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Deine Sprache

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08.11.2004
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Deine Sprache

Ich stehe auf dem Geländer, schließe die Augen und stelle mir vor, ich bin auf der sinkenden Titanic und werde gleich in meinen sicheren Tod springen. Now I know how Jeanne d'Arc felt und es fühlt sich nicht schlecht an. Ich springe. Das Wasser im Stausee ist so kalt, dass ich fast das Bewusstsein verliere. Sofort fangen meine Ohren an zu schmerzen, aber es ist trotzdem tausendmal besser als die Alternative: gar nichts zu spüren. Doch, es gibt noch etwas, das ich spüre: Wut. Wut erfüllt mich total. Ich bin immer wütend. Wut ist für alle Dinge verantwortlich, die ich tue, auch die Guten. Ich bleibe so lange unter Wasser wie es nur geht. Ich hoffe, wenn ich wieder auftauche, die Welt verschwunden ist - sie ist immer da. Stell dir vor, du träumst nur, dass du lebst. Dass du ein Mensch bist, dass das hier alles real bist. Stell dir vor in Wirklichkeit bist du ein Computerprogramm. Nicht nur du, sondern alle Menschen. Und nun stell dir vor, du bist der Einzige, der das weiß. Ich könnte den ganzen Tag kotzen. Seid ihr denn bescheuert? Merkt ihr denn gar nichts? Wenn ich einen Ziegelstein werfen würde, die Welt würde mit mir rechnen, würde mich wahrnehmen und ich sie.
Max und Peter sitzen in Max' Auto auf dem Lidlparkplatz und schauen auf die Straße. "Das da ist Lina, das hübscheste Mädchen in der Stadt." Da läuft Lina, sie führt ihren Körper und ihren Hund spazieren. Lina hat ein Engelsgesicht und ist die Tochter vom Besitzer der Schuhfabrik. Lina ist mit einem Typen zusammen, der ein fettes Auto fährt und Halstücher trägt. Lina weiß, dass sich ihr Freund zum Geburtstag ein neues Radio für's Auto wünscht. Wenn sie nicht da ist, schläft ihr Freund mit seiner Ex. Das weiß Lina nicht. Max weiß es, aber Max' Rolle in dieser Komödie besteht darin sie aus dem Auto heraus anzuhimmeln. Eigentlich hat es Max ganz gut.
Wenn ich nachts von einer Party wegfahre, mache ich Umwege, parke dann irgendwohin und heule. Die Party findet im Gemeinderaum statt. Peter will mit Clara raus, um zu reden. An der Küche fragt sie jemand, wohin sie gehen, Clara sagt: "Er will ein bisschen frische Luft schnappen und ich soll mit", Peter holt aus und scheuert ihr eine. Weil Clara nie ehrlich sein kann. Weil Clara will, dass niemand erfährt, dass sie zusammen sind. Weil Peter merkt, dass schon wieder jemand mit seinen Gefühlen spielt.
DU machst alles falsch! Du MACHST alles falsch! Du machst ALLES falsch! Du machst alles FALSCH!
Die größte Klappe hat die Kathrin, die erzählt auch alles sofort weiter. Ich ziehe ihr langsam den Pulli über den Kopf aus. Darunter trägt sie ein schwarzes T-Shirt. Ich hoffe, sie stirbt bald, ich hoffe, sie löst sich einfach in Luft auf. Ich mach das T-Shirt ein bisschen hoch, lecke und küsse ihren gepircten Bauchnabel. Ab jetzt keine Lügen mehr, auch nicht vor mir selber. Ab jetzt nur noch ehrlich. Sie schnurrt wie ein Kätzchen, sie ist echt süß. Ich werde Schluss machen. Das T-Shirt wird auch ausgezogen. Ich kann sie kaum anfassen, sie ekelt mich an. Ein Küsschen und ein Gedicht, das ich für sie geschrieben hab. Schau mich nicht so an, mein Liebes, ich kann dir einfach nicht wehtun, so sehr ich es auch versuche. Den BH macht sie selber auf, sie lächelt mich dabei aus ihren tiefgrünen Augen an.

"Liebst du mich?"
"Mehr als alles andere"
"Liebst du mich?"
"Vom ersten zum letzten Atemzug"
"Liebst du mich?"
"Von Herzen, mit Schmerzen"
"Dann beschütze meine Gedanken."

Das hast du ja toll gesagt.

