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Das weiße Kleid

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10.11.2003
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Das weiße Kleid

„Steh’ still, Annerl!“
„Warum? Das wird sowieso nichts, Mama, das Kleid ist einfach zu eng.“
„Ach Unsinn! Wir trennen es hier und hier auf, ziehen einen Gummizug rein und fertig.“
„Aber dann wird man sehen, daß aufgetrennt is’!“
„Ach geh! Du hast noch das Jäckchen drüber.“
„Und wenn’s morgen heiß wird?“
„Na und? Es ist ja nur für die Prozession. Und die ist morgens um neun, da wird’s schon nicht so heiß sein. Danach kannst ja nach Hause gehen und dich umziehen.“
Anne hatte darauf keine Antwort. Das heißt, sie hätte schon eine gehabt, aber die konnte sie nicht sagen. Nicht ihrer Mutter und auch keinem in ihrer Familie. Sie war letztes Jahr eine der vier Trägerinnen der heiligen Jungfrau, und für alle war es selbstverständlich, daß sie das auch dieses Jahr sein würde. Eine Tochter als Trägerin und nicht bloß als Begleiterin bei der Fronleichnamprozession dabei zu haben, das war eine Ehre für jede Familie, der Pfarrer persönlich suchte sie aus. Natürlich hatten Töchter aus reichen Familien größere Chancen, ausgewählt zu werden, aber auch die anderen wurden ab und zu beachtet, wenn sie nur brav und schön waren. Und Anne war schön und brav, von klein auf wurde sie geliebt - nicht zuletzt ihres engelgleichen blonden Haars wegen -, aber erst seit dem letzten Jahr war sie groß und stark genug, bei der Prozession die Madonna mitzutragen.

Es war noch früh als sie ankamen, doch in der Kirche waren die ersten Bänke schon besetzt. In der Mitte und etwas vor diesen Bänken stand ein reichlich mit Blumen geschmücktes Tragegestell, auf dem die Figur der heiligen Jungfrau stand. Sie war aus bemaltem Holz und sehr alt, ihre S-Form wies auf Gotik als Entstehungszeit hin. Sie stellte eine sehr junge Mutter Gottes dar, trotz der etwas fremd anmutender Gesichtzüge schien sie kaum älter als die Mädchen, die sie gleich tragen und begleiten würden, und die gerade dabei waren, die letzten Blumen auf das Tragegestell zu streuen. Sie alle trugen weiße Kleider und auf dem Kopf einen Blumenkranz. Sie glichen auch darin der Mutter Gottes, doch das war weder ihre einzige noch die wichtigste Ähnlichkeit: Sie alle waren Jungfrauen.

