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Das Spiegelbild
Es war schon sehr düster und die Sonne schien auch nicht mehr - mir war kalt. Ich fuhr auf dem Fahrrad in jenen Straßen, die ich von klein auf kannte, und die auf manch anderen wie ein Labyrinth wirken müssen, in dem man für immer wie in einer Sanduhr zu verrinnen droht: Man ist der Sand, der langsam versickert in einer Mulde. Wäre jedes Korn ein Teil von einem Selbst, man müsste spüren, wie man langsam in sich zusammensackt und in ein unbekanntes anderes Gefäß fällt - eine Schicht unter einem, die neu und voller Geheimnisse ist, bis man feststellt, dass sie Ersteren zu einhundert Prozent entspricht.
Die ewige Verpflichtung ein Teil dieser Uhr zu sein würde dazu führen, dass man anfängt Freiheit als einen Zustand zu definieren, der nur mit Hilfe des Umhangs namens Glas zu erreichen wäre, denn ein Leben ohne diesen Schutz wäre nicht möglich und man hörte auf zu existieren.
Dies ginge über Jahre so, bis ein ungestümer Geist - vielleicht in Wut oder gar Hass - nur aus dem Verlangen heraus etwas zu zerstören, die Uhr mit voller Wucht auf den Boden schmeißt um symbolisch das Ausmaß seiner Gefühlswelt zu Tage zu fördern. Der Verdruss ist doch keine Sünde, denn er hat dem Sand die wahre Freiheit geschenkt; doch unser Sand ist zu verwirrt und erschrocken über seine plötzliche Freiheit, dass er um eine Beengung bittet: eine Vase oder auch ein Glas ... ein abgeschlossener Raum in den kein Wind sich verirrt, reiche ihm schon. Er könnte mit dem Wind schweben ... ein Teil von ihm könnte in Afrika in der Sahara liegen; während ein anderer in den Böen hin und her gewirbelt wird. Es wären mehrere Gefühle in einem, Sinneseindrücke und Bilder würden sich überlappen -psychedelisch, hinreißend, anmutend; doch der Sand war rigide und schon zu vernarrt. Sanft rollte mir bei diesem Gedanken ein Tränchen die Bange herab. Ich schlenderte mit dem Fahrrad, fuhr leichte Kurven und bestach durch einen sauberen Stil.
Die Laternen sorgten für die Romantik. Es waren kaum noch Menschen unterwegs, einfache 4-stöckige Häuser säumten den Weg. Ich war ein Mann ohne Geschichte und erbärmlichen Glanz, mit dem ich mich hätte rühmen können.
Ich beschloss strikt gerade aus zu fahren und die mir entgegenkommende sachte Brise zu genießen, zu inhalieren und bis auf das letzte an möglichen Geschmack auszukosten: eine Erdbeere dessen Saft man auf der Zunge spürt, sie ist frisch und zergeht in einem, stößt bis ins letzte Lustzentrum ... schießt das Hirn hinauf. Man wiederholt den Vorgang bis es langweilig wird, plötzlich ist eine Laterne nur eine Laterne und der Erdbeergeschmack verblasst.
Diese bescheuerte Gewohnheit, dieses immer-immer-immer-Wiederkehrende-immer-immer; es bringt mich noch um den Verstand.
Ich kam am späten Abend an, der Scheinwerfer meines hässlichen Ungetümes führte mich und ebnete mir meine Heimkehr; nichts wofür man dankbar sein müsste, denn bis auf armselige Ratten - ich meine Menschen mit pseudoherzlichen
Charakteristika - gab es nichts freudiges, was mich erwarten könnte. Ich ging die Treppe hinauf - oh was für ein blumig schimmerndes Ereignis, der Kosmos ist schon am implodieren (Lach! Lach! du jauchzendes so herrlich-beschissenes Magnetenuniversum) - und öffnete die Tür mit einem Hieb, eines holden Ritters würdig, der sich im Kampf bewiesen und bei den Damen im entzückenden Lichte pompös wie ein Zigeuner tanzt - so ein Idiot. Ich war natürlich Single und kein Ritter, eher ein Zigeuner ohne Sippe. Die Tür knarrte und ein höllisches Grinsen glitt über mein Gesicht. Ich war endlich angekommen.
Mein Fahrrad, ja wo ist mein Fahrrad, ich habe es in meinem Gedankenschweif verloren, wäre es nur von solcher Schönheit, wie es der Kosmos hervorzubringen vermag. Die Tropfen auf der Pfütze wären ein Orchester und das Leck in meinem Herzen wäre wie vom Winde verweht. Habe ich diesen Film überhaupt gesehen? ...
"Nö, ich denke nicht. Vom Winde verweht sind alle meine Lieder, sollen ja sie sollen nie verstummen! Peace! Friede auf Erden!", sang ich und drehte mich dabei im Kreis, als hätte ich ein Leben. "Oh Leben, wo sind deine edlen Züge?", summ, summ.
Mein mir treu ergebenes Ungetüm hatte ich unten angeschlossen und wäre unmenschlich überrascht, wenn es jemand entwände oder Teile davon begehrte.
Ich war daheim, keine Spinne war heute zu Gast und auch Fliegen - ihr hyperaktiven Zeitgenossen - so wie Ratten (hässliche Biester, auch wenn ich mal eine Junge zu Gesicht bekam, die eine gewisse Süße und Charme versprühte) waren nicht in meinem Zuhause vorzufinden.
