Was ist neu

Das unerwünschte Geschenk

Mitglied
Beitritt
05.09.2020
Beiträge
200
Zuletzt bearbeitet:

Das unerwünschte Geschenk

Roman füllt seine Lunge mit Luft und bläst die acht Flammen aus. Die Familie freut sich und singt, Roman freut sich und verschlingt ein Stück Kuchen. Danach zurück zum Wesentlichen: den Geschenken. Abwechselnd bestaunt er die Star Wars-Figuren, das Feuerwehrauto, das Skateboard, während die Kinderbibel von seiner Oma unter dem Berg aus Geschenkpapier unsichtbar bleibt.

Tage später entdeckt Roman das Buch in seinem Zimmer. In seiner Höhle aus Matratzen und Decken schlägt er es das erste Mal auf. Farbiger Jesus, farbige Maria, liebevoll gemalte Bilder von Schafen und Hirten. Dann hört er auf zu blättern: eine Doppelseite mit einem düsteren Himmel. Darunter Berge und ein Baum, tot wie ein Gerippe. Und in der Mitte zwei Männer. Einer liegt auf einem Felsen, nackt und dürr und in Fesseln. Über ihm der erhobene Arm des anderen, einem alten, bärtigen. In der Hand hält er einen Dolch. Romans Herz hämmert gegen seinen Brustkorb. Jeden Moment wird der Alte das Messer in den Körper des gefesselten Mannes rammen. Roman starrt auf das Bild. Starrt auf die Spitze der Klinge, die Haut des Nackten; auf das Muster der Rippen, das sich darunter abzeichnet. Jeden Moment wird es passieren. Jetzt. Gleich. Der eine Mann wird den anderen töten, mit seinen Händen, mit voller Wucht.

Langsam trennt er seinen Blick vom Bild und kriecht aus der Höhle, um auf dem Bett den Krieg der Sterne nachzuspielen. Doch Luke und sein Vater sehen sich nur an, statt zu kämpfen. Ihre Lichtschwerter sind Spielzeug im Gegensatz zu dem spitzen Dolch des alten Mannes. Was wird passieren, wenn der Dolch auf den Körper des Nackten trifft? Roman sieht zum Höhleneingang. Geht hinüber und klettert vorsichtig hinein. Er starrt auf die Klinge des Dolches, die sich in die Haut des gefesselten Mannes schneiden wird. In den Brustkorb, ins schlagende Herz. Blut wird überall sein, der Mann wird sich krümmen vor Schmerzen, wird sterben.
„Roman! Mittagessen!“, hört er die Stimme seines Bruders von unten.

„Hast du gar keinen Hunger, Roman?“, fragt seine Mutter.
„Ähm, nee.“
„Möchtest du nicht mal probieren? Mit Marmelade?“ Sie lächelt über den Tisch zu Romans Vater. „Dein Papa macht die besten Pfannekuchen der Welt.“
„Nein, danke. Später vielleicht.“
Nach dem Essen folgt er seinem Vater nach oben, der sich an seinen Schreibtisch setzt.
„Du, Papa?“
„Ja?“
„Warum bringt der eine Mann den andern um, in der Bibel?“
„Bitte, was?“

Zusammen kriechen die beiden in die Höhle, wo Roman seinem Vater das Bild zeigt. Dieser erinnert sich dunkel an die Geschichte von Abraham und Isaak. In große Augen blickend, erklärt er sie seinem Sohn so gut er kann.
„Und warum darf ich das sehen, aber nicht das Star Wars-Spiel auf dem Handy spielen?“
Romans Vater stutzt. „Vielleicht solltest du deine Oma fragen.“
„Was?“
„Ach, schon gut, Roman. Weißt du, diese Geschichten, die in der Bibel stehen … Na ja, also … das sind alles nur Geschichten. Das ist nicht wirklich so passiert. Jedenfalls nicht alles. Jesus am Kreuz und so, du weißt schon. Vieles hat sich jemand ausgedacht. Und warum das hier in so einem Buch für Kinder dargestellt wird – ich kann dir nicht sagen, warum, aber gut find ich das nicht.“ Als Romans Blick zurück auf die Doppelseite schweift, lächelt sein Vater. „Sag mal, sollen wir draußen ein bisschen Fußball zu spielen? Oder Tennis?“
„Auja!“
Bevor er hinter Roman aus der Höhle krabbelt, schlägt er das dicke Buch zu und nimmt es mit. „Geh dir doch schonmal Schuhe anziehen, ich komm in einer Minute nach!“
„Okay, Papa!“
Als Roman außer Sichtweite ist, öffnet sein Vater die Luke zum Dachboden. Er klettert die knarzende Leiter hoch und legt die Kinderbibel zu einem Stapel anderer Bücher weit hinten in der Ecke, bevor er wieder hinabsteigt, die Luke schließt und Roman in den Garten folgt.

Dreiunddreißig Jahre später klopft Roman an die Tür von Melinas Zimmer und tritt ein.
„Na ihr beiden, habt ihr Hunger? Ich mach Abendbrot.“
„Ja“, antworten seine Tochter und ihre Freundin, ohne aufzuschauen.
„Was guckt ihr euch denn da an?“ Roman geht zwei Schritte ins Zimmer und sieht, was vor den Mädchen auf dem Teppich liegt. Sofort rauscht Adrenalin durch seine Adern. „Wo habt ihr das her?“, fragt er und bückt sich, um die Kinderbibel aufzuheben, die auf eine der ersten Seiten aufgeschlagen ist.
„Das lag in einem der Kartons mit Büchern“, erklärt Melina.
Ungläubig starrt Roman auf das Buch. Er ist zurück in seiner Höhle, sieht sich die Doppelseite an. Als wäre er wieder acht, spürt er den Herzschlag in seiner Brust.
Das Buch war damals verschwunden. Nach dem Tod seiner Eltern fand er es auf dem Dachboden. Er hätte es wegschmeißen sollen.
„Das ist nichts für euch, Mädels, sorry.“
Nachdem Roman die Tür hinter sich geschlossen hat, sehen sich Melina und ihre Freundin stirnrunzelnd an. Dann steht Melinas Vater plötzlich wieder in der Tür.
„Kommt ihr zum Essen?“

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @rainsen ,

ich hab mich auch schon immer gefragt, warum die Bibel - egal, in welcher Version - kein 18+ Rating hat. Mord, Genozid, Sklaverei, Verstümmelung, Diskriminierung, "Liebe" nur durch devoten, blinden Gehorsam und dann noch all diese non-con BDSM-Bilder/Statuen, die Minderjährigen gar nicht zugänglich gemacht werden dürften.

Das ist ein gutes Thema, das viel zu selten behandelt wird. Du beschreibst die Stimmung des Jungen, seine Körperreaktionen sehr anschaulich, realistisch und nachvollziehbar. Erst dachte ich auch, dass ein wirklich spannendes, sehr intensives Drama aufgebaut wird.

Ich merke, wie die Klamotten an meiner Haut kleben und ich immer noch den Atem anhalte.
Gut, es soll ein Kind sprechen, von daher wär "Kleidung" zu gesteltzt. Allerdings macht hier die Flapsigkeit der 'Klamotten' die Dramatik und Spannung kaputt. Wie wäre etwas Konkretes, das auch ein Kid sagen könnte? T-Shirt, Shirt ...?
Ansonsten aber ein tolles, berückendes Bild, sehr nachvollziehbar.
Plötzlich schnappt er’s sich
Das sieht super schräg aus. Vllt. umstellen: Er schnappt es sich oder was ganz anderes (nimmts mir weg ...), um diese vielen S und das Apostroph zu umgehen?
Von ihrem Geruch wird mir schlecht: eine Zigarettenschachtel, die in eine Schnapsflasche gefallen ist.
Mein einer Klassenlehrer und ich hassten uns auch, und im Nachhinein erfuhr ich, dass er schwerer Alki war. Ich will also gar nicht sagen, dass das unrealistisch wäre, aber das klingt schon sehr übertrieben nach Bösewicht. Ich würde sie sogar unangenehmer finden, wäre sie einfach eine strikte, garstige Spießerin.
und ich fahr mit dem Skateboard.
Kenne ich nur als: Skateboardfahren - ich fahre Skateboard (mag aber anders sein, ich hab das nie gemacht).
Im Zimmer nebenan weint mein Bruder immer noch. Was kann ich dafür, wenn er mich immer ärgern muss.
Das würde ich härter schöner finden, v.a. beim ersten Satz und ohne WW von immer:
Im Zimmer nebenan weint mein Bruder. Warum muss er mich auch ständig ärgern?
„Roman, wach auf, du hast schlecht geträumt!“, höre ich die ruhige Stimme meines Vaters. „Alles gut, mein Junge.“
Ich lag gefesselt auf dem Felsen, Papa mit dem Fleischermesser über mir. Halb schlafend erzähle ich ihm alles.
Hm. Bis dahin liest sich die Geschichte wie ein Konflikt mit dem Vater, den der Junge in dem Bild gespiegelt sieht. Aber das tritt nicht ein - die Angst vor dem mordenden / mordbereiten Vater der Bibel hat ja offenbar nichts mit der Realität des Jungen zu tun: sein Vater ist sorgsam, beschützend und liebevoll. Der Junge weiß, dass er sich ihm anvertrauen kann.
Du bietest hier drei Konfilktfelder an:
- Geschwisterkonflikt (der dann nicht mehr erwähnt wird, also nicht so tragisch sein kann)
- Konflikt mit der Lehrerin (der der Junge entgegentritt und der dann auch ohne Drama aufgelöst wird)
- eher symbolisch ein Konflikt mit dem Vater (der aber doch nicht zum Thema gemacht wird)
- erwarten könnte ich noch den Konflikt Vater / Tante, weil die ja verantwortlich für die Angstzustände und Alpträume des Sohnes ist.

Wenn ein Kind schon Schweißausbrüche von einem Bild bekommt, woher kommt dann das Trauma? (Und: welches eigentlich?) Oder habe ich was massiv überlesen?

Und ganz zum Schluß frage ich mich: Wenn der Junge nicht weiß, welche Figuren auf der Illustration zu sehen sind, ist der Kernhaushalt wohl eher nicht religiös. Sitzt der Junge vllt. schon seit Jahren bei einer hasserfüllten Lehrerin in der Klasse, die ihn sogar mobbt, hätte er das doch bereits früher umgehen können, indem er den Ethikunterricht besucht. Gut, das geht jetzt über den Rahmen deiner Geschichte hinaus, aber es fiel mir ein, weil ich als Ungetaufte schon in der Grundschule nicht am Religionsunterricht teilnehmen musste, obwohl es damals keine Alternative gab. Ich konnte also nach Hause gehen (oder, wenn die Stunden in der Mitte lagen, "freiwillig" teilnehmen). Dann kommt mir eben der Druck auf den Jungen nicht so groß vor - anders wäre es, sie würde ein Fach unterrichten, das er nicht umgehen könnte.

