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Das Vogelnest

Wortkrieger-Team
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23.05.2005
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Das Vogelnest

Für SIE

Der Wecker klingelte lauter und früher als nötig. Schlaftrunken tastete er nach dem Ausschaltknopf, was ihm zunächst misslang. Nach einigen nervenaufreibenden Sekunden hatte er es jedoch geschafft; dafür war er jetzt aber sowieso wach. Da ans Einschlafen nicht mehr zu denken war, stand er notgedrungen auf.
Als er nach fünf Minuten aus dem Bad kam, sich geduscht und angezogen hatte, begab er sich zum Frühstück runter in den ersten Stock.
Da er zeitlich leicht im Verzug war, schlang er hastig sein Müsli herunter und machte sich dann auf den Weg in die Schule. Glücklicherweise hatte er seinen Ranzen schon am Vorabend gepackt.

Der Unterricht schleppte sich wie gewöhnlich dahin und 13 Uhr wollte und wollte nicht kommen. Nach den ersten zwei Stunden, es handelte sich um eine Doppelstunde Mathe, was selbst den Strebern zu schaffen machte, folgten Deutsch, Musik, Erdkunde und Bio. Da der Biolehrer Grippe hatte, konnte er eine Stunde früher nach Hause gehen, was ihm nur recht war.
Gerade, als er den Schlüssel ins Haustürschloss steckte, klingelte das Telefon. Er beeilte sich und rannte die Treppe in den ersten Stock, wo sich das Telefon befand, und nahm den Hörer ab.
"Ja?", fragte er.
"..."
"Hallo?"
" ... Der ..."
"Hallo? Wer sind Sie?"
" ... Der ... röchel ... Balkon ..."
"Was?"
"tut tut tut"
Der mysteriöse Anrufer hatte aufgelegt (, falls es jemand nicht gecheckt hat).
Verwundert fragte er sich, was das gerade gewesen war. Er tat es als Spinnerei ab, als "lustigen" Telefonscherz. Bis zum Abend erledigte er seine Hausaufgaben und sah fern.
Am Abend erlag er aber doch seiner Neugier, die ihn die ganze Zeit dazu drängte, auf dem Balkon nachzuschauen, gegen die er bis dahin erfolgreich angekämpft hatte.
Er ging also in den dritten Stock und verharrte im Türrahmen, die Balkontüre betrachtend.
Was würde er sehen, wenn er sie öffnete? Das war aus zwei Gründen eine dumme Frage:
Erstens war es eine Glastür, es machte also keinen visuellen Unterschied, ob man hindurchsah oder sie öffnete; und zum Zweiten handelte es sich bei dem Anrufer sicher um einen Verrückten oder Spaßvogel.
Langsam näherte er sich der Balkontüre. Noch drei Schritte. Noch zwei. Einer. Langsam streckte er seine Hand aus und umschloss den Türgriff. Da seine Hand von Angstschweiß getränkt war, glitt sie erst mal vom Türgriff ab. Er wischte sich sie an seiner Hose ab und legte seine Hand noch mal um den Griff. Er atmete tief durch, gab sich einen Ruck und öffnete die Tür. Er schaute hinaus und sah mit vor Schreck geweiteten Augen nichts. Er hatte ja auch nichts anderes vermutet. Er lachte in Gedanken über den Anrufer, der jetzt bestimmt dachte, dass sein kleiner Scherz Erfolg gehabt hätte und dachte, dass er sich vor Angst in die Hosen machen würde und sich nicht auf den Balkon trauen würde.
"Hahahahahahahahahahahahaha, so ein Idiot!", brach es aus ihm heraus, bis er plötzlich etwas auf dem Balkon sah, dass ihm das Lachen im Halse stecken bleiben ließ.
Es war ein unscheinbares, eigentlich harmloses Objekt, das hier nur Fehl am Platze war: Ein Vogelnest mit einem einzigen Ei darin. Nun ja, er vermutete, dass es sich um ein Ei handelte, weil man von einem Vogelnest erwartete, dass es ein Ei enthielt. Tatsächlich kannte er nichts, was mit einem Ei weniger Ähnlichkeit hatte. Da gibt es ja auch nicht soviel. Außer einem Hochhaus. Einem Auto. Einem Computer. Einem Bett. Zwei Betten. Aber in dieser Schrecksekunde dachte er nicht an solche Bagatellen. Misstrauisch betrachtete er das "Ei".
Sollte er es berühren oder nicht? Während er nachdachte, drehte er sich plötzlich um und rannte ins Zimmer zurück und schlug die Balkontüre hinter sich zu. Er hechelte, glücklich darüber, erfolgreich geflohen zu sein.
Als er sich deshalb in Sicherheit wähnte, klingelte das Telefon. Laut dröhnte das Läuten durch die Stille des Hauses. Er wollte nicht abnehmen.
"Hallo?", fragte er.
"..."
"Sie schon wieder? Lassen Sie mich endlich in Ruhe!"
"Warst ... du ... dort?"
"Wer sind Sie?"
"Hast ... du ... es ... gesehen? Es ist SCHRECKLICH!" Er schrie wirklich kursiv.
"Sie machen mir keine Angst!"
"Oh, süße Jugend ... wie unbeschwert du bist."
"Wie bitte?"
"Du bist ein junger Spatz, der in der Hand ist. Aber bald bist du ein Adler, der der Hand in die Hand scheißen und davonfliegen wird."
"Was soll das? Warum belästigen Sie mich?"
"Und er wird kommen und euch alle ... HAHAHAHAHAHA!"
"Antworten Sie doch mal auf meine Fragen!"
"Das tue ich doch ... Spatz!"
"Warum machen Sie das?"
"... röchel ... args ... würg ..."
"Hallo? ... Hallo?"
Auch dieses Mal hatte der Anrufer abrupt aufgelegt.
Gleich darauf klingelte es wieder. Diesmal würde er nicht abnehmen.
"Ja?"
"Ach ja, was ich dir noch sagen wollte: Das, was du gefunden hast, ist gefährlich. Du darfst es nicht anfassen. Nimm es an dich und hüte es gut! Nach drei Tagen wird dich eine Überraschung erwarten!"
Gespannt darauf, um was es sich bei dieser Überraschung handeln könnte, ging er wieder auf den Balkon.
Dort betrachtete er noch mal das "Ei". Es war sternförmig und rot mit gelben Streifen (oder gelb mit roten Streifen?). Er nahm es zusammen mit dem Nest und trug es in die Wohnung. In seinem Zimmer legte er es auf seinen Schreibtisch und machte sich zum Schlafen bereit.