So holte ich das Bier aus dem Bierschrank, der vorzüglich wieder seinen Job erledigte; doch auch Käse, Brot und Margarine wagten es ihn in Anspruch zu nehmen. Ich öffnete jenes Bier, dass ich zuvor entwendet hatte ohne den Schrank um Erlaubnis zu bitten; er reagierte aber nicht gereizt, woraus ich schloss, dass kein Leben in ihm keimen konnte - höchstens, wenn das Brot es zu lange mochte, in ihm zu verweilen.
Der Fernseher war schon lange kein wahrer Freund mehr: Er beschloss immer mehr Unsinn von sich zu geben, doch die ein oder andere Sportveranstaltung - die er mir in seiner unglaublichen Großzügigkeit zukommen ließ - war ganz nett. Man konnte sie ohne Bedenken als leichte Kost bezeichnen. Das Bier schmeckte herb und war nahrhaft, doch da der Käse es schon mal gewagt hatte, ebenfalls im Bierschrank zu hausen, nahm ich all meine Kraft zusammen und schmierte unter Einsatz meiner womöglich letzten Reserven für den heutigen Tag etwas Margarine auf das Brot und belegte es mit stinkig-würzigen Käse. Es gibt unter uns Individuen, die es tatsächlich wagen die plumpe Behauptung aufzustellen: Wir würden unsere Grenzen nicht kennen und deshalb eigene von uns selbst geschaffene setzen. Punkt!
So etwas Ungeheuerliches: Ich bin heute gefahren, in dem ich meine von Gott gegebenen Beine benutzt habe, Satan kann das bezeugen. Ich habe den Berg Namens Mietwohnung bestiegen und die nur von heroischer Hand zu öffnende Tür bezwungen - sie wird sich nun nie wieder den Titel "Unbezwingbare, Wall, Festung" oder sonst ein scheiß Wort geben lassen - ja scheiß Wort!
Nur noch diese schönen Wörter: die Fügsame; Fels in der Brandung, der Gäste willkommen heißt; Schnecke; mein Diener. Punk! Ende! Aus!
Dieser letzte Kraftakt bringt mich an meine Grenzen, die zugleich den Grenzen des gesamten Kosmos entsprechen müssen.
Sie mögen lachen, aber vielleicht bin ich ja auch schmächtig, dehydriert, gestern 100 km mit blankem Fuß gelatscht und solche Idioten meinten ihre Freunde namens Scherben, Lästern und menschlichen Humor mitnehmen zu müssen.
Vielleicht haben diese Schreckgespenster, Mobber, Tyrannen (dessen Wortes eigentlich nicht würdig!) ja auch auf meine Füße getreten, sie geritzt und gepeinigt. Kennen sie diese Gefühl, wenn ein Gefüge, eine schleimige Masse von Menschen sie umkreist, wie ein Geier den Sterbenden, sich an ihrer Angst erfreut und alles in ihrer krankhaften Welt so deutet als seien sie die Abtretmatte ihrer bescheidenen grotesken Gefühle; sie haben von Mitleid schon einmal gehört oder gelesen, doch zu selten gespürt. Sie fühlen sich wie im Schlamm:
Beschmutzt und die Flucht erweist sich als äußerst schwer, spärlich kommen sie voran und einnehmend umgeben sie der Hass und die Zerstörung, der von ihnen auf sie übertragen wird. Es brodelt und rumort in ihnen, Rauchwolken kommen aus ihnen heraus, der Dreck geht nicht mehr ab. Ihre Gefühle stumpfen ab, sie sind nicht mehr willens mitzuempfinden, ungesellig, traurig (durch, oder noch stärker mit jener keuchenden ekligen Masse ... Subjektiv! Objektiv! Egal!).
Vielleicht sind es ja liebenswerte Geschöpfe und es ist sozial sie fertig zu machen. Lach! ... oder? ... Lach! ... Ein Schluck vom Bier wird helfen. Der Käse schmeckt köstlich.
II
Es ist schon ein neuer Lebensabschnitt, wenn man mit dem Essen fertig ist und auf seiner Couch hockt. Es fühlt sich an wie ... neu ... naja ... eben neu.
Sehr viel könnte nun passieren:
Eine riesige Kakerlake hat sich vielleicht schon auf den Weg gemacht sie zu vernichten, bei den Dopern vom benachbarten Sportstudio sind die Wachstumshormone ausgelaufen und sie ist gewachsen und gewachsen und hat nichts mehr zu verlieren, da sie aufgrund der gesundheitlichen Konsequenzen - die diese Radikaltherapie mit sich zieht - schon bald von diesem Planeten scheiden wird.
Oder ...
Es klingelt an der Tür. Der Wahnsinn!
Eine Postbotin, die schon immer vor hatte einen Sonderling wie sie es sind zu verführen, könnte herein kommen und um ihre Zuneigung beten.
Sie würde ganz langsam die Post ablegen, sodass sie in aller Ruhe ihren Körper bewundern können. Nun bittet dieses kostbare Geschöpf sie um einen Tee, nicht in der Absicht sie zu überfallen. Sie bereiten jenen zu und ihre Gedanken kreisen wirr herum um anschließend zu explodieren. Sie setzen sich zu ihr und sie fängt an zu erzählen. Am besten geschieht dies alles noch in einer fremden Sprache, die sie kaum verstehen. Sie müssen nur mit Gesten Interesse signalisieren.