Die nächste Stunde Religion findet ohne mich statt, ich gehe jetzt zu Werte und Normen. Und das Allerbeste: Ich kann jeden Tag auf dem Schulhof Skateboard fahren und Frau Protzner sagt nichts mehr.
Ja, dann ist ja gut. Würde ich erleichtert sagen, wäre das eine reale Biographie. Aber für eine KG geht mir das zu schnell, 80% des Konfliktes baut sich über das Abraham-Thema auf, verändert sich zum Schüler-Lehrerkonflikt und löst sich dann in Wohlgefallen auf.

Außer wie gesagt, ich hab hier etwas Offensichtliches übersehen, finde ich das nicht so sauber aufgebaut bzw. entwickelt. Und dann enttäuscht mich das Ende, weil ja eigentlich gar kein Drama da war. ImA sehr schade, weil es ein sehr intensiver, guter Beginn war (bis eigentlich zur Religionsstunde, als aus der berdohlichen Haltung der Lehrerin über ihm nichts entwickelt wird bzw. bis der Vater über dem Jungen steht und ich erwartete, dass etwas eskaliert - dass das Abrahamthema mit der realen Situation irgendwie zusammenfällt bzw. anders als einfach in einer Lösung gebrochen wird).

Bin sehr gespannt, was dein Plan hierbei war.

Ganz herzliche Grüße,
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Katla,

danke für deine Zeit und den präzisen Kommentar!

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bei dem Text selbst nicht ganz sicher war, inwiefern ich konzentrierter in eine Richtung gehen müsste. Zentral für mich war dieses intensive Bild aus der Bibel und was es für eine Wirkung auf ein Kind haben kann. Darum habe ich die Geschichte gebastelt.
Für mich war es vorerst passend, dass der Roman ein normaler Junge ist, der sich ab und zu mit seinem Bruder streitet, ab und zu in der Schule Stress hat und dabei mehr als andere das Ziel einer bestimmten Lehrerin ist...alles Dinge der realen Welt. Dass ich da mehrere potenziell tiefgehendere Konflikte angeschnitten habe, ist mir bewusst.

Offensichtlich reicht es für dich nicht, dass das Bild hier im Zentrum steht und ich den Effekt beschreiben will, den es auf das Kind hat; was ich gut nachvollziehen kann.

Das ist ein gutes Thema, das viel zu selten behandelt wird.
Finde ich absolut auch.

Du beschreibst die Stimmung des Jungen, seine Körperreaktionen sehr anschaulich, realistisch und nachvollziehbar.
Finde ich sehr cool, dass dieser Effekt geklappt hat; das war mein Ziel.

Allerdings macht hier die Flapsigkeit der 'Klamotten' die Dramatik und Spannung kaputt. Wie wäre etwas Konkretes, das auch ein Kid sagen könnte? T-Shirt, Shirt ...?
Ansonsten aber ein tolles, berückendes Bild, sehr nachvollziehbar.
Kann ich nachvollziehen und habe ich entsprechend geändert.
Dank für den Tipp und schön, dass dir die Passage gefällt.

Das sieht super schräg aus.
Hab das Apostroph mal rausgenommen und guck mal, wie das funktioniert.

Mein einer Klassenlehrer und ich hassten uns auch, und im Nachhinein erfuhr ich, dass er schwerer Alki war. Ich will also gar nicht sagen, dass das unrealistisch wäre, aber das klingt schon sehr übertrieben nach Bösewicht. Ich würde sie sogar unangenehmer finden, wäre sie einfach eine strikte, garstige Spießerin.
Ich hatte auch mehrere Alkoholiker als LehrerInnen; allerdings war ich mir hier auch unsicher, ob das sein muss, denn stereotypische Bilder möchte ich nicht unbedingt fördern - habs rausgenommen, danke.

Kenne ich nur als: Skateboardfahren - ich fahre Skateboard (mag aber anders sein, ich hab das nie gemacht).
Verstehe, was du meinst; ich meine damit, dass er mitm Skateboard zur Schule fährt. Hab jetzt mal ein "hin" hinzugefügt und seh mal obs funktioniert.

Das würde ich härter schöner finden, v.a. beim ersten Satz und ohne WW von immer:
Im Zimmer nebenan weint mein Bruder. Warum muss er mich auch ständig ärgern?
Find ich gut und hab ich übernommen.

Wenn ein Kind schon Schweißausbrüche von einem Bild bekommt, woher kommt dann das Trauma?
Tja...vielleicht ist die Reaktion des Jungen zu intensiv, wie ich sie dargestellt hab. Haste natürlich recht, das deutet auf ein Trauma hin, was ich eigentlich nicht implizieren wollte. Allerdings weiß ich nicht, ob ich sonst in einer Flash Fiction Geschichte den Effekt, den das Bild haben kann, dargestellt bekomme... Da muss ich mal grübeln.

Dann kommt mir eben der Druck auf den Jungen nicht so groß vor - anders wäre es, sie würde ein Fach unterrichten, das er nicht umgehen könnte.
Auch ein guter Punkt...

Und dann enttäuscht mich das Ende, weil ja eigentlich gar kein Drama da war.
Ja, scheinbar deute ich ein Drama an, was keines ist. Tatsächlich habe ich die Geschichte genauso geschrieben, das war mir schon bewusst.
Aber dass das Ende zu Friedefreude... ist, das habe ich auch schon gedacht. Verzwickt!

Also offensichtlich habe ich ein Drama angedeutet (auf mehreren potenziellen Ebenen), letztendlich aber nicht erfüllt. Kann ich wie gesagt gut nachvollziehen, wie du das beschreibst.
Dann muss ich mich wohl entscheiden, ob ich ein richtiges Drama (inkl. Trauma etc.) draus mache, oder ob ich da irgendwie etwas des Dramatischen rausnehmen muss, wenn ich das Drama nicht will (was ursprünglich der Fall war). Im letzteren Fall müsste ich wiederum sehen, ob ich den Effekt dieser biblischen Szene auf ein Kind immer noch ausreichend interessant darstellen kann... Ich werde drüber nachdenken..

Nochmals vielen Dank für diesen topp Kommentar, der mich nicht nur erfolgreich von der Arbeit (i.e., dem Geldverdienen) abgelenkt hat, sondern zum weiteren Nachdenken animiert hat.

Viele Grüße,
rainsen

PS: Was ich noch schreiben wollte: Ich leide an einer Ideenlosigkeit, die mich sehr stark frustriert... Dann kommen eben halbgare Geschichten dabei heraus wie diese.
Wenn also du oder irgendwer sonst Tipps ha(s)t, die Kreativität für Plots etc zu stimulieren, immer her damit :)

 

Lieber @rainsen,

gerne mache ich einen Gegenbesuch bei dir. Ich mag deine Themen und lese deine Geschichten (Lieblingsgeschichte: Die Lotto-Oma) gerne.

Da liegt das dicke Buch, das mir Tante Marianne geschenkt hat. Mit Jesus drauf.
Hier erwähnst du nicht, dass es ein farbiger Jesus ist.
Farbiger Jesus, farbige Maria, Schafe und Hirten.
Hier habe ich mich gefragt, sind die nun dunkelhäutig oder bunt.
Darunter Berge und ein Baum, tot wie ein Gerippe.
Ich denke nicht das ein neunjähriger diese Assoziation wählen würde.
wie Papas Fleischermesser,
Ebenso hier. Ich habe bis jetzt noch nie ein Bild mit Isaak gesehen auf dem sein Vater ihn mit einem Stein ermorden wollte. (Klar nichts ist unmöglich) Es war immer ein Messer, Dolch oder Schwert.

eine Zigarettenschachtel, die in eine Schnapsflasche gefallen ist.
Finde ich toll. Doch auch hier denke ich, nicht für einen Neunjährigen.
Einer liegt auf einem Felsen, nackt und dürr und in Fesseln.
Einer liegt auf einem Felsen, nackt, dünn und gefesselt oder zusammengebunden.
Wäre mMn Kindgerechter.
Über ihm die erhobenen Arme des anderen, einem alten bärtigen. In den Händen hält er
Der Alte Mann mit Bart hält die Arme hoch und in denn Händen hat er…

Dein Vater würde mir damit allerdings einen Gefallen tun!“
Kann ich mir nicht vorstellen.(Nicht in der heutigen Zeit)

! Ich starre auf das Bild, versuche mir vorzustellen ich wäre der nackte Mann. Aber so dünn bin ich gar nicht und mein Vater hat nicht mal einen Bart. Und er würde nie auf die Idee kommen, niemals! Oder?
Wieder klebt das Shirt an meiner Haut.
Ich kann die heftige Reaktion nicht verstehen. Mir fiel es schon schwer mir das bei einem Neunjährigen überhaupt vorzustellen.
Doch ich dachte dann an ein übersensibles Kind.
: Ich kann jeden Tag auf dem Schulhof Skateboard fahren und Frau Protzner sagt nichts mehr.
Warum darf er das auf einmal? (Ist ja weitgehendst auf Schulhöfen verboten.)

Ich habe mich mit deinem Ramon etwas schwer getan, für mich wirkt er übersensibel. Mein Leseeindruck, er ist ein Kind mit einem Vaterkonflikt.

Liebe Grüße CoK

 

Plötzlich kann ich nicht mehr atmen. Eine Doppelseite mit einem düsteren Himmel, … Darunter Berge und ein Baum, tot wie ein Gerippe. Und in der Mitte zwei Männer. Einer liegt auf einem Felsen, nackt und dürr und in Fesseln. Über ihm die erhobenen Arme des anderen, einem alten bärtigen. In den Händen hält er einen Stein, spitz und scharf wie Papas Fleischermesser, den er jeden Moment in den Körper des gefesselten Mannes rammen wird. Ich starre auf das Bild. Starre auf die Spitze, die Haut des Nackten; alle Rippen sind sichtbar. Jeden Moment wird es passieren. Jetzt. Gleich. Der eine Mann wird den anderen töten, mit seinen Händen, mit voller Wucht. Ich merke, wie Shirt und Hose an meiner Haut kleben und ich immer noch den Atem anhalte.

Ja, das kann ein Schock werden für einen 9jährigen,

lieber und vllt. sogar ahnungsloser rainsen,

selbst wenn er in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Bruder auch einiges erlebt haben sollte, dass mehr als einen bloßen Konkurrenzkampf bedeutet (je geringer der Altersunterschied, umso heftiger!, bei mir und dem 14 Monate jüngeren Bruder hätte auch die Hütte abgefackelt werden können ...) – da muss Moses 1.21 ff. wie der Blitz einschlagen.

Kurz die Übersicht, einem Ausschnitt aus den Anfängen des hebräischen Gründungsmythos:

Denn tatsächlich gebiert Hagar, Sklavin oder Magd, dem Abram im 86. Jahr seines Lebens einen Sohn, den sie Ismael („Gott hört“) nennen und dem – kann es jemand verwundern? - eine zahlreiche Nachkommenschaft zugesagt wird. (1. Mose 16; angeblich blickt Hagar anschließend überheblich auf ihre kinderlose Herrin und wird dafür buchstäblich in die Wüste geschickt.) Zwischenzeitlich zeigen die Autoren Sinn für Dramatik und feine Ironie mit dem bittern Ende Sodom und Gomorrhas!, bevor Sara im 100. Jahr des Abram - nun mit dem Ehrentitel Abraham („Vater vieler Völker“) versehen - den Isaak („Er (Gott) lacht“) gebiert (1. Mose 21).

