Kurzgeschichten schreibe ich aus einer Eingebung heraus. Ich hab eine bestimmte Szene im Kopf und dichte den Rest drumherum. Geschieht meist völlig spontan und innerhalb weniger Stunden, dass die Geschichte vom Gedanken zum geschriebenen Wort wird.
Längere Geschichten fangen ähnlich an und ich merke erst beim schreiben, dass sie länger werden. Dann fange ich mit dem Planen an. Für längere Geschichten habe ich "Meilensteine", also Dinge, die in diesem und jenen Absatz passieren sollten - wie die aussehen, weiß ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht. Dialoge führe ich vor dem Niederschreiben mit mir selbst, um sicherzustellen, dass das Geschwätz glaubwürdig klingt.
Ich folge meist der Gärtnermethode beim Schreiben: Hau die Saat hin und schau, was draus wächst. Genug Fantasie hab ich. Mir ist nur wichtig, dass die Geschichten einen speziellen Aufbau haben:
Es beginnt mit ..., woraufhin ...., was dazu führt ...., woraufhin ..., was dazu führt ... Beliebig fortsetzbar. Solange eine Aktion eine Reaktion erzeugt, folgt eine organische und glaubwürdige Handlung. Es ist schwieriger, den Schlußpunkt zu finden, als das Schreiben an sich *g*
Wenn der ganze Mumpitz dann aufgeschrieben ist, kommt der Text für eine Woche in die Schublade. Danach betrachte ich die Geschichte nochmal mit genügend emotionalen Abstand, streiche überflüssige Stellen und straffe. Es ist schade, wenn man einen Witz oder eine Szene streichen muss, weil sie im Kontext mit dem Teil/Der Kurzgeschichte nicht funktioniert, aber da muss man durch. Verschwendet wird es nicht - gute Witze hebe ich mir z.B. in einem gesonderten Dokument auf, um sie später an anderer Stelle oder in einer anderen Geschichte zu verwenden.
Notizen lege ich mir nicht großartig an. Das einzige, was hier herumliegt, ist eine Karte meiner Welt, damit ich die Himmelsrichtungen oder Ortsbezeichnen nicht durcheinander werfe. Ich habe ein Charakterglossar, um mir wiederkehrende Figuren oder einprägsame Hänsel zu merken. Vieles davon ist in ständiger Änderung, weil ich gerne mit Persönlichkeiten herumjongliere - daher sind die Figuren, die in meinen hier veröffentlichten Kurzgeschichten auftauchen, in dieser Form nicht in meinem offiziellen Kanon.
Da Kurzgeschichten ein großartiges Werkzeug sind, um Figuren auszuprobieren, schreibe ich 2, 3 Kurzgeschichten, bevor ich mich an ein größeres Projekt setze, um mich mit den Hauptfiguren auseinanderzusetzen und ein Gefühl für sie zu bekommen. Wenn ich dann merke, dass mir die Figur auf der Schulter sitzt und kommentiert, wie ich sie schreibe, weiß ich, dass ich mich in den Charakter hineinversetzen kann. (Das klingt gruseliger als es ist. Nein, ich sehe diese kleinen Männchen nicht auf meiner Schulter sitzen! Das ist eine Metapher!)
Wenn ich dann alles habe, gehts ab. Dann setze ich mich hin und tippe, bis mir die finger glühen. Wenn ich einen Lauf habe, kommen in einer Woche schon gern mal ~150 Seiten zusammen.
Danach gehts ans korrigieren und drüberlesen, liegen lassen, nochmal von vorn und dann gehe ich den Leuten im Forum mit dem Unsinn auf den Sack!