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Thema des Monats Das Wunder des Lebens

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14.05.2005
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Das Wunder des Lebens

Gork kletterte die Leiter herauf und peilte mit einem Auge durch die Zieleinrichtung. Dann zückte er seinen Rechenschieber und addierte sorgsam ein paar Zahlen. Schließlich sah er zu seinem Bruder herunter, der am Fuß der Leiter stand: „Noch zwei Erdnussbreiten nach rechts!“

Kork ging zu dem rechten der beiden Zugelefanten herüber, während er zwei Nüsse aus seiner Jackentasche fischte. Mit den Nüssen auf der flachen Hand postierte er sich vor dem Dickhäuter. Dieser erhob sogleich seinen Rüssel und nahm Witterung auf. Nur wenige Zentimeter trennten die Spitze des ausgestreckten Rüssels von den Erdnüssen auf Korks Handteller. Gierig stemmte sich der Elefant in seinem Geschirr nach vorne – den Blick auf die Erdnüsse gerichtet, trottete das Tier gemächlich voran, während das Katapult am anderen Ende der Kette seiner Bewegung folgte und sich langsam um die eigene Achse drehte.

„Genug.“ Gork schaute noch einmal durch die Zieleinrichtung und gab seinem Bruder erneut ein Zeichen. Sogleich streckte Kork seine Hand nach vorn und der Elefant saugte begierig die Nüsse ein. Das hölzerne Katapult kam mit lautem Ächzen zum Stehen.

„Perfekt.“ Gork kletterte die Leiter hinunter: „Jetzt wird gemixt.“

Fröhlich pfeifend hängte er einen Braukessel an ein Dreibein, während sein Bruder Brennholz unter dem Kessel aufschichtete und anzündete. Gork schüttete einige übel riechende Ingredienzien in den Kessel und goss einen halben Liter vergorene Milch hinein. Zuletzt zog er sich die Schuhe und Socken aus und ließ letztere ebenfalls in den Kessel wandern.

„Kaum zu glauben“, grinste er seinen Bruder an, „das daraus mal Leben wird.“
„Stimmt“, gab Kork trocken zurück. „Bei den Socken ist’s echt ein Wunder.“
Gork wartete einen Moment bis das Gebräu im Kessel den Siedepunkt erreicht hatte. Dann schöpfte er mit einer Kelle ein paar Fettaugen von der Oberfläche ab und füllte sie durch einen Trichter in eine Kokosnuss, in die er zuvor ein kleines Loch gebohrt hatte. Schließlich verschloss er mit einem Korken die Kokosnuss und träufelte etwas heißen Wachs auf den Verschluss: „Das hält.“
Gemeinsam gingen die beiden Brüder zum Katapult hinüber, wo Gork die Nuss in den Aufnahmeschacht warf, während Kork mit geübter Bewegung das riesige Gummiband spannte.

Geschäftig warf sich Gork seinen Gebetsschal über und angelte ein kleines goldenes Brevier aus seiner Hemdtasche. Dann setzte er seine Brille auf und las ein paar Zeilen aus dem Buch vor: „... bringen wir heute das Wunder des Lebens auch in diesen noch unerforschten Teil des Universums auf jenen wunderschönen Planeten ...“ Gork hielt einen Moment inne und holte einen Notizzettel aus seiner Hosentasche. Dann fuhr er fort „... Planeten Erde, dem wir unendlich weisen und friedlichen Galonianer hiermit den Samen der von uns geschaffenen Spezies Mensch übergeben.“ Bei Gorks letzten Worten verpasste Kork dem Spannhebel des Katapultes eine kräftigen Tritt. Mit einem satten „Zosch“ schnellte der Gummizug nach vorn und beförderte die Kokosnuss in den Orbit.

Die Brüder blickten dem Geschoss noch eine Weile durch die Zieleinrichtung hinterher, bis es schließlich auf der Oberfläche eines blau-grünen Planeten zerschlug.

„Hihi“, grinste Gork. „War wieder spaßig. Diesmal habe ich Männchen und Weibchen unverträglich gemacht. Wenn die mal schlüpfen, sprechen die nicht mal die gleiche Sprache.“

Kork lächelte: „Und welche Schöpfungsgeschichte hast du ihnen verpasst?“
„Ach irgendwas mit Rippen und Wundergarten und so. Habe ich neulich mal in einem Kinderbuch gelesen.“
„Das glauben die nie.“
„Doch“, feixte Gork und wies auf die noch ungeöffnete Dose mit Intelligenz-Genen, die neben dem Braukessel stand.
„Die glauben alles. Sogar an Kettenbriefe, Wunderheilung und Nächstenliebe. Ist nämlich garantiert die dümmste Lebensform im ganzen Weltall.“
„Bruder“, grinste Kork. „du bist ein ganz schöner Sadist.“
„Stimmt“, erwiderte Gork und öffnete das dritte Bierfass des Tages. „Prost.“

 

*lach*

Wirklich originell.
Ich kann nich mehr dazu sagen, als das ich es wirklich lustig fand, aber das wolltest du ja wohl erreichen :-)

Insgesamt wäre mir nur ein bisschen (betonung auf bisschen) mehr Atmosphäre lieb, also ausführlichere Beschreibungen dann wirkt das ganze etwas malerischer und die Pointe fährt noch mehr rein.

