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Dekonstruktion

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22.11.2005
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Dekonstruktion

Rezept für eine backfertige Geschichte (kurz)

1x Handlung (GOETHE, SCHILLER)
am besten mit Konflikt

3x Figur (BRECHT)
davon 1x Protagonist
2x viel Charakter
1x wenig Charakter

2 Flaschen Wein (REWE)

1x Ort (variabel)
3L Multivalenz
1-2 Wendepunkte
Kommata und andere Zeichen

Zwei der Figuren vom Außenleben trennen und in Handlungssträngen langsam zusammenführen. Den Protagonist herausheben. Den Ort angeben. Den dritten Charakter getrennt behandeln. Den Konflikt bestimmen. Die zwei Wendepunkte vorsichtig dazugeben, mit Multivalenz aufgießen und den Wein trinken. Anschließend eine Idee Zeichen und eine Prise Kommata hinzugeben.
Das Ganze mit Grammatik abschmecken und kalt werden lassen. Später je nach Bedarf mit Absätzen und verschiedenartigen Wort- Satzkonstruktionen würzen. Lauwarm servieren. Schmeckt am besten zu einem Glas Rotwein. (Serviervorschlag)

 

Du hast Prise falsch geschrieben. Ansonsten kennt das wahrscheinlich jeder, der länger als ein paar Wochen schreibt, die Desillusionierung hinter dem Schreiben. Die Plots, die zwölf, dreizehn Meisterplots, die es so gibt, zum x-ten Mal recyclet und die Wendepunkte und der Kram, in der Fassung sollte man dann nicht schreiben. Man muss sich schon den sense of wonder bewahren (es hilft übrigens dann mal was Gutes zu lesen, irgendwas zu dem man richtig aufschauen kann, Moby Dick oder so).

Und Kommata sind doch Zeichen, oder meinst du Zeichen im übertragenen Sinne für Metaphern?

 

Hi Aris,

ich weiß nicht, wie lange du über der Idee gebrütet und wie viele Backrezepte du zur Recherche durchwühlt hast. Mir persönlich hätte die Umsetzung mit mehr Konsequenz oder Genauigkeit besser gefallen.
Wenn ich die Handlung als das Mehl der Geschichte interpretiere, Protagonist, Antagonist, Nebenfigur und Charaktere als Eier, Milch und Butter (Margarine), fehlt mir das Backtreibmittel (Hefe, Backpulver), möglicherweise Konflikt, Motiv.
Dekonstruktion weist darauf hin, dass es letztlich ein Rezept ist, das von guten Geschichten übrig bleibt, wenn man sie so zerlegt. Leider ist natürlich kein Umkehrschluss möglich, denn auch nach Rezept gebackene Kuchen können misslingen.

Liebe Grüße
sim

 

Hallo Aris!

Also mich hats unterhalten. :) Vor allem, dass man beim Backen der Geschichte den Wein selber trinken muss.

Zur Form kann ich nicht viel sagen, ich backe eher selten, finde es aber eine interessante Idee - so ne Parodie auf die ganzen Schreiblernbücher, die einem zwar Rezepte mitgeben, aber eben auch sagen, dass die jeder nachkochen kann und dabei zwangsweise gute Geschichten rauskommen.

Wie sim schon sagt: Auch nach Rezept kanns misslingen, das Ganze ist halt doch mehr als die Summe seiner Teile.

Bis bald,

yourz

 

Hallo Aris,

alle Vorredner ha'm s'e irgendwie recht. Dat is' dat Problem bei Rezepten, besonders kurzen Fettichprodukten

>1x Handlung (GOETHE, SCHILLER)<, waren die auch schon bei Lantz (Kerner & so)?

>3x Figur (BRECHT)< warum so viel, reicht nicht scho
> ... 1x Protagonist<, ach so: Monologvermeidung. Aber wenn Münchhausen mit sich selbst kämpfte? (siehe Lem, fast der einzige SF-Autor, der akzeptabel ist - immer m. E.)

Gut, wenn schon drei als minimaler Zahl des Personals
>2x viel Charakter<, dann zwangsläufig >1x wenig Charakter<, wobei das Problem ist: wenig Charakter ist auch einer ...

>2 Flaschen Wein (REWE)<, wegen der Werbekampagne? Besser Jahreszeitmäßig Mai-Bock, Einbecker oder Jever & Du wirst staunen, wie schnell man ... naja, lassen wir das. Bio hat auch nur Bier genommen, wenn die Talk-Partner es wünschten.

>1x Ort (variabel)<, jetzt wird's klassisch!, also ein Muss.

>3L Multivalenz< als Mindestmaß.

>1-2 Wendepunkte<, also statistisch 1,5 Wendepunkte. Wo führt das hin?

>Kommata und andere Zeichen<, geht notfalls auch ohne. Man nehme Mollie's (Penelopes) Monolog aus'm Ulysses (aus der Odyssee). Wäre unter kg.de im Korrekturzentrum gelanden, wie zB auch Finnegan's wake.

>Zwei der Figuren ...<so isset, wennze Prämissen vorgibst.

>Das Ganze mit Grammatik abschmecken ...< s. o., aber Grammatik etc. ist nix anderes als Recht/Ordnung, um Komplexität zu reduzieren und alles fürs Publikum berechenbarer zu machen.