Was gäbe es da zu lachen?

Da gibt’s nichts zu lachen!

Denn kehren wir an den Ausgangspunkt zurück, auf dass man sich den Schock für den greisen Eltern vorstelle, als ein Brandopfer verlangt wird! Vor allem aber die Frage, die der kleine Isaak seinem Vater auf dem Weg zur Opferstätte gestellt haben soll: „Feuer und Holz haben wir, aber wo ist das Lamm für das Opfer?“ / „Gott wird schon für ein Opferlamm sorgen“, soll die lapidare Antwort sein. Da sollte selbst ein 14-Jähriger wie Ismael und der geneigte Leser – ob neun oder einhundert -im Opfer die Täuschung als Grundmuster jeden Tausches erkennen.
Denn die Geschichte fährt fort, dass die Autoren mit geradezu mathematisch ein-eindeutiger Deutlichkeit durch den Herrn, seinem Gott, dem Abraham Einhalt gebieten lassen, gleichgültig, ob das Opfer zu gering wäre oder das Messer stumpf, die Begründung lautet deutlich „Du warst bereit, mir sogar deinen EINZIGEN Sohn zu opfern“ - klingt oder riecht das nicht schon nach Neuem Testament? (1 Mose 22 - das Modell für den realisierten Opfertod am Kreuz, von dem die Autoren nichts wissen können, mehr als ein halbes Jahrtausend vor diesem Ereignis) und der heißt Ismael - bis zu dessen 14. Jahr, von da an ist weder er noch sein Halbbruder so recht ein einziger.
Auf die zugesagte Belohnung warten freilich heute noch die Nachkommen dessen, der auf Gott hört und erst recht die Kinder und Enkelgenerationen des Ismael und des Isaak. Die Autoren liefern aber das Modell für den Bruderzwist aus dem Tausch des Rechtes der Erstgeburt in der nächsten Generation …

Gut, für einen 9jährigen ein Schock (ich sag ja immer, die Kommunion mit den achtjährigen Bengel[ine]n ist als Initialritus zu früh, die Konfirmanden sind da besser dran mit ihren 14 Jahren.

Kleine Flusenlese

In der großen Pause wollen es alle sehen, sogar Marius aus der Vierten.
„vierte“, weil Attribut der verschwiegenen „Klasse“, anders, wenn dort stünde „ sogar Marius aus der Vier!

Wie dem auch wird, gern gelesen und gern den Mythos ausgegraben, der dahintersteckt!

Friedel

 

Liebe @CoK,

vielen Dank fürs Vorbeischauen, hat mich gefreut! Und ja, kann ich verstehen, dass du nicht ganz überzeugt warst - war ich auch nicht. Ich habe die Geschichte umgeschrieben und bin deutlich zufriedener...

Hier erwähnst du nicht, dass es ein farbiger Jesus ist.
Ja, ich wollte es nicht doppeln.

Hier habe ich mich gefragt, sind die nun dunkelhäutig oder bunt.
Hier habe ich es aus dem gleichen Grund nicht durchgängig geschrieben.

Ich denke nicht das ein neunjähriger diese Assoziation wählen würde.
Warum nicht? Ich kanns mir gut vorstellen...

Den Rest der Geschichte habe ich wie gesagt umgeschrieben.. Mal sehen, wie das jetzt rüberkommt. Mir ging es hauptsächlich darum, wie solch eine brachiale, brutale Szene aus einer Kinderbibel (!) einen kleinen Jungen beeinflussen kann.

Habe mich über deinen Besuch gefreut, denn du hast dazu beigetragen, dass ich an dem Text gearbeitet habe!

Liebe Grüße,
rainsen


Tach @Friedrichard aka Friedel!

Sehr schön, von dir zu lesen. Und tatsächlich hat mich deine Exkursion in die biblischen Erzählungen, den Kontext, inspiriert! Der Kern des Textes, für mich diese krasse Szene, ist geblieben, die Geschichte drumherum jedoch geändert.

Das mit der Vier/ten ist rausgeflogen, aber danke für den Hinweis :)

Schönen Abend euch noch,
rainsen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @rainsen ,

klasse, ich freue mich wirklich sehr, dass du mit meinen Anmerkungen etwas anfangen kannst. :gelb:

Zentral für mich war dieses intensive Bild aus der Bibel und was es für eine Wirkung auf ein Kind haben kann. Darum habe ich die Geschichte gebastelt.
Dagegen ist ja auch absolut nix zu sagen. Anders als über eine Idee, ein Bild, einen Eindruck wird wohl kaum eine Geschichte entstehen - die Frage ist, ob das momentan ideal verbunden ist: die (imA extrem wichtige) Sache mit der verheerenden Wirkung solcher Illustrationen und dann das, was alles noch um den Jungen herum so geschieht. Vllt. momentan noch ein kleines Plot-Problem? Du hast ein Thema und ein Motiv, aber keinen echten Plot?
Für mich war es vorerst passend, dass der Roman ein normaler Junge ist, der sich ab und zu mit seinem Bruder streitet, ab und zu in der Schule Stress hat und dabei mehr als andere das Ziel einer bestimmten Lehrerin ist...alles Dinge der realen Welt.
Das ist doch auch alles prima - larger than life oder etwas Weirdes / Paranormales / Phantastisches hätte ich zumindest auch gar nicht erwartet. MAn sollte das aber nicht alles sein. und dir fehlt ja nicht mal ein Konflikt - der ist da, nur vielleicht nicht 100%ig verknüpft und eingebettet.
Offensichtlich reicht es für dich nicht, dass das Bild hier im Zentrum steht und ich den Effekt beschreiben will, den es auf das Kind hat;
Naja, wenn du einen Effekt beschreiben willst, würde mir das ausreichen. Das wäre eben eine non-fiction Feststellung. Der stimme ich zu.
Nun hast du dich aber für die Form einer Erzählung entschieden (FF gehört da ja auch zu, egal wie verknappt) - dann erwarte ich nicht, dass ein Sachverhalt beschrieben wird, sondern in einer Geschichte als Konflikt verarbeitet ist.
Tja...vielleicht ist die Reaktion des Jungen zu intensiv, wie ich sie dargestellt hab.
Nein, absolut nicht, ich hoffe sehr, du nimmst das nicht raus. Diese beiden Szenen, in denen ihm der Schweiß ausbricht, sind die zentralen Momente, die eindrücklichsten Szenen, bestes show, don't tell. Mich hat das sehr engagiert. Bloß das nicht raus.

Es ist zudem nicht nur eine angemessene Art, auf so eine Darstellung zu reagieren - sondern ein gesundes Empathie-Empfinden vorausgesetzt, die einzige angemessene. Das ist ja auch ein subtiler Punkt in dem Text: wieso finden so viele Erwachsene es völlig normal und akzeptabel, Kinder mit solchen Bildern und Stories zu belasten?

Allerdings weiß ich nicht, ob ich sonst in einer Flash Fiction Geschichte den Effekt, den das Bild haben kann, dargestellt bekomme... Da muss ich mal grübeln.
Ich denke, ja. Andererseits zwingt dich keiner, FF zu schreiben, die Geschichte sollte so lang bzw. kurz sein, wie du brauchst, um sie idealerweise erzählen zu können.
Dann muss ich mich wohl entscheiden, ob ich ein richtiges Drama (inkl. Trauma etc.) draus mache, oder ob ich da irgendwie etwas des Dramatischen rausnehmen muss, wenn ich das Drama nicht will (was ursprünglich der Fall war).
Also, Drama rausnehmen halte ich für konterproduktiv. Das ist ja der Dreh- und Angelpunkt. Wenn das wegfällt, verliert der Text seine Struktur, sein Gerüst. Auch die emotionale und intellektuelle Schlagwirkung.

Du musst auch nicht unbedingt einen Vaterkonflikt spiegeln - ich finde die Figur des Vaters schon super, auch das Fürsorgliche.

Spontan fiele mir ein (keine Ahnung, ob das fluppen würde), z.B. ein subtiles Drama über die beiden Brüder aufzubauen. Der Erzähler ist vom Bild verstört und alles läuft, wie du es hier hast. Aber der Erzähler könnte - um den Bruder wieder einzubinden, der ja nur im Intro erwähnt wird (wo man erwartet, die wichtigen Figuren des Textes vorgestellt zu bekommen) - dem Bruder das zeigen. Der Bruder könnte sein leiblicher sein, aber jünger, nicht älter. Fünf oder sechs.
Das könnte viele Gründe haben: Er will den kleinen Bruder ärgern, weil der ihn ständig nervt und dann soch selbst heult. Er hat ja Stress mit dem Bild und will den weiterreichen (das ist ja ein typisches Verhalten bei Kindern: Schmerz und Angst an noch Hilflosere weiterreichen). Natürlich würde er das heimlich machen.
Dann würde der kleine Bruder davon sogar noch verstörter davon sein, als der Prota selbst (vllt. hat der ihm erzählt, das wäre ein heiliges Ritual, der reale Vater müsste sich entscheiden, einen der beiden Söhne genauso wie auf dem Bild zu opfern. Dann müsste der kleine Bruder vllt. vier sein, keine Ahnung, ein Alter halt, wo das noch klappen würde.)

Der kleine Bruder kann nicht mehr schlafen und nässt das Bett ein, darf aber ja den Prota nicht verraten. Da der den Bruder ja auch gern hat, ist er nun im Konflikt und dann kannst du - mit all diesen Andeutungen, ob er es dem Vater erzählt, behauptet, der Kleine hätte es selbst entdeckt, ob er die Tante bitter anklagt und einen Familienstreit riskieren will (der evt. sogar anstünde!) ... sogar mit einem open end raus.

Ich will dir jetzt nicht einen Plot in den Mund legen (der evt. gar nicht zieht), aber es gibt doch in dieser Richtung eine Menge Möglicheiten. Den Focus vllt. weg von der Lehrerin als Antagonist, hin zum Prota als Prota/Antagonist in einem - also einem Sympathieträger wie jetzt auch, aber mit einer kleinen Schuld, für die eigentlich die Tante Auslöser war, nicht er selbst. Nur ne Idee ...

PS: Was ich noch schreiben wollte: Ich leide an einer Ideenlosigkeit, die mich sehr stark frustriert... Dann kommen eben halbgare Geschichten dabei heraus wie diese.
Wenn also du oder irgendwer sonst Tipps ha(s)t, die Kreativität für Plots etc zu stimulieren, immer her damit
Was? Krass! Sag mal, was am Schreiben macht dir denn Spaß, wenn es nicht darum geht, wie du eine Geschichte aufbaust und sie erzählst? Faszinierend (sorry!), das ist ja spannend.

Da würde ich im Gegenzug fragen: Nachdem du die schöne Idee mit dem Schock über das Bild hattest - wie lange hast du damit rumgespielt / dran rumgedacht, bevor du diesen Text geschrieben hast? Kann es sein, dass die Zeit zu kurz war?

