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Das weiße Kleid

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10.11.2003
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Das weiße Kleid

„Steh’ still, Annerl!“
„Warum? Das wird sowieso nichts, Mama, das Kleid ist einfach zu eng.“
„Ach Unsinn! Wir trennen es hier und hier auf, ziehen einen Gummizug rein und fertig.“
„Aber dann wird man sehen, daß aufgetrennt is’!“
„Ach geh! Du hast noch das Jäckchen drüber.“
„Und wenn’s morgen heiß wird?“
„Na und? Es ist ja nur für die Prozession. Und die ist morgens um neun, da wird’s schon nicht so heiß sein. Danach kannst ja nach Hause gehen und dich umziehen.“
Anne hatte darauf keine Antwort. Das heißt, sie hätte schon eine gehabt, aber die konnte sie nicht sagen. Nicht ihrer Mutter und auch keinem in ihrer Familie. Sie war letztes Jahr eine der vier Trägerinnen der heiligen Jungfrau, und für alle war es selbstverständlich, daß sie das auch dieses Jahr sein würde. Eine Tochter als Trägerin und nicht bloß als Begleiterin bei der Fronleichnamprozession dabei zu haben, das war eine Ehre für jede Familie, der Pfarrer persönlich suchte sie aus. Natürlich hatten Töchter aus reichen Familien größere Chancen, ausgewählt zu werden, aber auch die anderen wurden ab und zu beachtet, wenn sie nur brav und schön waren. Und Anne war schön und brav, von klein auf wurde sie geliebt - nicht zuletzt ihres engelgleichen blonden Haars wegen -, aber erst seit dem letzten Jahr war sie groß und stark genug, bei der Prozession die Madonna mitzutragen.

Es war noch früh als sie ankamen, doch in der Kirche waren die ersten Bänke schon besetzt. In der Mitte und etwas vor diesen Bänken stand ein reichlich mit Blumen geschmücktes Tragegestell, auf dem die Figur der heiligen Jungfrau stand. Sie war aus bemaltem Holz und sehr alt, ihre S-Form wies auf Gotik als Entstehungszeit hin. Sie stellte eine sehr junge Mutter Gottes dar, trotz der etwas fremd anmutender Gesichtzüge schien sie kaum älter als die Mädchen, die sie gleich tragen und begleiten würden, und die gerade dabei waren, die letzten Blumen auf das Tragegestell zu streuen. Sie alle trugen weiße Kleider und auf dem Kopf einen Blumenkranz. Sie glichen auch darin der Mutter Gottes, doch das war weder ihre einzige noch die wichtigste Ähnlichkeit: Sie alle waren Jungfrauen.

„Geh’, Annerl!“, sagte die Mutter leise und schob ihre zögernde Tochter vorwärts. „Tu’ auch deine Margeriten dazu – die sind die schönsten und frischesten!“
Aber Anne wollte nicht, blieb immer wieder stehen. Doch ihre Mutter schob sie einfach weiter, sich ihr offen zu widersetzen schien unmöglich. Als sie beinahe die Mädchenschar erreicht hatten, tauchte wie aus dem Nichts der Kaplan auf und verstellte ihnen den Weg.
„Sie nicht!“, sagte er leise zur Mutter und deutete mit den Augen auf Anne.
Er war neu in der Pfarrei, kam erst vor wenigen Wochen, frisch aus dem Priesterseminar. Obwohl schon über dreißig, wirkte er mit seinem federnden Gang und seinem jungenhaften, immer glattrasierten Gesicht wesentlich jünger. Durch sein offenes Wesen und die Freundlichkeit, die er jedermann gegenüber an den Tag legte, war er ein totaler Gegensatz zu dem alten, griesgrämigen Pfarrer, der, obwohl schon längst über siebzig, immer noch die Geschicke der Gemeinde bestimmte wie sonst nur der Bürgermeister.
„Aber … aber warum denn, Hochwürden?“
Anne hörte und spürte am Arm, wie ihre Mutter erzitterte und mit sich rang.
„Weiß ich nicht, Frau Angerer. Herr Pfarrer will es so.“
„Der Herr Pfarrer? Aber er sagte doch noch am Sonntag, die Trägerinnen würden die gleichen sein wie letztes Jahr!“
„Ja, ich weiß. Trotzdem hat er heute Morgen das anders entschieden. Tut mir leid.“
„Und kann man da nichts machen, Hochwürden?“
„Ich fürchte nein, Frau Angerer. Tut mir leid, daß Sie das so erfahren mußten. Die Zeit war einfach zu knapp heute Morgen.“
„Ja … ja, ich verstehe ... und wer … wer ist die Glückliche?“
„Die Katharina, Frau Angerer. Katharina Scheid.“
„Katharina?! Ja, natürlich … die Wirtstochter … hätte mir denken können.“
„Es ist nicht so, wie Sie denken, Frau Angerer.“
„Ah was! Tut nicht so, Hochwürden! Ich weiß, was hier gespielt wird!“, unterbrach die Mutter ihn erbost und mit lauter werdender Stimme. „Aber egal, Annerl, dann wirst du eben nur Begleiterin! Das paßt eh besser zu unserem Stand, nicht wahr, Hochwürden!?“
„Es ist wirklich nicht so, wie Sie denken, Frau Angerer“, erwiderte der Kaplan leise, um dann, einen Schritt näher kommend, fast flüsternd hinzuzufügen: „Und das mit der Begleiterin, Frau Angerer, das geht auch nicht.“
„Nicht!?“, fragte die Mutter verwundert und plötzlich ebenso leise, „Ja, was … ja, warum denn nicht?“
„Weiß ich nicht, Frau Angerer. Herr Pfarrer hat nur gesagt, Sie sollen ihre Tochter fragen.“
„Annerl?!“, rief sie laut und doch mehr zu sich als zum Kaplan. Sie faßte ihre Tochter am Arm und drehte sie mit einem Ruck zu sich.
„Annerl?“
Anne antwortete nicht, wurde nur rot. Für einen kurzen Moment schaute sie ihrer Mutter in die Augen, dann senkte sie wieder ihren Blick zum Boden, auf den sie schon die ganze Zeit gestarrt hatte. Doch während sie bisher so tat, als ginge sie alles nichts an, zeigten jetzt ihre Gesichtsfarbe und die kleinen Schweißperlen auf ihrer Stirn, daß sie betroffen war - sie wußte, jetzt schauten alle Anwesenden auf sie.
Und wirklich, jegliches Gespräch, so leise es bisher auch geführt wurde, erstarb, nur ein Kind sprach und fragte unbekümmert weiter, doch die Antwort auf seine Frage war nur ein gezischtes Pssst. Dann herrschte absolute Stille in der Kirche, die von draußen kommenden gedämpften Stimmen störten nicht, jeder wußte: Sie gehörten nicht dazu. Doch das dauerte nur ein paar Sekunden, dann wurden die Türen aufgerissen, zuerst die an der Seite, dann die unter dem Chor, und Leute kamen herein.
Und als ob deren laut hallenden Schritte die Mutter aus ihrer Starre gerissen hätten, drehte die sich abrupt um und ging, Anne hinter sich ziehend, auf eine der noch leeren Bänke auf der linken Seite des Kirchenschiffes zu. Dort angekommen, schob sie ihre Tochter hinein und weiter bis zur Wand, wo sich beide setzten. Sie sprachen kein Wort miteinander, während der ganzen Messe nicht. Sie schienen auch die vielen Blicke nicht zu registrieren, die von allen Seiten kamen, vor allem die Neuangekommenen machten sich keine Mühe, ihre Neugierde zu verbergen, zu aufregend schien die Neuigkeit, zu groß der Skandal.

Als die Messe zu Ende war, formierte sich der Prozessionszug: Zuerst wurde das Kreuz durch den Südausgang getragen, dann gingen die Ministranten, die Fahnenträger und die Kommunionskinder mit ihren Blumenkörbchen. Ihnen folgten die Firmlinge und die weißgekleideten Jungfrauen mit der Madonna, dicht gefolgt vom Baldachin und dem Allerheiligsten in der golden funkelnden Monstranz, die vom Pfarrer getragen wurde. Einen Schritt hinter ihm ging der Kaplan, dahinter Nonnen, die schon in aller Frühe vom nahen Kloster kamen und seitlich vom Altar und fast unsichtbar für die anderen der Messe beiwohnten. Dann leerte sich die rechte, das heißt die Männerseite, mit vorderen Bänken angefangen und dann immer schön der Reihe nach, stumm beäugt von Frauen, die verharren mußten, bis der letzte Mann die Höhe des Ausgangs erreichte.
Die ersten drei Frauenbänke wurden noch langsam und würdevoll verlassen, doch als Anne mit ihrer Mutter an die Reihe kam, stand plötzlich eine kleine, ganz in schwarz gekleidete Frau vor ihnen und hinderte sie am Weitergehen. Die Frau sagte nichts, stand nur da, die Hände wie zum Gebet zusammengefaltet und den Blick zum Altar gerichtet. Nach kurzem Zögern schob Annes Mutter die Frau einfach beiseite, was ein lautes, bedrohlich klingendes Gemurmel aus den hinteren Reihen zu Folge hatte. Kaum hatte Anne die Bank verlassen, drängten andere Frauen sofort und ungeordnet nach, leise und doch vernehmbar Schande rufend.
Wie vor einer Meute wild gewordener Tiere fliehend, überholte Anne ihre Mutter auf dem kurzen Weg zum Ausgang, doch sie konnte die Vorausgehenden nicht mehr erreichen. So trat Anne nach einer Pause als erste aus der Kirche, wo sie ein neuer Angriff überraschte. Ein kleiner Junge von vielleicht zehn Jahren sprang herbei und schlug ihr den Blumenkranz vom Kopf, begleitet vom Gelächter der Herumstehenden. In der Mehrzahl waren das junge Männer, und es war offensichtlich, daß sie den Kleinen zu dieser Tat angestiftet hatten.
Anne drehte sich instinktiv um, und für einen Augenblick schien es, als ob sie den Kranz aufheben wollte. Doch die nachdrängenden Frauen waren schneller, höhnisch lachend und in erkennbarer Absicht trampelten sie auf ihm, mehr als eine stoppte sogar kurz und tat so, als ob der Kranz ein Fußabstreifer wäre.
„Komm, Annerl, achte nicht auf sie!“
Die Worte der Mutter hörte Anne wohl, doch sie blieb stehen. Stumm wehrte sie alle Versuche ihrer Mutter ab, sie zum Weitergehen zu bewegen, bis diese resignierte und nur noch ab und zu an ihrem Arm zupfte. Doch Anne beachtete sie nicht mehr, stand nur da, gebeugt und wie zum Sprung bereit, den Blick auf die zertrampelten Blumen gerichtet.

