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Der Abschiedsbrief

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01.09.2005
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Der Abschiedsbrief

Die alte Frau drehte den Schlüssel und öffnete die Tür. Überwältigt vom Gestank, der ihr entgegenschlug, warf sie ihre faltigen Arme in die Höhe: „Oh Gott! Ohgottogott! Ich hab’s geahnt. Der hat da drin den Löffel abgeben!“
‚Schön, dass Sie trotzdem zwei Wochen gewartet haben, bevor Sie uns Bescheid gaben,’ dachte Höhnke und fügte, während die Frau des Hausmeisters mit dem Schlüsselbund in der Hand das Treppenhaus hinunterstürmte, leise flüsternd „Blöde Wachtel“ hinzu.
„Ernst!“ fuhr Sandra ihn an. Das war ihr offenbar zu wenig Anstand und Respekt im Umgang mit dem Bürger gewesen. Schließlich war sie noch nicht lange Polizistin und hatte die wahren Lehrjahre noch vor sich, in denen sie Schichtdienst für Schichtdienst herausfinden würde, dass Sie einen Beruf gewählt hatte, in dem sie jeden Tag ihre Gesundheit und manchmal sogar ihr Leben für einen Haufen undankbarer Vollidioten riskierte.
„Ist doch wahr,“ fluchte Höhnke. „Die Leute passen nicht aufeinander auf und wir müssen dann ...,“ er lugte in die Wohnung und schob die Tür ein bisschen weiter auf, „pfui deibel, Herr Gott, wie kann man so aneinander vorbeileben? Letzte Woche habe ich mit Stefan einen aus der U-Bahn gezogen, den hatten sie abgestochen. Direkt am Gleis, am helllichten Tag! Zwei Meter weiter sitzt ein Typ, liest Zeitung und wartet auf die Bahn! Hätt’ ihn erschießen sollen.“
„Der hatte Angst. Ist doch völlig normal,“ verteidigte Sandra den ihr unbekannten Sitzenbleiber.
‚Gott, bist du jung,’ dachte Höhnke zum unzähligsten Male, seit er mit der achtundzwanzigjährigen Frau zum Streifendienst eingeteilt worden war. Er betrat den Wohnungsflur und hielt sich die Hand vor Mund und Nase. „Gewöhn dich daran, dass du dich nie an den Geruch gewöhnst,“ sagte er.
Sandra blieb auf dem Flur stehen. In ihrem unsicheren Gesichtsausdruck sah Höhnke jetzt das Mädchen, dass sie noch vor wenigen Jahren gewesen war.
„Dein erster Monte Christo?“ fragte er.
„Mein erster was?“ fragte Sandra zurück. Ihre sonst so sichere, autoritäre Polizistinnenstimme bebte leicht aber unüberhörbar.
„Monte Christo. Eingesperrt, isoliert, vergessen. Wenn wir einen in seiner Wohnung finden, den’s da schon vor Wochen aus’m Diesseits gehauen hat, nennen wir das einen Monte Christo. Haben die Jungs von der Innenstadtwache mit angefangen.“
„Aber die Leute hat doch wohl im Normalfall keiner eingesperrt-“
„Nein, Mann, ich weiß, der Vergleich hinkt, ist doch auch egal, soll ja bloß’n Witz sein.“
Ihr Mund wurde ein Strich in ihrem Gesicht und Höhnke erkannte, dass sein Ton zu scharf gewesen war. Er fühlte Schuld in seinem Hals eine Faust ballen. Immerhin hätte sie seine Tochter sein können. Und genau dieses Gefühl hatte er ihr gegenüber in den letzten Wochen entwickelt, hatte wehrlos erdulden müssen, wie etwas in ihm die kühle, oberflächliche Freundschaft eines vorgesetzten Kollegen gegen den warmen Beschützerinstinkt eines Vaters ausgewechselt hatte.
„Das hier gehört auch zum Job, aber wenn du nicht willst, und du siehst mir nicht so aus, dann brauchst du auch nicht mit reinzukommen.“
Sandras Gesicht begann in tomatenrot zu leuchten als hätten Höhnkes Worte sie angeknipst wie ein Griff zum Schalter eine Glühbirne. Offenbar war sie sich dessen bewusst. Sie nahm ihre Mütze vom Kopf, legte die Hand vor den Mund und sah auf den Boden. Es klang fast ein wenig wütend, als sie sagte:
„Quatsch, ich bin doch nicht aus Zucker. Hey ho, let’s go.”
“Was?” fragte Höhnke.
„Haben die Ramones gesungen.“
„Wer?“
„’Ne Punkband.“
„Ach du Scheiße, so wie die Typen, die wir immer aus’m Bahnhof scheuchen müssen? Solche Leute dürfen auch noch Musik machen?“
Sandra lachte. Höhnke grinste.
„Na, dann mal rein in die gute Stube, junge Frau. Du bleibst aber hinter mir, ist klar.“
Sie gingen den Flur entlang und suchten nach der Richtung, in der der Gestank schlimmer wurde.