Ich meine, nahezu jede Geschichte fängt mit so einem Implus an: Ein Bild, eine Szene, ein Setting, ein Thema / Motiv. Dann kommt die Frage, wie das am besten zu einer Geschichte gestrickt wird. Du hast doch hier eine Idee - also als Ideenlosigkeit würde ich das nicht sehen. Es ist sogar ein Konflikt, den ich (leider) noch nie in Fiktion verarbeitet gelesen hab - also hast du noch dazu was echt Innovatives. Und da wird immer gesagt, es gäbe keinen neuen Geschichten mehr. Stimmt also nicht - du hast sie hier.

Vielleicht nimm dir einfach mehr Zeit, Struktur drumrum zu schaffen. Soweit hast du schon viele sehr gut funktionierende Elemente: Spannung, Konflikt, Empathie / Engagement, Identifikationsmöglicheit ... Das einfach ein bissl mehr lenken, gezielter einsetzen.

Falls du das Problem grundsätzlich siehst, empfehle ich Jeff VanderMeer The Wonderbook. Es ist eine Analyse, wie sich Phantasie in Text strukturieren lässt (verschiendene Möglichkeiten, keine strikten Vorgaben) und dabei ist das Buch selbst ungeheuer kreativ gestaltet, fast wie ein lebender Organismus. Ich hab selten ein Buch gelesen, das so viel Spaß gemacht hat - vielleicht ist das was?

Ansonsten vielleicht: Wenn dir ein Motiv oder ein Bild / Thema einfällt, das du interessant findest, dazu einfach exzessiv recherchieren (in der Realität, nicht in Fiktion). Dann findet man imA immer etwas Besonderes, das weitere Ideen triggert. Selbst, wenn man die gar nicht direkt übernimmt.

Ich denke nicht das ein neunjähriger diese Assoziation wählen würde.
Liebe @CoK - ich weiß, Konsens in allen Komms wär blöd.
Ich mag nur rainsen beibspringen: Ich denke das auf jeden Fall. Ich kenne einen Vierjährigen, dem ich das zutrauen würde. Ich selbst hab mit 11 Jahren Shakepeares gesammelte Tragödien gelesen - unter'm Tisch im Matheunterricht. Das wird auch mein aktives Vokabular beeinflusst haben. Wie auch der Beruf meiner Mutter. Gerade, wenn der Vater in der Geschichte so zugewandt ist und ganz vor allem, weil er sofort am Folgetag sein Kind vom Religionsunterricht berfreit, zeigt es, dass da im Haushalt viel miteinander kommuniziert wird, dann man sich gegenseitig zuhört. Sowas formt auch die Sichtweise und die Kommunikation / den Audruck von Kindern. Für mich passt es gerade gut, dass der immerhin neunjährige nicht naiv stammelt wie ein Kleinkind. Das ist eine runde, lebendige Darstellung, die gleich eine zweite, unerzählte Ebene öffnet: wie sich Vater und Kinder im Off verhalten, außerhalb der Erzählzeit.

Ich kann die heftige Reaktion nicht verstehen. Mir fiel es schon schwer mir das bei einem Neunjährigen überhaupt vorzustellen.
Doch ich dachte dann an ein übersensibles Kind.
Ich finde die Reaktion absolut nicht heftig - ich sehe es als die einzige wirklich adäquate. Alles andere halte ich für pathologisch.
Nur, weil es - aus welchem unerfindlichen Grund auch immer - von der Gesellschaft momentan noch sanktionierte sadistische (sogar, auch im Falle vom quasi-nackten Jesus am Kreuz, sexuell-sadistische) Darstellungen gibt, bedeutet es nicht, dass sie harmlos sind. Im Gegenteil, sie dienen der Manipulation und sind daher doppelt verwerflich. Ich kann mich gut erinnern, wie perplex ich war, als ich das erste Mal so eine Jesusfigur sah - ich meine, es war ein Renaissancegemälde, sogar nur in S/W, und nicht mal ein Grünwald. Ich war geschockt und fand das ziemlich krank. Wie der Junge in der Geschichte war auch mir nicht in jungen Jahren eingeredet worden, sowas sei irgendwie normal. Daher habe ich nicht den Eindruck, das Kind hier sei irgendwie besonders sensibel.

Also, spannender Text! Von wegen keine Ideen! :):peitsch: Mal schauen, ob du hier noch was dran frickeln magst, falls ja, tag mich gerne.

Liebe Grüße,
Katla

 

Hey @Katla,

klasse, ich freue mich wirklich sehr, dass du mit meinen Anmerkungen etwas anfangen kannst.
...und das freut mich ;)

Richtig cool, dass du dir nochmal so viel Zeit genommen hast, das weiß ich zu schätzen.
Du hast das gut auf den Punkt gebracht, dass Geschichten aus einzelnen Ideen, Bildern entstehen. Dass das hier noch nicht richtig verbunden war, das stimmt: mit dem Plot war ich nicht glücklich, aber dafür musste ich Feedback bekommen, weil ich nicht weitergekommen bin. Ich habe die Geschichte etwa für eine Woche sacken lassen, bzw. zwischendurch überarbeitet. Das ist kurz für mich...ich hab einfach keine Entwicklung mehr gesehen. Dafür ist dein Feedback und das der anderen hier so wertvoll!

Und siehe da - noch bevor du deinen zweiten Kommentar geschrieben hast, sind mir neue Ideen gekommen und statt zu arbeiten habe ich an der Geschichte gefeilt :Pfeif:
Obs jetzt super ist, kp, aber erstens war der Text ja nunmal online und zweitens bin ich viel glücklicher mit der Geschichte, das fühlt sich richtiger an. Das mit dem Schweiß ist leider rausgeflogen (vielleicht krieg ichs noch wieder rein, ich schaue mal), aber das Drama ist doch geblieben.
Witzigerweise habe ich mich auch auf das Bruder-Thema fokussiert.

Nun hast du dich aber für die Form einer Erzählung entschieden (FF gehört da ja auch zu, egal wie verknappt) - dann erwarte ich nicht, dass ein Sachverhalt beschrieben wird, sondern in einer Geschichte als Konflikt verarbeitet ist.
Ist klar. Das ist es natürlich auch, was ich will.

Es ist zudem nicht nur eine angemessene Art, auf so eine Darstellung zu reagieren - sondern ein gesundes Empathie-Empfinden vorausgesetzt, die einzige angemessene. Das ist ja auch ein subtiler Punkt in dem Text: wieso finden so viele Erwachsene es völlig normal und akzeptabel, Kinder mit solchen Bildern und Stories zu belasten?
Find ich spannend, dass du das genauso siehst wie ich. Aber andererseits - wie kann man es auch anders sehen...denke ich. Ich verstehe schon, dass Religion, Gott, die Kirche, vielen Leuten helfen kann, daran gibts nichts zu rütteln. Aber für mich persönlich ist da so viel Seltsames, Verqueres, was mit diesen Themen zusammenhängt, das springt mir geradezu ins Gesicht (wie der am Kreuz hängende Jesus...das ist so verdammt negativ alles). Gerade von James Baldwin Go Tell it on the Mountain gelesen bzw. habe es nach der Hälfte weggelegt, weil mich da das Thema Gott/Kirche einfach erdrückt hat (bzw gelangweilt) - sorry, James.

Andererseits zwingt dich keiner, FF zu schreiben, die Geschichte sollte so lang bzw. kurz sein, wie du brauchst, um sie idealerweise erzählen zu können.
Hast du natürlich vollkommen recht.

Spontan fiele mir ein (keine Ahnung, ob das fluppen würde), z.B. ein subtiles Drama über die beiden Brüder aufzubauen.
Finde deinen Vorschlag auch sehr spannend!
Zwar sind es die Brüder geworden, allerdings etwas anders. Ich schlaf nochmal drüber.
Der (Halb)bruder sollte eigentlich jünger sein, ist jetzt aber älter geworden, weil das sonst mit dem Vater/leiblichen Vater keinen Sinn gemacht hätte. Egal - ich hab jedenfalls einen besseren Plot, wie ich finde.
Mega cool, dass du deinen Vorschlag geteilt hast, danke! (Familienstreit, auch sehr gut!)

Was? Krass! Sag mal, was am Schreiben macht dir denn Spaß, wenn es nicht darum geht, wie du eine Geschichte aufbaust und sie erzählst? Faszinierend (sorry!), das ist ja spannend.
Gute Frage. Da muss ich mal drüber nachdenken. Spontan würde ich sagen, ich schreibe einfach ultragerne, mag es, eine Geschichte zu kreieren. Klar macht mir auch der Aufbau Spaß, definitiv, nur leider sind mir in letzter Zeit einfach kaum Ideen gekommen, worüber ich schreiben will/kann...

Es ist sogar ein Konflikt, den ich (leider) noch nie in Fiktion verarbeitet gelesen hab - also hast du noch dazu was echt Innovatives. Und da wird immer gesagt, es gäbe keinen neuen Geschichten mehr. Stimmt also nicht - du hast sie hier. Vielleicht nimm dir einfach mehr Zeit, Struktur drumrum zu schaffen.
Haste wohl nicht unrecht! Ja, keine Ahnung...die Idee hatte ich, klar, aber daraus was Spannendes zu machen ist mir etwas schwer gefallen. Dazu muss ich sagen, dass ich in den letzten Monaten auch fast gar keine Zeit für sowas hatte, Ideen zu entwickeln, kreativ zu sein. Vielleicht kommt das wieder, wenn ich mir mehr Zeit nehme.

Falls du das Problem grundsätzlich siehst, empfehle ich Jeff VanderMeer The Wonderbook. Es ist eine Analyse, wie sich Phantasie in Text strukturieren lässt (verschiendene Möglichkeiten, keine strikten Vorgaben) und dabei ist das Buch selbst ungeheuer kreativ gestaltet, fast wie ein lebender Organismus. Ich hab selten ein Buch gelesen, das so viel Spaß gemacht hat - vielleicht ist das was?
Cool, danke, das werd ich mir notieren! :)
Den Recherche-Tipp werd ich mir auch mal im Hinterkopf behalten.

Also, tausend Dank nochmal fürs Vorbeischauen! :D
rainsen

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @rainsen, @ hallo Katla,

nun vielleicht ist es so, dass wir verschiedene Kinder kennen.
mEn und ich hatte schon mit neunjährigen zu tun, eigene Kinder, Pflegekinder und Gruppen, die ich in Freizeiten betreut habe. Diese Kinder haben so geschrieben, wie sie gesprochen haben.
Gewalt und Gewaltbilder kennen Kinder in diesem Alter nicht nur aus der Bibel.
Klar, wenn sie sensibel sind, ist ihre Reaktion anders. Ebenso wenn sie Erfahrungen gesammelt haben, die diese Bilder emotional berühren.
Ich denke, ich habe das Problem aus einer anderen Schicht zu kommen. In der nicht Shakespeare gelesen wurde.
Wie auch immer, diesbezüglich werde ich mich in Zukunft, mit meiner Meinung zurückhalten.


