Demonstration und ein Hinweis an unsere Schutzmänner
Ich gestehe, dass in mir eine Perversion existiert. Immer wenn ich von der Polizei zusammengedroschene Demonstranten im Fernsehen sehe, bin ich scharf auf mehr, will mehr Bilder mit mehr Gummiknüppeln, mehr Uniformen, mehr Geschrei, mehr Schutzschildern und Helmen. Meinen visuellen Orgasmus bekomme ich beim Anblick von Wasserwerfern.
Mein Verlangen hat jedoch nichts mit einer Liebe zu den Aktionen der Polizei zu tun. Diejenigen Herren Demonstranten, die Narrenfreiheit für sich beanspruchen und kurz mal ein Steinchen werfen, ein Auto entstellen oder sonst eine Aktion in irgendeiner Form ausufern lassen müssen, sollten mit Vater Staats handfesten Direktwerkzeugen ruhig spürbaren Kontakt erleben.
Doch muss ich ein wenig tadeln, was so seitens der Jungs von der Wache passiert. Unschöne Bilder erreichen mich, wo sie eine, ich will mal sagen, recht unverkrampfte Haltung gegenüber den Kundgebungsteilnehmern einnehmen. Da zückt man seinen Knüppel auch schnell mal bei eher sanftmütigen Aufmüpfigen. Und wozu auch stoppen, wenn sie nicht flüchten, sondern sich eh schon bereitwillig auf die Straße legen? Immer noch mal drauf, geschadet hat ein kleiner Klaps noch niemandem. Lieber einmal mehr, damit es besser hält. Zusammen mit Kollegen, die emsig helfen, ihnen das Züchtigungsmuster gleichmäßig am Körper aufzutragen.
So, das reicht, nun an alle feurigen Demoliebhaber: Euer Bild ist an den Alltag assimiliert, deshalb bringt es nichts. Ihr seid in den Medien nur Demonstranten, egal wogegen ihr demonstriert. Eure Motive sind egal, niemand schenkt eurem Inhalt Beachtung. Zu gewöhnlich ist eine Demo bei jedem Anlass. Sozusagen Demonstrationsüberschuss, so dass man nicht über die eine nachdenken kann, weil sie schon wieder vom Bild eines anderen Aufmarsches zugeschissen wird. Selektiert eure Einsatzorte strenger, dann nimmt die Öffentlichkeit euer Anliegen auch intensiver wahr.
