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Das W-Klagen

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04.04.2008
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Das W-Klagen

Jutta Ouwens

W-Klagen


Die alljährliche Jahreshauptversammlung des Alphabets fand in diesem Advent bei gedrückter Stimmung statt.
Der festlich geschmückte Satzbausaal, die köstliche Buchstabensuppe, ja selbst die eifrige Wortwahl – Combo mit ihren flotten Weisen konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass etwas Einschneidendes geschehen war.
Das C hatte in diesem Jahr den Vorsitz. Es saß am Kopfende der langen Tafel und blickte traurig auf die sonst so muntere Festgemeinde.
Wie still sie doch waren!
Nicht wie in den anderen Jahren, wenn alle durcheinander redeten, sich gegenseitig ins Wort fielen und manchmal sogar den ein oder anderen Buchstaben verschluckten! Selbst das O war ganz ruhig und hatte den Punsch noch nicht angerührt, den es sich doch literweise in den dicken Wanst geschüttet hätte….,wenn alles wie immer gewesen wäre.
Das C seufzte. Es mochte diese exponierte Stellung nicht.
Ihm war es ganz Recht, meist zwischen dem S und dem H zu stehen, da fühlte es sich geschützt. Doch der Vorsitz ging reihum. Y und X waren sehr dafür gewesen.
Na ja.
Heute war der Platz zwischen V und X leer. Das hatte es noch nie gegeben.
Das W fehlte.
Es war ernsthaft erkrankt. Die Diagnose lautete auf Erschöpfung und Überforderung.
Seit einigen Jahren war aufgefallen, dass es in vielen Schriftstücken immer blasser geworden war. Es sollte Bücher geben, in denen man es schon nicht mehr erkennen konnte.
Auf der letzten Jahreshauptversammlung hatte es sich an das V anlehnen müssen, so geschwächt war es bereits. Das C erinnerte sich an die bissige Bemerkung des V, von wegen „den Hals nicht voll kriegen“; es war immer ein wenig neidisch gewesen…
Jedenfalls hatte das W mit zittriger Stimme gesagt, es komme mit den vielfältigen Aufgaben nicht mehr zurecht. Ganz besonders schwer sei es mit dem Wetter. Niemand sei mehr damit zufrieden. Entweder schimpften die Leute, weil es zu warm sei, oder zu nass, oder zu windig, es wisse einfach nicht mehr, was es noch tun solle. Und das ginge das gesamte Jahr über so.
Die anderen Buchstaben hatten damals noch beschwichtigend auf das W eingeredet, die Vokale zogen sich bedauernd in die Länge und die Doppelkonsonanten gerieten vor Mitleid ins Stottern.
Als das W dann weitersprach, wurden alle nach und nach stumm.
Es weinte fast, als es von der Weltwirtschaft erzählte. Auch hier gehe alles drunter und drüber. Angeblich gehe es der Wirtschaft besser, doch die Leute klagten über die teuren Lebensmittel, der Euro sei so stark wie nie, doch der schwache Dollar gefährde den Aufschwung. Das W schwankte bedenklich vor Erschöpfung.
Dabei sei der Winter mit Weihnachten am Schlimmsten. Auch emotional.
Seit Jahren habe es nicht mehr geschneit und die Kinder haben vergessen, wie man sich über Weniges freuen kann. Wunderkerzen seien nicht mehr gefragt, stattdessen Wargames, und Whopper statt Weihnachtsgans.
Spätestens da hatten alle begriffen, dass das W wirklich am Ende war.
In diesem Jahr ging deshalb noch mehr drunter und drüber. Die Preise stiegen ins Unermessliche, draußen war es frühlingshaft warm bei Regen und Sturm und das Geschäft mit den Gewaltspielen boomte.
Was wäre, wenn das W nie wiederkäme?
Noch mochte niemand diesen Gedanken aussprechen, doch das C wusste, dass einige nur darauf warteten, seinen Platz einzunehmen.
Das G interessierte sich schon seit geraumer Zeit für die Weltwirtschaft, Das R war Hobbymeteorologe, und sein eigenes SCH würde sich sicher um den Weihnachtsglanz kümmern.
Es würde schon irgendwie weitergehen . Wem nützte schließlich das W-Klagen?

 

Hallo Jutta Owens,

vermutlich hast du bis heute auf diese Story deswegen kein Feedback erhalten, weil es den anderen Lesern so erging wie mir: ich habe auch nach zweimaligem Lesen nicht herausgefunden, was genau du zum Thema deiner Satire machen wolltest.
Eine Satire nimmt ja immer einen gewissen aus der Sicht des Autors vorhandenen Missstand in der Gesellschaft, Politik oder schlicht im menschlichen Leben aufs Korn, um dann mit Hilfe des Stilmittels der Verzerrung, Verfremdung diesen Missstand anzuprangern.
Was wolltest du mit deiner Geschichte anprangern?

Ich vermag dir also(noch) nicht mitzuteilen, ob die Umsetzung gelungen , ja gar sogar brillant geworden ist, oder ob es noch hie und da nicht geklappt hat.