Danke für die Erklärungen.
Liebe Grüße CoK

 

Liebe @CoK,

mein alter Herr war "Hilfs"arbeiter, weil er nix lernen durfte und sofort Geld verdienen musste nach der Schule wie fast alle Jungen (und Mädchen) seiner Generation (1920er und zuvor) dann die braune Kacke überstehen musste (Arbeitsdienst, Ostfront, wegen Nierenkolik aus Stalingrad ausgeflogen ... usw. usf.) und mit 38 (1958) ließ er sich zum Chemikanten "umschulen", einem Anlernberuf, und ist fast vor Stolz geplatzt, dass sein Ältester Chemielaborant wurde.
Den "Bildungs"schatz brachte das Fräulein Mutter mit der Stuttgarter Hausbücherei in den Vier-Personen-Haushalt und doch wars ein Schock, als ich 1968 nicht so sehr mit der Mao-Bibel als einem Bändchen Rimbaud in der Innentasche an der Blockierung des Springerhauses in Essen teilnahm und Ende des Jahres zu den Besatzern meines heimatlichen Rathauses gehörte (was im Ausbildungsbetrieb bekannt wurde und einen Ausbildungsleiter zu den weisen Worten verführte, hätte er gewusst, was ich für einer sei, ich hätte keinen Ausbildungsvertrag bekommen. Zum Glück ist es heute noch schwierig, aus einem Ausbildungsverhältnis rausgeschmissen zu werden - und das sollte auch so bleiben.

Aber jetzt zu meinem nochmaligen Auftritt hierorts,

lieber rainsen,

zur Neufassung, die ja immer auch die Gefahr des nächsten Schnitzers birgt ... wie hier

Über ihm die erhobenen Arme des anderen, einem alten[KOMMA] bärtigen.
wo das am Ende fehlende Komma (unfreiwillig) einen kürzest Kommentar zum Alter des Bartes, nicht des Mannes abgeben kann. Um es auf meinen eigenen Kopf zu beziehen: Mein Bart ist satte 33 Jahre jünger als ich ..., also im besten Mannesalter ...

„Roman …? Roman? Weißt auch du die Antwort nicht oder träumst du nur?“, höre ich die Stimme von Herrn Dänekas, meinem Mathelehrer.
Spricht man heute so korrekt über seine Lehrer?
Zu meiner Zeit wäre es „der Dänekas“ oder bösartiger „Dänekäse“ ...

Gerne gelesen (und gerade geplaudert) vom

Friedel

 

Hallo @rainsen,
dein 9jähriger Ich-Erzähler hat sich mit seinem Halbbruder gestritten und wurde auf sein Zimmer geschickt, wo er aus Langeweile in einer Kinderbibel blättert und ein Bild sieht in dem Abraham seinen Sohn Isaak tötet. Ich finde es schwer, zu deiner Geschichte einen Kommentar zu schreiben, aber ich versuche es mal und hangle mich mal am Text lang.

Ich bin kein Fan, von Kinder-Ich-Erzählern in Geschichten für Erwachsene, das ist für mich oft auch eine konzeptionelle Frage. Ich verstehe, dass man aus der Sicht eines Kindes die Möglichkeit hat Dinge noch mal anders zu zeigen, andererseits fehlt mir da dann oft die reflektierende Ebene. Aber das ist Geschmackssache, die Frage ist ja am Ende: Ist die Stimme glaubhaft? Insgesamt triffst du den Kinder-Ton für mich nicht so richtig, ich kann aber auch nicht den Finger darauf legen, woran das liegt.

Im Zimmer nebenan weint mein großer Halbbruder, Martin. Warum muss er mich auch ständig ärgern?
„Das sag ich Papa!“, hat Martin mir gedroht, schon mit Tränen in den Augen.
„Er ist nicht mal dein Papa!“, habe ich geschrien. Danach ist er heulend verschwunden und kurze Zeit später stand Mama vor mir.
An meinem Geburtstag vor drei Tagen hätte sie mich nicht in mein Zimmer geschickt; da hat aber auch noch die Sonne geschienen und wir waren eh den ganzen Tag draußen. Und jetzt? Jetzt bin ich neun und hab endlich ein Skateboard und jetzt regnet’s die ganze Zeit, toll. Da liegt das dicke Buch, das mir Tante Marianne geschenkt hat. Mit Jesus drauf. Na ja, was soll’s.
Den Gedanken, dass die Mutter ihn an seinem Geburtstag nicht in sein Zimmer geschickt hätte, finde ich verwirrend. Soll das irgendeine Info vermitteln? ZB dass er neun ist oder das Buch eben eine Geschenk?
In meiner Höhle aus Matratzen und Decken schlag ich’s das erste Mal auf. Farbiger Jesus, farbige Maria, Schafe und Hirten. Plötzlich kann ich nicht mehr atmen. Eine Doppelseite mit einem düsteren Himmel, so wie der da draußen. Darunter Berge und ein Baum, tot wie ein Gerippe. Und in der Mitte zwei Männer. Einer liegt auf einem Felsen, nackt und dürr und in Fesseln. Über ihm die erhobenen Arme des anderen, einem alten bärtigen. In den Händen hält er einen Stein, spitz und scharf wie Papas Fleischermesser, den er jeden Moment in den Körper des gefesselten Mannes rammen wird. Ich starre auf das Bild. Starre auf die Spitze, die Haut des Nackten; alle Rippen sind sichtbar. Jeden Moment wird es passieren. Jetzt. Gleich. Der eine Mann wird den anderen töten, mit seinen Händen, mit voller Wucht.
Das Fette könnte auch gestrichen werden. Über die Beschreibung des Bildes und wie der dann darauf starrt wird deutlich, dass das was mit ihm macht. Den Vergleich des Steins mit einem Fleischmesser erscheint mir auch nicht ganz passend, zumindest stolper ich darüber. Am Ende könntest du mMn auch noch etwas deutlicher werden, was genau ihn so schockiert. Ein Mann tötet einen anderen. Ist es das erste Mal, dass er Gewalt sieht? Ich würde denken, es hat etwas mit Realität zu tun oder damit wie die Gewalt dort auf dem Bild dargestellt wird? Mein Sohn zB (und ich weiß, dass der nicht deine Hauptfigur ist, es soll nur verdeutlichen, was ich meine) hat schon Star Wars gesehen, da schießen die Raumschiffe ab und so was, da gibt es viel Gewalt. Also tatsächlich ist es oft nicht die Gewalt, die ihn schockt. Ihm ist klar, dass das ein Film ist, dass das Imperium (?) nicht ohne Schlacht und Krieg besiegt werden kann oder so in der Art. Wenn es aber wie bei Findet Nemo emotional wird (und Kinderfilme sind oft unglaublich emotional) und der kleine Fisch seinen Vater verliert, oje, dann wird es schwierig. In dem Bild geht es ja auch nicht um Krieg oder so, sondern es scheint etwas persönliches zu sein, zwischen beiden, das ist was anderes und ich wünschte, du würdest noch etwas mehr herausarbeiten, um was genau es dabei geht. Du hast es schon angedeutet, aber wie gesagt, für mich dürfte es noch klarer werden ...

Am nächsten Morgen schmollt Martin immer noch, was ich aber nach dem Frühstück sofort vergesse. Denn die Sonne scheint und ich kann mit dem Skateboard zur Schule fahren.
„Roman …? Roman? Weißt auch du die Antwort nicht oder träumst du nur?“, höre ich die Stimme von Herrn Dänekas, meinem Mathelehrer.
„Ähm, ’tschuldigung, was war die Frage?“ Um mich herum wird gekichert.
Während er zufrieden meine Antwort an die Tafel schreibt, erscheint wieder die Szene vor meinen Augen; ich kann nicht aufhören, daran zu denken.
Als wir in der vorletzten Stunde Religion haben, beschließe ich zu fragen.
Dass er die Antwort nicht weiß, soll ja zeigen, dass er abgelenkt ist. Ich finde es aber ungeschickt in einem so kurzen Text so viel Orte und Handlungen aufzumachen und schlage vor (dein Text, du nimmst, was dir brauchbar erscheint!) den Mathelehrer zu kicken und das auf die Reli-Stunde zu schieben. Statt einer Antwort auf die Frage der Lehrerin, könnte er dann mit seiner Frage herausplatzen.

Was, Vater und Sohn? Ein Schlag fährt durch meinen Körper und ich höre ihre Stimme nicht mehr. Sofort muss ich an Martin denken, wie er von seinem leiblichen Vater geschlagen wird, Jahre vor meiner Geburt. Das haben jedenfalls Mama und Papa erzählt. Vor meinen Augen das Bild, der Sohn liegt auf dem Felsen, nackt und unschuldig, kurz davor, von seinem Vater umgebracht zu werden. Jetzt ist der Sohn Martin, der Mann sein Vater, den er nie wiedergesehen hat.
Das "Jahre vor meiner Geburt" haut mich raus, weil ich anfange zu überlegen, wie viele Jahre vor ROmans Geburt, wie alt ist Martin? Könntest du vielleicht einfach weglassen oder vielleicht irgendwo sagen, wie alt Martin ist (mein 6Jahre älterer Bruder oder so).
Für mich dürfte in dem Absatz auch noch mal nachjustiert werden. Zum einen evtl. umstellen. Also: Ein Schlag geht durch seinen Körper, weil er erkennt, der bärtige Mann ist der Vater des Nackten (das steht jetzt ja ganz hinten imAbsatz). Und dann denkt er an Martin und dessen Vater (das steht jetzt vorne). Aber ingesamt würde ich hier auch noch gerne etwas mehr Fleisch am Knochen haben. Der Text enthält ja insgesamt recht viel Introspektion, da würde ich doch gerne genau wissen, was er sieht, was er denkt, über MArtin seinen Vater, über Abraham und Isaak. Ich sag jetzt mal ganz forsch (und wie gesagt, dein Text, das sind alles nur meine Gedanken): Wenn du Introspektion nutzt, dann ganz konkret, nicht so allgemein (womit ich aber nicht lang und ausufernd meine, sondern eben auf den Punkt).

„Roman? Wo willst du denn hin?“, höre ich noch Frau Protzners Stimme, bevor ich draußen bin und nach Hause fahre.
Könnte raus?

Dass er am Ende auf dem Spielplatz wartet, erscheint mir irgendwie zu passiv. Da ist doch echt viel los in ihm, er könnte stattdessen auch zur Schule seines Bruders gehen. Die Geschichte vom Abraham und Isaak hat ja was mit ihm gemacht, hat was an seiner Beziehung zu seinem Bruder verändert, das will er vielleicht ja wieder geradebiegen oder so. Ich kann nicht genau greifen was, das könntest du besser herausarbeiten (das ist die gleiche Anmerkung wie oben, als ich mir wünschte, du würdest noch etwas nachfüttern). Also für mich geht es in deiner Geschichte um die beiden Brüder und darum dass Roman sagt: Das ist nicht dein Vater! Durch das Bild und die Geschichte der Lehrerin erkennt Roman ... ??? ... und versöhnt sich mit seinem Bruder. Ich weiß aber nicht, ob das so deine Intention war. Ich glaube, du wolltest eigentlich etwas anderes zeigen und zwar die Gewalt in der Bibel, oder? Tust du vielleicht indirekt immer noch, aber der Fokus ist natürlich ein anderer. Da entsteht ja am Ende aus dem Bild etwas Gutes (die Versöhnung der Brüder), keine Ahnung, ob das etwas ist, was du willst. Wenn ja, dann könnte der Fokus noch etwas stärker auf die Beziehung der Brüder gelegt werden.