Was von Gerd Jahnke übriggeblieben war lag im Wohnzimmer vor dem auf tonlos gestellten Fernseher und sah sich eine Dokumentation über sanitäre Anlagen im alten Rom an. Höhnke zog im Geiste eine gerade Linie durch den verwesenden Körper, bestimmte so die Kriechrichtung und landete mit seinen Augen bei einem Telefon, dass auf einer Kommode hinter dem Fernseher stand. „Sofort anrufen, wenn die Schmerzen im Arm anfangen, Opa,“ sagte Höhnke. „Nicht erst warten, bis der Brustkorb explodiert. Merks dir fürs nächste Leben.“
„Du glaubst, es war ein Herzinfarkt?“ fragte Sandra und schluckte deutlich hörbar zweimal während dieser wenigen Worte, so dass die in ihr aufsteigende Übelkeit in ihren Worten mitschwang wie eine verstimmte Violine in einem Orchester.
„Ja,“ antwortete Höhnke. „Obwohl ... jetzt wo du’s sagst ...“
Er machte einige Schritte durch das Halbdunkel und zog die Vorhänge zurück, so dass der ätzende Gestank dank der Sonntagnachmittagssonne ein visuelles Pendant bekam.
„Oh ...“ Höhnke betrachtete den saftigen Leichnam und die rotgelbe Pfütze, die sich darum gebildet hatte. Sandra stöhnte wie ein Grippekranker, der sich zum Suppe löffeln im Bett aufsetzten muss. Sie betrachtete alles außer den Toten.
„Immer noch Herzinfarkt?“ fragte sie und man hörte, dass sie sprach, um nicht kotzen zu müssen.
„Eher ’n Napalmangriff,“ sagte Höhnke.
Sandra schlurfte auf den Fernsehsessel zu, eine Hand vor dem Mund, die andere auf dem Bauch. „Vielleicht hat er was genommen,“ fiepte sie, ohne die Hand von ihrem Mund zu nehmen. „Sich umgebracht.“ Mit der Hand, die auf ihrem Bauch lag, nahm sie einen Zettel, der im Schoß des Sessels lag. „Das sieht doch ziemlich nach Abschiedsbrief aus hier ...“
„Nicht anfassen!“ rief Höhnke, schnellte mit drei hastigen Schritten zu seiner Kollegin und riss ihr das Papier aus den Händen. „Nicht ...“ Wieder ließen ihn Sandras viel zu junge Augen erweichen und die Strenge aus seiner Stimme nehmen. „Nicht ... anfassen ...“ Er hielt das Papier von sich weg wie die Arschkarte. „Ach, scheiße, jetzt hab ich’s auch angepackt.“
Etwas blühte in seiner Brust, als sie die Hand von ihrem Mund nahm und lächelte. Als sie zusammenkrampfte und begann zu husten, dachte er zunächst, seine nicht ganz unbeabsichtigt zur Schau gestellte Balu-der-Bär-Trotteligkeit hätte sie sogar zum laut Loslachen gebracht. Doch nur den Bruchteil einer Sekunde später verrieten ihm die heißen, feuchten Spritzer in seinem Gesicht, dass der Sachverhalt vollkommen anders lag. Sandra hatte ihren tapferen Kampf gegen den Brechreiz verloren.
„Aufs Klo, geh’ aufs Klo!“ rief er und Sandra nickte hektisch, obwohl er sicher war, dass eine intelligente Frau wie sie sich wahrscheinlich genauso wie er gerade fragen würde, woher genau man denn wissen sollte, wo sich in dieser Gaskammer das Klo befand. Höhnke hörte ihr Trampeln auf dem Flur. Eine Tür wurde aufgerissen, wieder zugeschlagen, Trampeln, eine zweite Tür flog auf, dass es klang, als hätte jemand sie eingetreten, dann folgte das unverwechselbare Plätschern eines Wasserfalls im Bonsaiwald, unterbrochen vom atemlosen Husten des Rückwärtsessenden.
Mit einem Taschentuch wischte Höhnke die Spritzer von Sandras Mageninhalt aus seinem Gesicht und besah sich noch einmal den Toten. Er war unter Schmerzen gestorben, soviel verriet sein Mund, der so weit aufgerissen war wie bei einer Anakonda, die einen Wasserbüffel verschlingt. Wie Adlerklauen reckten sich die Hände in die Höhe, die Arme eng angewinkelt, so als wäre der Tote ein Kind, dass ein Contaganopfer nachäfft. Das tiefgelbe, dickflüssige und mit Blut vermengte Sekret, dass aus allen Körperöffnungen im Gesicht lief, kam auch unter den Fingernägeln hervor und tropfte zäh und langsam erstarrend wie Wachs auf die entblößte Brust.
Das Hemd hatte Janke sich offenbar vom Körper gerissen. Ein Großteil der Knöpfe fehlte. Einige konnte Höhnke im Raum herumliegen sehen.
Offene Stellen, die aussahen wie Brandverletzungen, waren überall dort erkennbar, wo Haut frei lag. Vom Anblick und Gestank endgültig überwältigt vergaß Höhnke die paar Dienstvorschriften, die sie noch nicht gebrochen oder zumindest arg verbogen hatten, ließ sich in den Fernsehsessel senken und las den Brief.

