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Das Ungeheuer von Loch Ness
Herman rief am Frühstückstisch, als er in der Zeitung las, plötzlich laut: „Das gibt es doch nicht!“
Fragend sah ihn seine Frau Paulina an, während sie in ein Marmeladenbrot biss. Herman polterte weiter: „Stell dir vor, man hat das Ungeheuer von Loch Ness entdeckt!“
Seine Frau erwiderte: „Aber Schatz, neulich haben wir doch vormittags im Fernsehen eine Dokumentation darüber gesehen, dass es in Loch Ness gar nicht genug Nahrung gibt, um ein Wesen zu ernähren, das größer als zwei Meter ist.“
„Das weiß ich selber. Aber weißt du was diese Zeitungsfritzen schreiben, wovon es sich ernährt?“
„Nein“, gab Paulina zurück, „woher sollte ich auch, du hast ja die Zeitung.“
Herman sagte: „Also, hier steht, dass sich das Ungeheuer über Jahre von Reportern, Ungeheuerforschern und Biologen ernährt hat.“
Die Beiden blickten sich eine Weile an, bis Herman wieder ansetzte: „Also, das gibt es doch nicht. Manchmal denke ich echt, dass man sich das Geld für die Zeitung sparen kann und lieber den ganzen Tag fernsehen sollte. Da wird man wenigstens nicht andauernd falsch informiert.“
Paulina dachte nach und sagte dann: „Aber vielleicht lügen ja auch die Leute vom Fernsehen und die Zeitungsredaktion hat recht.“
„Herrje, heutzutage weiß man ja gar nicht mehr, wem man überhaupt noch glauben darf. Da könnten wir ja gleich wieder in die Kirche gehen“, antwortete ihr Lebensgefährte.
Doch Herman wollte es genau wissen. Diesmal würden sie den Sommer nicht auf Mallorca verbringen. Stattdessen flogen sie mit einem Billigflieger direkt ans Loch Ness um sich zwei Wochen lang vollregnen zu lassen. Sie saßen jeden Tag in ihren Campingstühlen im Zelteingang und starrten auf das Wasser des Sees, aber nichts geschah. „Da hätten wir ja besser zu Hause bleiben können“, nörgelte Paulina am letzten Tag.
Herman stand auf, zog seine Regenjacke an und ging noch einmal los um das Ungeheuer vielleicht doch noch zu erspähen. Als er den See entlang wanderte und seinen Gedanken nachhing, rutschte er plötzlich auf dem nassen Gras aus, fiel durch einen von Gestrüpp verdeckten Spalt und landete in einer großen Höhle.
Dort stand auf einem Stein eine handelsübliche Gaslaterne, die das Gewölbe erhellte und den Blick auf eine eigentümliche Riesenschlange ermöglichte. Sie war weiß-rot geringelt, hatte ein lustiges rundes Gesicht und fragte Herman: „Hast du dich verletzt?“
Erst jetzt bemerkte Herman, dass sein rechtes Bein mindestens einmal gebrochen war. Doch er ignorierte den aufkommenden Schmerz und fragte: „Bist du das Ungeheuer von Loch Ness?“
„Was denkst du denn?“, antwortete die Schlange.
„Gibt es hier noch mehr Ungeheuer?“, fragte Herman weiter.
„Nein, ich bin sozusagen ein Unikat“, antwortete das Ungeheuer geduldig.
„Aber wie bist du hier her gekommen, warum bist du alleine und wovon ernährst du dich?“, schoss es aus Herman hervor.
„Also,“ sagte das Ungeheuer, „als Gott die Erde schuf...“
„Was, Gott schuf die Erde?!“, unterbrach Herman.
„Wer erzählt denn diese Geschichte? Du oder ich?“, gab das Ungetüm zurück.
„’tschuldigung“, sagte Herman und die Riesenschlange fuhr fort:
„Also,“ als Gott die Erde schuf, vergaß er einmal seine Schuhe im Himmel und als er durch Schottland lief, blieb er mit einem Fuß hier im See stecken. Dabei verlor er seine Socke.“
„Was? Du bist eine riesige Socke?“, unterbrach sie Herman noch einmal.
„Ja und?!“, gab sie gereizt zurück, „Dafür bist du nur ein Haufen Lehm.“
„Ja, aber wovon ernährst du dich nun?“, wollte Herman wissen.
„Na hallo! Ich sagte gerade ich sei eine Socke. Seit wann müssen sich Socken denn ernähren?“, sagte die Socke.
„Aber du kannst doch auch reden!“, konterte der Besucher.
„Nein, das ist Telepathie“, erwiderte sie.
„Mir doch egal. Mit mir hat jedenfalls noch nie eine Socke telepathisch Kontakt aufgenommen!“, sagte Herman.
Doch die Socke hatte sofort eine Antwort parat: „Erstens bin ich ja auch eine ganz besondere Socke und zweitens wundert mich das nicht, bei deinen Käsefüßen.“
In diesem Moment wurde Herman schwindelig, da der Schmerz in seinem Bein plötzlich anschwoll. Er schloss die Augen.
Als er sie wieder öffnete lag er in einem Krankenhaus und sein rechtes Bein war eingegipst.
Neben ihm stand Paulina und sagte: „Herman! Du bist in eine Felsspalte gefallen, man hat dich mit einem Hubschrauber geborgen weil dein Bein gebrochen ist. Aber das Eigenartigste war, dass die Rettungssanitäter nach dem Sturz deine rechte Socke nicht finden konnten!“