Als er aufwachte, hatte er die Ereignisse vom Vortag vergessen. Erst als er zu seinem Schreibtisch ging, um seinen Ranzen zu packen und sein Blick auf das Nest fiel, kam ihm die Erinnerung an die mysteriösen Anrufe. Er starrte das Nest und das sich darin befindliche "Ei" misstrauisch an; dann öffnete er die oberste Schublade seines Tisches und entnahm ihr einen Hammer. Er erhob ihn, um das Ei damit zu zertrümmern; als er weit genug ausgeholt hatte, klingelte das Telefon. Davon erschreckt ließ er den Hammer fallen (wie immer in solchen Situationen fiel er ihm natürlich genau auf die große Zehe), und hüpfte zum Telefon.
"Hallo?"
"Ich bin es wieder."
"Wer ist 'ich'?"
"Nenn' mich einfach ... Mr. Iös. HAHAHAHAHAHAHAHAHA!!!"
"Wer sind Sie?"
"Ähm ... habe ich das nicht gerade gesagt?"
"Ach ja."
"Jedenfalls habe ich mitbekommen, dass du das, was du gefunden hast, zerstören wolltest. Ts, ts, ts! So was sehe ich gar nicht gern! Ich glaube, ich muss dich bestrafen!"
Er zuckte zusammen, als ein Stromstoß an sein Ohr gelang.
"Hahaha! Siehst du jetzt, dass es keinen Sinn hat, sich mit mir anzulegen?!"
"Hatte ich ja auch nie vor!"
"Oh ... Na, ja, trotzdem war diese kleine Machtdemonstration meinerseits vonnöten."
"Wieso? Weil Sie sexuell unbefriedigt sind und sich selbst gegenüber etwas beweisen wollen?"
"Ich muss jetzt auflegen. Aber ich werde dich weiter beobachten ..."
"Kein Prob-" Aufgelegt. "Argh, dieser verrückte Idiot!"
Er ging in sein Zimmer zurück und setzte sich an seinen Schreibtisch.
Dann nahm er den Hammer und warf ihn aus dem Fenster.
Er verließ das Haus, ohne zu frühstücken, und ging in die Schule.

Als er mittags heimkehrte und sein Zimmer betrat, sah er zu seinem Erstaunen etwas auf seinem Schreibtisch liegen, dass nicht hier hergehörte: Ein Vogelnest mit einem Ei darin.
Dann erinnerte er sich an Herrn Iös und sein merkwürdiges Spiel und daran, dass er das Nest gestern gefunden hatte. Er schaute sich im Zimmer um, dann ging er zum Fenster und schloss die Vorhänge, damit Herr Iös, der, wie er sicher war, ihn dadurch beobachtete, seinen Voyeritäten nicht länger frönen könnte.
"Hahahaha, was machst du jetzt, du kleiner perverser Spanner?!"
Das Telefon klingelte. Fast blieb ihm das Herz stehen.
"... Ja?"
"Du ... wirst ... sterben ... "
"W-Was?"
"Ich kriege dich!"
"Hey ... Du Bastard!"
"Ja, ich bin's. Haben wir was in Mathe auf?"
"Fick dich selber, du Arschloch."
"Ja, okay, tschau."
"Tschau."
Kaum hatte er aufgelegt, klingelte das Telefon erneut.
"Ich hab' gesagt, fick dich!", brüllte er in den Hörer.
"Ach ja, stimmt. Also, tschau."
Als er den Hörer zurück auf die Gabel legte, klingelte das Telefon zum dritten Mal.
"Ja?"
"Hallö. Ich bin's wieder, Mr. Iö-ös", flötete es ihm aus dem Hörer entgegen.
"Ah, hallo. Wie geht's?"
Seine Höflichkeit brachte den Anrufer offensichtlich aus der Fassung.
"Ganz gut, und dir?"
"Ja, alles fit im Schritt!"
"Bestens. Aber warum habe ich eigentlich angerufen? Ach, ja, ich wollte dir nur sagen, dass es dir nichts nützt, dein Zimmer abzuriegeln. Meinen Blicken entkommst du nicht. Tschüssi."
Verdammt! Sein schöner Plan, den er akribisch geplant hatte, war zunichte gemacht worden, von nur einem einzigen Anruf eines mysteriösen Herrn Iös. Ob er mit Miss G. Burd verwandt war? Wahrscheinlich war er der Bruder von Miss T. R. Iös.
Nun, da er die geheime Identität des Anrufers aufgedeckt hatte, fühlte er sich zunehmend sicherer. Er war schon wieder zu neuen Schandtaten bereit, bereit dem Anrufer nicht nur ins Gesicht zu spucken, sondern ihm auch in selbiges zu lachen und wenn es nötig sein sollte, würde er mit seiner Geschichte an die Presse gehen und nach erfolgreicher Publicity, die ihm sein guter Freund R. E. Porter verschaffen würde, Herrn Iös und den ganzen Rest der Bande, allen voran Daron B. Cunte, den er aus ganzem Herzen verabscheute, verklagen und Millionen aus ihnen herauspressen.
Zur Abwechslung klingelte einmal das Telefon.
"Hallo?"
"Ich bin's zur Abwechslung mal wieder."
"Was geht, kam voll unerwartet, Ihr Anruf."
"Ja, nicht wahr?"
"... Das war Ironie."
"Ach so. Na, ja, und ich dachte, ich mache dir eine Freude ... schnüff ... ich ... ich ... Ach, du bist gemein ..."
Er kam sich so schäbig vor. Da hatte er diesen armen Mann zum Weinen gebracht, nur, weil er mal wieder nur an sich gedacht hatte.
Da es inzwischen dunkel geworden war, erledigte er noch rasch seine Hausaufgaben, bevor er sich erschöpft von den Ereignissen des Tages ins Bett fallen ließ und einschlafen wollte. Als er sich so im Bett rumwälzte, merkte er, dass er vergessen hatte, das Licht auszuschalten. Er wollte gerade aufstehen, um diesen Missstand zu beheben, als er merkte, dass es nicht die Lampe war, die brannte. Das Leuchten ging von seinem Schreibtisch aus. Langsam stand er auf und bewegte sich auf seinen Tisch zu. Das Ei im Nest leuchtete nicht. Es glühte auch nicht. Nein, das Nest glühte. Es schien regelrecht zu brennen. Nur, das bis auf das Licht nichts Außergewöhnliches mit dem Nest passierte. Es verbrannte nicht; es schien so, als ob es im kalten Feuer brennte.
Das Telefon klingelte nicht. Was unter den gegebenen Umständen nicht angebracht schien. Wütend betrachtete er das Telefon. Wenn man ihn wirklich braucht, ist Iös natürlich nicht bereit, sich zu melden. Noch immer wütend legte er sich zurück in sein Bett.
Als er nach einer halben Stunde noch immer nicht einschlafen konnte und sich im Bett herumwälzte, schwoll sein Penis an, bei dem Gedanken, dass ihn jemand auf Schritt und Tritt beobachtete. Immer. Und überall. Beim Pissen. Beim Scheißen. Beim Duschen. Sein Glied war inzwischen so sehr angeschwollen, dass er ernsthafte Angst hatte, dass es platzen könnte. Wie würde er das seinen Eltern erklären? Seinen anfänglichen Gedanken, sich dieser ansehnlichen Latte durch Wichsen zu entledigen, verwarf er wieder, denn er hegte die begründete Furcht, dass dadurch die Wahrscheinlichkeit für ein Auseinanderbersten seines besten Stückes stieg. Zu seinem bereits, im wahrsten Sinne des Wortes, bestehendem Problem gesellte sich ein weiteres: Seine Hoden schwollen immer mehr an; er befürchtete, dass sie so groß werden könnten, wie die des Inders im Internet. Nun stand er vor der Wahl: Sollte er ein Platzen seines Gliedes riskieren, oder sich damit abfinden, dass seine Hoden in Zukunft eine eigene Hose würden brauchen würden? Eine Entscheidung war schnell gefällt: Er würde lieber sterben oder die schlimmsten Schmerzen aushalten, als mit so dicken Eiern wie der Inder leben zu müssen. Da jeder weiß, wie der Vorgang der Selbstbefriedigung ausgeführt wird, soll hier darauf verzichtet werden, eine genaue Beschreibung der folgenden Minuten abzuliefern (eine Entschuldigung sei hier an alle notgeilen Säcke ausgesprochen werden, die sich hier auf eine neue Wichsvorlage gefreut hatten).
Jedenfalls war er kurz vor dem Abschuss, als es passierte: Er konnte schon spüren, wie seine Hoden das Sperma den Schaft hinaufpumpten, als sein Penis noch mal einige Zentimeter in Länge und Umfang zulegte und schließlich trat das ein, wovor er sich von Anfang an gefürchtet hatte und von dem er wusste, dass er das Risiko auf sich genommen hatte, als er anfing zu onanieren.
Nein, das Telefon klingelte diesmal nicht.
Sein Glied platzte. Das Blut verteilte sich über das ganze Bett und auf den Boden in Bettnähe.
Der Schmerz war so stark, dass er [nicht der Schmerz] keinen Laut von sich geben konnte, denn er wusste, wenn er jetzt auch nur zu laut ausatmen würde, würde er vor Schmerz so sehr brüllen, dass es die gesamte Nachbarschaft mitbekommen musste. Mit vor Schreck geweiteten Augen betrachtete er das viele Blut; soviel Blut konnte sich in seinem Schwanz doch gar nicht befunden haben. Er fasste das Blut an ...
Und wachte auf.
'Nur ein Traum', dachte er, 'nur ein Traum.'
Dann merkte er, dass seine Hand in einer Lache lag. Einer Lache, die ganz bestimmt nicht aus Urin bestand.
Er zwang sich, hinzusehen. Und atmete erleichtert auf. Schweiß. Sein Laken, sein Kissen und seine Bettdecke waren schweißgetränkt, aufgrund dieses grauenhaften Alptraumes. Wenn Sie ein Mann sind, können Sie das bestimmt sehr gut nachvollziehen.
Mittlerweile ging die Sonne auf. Der zweite Tag brach an. Morgen würde er erfahren, was es mit der ihn erwartenden Überraschung auf sich hatte. Hoffentlich handelte es sich um eine gute Überraschung. Er könnte eine gebrauchen.
Er beschloss, heute die Schule zu schwänz - nicht in die Schule zu gehen. Als ihm einfiel, dass heute sowieso Samstag war.
Er ging zu seinem Schreibtisch, auf dem sein alter Zauberkasten lag. Mit dem extra langen Zauberstab. Er holte mit der Hand aus und fegte das Teil vom Tisch.
Dann ging er runter ins Esszimmer, um zu frühstücken. Seine Mutter hatte Eier zubereitet. Der Appetit war ihm gründlich vergangen. Seine Mutter konnte das natürlich nicht verstehen und bot ihm stattdessen lange, dicke Karotten an, und als er diese ablehnte, große Gurken, die er natürlich ebenfalls abwies.
Seine Mutter nötigte ihn dazu, wenigstens etwas zu trinken. Sie schenkte ihm ein Glas Milch ein; da diese schon etwas abgestanden war, war sie dementsprechend dickflüssig. Das war zu viel für ihn: Er rannte ins Bad und übergab sich ins Klo.
Seltsamerweise klingelte danach das Telefon.
"Ja?", fragte er mit noch ekligem Nachgeschmack seines Übergebensextraktes im Mund.
"Das tut mir Leid. Ich konnte nicht wissen, was für Träume du davon haben würdest."
"Welcher Inder?"
"... Was?"
"Ach, nichts."
"Du musst nur noch bis morgen durchhalten. Morgen wirst du sehen, was passiert."
"Sie sind doch krank!"
"Das entspricht nicht mal annähernd der Wahrheit. Du hast ja keine Ahnung. Aber ich will dir keine Angst machen, du bist noch jung und beeinflussbar."
"Krank, krank, krank!"
"Hör auf!"
"Krank, krank, krank!"
"DU SOLLST AUFHÖREN!"
"Krank, krank, krank!"
"Sei still, du schreckliches Kind!"
"Sie sind total gesund!"
"Nein, ich bin KRANK, verdammt noch mal, KRANK! Äh, Moment mal ... Du Miststück! Das zahlst du!"
"Muahahahaha! Ich halte jetzt die Fäden in der Hand!"
"tut-tut-tut"
"Ja, leg nur auf, du Feigling! Das wird dir auch nichts nützen! Ich werde dich finden und auslöschen! Hörst du? Ich bringe dich zur Strecke! Hahaha! Hey, antworte gefälligst, wenn ich mit dir rede!"
Er wartete noch fünf Minuten, dann legte er auf, ungeachtet dessen, dass sein Gesprächspartner vielleicht gerade zu einer Antwort ansetzen wollte.
Er setzte sich an seinen Schreibtisch und beobachtete das Nest mit dem beinhalteten Ei. Von dem inneren Feuer war nichts mehr zu sehen. Er stocherte mit einem Ast im Nest herum. Dabei merkte er, dass das Nest nicht aus gewöhnlichem Holz bestand. Es fühlte sich weich und gleichzeitig unglaublich widerstandsfähig an. Es war sozusagen das Gegenteil von spröde. Vielleicht gab es dafür auch ein Wort, aber ihm war ein solches nicht geläufig.
Lange Rede, gar kein Sinn:
Auch dieser Tag ging vorüber.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, blieb er erst noch ein bisschen wach liegen, um sich mental auf das vorzubereiten, was ihn vielleicht auf seinem Schreibtisch erwartete. Er versuchte sich auszumalen, was es sein könnte; bei diesem Unterfangen war er nicht sehr erfolgreich. Im Zeitlupentempo schlug er die Bettdecke zurück, und richtete sich ebenso langsam auf. Als er aus dem Bett stieg, streckte er sich erst mal ausgiebig, um noch mehr Zeit zu schinden. Nach diversen anderen Aktivitäten dieser Art ließ sich das Unvermeidbare nicht länger hinauszögern. Er begab sich langsam, Schritt für Schritt näher an seinen Schreibtisch. Bald konnte er das Wort "Schreibtisch" nicht mehr hören.