Vielleicht kannst du ja mit dem einen oder anderen GEdanken etwas anfangen.
Viele Grüße
Katta

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @CoK,

ich finde nicht, dass du deine Meinung für dich behalten solltest! Jeder macht andere Erfahrungen und es ist immer eine Bereicherung, diese mit anderen zu teilen; also bitte teile sie auch weiterhin :)

Lieber @Friedrichard,

das Komma ist drin und Herr Dänekas raus ;) Vielen Dank fürs Reinschauen und Flusenlesen.

Liebe @Katta,

ich danke dir für deinen sehr hilfreichen Kommentar! Du bringst viele Dinge sehr gut auf den Punkt und ich habe schon wieder etwas an der Geschichte gefeilt, da ich mit vielem übereinstimme - eine detailliertere Antwort folgt!

Vielen Dank euch allen und ein schönes Wochenende,
rainsen
_________________________________________
EDIT:
Ich werde den Text nun doch nochmal komplett umschreiben, da ich endlich akzeptiert habe, dass es nicht der Text ist, den ich schreiben wollte; was ihr ja auch in den Kommentaren erkannt habt. Doof nur, wenn man am WE arbeiten muss :heul:

 

In meiner Höhle aus Matratzen und Decken schlag ich’s das erste Mal auf. Farbiger Jesus, farbige Maria, Bilder von Schafen und Hirten. Dann hör ich auf zu blättern: eine Doppelseite mit einem düsteren Himmel, so wie der da draußen. Darunter Berge und ein Baum, tot wie ein Gerippe. Und in der Mitte zwei Männer. Einer liegt auf einem Felsen, nackt und dürr und in Fesseln. Über ihm die erhobenen Arme des anderen, einem alten, bärtigen. In den Händen hält er einen Stein, spitz und scharf wie das Fleischermesser vom Schlachter. Jeden Moment wird er ihn in den Körper des gefesselten Mannes rammen.
...
„Interessant, Roman. Schön, dass du fragst. Die Szene, die du da beschreibst, stammt aus dem Alten Testament und zeigt, wie Gott Abraham befiehlt, seinen Sohn Isaak zu opfern …“
Was? Vater und Sohn? Er liegt auf dem Felsen, nackt und unschuldig, kurz davor, einen Stein in den Bauch gerammt zu bekommen. Von seinem Vater.

Ja, ich noch mal, lieber Roman und vor allem rainsen,

wenn ich darf, denn um die bezeichnete alttestamentarische Stelle voll zu begreifen, muss man m. E. einiges historisches Wissen um den Prozess der Zivilisation (wobei man keineswegs Norbert Elias gelesen haben muss, wiewohl es zu empfehlen ist, Geschichte als Schulfach um Sozialgeschichte zu ergänzen), denn allgemein sollte bekannt sein, dass die „Kindheit“ erst im Laufe der „Neuzeit“ entdeckt wurde, selbst wenn der Begriff des „Kindes“ für junge Leute und „kindlich“ Gebliebene gegolten hat und erst mit der beginnenden Industrialisierung zu Konsequenzen führte, Kinderarbeit abzuschaffen.

Nicht etwa aus humanitären Gründen, sondern weil der Verschleiß in der industriellen Produktion die kleinen Körper mehr als im ländlichen Bereich derart forderte, dass der junge Mensch nicht einmal mehr stramm stehen konnte (das gilt gleichermaßen für die demokratische Schweiz wie das autoritäre Preußen - um zwo unterschiedlichste Staatsgebilde zu nennen). Da gewinnen natürlich die Ideen des Turnvater Jahns eine ertüchtigende negative Seite.

Und wenn wir um die steineklopfenden Kinder u. a., aber auch von Kinderpornographie im Netz wissen, wissen wir auch, dass der Prozess der Zivilisation immer wieder von vorne beginnen muss und die Digitalisierung alles andere als nur Fortschritt bedeutet, was nicht nur die gestiegene Rate an Kinderpornos im Netz belegen wird ... Ausführlicher in
https://www.wortkrieger.de/threads/der-moses-roman-des-sigmund-freud.46935/
und von den Kindern Ismaels
https://www.wortkrieger.de/threads/hamed-abdel-samad.47020/

Lass Dear / lasst Euch das Wochenende durch mich nicht vermiesen ...

Het Dante Friedchen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo rainsen,

zunächst etwas Textkram.

Im Zimmer nebenan weint mein großer Halbbruder. Warum muss Martin mich auch ständig ärgern?
„Das sag ich Papa!“, hat er mir gedroht, schon mit Tränen in den Augen.
„Er ist nicht mal dein Papa!“, habe ich geschrien. Danach ist er heulend verschwunden,
Mir ist das zu viel weinen, Tränen und heulen so knapp hintereinander.

So richtig verstehe ich den Konflikt nicht. Gibt es überhaupt einen zwischen dem Jungen und dem Vater oder dem Halbbruder? Warum ein möglicher Vergleich, die Bange vor dem Bild? Wenn da vorher was passiert sein sollte, dann fehlt das im Text.

Überhaupt haben Kinder in dem Alter Zugriff zu so vielen gewaltvollen, schrecklichen Bildern/Videos, Nachrichten über Mord in der Familie, da frage ich mich, warum gerade das Bild in der Kinderbibel so verstörend auf ihn wirkt. Eine momentane angstvolle oder emotionale Phase kann ich beim Jungen auch nicht erkennen.
Hier würde mich interessieren, was deine Intention ist.

Schönen Samstag.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Endlich komme ich zu meiner Rückmeldung.

Mittlerweile habe ich die Geschichte komplett neu geschrieben, da ich mittels eurer Kommentare akzeptieren konnte, dass es nicht der Text war, den ich hatte schreiben wollen. Ich wollte darüber schreiben, welchen Effekt diese illustrierte Szene der Bibel auf einen Menschen, speziell ein Kind, haben kann; nicht über einen Konflikt zwischen Geschwistern oder Vater und Sohn.

Also Hallo nochmal, @Katta...

Ich finde es schwer, zu deiner Geschichte einen Kommentar zu schreiben
...und danke, dass du es trotzdem gemacht hast. Kann ich nämlich verstehen, dass das schwer war.

Ich bin kein Fan, von Kinder-Ich-Erzählern
Ich auch nicht unbedingt, und ich finde es schwer. In der neuen Version habe ich mich für die personale Erzählperspektive entschieden, weil ich glaube, dass sie besser zu meiner Geschichte passt, bzw. ich sie so besser erzählen kann.

Soll das irgendeine Info vermitteln? ZB dass er neun ist oder das Buch eben eine Geschenk?
Der Geburtstag sollte eben erklären, woher das Buch kommt; ich hoffe, dass es in der neuen Geschichte organischer wirkt und nicht als Infodump rüberkommt.

Das Fette könnte auch gestrichen werden.
Ist raus, danke!

Am Ende könntest du mMn auch noch etwas deutlicher werden, was genau ihn so schockiert. Ein Mann tötet einen anderen. Ist es das erste Mal, dass er Gewalt sieht? Ich würde denken, es hat etwas mit Realität zu tun oder damit wie die Gewalt dort auf dem Bild dargestellt wird? Mein Sohn zB (und ich weiß, dass der nicht deine Hauptfigur ist, es soll nur verdeutlichen, was ich meine) hat schon Star Wars gesehen, da schießen die Raumschiffe ab und so was, da gibt es viel Gewalt. Also tatsächlich ist es oft nicht die Gewalt, die ihn schockt. Ihm ist klar, dass das ein Film ist, dass das Imperium (?) nicht ohne Schlacht und Krieg besiegt werden kann oder so in der Art. Wenn es aber wie bei Findet Nemo emotional wird (und Kinderfilme sind oft unglaublich emotional) und der kleine Fisch seinen Vater verliert, oje, dann wird es schwierig.
Danke für deine Anekdote; so ungefähr habe ich mir das tatsächlich gedacht und ich habe versucht, das deutlich zu machen, ohne erklären zu müssen.

Ich weiß aber nicht, ob das so deine Intention war. Ich glaube, du wolltest eigentlich etwas anderes zeigen und zwar die Gewalt in der Bibel, oder?
Ganz genau...ich hoffe, dass das in der neuen Version nun deutlicher wird.

Vielleicht kannst du ja mit dem einen oder anderen GEdanken etwas anfangen.
Total! Vielen lieben Dank für deine Gedanken und dein Feedback, das hat mir sehr geholfen :)


Lieber Friedel...

...ach nee, da ging es ja schonmal um die werten Kollegen aus der Bibel, wer hätte das gedacht... ;) Danke für den historischen Eindruck!


Hi nochmal @GoMusic,

So richtig verstehe ich den Konflikt nicht. Gibt es überhaupt einen zwischen dem Jungen und dem Vater oder dem Halbbruder? Warum ein möglicher Vergleich, die Bange vor dem Bild? Wenn da vorher was passiert sein sollte, dann fehlt das im Text.
Jo...da hatte ich die originale Version etwas umgeschrieben, ein paar Elemente rausgenommen, aber das war eher so halbgar.
Wie schon oben angemerkt, die erste Version ging leider eher an dem vorbei, was ich schreiben wollte. Ob die neue Geschichte das nun besser macht, das kann ich nicht beurteilen, jedenfalls haben sich deine Anmerkungen erledigt.

Ich hoffe jedenfalls, dass meine Intention nun aus dem Text heraus deutlich wird, ohne dass ich sie hier separat erklären muss.

Danke euch allen fürs Lesen und eure Anmerkungen!!!
Falls jemand nochmal Lust und Zeit hat, würde ich mich natürlich über eine Rückmeldung freuen.

Jetzt erstmal einen schönen Abend noch!
rainsen

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin rainsen,

so ganz will ich nicht verstehen, warum überhaupt Kunst/Literatur vor jungen Menschen versteckt werden „muss“, die a) in einer Gesellschaft aufwachsen, in der das Soziale angemahnt werden muss und Konkurrenz bis hin zur unsichtbaren Hand des (sich selbst) regulierenden Marktes vergöttlicht wird und b) die Medien – gleich, ob öffentlich oder nicht – alles andere als nur Frieden verbreiten. Da wird ein altes Weltbild der Geborgenheit verbreitet, das es nie gegeben hat.

Seltsamerweise weist das aktuelle Zeitmagazin einen Artikel auf, der ein etwas anderes Problem aufzeigt, wie streitende Eltern miteinander vor dem/den Kind/ern auftreten sollten ...

Klingt jetzt alles ein bisschen hart, aber Ich hatte kein Problem mit der alten Fassung!,

gleichwohl verrichte ich noch den Flusendienst (jede Änderung, und Deine ist ja gewaltig, ist nicht davor geweiht).