Hey Gerd,

ich glaube, wir haben jetzt gut dreißig Jahre nichts mehr voneinander gehört und eigentlich hatte ich auch schon mit dem Gedanken gespielt, es dabei zu belassen und mich darauf zu freuen, deine Visage im Jenseits zu polieren für alles, was du mir angetan und genommen hast. Ich habe gehört, dass Luise mittlerweile gestorben ist und hoffe sehr, dass es langsam und schmerzhaft war, aber da kann ich ja bei Blasenkrebs von ausgehen. Für mich war sie ohnehin schon damals gestorben, als ich sie mit dir erwischt habe.
Aber du weißt natürlich, was mich all die Jahre wesentlich mehr gequält hat als von dieser untreuen Schlampe für meinen besten Freund, diesen idealistischen Vater Theresa, verlassen zu werden. Wir hätten reich sein können, du und ich, Gerd, reicher als Gott und ich frage mich wirklich, ob du manchmal an diese verpatzte Gelegenheit denkst, jetzt wo du mit deiner mickrigen Rente in diesem Wohnsilo langsam verfaulst.
Ich bin zurückgegangen, Gerd, zurück nach Pasa de la orchídea, zurück zu den Peri-Indianern, zurück in den Waldteil, in dem „Dämonen ihre Notdurft verrichten,“ wie das hässliche alte Indiogerippe mit dem Lendenschurz aus Vogelspinnen das damals nannte. Oh, der ist übrigens immer noch da, ist das nicht unglaublich? Ich meine, wie alt mag der jetzt sein? Hundertfünfzig?
Du wolltest ja damals nicht weiter daran forschen, was genau die Tiere und Menschen dort umgebracht hatte, die aussahen, als hätten sie in Schwefelsäure gebadet, weil du sicher warst, dass unsere Ergebnisse zu unlauteren Zwecken missbraucht würden. Und weil du wusstest, dass ich der Realist in unserem Gespann war, hast du nach unserer Rückkehr die Scheißkarten mit den Wegen zu den Peris vernichtet. Damals hast du mir die Chance meines Lebens vorenthalten. Aber wenigstens hast du ja danach mein Mädchen flachgelegt, Danke dafür.
Ich hab’ den Weg zurück gefunden, Gerd, mit Hilfe einiger fähiger Leute und des Internet – das Scheißding ist wirklich für alles zu gebrauchen. Jetzt werd ich meinen Fund verkaufen, an die Jungs mit den Bärten, die mit Sternen und Streifen im Hirn oder sonst wen, ist mir scheißegal, die Welt ist ein Irrenhaus und ich hab’ sie nicht dazu gemacht, und das Mindeste, was mir zusteht, ist ein kleines materielles Trostpflaster für alles, was ich durchgemacht habe.