 

Hallo Monty,

ich bin wirklich beeindruckt von deinem Schreibstil und der Art, wie du erzählst - beides wirkt beinahe perfekt. Alles ist sehr bildlich und fantasievoll geschrieben, die Beschreibungen wirken lebensecht, die Sprache abwechslungsreich. Einziger richtiger Minuspunkt: Der Erzähler ist nach meiner Meinung zu einseitig, es fehlen Kontraste. Er findet nichts schön, nichts gut, nichts lustig und das Resultat davon ist ein durchschnittlicher depressiver Irgendwer, der nur das Schlechte sieht. Das ist, wenn man erst einmal einige Geschichten dieser Art gelesen hat, ziemlich uninteressant. Gäbe es aber zum Beispiel eine Kleinigkeit, die ihm viel bedeutet oder etwas, worüber er lachen könnte, wäre die Hauptfigur viel menschlicher und das würde der Geschichte einen gewissen zusätzlichen Reiz verleihen.
Ansonsten noch zwei Kleinigkeiten:

"und stelle mir vor, ich bin auf auf der sinkenden Titanic"
- sei auf der sinkenden Titanic

"Merkt ihr den gar nichts?"
- denn

Viele Grüsse,
Sorontur

 

Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich kann dem Ganzen nicht folgen.

Immer mehr Leute erscheinen auf der Bildfläche, immer mehr (Sub-)Plots werden aufgemacht und irgendwie am Ende nicht geschlossen - kann auch sein, dass ich das einfach nur nich sehe.

Von daher wirkt das für mich mehr verwirrend als alles andere, denn mir ist gar nicht klar, wer denn da die Hauptperson ist, was die Intention des Textes ist und wo da ein Ende liegt.

 

Hallo Monty,

ich muss mich der Meinung von Cruzha anschließen. Mir kam die Geschichte ziemlich chaotisch vor. Manchmal musste ich überlegen, wer jetzt eigentlich mit wem und wer mag wen nicht.
Also, vielleicht liegt es auch an meinem Alter, aber in der Story herrscht mir zuviel Unruhe und Unordnung unter den Personen. Aber heute ist ja eine sehr schnelllebige Zeit.

Zwei Stellen sind mir etwas unklar:
Warum heult dein Prot, wenn er von einer Party wegfährt?
und
Weshalb bekommt Clara von Peter eine Ohrfeige?


Noch einige Bemerkungen zum Text:

Ich springe, das Wasser im Stausee ist so kalt, dass ich fast das Bewusstsein verliere.

Ich würde nach springe einen Punkt machen.

Wut erfüllt mich total, ich bin immer wütend, Wut ist für alle Dinge verantwortlich, die ich tue, auch die Guten.

Auch hier würde ich nach total und wütend jeweils einen Punkt machen. Kurze knappe Sätzen haben die Wut mE besser hervor.

Ich hoffe, dass wenn ich wieder auftauche, die Welt verschwunden ist

dass würde ich weglassen.

Und nun stell dir vor, du bist der einzige, der das weiß. Ich könnte den ganzen Tag kotzen.

der Einzige

Lina weiß, dass sich ihr Freund zu Geburtstag ein neues Radio für's Auto wünscht.

zum Geburtstag

Max weiß es, aber Max' Rolle in dieser Komödie besteht darin sie aus dem Auto heraus anzuhimmeln.

Komma nach darin

Wenn ich nachts von einer Party fahre,

Wenn ich nachts von einer Party wegfahre (oder nach Hause fahre)

Zusammenfassend ist die Geschichte für mich etwas zu hektisch.

Viele Grüße
bambu

 

hallo monty,
ich muss cruzha zum teil zustimmen. mir fällt es ebenfalls schwer einen roten faden in der geschichte zu finden.
beim ersten mal lesen war ich ziemlich verwirrt. als ich die geschichte ein zweites mal durchgelesen habe ist mir aufgefallen warum: du schreibst einmal aus der ich-perspektive und ein anderes mal bist du außenstehender, oder lieg ich hier falsch und die wirkliche hauptperson erzählt dort auch aus der ich-perspektive über einen anderen?

aber es gibt nicht nur negatives! der letzte teil der geschichte gefällt mir sehr gut! wo der prot mit kathrin zusammen ist und genau das gegenteil von dem tut, was er er denkt und will. dieser teil ist dir super gelungen!

liebe grüße missy

 

Hey Monte, äh, Monty! :D

Gleich vorweg, die Geschichte gefällt mir. Sehr sogar. Auch ich würde mir allerdings wünschen, dass du die Rechtschreib und Tippfehler noch ausbesserst.

Und auch ich muss sagen, dass sich die Geschichte inhaltlich und logisch nicht entzündet, und keinen Faden zu haben scheint.

Dafür löst sie bei mir Emotionen aus, was äußerst selten ist. Ich sehe hier eine hübsche Collage von Emotionen, die du mit Bildern verknüpfst, und zumindest meine Saiten bringt das zum schwingen... Wut, Hass, Liebe, Verzweiflung, Eifersucht, Neid, alles das sehe ich darin, und auch wenn sie inhaltlich nur äußerst lose miteinander verknüpft sind, steht jede dieser Emotionen für sich und wird eben durch die Wortwahl und Sprache übertragbar und für mich erlebbar!