PS: Bist du Terry Pratchett Fan?

 
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Hi Sandnix,

danke für's Lesen. Ich hab' diesmal extra kurz geschrieben - quasi als Schnell-mal-Zwischendurch-Geschichte. Aber wenn du meinst, die Story trägt, kann ich ja bei Gelegenheit mal was längeres draus machen.

Gruß,
Karendric

PS: Pratchett-Fan bin ich eigentlich nicht. Fragst du das, weil sich hier Tierwelt und Science Fiction in einer abstrusen Umgebung begegnen?

 

Hallo Karendric,

:D du hast da wirklich ne gute Idee gehabt. Obwohl, mit dem Aufbau hättest du die Geschichte auch unter Fantasy posten können, Satire hätte vielleicht auch gepasst.
Ich hab mich auf jedenfall gut amüsiert.

Gruß
Shinji

 

Hi Shinji-Chibi,

es stimmt: Die Geschichte passt in mehrere Gruppen. Aber ich habe sie als Beitrag zur Monats-Challenge von Dante und Uwe geschrieben. Und da wollte ich eitler Fatzke mich mit etwas Genre-Borderline von den verehrten anderen Beiträgern abheben.

Gruß,
Karendric

 

Wobei du mit deinem Genre-Hopping bei mir auf taube Ohren stößt, oder... ach was weiß ich? Jedenfalls kam's bei mir nich ganz so gut an :( Sorry

Wobei sich der Text wirklich gut anliest. Mit „Noch zwei Erdnussbreiten nach rechts!“ hattest du mich jedenfalls soweit, dass ich auch den Schluss wissen wollte.

Bis zur Gen-Kokosnuss war es ganz okay, wenn man die aufkommenden Fragen zu den physikalischen und astronautischen Ungenauigkeiten außer Acht lässt.

Aber ab den "Hihi" wurde es mir doch ein wenig zu trivial (Bin mir nicht sicher, ob's das Wort trifft)
Die Menschen als "das dümmste aller Völker im Universum" darzustellen, ist nun schon lange keine herausragende Pointe mehr.

Ich will jetzt gar nicht allzu hart klingen. Für eine Schnell-mal-Zwischendurch-Geschichte ist sie vielleicht gut. Aber nachdem ich in anderen Subforen schon deutlich bessere Texte von dir gelesen habe, bin ich doch ein wenig enttäuscht.

Nagut, dann vielleicht das nä Mal


Grüße
Hagen

 

Hi Karendric,

ich denke auch, dass Du am Schluss etwas in die "Ich erklär euch jetzt mal die ganzen Witze, die ihr bisher übersehen habt"-Falle läufst. Du baust am Anfang eine schön abstruse Stimmung auf ("Erdnussbreiten" ist köstlich!) aber der Schluss ist dann etwas hingeschludert, sozusagen zuviel "Tell" zuwenig "Show".

Vom Inhalt hat's mich an eine Episode aus St. Lems "Sterntagebüchern" erinnert, wo zwei Außerirdische wegen "Mutwilliger Befruchtung eines lebensuntauglichen Planetens" vor Gericht stehen, insbesondere, weil sie ihren Müll dort abgeladen haben und dann auch noch mal kräftig in den Müllhaufen gerotzt haben. Insofern zeigt sich mal wieder, dass man kaum eine wirklich neue Idee haben kann, aber das ist ja das Standardproblem hier: Man kann selbst nicht alles kennen, aber irgendwer kennt es garantiert, und dann heißt es wieder: Aaalt! ;)

 

Hi Hagen, hi Naut,

danke für die Hinweise. Werde mal in mich gehen. :)

Die Geschichte von Lem kannte ich nicht. Nett, dass du mir kein Plagiat unterstellst, Naut. Trotzdem glaube ich, dass da irgendwo in einem abgelegenen Winkel des Universums in einer heruntergekommenen Raumfahrerkneipe unter einem Tisch im Separee noch eine ziemlich besoffenene und abgef.... Geschichte herumliegt, die bisher noch keiner geschrieben hat. Man muss sie halt nur finden. *seufz*

Gruß,
Karendric

 

:thumbsup: Also hat mir wirklich gut gefallen, weil erfrischend anders - bis auf den Schluss, das ist mir zu gequetscht, weniger ist da mehr; lieber weitere Beschreibungen von der Welt oder so, Platz genug ist ja da. :)

Grüße!

Dante

 

Schließe mich ich mal meinen Vorrednern an: Der Anfang ist wirklich witzig, der Gag mit den Nüssen ist wirklich großartig.

Allerdings ist die Pointe mal wieder [hier beliebige Ergüsse über Bärte, abgegriffene Ideen und das hatten wir schon 999 mal einfügen] :D

Anders gesagt: Muss es immer die Erde sein? Es ist schon aberwitzig genug, dass irgendwelche Typen mit so einem "Gebräu" Leben im Universum verteilen. Punkt. Dass die Menschheit so entstanden sein könnte, darauf kommt jeder Leser von alleine.

Uwe
:cool:

 

Hi Karendric,

ja doch, witzige Geschichte.
Der Gag mit den Nüssen ist wirklich super :thumbsup:

Doch, oh weh, oh weh,...
Es gibt da eine ähnliche Geschichte, ich glaube von Asimov, wo 2 Außerirdische irgendwohin schneuzen und daraus das Leben entsteht.

Daher finde ich das Ende leider abgekupfert, wenn auch wahrscheinlich ungewollt. :(

bg, LE

ps: und ich habe noch immer keine story zum juli-thema :mad:

 

Lems Erbe schrieb:
Doch, oh weh, oh weh,...
Es gibt da eine ähnliche Geschichte, ich glaube von Asimov, wo 2 Außerirdische irgendwohin schneuzen und daraus das Leben entsteht.
:rotfl: Wie ist nochmal Dein Nick? "Lems Erbe"? :D (Wenn Du nicht raffst, warum ich das so lustig finde, lies mal mein Post weiter oben.)

 

Hehe, jaja, der Herr Lem. *grins* Bin mal auf LEs Ausrede gespannt :schiel:

Übrigens finde ich wunderbar, dass die meisten Geschichten zum Thema der Woche (äh, des Monats) keine so alte Ideen sind. Diese hier ist wenigstens witzig und unterhaltsam (bis auf den Schluss), immerhin!

Um die Liste fortzuführen: Bekanntlich wird auch im "Anhalter" die Theorie aufgestellt, dass das Universum ausgerotzt wurde.

 

Okayokay,

müsst mir meine Bildungslücke ja nicht immer wieder unter die Nase reiben. :D

Werde bei meinem Chef mal Bildungsurlaub anmelden und die nächsten Wochen Lems Erbe sein Erblasser ihm seine gesammelten Werke lesen.

Gruß,
Karendric
(der bei dieser Hitze am liebsten Bücher über Eisplaneten liest)

 

Ach ja, ne Kleinigkeit hatte ich ganz vergessen: Beachte den Unterschied zwischen "herunter" und "hinunter". Ist nicht dasselbe, und Du hast zweimal das falsche benutzt.

"Ich gehe den Berg hinunter" aber "Sie kam mir entgegen, den Berg herunter."

Klaro? :klug: ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Äh... Ausrede... äh, tja, also, ich hab das gerade, äh, telefoniert, mit, äh, dingens, um,... :shy:

Ok, es gibt keine Ausrede! :heul:
Kognitive Suboptimierung durch schweren Alkoholabusus :D
Hab das irgendwie durcheinandergebracht.

@(S)Naut :D
Lese Kritiken aus Prinzip erst, wenn ich meine geschrieben habe!
Aber du hast recht, Sterntagebücher, achte Reise!
Gott, ich habe das Andenken verraten *indereckeverkriech*

@Postman
Jau, sollte man seit dem neuen Kinofilm eindeutig zuordnen müssen.

In tiefer Schande und mit einem nassen Handtuch durch das Forum geprügelt...

LE

ps: Karendric, werde mich solidarisch erklären und mich deinem Vorhaben anschließen! Auf das so etwas nie wieder passiere...
Aber ich freu mich schon, wer als Nächster danebenhackt :D:D

 

*peinliche Lücke im Bücherregal feststell*
*Lems Sterntagebücher bestell*
*Eiswürfel hol*
Wo ist der Pinguinsmiley, wenn man ihn braucht?!?

 

Gleite, Gleite! :D

Nur mal so: ich versteh das hinunter, herunter, hinab, herab nicht. :doof:

1) Ich kletterte den Berg hinunter.
2) Ich kletterte den Berg herunter.

Wo zum Teufel issn da der Unterschied?

 

Japp, ich kapiers auch nicht! Aufklärung bitte! :schiel:

@Karendric: Kommentar kommt noch!

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich vermute mal "hinunter" wie zu dir "hin", also auf dich zu, und "herab" wie "her", im Sinne von von dir weg. EDIT: Peinlich. Es ist genau umgekehrt. :Pfeif:

 

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