Ach so, was es ist, fragst du?
Weißt du, der alte Vogelspinnen-über-dem-Pimmel Urwalddoktor hat gar nicht so falsch gelegen mit seiner Theorie vom Dämonenklo. Die Luft ist wirklich nicht gut in diesem Teil des Waldes, Gerd. Es sind Bakterien. Fressen dich schneller auf als verdammte Piranhas. Ich arbeite natürlich auch mit ein paar Leuten zusammen, die Ahnung von Biologie und dem ganzen Zeug haben, und die sagen, es wirkt ungefähr so wie ein Schwelbrand auf deiner Haut. Es frisst sich durch und nimmt sich schließlich deine Organe vor, die dir aus sämtlichen Öffnungen kommen, während es an dir arbeitet. Ist das eklig, oder was?
Und das Beste ist: Es lähmt in Sekunden und tötet in Stunden! Ist das nicht eine unglaubliche Sauerei? Und in einer Welt, deren Schöpfer so was existieren lässt, hast du immer versucht zu tun, was gut und richtig war. Ist dir bei dieser Ironie nicht zum Kotzen zumute?
Apropos ... Falls du dich gerade fragst, warum deine Finger so jucken, ich habe das Papier mit einer kleinen Probe von meiner mikroskopisch kleinen Goldgrube behandelt. Ich hoffe, ich habe lange genug mit dem Clou hinter dem Zaun gehalten, dass du’s nicht mehr zum Telefon oder nach draußen schaffst. Aber irgendwie vertraue ich da mal drauf, ich habe nämlich eine Glückssträhne im Moment.
Wir sehen uns auf der anderen Seite, Gerd. In einem Stück wirst du’s nicht schaffen.

Grüße,
Heinrich

Etwas machte Knoten in Höhnkes Beinmuskeln. Ameisen schienen mit Beißzangen in seine Fingerkuppen zu fahren. Sie krabbelten hinunter in seine Handflächen.
Sandra kam zur Tür herein. Kriechend. Ihre Hose war unten und mit etwas, dass aus ihrer Vagina lief, hinterließ sie eine Spur wie eine Schnecke. Sie hechelte hundegleich mit einer Zunge, schwarz und fast so groß wie die eines Rindes.
Höhnke warf den Brief weg als hätte das Papier plötzlich Feuer gefangen. Die ruckartige Bewegung fuhr so ungewohnt schmerzhaft in seinen Arm, dass er das Gefühl hatte, er würde am Bizeps abreißen. Er spürte seinen Schließmuskel erschlaffen und nahm noch wahr, dass es Blut war und nicht Durchfall, dass ihm aus der Hose floss. Dann musste er alles Denken den Flammen überlassen, die seine Empfindungen und seine Sinne verbrannten bis nur noch Schmerz übrig war.