Fazit: Schöner Text, wenn auch als Geschichte etwas wirr! :thumbsup:

Gruß, Huutini

 

Guten Tag alle zusammen!

Vielen lieben Dank für eure Kritiken!


Tut mir leid, dass ich euch erst jetzt antworte. Ich war längere Zeit nicht im Internet.


Hi Sorontur!
Danke, freut mich, dass es dir gefallen hat. Das Argument mit der Einseitigkeit sehe ich ein. Ich habe den Text (wie meistens wenn ich Storys schreibe) aus einem Guß geschrieben, da fiel es mir nicht auf. In "Deine Sprache"s Nachfolger hab ich darauf geachtet die Figuren kontrastreicher zu halten.


Hallo Cruzha!
"Dem Ganzen folgen" ist auch nicht die Kategorie von Leseerlebnis auf die ich abzielte. Es ist eine Gefühlscollage: Ich wollte dem Leser ein bestimmtes Gefühl vermitteln. "Deine Sprache" ist eine aus dem Leben geschnittene Momentaufnahme. Die Personen darin sind traurige Exsistenzen, deren Weg auf dem Nichts auftaucht und im Nichts wieder verschwindet.

Hi bambu!
Vielen Dank auch für deine PNs. Hektisch ist vielleicht das Stichwort. Aber das ist nicht an sich negativ.
Ich finde das passt, dass der Prot. sich auf Partys nicht wohlfühlt. An diesen Horten von guter Laune fühlt er sich fehl am Platz. Gleichzeitig führt ihm das Partys innewohnend "verlogene" sein eigenes beschädigtes Leben vor Augen. Ich habe diese Stelle aber frei gelassen, weil ich finde, das die Story mehr hergibt, wenn jeder die Lücke mit seinen eigenen schlechten Partyerfahrungen füllt.

Guten abend Fräulein munnypenny!
Wie oben erwähnt ist "Deine Sprache" Collage. Es gibt einen objektiveren, dreidimensionaleren Blick, wenn ich aus verschiedenen Perspektiven schreibe.
Schön, dass dir der letzte teil besonders gefallen hat!

Hallo Huutini!
Sauber! Jemand, der mich versteht! Freut mich riesig! Ich hab die Kommentare nach einander gelesen und beantwortet - gut dass deiner am Ende steht.
Ja, genauso meinte ich das.


Schöne Grüße an alle und einen schönen abend wünscht,
Monty

 

Hallo Monty,

wow, ich bin wirklich beeindruckt von deiner Geschichte.

Sicherlich nicht der Stil, den ich ständig bevorzugen würde, aber hier hat er einfach perfekt gepasst und du hast ihn perfekt umgesetzt.
Gerade dieses Hin und Her hat mir sehr deutlich die Zerissenheit deines Prot. gezeigt - alles für mich als Leser, trotz der Kürze, sehr gut nachvollziehbar.

Und dass du mich bei der Grundthematik bei der Stange halten konntest, spricht sehr für deine Geschichte, denn sie nervt nicht mit "es geht mir schlecht, es geht mir schlecht - ach, und - es geht mir schlecht!" - sondern es geht dem Prot halt nicht sonderlich gut.

Das hat S.H. schon so gut ausgedrückt, dass ich es nicht mehr machen muss. Ich kann das hier voll unterschreiben.

Weiter so.

LG
Bella

 

Hi S.H.!
Hallo Bella!


Vielen lieben Dank für eure Kritiken.
Schön, dass die Story euch gefallen hat! Das wärmt doch mal so richtig das Autorenherz :D


Schönes Wochenende wünscht,
Monty

 

Hat mir mißfallen. Gut, die einzelnen Szenen mögen durchaus eine Situation greifen, sie vermitteln. Das gelingt Dir, ohne Zweifel. Aber als Leser habe ich dann doch dieses (primitive) Bedürfnis, es möge alles miteinander zusammenhängen, auf der Oberfläche einen Sinn ergeben. Ist dem so, kann ich auch versuchen, tiefer hineinzublicken.

Im ersten Absatz ein Ich-Erzähler, der Emotionalität mit Fragen nach der Organisation der Welt vermischt. Aufgefallen ist mir an der Stelle, an der er sich fragt, ob alle nur Programme sind: "Und nun stell dir vor, du bist der Einzige, der das weiß". Fraglich, ob er es denn wissen könnte, wäre die Simulation perfekt.

Der zweite Abschnitt, auktorial vielleicht, eher aber eine Max-Er-Perspektive. Dann Einsamkeit eines Ich-Erzählers, dann die Episode von Clara und Peter. Endlich im Auto mit Kathrin.

Das ergibt für mich keinen Sinn. Ich brauche eine Struktur, der ich folgen kann, andernfalls fühle ich mich verloren. Und hier finde ich, versagt der Text. Was schade ist, denn die einzelnen Szenen sind wirklich gut.

 

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