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Dein war die Jagd

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08.11.2001
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Dein war die Jagd

Dein war die Jagd

Kennst du das? Du fällst. Und fällst. Und dann, bevor du aufschlägst, wirst du wach. Niemals schlägst du auf. Das ist so. Das ist gut so. Und das ist für alle so.
Meine Träume sind anders. In meinen Träumen renne ich. Renne weg vor dir. Renne, ohne dein Gesicht zu sehen. Nur das Messer. Nichts weiter, als das Messer. Erhoben in deiner Hand. Ich will nicht mehr rennen, Nacht für Nacht. Will nicht mehr fliehen. Will all das nicht, ohne dein Gesicht zu sehen.
Schon immer hast du gelauert. Als ich ein Kind war, hab ich dich erkannt. Kauernd hinter dem Gebüsch. Und wartend in den Schatten. Schon immer warst du feige. Hast auf der anderen Seite des Vorhangs gewartet. Bist niemals zu mir getreten.
Bis es dunkel war. Dann, wenn ich wehrlos im Bett lag, hast du dich herausgewagt. Bist mir entgegengekommen und hast mich verspottet. Du bist mir gefolgt, bis in meine Träume. Meine Bastion. Hast mir keine Wahl gelassen. Und ich bin gerannt. Seit diesen Tagen gerannt.
Aber deine Kondition steigt mit jedem Tag. Du gewinnst an Ausdauer und ich verliere an Kraft. Zentimeter für Zentimeter rückst du näher. Jede Nacht und unaufhaltsam. Ich gebe dir nicht mehr diesen Raum. Lasse dich nicht mehr hinein in meine Sicherheit.
Das schwöre ich in jeder Nacht. Und dann, wenn ich davonschwebe, in weiße Wolken gebettet sein will, mich sehne nach nichts als Frieden. Dann weckt mich dein höhnisches Lachen. Und dann rückst du näher. Unaufhaltsam. Ich weiß es genau.
Versteckt in neuen Gewändern von Zeit zu Zeit. Verborgen im Alltag. In Menschen und Dingen. Springst hervor aus dem Dickicht, um mit mir zu rennen. Mich zu verfolgen. Unablässig und ein wenig schneller jedes einzelne Mal. Du machst mir Angst. Aber ich trotze dir. Trotze dir wieder und wieder.
Aber heute Nacht, heute Nacht wirst du mich erreichen. Wirst dein Messer in mich senken. Mein Herz zerfleischen. Mein Blut vergießen. Du wirst mich töten. Mir nehmen, was mir allein geblieben ist. Aber es wird dir nicht gelingen. Ich werde es dir verwehren. Werde lachend über dir stehen, wenn du strauchelst. So, wie du so oft über mir. Werde die Klinge führen, direkt an den Adern entlang. Werde lachen, wenn das Blut hervorquillt und über dich rinnt, als wäre es dein eigenes. Werde Lachen, bis der letzte Tropfen vergossen ist und meine Stimme versiegt. Den Sieg wirst du nicht davontragen. Dein war die Jagd.

 

Mir gefällt Deine Geschichte und auch Dein Schreibstil.
Mich würde sehr interessieren was sich genau hinter der Geschichte verbirgt, vielleicht sagst Du es mir ja.
Wird so etwas, wie ein innerer Kampf geschildert, rigt der Protagonist mit sich selbst?
Oder schildert sie die Überwindung der eigenen Angst die in ein Mensch besitzt.

 

hallo Brantony!

Ganz lieben Dank für Deine Kritik!
Du hast sehr genau erkannt, was der Protagonist / die Protagonistin da tut.

Ich freue mich immer über solche Kritiken!

Lieben Gruß,

Frauke

 

Hallo Frauke,

mir ging es ähnlich wie Brantony und deine Geschichte hat mir auch gefallen.
Trotzdem hätte ich mir gewünscht, am Ende noch mehr über den Verfolger zu erfahren und ich hätte gerne gewusst, um wen oder was es sich dabei handelt. Auf die Idee, dass ein innerer Kampf geschildert wird, bin ich dabei leider weniger gekommen.
Mit dem Traum, bei dem man fällt ohne wirklich am Boden aufzukommen, konnte ich mich gut identifizieren.
Der Titel passt zur Geschichte.

Viele Grüße,

Michael :)

 

hi MIchael!

Danke fuer Deine Kritik.
Ich hatte eben gerade gedacht, dass ich nicht wirklich erzaehlen konnte, WER der andere ist, denn es geht gerade um die beiden Seiten innerhalb der Person... meinetwegen auch um die psychische Stoerung... und die kann man "personifiziert" ja nicht wirklich mit einem Namen benennen...

Ich hoffe, das hat der Geschichte keinen wirklichen Abbruch getan?

Lieben Gruss,

Frauke

 

Hallo noch mal,

wenn dein Protagonist mit sich selbst ringt, kann man den "Verfolger" in der Geschichte natürlich nicht mit dem Namen benennen.
Allerdings sollte klar werden, dass es sich um zwei Seiten innerhalb einer Person handelt. Brantony hat das ja bereits vermutet, ich bin von selbst leider nicht auf diese Idee gekommen.
Einen direkten Hinweis, dass es sich bei beiden Charakteren um die gleiche Person handelt, konnte ich in der Geschichte nicht finden. Ob er nötig wäre, weiß ich aber nicht. So wie die Geschichte jetzt ist, kann man sich jedenfalls nach dem Lesen selbst noch ein paar Gedanken dazu machen.

Viele Grüße,

Michael :)

 

Das sind Träume, die einen oft hilflos machen.
Es ist im Allgemeinen ja keine bestimmte Person von der man verfolgt wird, sondern nur personifizierte Ängste.
Im Wachen weiß man natürlich, daß der Verfolger einem nichts tun kann. Im Traum ist das aber anders.
Es soll Leute geben, die können auch im Traum steuernd eingreifen. Die nehmen sich vor einfach stehenzubleiben. Was passiert dann? Löst der Traum sich auf und kommt nie wieder? Ich glaube schon.
Eine interessante Geschichte, bei der man sich hauptsächlich über den Inhalt unterhält und nicht über den Stil.
Mir hat sie sehr gefallen.
Bleib einfach stehen. Ich glaube, das Blut wird nicht fließen und Du hast gewonnen.

Gruß
Manfred

 

Hallo arc en ciel,

die andere Seite wird stärker, das wird wahrgenommen, aber scheinbar ohne Angst, obwohl es Grund genug gibt, den `Emporkömmling´ zu ermorden.
Demnach geht es wohl um die andere Seite des Menschen, die akzeptiert werden muß, weil sie indirekt ein Teil der dominaten Seite ist- nur zwei Seiten ergeben einen Menschen...

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo arc en ciel,

auch mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, weil sie so gut und eindringlich geschrieben ist, was vor allem an den nahezu durchgängig kurzen Sätzen liegt, die der Geschichte Tempo verleihen. (Das hier war allerdings kein besonders kurzer Satz :dozey: )

Allerdings hat mich die Geschichte auch etwas traurig gemacht. Dein Prot scheint innerlich mit ziemlich großen und fiesen Dämonen zu kämpfen. Und am Ende gibt er den Kampf auf und wählt den Freitod, um endlich Frieden zu finden und nicht mehr Nacht für Nacht davonlaufen zu müssen. Schade, dass Dein Protagonist seine Dämonen nicht besiegen konnte.

Insgesamt: Sehr gut erzählte Geschichte, die den Leser (zumindest mich) gefangen hält und am Ende nachdenklich und etwas aufgewühlt zurücklässt. Das ist übrigens als großes Kompliment gemeint!

Liebe Grüße
Kerstin

 

@ Michael!
Danke fuer Dein Feedback. Ich wollte mit Absicht keine eindeutige Stelle einbauen. Die Geschichte soll eben dadurch zum Nachdenken anregen, dass man sie erst hinterfragen muss, um sie voellig zu verstehen.