 
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Ääääh,

sorry, ich habe keine Ahnung, warum hier jetzt nur die halbe Geschichte erscheint, mal abgesehen davon, dass ich noch einige Veränderungen daran vornehmen wollte.

Ich werd's heute nachmittag nochmal probieren.

Ein Opfer der Technik,

Jan-Christoph

Nachtrag Logbuch des Captains (von 13:22)
Ich glaub, jetzt passt's.

 
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Hallo Jan-Christoph,
da werden sich wohl bald zahllose Leichen von Kriminalern, Notärzten etc. in der Wohnung stapeln...

Ein paar Sachen: Höhnke sagt, dass man sich niemals an den Geruch gewöhnen wird - er hat es aber offenbar geschafft.

Wieso quatschen die beiden derart viel, wenn sie die Wohnung betreten, schon im Flur sind? Einerseits sind sie auf eine schreckliche Weise "normal", verhalten sich aber völlig anormal, wenn sie erst eine lange Diskussion über Belanglosigkeiten führen, statt gleich nachzusehen was los ist. Wenn's so abnorm stinkt, heißt doch die Devise eigentlich: nicht lange aufhalten, schnell hinter sich bringen...(weiß ich aus ähnlichen Erfahrungen als früherer Sanitäter. Ich konnte alles "sehen", aber üble Gerüche sind wirklich das Schlimmste!)

Im Raum mit der Leiche scheint als einzige Lichtquelle der Fernseher zu laufen. Es ist also nur zu erkennen, was vor dem Fernseher ist. Wenn Höhnke die Richtung der Kriechbewegung bestimmt, erkennt er zwar deutlich das Telefon hinter dem Fenseher (da dürfte es allerdings stockdunkel sein), aber nicht die Soße, in der die vom Fernsehen beleuchtete Leiche liegt. Wieso macht er nicht zuerst den Vorhang auf und nimmt dann eine solche "Untersuchung" vor, wäre doch einfacher. Ich würde sowieso als aller-aller-aller-erstes für frische Luft sorgen...dazu der nächste Punkt:

Warum machen die nur den Vorhang auf und nicht das Fenster, wenn's schon so erbärmlich stinkt?

Warum kotzt die gute Frau ins Gesicht des Kollegen? Man spürt doch eigentlich immer, wenn's hochkommt und wendet sich rechtzeitig ab, denke ich jedenfalls. Diese kleine Szene halte ich für über"flüssig".

Zur Kriechbewegung, in der die Leiche wohl erstarrt ist: man kriecht nur auf dem Bauch liegend. Warum tropft etwas auf die "entblößte Brust", wenn die Leiche auf der Brust liegt? Auch die Hände können in der erstarrten Kriechbewegung nicht so nach oben ragen, dass etwas von den Händen auf die Brust tropfen kann. Ich kann es mir zumindest nicht vorstellen. Mir deucht, die Leiche liegt mal auf dem Bauch, mal auf dem Rücken.

Warum beenden die Mikroben, die so rasch zersetzen, nicht ihr Werk? Von der Leiche dürfte doch nach ein paar Wochen nur noch eine Suppe (und Knochen) übrig geblieben sein? Noch immer liegt Haut frei und es tropft von den Händen...

Sehr gut haben mir viele viele Formulierungen gefallen, wie z.B. "Balu-der-Bär-Trotteligkeit".
Oder dies hier: "Sandra stöhnte wie ein Grippekranker, der sich zum Suppe löffeln im Bett aufsetzten muss." (bei "aufsetzten" muss ein "t" raus. Warum eigentlich nicht die weibliche Form "Grippekranke, die sich..."?)
Oder das da: "Was von Gerd Jahnke übriggeblieben war lag im Wohnzimmer vor dem auf tonlos gestellten Fernseher und sah sich eine Dokumentation über sanitäre Anlagen im alten Rom an."