Als erstes fällt mir – natürlich – die Sorge um Besitzstände auf, wenn Possessivpronomen inflationär missbraucht werden, hier insbesondere „sein“, als wüsste die Familie oder der Leser nicht, wessen (Höhle oder Schreibtisch etwa) da gemeint sei ... und nun zum
"unerwünschten" Geschenk (ich glaube nicht, dass ich als neun- oder zehnjährige Rotznase mir irgendwelche Gedanken übers Fahrtenmesser machte, unter dessen Lilie noch das Hakenkreuz sich versteckte ... Das kam erst, als ich angefangen hatte mit historsichen JUgendromanen (Tecumseh z. B., aber auch Karl M. und insbesondere die Mythen und Sagenwelt von Ägypten bis Island - und später über ethnologische Schriften sogar Südamerika). Aber zurück zur Flusenlese

Er starrt auf die Klinge des Dolches, die sich in die Haut des gefesselten Mannes schneiden wird.
Warum# die „Klinge“ erwähnen, wenn die Hand, die den Griff hält, das entscheidende Medium ist? Und wo wir gerade dabei sind
In den Brustkorb, ins schlagende Herz.
Ja, das sollte man verorten, wenn ein Herz auch schon mal bildlich in die Hose rutschen kann ...

„Geh dir doch schonmal Schuhe anziehen, ich komm in einer Minute nach!“
schon mal, weil eigentlich ein „schon einmal“

„Wo habt ihr das her?“, fragt er und bückt sich, um die Kinderbibel aufzuheben, die auf eine der ersten Seiten aufgeschlagen ist.
(ist mir auch gerade erst passiert) auf einer der ersten ...“

„Kommt ihr zum Essen?“
Erzwingt der Imperativ nicht auch ein „!“?

Wart' aber erst andere Meldungen ab (mit Ausnahme natürlich der Flusen). Ist ja nur meine bescheidene Meinung, sagt der

Friedel

 

Moin @rainsen,

schön mal wieder was von dir zu lesen. Ich habe über deine Geschichte nachgedacht und finde die Idee interessant und auch relevant, hatte bei der Umsetzung allerdings ein paar Mal Fragezeichen. Mir ging das vor allem zu schnell; bevor ich mich so richtig auf diesen Konflikt einlassen konnte, war das Buch schon weg und auf dem Dachboden. Ich hätte mir das etwas ausführlicher gewünscht und vor allem hätte mich auch noch stärker das Gefühlschaos von Roman interessiert. Bislang wird das kurz angerissen, ich bin daran interessiert und schon ist es vorbei. Mir ist schon klar, dass du nicht so viel Raum bei Flash Fiction hast, allerdings wäre es für mich sehr viel interessanter gewesen, wenn die Geschichte fokussierter wäre und beispielsweise das Ende gestrichen worden wäre. So hatte ich das Gefühl, dass du für diesen kurzen Text etwas zu viel willst bezogen auf die Zeit, die innerhalb der Geschichte vergeht.

Ich gehe im Detail auf meinen Eindruck ein:

Abwechselnd bestaunt er die Star Wars Figuren, das Feuerwehrauto, das Skateboard, während die Kinderbibel von seiner Oma unter dem Berg aus Geschenkpapier unsichtbar bleibt.
Mir hat gefallen, dass du hier schon die Star Wars Figuren und die Kinderbibel der Oma platziert hast. Allerdings habe ich mich gewundert, dass Roman das Buch gar nicht sieht und mich dann gefragt, was genau das für eine Perspektive ist? Dachte erst, dass du die Geschichte aus der Sichtweise von Roman schildern würdest, dann ist mir aber schnell klar geworden, dass das nicht der Fall ist. Habe mich gefragt, wie die Geschichte wohl wäre, wenn sie wirklich nur aus den Augen von Roman erzählt wäre?

Dann hört er auf zu blättern: eine Doppelseite mit einem düsteren Himmel. Darunter Berge und ein Baum, tot wie ein Gerippe. Und in der Mitte zwei Männer. Einer liegt auf einem Felsen, nackt und dürr und in Fesseln. Über ihm der erhobene Arm des anderen, einem alten, bärtigen. In der Hand hält er einen Dolch. Romans Herz hämmert gegen seinen Brustkorb. Jeden Moment wird der Alte das Messer in den Körper des gefesselten Mannes rammen. Roman starrt auf das Bild. Starrt auf die Spitze der Klinge, die Haut des Nackten; auf das Muster der Rippen, das sich darunter abzeichnet. Jeden Moment wird es passieren. Jetzt. Gleich. Der eine Mann wird den anderen töten, mit seinen Händen, mit voller Wucht.
Das hat mir sehr gut gefallen. Ich finde, dass das geschickt gemacht ist: Du erwähnst die Doppelseite mit dem düsteren Himmel, beginnst also mit dem großen Rahmen, und gehst dann immer weiter in die Details und zoomst sozusagen in das Bild. Ich fand das auch glaubwürdig, dass Roman sich vorstellt, dass der andere Mann ihn töten will. Hat bei mir den Eindruck verstärkt, wie gewalttätig dieses Bild ist.

Doch Luke und sein Vater sehen sich nur an, statt zu kämpfen. Ihre Lichtschwerter sind Spielzeug im Gegensatz zu dem spitzen Dolch des alten Mannes. Was wird passieren, wenn der Dolch auf den Körper des Nackten trifft?
Den Vergleich konnte ich gut nehmen; dadurch ist mir klar geworden, wie stark dieses Bild Roman erschüttert hat und ich finde, dass ich genau davon gerne mehr gelesen hätte, also noch mehr Einblick in seine innere Welt.

„Und warum darf ich das sehen, aber nicht das Star Wars-Spiel auf dem Handy spielen?“
Das war mir doch etwas zu reflektiert und ich habe hier ein bisschen den Autor hinter der Geschichte rauszulesen gemeint. Ist Roman nicht eher so erschüttert und auch irgendwie neugierig, dass er mehr über die Geschichte wissen will? Vorher wurde doch auch gesagt, dass Star Wars ihn gar nicht mehr interessiert und wieso kommt er dann auf das Star Wars Spiel auf seinem Handy?

Er klettert die knarzende Leiter hoch und legt die Kinderbibel zu einem Stapel anderer Bücher weit hinten in der Ecke, bevor er wieder hinabsteigt, die Luke schließt und Roman in den Garten folgt.
Schade, dass es so schnell schon verschwindet. Das war mein Eindruck beim Lesen.

Nachdem Roman die Tür hinter sich geschlossen hat, sehen sich Melina und ihre Freundin stirnrunzelnd an. Dann steht Melinas Vater plötzlich wieder in der Tür.
Hier kommt dann der Zeitsprung und das Buch wird auch jetzt schnell wieder beseitig. Insgesamt hatte ich so ein bisschen den Eindruck, dass du dem Konflikt so ein bisschen aus dem Weg gehst; ja, du reißt das kurz an, aber wie genau so etwas auf ein Kind wirkt, kommt für mich nicht so richtig raus. Dafür ist mir das nicht ausführlich genug geschildert.

So, hoffe, dass du mit meinem Leseeindruck etwas anfangen kannst. Ich fand die Geschichte gut geschrieben, die Grundidee faszinierend und hätte gerne noch mehr von der Wirkung auf Roman gelesen. Wünsche dir ein schönes Wochenende.

Beste Grüße
MRG

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @Henry K.,

und danke für deinen Eindruck!

Mit dem gängigen "Kerzen ausblasen" wäre das Problem einfach gelöst.
Zu wuchtig, interessant. Finde eigentlich nichts wuchtiges an Flammen, denn sie können ja auch sehr klein sein. Aber interessant, dass das bei dir kurz einen Stolperer ausgelöst hat. Das gängige Kerzen ausblasen wollte ich eben grade nicht verwenden, erstens weil ich auf so abgegraste Ausdrücke nicht stehe und zweitens, weil man ja nicht die Kerze ausbläst, sondern die Flamme, die am Docht der Kerze brennt. Klugscheißermäßig, weiß ich :) Ich schau mal, ob sonst jemand stolpert.

Star Wars"-Figuren
Jo, Star-Wars-Figuren kommt mir nicht richtig vor, habe den einen Strich genommen - danke!

Kinder machen doch jeden Stock zum Gewehr und lassen Spielfiguren wie Fliegen sterben
Genau, Spielfiguren. Aber sobald es irgendwie realistisch wird, scheißt sich ein Kind in die Hosen! Habe das bei meinen Neffen beobachtet, die zwischen 4 und 8 Jahren alt sind, und interessanterweise sind die bei ganz vielem schnell ängstlich und brechen ab (zB ein Hörspiel oder so). Mag also deine Erfahrung sein - ich denke, dass ein Kind schon so reagieren kann, auch heutzutage noch. Das soll eben durch den Kontrast zu den Star Wars-Figuren (;)) klar werden...bei MRG hat's geklappt, kp.
In meiner eigenen Erinnerung konnte es damals gar nicht blutrünstig genug sein für mich und meine Freunde
Hehe, ja okay. Auch als du 8 warst? Klar sind Kinder auch verschieden, jeder Jeck ist anders. Ich denke schon, dass eine realistische Darstellung von Gewalt ein Kind stark beeinflussen kann...aber ich finde es sehr spannend, wie du es siehst und werde weiter beobachten, wie es andere beurteilen.

Ich weiss nicht, ob für Kinder "der Tod" überhaupt schon ein so grosser Schrecken ist. Erstens ist das ja ein verdammt abstraktes Konzept, zweitens bekommen Kinder mildernde Deutungsmuster wie den Himmel an die Hand. Wird die Figur für ein Kind also überhaupt in unserem Sinne "sterben"?
Sehr gute Frage. Ich denke auch da sind Kinder wohl unterschiedlich weit mit acht Jahren. Jedenfalls hat mich mal der Sohn eines Kumpels nach irgendwas bzgl. des Todes gefragt, glaube was nach dem Tod passiert (sein Sohn war tatsächlich 8 glaube ich)...wir waren zu dritt spazieren. Mein Kumpel sagte dann irgenwas sehr Knappes. Ich fing dann an mit...ich bin ja Biologe, und aus dieser Sicht muss man ja erstmal feststeleln, dass die Zellen sterben... da hat mich mein Kumpel mit Zeichensprache abgewürgt, sodass es sein Sohn nicht sieht.
Also kann sein, dass das Konzept des Todes noch nicht klar ist bei so jungen Kindern... muss ich mal überdenken, ob das hier too much ist. Danke für den Hinweis!

Hier würde ich einen Absatz machen.
Verstehe ich nicht - da ist doch einer...!?

Ich kann die Idee hinter der Geschichte verstehen, aber ich finde, sie funktioniert hier nicht. Ich bezweifle sogar, dass sie überhaupt noch funktioniert heutzutage.
Tja...ist ein spannendes Thema, über das man wohl gut diskutieren könnte, Erfahrungen austauschen. Ich glaube schon, dass es funktioniert, siehe meine Erklärung oben. Aber offensichtlich ändert das die Tatsache nicht, dass es bei dir nicht funktioniert hat. Ich schau mal, wie andere das sehen. Denn wenn es nicht funktionierte, könnte ich die Geschichte löschen ;) Hast du ja auch schon richtig festgestellt. Bei MRG, der die Version auch gelesen hat, hat es zB funktioniert...heißt also, dass es evtl. eine erfahrungsbasierte Ansicht ist.

Die waren aber nahe an meinem eigenen Leben dran.
Jo, das ist natürlich nochmal was anderes, das funktioniert immer. Könnte man natürlich auch in eine GEschichte einbauen, in diesem Fall sehe grade nicht die Möglichkeit.

