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Deathpoint - The Game
„Scheiße“, sage ich und werfe die leere Dose Budweiser durch die Halle.
„Was’n?“ fragt Ed, die dampfende Kippe im Mundwinkel. Früher hat er nicht geraucht, auch nicht gesoffen. Wir alle nicht.
„Brauch’n Thrill“, entgegne ich, während die Dose scheppernd auskullert.
Mike, der sein Schwert schärft, blickt auf, grinst sein Leopardengrinsen: „Bin dabei. Sehen wir, dass wir ein paar Kandidaten finden.“
Mike ist unser Anführer, was er sagt gilt. Auf dieses Kommando haben wir nur gewartet. Wir anderen, das sind Ed, Bill, Jack, Lenni, Brad, John und ich. Meine Alten tauften mich Robert, aber wer mich kennt, ruft mich Rob.
Wir sind bereit. Jedem hängen zwei Schwerter am Rücken, diverse Messer, Beile an Gürtel und Stiefel. Mike trägt den Rucksack mit Seilen, Klebeband und einigen Handgranaten – für alle Fälle. Dann betätigt er den Schalter fürs Rolltor.
Es scheint die Sonne. Tagsüber besteht keine Gefahr.
Sie verkriechen sich in Kellern, U-Bahnschächten und Tunnels. Dort suchen sie in den hellen Stunden nach den Lebenden. Nur gibt es kaum noch welche in der Stadt – außer uns. Und wir, wir spielen das Spiel mit ihnen. Seit dem Tag, an dem alles zusammenbrach.
Erst berichteten die Zeitungen kaum darüber, nur ein missglücktes Experiment in einem Forschungslabor, völlig unbedeutend, hieß es. Später bekannte sich die Regierung dazu, der Präsident übernahm die Verantwortung.
Geschenkt, bedauernde Worte nutzen niemandem mehr. Von einem Moment zum nächsten, waren sie unter uns. In voll besetzten U-Bahnzügen, gut besuchten Einkaufszentren, Kinos und Kneipen, es war wie im Schlachthaus. Erbarmungslos fielen sie über alles her was sich bewegte, verwandelten die Opfer binnen eines Augenblickes in ihresgleichen. Wandelnde Tote, allmählich verfaulend und nur die Gier nach Blut im Sinn.
Als es begann, hatten wir uns organisiert. Ein bunt gemischter Haufen durchtrainierter Kampfsportler. Damals, aber was sage ich, damals, das liegt gerade zwei Wochen zurück, waren wir 23 Mann. Aber das Spiel verlangt seinen Tribut - nun zählen wir gerade noch acht Seelen.
Außerhalb der Militärstützpunkte finden sich kaum noch Überlebende. Jeder der konnte, hatte sich dorthin geflüchtet. Den schwerbewaffneten Militärs ist es gelungen, den Ansturm der Untoten aufzuhalten. Mittlerweile sind diese Stützpunkte in uneinnehmbare Festungen verwandelt worden, Inseln in einem Meer aus Tod. Auch wir hätten uns dort in Sicherheit bringen können. Doch wozu? Um hinter Stacheldraht und Mienengürtel dahinzuvegetieren, eingesperrt wie Schwerverbrecher?
Drauf geschissen. Da spielen wir lieber das Spiel, geben uns den ultimativen Kick. Und irgendwann, wenn es den Letzten von uns erwischt, dann haben wir wenigstens einige der Ärsche mit ins Jenseits genommen, die für die ganze Scheiße verantwortlich sind.
Das Bild in den Straßen ist uns mittlerweile vertraut, trotzdem mutet es uns noch immer seltsam an. Diese Stille, das Fehlen jeglichen Lebens, stehen gelassene Fahrzeuge, vom Wind aufgenommene Papierfetzen, die über unseren Köpfen torkeln. Offene Fenster glotzen aus den Häusern.
„Hier kommen sie oft durch. Warten wir“, sagt Mike irgendwann. Wir nicken wortlos, lehnen an Autos oder hocken uns einfach auf den Asphalt. Fast täglich patrouillierten die Militärs durch die Stadt, suchen nach den Zufluchtsorten der Zombies, um sie dort bei Tageslicht auszuräuchern. Diese Patrouillen bestehen aus einem Humvee, besetzt mit zwei Soldaten, unseren Kandidaten für das Spiel.
Ich stecke mir eine Zigarette an, meine Kameraden rauchen bereits, und sehe zum wolkenlosen Himmel. Komischer Anblick, wenn nirgends der Kondensstreifen eines Flugzeuges zu sehen ist.
