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Das Verhör
Im Angesichte ihres Grauens hatte mein Leiden keinen Platz mehr!
Deswegen hab ich sie getötet, um leiden zu können.
Verstehst du?
Es war weder Recht noch Unrecht und doch, es war notwendig.
Du hältst mich für verrückt ich weiß, dass tun sie alle, aber weißt du auch, was dich dazu berechtigt mich verrückt zu nennen? Dein Abstand, deine Höhe, deine Reinheit.
Selbst in deinen Gedanken herrscht Klarheit; nichts was bei dir nicht klar durchdacht und ebenso klar ausgeführt wird.
Mechanisch, aber nicht leblos.
Du funktionierst, bist aber fehlbar.
Das sieht man dir nach, weil man dich schätzt.
So wirst du menschlich, bist es aber nicht. Bist Spieler und weißt es nicht.
So, wie du alles von außen betrachtest, wie du von oben herab, auf mich und meine Welt blickst, nur so wird dir bewusst, dass du einen Verrückten vor dir hast. Die Tat ist dir nicht recht, man würde zu schnell erahnen, was du damit zu bezwecken versuchst.
Ein Verrückter handelt, ein Weißer bedenkt dann die Tat.
Und was, wenn du in meine Welt hinab steigen müsstest?
Was wenn du handeln müsstest?
Was dann?
Was wird dann aus deiner Klarheit?
Was wird aus deiner Ehrlichkeit, wenn die ganze Welt in Lügen liegt, was wenn sich in deinem Geist nicht mehr genau erkennen lässt, was Recht, und was Unrecht ist?
Was dann!
Du verurteilst mich eines Verbrechens, aber weißt nicht, was dann geschehen würde?
Wie kannst du?
Wie konnte ich das tun…wie?
Nein, ich würde es kein weiteres Mal tun. In jedem Menschen steckt auch etwas Gutes! Ich hadere nicht mit meinem Schicksal, auch bin ich nicht traurig darüber, wie alles gekommen ist. Ein anderer wäre es, wäre traurig, fühlte sich vielleicht nicht wohl in seiner Haut, aber ich nicht…
Hörst du?
Ich sagte, ein anderer wäre sehr böse auf sein Schicksal, aber nicht ich, wie soll ich denn, ist doch alles gut so, wie es ist, wir leben doch in der besten aller Welten.
Oder etwa nicht?
Was meinst du dazu?
Hörst du mich, was sagst du dazu?
Du bist so still…
Das macht mir Angst. Ich bin es der zu fürchten ist, weil ich es war der sich zu allererst gefürchtet hatte, aber jetzt fürcht ich bloß dich.
Derweilen ist es so einfach sich Luft zu machen. Sie mich an, hab ich’s nicht geschafft, dass zu tun von dem du nur träumen würdest.
Macht es dir Spaß, die Menschen bloß in deinen Träumen zu töten? Ist das nicht traurig, wie dein ganzer Hass in dir zu gehren beginnt und nicht aus deiner Haut darf. Ist es nicht schrecklich, wie du Tag für Tag an all dem, was man dir entgegen wirft, unter Qualen würgst und schluckst. Bist du dann glücklich, wenn es in deinem Körper zu Leben beginnt, das Unheil, aber du an statt es leben zu lassen, es Unheil nennst und abtreibst, dein Angst abtreibst, was fühlst du wenn du schlafen gehst?
Halt!
Sage nichts.
Ich weiß was du denkst. Ich sehe es in deinen Augen, du würdest gerne töten, ja ich kann es sehen.
Töten, aber wenn?
Mich?
Tu es, es steht dir frei. Ich werde dich daran nicht hindern. Der einzige Mensch, der dich daran hindern wird, bist du, du bist dein größter Feind. Lässt ja deine Feinde leben, auch dann wenn sie schon an dir nagen.
Still!
Kannst du die Musik hören? Damm, dam, damm.
Ich glaube es ist Schubert.
Kennst du Schubert?
Ich habe ihn einmal gehört. Seine Musik ist so kindlich, verspielt, so naiv und doch genial. Wie meine Tochter. Kennst du meine Tochter?
Nein, wie solltest du auch.
Seine Musik erinnerte mich an den Klang ihres Haares, wenn es sich zur Harmonie des Windes bewegte, verspielt…es ist verspielt.
Wie in einer seiner Symphonien, die so gut zu den Seiten unseres Lebens stimmen; hin und her bewegt von der Leidenschaft der Gefühle, bewegt als ein einziges verlassenes Blatt, dass am Himmel schwebt und durch der Hitze des Tages den Wolken entgegen steigt, bis es von der Kälte der Nacht gezwungen, in die Dunkelheit der Stadt eintaucht, um dort als eines von vielen Unglücklichen, Alleingelassenen die ganze Traurigkeit der Menschheit zu versinnbildlichen, genau so, wie in diesen Symphonien.
Damm, dam, damm.
Sie ist tot und es tut mir leid.
Ich habe sie getötet, auch das tut mir leid.
Ich muss weiter leben und die Bürde tragen.
Es tut mir leid.