Und auch hier ist ja immer eine Moral enthalten, wie eben in der Bibel. Eltern fördern solche Lektüre also doch eher und verstecken sie nicht.
Dann bin ich mal gespannt auf deine Analyse bzgl. der Moral, die aus der Abraham/Isaak-Geschichte hervorgeht :) Klar kann man da Moral drin lesen, aber da wirds ganz schnell kompliziert, besonders wenn man mit einem 8jährigen spricht. Sicherlich mögen in anderen Geschichten in der Bibel moralische Aspekte sein, keine Frage, aber ALLES was sich Kinder heutzutage reinziehen, alle Hörspiele, Jakari und das mit den Hunden, die ein SWAT team sind, etc, alle Zeichentrick/Anmationsfilme oder Serien, das ist alles mit Moral überladen. Also nen Mangel gibt es da nicht, dass man seinem Kind die Bibel hinlegen müsste.
Dennoch sehe ich deinen Punkt ;) Aber wenn dein Kind ankommt mit nem Bild, wo einer den anderen mit nem Messer umbringt, lässt du ihm/ihr dann das Buch und sagst, hey wow, ich erzähl dir jetzt erstmal die Moral? Etwas plakativ jetzt, aber vielleicht siehst du ja meinen Punkt.

Zum Beispiel könnte man in der Gang-Szene in Lateinamerika sicher noch starke Verbindungen von Religion und Traumata und Gewalt finden. Oder man nimmt sich stattdessen den Islam vor.
Die Geschichte kannst du ja dann schreiben... :Pfeif:

Dein Feedback hat mir definitiv etwas gebracht, alleine, dass es mich in verschiedenen Aspekten zum Denken anregt, das ist schon super :-)
Also besten Dank nochmal und nen schönen Abend!

Moin @MRG,

sehr schön, hier von dir zu lesen!

Mir ging das vor allem zu schnell; bevor ich mich so richtig auf diesen Konflikt einlassen konnte, war das Buch schon weg und auf dem Dachboden. Ich hätte mir das etwas ausführlicher gewünscht und vor allem hätte mich auch noch stärker das Gefühlschaos von Roman interessiert. Bislang wird das kurz angerissen, ich bin daran interessiert und schon ist es vorbei.
Jo, okay, kann ich voll verstehen. Bisher habe ich das GEfühl gehabt, dass ich alles "geschrieben" habe, was ich schreiben wollte. Aber natürlich kann ich das nachvollziehen...es geht alles zack zack, das stimmt schon.

Allerdings habe ich mich gewundert, dass Roman das Buch gar nicht sieht und mich dann gefragt, was genau das für eine Perspektive ist? Dachte erst, dass du die Geschichte aus der Sichtweise von Roman schildern würdest, dann ist mir aber schnell klar geworden, dass das nicht der Fall ist.
Warum soll es nicht Romans Sicht sein? Alles, was die Szene zeigt ist doch, dass für ihn in dem Moment, kurz nach dem Geschenkeauspacken, die Star Wars-Figuren, das Skateboard etc. spannender sind, als ein Buch. War für mich jetzt nicht so weit hergeholt eigentlich...

Das hat mir sehr gut gefallen. Ich finde, dass das geschickt gemacht ist
Sehr cool, das freut mich :)

Den Vergleich konnte ich gut nehmen; dadurch ist mir klar geworden, wie stark dieses Bild Roman erschüttert hat und ich finde, dass ich genau davon gerne mehr gelesen hätte, also noch mehr Einblick in seine innere Welt.
Auch das freut mich total, dass das bei dir funktioniert hat!
Du willst davon also mehr...tja. Da muss ich mir den Text wohl nochmal vornehmen ;)

Das war mir doch etwas zu reflektiert und ich habe hier ein bisschen den Autor hinter der Geschichte rauszulesen gemeint. Ist Roman nicht eher so erschüttert und auch irgendwie neugierig, dass er mehr über die Geschichte wissen will? Vorher wurde doch auch gesagt, dass Star Wars ihn gar nicht mehr interessiert und wieso kommt er dann auf das Star Wars Spiel auf seinem Handy?
Sehr spannend! Also ich finde Kinder sind ja verdammt schlau und gewitzt, und für mich ist das ziemlich realistisch, dass er diese Frage stellt. Aber dein Punkt ist super interessant, denn ich stimme dir zu, dass es wahrscheinlich ist, dass er mehr darüber erfahren will - das muss ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen.

Dass ihn die Star Wars-Figuren nicht mehr interessieren - okay, aber ja erstmal nur in dem Moment. Also in dem Moment, kurz nachdem er das Bild gesehen hat; heißt also, er ist noch so durch den Wind, dass er nur an das Bild denken kann - er ist abgelenkt. Aber das heißt ja nicht, dass ihn Star Wars generell nicht mehr interessiert. Vor allem liegt zwischen der Szene und der dieser (also der, wo er seinen Vater nach dem Star Wars-Spiel fragt) ja noch das Mittagessen. Er hatte also Zeit, sich das ganze durch den Kopf gehen zu lassen, sozusagen.
Aber: ich finde deinen Punkt sehr spannend, besonders, dass er womöglich mehr über die Szene wissen möchte. Das könnte die Geschichte nochmal in eine andere Richtung (also eine Vertiefung der Wirkung des Bildes auf ihn) lenken...das sehe ich mir mal in Ruhe an - besten Dank!

Schade, dass es so schnell schon verschwindet. Das war mein Eindruck beim Lesen.
Jo, da verschwindet es... Ich seh mal, ob ichs nochmal vom Dachboden hole ;)

Insgesamt hatte ich so ein bisschen den Eindruck, dass du dem Konflikt so ein bisschen aus dem Weg gehst; ja, du reißt das kurz an, aber wie genau so etwas auf ein Kind wirkt, kommt für mich nicht so richtig raus. Dafür ist mir das nicht ausführlich genug geschildert.
Dem "Konflikt" aus dem Weg gehen wollte ich sicherlich nicht - deshalb hab ich die Geschichte ja geschrieben. Aber dass das zu kurz kommt, das ist eine wichtige Rückmeldung, das muss ich mir, wie gesagt, durch den Kopf gehen lassen.

EDIT: Mit dem Sprung in die Zukunft wollte ich übrigens zeigen, wie sehr dem Roman das Erlebnis im Kopf geblieben ist - sobald er das Buch sieht, fühlt er das Gefühl von damals. Aber offensichtlich hat der Effekt nicht wirklich funktioniert, schade.

So, hoffe, dass du mit meinem Leseeindruck etwas anfangen kannst. Ich fand die Geschichte gut geschrieben, die Grundidee faszinierend und hätte gerne noch mehr von der Wirkung auf Roman gelesen.
Freut mich zu hören - auch die Kritik!

Super hilfreich, MRG, besten Dank für deinen Eindruck!
Wünsch dir auch ein schönes Wochenende.
rainsen

 

Hallo @rainsen,
ich hoffe, du haust mich jetzt nicht, aber die vorherige Version hat mir besser gefallen :sealed: und ich glaube das liegt vor allem daran, dass es vorher den Konflikt zwischen den Brüdern gab und eben auch die Auflösung dessen. Also vorher war es schon eine "richtige" Geschichte, jetzt nicht mehr unbedingt. Ich finde auch immer noch die Erzählperspektive schwierig, die ist zwar jetzt personal, aber das ändert ja im Grunde nicht so viel, zumindest aus meiner Leserperspektive. Vielleicht wäre ein Ich-Erzähler im Präteritum ja eine Möglichkeit, nur so als Idee ...
Was ich mich frage ist, was du eigentlich erzählen willst. Das ist mir nicht so ganz klar. Also du schreibst ja bzw. bestätigst, dass du die Gewalt in der Bibel zeigen willst. Aber ja nicht nur, dafür könntest du auch einfach irgendeinen Prota an die Straße stellen und Zitate aus der Bibel aufsagen lassen: Und Gott sagte zu Abraham: Nimm deinen einzigen Sohn und ... Warum hast du ein Kind als Prot gewählt? Der jetzige Text kommt viel mehr als in Literatur gehüllte Predigt oder Pamphlet rüber als der vorherige (auch ein Grund weswegen der erste Text mir besser gefallen hat). Davor ging es mMn viel mehr um Roman. Ich habe verstanden (und bitte um Korrektur, wenn ich das falsch verstanden habe), dass dir das mit der Bibel und der Gewalt wichtig ist, dass du dazu etwas schreiben willst, darum hast du auch den Bruderkonflikt und das, was in der allerersten Version (die ich nicht kenne) vom Vater drin war rausgenommen, aber mAn eben auch die Geschichte von Roman. Es bleibt jetzt nur ein Kind, das von einem Bild aus der Kinderbibel stark aufgewühlt ist und das seine Eltern als Lösung der Situation Roman mit Fußball ablenken und das Buch "wegsperren".
Es bleibt unverständlich, warum das Kind so stark aufgewühlt ist. Du beschreibst zwar das Bild und wie es das Bild sieht und welche Wirkung das Bild in ihm entfaltet, aber es bleibt trotzdem die Frage, warum es das Bild so sieht, wie es es eben sieht, warum gerade dieses Bild so einen Effekt auf ihn hat. Er könnte auch einfach ein Bild sehen, das in einem Buch ist, gemalt/gezeichnet, keine Fotografie, keine Realität, eine ausgedachte Geschichte wie in all seinen anderen Büchern, wie eben in StarWars. Warum ist die Kinderbibel etwas anderes als StarWars? So richtig klar wird das nicht. Plausibel wäre zB für mich, wenn die Familie oder das Kind grundsätzlich religiös wäre und das Kind ein sehr positives Bild von Gott hätte und dann in seiner Bibel so ein Bild sieht und das eben nicht zuordnen kann.
Naja, so oder so, brauchst du mMn eine Geschichte zu deiner Idee, einen Plot, eine Prämisse oder was auch immer, das über Kind ist bestürzt durch das Ansehen eines Bildes hinausgeht. Die Geschichte vorher mit dem Bruderkonflikt hat vielleicht nicht transportiert, was du aussagen wolltest, war aber mMn eine Geschichte. Vielleicht schaffst du es ja noch etwas zu entwickeln, das eine Geschichte ist und transportiert, was du transportieren willst. Eine richtige Geschichte schafft das ja dann auch ohne Holzhammer oder erhobenen Zeigefinger. Hoffe, das klingt jetzt alles nicht härter und schlimmer als ich es meine.

Viele Grüße
Katta
PS Danke auch für deinen Kommentar zu meinem Flash Fiction Text. Ich melde mich dazu am WE noch mal.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Katta und @Henry K.,

tausend Dank, dass ihr nochmal eure Gedanken geteilt habt! Und tja, was soll ich sagen: Ihr habt vollkommen recht :bonk: Ich habe zwar einen Umweg gebraucht, aber ja, schön dass wir das zusammen erörtert haben...
Manmanman, diese Geschichte bringt mich um den Verstand!

Aufgrund von zu viel Arbeit komme ich leider grade nicht zur detaillierten Antwort, aber das wollte ich euch kurz wissen lassen.

Also vielen Dank schonmal :)
rainsen

PS: Ich denke, dass ich die Geschichte nochmal umschreiben werde. Mal sehen, wann ich dazu komme...vorerst liegt das also auf Eis.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom