Hi Bluomo,
du hast also eine unterstellende und interpretierende Wahrnehmung?
Du maßt dir an, aufgrund eines Threads, den ich erstelle, zu urteilen, für wie wichtig ich mich halte?
Und gleichzeitig hast du noch nicht einmal verstanden, dass ich weder etwas gegen Töpfer noch gegen Handwerker habe?
Nein. Das Handwerk ist Lesen und Schreiben. Hinweise wie "verwende keine Adjektive" etc. sind eben schlicht nicht dem Handwerk zuzuordnen.
Bleiben wir beim Töpferbeispiel. Stell dir vor, du weißt, wie man eine Drehscheibe bedient. wie man den Ton darauf bearbeitet und wie man eine Vase daraus macht. Und dann kommt jemand an und sagt dir: Hey, wenn du wirklich eine Vase machen willst, dann musst du den Bauch davon auch ausbeulen, sonst ist es keine Vase, sondern bestenfalls ein Gefäß. Und dazu noch ein schlechtes.
Oder du glasierst die Vase hinterher, indem du zwanzig verschiedene Glasuren vor dir aufstellst und in wilder Anordnung einfach nur Punkte verwendest, die wie beim Pointilismus ein Bild ergeben. Und jemand kommt an und sagt dir. Ey, das sind viel zu viele Farben, das macht man heute nicht mehr, weil es den Betrachter entmündigt. Dem würdest du selbstverständlich einen Vogel zeigen. Beim Schreiben scheint es hier aber so üblich zu sein, dass jeder es schluckt, wenn ihm die Anzahl der höchstens zu verwendenden Farben als handwerkliche Regel diktiert wird. Es wird einfach nachgebetet. Deswegen habe ich auch von Stilthreads und nicht von Handwerksthreads gesprochen. Die Handwerksthreads befinden sich im Korrekturcenter.
Genau deshalb (und da hast du meine Antwort an Phoenix schlicht ignoriert) greift das Argument, ich müsste diese Threads doch nicht lesen, nicht. Denn auch, wenn ich diese Threads nicht lese, muss ich die Ergebnisse davon lesen, wenn ich hier Geschichten kritisiere.
Das hat nichts damit zu tun, ob meine Meinung wichtiger wäre als andere Meinungen (was ist das überhaupt für eine Art, jemandem, nur weil er seine Meinung vertritt zu sagen, du nimmst dich wichtig?), sondern lediglich etwas damit zu tun, dass reine und pure Geschmacksfragen hier zu Grundregeln erklärt werden, angeblich, um sich die Arbeit zu sparen, in jeder einzelnen Kritik immer wieder auf die gleichen Punkte hinzuweisen. In Wirklichkeit erspart es aber nur die Auseinandersetzung mit der einzelnen Geschichte. Gut, da ist es in der Tat egal, ob jemand unter jede Geschichte die gleichen Punkte schreibt, ohne sich auch nur im Mindesten damit zu beschäftigen, ob es sich um ein Stilmittel oder um einen Verstoß gegen die eigenen Geschmacksregeln handelt.
Handwerk ist Ursache/Wirkungs Anwendung. Und nur, wirklich nur in der konkreten Textarbeit kann ich darauf eingehen, ob eine Geschichte in der gelegten Ursache die Wirkung erzielt, die jemand da mit beabsichtigt hat.
Aus diesem Grund stelle ich diese Threads in Frage. Ich sage ja nicht, sie sollen verschwinden, sondern ich stelle lediglich einen Kontrapunkt dazu klar.
Wie immer berufst du (und andere) dich auf die Kunst, die ja das über dem Handwerk stehen ist.
dieser Satz wäre übrigens Handwerk.

Aber unabhängig davon steht für mich die Kunst nicht über dem Handwerk. Bei meinem Beispiel von Porzellanservice ist mir ja letztlich Recht, wenn jedes Teil zum anderen passt. Die Kunst steckt dort im Design des ganzen Service, das Handwerk in jeder bemalten Tasse. Bestimmt würde mancher der Handwerker viel lieber sein eigenes Design erstellen und hätte auch die Fähigkeiten dazu.
Was mich aber definitiv stören würde, wäre, wenn ich nur noch die Möglichkeit hätte, ein einziges Design zu erstehen, weil einer seinen Geschmack als Handwerk behauptet und deswegen keine anderen Tassen mehr hergestellt werden.
So erlebe ich die Stilthreads, nicht als Austausch über Handwerkstechnicken, sondern als manifestiertes Herunterbeten der immer gleichen Dogmen.
Und die Handwerksthreads können Anregung sein, über bestimmte Handwerkstechniken nachzudenken, weitere Informationen einzuholen, Begründungen und Gegenargumente zu lesen.
Wenn es so wäre, wäre es gut. Aber bisher habe ich nicht erlebt, dass Gegenargumente dort akzeptiert wurden. Deshalb ja dieser Thread. Das Für und wieder soll nicht diskutiert werden. Wenn man das versucht, bekommt man gleich einen Anpfiff, ob man nicht die "Regeln" einfach mal für Neulinge so stehen lassen könnte, ohne sie gleich auseinander zu pflücken.
Es ist sicherlich nett, wenn jemand hier die teuren Leerinhalte der Axel Andersen Akademie oder der ILG mit uns teilt. Das finde ich vom sozialen Standpunkt aus großartig.
Andererseits bin ich, wann immer ich die Ergebnisse dieser Fernstudienabsolventen lese, so arrogant es auch klingen mag, froh, dieses Geld bisher nicht investiert zu haben.
Ich bin durchaus der Meinung, dass Schreiben als Handwerkszeug erlernt werden kann. Ich glaube nicht an die reine puristische Kunst, die nur aus dem Inneren herauskommen darf.
Aber muss das "Handwerk" so weit gehen, dass es das Innere abtötet? So erlebe ich es hier jedenfalls oft.
Hi sirwen,
natürlich hast du Recht. Auch bei einem Kunststudium ist vieles Knochenarbeit. Und doch scheint mir dieser Satz bezeichnend.
wer das nicht beherrscht, wird schon gar nicht aufgenommen, mag er noch so kreativ sein
genau, das Handwerk liegt da schon vor dem Studium. Aber selbst, wenn nicht. Erzählt einem beim figürlichen Zeichnen jemand, deine Augen sind immer zu blau oder immer zu groß? Natürlich wird auf die Proportionen geachtet. Aber werden dazu nicht Modell und Zeichnung miteinander abgeglichen?
Ich glaube nicht, dass es in irgend einer Kunstrichtung eine Regel wie "verwende nicht zu viele Adjektive" gibt.
Deinen zweiten wichtigen Satz finde ich:
Das Bedürfnis etwas auszudrücken war schon vorher da, aber mit den erlernten Techniken (die während der Arbeit vertieft werden) kann man weitaus bessere und gezieltere Resultate erzielen.
Da gebe ich dir sofort Recht. Daher ja auch meine Aussage, die Frage "Warum schreibe ich" muss vor der Frage "Wie schreibe ich" stehen.
Als ich bei KG anfing, hatte ich das Gefühl, es ginge hier um "Warum", nicht um "Wie" Geschichten. An den "Warum" Geschichten wurde dann gearbeitet, um sie zu optimieren.
Im Moment habe ich das Gefühl, hier in erster Linie Stilübungen, aber keine Geschichten mehr zu lesen, also nur noch "Wie", aber keine "Warum" Geschichten mehr.
Da mag für mich ein grundlegender Unterschied in der Auffassung der Seite bestehen, aber ich frage mich, warum ich mich mit Geschichten auseinandersetzen soll, in denen der Autor nichts erzählt, sondern nur einen Stil übt? Ich möchte doch hier Spaß am Lesen haben und es nicht als Arbeit begreifen. Ich möchte doch hier Geschichten lesen, mit denen mir der Autor etwas sagen will. Erst dann kann ich doch auch etwas dazu sagen, wie er das anders machen könnte, wie vielleicht deutlicher wird, was er mir sagen will.
Bei den meisten Geschichten fehlt das Bedürfnis, etwas auszudrücken, es wird nur an erlernten Techniken gefeilt. Das ist mir zu wenig und es raubt mir den Spaß. Es sind Stilübungen, aber keine Geschichten mit Seele.
Und auch hier: Genau, weil mir dieser Trend beim Lesen schon so störend auffällt, wehre ich mich natürlich gegen Threads, die diesen Trend auch noch unterstützen.
Es mag sein, dass die Autoren für sich die Frage beantwortet haben, warum sie schreiben, es mag sein, dass sie für sich wissen, was sie irgendwann einmal mit diesem Handwerk ausdrücken wollen. Zu lesen bekomme ich davon aber in den meisten Fällen nichts.
Das ist nicht generell so. Es gibt durchaus Autoren hier, die ich gern lese, selbst, wenn bisweilen das Handwerk noch erlernt werden muss. Bei denen steht aber nie das Warum in Frage, sie öffnen sich oder haben noch gar nicht gelernt, sich in Geschichten zu verschließen.
In Schauspielschulen lernt man, dass es zum Handwerk gehört, aus dem eigenen zu schöpfen, um etwas darzustellen. Genau dieser Aspekt fehlt mir hier in den Stilthreads.
Hallo megabjörnie,
nein, ich habe eigentlich nur Phoenix Bemerkung in deinem Genrethread zum Anlass genommen. Deine Motivation zu dem Thread habe ich inzwischen verstanden.
Lieben Gruß, sim
edit: Hallo Bella,
So finde ich es für mich eher wichtig zu wissen, was ich mit bestimmten Dingen erreiche, als dass mir jemand sagt: Mach das jetzt so und so.
Genau das ist mein Anliegen. Das geht aber eben nur in der konkreten Textarbeit, schon weil zum Beispiel kurze abgehackte Sätze in der einen Geschichte ganz anders wirken als in der anderen. Und trotzdem kann es in beiden Geschichten der beabsichtigte Effekt sein oder aber auch nicht.
Noch einen lieben Gruß, sim