Sie hat ihre Bluse prall geöffnet oder sagen wir, sie hat ein schönes Kleid an.
Der Postenbotenanzug würde es natürlich auch machen, aber naja.
Ihr Ausschnitt springt immer wieder in ihren Blick, sie hat schöne Brüste und strahlende Augen; ihr Haar ist leger, elegant und gleichzeitig schick, es liegt wie von Zauberhand gleichmäßig in Güte und Pracht und harmoniert mit ihrem Kostüm.
Sie lächelt und wirft ihnen vertraute Blicke zu. Sie redet und redet und ab und an nimmt sie ihre Händchen und umschlingt die ihren.
Sie bedankt sich und plötzlich kommt sie zu ihnen. Ja sie ist eine Prostituierte und ja sie haben sie zu sich bestellt.
Sie gleitet über ihre Hände und sie spüren ihre weichen Busen, während
sie ihren Blick von jenen nicht lassen mögen; sie streichelt ihre Oberschenkel und Knie voller Hingabe. Vielleicht beglückt sie mit einer leichten Berührung auch ihren Schwanz, wer weiß das schon. Sie nimmt sie nun an die Hand und entführt sie in ein anderes Zimmer.
Womöglich haben sie schon angefangen ihre Brüste zu küssen oder in die Hand zu nehmen, den Träger des Kleides haben sie herunterfallen lassen. Ihre Schulter, ihre Ohrläppchen mit Küssen und Knabbereien bedacht. Es kann auch sein, dass sie ihr Hemd Knopf für Knopf öffnet und ihren Hals mit Küsschen verwöhnt oder mit ihrer Zunge ihren Brustbereich erkundet, während sie sanft von ihr gestreichelt werden.
Weitere Ausführungen lassen wir lieber, denn das ein Sonderling wie sie überhaupt über die Geldmittel verfügt, um sich eine Liebesdienerin zu bestellen, stört doch nur.
Oder ...
Das Bier kippt um und sie kriegen Krämpfe, weil ihre Nachbarn beschlossen haben sie loszuwerden. Diese übermannen sie regelrecht, sie spüren wie ihre Zunge zu einem Klumpen wird und starr wie Eisen. Ihr Teint ist unglaublich bleich, jeder Gothik wäre dem Neid erlegen beim Anblick ihres Gesichts; er würde betteln und um Rat flehen, um ihre Kunst zu verstehen und Einblicke zu erhaschen. Sie krümmen sich und flehen kümmerlich, um ein bisschen Gunst vom Schicksal.
Der Schmerz ist einnehmend und sie sind einer Mumie gleich, sie merken wie sie vergammeln, eingehen, sich wie eine lebende Leiche fühlen.
Schmerzt nun auch noch ihr Gemüt, dann sind sie in jeglicher Hinsicht eines verwesten Leichnams Ebenbild. Diese Zeit in der sie bedroht sind ihre Zunge leidenschaftslos zu verschlingen - denn wer könnte bei so etwas schon Befriedigung verspüren - mag wie eine Ewigkeit in einer Ewigkeit auf ihr zartes Wesen wirken; bei Leibe und Gut, ich hoffe sie bleiben am Leben.
Ach mein Spiegelbild, hast du mir auch brav zugehört? Ich mag mein Spiegelbild einmal beschreiben, denn ob man es glaubt oder nicht, ich bin schon vor langer, langer Zeit von der Couch aufgestanden. Es war nicht einfach meinen Leib zu erheben, denn wie ein jeder weiß, hatte ich einen überaus anstrengenden Tag.
Er ist ein grimmiger Typ, ich meine eine Sorgenfalte bei ihm zu erkennen. Nur selten schenkt er mir ein Lächeln; dieser Bastard scheint aus irgendwelchen tiefen Höllenschlunden zu kommen. Er belästigt mich Tag für Tag, Sonne für Sonne und ja auch Mond für Mond, und wenn es nur ein weiterer ach so wundervoll anmutender Halbmond ist. Er erscheint dann einfach so, ich möchte mir eigentlich nur die Zähne putzen, doch er meint, er müsse aus dem gläsernen Kino grüßen; schon oft, und das meine ich durchaus ernst, habe ich überlegt den Spiegel nicht mehr einer gründlichen Reinigung zu unterziehen. Dann hätte ich aber keinen vertrauten Freund mehr.
Jedenfalls geht er fast nie auf mein Gesagtes ein oder redet irgendein wirres Zeug.
Er hat braune Augen wie ich, die mich an ein süßes, wenn auch kesses Mädchen erinnern, das ich anscheinend zu leiden glaubte ... was allerdings wohl einseitig war. Er hat eine spitze Nase, sein Gesicht ist schmal und knochig.
Die Augenbrauen sind wollig. Sein Haar ist hellbraun und manchmal schwarz ... war er mal wieder färben, diese kleine miese Ratte!
Er trägt sein Haar im Moment kurz. Ich kann mich nicht genau entsinnen, ob wir jemals die besten Freunde waren. Mit seinen großen Ohren müsste er mich eigentlich hören.
Er schaute mal wieder verdutzt rein, manchmal sah er sogar irgendwie ansehnlich und elegant aus, wenn er nicht schon wieder zu asozial, keimig und von Unreinheiten der Haut besessen war.
Einst, ich kann mich noch erinnern, da sah ich ihn in einem kleinen Meer - die Barbaren nennen es Pfütze - und er war wie ein Prinz oder zumindest ein Reiter aus einem vergangen Jahrhundert oder einer Zeit, wo Fabelwesen herrschten. Ich fühlte eine Faszination für jeden Baum und alle noch so seltsamen Gerüche, die der unbeeinflussten Reinheit der Natur entsprungen waren - einer Welt ohne Menschen gleich. Ein Gefühl der Euphorie durchzog energetisch meinen Körper. Ja, es war wohl das LSA, denn so verzaubert wirkte er nie wieder.
Er sang wieder irgendein Scheiß: " Ja, er sang und starb und schrie. Ein Mann geht in den Puff. Ho! Ho! Und ich nahm seine Kehle und durchstach sein Herz.
Oh es war mein eigenes. Und die Geier, und die Adler.
Can you believe? We dance and dance, that´ s all we want."
Er fühlte sich dann wie ein Dichter oder irgendein durchgeknallter Künstler.
Manchmal hatte ich Lust meine pure Faust zu nehmen, und damit seine Fresse zu demolieren. Besonders dann, wenn er anfing wild zu gestikulieren und meinte, er sei irgendein Musical-Star.
Ich hatte aber Angst vor dem ganzen Blut, dass wie aus einer Fontäne aus mir heraus zu schießen drohte. So beließ ich es dabei.
Ich ließ ihn singen, putzte so gründlich, wie das nun einmal in meiner Macht steht meine Zähne und verlegte die Rasur auf morgen, da ich heute schon so unglaublich tätig gewesen war.
III
Habe sie jemals die Tropfen unter der Dusche gezählt, ich schätze nicht.
Manchmal wünschte ich mir, ich wäre ein reißender Wasserfall; ich wäre die pure Naturgewalt: roh, durchdringend, barsch und absolut nicht aufzuhalten.
Manchmal duschte ich sehr kalt, dann wiederum ließ ich einen sehr heißen Wärmestrahl auf meine sensible bleiche Haut fallen und genoss das oberflächliche Gefühl von Wärme.
Der Dampf, der sich im Raum verteilte, gab mir ein Gefühl von Luxus und hatte etwas Widerspenstiges oder gar Geisterhaftes.
Die Duschcreme und das Shampoo redeten nie mit mir; vielleicht auch deshalb, weil ich sie nicht sonderlich beachtete und die Bekanntschaft mit meinen Haaren und meiner Haut ihnen die Sprache verschlagen hatte. Kurz bevor einem schwindelig wird sollte man seine Duschsession einstellen.
Der Spiegel war beschlagen, als ich mir ausnahmsweise das Handtuch griff.
So konnte man ihn nicht sehen - den Mann aus dem Spiegel -, doch ich spürte seine Gegenwart.
Deshalb begann ich anfangs einen Monolog:
"Wie geht es, wie steht es?
Ist ein Nebelschweif, der keine Gnade kennt.
Waht did happen with your dreams?
Ein Pferd hat mich geschickt."
Auf einmal - wie aus dem Nichts - sah ich ihn und er schaute düsterer und entschlossener denn je; ich versuchte ihn anzulächeln, doch sein Auftreten beunruhigte mich außerordentlich.
"Was singst du überhaupt, du Kleinscheißer?"
"Was ist das denn bitteschön für ein Wort?", meinte ich kühn, ohne ihn dabei wirklich selbstbewusst in die Augen sehen zu können. Ich fühlte mich unterjocht.
"Ein Schönes", sagte er lakonisch und dominant.
Seine siegesbewusste Zornesfalte schien regelrecht zu vibrieren und sich mit den Schwingungen des Höllenschlunds zu vereinen.
Ich konnte heute nicht mit ihm reden, so aggressiv hatte ich ihn seit der Zeit nicht mehr gesehen, als sich in meinem Leben eine echte und intensive Freundschaft angedeutet hatte.
War er ein Dämon oder wenn nicht dies, war er von einen besessen oder reichte mein Wissensschatz nicht aus, um auf eine nüchterne und verständliche Antwort zu kommen.
Ich hatte ja noch ein paar Freunde: den Badschrank, manchmal auch die Wand, den kleinen liebevoll geflochtenen Strohkorb, die Lampe und noch viele jener Art.
So recht mochten sie aber nicht immer meinen Problemen lauschen; als besonders nützlich erwies sich ein kalter Auszug Hawaiianische Holzrose. Da ich heute früh einen in den Kühlschrank gestellt hatte, den ich vorhin in meinem Hunger übersehen hatte, sollte das heute auch keine Probleme bereiten. Ich ging zum Kühlschrank und riss ruckartig die Tür auf, doch er war weg; ich muss ihn vor einiger Zeit zu mir genommen haben, es ist Wochenende und da kann man mit seinen geregelten Tagesabläufen schon einmal durcheinander kommen.
Der Gedanke, dass meine Freunde mich trotzdem noch ignorierten und auch mein Spiegelbild heute nicht von frohlockendem Wesen war, erweckte in mir eine tiefe Betroffenheit. Ich habe keine Ahnung, wie viel ich genommen hatte und ob überhaupt, jedenfalls wirkten meine Pupillen wie so oft.
Ich beschloss noch vor dem Fernseher etwas den Dialogen Beachtung zu schenken, was mir am heutigen Abend - oder war es Nacht - keine Befriedigung einbrachte.
