Was ist neu

Der alte Mann und die Saat

Mitglied
Beitritt
23.06.2005
Beiträge
2

Der alte Mann und die Saat

Dunkelheit.
Nichts als Stille.
Eine Kerze erhellt sich auf einem Tisch.
Flackerndes Licht tänzelt Schatten auf die Falten eines alten Mannes mit Zylinder.
Der Rauch der Kerze weht um seinen struppigen Bart und seine rechte Hand ist zu einer Faust
auf dem Tisch
geballt.
Fest umkrampft.
Als er dich sieht beginnt er zu lächeln und sein Gesicht zerfurchtet sich in Lachfalten, während er sich
verbeugt und seinen Zylinder in das Dunkel herabfallen lässt.
Er reckt dir die verschlossene Hand entgegen und öffnet sie langsam.
Seine Finger geben eine kleine Saat frei, die sich leicht schimmernd in seine Handfläche bettet.
Ein Keim, ein Gefäß, das myriaden Möglichkeiten beinhaltet, je nachdem was ihm in seinem Leben widerfahren mag.
Du stellst dir all seine möglichen Ausmaßungen vor, doch plötzlich hälst du die Luft an...,
denn es schien
als wäre der Samen leicht ... erzittert.
Du selbst beugst dich vor, um zu sehen was passiert und dann ...
ein Zucken,
wieder eins, zittern.
Die kleine, schimmernde Saat zappelt auf der Handfläche des Alten die Lebenslinie entlang und hält mit der selben
Plötzlichkeit inne.
Wieder nichts als Stille.
Mit einem Mal beginnt sie zu beben und brummen. Sie vibriert wie anstauende Kraft, die heraussprudeln will, und
knackt einen winzigen Riß in ihre Hülle...
stille...
Als hätte sie ihre ganze Kraft in diesen Riss gesteckt, verstummt es...
Nichts passiert als du nochmals kurz in die Augen des Alten schaust dessen Augen weit aufgerissen auf den
Riß starren. Die feinen Adern in seinen Augen sind vor Aufregung angespannt und auf seiner faltigen Stirn
schimmern dicke Schweißperlen.
Und da keimt es plötzlich ganz langsam. Ganz vorsichtig erhebt sich der kleine Sproß, reckt sich im Kerzenlicht
und wächt diesem entgegen.

[...]


Ein Raum mit einem Tisch, der von einer Kerze erleuchtet wird.
Die Flamme
klettert ins Wachs
und erlicht...​

 

Danke für dein Lesen und die Kritik. Ich will ohne Umschweife darauf eingehen:

-„Dunkelheit.“
--Diese ein-Wort-Einführung impliziert Absolutheit. Fälschlicherweise...

Öhm... nein, das war tatsächlich Absicht. Auch wenns dir nicht gefällt.

-„Nichts als Stille.“
--Klingt irgendwie abgedroschen,[...]

Stimmt. Trotzdem fällt mir nach wie vor keine bessere Formulierung ein. Und dir, wie es scheint, ebenso wenig.

-„Eine Kerze erhellt sich auf einem Tisch.“
--Warum wird hervorgehoben, dass die Kerze sich selbst erhellt?[...]
Du denkst mir zu chirurgisch. Die Kerze hat ihre eigene Seele. Der Docht entflammt sich von selbst, ohne äußere Einwirkung. So wollte ich das und nicht anders.

-(Mein Einleitungsvorschlag:
„Stummes Kerzenflackern.
Ein Tisch reckt sich in die vertrieben Dunkelheit.“)

Gefällt mir nicht. Das Bild, das es einem vermittelt, ist nicht das selbe, das ich mir ausmale. Ich will, daß man am Anfang nur Schwärze sieht und das Licht die Szenerie anfängt zu entwickeln.

-„Flackerndes Licht tänzelt Schatten auf die Falten eines alten Mannes mit Zylinder.“
--Vollkommen wirres Bild; in flackerndem Kerzenlicht tänzeln höchstens die Schatten selbst, und dies auch genauso genommen nicht auf den Falten (es handelt sich um erhabene Stellen!)
Hier präzisieren, z.B.: „Über die Züge eines alten Mannes tänzeln Schatten.“

Ja, das ist wirklich ein wirres Bild. Allerdings ist deine Verbesserung unpassend. Ich würde dann denken: Was sind das für Schatten? Ist noch jemand/etwas im Raum?
Außerdem willst du unbedingt die Seele aus meiner lieben Kerze klauen.
Neinnein, so nicht. ;)
Sie soll ihre Persönlichkeit haben und gemütliche Pirouetten drehen.

-„Der Rauch der Kerze weht um seinen struppigen Bart“
--Das klingt eher nach Hochofen; Rauch einer brennenden Kerze sieht man eigentlich kaum, außer, diese rußt besonders.

Da hast du recht. Das habe ich schlecht beschrieben.

--Außerdem: woher kommt der starke Luftzug, der wehen lässt?

Das ist wiederrum irrelevant. Ich könnte sagen: Aus der Dunkelheit die um die Szenerie nach wie vor geblieben ist. Aber das würde keinen Unterschied machen. Es ist nunmal egal.

-„Fest umkrampft“
--Da ist noch nichts erwähntes, was umkrampft werden könnte. In diesem Kontext: „Etwas fest umkrampft“.

