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Das Ziel ist der Weg

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21.05.2006
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Das Ziel ist der Weg

Es war mal wieder einer dieser sommergrauen Tage, die mich dazu veranleiteten hinaus zu gehen, in die lauwarme Kälte des gestrigen Tages, die noch kein Lüftchen weggeweht hatte um mir einen Gefallen zu tun.
Immerhin war er mir das auch nicht schuldig, der Wind. Wann hatte ich ihm denn mal einen Gefallen getan? Wahrscheinlich was es gerade das, was ihn aufregte und dazu brachte, sich hier in dieser gottverlassenen Stadt nicht einmal blicken zu lassen. Die Wolken standen schräg über dem Kirchturm, traurig lächelnd, zur Sonne blickend, die so manches Zimmer frommer Menschen erleuchtete. Die Straße war trocken und selbst die Ameisen würden zu Hause bleiben, wenn sie wüssten, was an diesem Tage noch geschehen würde. Durch den Komplementärfarbenkontrast sah ich blaue Falken am Himmel fliegen ohne zu merken, dass die Sonne ein fahles Rot warf, welches ein Grün hervorrufen sollte. Noch heute denke ich über meine frühere Naivität nach.

„Denn eines Tages wird es nur die Wachsamkeit sein, die dich vor etwas rettet, wenn auch nicht vor der ausgemergelten Tabakwarenverkäuferin, die selbst den Tod in Person das zweite mal ins Nirwana schicken würde“, dachte ich beiläufig als sich irgendwo eine Kellerassel auf den Weg machte um zu sterben. Es war schon ein trauriges Leben. Ich ging die Straße hinunter, ohne daran zu denken wohin, warum und wessen Straße es eigentlich war. Verträumt in Gedankengängen, die an Größe ihresgleichen suchten, bemerkte ich nur nebenbei das Zwitschern der Vögel, die mehr zu Gähnen schienen, als dass sie wie sonst das Lied des Todes an diesem verwegenen Ort anstimmten.

Das Grün des Grases am Gehweg stach mir in die Augen, wie der Blick einer Bremse kurz vor ihrem Tod und der Bach plätscherte irgendwo seine einsame Hymne. Es war nicht das zweite Mal, dass ich diesen Weg ging und trotzdem kam er mir so verdammt lang vor. Ich dachte an das Leben der Kleintiere, von denen ich so selbstlos schon mindestens 3 zertreten hatte. Das einzige, was mir Sorgen machte, war der irreale Schein des objektiven Menschen, der uns täglich sagt was war, ist und was sein wird und das in Zahlen, Buchstaben und Kettensätzen, die den Rest so unklar erscheinen lassen, dass nicht einmal mehr der Schrei eines Hamsters in der Mikrowelle einen in die, für uns so reale Welt, zurückholen könnte.
Mittlerweile hatte ich die Hälfte des Weges zwischen Haustür und der Hauptstraße geschafft, die uns wegen der vielen nachtaktiven Silberfischchen, die des Nachts eben diese Straße überquerten, nie schlafen ließen.

Das Ganze war wie immer und überall: Ein Mensch geht eine Straße hinunter und keinen interessiert es. Selbst wenn dieses Wesen gleich in eine andere Welt, und wenn es das Nichts wäre, übertreten würde. Es wäre egal. So egal wie alles in dieser sich ständig wiederholenden, Unendlichkeit vortäuschenden Welt, deren Stoffe sich für manche nur aus einem Grund zusammengesetzt haben: Gott. Des Menschen verdrehtes Ebenbild, könnte man auch sagen. Und wer hat Gott erschaffen? Die Menschen. Ein ewiger Kreis ohne Ende.
Mein Hirn schwebte in einer endlosen Leere, als ich sabbernd mal wieder etwas festgestellt hatte, was schon jede Amsel gezwitschert, jeder Hund gebellt und jeder Fisch gesehen hatte, und zwar schon vor jedem meiner Leben, welche für das sich gerade ablaufende déjà-vu eines schwarzen Opels, der beinahe über meinen Fuß gefahren wäre, verantwortlich sind.
Der Fahrer hatte einen Blick, wie ein unzufriedenes Lama kurz vor den Wechseljahren und dachte nicht einmal daran zu bremsen, als eine ältere Dame zwei Straßen weiter in die Sonne guckte um festzustellen, dass etwas mit ihrem Kreislauf nicht stimmte.

