Was ist neu

Das Wunder

Mitglied
Beitritt
06.12.2006
Beiträge
32
Zuletzt bearbeitet:

Das Wunder

Es war der erste wirklich heiße Sommertag, als ein Fink im verschlafenen Neu-Berich seine Kreise drehte und sich schließlich im Garten der Familie Royter niederließ. Auf dem Terrassengeländer sitzend stimmte er eine Melodie an, die in ihrer Schönheit unantastbar schien. Die Menschen freuten sich natürlich über das traumhafte Wetter und verbrachten den Tag im Freien. Auch Paul Royter wollte zum See gehen und fragte seinen achtjährigen Sohn, ob dieser nicht mitkommen wolle. „Es wird bald regnen.“, entgegnete ihm dieser. Herr Royter wendete seinen Blick in Richtung Fenster und sah hinaus. „Weißt du, der Regen kommt aus den Wolken, mein Schatz. Es ist aber keine einzige Wolke am Himmel, siehst du. Er ist so strahlend blau wie deine kleinen Knopfaugen. Mach dir keine Sorgen, ich bin bald zurück.“ Der Cafébesitzer gab Philipp, der auf dem Chefsessel seines Vaters saß und ungerührt ein Buch las, noch einen Kuss auf die Stirn und verließ daraufhin das Haus. Unterdessen zwitscherte der Fink weiter fröhlich vor sich hin. „Sie fallen alle darauf herein, mein Freund.“, sagte Philipp zu dem Vogel, welcher daraufhin kurz innehielt und seinen Kopf beinahe so zu verdrehen schien, wie ein Hund, der dem ihm Gesagten folgen können möchte.
Just in dem Moment, als Philipp das aktuelle Kapitel seines Buches fertig gelesen hatte, sang der Vogel weiter. „Zehn, neun, acht, sieben…“ Philipp drehte sich zu dem Vogel um, der auf der anderen Seite des Fensters saß. „Sechs, fünf, vier…“ Tatsächlich verdunkelte sich plötzlich der Himmel. „Drei, zwei, eins.“ Eine weitere Sekunde später fiel der erste Regentropfen. Er perlte von einer Bartnelke ab, die auf der Terrasse stand und zersprang auf dem Boden. Philipp hielt diesen Moment fotografisch fest. Kurz darauf folgte der zweite Tropfen, sogleich auch der dritte und innerhalb von fünf Minuten goss es in Strömen. „Wozu gibt Gott den Menschen Augen, wenn sie damit ohnehin nur die falschen Dinge sehen?“, fragte Philipp seinen piepsenden Freund. Dieser schüttelte sich einmal kräftig und zwitscherte ihm etwas zu. Daraufhin machte der Junge ein Foto von dem gefiederten Gefährten, den auch der strömende Regen nicht zu stören schien. „Jetzt werden alle wieder auf dem Heimweg sein, weil sie nicht nur blind sind, sondern auch unfähig, zu verstehen, diese Narren!“ Wieder zwitscherte der Vogel Philipp etwas zu und senkte dabei seinen Kopf, als wolle er Philipp zustimmen. „Diese törichten Einfaltspinsel meinen, sie wären die Herrscher des Universums, denken, sie brächten alles zustande. Dabei verstehen sie die simpelsten Dinge nicht, sind nicht in der Lage, mit ihren Riesenhirnen das offensichtliche Wunder zu erkennen. Realisieren nicht einmal das Paradoxon ihres Verhaltens – fahren zum See um zu baden, fliehen aber vor dem Regen, der sie ja nass machen könnte…“ Der Fink schlug wie wild mit den Flügeln, als wolle er dem Jungen zu seiner Rede gratulieren.
In einiger Entfernung sah Philipp seinen pudelnassen Vater. Er wendete sich vom Fenster ab, setzte sich wieder in den Sessel und las weiter.
Paul betrat das Haus und sah seinen Sohn verdutzt an. „Wie konntest du das wissen? Es gab keinerlei Anzeichen für diesen Regen.“ „Man kann nur das sehen, was man willig ist zu erkennen.“, sagte Philipp und ging in sein Zimmer. Fassungslos strich sich Herr Royter durch die Haare und sank zu Boden. „Es tut mir alles so leid. Ich wünschte, i c h wäre in dieser Nacht gefahren.“ Eine Träne bahnte sich ihren Weg über das in Falten gelegte Gesicht des verzweifelten Vaters. „Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich schaffe das einfach nicht ohne dich.“ Der Fink trällerte vor sich hin. „Dass Philipp anders ist als alle anderen, wussten wir in dem Moment, als wir ihn zum ersten Mal sahen. Aber ich hatte ja keine Ahnung.“ Der Vogel fing nun zusätzlich an, mit den Flügeln zu schlagen. „Oh Gott, bitte, hilf mir… Ich…“ Jetzt begann der Fink gegen das Glas zu hämmern. Paul bewegte seine tränengetränkten Augen zum Fenster. Verwirrt stand er auf und ging zu dem Vogel. Er kniete nieder und starrte ihn entgeistert an. Der Fink hob seinen linken Flügel und strich an der Stelle über das Glas, an der Pauls Kopf reflektiert wurde, vom Scheitel bis zum Kinn. Ein seltsames Gefühl durchdrang seinen Körper. Es war ein Gefühl der Vertrautheit und Nähe. Verwirrt von dieser Empfindung wisperte er „Kann das wirklich sein?“ Er konnte seinen Blick nicht mehr von dem Vogel abwenden, welcher seinen Kopf nun auf und ab bewegte als wolle er nicken.