„Geh’, Annerl!“, sagte die Mutter leise und schob ihre zögernde Tochter vorwärts. „Tu’ auch deine Margeriten dazu – die sind die schönsten und frischesten!“
Aber Anne wollte nicht, blieb immer wieder stehen. Doch ihre Mutter schob sie einfach weiter, sich ihr offen zu widersetzen schien unmöglich. Als sie beinahe die Mädchenschar erreicht hatten, tauchte wie aus dem Nichts der Kaplan auf und verstellte ihnen den Weg.
„Sie nicht!“, sagte er leise zur Mutter und deutete mit den Augen auf Anne.
Er war neu in der Pfarrei, kam erst vor wenigen Wochen, frisch aus dem Priesterseminar. Obwohl schon über dreißig, wirkte er mit seinem federnden Gang und seinem jungenhaften, immer glattrasierten Gesicht wesentlich jünger. Durch sein offenes Wesen und die Freundlichkeit, die er jedermann gegenüber an den Tag legte, war er ein totaler Gegensatz zu dem alten, griesgrämigen Pfarrer, der, obwohl schon längst über siebzig, immer noch die Geschicke der Gemeinde bestimmte wie sonst nur der Bürgermeister.
„Aber … aber warum denn, Hochwürden?“
Anne hörte und spürte am Arm, wie ihre Mutter erzitterte und mit sich rang.
„Weiß ich nicht, Frau Angerer. Herr Pfarrer will es so.“
„Der Herr Pfarrer? Aber er sagte doch noch am Sonntag, die Trägerinnen würden die gleichen sein wie letztes Jahr!“
„Ja, ich weiß. Trotzdem hat er heute Morgen das anders entschieden. Tut mir leid.“
„Und kann man da nichts machen, Hochwürden?“
„Ich fürchte nein, Frau Angerer. Tut mir leid, daß Sie das so erfahren mußten. Die Zeit war einfach zu knapp heute Morgen.“
„Ja … ja, ich verstehe ... und wer … wer ist die Glückliche?“
„Die Katharina, Frau Angerer. Katharina Scheid.“
„Katharina?! Ja, natürlich … die Wirtstochter … hätte mir denken können.“
„Es ist nicht so, wie Sie denken, Frau Angerer.“
„Ah was! Tut nicht so, Hochwürden! Ich weiß, was hier gespielt wird!“, unterbrach die Mutter ihn erbost und mit lauter werdender Stimme. „Aber egal, Annerl, dann wirst du eben nur Begleiterin! Das paßt eh besser zu unserem Stand, nicht wahr, Hochwürden!?“
„Es ist wirklich nicht so, wie Sie denken, Frau Angerer“, erwiderte der Kaplan leise, um dann, einen Schritt näher kommend, fast flüsternd hinzuzufügen: „Und das mit der Begleiterin, Frau Angerer, das geht auch nicht.“
„Nicht!?“, fragte die Mutter verwundert und plötzlich ebenso leise, „Ja, was … ja, warum denn nicht?“
„Weiß ich nicht, Frau Angerer. Herr Pfarrer hat nur gesagt, Sie sollen ihre Tochter fragen.“
„Annerl?!“, rief sie laut und doch mehr zu sich als zum Kaplan. Sie faßte ihre Tochter am Arm und drehte sie mit einem Ruck zu sich.
„Annerl?“
Anne antwortete nicht, wurde nur rot. Für einen kurzen Moment schaute sie ihrer Mutter in die Augen, dann senkte sie wieder ihren Blick zum Boden, auf den sie schon die ganze Zeit gestarrt hatte. Doch während sie bisher so tat, als ginge sie alles nichts an, zeigten jetzt ihre Gesichtsfarbe und die kleinen Schweißperlen auf ihrer Stirn, daß sie betroffen war - sie wußte, jetzt schauten alle Anwesenden auf sie.
Und wirklich, jegliches Gespräch, so leise es bisher auch geführt wurde, erstarb, nur ein Kind sprach und fragte unbekümmert weiter, doch die Antwort auf seine Frage war nur ein gezischtes Pssst. Dann herrschte absolute Stille in der Kirche, die von draußen kommenden gedämpften Stimmen störten nicht, jeder wußte: Sie gehörten nicht dazu. Doch das dauerte nur ein paar Sekunden, dann wurden die Türen aufgerissen, zuerst die an der Seite, dann die unter dem Chor, und Leute kamen herein.
Und als ob deren laut hallenden Schritte die Mutter aus ihrer Starre gerissen hätten, drehte die sich abrupt um und ging, Anne hinter sich ziehend, auf eine der noch leeren Bänke auf der linken Seite des Kirchenschiffes zu. Dort angekommen, schob sie ihre Tochter hinein und weiter bis zur Wand, wo sich beide setzten. Sie sprachen kein Wort miteinander, während der ganzen Messe nicht. Sie schienen auch die vielen Blicke nicht zu registrieren, die von allen Seiten kamen, vor allem die Neuangekommenen machten sich keine Mühe, ihre Neugierde zu verbergen, zu aufregend schien die Neuigkeit, zu groß der Skandal.

Als die Messe zu Ende war, formierte sich der Prozessionszug: Zuerst wurde das Kreuz durch den Südausgang getragen, dann gingen die Ministranten, die Fahnenträger und die Kommunionskinder mit ihren Blumenkörbchen. Ihnen folgten die Firmlinge und die weißgekleideten Jungfrauen mit der Madonna, dicht gefolgt vom Baldachin und dem Allerheiligsten in der golden funkelnden Monstranz, die vom Pfarrer getragen wurde. Einen Schritt hinter ihm ging der Kaplan, dahinter Nonnen, die schon in aller Frühe vom nahen Kloster kamen und seitlich vom Altar und fast unsichtbar für die anderen der Messe beiwohnten. Dann leerte sich die rechte, das heißt die Männerseite, mit vorderen Bänken angefangen und dann immer schön der Reihe nach, stumm beäugt von Frauen, die verharren mußten, bis der letzte Mann die Höhe des Ausgangs erreichte.
Die ersten drei Frauenbänke wurden noch langsam und würdevoll verlassen, doch als Anne mit ihrer Mutter an die Reihe kam, stand plötzlich eine kleine, ganz in schwarz gekleidete Frau vor ihnen und hinderte sie am Weitergehen. Die Frau sagte nichts, stand nur da, die Hände wie zum Gebet zusammengefaltet und den Blick zum Altar gerichtet. Nach kurzem Zögern schob Annes Mutter die Frau einfach beiseite, was ein lautes, bedrohlich klingendes Gemurmel aus den hinteren Reihen zu Folge hatte. Kaum hatte Anne die Bank verlassen, drängten andere Frauen sofort und ungeordnet nach, leise und doch vernehmbar Schande rufend.
Wie vor einer Meute wild gewordener Tiere fliehend, überholte Anne ihre Mutter auf dem kurzen Weg zum Ausgang, doch sie konnte die Vorausgehenden nicht mehr erreichen. So trat Anne nach einer Pause als erste aus der Kirche, wo sie ein neuer Angriff überraschte. Ein kleiner Junge von vielleicht zehn Jahren sprang herbei und schlug ihr den Blumenkranz vom Kopf, begleitet vom Gelächter der Herumstehenden. In der Mehrzahl waren das junge Männer, und es war offensichtlich, daß sie den Kleinen zu dieser Tat angestiftet hatten.
Anne drehte sich instinktiv um, und für einen Augenblick schien es, als ob sie den Kranz aufheben wollte. Doch die nachdrängenden Frauen waren schneller, höhnisch lachend und in erkennbarer Absicht trampelten sie auf ihm, mehr als eine stoppte sogar kurz und tat so, als ob der Kranz ein Fußabstreifer wäre.
„Komm, Annerl, achte nicht auf sie!“
Die Worte der Mutter hörte Anne wohl, doch sie blieb stehen. Stumm wehrte sie alle Versuche ihrer Mutter ab, sie zum Weitergehen zu bewegen, bis diese resignierte und nur noch ab und zu an ihrem Arm zupfte. Doch Anne beachtete sie nicht mehr, stand nur da, gebeugt und wie zum Sprung bereit, den Blick auf die zertrampelten Blumen gerichtet.

Plötzlich schloß sie die Augen und ihrer Kehle entrang sich ein gequältes Stöhnen, das kaum hörbar war und einherging mit einer Veränderung, die nicht nur Annes Körper, sondern sie selbst umfaßte. Sie richtete sich auf, hob den Kopf, den herausstürmenden Frauen direkt in die Augen schauend, lächelnd, wie aus einer anderen Welt zurückkehrend. Und als ob sie sich gerade darauf besonnen hätte, warf sie ihnen die Margeriten, die sie bisher krampfhaft in ihrer Hand hielt, vor die Füße, auf die Reste ihres Kranzes.

Und siehe da, die Frauen wichen zurück. Für einen Augenblick nur, eben nur so lange, bis sie von den Nachdrängenden gezwungen wurden, weiter zu gehen. Aber jetzt vermieden sie auf die Blumen zu treten, und es war nicht klar, ob sie das aus Pietät vor für die heilige Jungfrau bestimmten Blumen taten, oder weil Annes Blick sie davon abhielt. Jedenfalls machten sie jetzt einen Bogen um die Blumen und huschten schnell vorbei auch an Anne, die jede Einzelne mit einem Blick und einem Lächeln begrüßte. Jetzt waren sie diejenigen, die auswichen und zu Boden blickten, jetzt waren sie die Verfolgten. Kaum die Schwelle überschritten, schon sahen sie vor sich dieses lächelnde Mädchen, das sie mit dem Blick zu durchdringen schien, und dem sie nicht standhalten konnten: Eine nach der anderen senkte den Kopf und trat schweigend zur Seite.

Auch Männer, die soeben noch feixend dastanden und sich gegenseitig auf die Schulter klopften, wurden plötzlich stumm. Ein paar von ihnen verabschiedeten sich gleich, die anderen traten noch eine Zeitlang verlegen von einem Bein auf das andere, dann murmelten sie irgendwas zu dem Nächststehenden und gingen schnellen Schrittes weg, als die letzte Frau aus der Kirche trat, waren sie bereits alle verschwunden.

Anne aber stand noch lange da, erst als ihre Mutter sie wieder am Arm zupfte, kam Leben in sie. Sie drehte sich halb um, es schien, als wollte sie etwas sagen, doch dann ging sie langsam weg, ihre Mutter keines Blickes würdigend. Sie ging langsam, doch nicht zögernd, eher wie jemand, der ein bestimmtes Ziel hat und genau weiß, daß er ihn erreichen wird - bald war sie von der Kirche aus nicht mehr zu sehen.

Und man sah sie nicht mehr, weder zu Mittag noch am Abend. Erst am nächsten Morgen fand man sie, auf dem Heuboden, ihrem Lieblingsplatz aus Kindheitstagen, in ihrem weißen Kleid, erhängt. Und in ihrem ungeliebten weißen Kleid begrub man sie auch, in einem weißen Sarg, bei hellem Sonnenschein. Diesmal protestierte niemand, nur der Pfarrer ließ sich nicht blicken.

 
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Hallo Dion,
ich habe die Überarbeitung gelesen und mich entschlossen, dir noch ein stilistische Tipps zu geben, was du vielleicht ändern könntest. Ich denke der auktoriale Erzählstil hat dich verführt, die Aussagekraft in deinem Text zu schwächen. Ich habe einige Beispiele aufgegriffen, von den ich meine, dass du sie als Plotpoint einfach besser herausarbeiten musst, um zum Textverständnis mehr beizutragen. Ich habe mir die Mühe gemacht Beispiele zu finden, die du übernehmen, oder auch nur als Idee betrachten kannst

Sie war letztes Jahr eine der vier Trägerinnen der heiligen Jungfrau, und für alle war es selbstverständlich, daß sie das auch dieses Jahr sein würde. Eine Tochter als Trägerin und nicht bloß als Begleiterin bei der Fronleichnamprozession dabei zu haben, das war eine Ehre für jede Familie, ...
Zeitfehler und und mangelnde Prägnanz durch dass das Doppelung und Möglichkeitsform und schwache Verben
Vorschlag
Sie war letztes Jahr eine der vier Trägerinnen der heiligen Jungfrau gewesen und für alle war es selbstverständlich, dass ihr auch dieses Jahr die Ehre zu Teil wurde, die Madonna bei der Fronleichnamprozession zu halten.
... der Pfarrer persönlich suchte sie aus. Natürlich hatten Töchter aus reichen Familien größere Chancen, ausgewählt zu werden, aber auch die anderen wurden ab und zu beachtet, wenn sie nur brav und schön waren. Und Anne war schön und brav, von klein auf wurde sie geliebt - nicht zuletzt ihres engelgleichen blonden Haars wegen -, aber erst seit dem letzten Jahr war sie auch groß und stark genug, bei der Prozession die Madonna mitzutragen.
Die Formulierung wirkt nicht zuletzt durch die Wortwiederholung schlaff und ermüdend. Mir fehlt auch hier die Prägnanz dessen, was du aussagen willst, insbesondere der gesellschaftliche Bezug muss herausgearbeitet werden
Mein Tipp: Mehr show als tell, Vorschlag:
Der Pfarrer suchte unter den Mädchen die bravsten und die schönsten aus. Man munkelte unter der Hand der Klingelbeutel besteche ihn bei seiner Auswahl, aber Annes engelgleiches Haar, ihr Liebreiz, ihre Anmut stellte jeden Obolus in den Schatten. Letztes Jahr hatte Anne die Holzfigur mit einer Leichtigkeit getragen, als wäre sie auf einem Tanzfest gewesen. Die Frauen hatten die Lippen zusammen gekniffen, die Männer die Bäuche eingezogen, als der Prozessionszug sich mit Anne an der Spitze formiert hatte.
Anne antwortete nicht, wurde nur rot.
das Mädchen spürt etwas wie Scham?????:aua:

Sie spürt doch nicht Scham, sondern ihr wird zum ersten Mal bewusst, welche Konsequenzen der Verlust ihrer Jungfräulichkeit bedeutet.
Und dann wird man blass, Dion!Oder abwechselnd blass und rot

Doch während sie bisher so tat, als ginge sie das alles nichts an, zeigten jetzt ihre Gesichtsfarbe und die kleinen Schweißperlen auf ihrer Stirn, daß sie betroffen war –
Ich finde der Erzähler erklärt zuviel und dadurch wird weichgespült.

Vorschlag:

Annas Gesicht war zu einer Maske erstarrt. Nur die Schweißperlen auf ihrer Stirn verriet den Anwesenden, wie bemüht sie war, die Fassade aufrecht zu erhalten.

Als die Messe zu Ende war,
Es gibt doch bestimmt ein Ritual, dass die Messe beendet. Warum benennst du es nicht beim Namen?

Diesmal protestierte niemand, nur der Pfarrer ließ sich nicht blicken.
Dion, auch hier schwächst du die Aussage mit Hilfsverben und wertest mit der Ausdrucksweise.

Vorschlag:

Der Pfarrer ließ sich auf Annas Beerdigung durch den Kaplan vertreten. Er hatte von einem Tag zum anderen eine schwere Grippe bekommen.
Durch den Bezug zum Sommer wird die Ironie in deinen Worten deutlich, ohne dass du wertest.

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Dein Engagement, Godene Dame, hat mich überrascht und habe ich habe auch länger überlegt, ob ich deinen Empfehlungen folgen soll, aber dann habe ich doch das meiste – abgesehen von Fehlern – so gelassen, wie es war. Das Warum kann ich nicht immer begründen, aber zum Beispiel finde ich deine Formulierung

Goldene Dame schrieb:
Der Pfarrer suchte unter den Mädchen die bravsten und die schönsten aus. Man munkelte unter der Hand der Klingelbeutel besteche ihn bei seiner Auswahl, aber Annes engelgleiches Haar, ihr Liebreiz, ihre Anmut stellte jeden Obolus in den Schatten. Letztes Jahr hatte Anne die Holzfigur mit einer Leichtigkeit getragen, als wäre sie auf einem Tanzfest gewesen. Die Frauen hatten die Lippen zusammen gekniffen, die Männer die Bäuche eingezogen, als der Prozessionszug sich mit Anne an der Spitze formiert hatte.
schwächer als meine, weil erstens dein Vorschlag nicht ganz meiner Intention (ärmeren Mädchen hatten nur eine Chance, wenn sie schön und brav waren) entspricht, und zweitens es hier nicht um sexuelle Anziehungskraft geht oder gehen sollte, was aber dein Satz (eingezogene Bäuche!) auch suggeriert, und drittens wollte ich Anne nicht als Ausbund der Bravheit und Schönheit darstellen - sie Anne ein ganz normales Mädchen sein, dies schon wegen der daraus folgenden stärkeren Solidarität des Lesers mit der Protagonistin.


Goldene Dame schrieb:
Dion schrieb:
Anne antwortete nicht, wurde nur rot.
das Mädchen spürt etwas wie Scham?????:aua:
Sie spürt doch nicht Scham, sondern ihr wird zum ersten Mal bewusst, welche Konsequenzen der Verlust ihrer Jungfräulichkeit bedeutet.
Und dann wird man blass, Dion!Oder abwechselnd blass und rot
Rot wird man nicht nur bei Scham, es ist eine der möglichen körperlichen Reaktionen auf Streß oder Gefahr. Es gibt Menschen, die in solchen Situation blaß werden (das sind die Gefährlichen, die Angriffslustigen), und andere, die rot werden (die am liebsten im Boden versinken, sprich flüchten würden) - Anne ist offensichtlich der zweite Typ. Natürlich schämt sie sich auch, denn jetzt wurde jedem offenbar, was sie für ein Geheimnis hielt. Sie schämt sich nicht, weil sie von Trägerinnen- und Begleiterinnenjob ausgeschlossen wurde – darauf hätte sie ja am liebsten von vornhinein verzichtet! -, sondern weil sie weiß, daß jetzt alle Anwesenden wissen, daß sie keine Jungfrau mehr ist. Gewiß, darum muß man sich heutzutage nicht mehr schämen – ab einem gewissen Alter eher für das Gegenteil :D -, aber in einer solchen Umgebung und unter diesen Umständen würde sich wahrscheinlich jede Frau schämen, aber das kannst du sicher besser beurteilen als ich, oder?

Auch bei diesem Vorschlag

Goldene Dame schrieb:
Der Pfarrer ließ sich auf Annas Beerdigung durch den Kaplan vertreten. Er hatte von einem Tag zum anderen eine schwere Grippe bekommen.
bin ich sehr skeptisch, denn er trifft nicht meine Intention. Ich wollte diesen Vorgang nicht lächerlich machen, sondern nur Fakten bringen. Es gibt ja die Sitte – oder es gab sie bis vor kurzem -, daß nur Kinder und Jungfrauen (und selbst wenn es eine alte Jungfrau war, Hauptsache nie verheiratet oder mit einem Mann zusammen gelebt!) im weißen Sarg beerdigt werden dürften. Außerdem wurden früher Selbstmörder ohne geistliche Begleitung zur Grabe getragen – noch früher müßten sie sogar außerhalb der geweihte Erde eines Friedhofs beerdigt werden -, so kann man das Fernbleiben des Pfarrers auch als ein stiller Protest gegen die neue Sitten verstanden werden. Daher heißt es bei mir Diesmal protestierte niemand, nur der Pfarrer ließ sich nicht blicken.

Ich danke dir für die intensive Beschäftigung mit dieser Geschichte, und ich hoffe sehr, du bist jetzt nicht beleidigt, weil ich deine Vorschläge nicht übernommen habe. :)

Dion

 

Diesmal protestierte niemand, nur der Pfarrer ließ sich nicht blicken.
und wer 'leitet' dann die Beerdigung? Der Kaplan? Darf er das?

Hi Dion,

diese Geschichte kann ich mir sehr gut als Kurzfilm vorstellen, man könnte vor allem die Szene, als alle aus der Kriche treten, sehr gut einfangen.

Dementsprechend gut und Vorstellung schaffend ist der Schreibstil.

Ja, das tut mir irgendwo schon leid ... ich kann zu jeder deiner Geschichte eigentlich nur sagen: Hat mir gefallen :)

Woher weiß der Pfarrer eigentlich davon?

Tserk!
Gefundene Fehler:

"Geh', Annerl!", sagte die Mutter leise und schob ihre zögernde Tochter vorwärts, "Tu' auch deine Margeriten dazu - die sind die Schönsten und Frischesten!"
vorwärtsPUNKT; schönsten; frischsten
"Sie nicht!", sagte er leise zu Mutter und deutete mit den Augen auf Anne.
zur
"Ja, ich weiß. Trotzdem hat er heute morgen das anders entschieden.
Morgen; würde das "das" vorziehen
Die Zeit war einfach zu knapp heute morgen."
Morgen
"Katharina?! Ja, natürlich … die Wirtstochter … hätte mir denken können."
hätte ich
"Ah was! Tut nicht so, Hochwürden! Ich weiß, was hier gespielt wird!", unterbrach die Mutter ihn erbost und mit lauter werdender Stimme, "Aber
StimmePUNKT; ist immer so, ich merke es nicht mehr an
Als die Messe zu ende war, formierte sich der Prozessionszug:
Ende
Auch Männer, die soeben noch feixend da standen und sich gegenseitig auf die Schulter klopften, wurden plötzlich stumm.
dastanden

 

Tserk schrieb:
und wer 'leitet' dann die Beerdigung? Der Kaplan? Darf er das?
Ja, ein Kaplan darf das - er ist ein vollwertiger Priester.


Tserk schrieb:
diese Geschichte kann ich mir sehr gut als Kurzfilm vorstellen
Hehe, diesmal bist du derjenige, der das sagt, letzte Woche noch habe ich dir Ähnliches für deine und Underground Geschichte Zahn nach 10 vorgeschlagen.

Tserk schrieb:
Dementsprechend gut und Vorstellung schaffend ist der Schreibstil.
Danke, das Lesen soll ja Kino im Kopf sein.


Tserk schrieb:
Ja, das tut mir irgendwo schon leid ... ich kann zu jeder deiner Geschichte eigentlich nur sagen: Hat mir gefallen :)
Du mußt dich nicht entschuldigen, Tserk, ich lese solches Lob gerne.


Tserk schrieb:
Woher weiß der Pfarrer eigentlich davon?
Wahrscheinlich von der Beichte, aber es muß nicht unbedingt Anne gewesen sein, die ihm das gebeichtet hatte. Doch das ist nicht so wichtig, es ist seine Reaktion auf dieses Wissen, die die ganze Geschichte ins Rollen bringt. Okay, daran ist auch Anne nicht ganz unschuldig: Sie müßte sich nur gegen ihre Mutter durchsetzen und von sich aus auf die Prozessionsteilname verzichten.

Ich danke dir fürs Lesen, Kommentieren und Gedankenmachen.

Dion

 

Anbei mein Senf *G*:

Sehr oft "auch". Zu oft für meinen Geschmack. Ich finde die Geschichte gut, bis eben auf ein paar Haakeligkeiten. Sie erinnert mich an andere Geschichten oder Erzählungen, eine von den drei Erzählungen auf Musils - Die drei Frauen z. B. (Tonka heißt die, die ich speziell meine), oder an Fontanes Effi Briest, also das Annerl. Und ich glaube auch, es gibt irgendeine Novelle noch aus dem 17ten oder 18ten Jahrhundert, oder war's ein Drama. Herrje, dort stehen jedenfalls nachher alle vor der Kirch und so wird Recht getan und doch ein Säugling an der Wand zerschmettert. Mir fällt nimmer ein, was das war.

Ich hab's mir ausgedruckt, die Geschichte, auf der ersten Seite vergessen die Anmerkungen zu machen. Aber auf der zweiten und dritten dann halt:

"... und dreht sie mit einem Ruck zu sich." Da hieß es vorher schon, sprach zu sich. Vielleicht kann man das "zu sich" einfach fortlassen.

"Doch während sie bisher so tat, als ginge sie das alles nichts an, ..." - Mir ist die Bezeichnung "das alles" irgendwie fehl am Platz. Ich will nicht sagen, sie sei zu plump, nicht unbedingt, aber mich störts, weil der Rest einen etwas anderes Ton ausstrahlt.

"...gebeugt und wie zum Sprung bereit, ..." - Ich finde diesen Hinweis kann man getrost auch weglassen. Stört mich ebenso wie "das alles". Es deutet auf den Selbstmord hin, aber die Geschichte allein tut das schon gut genug, finde ich.

"... ob sie das aus Pietät vor für die..." - Die Stelle find' ich wegen dem "vor für" zu kompliziert. Kann man da nicht anders formulieren?

"... und huschten schnel vorbei KOMMA auch an Anne, die jede Einzelne..." - Da fehlt meines Erachtens das Komma.

Kurz darauf heißt es: "zur Boden blickten"... ein Tippfehler, "zu Boden"... und am selben Absatz dann, gegen Ende: "Eine nach dem anderen..." Es sind ja die Frauen gemeint, die Männer kommen dann erst wieder im nächsten Absatz in den Blick. Also "Eine nach DER anderen..."


"... in einer andere Richtung als die, die die..." - findsch ehrlisch auch zu kompliziert formuliert. Und dann heißt es gegen Ende noch "... weder zur Mittag..." auch wieder nur ein Tippfehler.

Der Pfarrer hat ungeborenes Leben auf dem Gewissen. ;) So sans, die Christen. In Österreich wurde gewählt, in China fällt ein Sack Reis um. Ich wollte es nur noch mal erwähnt haben. - Nevermind. Jedenfalls find ich den Abschluss sehr gut. Das ist nämlich eine sehr allgemeine Kritik, die sich auch gegen die Dogmen der Kirche richtet.

Grüße

 

Sajonara schrieb:
Sehr oft "auch". Zu oft für meinen Geschmack.
Ja, Sajonara, das mit dem „auch“ stimmt – ich hab’s verbessert.


Sajonara schrieb:
Ich finde die Geschichte gut, bis eben auf ein paar Haakeligkeiten.
Danke. Und ja, keine Geschichte ist so gut, daß sie nicht verbessert werden könnte.


Sajonara schrieb:
Sie erinnert mich an andere Geschichten oder Erzählungen
Ja, davon gibt es sicher viele - das Thema scheint in allen Kulturen zu existieren.


Sajonara schrieb:
"... und dreht sie mit einem Ruck zu sich." Da hieß es vorher schon, sprach zu sich. Vielleicht kann man das "zu sich" einfach fortlassen.
Ja, das ist nicht schön, aber momentan habe ich keine Lösung dafür.


Sajonara schrieb:
"Doch während sie bisher so tat, als ginge sie das alles nichts an, ..." - Mir ist die Bezeichnung "das alles" irgendwie fehl am Platz. Ich will nicht sagen, sie sei zu plump, nicht unbedingt, aber mich störts, weil der Rest einen etwas anderes Ton ausstrahlt.
Hab’s verbessert, hoffe ich.


Sajonara schrieb:
"...gebeugt und wie zum Sprung bereit, ..." - Ich finde diesen Hinweis kann man getrost auch weglassen. Stört mich ebenso wie "das alles". Es deutet auf den Selbstmord hin, aber die Geschichte allein tut das schon gut genug, finde ich.
Daß es in der Geschichte genügend Hinweise auf den Selbstmord gibt, mit dieser Auffassung bis du ziemlich der einzige hier :D – ich hab’s gelassen, weil dies die kämpferische Haltung Annes, die sie zu dem Zeitpunkt noch besaß, herausstellen sollte, denn gleich danach gibt sie sie ja auf.


Sajonara schrieb:
"... ob sie das aus Pietät vor für die..." - Die Stelle find' ich wegen dem "vor für" zu kompliziert. Kann man da nicht anders formulieren?
Dazu kann ich wiederum sagen: Ja, das ist nicht schön, aber momentan habe ich keine Lösung dafür.


Sajonara schrieb:
"... und huschten schnel vorbei KOMMA auch an Anne, die jede Einzelne..." - Da fehlt meines Erachtens das Komma.
Da bin ich anderer Meinung. ;)


Sajonara schrieb:
"... in einer andere Richtung als die, die die..." - findsch ehrlisch auch zu kompliziert formuliert.
Da hast du echt einen Hammer entdeckt! Hab’s natürlich verbessert. Hoffentlich. ;)


Sajonara schrieb:
Der Pfarrer hat ungeborenes Leben auf dem Gewissen. ;) So sans, die Christen. In Österreich wurde gewählt, in China fällt ein Sack Reis um. Ich wollte es nur noch mal erwähnt haben. - Nevermind. Jedenfalls find ich den Abschluss sehr gut. Das ist nämlich eine sehr allgemeine Kritik, die sich auch gegen die Dogmen der Kirche richtet.
Na ja, der Pfarrer konnte nicht wissen, wie die Geschichte in diesem Fall enden würde, und sein Nichterscheinen bei Begräbnis und sein Nichtprotestieren gegen den weißen Sarg, deuten daraufhin, daß er sich ebenso schuldig fühlte wie die Gemeinde.

Ich wollte mit dieser Geschichte nicht gegen Kirche argumentieren, sondern gegen ein (überkommenes) Sitte- und Moralverständnis, das uns Menschen nach wie vor zu Reaktionen führt, die wir später bereuen, frei nach dem Motto: Das habe ich nicht gewollt.

Ich danke dir fürs Lesen und Kommentieren.

Dion

 

Ehm, mit deinem vorletzten Absatz, *G*, beißt sich die Katze wieder in den Schwanz. Du weißt, dass unser heutiges überkommenes Sitten- und Moralverständnis auf den dogmatischen Vorstellungen von Religion fußt?! Wenn du Moral kritisieren magst, kritisierst du die Institution, die die Moral initiiert hat: Die Kirche (Religion). Also, ganz so einfach ist es natürlich nicht, immerhin sind die Werte dann auch historisch gewachsen, aber die Zusammenhänge haben schon viele Leute aufgezeigt und etliche auch kritisiert, Nietzsche war einer davon.

 

Ist schon klar, Sajonara, unsere Grundwerte sind die des Christentums, und meine Geschichte ist deswegen auch bei diesen Christen angesiedelt. Allerdings zeigen die Reaktionen der Leser, daß solches gern verdrängt und/oder personifiziert wird mit dem Tenor: Es gibt leider auch solche Pfarrer, die Regel ist das aber nicht, d.h. die Kirche deswegen an den Pranger zu stellen ist unfair.

Dabei ist der Pfarrer hier nur Mittel zum Zweck - es könnte ein x-beliebiger aus der Gemeinschaft sein, der Anne an der Teilnahme hinderte, die Konsequenzen wären die gleichen -, denn Ähnliches spielt(e) sich überall ab, so wie heute (oder schlimmer) wurden und werden auch in anderen Kulturkreisen die Unangepaßten behandelt. Der Grund für dieses Verhalten liegt mMn in dem Bestreben des Menschen, für sein Verzicht auf die Übertretung der Norm belohnt zu werden – wenn „Fehlverhalten“ nicht bestraft würde, lohnte sich seine Abstinenz ja nicht.

Da sind Neid und Egoismus im Spiel, also universelle (Un)Werte, die nicht nur im Christentum zu finden, sondern Menschheits-, wenn nicht gar Lebensimanent sind.

 
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Hallo Dion!

Also die Geschichte ist super, echt ein Hammer, ich meine, was alles in „meinem“ Bayern passieren kann. Ich sehe sie vor mir, diese aufrechten Frauen in Sonntagskleidern, wie sie, Köpfe zueinander geneigt, tuscheln und sich gegenseitig in ihrer Empörung bestärken. Ja, das ist Dorf, das ist Katholizismus pur.
Von den aufgeklärten Gläubigen (Beispiel in diesem Thread: sarpenta) wird das zwar gern negiert, aber es sickert immer wieder etwas durch, das dem auf eklatanter Weise widerspricht, zuletzt, dass manche deutsche Bischöfe auch heute noch die Teufelaustreibungen genehmigen. Und das nicht nur in Bayern, sondern auch im Norden, wo man meint, die Nähe zu Protestanten würde von allein dafür sorgen, dass man etwas weniger abergläubisch denkt und handelt.
Und hinterher will keiner als derjenige gelten, der dieses Mädchen in den Tod getrieben hat. Dabei haben sie alle gemeinsam Schuld auf sich geladen. Es gibt eben Gruppenzwänge, in dem jeder, der nichts tut, den anderen in seinem Tun bestärkt. Jeder für sich, würde nie etwas gegen das Mädchen unternehmen, aber in der Gemeinschaft handelt jeder, wie das von ihm erwartet wird. Oder wie er meint, dass von ihm erwartet wird.
Die Schlüsselrolle übernimmt der hier abwesende Pfarrer, nach wie vor eine Autorität in ländlichen Gebieten. Hätte er nichts unternommen, alles wäre anders gelaufen. Selbst wenn der Fehltritt Annes allgemein bekannt gewesen und der Pfarrer in der Kirche anwesend wäre, als sie im weißen Kleid erschien, bereit Madonna zu tragen, so hätte sicher niemand protestiert, wenn er das zugelassen hätte. Die Gemeinschaft hätte das registriert und vielleicht gedacht: moderne Zeiten, jetzt auch bei uns.
Aber solche Pfarrer wie in deiner Geschichte sterben langsam aus. Wie auch die Bischöfe, die Teufelaustreibungen für legitim und nützlich halten, psychisch Kranke zu heilen.

Sirius

 

Aber solche Pfarrer wie in deiner Geschichte sterben langsam aus. Wie auch die Bischöfe, die Teufelaustreibungen für legitim und nützlich halten, psychisch Kranke zu heilen.
Ich sehe schon, Sirius, du bist ein Optimist, ich denke hier ganz anders.

In der Süddeutschen Zeitung habe ich neulich Folgendes gelesen: „Jüdische Gesprächspartner sagen die Teilnahme am Katholikentag ab, weil Papst Benedikt XVI. in der wieder zugelassenen tridentinischen Messe für die Bekehrung der Juden beten lässt.“ und „Wenn der Papst wieder erlaubt, dass am Karfreitag in (zugegeben: wenigen) katholischen Kirchen indirekt doch wieder für die treulosen Juden gebetet wird, dann fördert er nicht einfach eine altehrwürdige Messform. In der alten Karfreitagsbitte schwingen die Schreie der Juden mit, die in den mittelalterlichen Pogromen erschlagen wurden, in ihr vibriert der theologische Antijudaismus.“

Tridentinische Messe – seit 1570 gültig und beschlossen vom Konzil in Trient*, der den Begin der Gegenreformation markierte und letztlich zu dem 30-jährigem Krieg führte -, ist also wieder in. Diese Messe heute, in der Zeit der Religionskonflikte, wieder zu beleben, ist nicht nur ein Zugeständnis an die Traditionalisten, sondern die Rücknahme des Beschlusses des II. vatikanischen Konzils (1962–1965), der u.a. für den verstärkten Dialog mit Andersgläubigen eintrat – ich bin sicher, das war nicht der letzte Schritt rückwärts.

Andererseits sollte man die Kirche im Dorf lassen. Ich meine, die katholische Kirche kann nichts dafür, daß ihr Glaube so dogmatisch ist wie zum Beispiel der des Islams, wo die fanatisierte Gläubige Mädchen wie Anne nicht in den Tod treiben, sondern selbst die Hand mit dem Messer führen, wie wieder erst diese Tage in Hamburg.

Am besten wäre es, diesen ganzen Hokuspokus abzuschaffen, aber das hat sich leider als unmöglich herausgestellt. Denn schafft man eine Religion ab, so muß man den orientierungslosen Menschen einen Ersatz anbieten, und der, Ideologie genannt, kann noch viel schlimmer wüten als so eine alte Religion, die sich ihre Hörner schon abgestoßen hat und ihre Verbrechen schon so weit zurück liegen, daß sie praktisch nicht mehr wahrgenommen werden.

Ich danke dir fürs Lesen und Kommentieren.

Dion

* bei dem Konzil wurden erstmals Beichtstühle eingeführt - um Frauen vor zudringlichen Priestern zu schützen, da ja beide bei der Ohrenbeichte ganz nah beieinander sein mußten. Man sieht, die Priester waren schon immer wie du und ich, nur wir können weiter nach Frauen greifen, die Priester aber, in den Beichtstuhl verbannt, mußten andere, leichtere Opfer finden: Kinder.

 

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