Da stand ich nun. An der Hauptstraße, wo sich der Berufsverkehr mit dem Tempo eines vergrabenen Steins fortbewegte. Ungefähr 100 Meter von meinem Haus entfernt und ich dachte mir, dass ich doch weitergehen könne, jetzt wo ich so weit weg war. Die Frage war nur wohin. Da ich mir diese Frage, wie jeder andere Mensch nicht beantworten konnte, legte ich nur die Richtung fest, in die ich, mit dem Elan einer toten Socke, gehen wollte und setzte mich in Bewegung.
Der erste Schritt, wie immer der schwerste, hätte das Pflaster unter sich zertrümmert, wäre es nicht so robust gewesen. Ich schaute auf meinen Schuh und stellte fest, dass er zugeschnürt war, mit so einer lieblichen Schlaufe, wie sie Clowns immer in Luftballons knoten, während sie das Kind abgrundtief neutral ansehen.
Das einzige Mal, dass ich einen Luftballon geknotet geschenkt bekommen habe, war an einem weder neblig noch dunklen Tag. Der Clown hatte so ein künstliches Lächeln auf sein Gesicht gemalt um den Kindern zu gefallen. Als er mir den Luftdackel gab, war ich restlos glücklich ohne eine Spur von Drogen in meinem Körper.

Beachtliche Sache, dachte ich mir nur, während ich mit aller Grazie, die ich aufbringen konnte, meinen zweiten Schritt machte, ohne auch nur einmal nach rechts oder links zu schauen, was ich ja auch nicht musste, da ich mich entschieden hatte an der Straße entlang zu gehen.
Es stellte sich im Nachhinein als eine gute Entscheidung heraus, da ungefähr fünf Autos an mir vorbeifuhren, dessen Fahrer ich leicht hätte verwirren können. Ich tat meinen dritten Schritt.

Ich ging insgesamt ein wenig schneller. Wie die Fische im Wasser, die immer wieder hoffen doch irgendwann von der Erdenplatte herunter zu fallen. Es herrschte die betretende Stille, wie als wenn ein Fuchs auf einen Baum klettert und ein Nest baut, um von nun an nur noch Eier zu legen oder als wenn ein bekannter Mensch etwas sagt und vor hat es zu halten, was die ihm zujubelnden Mengen aber nicht wissen.

Grau wie der Tag, war auch der Asphalt neben dem ich auf Backsteinen meinen Weg ging. Den Weg, den noch nie ein Mensch gegangen ist, mit Schuhen, dessen Profil eben diese Steine noch nie zur Sohle bekommen haben.
Die Kirchglocken schlugen 13. Für 9 Uhr morgends war es schon ziemlich früh, obwohl ich mein Butterbrot, welches ich als überflüssigen Proviant mitgenommen hatte, noch gar nicht aufgegessen hatte.

Menschen kamen gähnend aus ihren Häusern um mit einem Stück Papier wieder hineinzugehen. Es musste Sonntag sein, denn sonst hätte ich gerade woanders ein Stück Brot mit einem toten Tier gegessen und die Flüssigkeit trauriger Mütter, die ihre Kinder wegen eben dieser Flüssigkeit geboren und wieder verloren haben, getrunken.

Doch nun sah es anders aus. Ich war auf dem Weg. Ich hatte mich aufgemacht. Aufgemacht um etwas zu suchen.

 

Mein Hirn schwebte in einer endlosen Leere, als ich sabbernd mal wieder etwas festgestellt hatte
Wird hier von der Entstehung dieser Geschichte gesprochen? :susp:

 

Hallo FrancoDong,

ja, das Leben kann schon deprimierend sein:

„Das Ganze war wie immer und überall: Ein Mensch geht eine Straße hinunter und keinen interessiert es.“

Man kann auch viel über seine Nichtigkeit reden, doch so richtig interessant wird dein Text nicht (eine Geschichte ist es wohl nicht, eher eine monologische Abhandlung).

„Ich ging insgesamt ein wenig schneller. Wie die Fische im Wasser, die immer wieder hoffen doch irgendwann von der Erdenplatte herunter zu fallen. Es herrschte die betretende Stille, wie als wenn ein Fuchs auf einen Baum …“

- Deine Chiffren sind schwer nachvollziehbar: Z. B. was haben Fische mit `gehen´ und der „Erdenplatte“ zu tun? Ein an den Haaren herangezogener Vergleich, „wie als wenn“ macht das Lesen auch nicht zum Vergnügen.

Ich denke, du hast dir einiges überlegt, doch schwankt es zwischen schwer verständlich aufgrund uneindeutiger Bilder und banalem Inhalt.

L G,

tschüß Woltochinon

 

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