>Lauwarm servieren.< Da sträubt sich bei mir selbst das Brusttoupet ...

>Schmeckt am besten zu einem Glas Rotwein. (Serviervorschlag)<, was bei der Bedingung zuvor stimmen mag. Aber'n Wodka oder zwo (oder braunes Gesöff) tät's auch.

>Geändert von Aris Rosentrehter (05.03.2010 um 00:28 Uhr).> Warum?

So, jetzt sammel ich mich mit Michelangelo & Einstein und geh ...

Gruß & nix für ungut

Friedel

 

Hallo liebe Leute,

erstmal Danke für die Anregungen und Kommentare

Koch und Backrezepte sind ja nur als Anregungen gemeint und Regelverstöße sind schick!
Es ist daher auch Maibock anstelle von Wein zu nehmen und dergleichen Abänderungen erlaubt.

@Quinn: Klar, Kommas sind Zeichen, aber die mischt man ja oftmals gesondert hinzu. Metaphern meinte ich nicht, könnte ich aber noch einfügen. Lesen hilft oft! Wer schon viele gute Kuchen gegessen hat, dem fällt es vielleicht auch leichter, welche zu backen.

@sim: Die Recherchen für dieses Experiment waren enorm :)
Ich denke, ich werde einen Konflikt einfügen, damit auch die Hefe nicht fehlt.
Kannst ja mal versuchen, die Rückkehroperation zu vollziehen. Vielleicht gelingt dir etwas. Musst auch nicht bei Goethe und Schiller einkaufen gehen.

@yours: ja, das freut mich auch. Auch du bist eingeladen, mein Rezept anzuwenden. Wie gesagt: Es kann auch Bier oder sogar Wasser getrunken werden und sonstige Differenzen unternommen werden.

@Friedel: Hatte geändert, weil ich Prise falsch geschrieben hatte.
Ja, du verstehst die Abweichungen.
Ja, Grammtik ist die Würze des Volkes, an der gemessen wird, obs schmeckt.

Ich hätte euch den Kuchen auch selbst gebacken, aber ich dachte, wir tauschen mal Rezepte aus. :)
Es ist sicherlich eine Parodie. Etwas abgeschaut habe ich die Idee aus der Titanic, die irgendwann einmal die Plots sämtlicher russischer Literatur auf einen durchschaubaren Plot reduziert hat.

viele Grüße

 

Och nö, Aris..

was ist das denn?
War dir langweilig?
Oder ist das deine Antwort auf Hegemann? Nach dem Motto "man nehme..."

Komisch ne, sagt mir nix, aber hat mich doch beschäftigt...vielleicht dann doch gelungen?

Sei's drum, ich geh jetzt ins Bett, kann eh nicht kochen.

Liebe Grüße
Katinka

 

Hallo Katinka,

Kochen kann jeder. Einfach alles was schmeckt in einen Topf schmeißen! :)

Aber hier gehts auch eh mehr ums backen.

Entschuldige, dass ich erst jetzt zurückposte, aber manchmal fällt einfach so eine Unmenge an Arbeit vom Himmel.

Jedenfalls danke. Ich glaube, du wirst mit dem Experiment schon was anfangen können. Mir war weder langweilig noch hat das was mit Hegemann zu tun. (über die sollten wir nicht sprechen, das geht ins Uferlose)

Es ist viel mehr eine Parodie auf die vielen Geschichten, die alle gleich klingen, nicht nur hier im Forum. So, als wären sie nach einem Rezept geschrieben worden.

viele Grüße

 

Hallo Aris,

ein origineller kleiner Beitrag mit satirischer Konnotation – gibt es doch viele Bücher mit Schreibrezepten, gewissermaßen das ‚How to …‘ der heimwerklich tätigen Hobbyschreiber.
Vielleicht kannst du noch einige rezeptübliche Begriffe einführen (wie du es bei „abschmecken“ getan hast, z.B. ‚einrühren‘, ‚gehen lassen‘).


„mit Multivalenz aufgießen und den Wein trinken.“

„Wein trinken“ gehört nicht in ein Rezept; ebenso „würzen“ in deinem Text, da es sich um ein Backrezept handelt.

„Schmeckt am besten zu einem Glas Rotwein. (Serviervorschlag)“

„Serviervorschlag“ ist eigentlich ein Bild, dass die Garnierung eines Lebensmittels zeigt (ein juristischer Kunstgriff, da das gefrorene Hühnerbein, welches man kauft, nicht so schon braun und mit Petersilie garniert ist, wie es das Bild auf der Packung suggeriert).


Woltochinon

 

Hallo Wolto,

entschuldige, dass ich erst jetzt zurückschreibe. Es kam auf einmal ganz viel Arbeit auf mich zu, und es wird auch noch eine Weile dauern.

Jedenfalls danke für dein Komment, würzen werde ich streichen. Wein trinken passt natürlich nicht, aber ich denke, es ist nicht so schlimm, denn es ist ja ncht wirklich ein Kochrezept.

Bei Gelegenheit werde ich es jedoch nochmal überarbeiten.

viele Grüße, frohe Ostern und bis bald

 

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