@ Dreimeier:

Danke fuer Deine Kritik! freut mich immer, wenn jemand was mit meinen Texten anfangen kann. Und es freut mich auch, dass hier der INhalt vor der Form steht.
Was allerdings passiert, wenn man wirkich stehenbleibt, weiss ich nicht. Endet der Traum, oder aendert er sich nur?

@Wolchi:

Hey! Deine Analyse gefaellt mir, auch, wenn sie auf den ersten Blick fast kryptischer wirkt, als der Text selbst ;)

@Kerstin:

Mein text scheint auf Dich genau so gewirkt zu haben, wie ich ihn mir gewuenscht habe. Das freut mich sehr.

Vielen Dank auch fuer das Lob!

Lieben gruss,

Frauke

 

Hallo arc en ciel,

kryptischer als Dein Text- das würde ich nie wagen!

Ich meine, der Prot. akzeptiert seine zweite Seite, weiß, er kann sie nicht "besiegen". Also zieht er Konsequenzen...

LG,

tschüß... Woltochinon

 

hi Wolchi

ich muss ja einen inschuechternen Eindruck bei Dir hinterlassen haben! ... was hab ich nur getan? :whip:

naja, inhaltlich hab ich daran ja auch nichts auszusetzen ;) Bin da ganz Deiner Meinung!

LG,

F

 

Hi arc en ciel!

Naja, für eine Geschichte ist mir das zuwenig.
Aber toll geschrieben ist der Text sehr wohl, das muss ich zugeben.

Lg vom kleinen Rasta-Narren

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo arc en ciel,

diese Geschichte besteht nur aus kurzen Sätzen. Tempo, wie man ja gern (und oft) sagt. NUR aus kurzen Sätzen. Ich finde, du variierst zu wenig. Etwas zu Lesen, auch wenn es "nur" ein kürzerer Text ist, macht mir persönlich mehr Spaß, wenn sich kurze, knackige Sätze mit längeren abwechseln, gemeinsam ihren Rhythmus finden und so eine passende Atmosphäre erzeugen. So hechelt man etwas atemlos durch deinen Text, und es wird schnell öde, immer nur von diesem einen Stilmittel geführt zu werden.

Bei deiner Geschichte geht es um das Ringen des Ichs mit der dunklen Seite, wenn ich das richtig verstanden habe. Durch die kurzen Sätze und eine doch sehr einseitige Schilderung dieses Kampfes (da lauert etwas Bedrohliches, und es lauert und lauert und du wehrst dich, und wehrst dich - jetzt natürlich ein wenig überspitzt gesagt!), das ist mir einfach zu wenig und zu wenig subtil. Die dunkle Seite ist gefährlich, bedrohlich, verlockend, verlogen, berauschend, faszinierend, betörend, brutal, zärtlich - kurz gesagt, ich erwarte mehr Intensität von diesem Zwiespalt, dieser Angst seit Kindertagen, dieser ewig auf ihre Chancen lauernden Bestie in dir, die dich verdrängen, von dir Besitz ergreifen will. Das, so finde ich, reizt du weder sprachlich noch inhaltlich angemessen aus.

Ich finde die Geschichte aber nicht schlecht, das will ich damit nicht sagen. Sie ist aber höchstens ein Grundstein.

Grüße von Rick

 

Naja - wie schon Rick gesagt hat ... (ich Dämlack von Mitläufer :bib: )
Mir fehlt eine echte tatvolle Wende am Ende.
Ich finde, dass es nur eine Vergangenheitsbewältigung in Form einer Auflistung, was nicht alles so furchtbar war, und letztlich einem "Neujahrsvorsatz" ist. :bla: Sowas in der Art halt.

Lg, kleiner Rasta-Narr - nicht nur Rasta! Rasta darf mich nur ein anderer Rasta nennen. Es sei denn, du hast auch Filz am Kopf :D

 

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