Deshalb hat mir das Lesen im Grunde richtig Spaß gemacht!

Grüße
nic

 

Hi Proof!


Das wird jetzt mal ein kurzer Kommentar, weil ich mir nichts herauskopiert habe. Ich hoffe, das stört nicht.


Mir hat die Story sehr gut gefallen, dein Stil ist flüssig (auch wenn ich auf Wörter wie Balu-der-Bär-Trotteligkeit und Arschkarte nicht so stehe) und stellt sich angenehm hinter die Story.
Du charakterisierst die beiden Prots ohne Worte, Spannung entsteht durch die komplette Situation sowieso.
Und: Mit diesem Ende hätte ich nicht gerechnet! Kompliment!


Wie gesagt: sehr gut.


Liebe Grüße
Tamira

 

Heidiho und vielen Dank für Eure Kommentare,

Nikita (Klingt cooler, vertrau mir :) ):

Hossa, sollte mir da tatsächlich ein Logikarmageddon unterlaufen sein :D ? Der Reihe nach:

Höhnke sagt, dass man sich niemals an den Geruch gewöhnen wird - er hat es aber offenbar geschafft.

Nur weil er nicht gleich loskotzt?

Wieso quatschen die beiden derart viel, wenn sie die Wohnung betreten, schon im Flur sind?

Weiß nicht. Vielleicht um das Unvermeidliche herauszuzögern, weil sie beide nicht wirklich heiß drauf sind, den Toten zu sehen.

weiß ich aus ähnlichen Erfahrungen als früherer Sanitäter

Ok, bei der Erfahrung muss ich wohl die Waffen strecken ... aber meine Geschichte ist ja auch nicht das Leben sondern meine Geschichte, und meine Cops machen das halt so. :deal:

Es ist also nur zu erkennen, was vor dem Fernseher ist. Wenn Höhnke die Richtung der Kriechbewegung bestimmt, erkennt er zwar deutlich das Telefon hinter dem Fenseher (da dürfte es allerdings stockdunkel sein), aber nicht die Soße, in der die vom Fernsehen beleuchtete Leiche liegt.

Scheiße, hast du aufmerksam gelesen! :sad:

Zur Kriechbewegung, in der die Leiche wohl erstarrt ist

Angedacht: Kriechend gelitten, zum Sterben auf den Rücken gedreht. Daher auch die auf die Brust tropfenden Finger.

Warum beenden die Mikroben, die so rasch zersetzen, nicht ihr Werk?

Wie die genau funktionieren, weiß ich auch nicht. :D

Warum kotzt die gute Frau ins Gesicht des Kollegen?

Weil sie's nicht mehr schafft, sich rechtzeitig abzuwenden. :dozey:

Deshalb hat mir das Lesen im Grunde richtig Spaß gemacht!

Danke!

Tamira:

Wie gesagt: sehr gut.

Vielen Dank! Woher stammt eigentlich dein Name?

Grüße,

Proof

 
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Werter Proof,
und vielen Dank für die zwar nicht immer befriedigenden dafür aber entwaffnenden Antworten, z.B. was die Mikroben betrifft. Bleibt nicht viel von meiner Kritik übrig :crying:

Nun, Höhnke kotzt nicht nur nicht gleich los, ihm ist offensichtlich nicht mal ansatzweise übel.

Gut, wenn der Sterbende erst gekrochen ist und dann auf dem Rücken liegen bleibt, wie kann Höhnke eine Kriechrichtung bestimmen, wenn er doch gar nicht wissen kann, ob der Tote als noch Lebender zuletzt gekrochen ist?

Möchte aber nochmal betonen, dass ich die Geschichte atmosphärisch dicht finde und die "Stimmung" so gut transportiert ist, dass ich erstmal gelüftet habe. Ich konnte mich auch an Kleinigkeiten ergötzen, wie z.B. "warf sie ihre faltigen Arme in die Höhe". Ich sehe das richtig vor mir...

"Nikita" ist zwar ziemlich :cool: , nictita ist aber ein Wortspiel mit Bezug zu meiner Sammlung aus dem Jahr 1912...

Besten Gruß
nic

 

Hi Proof!

Mir hat die Geschichte gefallen.
Mir hat die Geschichte nicht gefallen.

:D Natürlich, wie bei fast allen Storys gibt es gute und schlechte Zeiten, äh, Seiten.

Die Idee hat mir gefallen, obwohl sie auch nicht neu ist, wahrlich nicht. Aber du hast sie von hinten aufgerollt, den Toten gefunden, gewundert, den Brief und...Scheiße. Das ist schon erfrischend.
Der Brief, natürliche, ist zu lang, Erklärungen in einer Kurzgeschichte sind immer schlecht.

Die Logikfehler, die nictita angesprochen hat! Das verträgt keine Erzählung, das macht sie tot, wie ein langweiliges Stück Schuhsohle.

Du verschnörkelst dich auch in den ersten Absätzen ein wenig:

Schließlich war sie noch nicht lange Polizistin und hatte die wahren Lehrjahre noch vor sich, in denen sie Schichtdienst für Schichtdienst herausfinden würde, dass Sie einen Beruf gewählt hatte, in dem sie jeden Tag ihre Gesundheit und manchmal sogar ihr Leben für einen Haufen undankbarer Vollidioten riskierte.

Da kannst du gut zwei Sätze draus machen.

„Der hatte Angst. Ist doch völlig normal,“ verteidigte Sandra den ihr unbekannten Sitzenbleiber.

Die wörtliche Rede reicht vollkommen aus, da braucht es die nachgestellte Erklärung nicht.

Er fühlte Schuld in seinem Hals ballen

:confused:
Mir sind einige der Formulierungen zu gewagt, auch die angesprochene Balu-Trotteligkeit. Sie sprengen den Rahmen, sie passen nicht hierher.

dickflüssige und mit Blut vermengte Sekret, dass aus allen Körperöffnungen im Gesicht lief,

Das ist schon irgenwie preiswürdig! Wat nu, Körper- oder Gesichtsöffnungen?


Alles in allem, muss ich sagen, haben mir die Verhaltensweisen der beiden Polizisten nicht gefallen. Tatsächlich, sie quatschen zuviel, sie würden sich im wahren Leben anders verhalten, sie sind nicht glaubhaft! Das nimmt viel der Spannung.

Wie gesagt, der Aufbau hat mir gefallen.

Und diese Scheiss-Pointe!:D

Grüße von hier!

 

Moin und immer schoen aufs runde Leder pillern, Harniball:

wie ein langweiliges Stueck Schuhsohle

Gibt es denn auch aufregende? :confused:

Da kannst du gut zwei Saetze draus machen.

Stimmt. Passiert. :)

Wat nu, Koerper- oder Gesichtsoeffnungen?

Gesicht gehoert zum Koerper.

Was stimmt nicht mit der Pointe?

Danke fuers Lesen und deinen Kommentar!

Gruesse,

Jan-Christoph

 

Scheiss-Pointe in dem Sinne, dass sie mir eine Gänsehaut verpasst hat!

 
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Ach so, das ist doch schön (:) ), ich hatte befürchtet, es handele sich um einen inhaltlichen und stilistischen Brückenschlag zu deinen Einleitungssätzen ("Ich fand's toll, ich fand's scheiße").

Die Gans

 

Moin Proof!

Wieder mal astrein, dein neuester Beitrag zum Thema ungewöhnliche Todesursachen. Das Politistenduo kommt sympathisch rüber und der Zustand der Leiche und die Auswirkungen des "Mordwerkzeugs" am Schluss sind schön widerwärtig beschrieben.

Kann mich meinen Vor-Kritikern auch nur anschließen, der einzige Schwachpunkt ist (wieder mal) deine Neigung zu schrägen Metaphern a la

Sandra stöhnte wie ein Grippekranker, der sich zum Suppe löffeln im Bett aufsetzten muss.

Du übertreibst es mit deinem Einfallsreichtum, ein paar "stinknormale" Sätze zwischendurch würden dem Leser etwas Zeit geben, die Metaphern in Gedanken wirken zu lassen.

Die Vergleiche sind teils ja ganz witzig und lockern die triste Handlung über die leidige Polizeiarbeit auch gut auf, passen aber so gar nicht zu der bedrückenden Atmosphäre am Tatort. Die Professionalität der Beamten wird auch gleichzeitig in Frage gestellt, wenn du ihnen mit ihren flapsigen Bemerkungen eine menschliche Seite verpasst.

Sehr gelungen fand ich die Schlusspointe. Alles in allem ein ausgezeichnete Kg.

Gruß, Marvin

 
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Yo Marv,

erstmal wie immer vielen Dank für deine Zeit.

Du übertreibst es mit deinem Einfallsreichtum, ein paar "stinknormale" Sätze zwischendurch würden dem Leser etwas Zeit geben, die Metaphern in Gedanken wirken zu lassen.

Habe schon manches Mal meine Geschichten gelesen und mit Blick auf die Metaphern gedacht "zu viel, zu dick, zu abgespaced", aber es macht einfach sooo'n Spaß. :crying:

Ich gelobe Besserung.:chaosqueen:

Die Professionalität der Beamten wird auch gleichzeitig in Frage gestellt, wenn du ihnen mit ihren flapsigen Bemerkungen eine menschliche Seite verpasst.

Bin aus dem Alter raus, in dem man glaubt, Polizisten seien keine Menschen. Eine menschliche Seite ... Ja klar! Je sympathischer die Figuren, desto eklatanter der emotionale Tritt in die Hoden, wenn der Deformierte/Untote/Dämon etc. die Kettensäge anwirft.

Sehr gelungen fand ich die Schlusspointe.

Hauptinspiration war übrigens nicht, wovon die Meisten vermutlich ausgehen werden, Cabin Fever, sondern eine Folge von Geschichten aus der Gruft mit dem Titel Ein Souvenir mit Folgen, die mich im zarten Alter von sechzehn aber so was von aus den Puschen gehauen hat! Steve Buscemi und Roger Daltrey spielen mit. Und fieser geht's echt nimmer! Auch wenn ich zugeben muss, dass mich das Ganze nicht mehr so hochgeradig verstört hat, als ich es mir letztens nochmal auf DVD angesehen habe.

Anyway: Auschecken das. Höchste Empfehlung.

Grüße,

Proof

 

Bin aus dem Alter raus, in dem man glaubt, Polizisten seien keine Menschen. Eine menschliche Seite ... Ja klar! Je sympathischer die Figuren, desto eklatanter der emotionale Tritt in die Hoden, wenn der Deformierte/Untote/Dämon etc. die Kettensäge anwirft.

Der Punkt war eher, dass die beiden Polizisten sich nicht professionell, d.h. nicht glaubwürdig verhalten. An einem solchen deprimierenden Tatort macht man nicht noch blöde Scherze, auch wenn das den "Menschlichkeits-Faktor" unterstreicht. Soll ja schließlich nicht Police Academy Teil 27 sein, oder? ;)

 

An einem solchen deprimierenden Tatort macht man nicht noch blöde Scherze

Kann man nicht pauschalisieren. Viele Menschen, die beruflich mit Leid und Tod zu tun haben, entwickeln eine Art Galgenhumor, der auf Außenstehende unpassend, zynisch oder regelrecht grausam wirken kann.

Ein Psychologe könnte dir vermutlich erklären, woran das liegt. Ich kann nur auf meine Erfahrungen während des Zivildienstes verweisen.

Grüße,

Proof

 

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