"Nun rede endlich mit mir, du blöde arrogante Holzschachtel!
Du stures blödes Ding", balgte es aus mir heraus, als hätten Stürme in mir nur genistet, um dann ihr wahres Antlitz zu zeigen.
Ich spürte wie die Holschachtel vertraulich und besonnen reagierte, doch sie ist anscheinend stumm und benutzt eine subtilere Form der Kommunikation.
Ich nahm sie wahr, wie alles zu leben und zu atmen pflegt: wie Wachs, durchdringlich begehbar.
Jede Form schien ein Gefühl zu haben, ich fühlte die Weichheit des Korbes, die starre Beschaffenheit der Lampe aus Metall, die bei der Verschmelzung sich wie eine Rüstung anfühlen musste. Es mag nicht von den Samen kommen, vielleicht waren auch andere Kräuter - die ich inhalierte, konsumierte, für dies verantwortlich.
Ich war mir sogar beinahe sicher, denn eine Vereinigung, das zu ihnen werden, die Erweiterung meines Egos, war eigentlich nicht die Intention eines meiner Samen; oder war ich gar berufen und der Rest nur Zusatz: Ich - ein großer Hexer?
Während ich dieses vertraute Zwiegespräch führte, bimmelte es auf einmal.
Sie können nicht glauben, welch Schrecken mich durchfuhr und bis ins wirklich allerletzte Glied erschüttern ließ.
Die Außenwelt - diese schreckliche Narrenwelt aufrecht gehender Vierfüßler - kehrte zurück; nur um mir irgendetwas Belangloses mitzuteilen, dessen war ich mir sicher: eine Kleinigkeit, ein Lapsus, ein monströses kaum beachtenswertes Missgeschick. Ich hatte schon einen Verdacht.
Die Sprechanlage war ein Dämon, eine Art beschissener Wächter der Dunkelheit. Ich drückte den roten Knopf.
"Hallo?"
"Guten Tag, hier spricht die Polizei."
"Nein, Nein ... so ein Scheiß", mein Herz schlug, schlug wie eine Nähmaschine, wie eine ratternde Näh-Maschine, die niemals stoppt.
"Was?" Schluck ... Schluck "Was wollen sie?"
"Es geht da um eine Sache, wobei wir ihre Hilfe brauchen."
Es ist egal wie er es sagt, die Bullen - Entschuldigung Polizei - stehen da unten ... Shit.
"Könnten sie sich etwas konkreter fassen?"
Poch ... Poch
"Lassen sie mich erst einmal zu ihnen rauf kommen Herr Schwarz!"
"Ja, ist okay."
Bei Satan, nichts ist okay ... schweißig auf den grünen Knopf gedrückt.
Nun ertönt unten ein schriller Ton, der ihn von seiner Vorliebe arme Geschöpfe wie ich es bin einen Schrecken einzujagen, nicht abhalten wird.
In furchtsamer Erwartung hielt ich die Tür offen - nur ein kleiner Spalt, denn es könnte auch der Trick eines Betrügers sein. In seiner Uniform stolzierte er mir entgegen - Barbaren!
"Ich möchte das vor der Tür geklärt haben", sagte ich zu diesem schnurrbärtigen mitte dreißig, leider recht gut trainierten, sich wohl unter einer schutzsicheren Weste versteckenden Mann.
Nein, keine heiße Frau. Oh ich war ja so ein böser Kerl.
Ich hatte leider nur mein Pfefferspray in meiner Jeans-Tasche; ich kann nicht mit Sicherheit versprechen, dass ich mein Temperament, wäre ein goldener Cold in meiner Nähe, im Griff gehabt hätte.
Selbstverständlich besaß ich einen solchen. OH dieses Pfefferspray war so teuer! Ich muss wie ein Halunke gewirkt haben, stolz wie ein Gockel kann ich ihnen ohne Lügen zu müssen meine Unschuld beteuern und meine Stärke, denn er hörte auf mich. Wir gingen zu seinem Wagen, wie ihn ein jeder dieser Zunft besitzt: Ein Transportfahrzeug mit Tischchen zum gemütlichen Plausch, wenn man denn bewaffnet ist. Er war es allerdings auch - Leider! Ja gut, dass mit dem Auto war seine Idee.
"Es geht um ihr Fahrrad, es liegt der Verdacht vor, dass sie es gestohlen haben", waren seine Worte in dieser dominanten Beamtensprache von sich gebend; ach wäre ich ein Muskelpaket, wer weiß womöglich wäre ein leichtes Zittern in seiner Stimme zu vernehmen. Wussten sie eigentlich, dass ich kein Telefon besitze und somit diese Typen nicht genau wissen konnten, wann ich meinem Heim einen Besuch abhielte?
Hatten sie mich beobachtet und meine Gewohnheiten studiert? Kripo, Detektive, Straßenpolizei für einen Freigeist wie mich war das fast alles dasselbe, wie mehrere Flüsse und Bäche, die in ein und denselben See sich ergießen, erstürzen oder bedächtig fließen.
"Wie kommen sie auf diese absurde Idee?", erboste ich mich mit Nachhallt.
"Dieses Schrottding!"
"Aber es gehört zu aller neusten Generation der Mountain-Bikes."
"Solch ein Schrott, den ihr Menschen erfindet."
"Wie bitte?", ein fordernder und herablassenden Ton klang aus ihm auf.
Er zeigte keine Geste der Verunsicherung und musste sich wohl sehr dominant vorkommen.
Ich spürte seine Gegenwart, als wäre ein bissiger Hund - den man lediglich an einen Mast gebunden hat, der sehr rostig, gar Brüche von sonst was aufweist - nur kurz davor dich zu zerfetzen. Aufrecht, gerade, dominant ... anscheinend so wie sich Frau einen Mann wünscht.
Zum Kurzen ist dieser Typ! Zum Kurz-en! Ich war natürlich auch beherrschend, nur das merkt man im Moment eben nicht.
Mein schlagendes Herz soll uns doch nur etwas Musik bescheren.
Diesen räudigen Hund würde ich am liebsten in die Luft schleudern und mit einem langen spitzen Messer zerfleischen.
Aber eigentlich bin ich ja ein ganz lieber, mir wachsen ja fast schon Engelsflügel. Ach vergesst den Cold, ich brauche meinen Zauberstab.
Jawohl einen Zauberstab! Noch schleudert er keine Zauberlaser wie in Star Trek, aber das kann ja noch kommen; ich bin mir sicher, die kosmische Energie fließt direkt durch ihn - er ist der Nabelpunkt (zentriert) des Weltalls.
"Hallo wo sind sie eigentlich Herr Schwarz? Könnten sie sich bitte einmal konzentrieren!
Das Fahrrad ist kodiert und sie wurden beobachtet, wie sie es angeschlossen haben."
"Böser Hexer, du Dämon! schrie ich.
Mir wurde alles klar, nun hatte mich die Sprechanlage doch verraten oder diese Oma, die sich immer so freundlich gibt.
Sie wollte dann immer ein wenig Smalltalk halten. Was ich denn so mache und wie es mir ginge. Schlampe! Verräterin! ... aber vielleicht tu ich dieser armen hilfsbedürftigen Frau auch Unrecht und es war doch die Sprechanlage. Auf jeden Fall handelt es sich um einen Komplott. Etwas Lebendiges, was sich im Hintergrund hält, muss mich den Walküren der Staatsmacht ausgeliefert haben. Am Wahrscheinlichsten ist doch, dass die Sprechanlage ihr profundes Wissen genutzt hat, um es der Alten per Telekinese mitzuteilen. Finden sie nicht? Er muss dann mit Hilfe düsterer Zauberkraft von der Sache Wind bekommen haben - ein scharfer Wind. Ist ja auch egal, wie es passiert ist. Ich sagte, ich beteure meine Unschuld.
Ja, ich habe dieses Fahrrad entwendet – ja, entwendet ... genommen von so einem reichen Sack ... nicht mal angeschlossen ... sie verstehen.
"Hallo, Hallo, sind sie noch ganz bei Trost", sagte er deutlich.
"Eine interessante Frage Herr Kommissar - oder besser Hexer -, der wie ein dominanter Polizist sich gibt (Bulle geht gerade nicht, bin knapp bei Kasse). Sie untermauern ihre Beweisführung - so nehme ich an - auf einer stupiden und naiven Zeugenaussage.
Diese Frau - Gott möge sie schützen - hegt eine Abneigung gegen mich; sollte sich ihr auch nur die kleinste erdenkliche Möglichkeit bieten mir Probleme zu bereiten, sie würde sie nutzen", beendete ich fachsimpelnd im Stile eines wahren Gentlemans meine Ausführung.
"Sie werden von der Justiz hören, sie sind unser Hauptverdächtiger", klang beamtisch seine Stimme auf; wieso hat man ihm überhaupt Stimmbänder gegeben, frage ich mich.
"Ja, alles klar."
"Und keine Beleidigungen mehr, das gibt sonst Ärger!", krähte er.
"Ja, ist klar. Tschüs!", sagte ich knapp in überzeugender Tonlage.
IV
Ich ging zurück zu jenem Haus, wo Verräter und Gespenster sich die Hand zu reichen scheinen. Ich war lediglich ein Verräter am Menschengeschlecht, diese Wesen waren Betrüger am Wesen selbst.
Ich meine den Polizist, die Greise und die Sprechanlage. Deserteure!
Ah! ist ihnen schon einmal aufgefallen, dass umso öfter sie eine Tür öffnen, es immer und immer leichter fällt? Nein. Ist ja auch nicht so schlimm.
Das Scheiß Ding klemmte und dieses hübsche Ding stand auf einmal
neben mir - eine junge Frau, wohl so Anfang mitte 20. Ich hatte sie hier schon des Öfteren einmal gesehen. Sie war angenehm weiß - nicht zu käsig - und hatte blondes Haar, das ihr lockig bis leicht über Schulterhöhe herabhing, ein französischer Akzent unterlegte ihre Art. Ihre blauen Augen wirkten durchsichtig und glitzerten.
Sie war schlank und attraktiv geformt. Ich mochte ihr Erscheinungsbild - auch die Art, wie sie sich schminkte. Ihr eher leicht schmales Gesicht hatte etwas leidenschaftlich Explosives. Ihr sanft erfrischender Lidschatten und die dezent, aber recht kräftigen roten Lippen versprühten Charme und Erotik; doch dies wäre auch ohne die Kosmetik der Fall gewesen, dessen bin ich mir hundertprozentig sicher.
"Was ist eigentlich los?", meinte sie etwas verdutzt und ungläubig hereinschauend, während sie ein paar blonde Härchen aus dem Gesicht streichelte.
Sie wirkte besorgt und etwas nervös. Hastig zog sie an ihrer Zigarette.
"Haben sie uns wieder auf dem Kicker?"
"Man ich habe denen gesagt ... ist schon gut."
"Was war denn nun los?"
Ich war etwas irritiert und auch stutzig und sagte nach einmal kräftig Luft holen:
"Sie meinen, ich hätte ein Fahrrad gestohlen."
Was würde sie wohl nun denken. Man, musste ich ihr das jetzt auch sagen.
Ich war bedrückt, was sie nun von mir hielte und schaute demutsvoll nach unten.
"Und wie kommen sie darauf? Du hast doch nicht etwa?"
"Naja, mmh, ich mag dazu jetzt auch gar nichts sagen", brummelte ich auf ihre Frage hin, die sie mit einem Unterton aus Bestürzung, Verwunderung und Mitleid hervorbrachte.
"Mensch, nun sag schon was! Du bist immer so schüchtern und jetzt so etwas. Wenn du es warst, dann musst du dich stellen, sonst wird es doch noch schlimmer", meinte sie, als wüsste sie wovon sie redet.
"Ich mag dazu nichts sagen. Tut mir leid" sagte ich und musste eine Tränenanfeuchtung unterdrücken.
Nun ging die Tür zu öffnen, ich verkrümmte mich und ging hinein, hielt noch die Tür auf und war froh, als ich vor meiner Wohnung stand; nachdem ich hinter ihr hergeschlichen war.
Was sollte ich nun tun? Sie haben sich verschworen mich zu vernichten. Sie lassen mich ewiges Leid spüren. Ich sollte mich rächen, doch wie?
Der Polizist dürfte dabei das größte, ja unüberwindbarste Problem darstellen. Ich kenne nicht mal seinen Namen. Die Sprechanlage, das kann ich durchaus noch heute erledigen.
Die Alte, diese hässliche dumme Pute; sie muss über magische Kräfte verfügen. Wahrscheinlich werde ich einen Herzanfall oder eine Panikattacke kriegen, wenn ich mich nun entschließe eine meiner Flaschen zu nehmen, um sie hinterlistig auf ihren Schädel zu demolieren. Das ist Teufelswerk! Panik vor was? Vor meinem baldigen Ende, davor wie eine Ratte im Labor zu enden: Gefangen vom Staat, gedemütigt von den Menschen.
Nein, Nein! ich werde mich an all jenen rächen, die mir Leid zugefügt haben.
Ich werde noch heute Nacht einen Zauber aussprechen, einen der ihr bis zu ihrem letzten qualvollen Atemzug - und wenn es sein muss wie ein Erhängter oder Ertrinkender auch noch darüber hinaus - ewige Verdammnis und Schmerz beschert, der niemals weichen mag. Das kann ich, ihr werdet sehen!
Die Sprechanlage darf ihnen nichts flüstern, was der Wind oder ein Molekül auffangen könnte und transformieren in einen Gedanken, der sich als Welle in ihnen entlüde.
Wie zerstört man eine Sprechanlage? Wie! Wie nur?
Ich nahm den Besen und hämmerte gegen dieses Relikt menschlichen Erfinderreichtums, war ich doch selbst ein solches Geschöpf; aber ich schwöre, niemals hätte ich so ein blödes Ding erfunden. Peng! Peng!
Es splitterte Plastik ab in kleinen Bruchstücken, die Ganzheit dieses angenagelten Alptraums war Geschichte, eine Mär, ein Hören-Sagen; doch nichts was mir noch irgendwie gefährlich war. Ich fühlte mich aufgebracht, meine Augen waren aufgerissen; ich konnte die Wut und den unstillbaren Hunger in mir spüren, das Verlangen zu vernichten, zu erhängen, zu ertränken; schlicht mich blutrünstig mit verschlossenen so gefrorenen Herzen der Rache hinzugeben.
Warum nur? Warum nur mochte mein Herz nicht tauen? Auf dem Winter folgt doch stets der Sommer. Der Mensch ist ein grauenvolles Wesen.
Bis auf die Blonde, dies sei hier einmal erwähnt! Obwohl, wer weiß.
Diese Schlampe wird mich bestimmt verpfeifen.
Nein! Nein! Ich kann es nicht fassen, niemand und auch wirklich niemand hat es verdient, dass ich ein Wort der Milde und der Güte über ihn verliere.
So gut. Ich muss ihn fragen. Ich ging zum Spiegel und er erwartete mich schon; bei solchen Vorhaben war er doch immer der Erste. Er zeigte sich entschlossen und sah völlig aufgelöst aus - als sei alles Übel der Welt und seine Nerven am Ende, um in einem einzigen Orgasmus des Bösen zu münden, sich zu extrahieren und einen Feuerspei über die gesamte Welt zu schleudern.
Seine Augen wirkten wie ein Stresscoktail, verdammt hochprozentig und am implodieren.
"Gut, nun tu es", schrie er.
"Mach es!
Nun, wann denn sonst! Haaaaaaaaaaaa! Jeeeeeeeetzt!", erzitterte der Raum.
Meine Hände, ich hatte sie nicht mehr im Griff. Ein Sturm, purer Strom durchzog sie; ich konnte sie nicht ruhig halten, sie zitterten im Einklang mit seiner Stimme, dem Raum und den Zorn jener, die bei mir in Ungnade gefallen waren. Sie mussten zittern und wenn nicht, so wäre meine Magie von so schwerlichen Zauber, dass selbst der Stärkste vor ihnen zum Niederknien verdammt sei. Wir waren nun tatsächlich einmal einer Meinung, bis ins Letzte.
Ich versammelte den Rat: Die Schachtel, die mir treu ergeben war; der Besen - mein verlängerter Arm; der Fernseher, mein Hofnarr und Spender von manch amüsanter Stunde; die Lampe und der Korb, wahre und einfühlsame Freunde, die auch Trost zu spenden verstanden und er.
Ah dies Mädchen, ich werde sie vermissen; nie verstehen, warum ich sie leiden konnte. Ein letzter Gedanke sei an sie geehrt, auch wenn sie mich seltsam fand und nicht leiden konnte, was sie mit manchen Blick - so verstand ich ihn - zu unterstreichen pflegte.
Ihr Haar wiegt sich im Wind und die Blätter treiben sanft um jene Pracht, denn sie gedenken ihr - die mir manche Stunde stahl in der ich hätte beten können, beten dass mein Herz zähflüssig wird.
Blöde dumme Kuh! Was schenke ich ihr diese wertvolle Sekunde! Ich muss mir das Ganze mit der Zuneigung wohl einbilden.
Sie soll jämmerlich versinken im Schmerz des weltlichen Daseins.
Und diese blonde Schlampe. Schlampe!
Zumindest hatte dies alles die Wirkung, dass ich aufhörte zu zittern.
Es beruhigte mich, war seditativ. Es war wie an der sicheren Bucht zu stehen und sich in einer Grotte nahe der Küste zu verschanzen - gegen diese zwar Wellen peitschten, die jedoch kläglich bei dem Versuch scheiterten in ihr präpariertes Inneres vorzudringen. Hatte ich mich doch schon so oft eher wie der flache Kap eines Eilands gefühlt, der droht vom offenen Meer verschlungen zu werden und dessen Strömungen um ihn, für so einige Fischer zum wahren Seeungeheuer wurden.
V
Nun, da waren wir also. Der Raum wirkte auf mich durchdringlich und wachsartig, wie eine biegsame Masse, die einfach nur einer gewissen Frequenz angehört.
Ich spürte die Gegenstände und sie wirkten auf mich lebendig, lebendiger als manch Kreatur.
Mein Spiegelbild war mir fremd, ein Energieabbild von etwas, was mir vertraut schien. Starr wirkte es, als hätte er in mir genistet; doch nun war er gegangen, denn ich hatte mich meinen Abgründen Stück für Stück mehr zugewandt. Ich brauchte ihn nicht, denn ich war mir meiner Sache nun bewusst. Die Gegenstände schienen um mich zu kreisen und ich ging auf Wegen, die sie mir überließen. Alles wirkte fremd, ich konnte mich verwandeln in ein jedes von ihnen (selbst die Schachtel!), wenn ich mich nur konzentrierte und es zuließe. Es war schön ihre Wärme und Gegenwart zu spüren.
Sie flüsterten mir Geheimnisse zu und ich begann zu verstehen, dass ich nur Energie - die mein Körper durchfloss - aus meinen Händen durch den Äther leiten musste mit einer bösen Absicht, dann könnte ich in ihnen schwarzes Blut zum Köcheln bringen.
Ich manifestierte all den Hass, die Verzweiflung und Wut. Ich sandte sie durch den Kosmos, die Wände und auch durch Metall ... ließ auf der Spitze diese Erregungszustandes ab ... der gesamte Energieball schoss mit Lichtgeschwindigkeit - just als ich anfing zu realisieren - in ihre Venen und rauf in die Herzen. Sie müssen innerlich regelrecht angeschwollen sein.
Nun floss schwarzes Blut in ihren Adern, dass nur ein Heiler vermag zu reinigen.
Sie werden noch unausgeglichener denn je sein und sich mit Freuden an mir rächen, denn irgendwo wissen sie genau, dass nur ich zu einer solchen Gräueltat im Stande war.
Ich musste flüchten und mich tarnen. Ich hatte einmal von einem Frosch gelesen: Mulu-Frosch hieß er glaube ich. Er hat Flughäute zwischen den Zehen und Fingern und kann außerdem seine Farbe nach Belieben und je nach Takt der Sonne (Schlaf oder wach) von grün auf braun verändern. Ich möchte auch wie er zwischen den Bäumen gleiten und so kraftvoll und elegant abspringen. Ich will er sein und nur so kann ich auch meinen Feinden auf ewig entfliehen. Ich werde mich verwandeln und im Gras verstecken in den Armen von Mutter Natur.
Ich richtete meinen gesamten Fokus auf dieses Vorhaben und spürte wie meine Beine sich in kräftige sprungfederartige Gliedmaßen verwandelten und meine Arme und Hände zu 3 länglichen grünen Fingern wurden, die sich in der Mitte kurz vereinten um in einen angewinkelten Ellenbogen hinüberzugehen. Diese Kraft, ich kann sie nicht beschreiben: Ich konnte Bäume ausheben und Meere mit etwas Zuversicht überspringen. Mein Körper war reinste Energie und nur auf Sprungkraft und Geschwindigkeit fixiert. Ich spürte, wie ich bucklig und dennoch stärker wurde. Meine Haut verwandelte sich in die dieses göttlichen Geschöpfs. Mein menschliches Ich gab nach und ich wurde zum Frosch.