Ja, tatsächlich. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung was ich damit meinte. Vielleicht: verkrampft? Ich weiß es wirklich nicht mehr. :/

-„und sein Gesicht zerfurchtet sich in Lachfalten“
--Das Gesicht ist doch bereits zerfurcht. Hier kommt nur ein Ausdruck der Steigerung in Frage („[...] zerfurcht sich stärker in Lachfalten“).
-„Ein Keim, ein Gefäß, das myriaden Möglichkeiten beinhaltet, je nachdem was ihm in seinem Leben widerfahren mag.“
---„Myriaden von Möglichkeiten“

Danke.

--„Du stellst dir all seine möglichen Ausmaßungen vor, doch plötzlich hälst du die Luft an“
-Da bin ich aber kreativ; ich bezweifle, dass mir dies tatsächlich gelänge.
-„Ausmaßungen“ gibt’s nicht, „Ausmaße“ klingt eher nach Katastrophe. „Erscheinungsformen“ meinst du.
-„hältst“

Oh ja. Du hast Recht. Das klingt nach ungewolltem Stuhlgang.

„wieder eins, zittern.“
-„Zittern“

--„winzigen Riß [...] in diesen Riss gesteckt [...] dessen Augen weit aufgerissen auf den
Riß starren.“
-Drei Risse, zwei davon falsch geschrieben, ein verwandtes Adjektiv; nicht toll in so einem kurzen Text!

Danke.

--„Die feinen Adern in seinen Augen sind vor Aufregung angespannt“
-Adern kann man nicht spannen. Offensichtlich verleihst du Dingen gern ein Eigenleben, was in vielen Fällen zu unsinnigen Aussagen führt (s.o.).

Vielleicht besser: "angeschwollen"?

--„Die Flamme
klettert ins Wachs
und erlicht...“
-Und noch den Abschieds-Schnitzer: „Klettern“ impliziert „nach oben“, was in diesem Sinne stark dem eigentlichen Bild UND dem Ende widerspricht. „Steigt hinab ins Wachs“ klingt wesentlich besser.

Ok, stimmt. Nochmals danke.

--"dass ich dein Werk für keinen Geniestreich halte."

Sag einfach: Müll. ;)
Ich komm damit klar. Das war ein Werk ausm Fieberrausch. Ich gebe nicht viel drauf. Wahrscheinlich weil der Prozess des Schaffens mich beruhigt hat und entspannt. Es hat somit seine Aufgabe für mich erfüllt.
Trotzdem nochmals danke, daß du dir die Zeit genommen hast. Ich werde in Zukunft stärker auf so unglückliche Formulierungen achten.
Allerdings werde ich die Story wohl nicht weiter überarbeiten. Ich lasse es einfach mal als mangelhaftes Werk und stehe zu diesem "Fehler"...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Gods-Mistake,
da ich auch die Geschichte gelesen habe, möchte ich mich auch kurz zu Wort melden.

Wie Existence bereits erwähnte, gibt es einige Kritikpunkte bei deiner Geschichte. Deine Ein-Wort-Eröffnung ist meiner Meinung nach nur schlecht, da das Wort unpassend gewählt wurde. Absolute Dunkelheit im Kontext mit einer brennenden Kerze passt einfach nicht. Diese unklug gewählten Formulierungen ziehen sich durch die Geschichte, welcher meiner Meinung nach gut ist. Sowohl die Idee, als auch die Art, wie du erzählst. Hier und da die Formulierungen ändern, dann liest sich deine Geschichte auch besser, der Leser beginnt dann nicht alles zu hinterfragen.

Das war ein Werk ausm Fieberrausch. Ich gebe nicht viel drauf. Wahrscheinlich weil der Prozess des Schaffens mich beruhigt hat und entspannt. Es hat somit seine Aufgabe für mich erfüllt.

Allerdings werde ich die Story wohl nicht weiter überarbeiten. Ich lasse es einfach mal als mangelhaftes Werk und stehe zu diesem "Fehler"...


Mein Tipp: Verbessere deine Geschichte, jedoch lass sie zuvor einige Zeit (Stunden, Tage, Woche) ruhen. Nimm Abstand und versuche, wenn du sie dann für die Überarbeitung nochmals liest, deine Geschichte vor deinen eigenen Augen zu sehen. Mach dir ein Bild von jeder einzelnen Szenen. Beschreibe, was du siehst.
Ich denke nicht, dass du einfach so etwas Geschriebenes "wegwerfen" oder "vergessen" solltest. Schreiben pflegt und befreit uns, jedoch sollten wir auch das, was wir schreiben, anerkennen und pflegen. (Respekt vor dem inneren Schriftsteller?)

Bezüglich "Nichts als Stille": Wie wäre es, wenn du Gefühle erwähnst. "Bedrückende Stille.", "Beunruhigende Stille.", "Erdrückende Stille.", "Atemraubende Stille."... Die richtige Formulierung mag dir vielleicht schwer fallen, jedoch wenn du einmal das Bild vor dir hast, weißt du auch, wie du dich beim Anblick fühlst. Vielleicht fällt dir auf diese Weise schnell eine passende Formulierung ein.

Ansonsten, wie gesagt, gute Geschichte, kein Müll. Die Idee der Geschichte gefällt mir.

Stille Grüße

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom