil. Das mag mich jetzt als Fäkalhumoristen enttarnen, aber ist halt so. Bitte nicht böse sein, wenn ich dabei bleibe ... ;)

So, ich muss jetzt erstmal Schluss machen. Der Rückmeldung zweiter Teil folgt ... später. Ich muss zur Arbeit. Irgendwann die Tage gibts den Nachschlag. Ich danke Dir jedenfalls für die Mammutliste an Anregungen. Und falls wir uns nicht mehr lesen sollten: schönes Wochenende.

Gruß
bvw

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, Susi, nochmal.

Es folgt: Der Tragödie zweiter Teil.

»„Ja“, sagte Tanne, weil dem so war.
„Sind Sie Herr Christoph Tanne?“
„Ja“, sagte Tanne, weil dem ebenfalls so war.«
– »weil dem so war« und die Wiederholung davon finde ich nicht so humorfördernd, wie sie vielleicht von Dir gedacht waren, auch könntest Du beim zweiten »Ja« sogar auf »sagte Tanne« verzichten.

Ist von mir als Wiederholung gedacht, es wird vermutlich auch bei der Wiederholung bleiben. Ich finde es so unlustig nicht.

»Tanne schwieg. Dann sagte er: „Nicht als solchen.“«
– Vorschlag: Tanne überlegte. „Nicht als solchen.“

Ich habe so eine Art, innere Vorgänge zu meiden. Ich bin eher ein Oberflächenflitzer. Was die Polizisten sehen ist, dass Tanne schweigt. Vielleicht - ich weiß es selber nicht - überlegt er auch gar nicht. Ich hatte letztens die Polizei an der Tür (nicht wegen Bauschaum, sondern weil mir ein Lastwagen ins parkende Auto gefahren war) und da habe ich offengestanden auch nicht überlegt. Aber recht viel geschwiegen. :)

»Der ältere Beamte, Köhler fragte: „Was heißt das?“«
– da Du ihn bereits vorgestellt hast, reicht es, entweder »Der älter Beamte« oder »Köhler« zu schreiben. Beides macht den Eindruck, als würdest Du dem Leser nicht zutrauen, sich das soweit gemerkt zu haben.

Ich mache das nicht so, weil ich dem Leser nicht zutraue, sich das zu merken, sondern weil ich es Tanne nicht "zutraue". In dieser Formulierung liegt die Rekapitulation Tannes, dass der ältere Beamte der mit dem Namen Köhler ist. Es holpert, ist aber auch Absicht.

»„Es ist etwas kurios“, fuhr der Beamte fort. „Herr Klein wurde nämlich gefunden in einer bereits aushärtenden Badewanne voller Bauschaum.“«
– Der Beamte sollte ein bisschen selbstsicherer wirken, das gehört zu seinem Job, da kann er nicht zu einem möglichen Verdächtigen sagen »Es ist etwas kurios«, damit gibt er ja zu, sich nicht ganz auszukennen. Außerdem könnte er in einem etwas amtlicheren Deutsch sprechen: Herr Klein wurde in einer Badewanne voller Bauschaum gefunden, der sich bereits im Zustand der Erhärtung befand. – Oder so ähnlich, aber ohne »nämlich«!

Du hast recht. Vielleicht sollte ich das ins Beamtendeutsch übersetzen. Und die Souveränität der Polizisten angesichts einer völlig skurillen Todesart macht vielleicht auch humoristisch etwas her. Ich lasse schonmal die Synapsen vorglühen.

»„Offensichtlich hat Herr Klein die Badewanne mit Bauschaum gefüllt. Das Badezimmer ist recht klein und allem Anschein nach waren Fenster und Türe geschlossen. Aufgrund der Lösungsmittel hat Herr Klein vermutlich das Bewußtsein verloren und ist in die ... volle Wanne gestürzt. Dort ist er dann … sozusagen … ertrunken.“«
– Hier würde ich ebenso umformulieren, der redet viel zu konfus herum für einen Beamten. Jedenfalls sollte er doch mit Sicherheit wissen, ob Fenster und Türen geschlossen waren, nicht »allem Anschein nach«. Außerdem solltest Du Dir überlegen, ob der Beamte ihm tatsächlich alles so genau erzählt, bevor er ihm noch seine Frage wegen dem Bauschaum stellt.

Die Konfusion hatte ich eigentlich geplant, aber angesichts Deiner berechtigten Anmerkung zur chronischen Beamtensouveränität muss ich hier wohl auch nochmal ran. Und die strategische Befragung ... naja, es sind "nur" Streifenbeamte, aber vielleicht sollte ich denen doch ein bisschen mehr zutrauen ...

»telegrammierte Tanne notgedrungen.«
– heißt eigentlich »telegraphierte«, ist aber auch nicht notwendig, da die kurzen Sätze eh für sich sprechen.

Ich weiss, daß es "telegrammierte" nicht offiziell gibt. So wenig wie "adamanten" (s. o.). Dazu eine kleine Geschichte: In der Schule (jenem Ort, wo wir uns alle das Gros unserer seelischen Traumata zugelegt haben) wurde mir von meiner Englischlehrerin nach einer Klassenarbeit mitgeteilt, ich könne doch nicht einfach neue Wörter erfinden. Und zwar weil ich "not a native tongue" wäre. Aha. Also begann ich meine Wortneuschöpfungen auf das Schulfach "Deutsch" zu beschränken. Woraufhin mir mein Deutschlehrer mitteilte, ich könne doch nicht einfach neue Wörter erfinden. Und zwar weil ich "kein Dichter" sei. Und da habe ich angefangen, selber Geschichten zu schreiben. Und darum heißt es hier unter anderem "telegrammieren" - sag Du mir bitte jetzt nicht, daß ich das nicht einfach tun kann. Weil ich kein guter Dichter bin. Oder so. :sad:

»Er trat in seine Wohnung zurück«
– Sie haben ihn am Gang befragt?

Zwischen Tür und Angel, sozusagen. Der Polizist, der letztens bei mir war, wollte auch nicht reinkommen. Okay, war keine Mordermittlung, aber ja: Sie haben ihn im Flur befragt.

»grapschte sich aufs Geratewohl ein Sofakissen und hielt es sich vor das Gesicht. Und brüllte hinein vor Lachen. Tanne heulte und kreischte«
– zu viele »und«, würde das erste weglassen: Sofakissen, hielt es sich vor das Gesicht und brüllte …

Ich frage mich inzwischen sowieso, ob ich den Lachanfall in der Überarbeitung nicht ganz weglasse und etwas anderes mache. Wenn er drinbleibt, muss ich aber in der Tat noch ein wenig dran schleifen, wie ich ihn metrisch organisiere.

»Keuchend rang er nach Atem. Und lachte dann wieder. Dann erhob er sich und trat ans Fenster, …«
– nach Streichen der Füllwörter: Keuchend rang er nach Atem. Lachte (wieder). Erhob sich und trat ans Fenster, …

Dito.

»Die achtundzwanzig Dosen würde er wohl abschreiben müssen.«
– Da Du vorher schon schreibst, er würde sie nicht in Rechnung stellen können, ist das eine Wiederholung. Die brauchst Du zwar für den nächsten Satz, aber vielleicht findest Du ja was Knackigeres, wie z. B. »Schade um die achtundzwanzig Dosen.« Damit sagst Du dasselbe, aber nicht so erklärend.

Was die Wiederholung angeht, hast Du natürlich recht. Aber die "Schade"-Variante gefällt mir nicht so recht - obwohl mir da eine Element-Of-Crime-Zeile einfällt, die umgedichtet schön passen würde: "Es ist nur schade um die schönen Dosen." :D

Wenn Du meinen »Schade«-Vorschlag übernimmst, würde ich »Aber das war ihm der Spaß rückblickend irgendwie wert.« streichen, denn »Zum Glück hatte er keine hundert dabeigehabt« macht sich da viel besser. Und es als Spaß zu bezeichnen, ist ja eigentlich nicht lustig – lustig ist es in meinen Augen nur, wenn Du ihn als Geschäftsmann bloß an seine Dosen denken läßt, nicht, wenn er das Unglück eines anderen als Spaß bezeichnet, der ihm 28 Dosen wert war.

Du hast recht. So herzlos und berechnend wollte ich Tanne eigentlich nicht zeichnen. Er wird eben von einer pietätlosen Emotion übermannt, aber er ist kein Misanthrop.

So, puh, das war's aber jetzt. Vermutlich habe ich mit meinem Feedbackfeedback mehr Zeit verbracht als mich die Änderung der Geschichte kosten wird. Aber das hast Du Dir definitiv verdient, immerhin hast Du sicherlich auch nicht gerade wenig Zeit in Deine Teils recht hilfreichen Anmerkungen gesteckt. Ich hoffe, Du denkst jetzt nicht: Was für ein ignoranter Kerl! weil ich bestimmte Vorschläge so nicht für mich übernehmen werde. Ich kann aber ohne Schmeichelei sagen, dass es das hilfreichste Feedback ist, das ich zu dieser (und ich glaube zu allen anderen bisherigen) Geschichte(n) bekommen habe.

Nochmal heißen Dank!

Und viel Glück noch - ich habe eben gesehen, daß wir uns gerade ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern ...

Gruß
bvw

 

So, ich habe die zweite Hälfte der Geschichte umodelliert. Die kleinen Fehlerchen der ersten Hälfte habe ich noch nicht ausgebügelt, werde das aber demnächst nachholen. Der Spaß ist jetzt runderneuert und mit einer völlig neuen, verbesserten Pointe bestückt. Hoffentlich. ;)

Auch wenn die Geschichte inzwischen ein "alter Hut" ist, wäre ich über das eine oder andere Feedback glücklich, ob das Fazit nun "Ist verloren!" oder "Ist gerettet!" lautet. Teil zwei ist sicherlich ein wenig ernster als die erste Hälfte, aber immerhin geht es ja um Leben und Tod.

Viel Vergnügen beim (Wieder)Lesen wünscht
bvw

 

Hallo bvw!

Die zweite Hälfte ist zwar besser geworden, aber v.a. die letzten beiden Absätze finde ich persönlich immer noch nicht sooo überzeugend. ;)

Beste Grüße

Nothlia

 

Ja, besser. Aber der allerletzte Satz ist entweder überflüssig oder verbeserungsbedürftig. So passt er nicht.

 

Hallo, Nothlia & jobär.

Aber was habt ihr denn nur?! :(

Dass der letzte Satz eine Wiederholungstat war, mag befremdet haben, deshalb habe ich den jetzt auch geändert. Aber die letzten beiden Absätze sind ja sozusagen der neue, verbesserte Weg aus der Geschichte. Was stimmt damit nicht?

Für Erleuchtung dankt
bvw

 

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