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Das Spiel der Verlierer
„Ob ich das nicht bereue, scheiße und wenn schon! Kannst du mir einen Grund nennen warum ich `nem Typen wie dir verraten sollte was mein Gott-verdammtes-scheiß-Problem ist? Was hätte ich denn davon außer noch mehr beschissene Typen wie dich an der Backe?!“
Zwei der Männer deren Gesicht keine Geschichte zu erzählen vermögen, müssen den aufgebrachten Mann zurückhalten. Dass er im Licht der Öffentlichkeit steht und nur Bodyguards dutzende von jungen aufgebrachten Frauen davon abhalten können ihm die Kleider vom Leib zu reißen wird irrelevant. Auch, dass Reporter sich so eben wie Geier auf ein gerissenes Tier stürzen – was soll’s.
Wichtiger als sein Image und seine immer nette Ich-bin-der-Typ-von-nebenan-Tour wiegt für ihn jetzt diese Selbstverleugnung.
Betrogen hatte er sie, hatte sich von einer geilen Blonden einen blasen lassen, ganz unverbindlich und im Vollrausch – versteht sich. Doch sie kam rein. Stand auf einmal am anderen Ende des großen Tanzsaals, sah durch die Spiegel an den Wänden ihre eigene Demütigung in vielfacher Ausführung – live und in Farbe. ‚Meine Damen und Herren ich begrüße sie zu Seitensprung, der Show bei der sie nur verlieren können!’ dröhnte der arrogante Game-Show-Moderator in seinen Träumen. Die Flasche Piccolo mit der sie ihn überraschen wollte - zur Rückkehr nach über vier Wochen - zersprang auf dem gebohnerten Parkett. Die Blonde ließ von ihm ab. In seinem Traum war das die Stelle an der Paula mit dem Rest des Flaschenhalses auf ihn los ging, er sie jedoch beschwichtigen konnte. Ein Kuss sollte die Versöhnung besiegeln, der geplanten Märchenhochzeit sollte nichts mehr im Wege stehen. Im wirklichen Leben blickte er in ihre trüben Augen und auch seine Rufe konnten sie nicht am Davonlaufen hindern. Verdammt schnell war sie gewesen. Nachdem er seine Hose geschlossen hatte hastete er ihr hinterher - aber keine Chance, ihre Wut, die Enttäuschung und die schreckliche Ohnmacht nach wenigen Sekunden vor den Trümmern der vergangenen Jahre zu stehen verhalfen ihr scheinbar dazu, Rekorde brechen.
Mit einem wilden Blick verschwand der junge Journalist in der Menge, seine Hände in den Hosentaschen vergraben, triumphierend.
Schwer atmend sieht Brian Johnson sich von oben. Um ihn herum stehen Reporter und Fans, deren versteinerte Mienen ihn verdammen. Die Mädchen hören auf zu kreischen. Sie ziehen ihre Autogrammbüchlein zurück und schauen verlegen auf den roten Teppich während Brian mit gesenktem Kopf und geballten Fäusten durch die verglaste Drehtür geht.
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„Es tut mir leid, hörst du, ich weiß nicht was da in mich gefahren ist, ich habe an dich gedacht, ich…“
„Wir haben nie gesagt dass wir zusammen sind. Ich bin einfach nur ein kleiner Fick, wie die aufregende Blonde und dutzend andere. Es war meine Schuld, Brian, war ‚ne scheiß Idee dir erst meine Liebe zu gestehen und dann auch noch mit dir zu schlafen!“
„Bitte, Paula, ich … du bist nicht wie jede Andere ich liebe dich, du bist was Besonderes für mich, gib mir eine Chance ich…“
„Dir eine Chance geben? Nachdem der Kuss am Flughafen dein einziges Versprechen war? Wir haben doch nie so was wie eine Chance gehabt. Zumindest hast du sie nicht zugelassen schon als ich den ersten Schritt in der Maschine hatte.“
„Ich geb dir Zeit, wie lange brauchst du? Sags mir, sag mir was du willst!“
Meine Ruhe Brian, ich will mich um meine Geschäfte kümmern. Ich habe einen Dreh abgesagt – für dich. Wollte bei dir bleiben, hier, in Berlin. War ‚ne blöde Idee.“
„Paula, ich…“
„Willst du mir weiter erklären warum du was getan hast? Ich hab keine Tränen mehr für dich Brian, und Tränen sind das einzige was mich gefühlsduselig machen kann. Wahrscheinlich wollte ich damals nur mit dir ins Bett weil der Champagner für Abschiedsschmerz und Tränen und du für ein feuchtes Höschen gesorgt hast. Bist ja auch der Traum einer jeden Frau, so groß, markant, stark, mit gutmütigen Augen.“ Die schöne Dunkelhaarige berührte die Lippen des verzweifelten Mannes, der in seinem dunklen Anzug im Regen vor ihrem Hauseingang stand.
„Verdammt spiel kein Spiel mit mir!“
„Nein, der Einzige der hier ein Spiel spielt das bist du: Seitensprung, das Spiel bei dem man nicht gewinnen kann.“ Und so ließ sie ihn stehen indem sie die Tür zu ihrem Leben vor seinen Augen schloss.