Als er dann das Nest betrachtete war er wirklich überrascht. Über seine Dummheit. Hatte er wirklich geglaubt, dass sich etwas tun würde? Alles war unverändert, genauso wie gestern.
Er schämte sich in Grund und Boden darüber, dass er auf einen Amateurspion, der seine Wohnung verschwan... äh, verwanzt und überwacht hatte, hereingefallen war.
Er wollte sich zum Gehen wenden, als doch etwas geschah: Nichts.
Aber dann passierte wirklich etwas: Nichts.
Aber dann passierte wirklich etwas: Nichts.
Aber dann passierte wirklich etwas: Nichts.
Aber dann passierte wirklich etwas: Nichts.
Aber dann passierte wirklich etwas: Nach dem er jetzt so lange auf eine Regung gewartet hatte, reget sich etwas in dem Nest: Nichts. Es regte sich nichts, aber es tat sich etwas: Das Ei veränderte sich nicht. Aber das Nest veränderte sich. Sein anfänglich grüner Ton, wandelte sich erst ins Weiße, dann übers Blaue ins Schwarze um. Dann veränderte sich auch das Ei: Die vormals gelben (oder roten?) Streifen wurden erst grün, dann verwandelte es sich über violett in braun. Die rote (oder gelbe?) Grundfarbe wurde blau, dann türkis und zuletzt ähnelte die Farbe einem purpurnen Grün. Seine Augen schmerzten, wenn er sie auf das Ei richtete.
Als sie sich gerade an den Anblick gewöhnt hatten, passierte wieder etwas Unerwartetes: Das Ei implodierte unter einem gewaltigen Lichtausstoß. Er fuhr mit seinen Händen über seine geblendeten Augen und es dauerte einige Zeit, bis sich sein Sichtfeld wieder einigermaßen normalisiert hatte. Was er dann sah, ließ ihn vermuten, dass er wieder träumte: Man kann den Anblick, der sich ihm bot, nicht mit Worten beschreiben. Es offenbarte sich ihm eine völlig neue Sichtweise der Dinge. Sein ganzes bisherige Leben kam ihm vergeudet vor, jetzt wusste er erst, wozu er diese lange Zeit durchgehalten hatte, er wusste, dass er auserwählt war, die Welt zu retten, er war die Reinkarnation des einstmaligen Erlösers. Er wusste nicht, ob er von Gott, vom Teufel oder einer noch unbekannten, neuen geheimnisvollen Entität erwählt war, aber er wusste, dass er die Macht hatte, die Welt zu retten oder sie ins ewige Verderben zu stürzen.
Das Telefon klingelte, ein letztes Mal, wie er wusste und dem geneigten Leser versichern konnte.
Er machte sich nicht die Mühe, den Fußweg zum Hörer auf sich zu nehmen, sondern streckte lediglich die Hand in Richtung Telefon aus. Der Hörer erhob sich wie von Geisterhand und legte sich ihm in die ausgestreckte Hand.
"Ich bin bereit."
"In Ordnung. Du musst die Aufgabe ausführen. Zu Ende bringen, was vor etlichen Jahrmillionen angefangen hat, lange, bevor die erste Zelle die Welt bevölkerte."
"Ich bin bereit dazu", wiederholte er.
"Also gut, John, du wirst die beste Ausbildung erhalten, die man auf diesem Sektor nur bekommen kann."
"Yes! Nur eins noch: Ich heiße nicht John, sondern Dave."
"Dave?"
"Ja."
"Dasss ... wusste ... ich."
"Na ja, macht ja nichts. Es gibt einen John im Nachbarhaus. Jedem passieren mal Fehler."
"Aber du verstehst nicht. Du bist Dave und nicht John. Das heißt, du musst das Nest sofort wieder auf den Balkon legen, das Ganze war nur ein Versehen, vergiss es einfach, tu so, als ob ich nie bei dir angerufen hätte, als ob du nie auf den Balkon gegangen wärst, als ob du nie schlecht geträumt hättest. Und leg das Nest bitte auf Johns Balkon, okay?"
Er legte auf.

 
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Tserk schrieb über seine Geschichte:

Vorbemerkung:
Ich weiß, Vorbemerkungen soll man nicht machen, aber ich sollte darauf hinweisen, dass die folgende Geschichte erst ab 18 ist, und es hat wenig Sinn, dass in einem Post nach der Geschichte zu machen.
Und wenn wir gerade dabei sind: Das hier kommt chronologisch vor "Der Mörder" und beide GEschichten sind witziger, wenn man sie so liest, dass die Zeile, die man gerade liest ganz unten m Bildschirm ist (das geht natürlich n ur in Word und nicht hier leider). Denn dann kommen die Witze unerwartet und sind witziger.

Wenn du genau weißt, daß man keine vorbemerkungen machen soll, warum machst du sie dann?

 

Das würde ja "sher" viel bringen: Man liest die Geschichte, und nachdem man fertig ist, sieht man, dass sie gar nicht für seine Altersklasse gedacht war. ja, doch, sehr sinnvoll.

 

und nachdem man fertig ist, sieht man, dass sie gar nicht für seine Altersklasse gedacht war
Ja, das macht die Sache einfach spannender.

Nachdem ich die Geschichte jetzt gelesen habe, sag ich mal was dazu:
Die Idee hat mir sehr gut gefallen. Sowohl die Sache mit dem Nestartefakt, als auch die Idee mit dem mysteriösen Anrufer und der Rettung der Welt. Ein paar (sehr wenige allerdings) Gags kamen auch ganz nett. zB als er die Schule schwä- nicht hingeht.

Leider hat mir die Geschichte insgesamt trotzdem nicht gefallen. So gut die Idee auch ist, du hast sie mit einer Überzahl an absoluten Albernheiten totgeschmissen. Die Dialoge am Telefon fand ich ehrlich gesagt dämlich, den Alptraum (der Grund für deine Achtzehner-Empfehlung?) deplatziert, die meisten Witze zu bemüht und das Ende einfach nur enttäuschend.
Vermutlich Geschmackssache, aber ich finds schade um die gute Grundidee.

 

Des mit dem spannender...ich finde es nicht sonderlich spannend, wenn ein 13jähriger das liest, obwohl er 5 Jahre zu jung ist.
und ja, die Altersbeschränkung wegen dem Traum.
Deine Kritik im ganzen kann ich verstehen, aber warum findest du die Telefondialoge dämlich? Die sind doch recht witzig ("Wer sind Sie?" - "Äh, hab ich das nicht gerade gesagt?" - "Ach ja."; oder als er beim zweiten Mal abhebt und es dann genau der gleiche Anrufer aus seiner Klasse ist, weil in Filmen doch dann immer jemand anderes anruft, den man anschreit; oder dass er immer weiterredet, obwohl der andere aufgelegt hat...)
Und das mit dem Ende: es soll einfach zeigen, dass die Geschichte sinnlos war. Und "natürlich" ist es so, dass dieser Anrufer alles weiß, aber dann das Nest auf den falschen balkon legt...

 

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