Plötzlich schloß sie die Augen und ihrer Kehle entrang sich ein gequältes Stöhnen, das kaum hörbar war und einherging mit einer Veränderung, die nicht nur Annes Körper, sondern sie selbst umfaßte. Sie richtete sich auf, hob den Kopf, den herausstürmenden Frauen direkt in die Augen schauend, lächelnd, wie aus einer anderen Welt zurückkehrend. Und als ob sie sich gerade darauf besonnen hätte, warf sie ihnen die Margeriten, die sie bisher krampfhaft in ihrer Hand hielt, vor die Füße, auf die Reste ihres Kranzes.

Und siehe da, die Frauen wichen zurück. Für einen Augenblick nur, eben nur so lange, bis sie von den Nachdrängenden gezwungen wurden, weiter zu gehen. Aber jetzt vermieden sie auf die Blumen zu treten, und es war nicht klar, ob sie das aus Pietät vor für die heilige Jungfrau bestimmten Blumen taten, oder weil Annes Blick sie davon abhielt. Jedenfalls machten sie jetzt einen Bogen um die Blumen und huschten schnell vorbei auch an Anne, die jede Einzelne mit einem Blick und einem Lächeln begrüßte. Jetzt waren sie diejenigen, die auswichen und zu Boden blickten, jetzt waren sie die Verfolgten. Kaum die Schwelle überschritten, schon sahen sie vor sich dieses lächelnde Mädchen, das sie mit dem Blick zu durchdringen schien, und dem sie nicht standhalten konnten: Eine nach der anderen senkte den Kopf und trat schweigend zur Seite.

Auch Männer, die soeben noch feixend dastanden und sich gegenseitig auf die Schulter klopften, wurden plötzlich stumm. Ein paar von ihnen verabschiedeten sich gleich, die anderen traten noch eine Zeitlang verlegen von einem Bein auf das andere, dann murmelten sie irgendwas zu dem Nächststehenden und gingen schnellen Schrittes weg, als die letzte Frau aus der Kirche trat, waren sie bereits alle verschwunden.

Anne aber stand noch lange da, erst als ihre Mutter sie wieder am Arm zupfte, kam Leben in sie. Sie drehte sich halb um, es schien, als wollte sie etwas sagen, doch dann ging sie langsam weg, ihre Mutter keines Blickes würdigend. Sie ging langsam, doch nicht zögernd, eher wie jemand, der ein bestimmtes Ziel hat und genau weiß, daß er ihn erreichen wird - bald war sie von der Kirche aus nicht mehr zu sehen.

Und man sah sie nicht mehr, weder zu Mittag noch am Abend. Erst am nächsten Morgen fand man sie, auf dem Heuboden, ihrem Lieblingsplatz aus Kindheitstagen, in ihrem weißen Kleid, erhängt. Und in ihrem ungeliebten weißen Kleid begrub man sie auch, in einem weißen Sarg, bei hellem Sonnenschein. Diesmal protestierte niemand, nur der Pfarrer ließ sich nicht blicken.

 
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Hi Dion,

gleich mal vorne Weg: alles nur meine nichtsnutzige Meinung. Irrtuemer eingeschlossen.

Zur Geschichte:
Entweder habe ich etwas ueberlesen oder nicht verstanden - auf alle Faelle ist fuer mich Annas Selbstmord am Ende nicht nur unmotiviert er ist sogar kontraer zur Entwicklung, die man von Anna ablesen kann. Anna hat sich durchgesetzt: Die anderen koennen nicht einmal ihrem Laecheln (wieso laechelt sie an dieser Stelle?) standhalten. Sie ist diejenige, die die Konfrontation gewinnt. Wieso also haengt sie sich am Ende auf?
Einen Selbstmord begeht man nicht einfach so. Auch nicht, wenn man schwanger oder keine Jungfrau mehr ist, ein Landei, und die Geschichte vielleicht sogar vor vierzig Jahren gespielt hat. Ein Selbstmord sollte gut motiviert sein. Daher ist mein groesstes Problem, das ich beim Verstaendnis dieser Geschichte hatte, dass man nicht erfaehrt, was in Anna vorgeht und was zu ihrer finalen Entscheidung fuehrt. Ich kann ihren Charakter, ihre Aengste, ihre Zweifel, ihren Kampf nicht erkennen oder nachvollziehen. Ich fuerchte, da musst Du noch einiges nacharbeiten ...
(genauso wie bei der langen Liste von kleineren Fehlern ... aehem)

Jetzt aber mal der Reihe nach:

„Steh’ still, Annarl!“
„Warum? Das wird sowieso nichts, Mama, das Kleid ist einfach zu eng.“
„Ach Unsinn! Wir trennen es hier und hier auf, ziehen einen Gummizug rein und fertig.“
„Aber dann wird man sehen, daß augetrennt is’!“
„Ach geh! - du hast noch das Jäckchen drüber.“
„Und wenn’s morgen heiß wird?“
„Na und? – es ist ja nur für die Prozession. Und die ist morgens um neun, da wird’s schon nicht so heiß sein. Danach kannst ja nach Hause gehen und dich umziehen.“
Anna hatte darauf keine Antwort.
Anna wehrt sich, dann ist sie ploetzlich stumm. Wieso? Hier machst Du es Dir zu einfach.
Bei den markierten Sachen solltest Du noch einmal drueberschauen. Uebrigens: Annerl

Das heißt, sie hätte schon eine gehabt, aber die konnte sie nicht sagen. Nicht ihrer Mutter und auch keinem in ihrer Familie.
Wieso luegt sie nicht? Wieso spielt sie nicht die Kranke? Sie scheint zu wissen, dass sie dieses Kleid nicht tragen darf. Warum kann sie es nicht sagen? Ausserdem: war es Vergewaltigung oder hat sie einen Freund? Den jungen Pfarrer etwa? Das wird auch im spaeteren Verlauf der Geschichte nicht klar, ist aber essentiell, wieso sie es ihrer Mutter nicht sagen kann.

Sie war letztes Jahr eine der vier Trägerinnen der heiligen Jungfrau, und für alle war es selbstverständlich, daß sie das auch dieses Jahr sein würde. Eine Tochter als Trägerin und nicht bloß als Begleiterin bei der Fronleichnamsprozession dabei zu haben, das war eine Ehre für jede Familie, der Pfarrer persönlich suchte sie aus. Natürlich hatten Töchter aus reichen Familien größere Chancen, ausgewählt zu werden, aber auch die anderen wurden ab und zu beachtet, wenn sie nur brav und schön waren. Und Anna war schön und brav, von klein auf wurde sie geliebt - nicht zuletzt ihres engelgleichen blonden Haars wegen -, aber erst seit dem letzten Jahr war sie auch groß und stark genug, bei der Prozession die Madonna mitzutragen.
Hier widersprichst Du Dir teilweise selbst: Fuer alle ist es selbstverstaendlich, dass sie Traegerin ist, aber ihre Eltern sind nicht reich, daher sollte sie nur ab und zu beachtet werden (fuer wieviele Jahre in Folge - die Leser wissen das nicht). Wieso also nicht eine Reiche nehmen anstelle von Ihr?
Ausserdem wundert es mich gerade, dass zu einer Fronleichnamsprozession eine Mutter Gottes herumgetragen wird. Das Fronleichnamsfest ist das Fest des Eucharistie-Sakraments. Dass zudem Jungfrauen besonders herausgeputzt getrennt von anderen gehen, ist mir nur aus mittelalterlichen und fruehneuzeitlichen Dokumenten bekannt. Ich lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren.

Sie war aus bemaltem Holz und sehr alt, ihre S-Form wies auf Gotik als Entstehungszeit hin. Sie stellte eine sehr junge Mutter Gottes dar, trotz der etwas fremd anmutender Gesichtzüge schien sie kaum älter als die Mädchen, die sie tragen oder begleiten werden, und die gerade dabei waren, die letzten Blumen auf das Tragegestell zu streuen.
Ich hab' mal gegoogelt: Zwei von vier gotische Madonnen hatten eine Art S-Form, bei nichtgotischen fand ich dieses ebenfalls. Ich bin zu sehr Kunstbanause, um das entscheiden zu koennen, fuer mich klingt das aber eigenartig. Bei dem markierten Wort faellt die Zeit etwas heraus.

„Geh’, Annarl!“, sagte die Mutter leise und schob ihre zögernde Tochter vorwärts, „Tu’ auch deine Margeriten dazu – die sind die Schönsten und Frischesten!“
Aber Anna wollte nicht, blieb immer wieder stehen. Doch ihre Mutter schob sie einfach weiter, sich ihr offen zu widersetzen schien unmöglich. Als sie beinahe die Mädchenschar erreicht hatten, tauchte wie aus dem Nichts der Kaplan auf und verstellte ihnen den Weg.
„Sie nicht!“, sagte er leise, dabei nicht Anna, sondern ihre Mutter anschauend.
Das Annerl hatten wir schon, die kursive Stelle klingt konstruiert, um den Handlungsstrang in die richtige Richtung zu lenken. Zudem ist dem Leser zu diesem Zeitpunkt nicht klar, wieso sich Anna widersetzt und nicht einfach nach Vorne geht um den Schein zu wahren. Das ist nur moeglich wenn sie bereits weiss, dass sie nicht mitgehen darf (siehe oben).
Die unterstrichene Passage hat mich verwirrt, da ich zunaechst dachte, der Kaplan meinte, dass die Mutter nicht nach vorne kommen solle.

Er war neu in der Pfarrei, kam erst vor wenigen Wochen, frisch aus dem Priesterseminar.
Wirklich ein Komma?

Der naechste Satz ist etwas kompliziert mit sechs Kommas:

Durch sein offenes Wesen und die Freundlichkeit, die er jedermann gegenüber an den Tag legte, war er ein totaler Gegensatz zu dem alten, griesgrämigen Pfarrer, der, obwohl schon längst über siebzig, immer noch die Geschicke der Gemeinde bestimmte wie sonst nur der Bürgermeister.
„Aber … aber warum denn, Hochwürden?“
Anna hörte und spürte am Arm, wie ihre Mutter erzitterte und mit sich rang.
Wieso wird nicht beschrieben, was in Anna vorgeht? Die Mutter ist nur Nebenschauplatz. Die Tatsache, dass Anna bemerkt, dass ihre Mutter mit sich ringt, sagt mir, dass diese Szene wesentlich bedeutender fuer die Mutter denn fuer Anna ist, weil diese den Blick fuer ihre Mutter hat, die Mutter aber nicht fuer Anna. Mit ein Grund, wieso ich den Selbstmord am Ende nicht nachvollziehen kann.

„Weiß ich auch nicht, Frau Angerer. Herr Pfarrer will es so.“
„Der Herr Pfarrer? Aber er sagte doch noch am Sonntag, die Trägerinnen würden die gleichen sein wie letztes Jahr!“
„Ja, ich weiß. Trotzdem hat er heute morgen das anders entschieden. Tut mir leid.“
„Und kann man da nichts machen, Hochwürden?“
„Ich fürchte nein, Frau Angerer. Tut mir leid, daß Sie das so erfahren mußten. Die Zeit war einfach zu knapp heute morgen.“
„Ja … ja, ich verstehe ... und wer … wer ist die Glückliche?“
Dieser Dialog gibt mir Raetsel auf: Zum einen die Entscheidung am Morgen. Das klingt wie "zum Fruehstueck", nicht wie nach einer moeglichen Beichte eines dritten, was als einziges den Umschwung erklaeren koennte. Der Pfarrer erscheint daher eher als willkuerlicher Despot in Verbindung mit Oben, was im Verstaendnis der Geschichte verwirren kann. Das "die Glueckliche" laesst einen zunaechst etwas in der Luft haengen, wird aber spaeter klar. Vielleicht umformulieren.

„Ah was! Tut nicht so, Hochwürden! Ich weiß, was hier gespielt wird!“, sagte die Mutter erbost und mit lauter werdenden Stimme, „Aber egal, Annarl, dann wirst du eben nur Begleiterin! Das paßt eh besser zu unserem Stand, nicht wahr, Hochwürden!?“
„Es ist wirklich nicht so, wie Sie denken, Frau Angerer“, sagte der Kaplan leise, um dann, einen Schritt näher kommend, fast flüsternd hinzuzufügen: „Und das mit der Begleiterin, Frau Angerer, das geht auch nicht.“
„Nicht!?“, fragte die Mutter verwundert und plötzlich ebenso leise, „Ja, was … ja, warum denn nicht?“
„Weiß ich nicht, Frau Angerer. Herr Pfarrer hat nur gesagt, Sie sollen ihre Tochter fragen.“
„Annarl?!“, sagte sie laut und doch mehr zu sich als zum Kaplan. Sie faßte ihre Tochter am Arm und drehte sie mit einem Ruck zu sich.
„Annarl?“
Die Wiederholungen von sagen/fragen sollte man vermeiden (siehe kursive Markierung)
Alles Fettgedruckte waere sicher noch einen zweiten Blick (und eventueller Korrektur) wert.
Ich bin selbst ein Landei. Ein Standesdenken wie von der Mutter geaeussert klingt fuer mich antiquiert. Wann spielt die Geschichte?

Und wirklich, jegliches Gespräch, so leise es bisher auch geführt wurde, erstarb, nur ein Kind fragte unvermindert laut irgend etwas, doch die Antwort auf seine Frage war nur ein gezischtes Pssst. Dann herrschte absolute Stille in der Kirche, die von draußen kommenden gedämpften Stimmen störten nicht, jeder wußte, sie gehörten nicht dazu. Doch das dauerte nur ein paar Sekunden, dann wurden die Türen aufgerissen, zuerst die an der Seite, dann auch die unter dem Chor, und Leute kamen herein.
Und als ob deren laut hallenden Schritte die Mutter aus ihrer Starre gerissen hätten, drehte die sich abrupt um und ging, Anna hinter sich ziehend, auf eine der noch leeren Bänke auf der linken Seite des Kirchenschiffes zu. Dort angekommen, schob sie ihre Tochter hinein und weiter bis zur Wand, wo sich beide setzten. Sie sprachen kein Wort miteinander, auch während der Messe nicht. Sie schienen auch die vielen Blicke nicht zu registrieren, die von Neuangekommenen kamen, kaum daß die sich setzten und von Wissenden informiert wurden, was sich zugetragen hatte.
Die kursiven Stellen stoerten mich, vielleicht wegen der Partizipe oder Substantivierungen.
Bei der ersten unterstrichenen Stelle haette ich nicht zwei Nebensaetze, sondern zwei Hauptsaetze gemacht. Auch haette ich mir ueberlegt, ob sich die ploetzliche Stille nicht besser beschreiben liesse, wie durch Stimmen von aussen, die nicht stoeren - klingt eigenartig.
Auch habe ich Probleme mir den Geraeuschpegel der Kirche vorzustellen: die Gespraeche sind leise, ein Kind spricht unvermindert laut ...
Das Pssst haette ich in Anfuehrungszeichen gesetzt.
"Und als ob deren" ist vermutlich nicht der beste Satzanfang.
Die zweite unterstrichene Passage kann ich nicht ganz nachvollziehen. Die Mutter tuschelt nichts, obwohl sie auf Kohlen sitzt? Sie rutschen nicht nervoes auf dem Platz umher? etc ... Ich weiss nicht ...

Als die Messe zu ende war, formierte sich der Prozessionszug: [...] Einen Schritt hinter ihm ging der Kaplan, dahinter kamen Nonnen, die schon in aller Frühe vom nahen Kloster kamen und seitlich vom Altar und fast unsichtbar für die anderen der Messe bewohnten. Dann leerte sich die rechte, das heißt die Männerseite, mit vorderen Bänken angefangen und dann immer schön der Reihe nach, stumm und eifersüchtig beäugt von Frauen, die verharren mußten, bis auch der letzte Mann die Mitte der Kirche erreichte und sich zum Ausgang wandte.
Die fettgedruckten Sachen bitte nochmal ansehen. Das "eifersüchtig beäugt" ist wohl Unsinn, ich glaube kaum, dass es eine Frau in diesem Forum gibt, die diesen verallgemeinerten Eindruck bestaetigen wird.
Die kursive Stelle: Meinst Du den Mittelgang? Umdrehen reicht, dann duerfen die Frauen los? Klingt irgendwie eigenartig.

Bei mir ist dann bald Feierabend, ich mach' daher mal schneller:

stand plötzlich eine kleine, ganz in schwarz gekleidete Frau vor ihnen und hinderte sie am Weitergehen.
Aha, die schwarze Unbekannte. Dabei kennt hier jeder jeden.

Nach kurzem Zögern schob Annas Mutter die Frau einfach beiseite, was ein lautes, bedrohlich klingendes Gemurmel aus den hinteren Reihen zu Folge hatte.
Wieso das? Wieso so schemenhaft und geordet? Wenn die von der vorderen Reihe nicht will, dann geht eben die naechste. Die Leute denken in diesem Moment daran, die Prozession zu erreichen ...

Kaum hatte auch Anna die Bank verlassen, drängten andere Frauen sofort und ungeordnet nach, leise und doch vernehmbar Schande rufend.
Wieso rufen die Frauen "Schande"? Es weiss doch niemand, was passiert ist? Zumindest Deine Geschichte erklaert das nicht. Es koennte auch andere Gruende geben, wieso Anna nicht mit darf, vor Allem, wenn der Pfarrer so ein Despot ist. Ich tippe daher mal auf 19. Jahrhundert oder frueher fuer die Zeit, in der die Geschichte spielt.

Wie vor einer Meute wild gewordenen Tiere fliehend, überholte Anna ihre Mutter auf dem kurzen Weg zum Ausgang – jetzt war sie diejenige, die zog -, doch sie konnten die Vorausgehenden nicht mehr erreichen.
Die fetten Stellen bitte noch einmal sprachlich pruefen. Das kursive gefaellt mir sprachlich nicht, inhaltlich leider auch nicht wie oben erklaert. Der Vergleich mit den Tieren ist wohl etwas ueberzogen. Wieso zieht sie ihre Mutter?