Ich würde es gerne nochmals versuchen, wenn ich von dir einen Hinweis erhalte, was du zum Thema deiner Kritik, denn darum geht es ja in der Satire, gemacht hast.

Lieben Gruß
lakita

 

hallo jutta,

warum setzt du deine geschichte nicht in ALLTAG? jahreshauptversammlungen finden zwar nicht täglich statt.....aber - wie lakita schon betonte - in die rubrik SATIRE passt deine story noch nicht.

allerdings find ich die idee mit der alphabet-versammlung ganz reizvoll und du hast auch ein paar gute pointen herausgearbeitet, die du aus dem wehklagen unserer zeit abgeileitet hast.

mir hat die kleine erzählung ganz gut gefallen

ernst

 

Mensch, da entdecke ich doch zufällig 2 Wortmeldungen, wie schön! Danke Lakita und Ernst. Diese Geschichte ist aus einer Reihe von Alphabetgeschichten, reine Kurzweil, nix schlafraubendes. Da sie sich schon mit Mißständen beschäftigt, sie auch benennt, habe ich sie hier reingestellt. Jetzt scheint mir, sie paßt vielleicht eher in die Experimente, Alltag scheint mir nicht realistisch genug. Oder????
LG,
Jutta

 

Hallo Jutta,

mich erinnert die Geschichte eher an die vielen niedlichen Buchstabengeschichten, die es in der Kinder-Rubrik gibt, vor allem von al-dente, wenn ich mich nicht irre. Vielleicht hat das auch meine Lesehaltung beeinflusst, und ich fühlte mich sogar an andere Geschichten erinnert (es gibt da eine sehr niedliche Geschichte über das überarbeitete E).

Ein paar hübsche Ideen sind schon drin, wie das Bild von den Vokalen, die sich in die Länge ziehen, oder dem W, das immer blasser wird. Natürlich auch der Satzbausahl oder die Buchstabensuppe.

Insgesamt aber ist mir das alles noch etwas zu blass und zu dünn. Ich verstehe nicht recht, wieso du das "W-Klagen" in der Rückblende erzählst; die Geschichte würde sicher gewinnen, wenn du diese Szene direkt schilderst.

Auch wenn es nicht deine Absicht war, eine Kindergeschichte zu schreiben, würde dein Text für mich nach einer Überarbeitung am besten dorthin passen. Gerade die Weihnachtspassagen finde ich jetzt schon gut gelungen.

Für eine Satire aber fehlt eindeutig der Biss, ein bloßes Erwähnen von Missständen reicht nicht. Das ist, als würde ich einen Beitrag in Spannung/Krimi einstellen, nur weil einer der Protagonisten Agatha Christie liest. Das Ende lässt mich auch unzufrieden zurück - es ist so ein wenig in der Luft hängend.

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Jutta,

ich sterbe ungern blöd, daher nochmals meine Frage: und was wolltest du mit deiner Geschichte satirisch aufs Korn nehmen?

Ob die Story in die Experimente gehört, kann ich nicht beurteilen, bitte lies dir dort die Regeln durch, ob deine Geschichte als Experiment gewertet werden kann.

Im schlimmsten Falle wäre die Abteilung "Sonstige" für dich da.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Malinche, danke für die Rückmeldung und die Anregungen.

Hallo, lakita, ich denke nicht, dass du dumm sterben wirst, oder? Das hängt doch ganz sicher nicht von meiner kleinen Geschichte ab! Es gibt keine große Erklärung, die Geschichte ist im Vorweihnachtsgewühl entstanden. Mir hat es Spaß gemacht, den alljährlichen Stress und die Sinnfrage in W`s zu verpacken. Sollte die Geschichte in "Sonstige" landen, wäre das nicht schlimm. (Was wollen wir wetten?)
LG,
Jutta

 

Hallo Jutta,

ok, ein drittes Mal frag ich nun nicht mehr nach.

Ich verschieb dann mal die Geschichte in die Abteilung "Sonstige".


Lieben Gruß
lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

@Hallo Jutta,

Kindergeschichte... ? Satire... ? Tiefere Sinn... ?

Mit alle dem muß ich mich nun nicht mehr beschäftigen, da Du sagst...

...aus einer Reihe von Alphabetgeschichten, reine Kurzweil, nix schlafraubendes...
und dafür ist es eine schöne Buchstabengeschichte geworden.
Was willst Du mehr?

Gruß, Keinstein


@Hallo lakita,

nur eines verwirrt mich bei Deinen Beiträgen etwas und das ist Deine Aussage...

Im schlimmsten Falle wäre die Abteilung "Sonstige" für dich da.
War dieser Spruch jetzt „Real-Satire“oder eine ernst gemeinte Meinung?

Wenn ernst ... was ist so schlimm daran eine Geschichte in der Abteilung „Sonstige“ zu veröffentlichen?


Gruß, Keinstein

 

Ich finde "Sonstige" auch völlig o.k., habe hier ebenso viele gute Geschichten gelesen, wie anderswo. Schlechte natürlich auch. Danke Keinstein und viele Grüße,
Jutta

 

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