Endlich hören wir das Brummen eines Motors. Wir erheben uns, schon taucht der Humvee auf, stoppt kurz, fährt wieder an, direkt auf uns zu. Als er nahe genug ist, erkennen wir, dass wir heute einen besonderen Kandidaten bekommen. Hinten sitzt ein dritter. Orden funkeln an der Uniform. So ein bekackter General und irgendwie, kommt mir der Typ bekannt vor. Mike sieht uns an, er grinst. Wir grinsen zurück. Dann ist der Humvee da.
„Ich hätte meinen Arsch verwettet, dass es keiner mehr schafft“, sprudelt der Beifahrer los, steigt aus und klopft Lenni, der ihm am nächsten steht, auf die Schulter. Trotzdem hält er die andere Hand an seiner MP. Der Fahrer steigt ebenfalls aus dem Vehikel, geht vorne herum, auf mich zu. Er scheint misstrauischer und hält seine MP mit beiden Händen. Der Typ mit dem ganzen Lametta auf der Brust rührt sich nicht.
„Woher kommt ihr? Was sollen die Zahnstocher, da auf euren Rücken?“ will der Fahrer wissen. Er hat mich fast erreicht. Bevor er nun auf dumme Gedanken kommt, trete ich ihm die MP aus der Hand und schmettere ihm meine Faust auf die Nase. Knackend bricht der Knochen, platzt die Haut. Blut spritzt und wie ein nasser Sack geht er zu Boden. Lenni hat es dem Beifahrer derweil ähnlich besorgt und zielt nun mit dessen MP auf den Hochdekorierten im Humvee.
„Alles in bester Ordnung, alter Junge“, sagt Mike zu dem dämlich glotzenden Typen. „Bleib ruhig, dann geschieht dir nichts.“ Dabei holt er die Rollen Klebeband aus dem Rucksack, wirft Jack, Bill und Ed je eine zu, die sofort die bewusstlosen Soldaten einwickeln. John und ich gehen ihnen zur Hand. Lenni hält die MP im Anschlag, Brad sichert die Umgebung.
„Gib mir deine Waffe. Dann steig nach vorne, du fährst“, sagt Mike in den Humvee. Wir packen derweil die Soldaten hinten in den Wagen, wie zwei Teppichrollen verschnürt, dann zwängen wir uns ebenfalls dazu.
„He, guckt euch die Visage an. Kommt euch der auch so bekannt vor?“, meint Bill plötzlich und starrt in das kalkweiße Gesicht des vermeintlichen Generals. Wir alle blicken ihn nun an. Und tatsächlich, ich traue meinen Augen nicht. Ein Blick in die Runde genügt. Den anderen ergeht es ähnlich. Eine beinahe heilige Stille umgibt uns.
„Verdammte Kacke“, murmelt Mike. „Denkt Ihr, was ich denke?“
„Was... was soll das hier werden? Sie werden sich verantworten müssen!“ bricht es aus dem schwitzenden General heraus.
„Seine Stimme! Habt ihr das gehört?“ ruft Lenni.
„Scheiße, der Präsident!“ höre ich mich sagen. Plötzlich lachen wir alle. Der Präsident der Vereinigten Staaten, als Kandidat im Spiel, was für eine Show!
Die Angst, die wir in seinen Zügen erblicken, verschafft uns ein irrsinniges Gefühl. Es ist, als ob sich allein dafür jede beschissene Sekunde der vergangenen Wochen letztendlich gelohnt hatte.
„Der Präsident“, wiederholt Mike.
Brad lacht: „Wollte wohl den Helden spielen und Feindesland erkunden, was?“
Mike wendet sich an unseren bleichen Gast: „Du bist doch unser Präsident? Versuch’ nicht, uns zu verarschen!“
Die Lippen des Angesprochenen beben, dann geht ein Ruck durch ihn und er sieht so aus, wie wir ihn von den Ansprachen her aus dem TV kennen. Die Stimme zittert ein wenig, als er antwortet: „Ganz recht, ich bin der Präsident. Ich habe zwar keine Ahnung, was für kranke Typen ihr seid und was nun werden soll. Aber ich ergebe mich Ihrer Überlegenheit.“
„Was für’n Arsch“, grient Ed. In dem Moment rührt sich einer der Soldaten, erlangt allmählich das Bewusstsein wieder.
„Wir erklären dir besser später, was für kranke Typen wir sind“, sagt Mike. „Fahr da runter. Vorsichtig, wenn ich bitten darf. In zwanzig Minuten wird es dunkel. Oder willst du dann noch hier rumstehen?“
Der Präsident nickt, startet den Humvee und fährt los. Wir holen unsere Kippen raus und qualmen bis uns in dem engen Fahrzeug die Augen tränen. Die Sonne sinkt bereits, als wir die Halle erreichen. Knirschend schließt sich das Rolltor hinter unserem Humvee. Wir springen raus, Lenni nickt mir zu, ich folge ihm und zücke mein Messer. Wir öffnen den Verschlag und befreien die Soldaten vom Klebeband. Sie glotzen uns aus großen Augen an. Wir sagen kein Wort. Mike führt den Präsidenten zur Mitte der Halle. Die anderen stellen sich im Halbkreis auf. Lenni und ich nehmen die Soldaten zwischen uns und gehen dazu.
„Bist du im Umgang mit Hieb und Stichwaffen vertraut, Mister Präsident?“ sagt Mike.
„Vielleicht erklären Sie endlich, was Sie von uns wollen?“
Ungeduldig winkt Mike ab: „Ich hatte dich etwas gefragt.“
„Schon gut, ich kann ganz leidlich mit einem Kavalleriesäbel umgehen.“
Mike pfeift durch die Zähne: „Ausgezeichnet. Und wie sieht es mit euch zwei Pappnasen aus?“
„Gebt uns zwei Messer, dann werdet ihr schon sehen“, knurrt der Soldat, dem ich eins auf die Nase gegeben hatte. Der andere nickt nur grimmig.
„Leute“, lacht Mike, „wir haben hier einen Glücksgriff getan. Brad, erkläre unseren Kandidaten die Regeln des Spiels.“
Brad tritt vor, mustert unsere Ehrengäste spöttisch und sagt gedehnt: „Willkommen zum Spiel: Death point. Gleich öffnen wir für drei Minuten das Rolltor und bitten um Applaus für unsere Gegenspieler...“
Die Gesichter unserer Ehrengäste verlieren jegliche Farbe. Draußen dunkelt es, niemandem muss erklärt werden, was Brad meint.
Der spricht weiter: „Ihr erhaltet jeder ein Schwert und zwei Messer. Überlegt gut, gegen wen ihr die Waffen richtet. Wer gebissen wird, stirbt durch die Hand eines Lebenden.“
Wie gehetzte Tiere blicken die drei uns an. Schließlich ruft der Präsident: „Gott steh uns bei! Ihr seid ja wahnsinnig ...“
Mike hebt die Hand: „Die Waffen! Rob, öffne das Tor!“
Bill und John überreichen Schwerter und Messer an die Kandidaten. Ich ziehe blank und drücke auf den roten Knopf des Rolltores. Die Soldaten nehmen es nun mit Fassung, auch unser Präsident, wie mir scheint. Mit zusammengepressten Lippen starren sie zum Tor, das sich unerbittlich öffnet. Rumpelnd und ächzend, wie gewöhnlich.
Draußen ist bereits pechschwarze Nacht. Wie bestellt, stolpern die ersten Zombies vor der Halle über den Asphalt. Sind sie nicht gerade hinter einem her, bewegen sie sich ausgesprochen träge. Etwas weiter weg, sehe ich einen ganzen Pulk. Das Quietschen des Tores zieht sie an, ihre Köpfe wenden sich uns zu. Mein Herzschlag geht schneller, Adrenalin rauscht durch meine Venen. Die Zombies rennen los, schon stürzt der Erste wie eine ferngesteuerte, mit Speed vollgepumpte Mumie in die Halle. Erstes Stadium, relativ frische Bisswunden, kaum einen Tag tot, das sind die gefährlichsten. Sie bewegen sich unglaublich schnell und passt man nicht auf, hängen sie einem an der Gurgel, ehe man sich’s versieht.
Alleine allerdings, stellt so ein Hampelmann keine wirkliche Herausforderung dar; sie sind so berechenbar. Lenni wärmt sich an diesem ersten ein wenig auf. Weicht den packenden Händen aus, haut dabei einen Unterschenkel ab, nach einer Drehung den zweiten. Auf Händen und Ellbogen robbt die geifernde Kreatur hinter ihm her. Wir anderen sehen gelangweilt zu, unsere Gäste verfolgen das Schauspiel mit Entsetzen.
„Bring's zu Ende, Lenni. Die anderen sind gleich da“, sagt Mike. Mit einer achtlosen Bewegung köpft Lenni sein Opfer, zuckend gibt die Kreatur Ruhe. Wir wenden uns dem Tor zu.
„Jetzt könnt ihr zeigen, wie tough ihr wirklich seid“, knurrt Ed zu den Soldaten. Ich schlucke. Heute sind es besonders viele, und vom ersten bis zum vierten Stadium ist alles vertreten. Ich ziehe mein zweites Schwert, dann brechen sie herein. Wie Sensen durchs Korn, mähen unsere Klingen durch modriges, stinkendes Fleisch. Faulige Innereien spritzen, kopflose Kreaturen stürzen, abgeschlagene Gliedmaßen wirbeln durch die Luft. Das ist der Thrill, ich bin im Rausch.
Eine Bewegung neben mir, ich zucke herum, stoße zu, durchbohre mit meiner Klinge den Brustkorb eines Kindes, bis die Spitze in der Wirbelsäule stecken bleibt. Am ausgestreckten Arm halte ich mir das Ding vom Leib. War früher bestimmt ein süßer Fratz, der Stolz der Eltern. Jetzt rudert es mit gekrümmten Fingern nach meinem Gesicht. Mit dem zweiten Schwert trenne ich den Kopf vom Rumpf, hebe den Fuß, stemme ihn gegen die eingefallene Brust und löse mein Schwert aus den Knochen, schmatzend kommt es frei. Der Körper sackt in sich zusammen und mit kreisenden Klingen zerhacke ich den nächsten.
Das Rolltor setzt sich wieder in Bewegung, quälend langsam, wie ich finde. So voll mit diesen Viechern war die Halle noch nie gewesen. Einen Zombie dritten Stadiums erwischt das Tor, drückt ihn zu Boden und zerteilt den Körper oberhalb der Hüften. Haut und Fleisch lösen sich bereits von den Knochen, die halbe Lippe fehlt und ein Auge. Stinkende Gedärme schleifen hinterher, doch unbeirrt krabbelt die halbe Portion weiter, angezogen vom Geruch lebenden Fleisches. Vor mir, im dichtesten Gedränge, ist Brad, spaltet mit einem Hieb zwei Schädel, sticht mit der zweiten Klinge durch den Mund eines dritten. Die Bewegung hinter ihm, sieht er nicht und ich bin zu weit weg. Faulige Zähne schlagen in Brads Schulter. Brad schreit, stößt im selben Moment seine Klinge nach hinten, durchbohrt den Kopf.
Brad sieht mich an, fassungslos, dann lacht er, lässt die Klinge fallen und breitet die Arme aus: „Los Rob, mach schnell, du kennst die Regeln.“
Ich würge, springe vor und spalte seinen Schädel bis zum Brustbein, ziehe meine Klinge aus dem Leichnam und werfe mich brüllend ins Getümmel. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sich unsere Kandidaten wacker schlagen. Rücken an Rücken fechten sie gegen die anbrandenden Toten. Es sind zu viele, binnen weniger Herzschläge erwischt es den ersten Soldaten. Verzweifelt bemüht er sich gegen drei Angreifer, aber ihm fehlt an Erfahrung mit dem Schwert. Mit einem mächtigen Schlag von oben, haut er die Klinge in die Stirn einer Frau, viertes Stadium. Die Klinge steckt im Knochen fest. Mit hervorquellenden Augen zerrt und hebelt er am Griff herum, er würde besser zu den Messern greifen, doch dann ist es zu spät.
Eine Hand packt sein Gesicht, bohrt einen Finger in das rechte Auge, Zähne reißen seinen Hals auf, Hände zerren und ziehen ihn zu Boden. Bill bewahrt ihn mit einem raschen Hieb von dem Schicksal der Untoten und weiter geht es. Kreatur um Kreatur fällt unter unseren Klingen. Allmählich werden die Bewegungen um uns her weniger. Ich schmecke fauliges Fleisch, spüre den Drang zu kotzen. Über und über bedeckt mich klumpiges Blut und Schleim. Ebenso die Kameraden. Mein Atem pfeift, Arme und Beine schwer wie Blei. Dankbar registriere ich, dass keiner der ersten Kategorie mehr auf den Füßen steht. Ich sehe mich um, merke sofort, dass neben Brad auch noch John und Bill fehlen, dann sehe ich sie liegen, zwischen den Gliedern lebloser Körper. Auch die Soldaten gibt es nicht mehr. Der Präsident steht noch. Schnaufend, ebenso mit Blut und Exkrementen überzogen, wie wir alle, steht er leicht vorgebeugt und umklammert sein Schwert. Seinem Blick fehlt alles Menschliche, blanker Irrsinn steht darin. Ich kann mir nicht helfen, aber so gefällt mir der Mann schon besser.
Jack und Ed kümmern sich um die letzten drei Zombies, auch sie bereits viel zu erschöpft, um lange herumzutändeln. Mike lässt seine Klinge sinken, schaut dem Präsidenten ins Gesicht. „Respekt. Ich hätte drauf gewettet, dass du es nicht schaffst.“
„Ha!“ kreischt der. Mit aufgerissenen Augen im blutverschmierten Gesicht ruft er: „Ich töte alle! Für Amerika!“
Ich schätze, unser Präsi verlor in den letzen zehn Minuten den Verstand.
Plötzlich eine Regung in dem Fleischhaufen neben ihm. Eine Hand krallt sich in seine Hose, zieht an und mit einem Aufschrei stürzt der Präsident zu Boden. Bevor irgendwer eingreifen kann, schnellt ein moderndes Gesicht hervor, ein Auge und die Oberlippe fehlen. Jetzt erkenne ich den Zombie wieder, gelbe Zähne schnappen in den Arm des Präsidenten. Ed rennt hinzu, spaltet den Kopf des Zombies, dann tritt er zurück, die Klinge erhoben. Auch wir machen uns bereit für den letzten Gang unseres Präsidenten.
Binnen Sekunden verdrängt das Virus alles Leben aus den Zügen des Präsidenten, überzieht eine milchige Patina die Augen, öffnet der Präsident unter einem letzten unartikulierten Laut die Lippen, die Kreatur, zu der er geworden ist, schließt sie wieder, fixiert mich, der ich ihr nun am nächsten war und springt empor. Wie eine Furie hastet er mir entgegen, das Maul aufgerissen, die Hände weit vor sich gestreckt. Ein Sprung zur Seite bringt mich neben ihn und mit einem Hieb in den Nacken beende ich die Zombielaufbahn unseres Präsidenten. Schnaufend verhalte ich, blicke den andern in die Gesichter. Sie erwidern meinen Blick – wir leben.
Später, nach dem „Aufräumen“, der Tag hatte längst begonnen, sitzen wir bei einem Bud zusammen und rauchen.
Plötzlich kommt mir ein Gedanke: „Sagt mal, täusche ich mich, oder erreichten wir heute Nacht einen neuen Level?“
„Wie meinst’n das?“ brummt Ed. Jack, Lenni und Mike beugen sich zu mir rüber. Gespannt sehen sie mich an.
„Wir haben letzte Nacht mit unserem Präsidenten gespielt – ein neuer Level eben. Da können wir doch jetzt nicht wieder absteigen.“
„Und wie sollen wir das deiner Meinung nach anstellen?“ will Mike wissen. Ein dämonisches Lächeln huscht über seine Mundwinkel. Ich denke, er weiß ganz genau, was mir durch den Kopf spukt.
„Im jetzigen Level sollten wir ausschließlich mit den Präsidenten anderer Länder spielen. Noch finden wir genügend Fahrzeuge, Sprit, Lebensmittel und möglicherweise sogar eine vollgetankte Jacht, mit der wir nach Europa kommen.“
Alle glotzen mich an, als wüchse mir gerade ein dritter Arm. „Bist’e jetzt völlig meschugge“, bringt Jack schließlich heraus, dann, keine Ahnung warum, lachen wir alle. Während wir lachen geschieht es. Wir sind plötzlich einer Meinung.
„Warum eigentlich nicht“, sagt Jack auf einmal.
„Scheiß drauf“, nickt Lenni. „Level ist Level, logisch Mann.“
„Wenn ihr mich fragt, wurde es mir hier sowieso schon zu langweilig“, verkündet Ed.
Alle starren wir zu Mike. Der grinst nur: „Dann lasst uns den Humvee voll tanken und nichts wie weg. Bringen wir die Show zu ihnen. Death point, das ultimative Spiel. Als Kandidaten laden wir die Staatsoberhäupter dieser Welt.“
Das ist es. Der Thrill hatte einen höheren Level erreicht. Zum ersten Mal, seit dem alles zusammengebrochen war, beginne ich, an so etwas wie eine Zukunft zu glauben.