Ach schön, dass Dion mich versteht. 
Streit bringt tatsächlich nichts, da sind wir uns einig Bluomo.
Ich erhalte pro Woche einige PN oder Mails mit Klagen über Schreibblockaden. Fast allem gemeinsam ist, dass sie eher das Gefühl haben, Ideen seien genug da, aber sie wäre nie mehr zufrieden mit dem, was sie schreiben. Sie seien überkritisch und nichts würde ihnen mehr gefallen.
Woher kann das kommen?
Wenn ich einen Thread mit goldenen Hinweisen (nennen wir es mal nicht Regeln, weil die in der Tat zu statisch wären und ich ja durchaus begreife, dass niemand sie statisch meint) habe, dann müsste der in einer solchen Situation doch dem Autoren, der mit seiner Geschichte nicht zufrieden ist, Anhaltspunkte liefern können, woran das liegen könnte.
Ich bin sicher, viele verfahren auch so. Checken die Listen durch, lesen ihre Geschichten daraufhin, streichen überflüssige Adjektive und Füllwörter, überprüfen die kausalen Satzaussagen. Alles ohne Ergebnis. Sie sind noch immer unzufrieden mit ihrer Geschichte.
Vielleicht haben sie noch Adjektive übersehen oder zu viele gestrichen? Vielleicht stimmen die Bilder doch nicht so?
Vielleicht haben sie sich aber auch nur sich selbst und ihre Geschichte in einem Geflecht aus gut gemeinten und in der Regel brauchbaren Hinweisen verloren, vielleicht in einem Anspruch, den sie auf einmal selbst an sich formulieren, der aber nicht der eigene ist, sondern schon beim Schreiben den den durch Hinweise aufgebauten inneren Zensor einschaltet.
Das kann natürlich auch bei der konkreten Textkritik passieren. Da sagt der eine das, der nächste dies. Auch das kann verunsichern. Und trotzdem habe ich eben manchmal das Gefühl, Hinweisthreads entstehen eher aus dem Bedürfnis ihrer Ersteller, nicht alles immer und immer wieder unter eine Geschichte schreiben zu müssen, denn aus wirklicher Hilfsbereitschaft (selbst, wenn sie noch so gut gemeint sind).
Für Grammatik- und Rechtschreibregeln ist es sehr hilfreich, etwas zu haben, wo man nachschlagen kann. Dabei geht es ja auch um Verbindliches.
Für Geschichten bin ich tatsächlich der Meinung, dass jeder Hinweis im Einzelfall überprüft werden muss.
Nur an einer Geschichte selber kann ich sehen, ob Form, Inhalt und Sprache übereinstimmen, ob ein Adjektiv stimmig oder unsinnig erscheint oder auch einfach mal ausprobieren, was mit der Geschichte passiert, wenn ich es weglasse.
Dazu gehört natürlich auch, dass ich eine Geschichte in ihrer Gesamtheit sehe, sozusagen ein ganzheitliches Prinzip (auch, wenn mir das viel zu esoterisch ist).
Deshalb, lieber Bluomo, erscheint es mir auch nicht glücklich, Beispielsätze hinzuzuziehen, denn Beispielsätze sind schon wieder aus den Geschichten herausgerissen. Es fehlt der Kontext und damit eine wirkliche Auseinandersetzungsmöglichkeit.
Als Beispiel dafür möchte ich mal die mE großartige Geschichte abcacba von Harkhov Syndrom nehmen. Sie verstößt gegen alle Regeln, formal sogar gegen KG Regeln, jeder Satz für sich genommen würde wahrscheinlich bei Stilisten durchfallen, die vielen Wiederholungen erst recht. Im Kontext der Geschichte aber dürfte kein Satz anders sein. Im Kontext der Geschichte dürfte auch kein Wort groß geschrieben werden. Sie ist so stimmig wie sie da steht.
woodwoose schrieb:
Aber bevor man hier seine erste Geschichte postet, mit der irgendjemand Textarbeit machen kann, muss man ja mal mit irgendetwas anfangen. Und ich denke, es ist immer noch sinnvoller mit "Show don't tell" anzufangen, als mit seinem ersten Schreibversuch eine neue Stilrichtung erfinden zu wollen, weil das wahrscheinlich in die Hose gehen wird
Normalerweise hat doch kaum einer von uns so angefangen. Jeder hat die ersten Ergebnisse in die Hose gesetzt, weil er einfach angefangen hat, zu schreiben. Gedanken über Show, don´t tell werden sich dabei ungefähr ähnlich wenige gemacht haben, wie Gedanken darüber, ob sie gleich einen ganz neuen Stil kreieren.
Also ich habe zumindestens einfach eine Geschichte gehabt und die mehr oder weniger grottig nacherzählt. Da ich zu der Zeit Ellery Queen und Enid Blyton gelesen habe, habe ich mich vielleicht daran orientiert. Und es wäre sicherlich großartig gewesen, wenn ich dann jemanden gehabt hätte, der mir gesagt hätte, "hey, probiere es mal so". Ich hätte Fehler gemacht und an diesen gelernt. Wie fast alle von uns. Und ich hätte dabei die Geschichten erählt, die ich erzählen wollte. Das ist etwas, das ich jedem anderen auch von Herzem gönne. Das Recht auf Fehler und die Auseinandersetzung darüber.
Lieben Gruß, sim
@Zaza: *g*