So trat Anna nach einer Pause als erste aus der Kirche, wo sie ein neuer Angriff überraschte. Ein kleiner Junge von vielleicht zehn Jahren sprang an ihr hoch und schlug ihr den Blumenkranz vom Kopf, begleitet vom Gelächter der Herumstehenden. In der Mehrzahl waren das junge Männer, und es war offensichtlich, daß sie den Kleinen zu dieser Tat angestiftet hatten.
fett: ist das richtig?
kursiv: Hunde machen das vielleicht. Klingt eigenartig.
ausserdem: was machen die Maenner hier? Es geht doch zur Prozession. Das passt nicht zum zuvor geschilderten starren Auszug aus der Kirche.

Anna, die ganz vergessen hatte, daß sie den Kranz noch trug, drehte sich instinktiv um, und für einen Augenblick schien es, als ob sie ihn aufheben wollte. Doch die nachdrängenden Frauen waren schneller, höhnisch lachend und in erkennbarer Absicht trampelten sie auf ihm, mehr als eine stoppte sogar kurz und tat so, als ob der Kranz ein Fußabstreifer wäre.
Den kursiven Teil koennte man ersatzlos weglassen, Wenn die Frauen nachdraengen, dann sehen nur die ersten, was dort auf dem Boden liegt. Der unterstrichene Teil wirkt ueberzeichet und befremdlich, wenn nicht komisch auf mich.

bis diese aufgab und nur noch ab und zu an ihrem Arm zupfte.
Aufgeben oder nicht, das ist hier die Frage.

Plötzlich schloß sie die Augen und ihrer Kehle entrang sich ein gequältes Stöhnen, das kaum hörbar war und einherging mit einer Veränderung, die nicht nur Annas Körper, sondern sie selbst umfaßte. Sie richtete sich auf, hob den Kopf, den herausstürmenden Frauen direkt in die Augen schauend, lächelnd. Und als ob sie sich gerade darauf besonnen hätte, warf sie ihnen auch die Margeriten, die sie bisher krampfhaft in ihrer Hand hielt, vor die Füße, auf die Reste ihres Kranzes.
Mit dem unterstrichenen Teil hab' ich Probleme. Wie sieht das aus? Bisher hast Du nur auesserlich beschrieben, was vor sich geht. Hier wird zum ersten Mal eine innere Veraenderung angesprochen - aber welche?
Das "laechelnd" kann ich leider weder nachvollziehen noch verstehen. Genauso wie die Reaktion der Frauen im naechsten Abschnitt:
Und siehe da, die Frauen wichen zurück.
Beim ersten Lesen dachte ich mir: Mann, muss dass ein fuerchterliches Laecheln sein, dass die Frauen davor zurueckweichen ... :D

Für einen Augenblick nur, eben nur so lange, bis sie von den Nachdrängenden gezwungen wurden, weiter zu gehen. Aber jetzt vermieden sie auf die Blumen zu treten, und es war nicht klar, ob sie das aus Pietät vor für die heilige Jungfrau bestimmten Blumen taten, oder weil Annas Blick sie davon abhielt.
Es ist Gedraenge. Und alle sehen die Blumen am Boden? Anna laechelt. Welcher Bezug besteht zwischen ihrem Laecheln und der Tatsache, dass niemand auf die Blumen tritt? Dadurch, dass Du diese Situation noch weiter ausmalst, wird es fuer mich nicht glaubhafter ... leider.

Jedenfalls machten sie jetzt einen Bogen um die Blumen und huschten schnell vorbei auch an Anna, die jede Einzelne mit einem Blick und einem Lächeln begrüßte. Jetzt waren sie diejenigen, die auswichen und zur Boden blickten, jetzt waren sie die Verfolgten. Kaum die Schwelle überschritten, schon sahen sie vor sich dieses lächelnde Mädchen, das sie mit dem Blick zu durchdringen schien, und dem sie nicht standhalten konnten: Eine nach dem anderen senkte den Kopf und trat schweigend zur Seite.
Anna ist stark, staerker als sie alle. Diese Stelle ist ihr persoenlicher Triumph. Genauso wie der darauffolgende Absatz. Ich kann daher nicht verstehen, wieso sie sich am Ende das Leben nimmt.

Anna aber stand noch lange da, erst als ihre Mutter sie wieder am Arm zupfte, kam Leben in sie. Sie drehte sich halb um, es schien, als wollte sie etwas sagen, doch dann ging sie langsam weg, ihre Mutter keines Blickes würdigend. Sie ging in eine andere Richtung als die, die die Prozession genommen hatte, bald war sie von der Kirche aus nicht mehr zu sehen.
Anna widersetzt sich hier auch ihrer Mutter, der sie sich zuvor nicht widersetzen konnte. Anna ist daher mit dieser Situation gewachsen, und nicht daran zerbrochen. Auch weint sie nicht und laeuft nicht davon ...
Daher ist mir der Schluss mit dem Erhaengen ein Raetsel ... sorry.

Ich hoffe, Dir bringt diese Kritik was -

Gruss,

sarpenta

 

Hi Dion,

ich kann nur raten. Der Pastor hat seine Informationen von der heiligen Beichte.
Oder ist die Mutter in ihrer religiösen Verblendung so blind, dass sie nicht sieht, was außer ihr scheinbar alle sehen: den Grund, warum das Kleid nicht mehr passt?
In einem streng katholischen Dorf kann ich mir schon vorstellen, dass dieser Fronleichnam zum Kreugang für Anna wird.
Übrigens war mir die Schwangerschaft schon nach dem ersten Absatz klar und irgendwie hatte ich da noch das Bild eines unter Wehen unter dem Tragegestell zusammenbrechenden Mädchens im Kopf, ähnlich der Päpstin, die ja der Legende nach auch bei einer Prozession gebar.
Okay, es kam anders und später, als Anna den Blumenstrauß auf den Kranz geworfen hatte und so etwas wie eine stolze Regung zeigte, hat mich meine Fantasie noch einmal in die falsche Richtung geführt. Ich überlegte doch glatt, ob ein Dion wohl die Heuchelei von Kirche ausgerechnet anhand einer zweiten Jungfrauengeburt aufzeigen würde, die mit der Steinigung der Mutter Gottes enden würde.
Da erscheint mir dein Ende natürlich profan, wenngleich auch viel realistischer.
Es ist manchmal so, dass der Entschluss, ein Ende zu setzen uns mit neuem Stolz erfüllt, das Schicksal wenigstens noch so lange zu tragen und den Anfeindungen zu trotzen. Aber ich gebe Sarpenta schon recht. Der Suizid ist nicht ganz schlüssig aufgebaut.
Was du dir neben den Fehlern noch mal anschauen solltest, sind die Zeiten. Ich kann da leider nicht nicht mit einer Batchprüfung drüber, weil ich die nicht auf alte Rechtschreibung einstellen kann.

Sie stellte eine sehr junge Mutter Gottes dar, trotz der etwas fremd anmutender Gesichtzüge schien sie kaum älter als die Mädchen, die sie tragen oder begleiten werden, und die gerade dabei waren, die letzten Blumen auf das Tragegestell zu streuen
Aber hier zum Beispiel sticht "werden" aus dem sonstigen Zeitformen wirklich sehr heraus.

Di Atmosphäre hast du gut getroffen, bei den Reaktionen fehlt mir manchmal der innere Beweggrund.

Lieben Gruß, sim

 

Keine Meinung, Sarpenta, ist unnütz, wenn nichts anderes, helfen sie uns, aneinander besser zu verstehen. Deine Kritik sagt mir jedenfalls, du hast dich mit dieser kleinen Geschichte stark auseinander gesetzt, hast beinahe jedes Wort auf die Waage gelegt, manchmal kam es mir vor, als ob diese Waage aus Gold wäre. Das ehrt mich, obwohl ich es natürlich lieber gesehen hätte, du hättest nicht so viele Fehler gefunden. Ich meine hier vor allem Grammatikfehler, denn über die Logischen läßt sich trefflich streiten.

Zunächst einmal muß ich dir sagen, daß auch ich ein halber Landei bin, aufgewachsen in einer Kleinstadt mit starken ländlichen Bindungen. Ich weiß über den Gegenstand dieser Geschichte bestens Bescheid, weiß nicht nur, wie eine Fronleichnamprozession abläuft, sondern auch um das Gerangel bei den Fragen, wer das Kreuz, wer welche Banner, und wer das Baldachin tragen darf, oder welcher Verein an welcher Stelle in der Prozession mitgehen kann, darf oder soll. Die Reihenfolgen werden oft neu bestimmt und sind stark vom Ansehen der Person, des Vereins etc. und der Spendenhöhe abhängig (jemand, der ein Bild für die Kirche spendet, wird für die nächsten paar Jahre einen Ehrenplatz in der Prozession erhalten (und nicht nur dort!)), jede Gemeinde hat zudem eigene Kriterien und Regeln, wenn du heute bei google die Begriffe Fronleichnam und Prozessionsordnung eingibst, willst du bei jeder Antwort etwas anderes vorfinden.

In diesem Fall war die Prozessionsordnung so wie beschrieben. Auch die Madonna wird da jedes Jahr mitgeführt, getragen und begleitet von weißgekleideten und bekränzten Mädchen, noch vor wenigen Jahren habe ich in einem Ort unweit Münchens diese Prozession gesehen und fotografiert, deine Einwände, dieses oder jenes könne so nicht stattgefunden haben, kann ich alle ins Reich des Wünschdenkens verweisen – der Katholizismus Bayerns steht dem in Tirol, dem südlichen Italien oder Spanien im nichts nach, wenn ich sehe, was hier manchenorts noch los ist, dann denke ich: Das Mittelalter hat nicht aufgehört zu existieren.

Die soziale Kontrolle ist in solchen Orten so total, daß auch die kleinsten Verstöße – vor allem die gegen die Sittlichkeit - nicht unentdeckt bleiben, wer sich nicht beugt, wird gebrochen oder er muß wegziehen, und selbst dann wird seine Familie 2 Generationen mit dem Makel leben müssen, einen schwarzen Schaf hervorgebracht zu haben. Ein Beispiel: Jeder kann sich scheiden lassen, aber wenn er wieder heiratet, dann wird er nicht mehr zum Abendmahl, d.h. zur Eucharistie zugelassen, denn er lebt in Sünde, ist also nicht Wert, den Leib Christi zu empfangen, mag er so oft zur Beichte gehen wie er will, von diesem Makel kann ihn niemand befreien, es sei denn, der Papst persönlich, annulliert seine frühere Ehe. Es ist selbstverständlich, daß so einer bei kirchlichen Festen nichts Ehrenvolles machen kann, er kann also bei einer Prozession nur mitgehen, aber das ist auch schon alles.

Wenn also bestimmt ist, daß die Madonnafigur nur von Jungfrauen getragen werden kann, dann wird auch darauf geachtet. Natürlich werden die Mädchen vorher nicht ärztlich untersucht, aber die katholische Kirche hat ja das Instrument der Beichte. In diesem Fall war es offensichtlich so, daß jemand den „Fall“ Annes gebeichtet hat, und der alte Pfarrer hat gehandelt wie ihm das Gewissen oder sein Glaube suggerierten: Er ist einerseits an sein Beichtgeheimnis gebunden, aber er kann sich angesichts seines Wissen offenbar nicht anders entscheiden. Da er selbst nicht lügen darf oder will, beauftragt er den Kaplan, Anna wegzuschicken. Das wird natürlich von den Anwesenden registriert und das Urteil wird sofort gefällt: Eine Gefallene wollte sich als Jungfrau ausgeben, um sich das Recht, die heilige Jungfrau zu tragen bzw. zu begleiten, zu erschleichen.

Natürlich ist Anne – ich habe den Namen Anna in Anne geändert, weil es besser paßt – selbst daran schuld: Sie hätte ja nur zu sagen brauchen, daß sie nicht mehr Jungfrau ist. Aber dazu war sie nicht in der Lage, aus welchen Gründen auch immer (Jugendliche handeln nicht immer logisch, und manche bringen sich aus weit geringeren Ursachen um). Aber sie ist nach wie vor ein braves Mädchen, und wehrt sich deswegen nur halbherzig gegen den Druck ihrer Mutter, der die Teilnahme ihrer Tochter sehr am Herzen liegt, weil es eine Ehre für die ganze Familie ist und diese damit im Sozialgefüge des Ortes aufgewertet wird, etwas, das eine offensichtlich arme Familie immer brauchen kann.

Anne ist daher innerlich gespalten: Sie weiß, daß sie eigentlich das weiße Kleid und den Blumenkranz nicht tragen und auch bei den Jungfrauen nicht sein darf, doch andererseits fühlt sie sich ihrer Mutter verpflichtet und hofft daher, äußere Umstände würden ihre Teilnahme verhindern – und immerhin bestand bis zuletzt die reale Möglichkeit, daß niemand von ihrem „Fall“ erfahren und sie auch so als Jungfrau durchgehen würde.

Die Vorfälle in und vor der Kirche zeigen Anne deutlich: Du bist jetzt vogelfrei, jeder kann mit dir ungestraft machen, was er will. Um sich dem zu entziehen, gibt es nur 2 Wege: wegziehen oder sich umbringen. Anne hat die zweite Variante gewählt, und die Entscheidung ist vor der Kirche gefallen: Sobald sie sich entschieden hat, könnten ihr die Frauen egal sein, ja selbst für ihre Mutter, deren Ehrgeiz sie in diese Lage letztlich gebracht hat, hat sie nichts mehr übrig – sie hat mir dem Leben abgeschlossen. Das kann man, wie du, als ihren persönlichen Triumph sehen.

Bei dieser Geschichte habe ich mich mehr für show don’t tell entschieden, und ich finde, daß man alles in diesem Beitrag Gesagte (innere Beweggründe der handelnden Personen) aus der Geschichte herauslesen kann. Ich habe daher lange überlegt, ob ich die Auflösung der Geschichte selbst liefern soll, aber wenn selbst du als Landei die Geschichte nicht verstanden hast, dann wird sie auch für manch anderen ein zu harter Brocken sein – daher diese Ausführlichkeit.

Ich danke dir für die ausführliche Kritik, Sarpenta, und auch für die vielen grammatikalischen Hinweise – ich habe sie soweit wie möglich berücksichtigt.

Dion

 

Deine Fantasie, sim, stellt sogar meine in den Schatten, denn während ich mich mit spärlichen Andeutungen begnüge, siehst du gleich eine falsche Jungfrau unter der Last der „Echten“ zusammenbrechen und öffentlich gebären wie weiland Johanna (wegen ihr wollte 800 Jahre lang kein Papst mehr den Namen Johannes annehmen!).

Es freut mich natürlich, daß du die Geschichte für glaubwürdig hältst, aber leider habe ich deine Kritik zu spät gelesen, sonst hätte ich mich bei meiner Antwort an Sarpenta mehr zurückgehalten – es sieht immer ein bißchen komisch aus, wenn ein Autor seinen eigenen Text interpretiert. :D

sim schrieb:
Der Suizid ist nicht ganz schlüssig aufgebaut.
Wie schon an Sarpenta gesagt, bei Jugendlichen kann man nicht immer alles erklären, was für uns ein Nichts ist, kann für sie ein großes Problem sein – es bringen sich welche um, nur weil sie schlechtes Zeugnis bekommen, und da sollen in Annes Fall zu wenig Gründe für Suizid sprechen?

sim schrieb:
Di Atmosphäre hast du gut getroffen, bei den Reaktionen fehlt mir manchmal der innere Beweggrund.
Danke. Aber das mit inneren Beweggründen ist halt schwierig, wenn man show, don’t tell verwendet – man kann nur hoffen, daß durch die Schilderung des Äußeren auch das Innere sichtbar wird. Wenn das nicht immer ganz klar wird, dann heißt das nicht, daß deswegen die Geschichte automatisch schlecht sein muß. Sicher, die Rolle des Nur-Zuschauers mag unbefriedigend sein, aber um diese Geschichte oder vielmehr die Zusammenhänge bzw. die Funktionsmechanismen einer erzkatholisch geprägten Gesellschaft zu verstehen, reicht sie allemal – jede Gesellschaft entlarvt sich selbst, wenn es um ihre tragenden Säulen geht, selbst wenn diese nur vermeintlich tragend sind.

In Bayern heißen diese Säulen Sitte und Brauchtum, heißen Tradition und Christentum in seiner katholischsten Ausprägung. Das Volk wird geeint durch Gemeinsames, alles Abweichende wirkt dem entgegen – schon der Versuch ist strafbar. Die Strafe heißen Mobbing, Ver- und Nichtbeachtung, Ausgrenzung. Diese Strafen sind in keinem Strafgesetzbuch kodifiziert, und doch sind sie die Schlimmsten, die man sich denken kann; Weil der Mensch ein soziales Wesen ist.

Danke für das Lesen und Kritisieren.

Dion

PS: Wegen der Zeiten weiß ich nicht weiter und in dem auch von dir zitierten Satz kann ich keinen Fehler entdecken - außer daß das "werden" heraussticht. Um das abzumildern, könnte ich ein gleich einfügen und ein oder in ein und umwandeln - in etwa so:
... die sie gleich tragen und begleiten werden ...

PPS: Was ist das für ein Batchprüfungsprogramm, das du benutzen würdest, wenn das ein Neuschreibtext wäre? Vielleicht könnte ich meinen Text auf die neue Rechtschreibung umstellen und mit dem Programm selbst die Grammatik prüfen.

 

Hi Dion,

wie Du vielleicht gesehen hast, warst Du nicht der Einzige, der auf meiner "Waage gewogen wurde", die - zugegeben - sehr streng eingestellt war. Aber schliesslich will ich meinen Blick gerade schaerfen.

Hinsichtlich Deiner Geschichte muss ich nur Folgendes nachtragen:
Ich haette die Person Annas als Erzaehlerin gewaehlt, weil ich dann die Luecken fuellen und den Suizid motivieren koennte. Um einen Selbstmord aus Deiner gewaehlten Perspektive verfolgen zu koennen, muss man nachweisen, dass diese Person nicht mehr anders konnte, ihr keine andere Wahl mehr blieb. Ansonsten entsteht beim Leser immer der Eindruck, dass die Hauptperson etwas zufaellig oder unueberlegt handelt. Und wen interessiert schon ein unueberleger Selbstmord? Zudem bringst Du Dich damit um den eigentlichen Hoehepunkt der Handlung: Ihre Entscheidung.

Zufaellige Ereignisse in einer Geschichte koennen beleben, zufaellige/unmotivierte Handlungen sind dagegen schlecht, sie unterstellen dem Autor, dass er seine Person nicht durchdacht hat, oder bei ihrer Beschreibung wesentliche Dinge verloren gegangen sind.
Daher fuellen gute Suizidgeschichten (aus der dritten Person erzaehlt) meist Buecher, weil die Person, das Umfeld und ihre Zwangslage erklaert werden muessen. Als Leser darf man sich nie die Frage stellen: Wieso macht sie es nicht einfach anders. Man muss unterschreiben koennen: Ja, sie musste so handeln.
Wenn das nicht klappt, dann ist die Geschichte noch nicht fertig.

Ueber die logischen Fehler laesst sich sicherlich streiten, aber da Du schreibst:

Jugendliche handeln nicht immer logisch, und manche bringen sich aus weit geringeren Ursachen um
muss ich trotzdem im Sinne der Leser protestieren: Eine Geschichte, bei der ich die Handlungen der Personen nicht nachvollziehen kann, erscheint in meinen Augen immer als schlecht konstruiert, zumindest die Charaktere erscheinen als nicht vollstaendig ausgearbeitet.

Das solltest Du Dir ueberlegen, bevor vielleicht irgendjemand mit Dir ueber die Logik streitet ...


Gruss,

sarpenta

 

Hi Dion,

Ach Unsinn! Wir trennen es hier und hier auf, ziehen einen Gummizug rein und fertig.

Wo "hier und hier"? Ich finde die Stellen immens wichtig. Beim Busen (das Mädchen ist mehr Frau geworden), bei den Hüften (vielleicht schwanger)?

Das paßt eh besser zu unserem Stand, nicht wahr, Hochwürden!?“[]
„Nicht!?“, fragte die Mutter verwundert [] „Annerl?!“, rief sie laut

Diese !? stören mich beim Lesen. Wahrscheinlich schlichtweg Geschmackssache.


Als die Messe zu ende war, formierte sich der Prozessionszug: Zuerst wurde das Kreuz durch den Südausgang getragen, dann gingen die Ministranten, die Fahnenträger und die Kommunionskinder mit ihren Blumenkörbchen. Ihnen folgten die Firmlinge und die weißgekleideten Jungfrauen mit der Madonna, dicht gefolgt vom Baldachin und dem Allerheiligsten in der golden funkelnden Monstranz, die vom Pfarrer getragen wurde. Einen Schritt hinter ihm ging der Kaplan, dahinter Nonnen, die schon in aller Frühe vom nahen Kloster kamen und seitlich vom Altar und fast unsichtbar für die anderen der Messe beiwohnten. Dann leerte sich die rechte, das heißt die Männerseite, mit vorderen Bänken angefangen und dann immer schön der Reihe nach, stumm beäugt von Frauen, die verharren mußten, bis auch der letzte Mann die Höhe des Ausgangs erreichte.
Dieser Absatz ist sehr ausschweifend.

und - zu Ende

Kaum hatte auch Anne die Bank verlassen, drängten andere Frauen sofort und ungeordnet nach, leise und doch vernehmbar Schande rufend.
Schande sollte in Anführungszeichen

Mir gefiel das Thema der Geschicht gut; wahrscheinlich nervt mich bei dem Selbstmord einfach das Thema als solches, obwohl es eher in die Szene hineinpaßt als in vielen anderen Texten.

Schade, dass die Prot nicht zu einem finalen Gegenschlag ausgeholt hat, nachdem sie ja der Pfarrer trotz Beichtgeheimnis an den Pranger stellte: Wie aber soll überhaupt jemand aus dem Dorf noch mit gutem Gewissen beichten können, wenn jeder weiß, dass der Pfarrer nicht dicht hält? Für mich ist das der Knackpunkt der Geschichte, dass dieser jener sein soll, der die Info an die Öffentlichkeit bringt. In sich paradox und trotzdem scheint es zu funktionieren. Letztendlich stellt sich bei mir die Wut über die dogmatische Kirche ein, in deren Namen soviel Unheil passiert(e).

Inhaltlich hat mich die Geschichte zum Nachdenken gebracht, das ist ja schon ein Grund, sie gut zu finden.

Lieber Gruß
bernadette

 

Zugegeben, Sarpenta, deine Argumentation entbehrt nicht einer gewissen Logik. Aber diese Logik bzw. Forderung, daß bei Handlungen von Personen nie die Frage bzw. der Gedanke entstehen darf, warum macht die Person es nicht einfach anders, ist in ihrer Absolutheit überzogen. Meine Intention war es nicht, zu zeigen, wie Anne konkret zur Suizidentscheidung gekommen ist, sondern was ein verbohrter und falsch verstandener Glaube anrichten kann.

Entscheidend für mich war die Schilderung der Atmosphäre, in der Solches möglich ist. Alle handelnden Personen sind Zwängen unterworfen, die nur geringe Variationsbreite zulassen. Das ist nicht etwa eine Besonderheit meiner Geschichte, so ist das Leben selbst. Beispielweise könnte der alte Pfarrer über den „Fall“ Annes hinwegsehen, aber er stellte eine Formalie – nur Jungfrauen dürfen Madonna tragen bzw. begleiten -, über das Wohlergehen einer Person, obwohl er genau gewußt hatte, welche Folgen die Zurückweisung haben würde. Warum er so handelte, bleibt im Dunkeln, und trotzdem wird das akzeptiert, weil seine Entscheidung eben eine Mögliche war.

Genauso ist das mit Anne. Wie alle anderen, tut sie nur das, was sie in der gegebenen Situation für richtig und sinnvoll hält – sonst würde sie es nicht tun, nicht wahr? Niemand macht bewußt Fehler, d.h. wir alle handeln im Glauben, richtig zu handeln - das ist eine Binsenweißheit.

Obwohl ich daher glaube, daß man den Leser nicht unterschätzen sollte, werde ich trotzdem nachdenken, ob da mehr Hinweise, warum das alles geschieht, nützlich wären.

Danke für deine Gedanken.

Dion

 

bernadette schrieb:
Wo "hier und hier"? Ich finde die Stellen immens wichtig. Beim Busen (das Mädchen ist mehr Frau geworden), bei den Hüften (vielleicht schwanger)?
Wo genau das Kleid zu eng geworden ist, bernadette, ist in dieser Szene nicht so wichtig, denn sie dient nur dazu, Annes Unwillen zu zeigen, an der Prozession teilzunehmen. Natürlich, im weiteren Verlauf der Geschichte könnte man auf den Gedanken kommen, sie wäre schwanger. Aber genauso gut könnte sie nur gewachsen und/oder etwas zugenommen haben – sie wurde ja erst im vergangenen Jahr groß und stark genug, die Madonna zu tragen.

Die Geschichte sagt nur: Anne darf nicht mehr bei den Jungfrauen sein, weil sie keine mehr ist. Sie weiß das und natürlich auch der beteiligte Mann, woher aber der Pfarrer davon die Kenntnis bekommen hat, bleibt offen. Nichtsdestotrotz wird Anne durch seine Entscheidung stigmatisiert, und das auch nur, weil die Entscheidung so kurzfristig gefallen ist und Anne nicht von sich aus auf die Teilnahme verzichtete – würde sie nicht im weißen Kleid bei den Jungfrauen auftauchen, wäre nichts passiert. Daher auch der Titel der Geschichte.


bernadette schrieb:
Dieser Absatz ist sehr ausschweifend.
Du hast recht, aber ich habe ihn für die Nichtkundige geschrieben. Wer außer der Teilnehmer weiß schon, wie so eine Leichnamprozession aussieht, und daß es früher immer - und manchmal auch heute noch – die Regel war, die Geschlechter zu trennen und die Frauen auf die linke, d.h. die schlechte Seite der Kirche und an das Ende der Prozession (am weitesten vom Leib Christi entfernt) zu postieren? Diese Norm wurde erst in den letzten 50 Jahren gelockert, aber in konservativ geführten Gemeinden gilt sie immer noch.


bernadette schrieb:
Letztendlich stellt sich bei mir die Wut über die dogmatische Kirche ein, in deren Namen soviel Unheil passiert(e).
Nicht in deren Namen, bernadette, sondern von der Kirche selbst! Natürlich, die Kirche ist nicht etwas Imaginäres, sie besteht aus Menschen aus Fleisch und Blut. Aber die führenden Personen dieser Kirche sind nicht einfach so dahin gekommen, sie sind mit Absicht ausgewählt worden. Damit sie das Gotteswort im Sinne der Kirche verkünden und Un- und Andersgläubige bekehren. Wenn dabei Opfer zu beklagen sind, wenn kümmert es, für eine "bessere" Welt muß man Opfer in Kauf nehmen. :D


bernadette schrieb:
Inhaltlich hat mich die Geschichte zum Nachdenken gebracht, das ist ja schon ein Grund, sie gut zu finden.
Danke. Deshalb steht die Geschichte auch hier, in der Gesellschaftsrubrik. ;)

Danke für das Lesen und Kommentieren.

Dion

 

Für die mehrfach monierte Stelle habe ich von kompetenter Stelle jetzt ein okay für diese Version bekommen: … die sie gleich tragen und begleiten würden

Außerdem habe ich den letzten Satz ganz und vom Vorletzten die Hälfte gestrichen (, oder weil Anne sich auch diesmal nicht wehrte. Sie war ein braves Kind, bis in den Tod hinein.), weil sie so etwas wie eine nachträgliche Erklärung darstellten.

Dion

PS: Am 15.6.2006 gibt es wieder Fronleichnamsprozessionen, vor allem auf dem Land sind sie eine Pracht, heißt Fronleichnam im bayerischen Volksmund ja nicht von ungefähr Prangertag (von Prangen – die Pracht zeigen).

 

Hallo Dion,

den Selbstmord von Anne finde ich zwar nicht in der Tiefe abgeleitet, wie Du es bei Deinem Positing nach der Geschichte beschreibst, doch dennoch nicht störend für die Geschichte. Wenngleich bei dem, was Du dahinter noch siehst (siehst, weil Du der Autor und mit der Materie generell vertraut bist) mehr Möglichkeiten der Teilhabe für mich als Leser wünschenswert gewesen wäre.

Mehr Schwierigkeiten habe ich tatsächlich mit dem Pfarrer. Ich kann - nach Deinen erklärenden Worten im Thread - verstehen, was ihn zuungunsten des Beichtgeheimnis hat handeln lassen, doch als ich die Geschichte las wurde mir diese wichtige Achse der Geschichte nicht klar. Liegt sicher auch daran, daß ich Stadtmensch und konfessionslos bin, mir also Hintergrundinformationen fehlen, doch gerade weil es Dir wichtig zu sein scheint, daß auch die _Botschaft_ der Geschichte transportiert wird zu mir als Leser, gerade deswegen ist das Level dessen, was Du als Wissen/Erfahrung beim Leser vorraussetzt, zu hoch. Ein paar Worte der Erklärung, warum der Kirchenmann sich so entschied, warum er das Beichtgeheimnis geringer schätzte, die eigentliche Botschaft könnte gewinnen, weil sie dann auch an der Logikschranke für Geschichten problemlos vorbeikommt.
Beim lesen blieb diese jedenfalls an meiner genau dort hängen und ich habe manches Aha-Erlebnis erst durch das Studium Deiner Ausführungen im Anschluss an die Geschichte erhalten.

Den Leser nicht zu unterschätzen ist eine Sache, doch hier hast Du mir zumindest ein bisken viel zugetraut ;-)

Dabei ist das Thema und auch die Aufbereitung interessant, durchaus sehr beklemmende Szenen mit Intensität, da mag ich mehr von erlesen.

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo Dion,

da ist ja schon so viel gesagt worden. Also ich finde die Geschichte so wie sie ist, in Ordnung. Bedrückend realistisch. Die Frage, ob der Pfarrer das Beichtgeheimnis gebrochen hat, interessiert wohl erst einmal nur die Fachleute. Aber weil ich mir diese Frage sofort stellte, gibt es mM auch nur eine Antwort: Anne hat dem Pfarrer gebeichtet (am Mittwochabend), denn jemand anders käme gar nicht in Frage (mir ist jedenfalls kaum ein Fall bekannt, in dem ein Junge die Entjungferung oder gar Schwängerung eines Mädchens sofort beichtet und schon gar nicht, wenn hier eine Heirat anscheinend kein Ausweg ist). Der Pfarrer hat das Beichtgeheimnis gebrochen. Dafür wurden Pfarrer früher hingerichtet und auch heute sind die Strafen drakonisch. Für Anne bricht damit eine Welt zusammen - es gibt für sie keine Heimat, keinen Schutz mehr. Was bleibt da, als dieses sinn- und nutzlos gewordene Leben wegzugeben. Für mich ist dieser Selbstmord also nicht unmotiviert, sondern eine deutliche Konequenz aus dem Geschehen.

LG

Jo

 

Tja, C. Seltsem, du hättest gerne mehr Infos in der Geschichte, was ich durchaus verstehen kann, aber ich wollte nicht zu erklärend oder ausschweifend werden – und war es laut einer Kommentatorin an einer Stelle trotzdem. :D

Die Sache mit dem Pfarrer sollte absichtlich nicht ganz deutlich werden – es sollte offen bleiben, woher er die Kenntnis von der nicht mehr vorhandenen Jungfernschaft Annes hat; die Beichte ist eine Möglichkeit, aber auch ihr Lover könnte geplaudert haben – die Männer brüsten sich ja gern mit ihren Eroberungen :D – und irgendwie könnte das dem Pfarrer zu Ohren gekommen sein.

Mein Hauptanliegen mit dieser Geschichte ist, unsere Selbstgerechtigkeit anzuprangern – war übrigens schon Jesus ein Anliegen mit „Wer ohne Sünde ist, der …“ -, und nicht so sehr den Pfarrer persönlich, obwohl er natürlich ein Großteil der Schuld an Annes Selbstmord trägt: Er hätte sein Wissen ja für sich behalten können. Aber auch Anne hätte im Wissen von den Konsequenzen des Entdecktwerdens von sich aus auf das Trage- bzw. Begleitjob verzichten können, und der Pfarrer bräuchte dann gar nicht in die Aktion treten, etc.

Wie ich schon in meiner Antwort an Sarpenta sagte: Ein jeder von uns tut nur das, was er glaubt tun zu müssen, und wenn dieses Tun essentielle Dinge unseres Lebens berührt, kann es zu Katastrophe kommen, selbst wenn diese Dinge nicht wirklich wichtig sind (zum Beispiel Schulzensuren) - für bestimmte Menschen in bestimmter Umgebung können sie trotzdem fatal sein.

Natürlich sollte dieses aus der Geschichte selbst herauszulesen sein und nicht im Nachhinein vom Autor erklärt werden, doch die Balance zu finden zwischen den Leser zu unterschätzen und nicht zu unterschätzen, das ist verdammt schwer und offensichtlich ist mir das hier nicht gelungen.

Ich weiß zur Zeit nicht, wie ich die Gedanken der Leser in „richtige“ Bahnen lenken soll, ohne auf Kunstgriffe a la innerer Monolog oder Ähnliches zurückgreifen zu müssen. In meiner Geschichte geht es um ein Tabu, das jedem Beteiligten so sonnenklar ist, daß darüber nicht einmal nachgedacht wird, einem Städter dagegen aber nur ein müdes Lächeln entlockt - oder ihn erst gar nicht begreift. Aber ich gebe zu, diese Städter sind in der Mehrzahl – ich werde hier etwas tun müssen, sonst geht die Geschichte am Leser vorbei.


Es freut mich, jobär, wenn bei dir die Geschichte so angekommen ist, wie sie gedacht war. Auch das mit deinen Gedanken zu dem Pfarrer geht in Ordnung – es ist eine Möglichkeit, wenn auch nicht die einzige. Wie schon mehrfach dargelegt, würde ich es vorziehen, wenn der Leser sich gar nicht so sehr auf dieses Detail konzentrierte, weil das Warum und Wieso etwas bekannt wird in diesem Fall weniger wichtig ist als die Konsequenzen, die sich aus der Bekanntgabe ergeben. Und für diese Konsequenzen sind alle verantwortlich, nicht nur der Pfarrer oder sonst eine Respektperson – eine Abschiebung der Schuld wird dadurch schwieriger.

Daß du die Möglichkeit, daß der Junge geplaudert haben könnte, so kategorisch ausschließt, wundert mich schon ein wenig, denn was Frauen angeht sind Männer unverbesserliche Prahler – jedenfalls in der Mehrzahl, und in diesem Fall, bei der jugendlichen Anne, hat es wahrscheinlich auch einen jugendlichen Jungen gegeben, und wenn das auch bei ihm das erste Mal gewesen ist, dann könnte ja schon eine kleine Anspielung von ihm genügen, um bei Interessierten Alarmglocken klingeln zu lassen, oder?

Danke euch beiden fürs Lesen und Kommentieren.

Dion

 

hallo Dion

die auswichen und zur Boden blickten
zum Boden

Ansonsten ist die geschichte gut geschrieben. Hat mir gut gefallen.

Die dritte Person finde ich gut gewählt, da es wohl viel zu aufwendig und stressig gewesen wäre, alle auf Anna einwirkenden Einflüsse einzufangen. so kann man der Geschichte folgen.

leider kam auch für mich Annas Selbstmord überraschend. Muss es denn so enden? hast du den sozialen Aspekt nicht auch ohne Freitod deutlich gemacht? Denn Annas verhalten steht auch für mich (wie es sarpeta formulierte) konträr zum Schluss. sie scheint doch ein Mittel gegen die Blicke und sozialen Peinigungen gefunden zu haben.

Wie dem auch sei konnte auch ich olles Landei den sozialen Strukturen etwas abgewinnen und die hast du gut eingefangen.

besten Gruß

 

Hallo Dion,
irgendwer muss bei mir auf der Leitung gestanden haben (gestern im Chat meinte Vita auch schon: "Elisha, komm vom Schlauch runter" :hmm:), jedenfalls war mir vor den Kommentaren unklar, was denn mit Anne nicht in Ordnung wäre. Ich dachte an etwas zwischen Unglauben und Besessenheit. Auf den Verlust der Jungfräulichkeit und auf Beichte als Informationsquelle bin ich nicht gekommen, finde es aber folgerichtig.

Gut erzählt, diese Geschichte. Man merkt, dass du Zeuge solcher Prozessionen warst und dich auskennst. Und ein interessantes Topic.

Ob sie nun sterben musste? Nun, ein bisschen abgedroschen, aber ist ja deine Geschichte.

Gruß, Elisha

 

Das Erzählen in der dritten Person, Aris, das mag ich am liebsten. So kann man nach belieben Distanz oder Nähe schaffen, bei dem Ich-Erzähler kann es nur Nähe oder subjektiv gefärbte Ferne geben. Okay, wenn ich bei dieser Geschichte die Ich-Perspektive gewählt hätte, dann würde der Selbstmord der Protagonistin vielleicht folgerichtiger erscheinen, jetzt kann man nur mutmaßen, was sie dazu getrieben hat. Denn eine Getriebene ist sie, eine, die ihren Platz in der Gesellschaft noch nicht gefunden hat und durch dieses Ereignis auch nicht mehr hofft, ihn finden zu können.

Okay, Elisha, ich gebe zu, für jemanden aus der Stadt – Stadtluft macht frei! – ist diese Geschichte samt ihrem Ende schwer verständlich. Aber auf dem Land herrschen andere, archaische Gesetze. Situationen wie diese sind dort zwar nicht alltäglich, aber immer möglich, je nach dem, wie stark die dörfliche Gemeinschaft zusammenhält - je stärker diese Gemeinschaft, desto härter auch die sozialen Strafen für Abweichler jeder Art.

Das hat Tradition. Die Haberfeldtreiben gibt es zwar nicht mehr in Bayern, aber im Denken der Bevölkerung hat sich nicht viel verändert – Gewohnheit, Sitte und Brauch sind stärker als die Wahrheit.*

Ich danke euch beiden für das Lesen und Kommentieren.

Dion

* Voltaire

 

Hallo Dion,

„Steh’ still, Annerl!“
„Warum? Das wird sowieso nichts, Mama, das Kleid ist einfach zu eng.“
„Ach Unsinn! Wir trennen es hier und hier auf, ziehen einen Gummizug rein und fertig.“
„Aber dann wird man sehen, daß aufgetrennt is’!“
„Ach geh! Du hast noch das Jäckchen drüber.“

Mir war auf Anhieb klar, dass das Madl schwanger ist und die Mutter es eventuell so gar befürchtet aber es lieber verdrängt.

Nach dem Motto was nicht sein darf, dem verschließe ich mich.

Und Anne war schön und brav, von klein auf wurde sie geliebt - nicht zuletzt ihres engelgleichen blonden Haars wegen -, aber erst seit dem letzten Jahr war sie auch groß und stark genug, bei der Prozession die Madonna mitzutragen.
Der Charakter Annes bleibt für mich ein wenig oberflächlich. Bei aller Bravheit- müsste es da nicht mit dem Teufel ;)zugehen, das dieses Mädchen schwanger wurde?
Plötzlich schloß sie die Augen und ihrer Kehle entrang sich ein gequältes Stöhnen, das kaum hörbar war und einherging mit einer Veränderung, die nicht nur Annes Körper, sondern sie selbst umfaßte. Sie richtete sich auf, hob den Kopf, den herausstürmenden Frauen direkt in die Augen schauend, lächelnd. Und als ob sie sich gerade darauf besonnen hätte, warf sie ihnen auch die Margeriten, die sie bisher krampfhaft in ihrer Hand hielt, vor die Füße, auf die Reste ihres Kranzes.

Macht das Madl nun eine Wandlung durch? War sie vielleicht doch nicht das naive Schäfchen, oder ist der Teufel ;) wieder in sie gefahren?

Und man sah sie nicht mehr, weder zur Mittag noch am Abend. Erst am nächsten Morgen fand man sie, auf dem Heuboden, ihrem Lieblingsplatz aus Kindheitstagen, in ihrem ungeliebten weißen Kleid, erhängt. Und man begrub sie auch in ihrem weißen Kleid, wohl der Kosten wegen.
Der Selbstmord ist mir zu aufgesetzt. Der Schlusssatz zu wertend.
Vielleicht wurde sie in diesem Kleid auch begraben, weil sie sich ihre Jungfräulichkeit im übertragenen Sinne von Reinheit und Ehrlichkeit erhalten hatte. Sie ist vielleicht ein Mensch, der gerade wegen iseiner Reinheit und Ehrlichkeit scheitern musste. (Das wäre aber wohl meine Geschichte :D)


Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Goldene Dame schrieb:
Mir war auf Anhieb klar, dass das Madl schwanger ist und die Mutter es eventuell so gar befürchtet aber es lieber verdrängt.
Das ist durchaus möglich, Goldene Dame, aber wie ich schon zu anderen gesagt habe: in der Geschichte wird nur gesagt - und auch das nicht explizit! -, daß Anne nicht mehr Jungfrau ist. Das wissen mindestens 3 Leute: Anne, ihr Geliebter und der Pfarrer, möglicherweise aber auch mehr.


Goldene Dame schrieb:
Der Charakter Annes bleibt für mich ein wenig oberflächlich. Bei aller Bravheit- müsste es da nicht mit dem Teufel ;) zugehen, das dieses Mädchen schwanger wurde?
Auch das ist wahr – Anne ist sicherlich oberflächlich gezeichnet. Aber ich wollte nicht Anne als Person darstellen, sondern als Opfer einer überkommenden Tradition: Sie sollte austauschbar sein. Und: Stille Wasser sind tief - oder: Bei den sog. braven Menschen bemüht sich der Teufel besonders. :D

Goldene Dame schrieb:
Macht das Madl nun eine Wandlung durch? War sie vielleicht doch nicht das naive Schäfchen, oder ist der Teufel wieder in sie gefahren?

Der Selbstmord ist mir zu aufgesetzt.
Ja, das ist ein Punkt, das schon von mehreren angesprochen wurde. Manche sagen, Anne könnte aufgrund dieser Wandlung unmöglich Selbstmord begehen, ich aber sage, die Entscheidung für den Suizid traf sie gerade in dem Augenblick als ihr bewußt wurde, daß sie in dieser dörflichen Gemeinschaft nicht mehr würde leben können - oder nur noch als Aussätzige - ab dem Zeitpunkt ist ihr alles egal.

Gleichwohl werde ich aufgrund der Einsprüche diese Stelle noch einmal überarbeiten, ich weiß nur nicht wie. Es sollte für den Leser auf jeden Fall klar werden, daß Anne ab diesem Zeitpunkt mit dieser Gesellschaft nichts mehr zu tun haben will, und daß nur äußere Umstände – zu jung und ohne Mittel – sie später daran hinderten, das Dorf zu verlassen.


Goldene Dame schrieb:
Der Schlusssatz zu wertend.
Vielleicht wurde sie in diesem Kleid auch begraben, weil sie sich ihre Jungfräulichkeit im übertragenen Sinne von Reinheit und Ehrlichkeit erhalten hatte. Sie ist vielleicht ein Mensch, der gerade wegen iseiner Reinheit und Ehrlichkeit scheitern musste. (Das wäre aber wohl meine Geschichte :D)
Finde ich nicht, der Satz äußert nur eine Vermutung und kehrt damit noch einmal zum Anfang der Geschichte zurück – der Leser weiß ja, daß Anne aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Und selbst wenn er wertend wäre, dein Schluß wäre das nicht minder, um von der Moralverkündung, die darin steckte, ganz zu schweigen - das wäre dann in der Tat deine Geschichte. ;)

Vielleicht gehst du morgen – ja, heuer ist am 15.6. Fronleichnam! – in ein katholisches Dorf, schaust dir das Spektakel an und schreibst darüber. :D

Danke dir fürs Lesen und Kommentieren.

Dion

 

Zitat von Goldene Dame
Der Schlusssatz zu wertend.
Vielleicht wurde sie in diesem Kleid auch begraben, weil sie sich ihre Jungfräulichkeit im übertragenen Sinne von Reinheit und Ehrlichkeit erhalten hatte. Sie ist vielleicht ein Mensch, der gerade wegen iseiner Reinheit und Ehrlichkeit scheitern musste. (Das wäre aber wohl meine Geschichte )

Finde ich nicht, der Satz äußert nur eine Vermutung und kehrt damit noch einmal zum Anfang der Geschichte zurück – der Leser weiß ja, daß Anne aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Und selbst wenn er wertend wäre, dein Schluß wäre das nicht minder, um von der Moralverkündung, die darin steckte, ganz zu schweigen - das wäre dann in der Tat deine Geschichte.

Um ein Mißverständnis aufzuräumen:
Es (das Fettgedruckte s.o.)ist nicht mein Schluß, es waren meine Gedanken, die ich nicht in einer Geschichte niederschreiben würde. Ich will beim Schreiben eine Wertung vermeiden, um dem Leser die Möglichkeit zu geben für sich selbst werten zu können.
Durch deinen Schlussatz hast du mir meinen Gedanken genommen. Die Aussage: das wäre meine Geschichte bezieht sich eben darauf: die Wertung als Autor zu meiden. Wenn du als Autor aber wünschst, es stehen lassen kannst.

Finde ich nicht, der Satz äußert nur eine Vermutung und kehrt damit noch einmal zum Anfang der Geschichte zurück – der Leser weiß ja, daß Anne aus ärmlichen Verhältnissen stammt.

Der Schlussatz wirkt zynisch, weil 1. eine Vermutung immer eine (Be)wertung einschließt, 2. der Leser es weiß, dass Anne arm ist. Du musst ihm das nicht vorhalten, er ist mündig, und 3. das weiße Kleid als ein Symbol bekannt ist.

 

Goldene Dame schrieb:
Um ein Mißverständnis aufzuräumen:
[...]
Durch deinen Schlussatz hast du mir meinen Gedanken genommen. Die Aussage: das wäre meine Geschichte bezieht sich eben darauf: die Wertung als Autor zu meiden.
[...]
Der Schlussatz wirkt zynisch, weil 1. eine Vermutung immer eine (Be)wertung einschließt, 2. der Leser es weiß, dass Anne arm ist. Du musst ihm das nicht vorhalten, er ist mündig, und 3. das weiße Kleid als ein Symbol bekannt ist.
Ja, Goldene Dame, deine Ausführungen wurden von mir mißverstanden. Außerdem hast du recht mit dem Schluß - ich habe ihn jetzt geändert, auch bei der Szene vor dem Eingang habe ich einen halben Satz hinzugefügt. Ich hoffe, durch die Szene wird der spätere Selbstmord jetzt verständlicher und der Schluß weniger wertend. :)

 

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