 

Hallo,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob das die richtige Rubrik ist.
Bin für Tipps, Kritik und Anregungen sehr dankbar.

Mfg

CoMe

 

Hallo Conny,

zunächst einmal möchte ich dich bei kg.de Willkommen heißen. Nimm es nicht persönlich, wenn hier nicht so viele Leute deine Geschichte lesen, aber diese Rubrik ist wirklich seltsam. ;) Versuch es nicht jedem Kritiker Recht zu machen. Das heißt, nimm nur kleinere Änderungen an deinen Geschichten vor. Schreib sie nicht komplett um. Dabei wirst du nicht glücklich. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung. Schreib in die Antworten, dass du über die Vorschläge nachdenkst und lass es so. Mach es bei der nächsten Geschichte richtig.
So, nun zu deiner Geschichte. Der Anfang ist irgendwie langweilig. Ich meine, du beschreibst eine langweilige Welt, aber dann wird es wirklich seltsam und spannend.

„Diese törichten Einfaltspinsel meinen, sie wären die Herrscher des Universums, denken, sie brächten alles zustande. Dabei verstehen sie die simpelsten Dinge nicht, sind nicht in der Lage, mit ihren Riesenhirnen das offensichtliche Wunder zu erkennen. Realisieren nicht einmal das Paradoxon ihres Verhaltens – fahren zum See um zu baden, fliehen aber vor dem Regen, der sie ja nass machen könnte…“
:lol:
Er kniete nieder und starrte ihn entgeistert an.
Ich glaube, das ist das falsche Wort. Es ist aber ohnehin besser, den Blick, die Mimik zu beschreiben, als einfach zu sagen, dass er entgeistert aussah.
Der Fink hob seinen linken Flügel und strich an der Stelle über das Glas, an der Herr Royters Kopf zu sehen war, vom Scheitel bis zum Kinn.
vllt besser Reflexion? Ach ja, gibt Herr Royter auch einen Vornamen. Seine Mutter hat ihm doch einen gegeben, oder? ;)
Ein seltsames Gefühl durchdrang seinen Körper.
Siehe oben. Wie fühlt sich ein seltsames Gefühl an? Beschreib es. Was passiert mit seinem Körper?
Du hast die Geschichte in der Vergangenheit geschrieben. Wenn du sie in der Gegenwart erzählst, bringst du den Leser näher an das Geschehen und erhöhst so die Spannung.
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.

Ciao Miky

 

Hi Miky,

danke erstmal für die netten Willkommensgrüße.

Was deine Verbesserungsvorschläge angeht, so werde ich darüber nachdenken. ;-)
Nein, im Ernst, danke für die Anregungen, die in einem Kreativitätsschub eventuell auch noch umgesetzt werden.

Mfg CoMe

 

Was deine Verbesserungsvorschläge angeht, so werde ich darüber nachdenken. ;-)
Du lernst schnell. ;)

 

Hey Mirco,

also, Herr Royter hat jetzt einen Vornamen. ;)

MiK schrieb:
Wie fühlt sich ein seltsames Gefühl an? Beschreib es. Was passiert mit seinem Körper?

Darauf bin ich nicht näher eingegangen, weil ja im nächsten Satz noch ein wenig beschrieben wird, welcher Art das Gefühl ist.

Was das Präsens angeht, fand ich, dass es irgendwie seltsam klang (ich weiß, das entspräche der Kategorie ;) ).

Mfg, CoMe.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom