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Der Anarchist

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02.02.2005
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Der Anarchist

Der Anarchist

Berlin Ost 1967


"Dich werden wir umerziehen! Du arbeitsscheues Subjekt!" schrieen die Polizisten und zerrten Max von seiner Ecke in die Grüne Minna. "Und mit Rias hören ist auch Schluss!"
Max war darüber nicht sonderlich erstaunt. Irgendwie hatte er es erwartet, ja, sogar herausgefordert. Das System von Macht und Gehorsam funktioniert reibungslos, dachte er. Doch bei jedem noch so perfekt geschmierten Räderwerk fällt hier und da ein Sandkorn ins Getriebe. In diesem Falle bin ich das Sandkorn. Ich. Max. Jedenfalls fühle ich mich so, denn ich breche die ehernen Regeln der Diktatur, begehre öffentlich auf, trage bunte Hemden und lange, rote Haare, stehe stundenlang mit meiner Kofferheule an den Ecken der Straßen herum und tue nichts. Ich verweigere mich, mich und die Arbeit.

Der erste der drei Polizisten klemmte Max seine Schraubstockfaust in den Nacken, die beiden anderen drehten seine Arme auf den Rücken und stießen ihn auf die Hinterbank des Polizeiwagens. Die Türen klappten zu und der Wagen fuhr los. Max saß eingeklemmt zwischen den zwei Beamten, die kein Wort mehr über ihre Lippen brachten. Auch Max sagte nichts. Er wusste, es wäre zwecklos gewesen, wie auch jeder Widerstand. So schielte er verstohlen aus dem Fenster und erhaschte noch schnell den Blick einer seiner Kumpel, der mit seinem Mädchen am Arm die Straße entlang schlenderte.

Der Wagen hielt vor einer ihm bekannten Polizeiinspektion. Die beiden Polizisten verpassten ihm Handschellen und führten ihn über einen großen, leeren Hof zu einem roten Backsteingebäude in ein kahles Zimmer.
"Legen Sie bitte alle Kleider ab", sagte ein riesiger Kerl. "Alle persönlichen Sachen, und ziehen Sie die Gefängniskluft an. Auch die langen Haare müssen ab."
"Armleuchter", dachte Max, "euch werde ich es zeigen. Für diese Aufmerksamkeit gehe ich gerne in den Knast".
"Stehen Sie nicht so krumm herum!!" brüllte der Kerl plötzlich. "Nehmen sie gefälligst die Hände aus den Taschen und Haltung an!"
Max gab sich einen Ruck. Der Kerl stieß ihn einige Treppen hinunter in einen Keller und öffnete die Tür einer winzigen Zelle.
So begann ein Sommer, der sich in die Erinnerung seines Lebens einbrannte wie kein anderer.

Die Zelle war drei Meter lang und zwei Meter breit. Eine dicke Stahltür diente zum Verschluss. Ein winziges Waschbecken, ein Regal an der Wand, eine Liege und ein Klo ohne Brille und Deckel waren das einzige Inventar. Der vordere, der Sanitärbereich, war durch ein Eisengitter von dem hinteren Raum getrennt. Die Seitenwände grob mit Mörtel verputzt und die Außenwand zur Hälfte aus lichtdurchlässigen Glasbausteinen. Dort stand Max.
"Wie ein Tiger im Käfig", dachte er bitter nach drei Tagen Einzelhaft. "Doch im Gegensatz zum Tiger, der in seinem begrenzten Raum wenigstens sitzen und liegen darf, ist es mir verboten, mich auf den Boden zu setzen, zu legen oder an die Wand zu lehnen. Ich muss sechzehn Stunden am Tag stehen, darf nicht ein einziges Schrittchen tun, und, ein Tiger bekommt ausreichend zu fressen. Ich nicht! So ein Arsch von Aufseher legt mir morgens halb sechs eine Scheibe trockenes Brot in die Luke und nachmittags noch eine. Normalerweise bekommen die Häftlinge in Einzelhaft jeden dritten Tag zur Mittagszeit ein Schüsselchen Suppe. Doch mich vergisst man einfach."

So stand Max in seiner tristen Gefängniskluft hinter dem Gitter. In der Stahltür war ein winziges Guckloch, durch das er beobachtet wurde. Über der Tür hing ein Scheinwerfer, der ihn stundenlang in grelles Licht tauchte. Bald hatte er nur noch einen einzigen Wunsch: sich setzen, oder zumindest an die Wand lehnen. Doch hätte er dies getan, wäre er mit Handschellen an die Gitterstäbe gefesselt worden und somit seiner dürftigen Bewegungsfreiheit beraubt. Also hielt er aus und blieb stehen.
In dem hinteren Bereich war die Holzpritsche an der Wand befestigt, tagsüber hochgeklappt und angeschlossen.
Pünktlich 21 Uhr 30 kam ein Aufseher in die Zelle, schloss wortlos die Pritsche herunter und legte eine kratzige Decke darauf. Max musste sich während dieser Aktion mit dem Gesicht zur Wand in eine Ecke stellen.
Schon nach diesen drei Tagen war es ihm unmöglich geworden, den nagenden Hunger zu ignorieren. Die eine Scheibe trockenes Brot, die er am Morgen bekommen, hatte er sich unter qualvollster Selbstdisziplin bis zum Nachmittag aufgeteilt. Doch am vierten Tag aß er die Scheibe schon am Vormittag und die Nachmittagsscheibe am Nachmittag. Nach sieben Tagen schmeckte ihm ein Krumen Brot köstlicher als jeder Kuchen der Welt.
Bei allen Erinnerungen, die ihn später quälten, war die des Essens die intensivste. Jeden Krumen behielt er minutenlang in seinem Mund, vermischte ihn mit Speichel, immer darauf bedacht, ihn nicht zu früh hinunter zu schlucken, während lange verdrängte Erinnerungen vor seinem geistigen Auge entstanden.
Was hatte er bei diesem oder jenem Zusammentreffen gegessen? Was wurde ihm bei einem Besuch angeboten? Was gab es auf dieser Party? Mit dem Essen verbanden sich Gesichter, mit den Gesichtern Geschichten. Die Erinnerungen reichten weit in seine Kindheit. Wie köstlich schmeckte der Kuchen, den seine Oma gebacken hatte; er spürte ihn förmlich auf seiner Zunge vergehen, atmete den Duft der Gerichte, die seine Mutter so liebevoll zubereitete. Ja, er hatte immer gern und viel und genussvoll gegessen, verabscheute, etwas Essbares auf dem Teller zu lassen. Doch es hatte solche Situationen gegeben. Jetzt bereute er sie. Denn jetzt war es ihm unmöglich, sich das Gefühl des Sattseins vorzustellen. Ja, er konnte nicht einmal glauben, jemals richtig satt gewesen zu sein. Seine Träume und Wünsche für die Zukunft - sollte es jemals eine für ihn geben - drehten sich ausschließlich ums Essen.
"Es wird einen Wursttag geben", murmelte er euphorisch vor sich hin. "Alle Wurstsorten, die es gibt, werde ich auf einem riesigen Tisch vor mir aufbauen. Ich werde sie lange betrachten, ihren Geruch einsaugen, und dann, nach und nach, schön langsam und genüsslich, über den Tag verteilt, verzehren. Einen Käsetag soll es geben, einen Fleischtag und, natürlich, einen Kuchentag."
Stundenlang träumte Max von den ungewöhnlichsten Zeremonien, die er veranstalten wollte, während duftende Schwaden herrlichster Bratensoße durch die Zelle zogen und er plötzlich Hühnerfleisch in seinem Mund schmeckte.
Jeden Morgen und jeden Abend wurde das Trenngitter für einige Minuten geöffnet und Max durfte sich waschen. Da es ein modernes Gefängnis war, sogar warm. So pumpte er sich bei dieser Gelegenheit den Magen voll heißen Wassers, das ihm ein Gefühl der Fülle täuschte und seinen zeternden Magen für einige Momente beruhigte.
Eines Tages geschah etwas, womit er nie gerechnet hätte. Wie immer wurde er alle drei oder vier Tage aus der Zelle geholt. Ein Aufseher jagte ihn mit gellenden Kommandos einen langen Gang entlang, an dessen Ende sich eine kleine Kammer befand und darin ein Waschbecken. Auf dem Rand des Beckens lag Rasierzeug, mit dem er sich unter Aufsicht des Aufsehers und des Kalfaktors rasieren musste. Diesmal entfernte sich der Aufseher einige Schritte und beobachtete ihn nicht, wie sonst. Diesen Augenblick nutzte der Kalfaktor. "Nimm", flüsterte er, trat nah an ihn heran und steckte ihm flugs etwas in die Hosentasche.
Wieder in seiner Zelle, griff Max vorsichtig hinein und zog ein Stück Leberwurst hervor. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte ihn. Ganz langsam aß er, wie die Krumen des Brotes, Teilchen für Teilchen, diese kostbare Leberwurst. Es war ein Sonntag. "Nun habe ich auch mein Sonntagsessen", hauchte er, während ihm heiße Tränen über die Wangen liefen.
Die Tage in der Zelle schienen ihm endlos. Es gab nur ihn. So wurde er sein eigenes Objekt. Er dachte und fühlte so konzentriert, so deutlich und so tief wie nie zuvor in seinem Leben. Manchmal sang er leise vor sich hin, obwohl auch singen streng verboten war. Er sang alle Bob Dylan - Songs, die er kannte, viele Stunden lang, spielte Filmszenen nach, schlüpfte in die Rolle des Mädchenmörders und des Kommissars, spielte einen zackigen deutschen Oberst und einen melancholisch souveränen Gunfighter, einen einsamen, verbitterten Rock- and -Roll - Star oder den brummigen, warmherzigen Hausmeister. So verging die Zeit.
Eines Tages bemerkte er, dass der Fensterkitt, der in den breiten Ritzen zwischen den Glasbausteinen haftete, ziemlich weich war. Er pulte etwas heraus, formte eine kleine Kugel und betupfte damit vorsichtig die Fläche eines Glasbausteins. Ein feiner Kittfilm bildete sich. Darüber zog er mit der Spitze seines Fingernagels einen schmalen Strich, der in dem entgegen fallendem Lichtstrahl gut sichtbar war. Nun hatte er eine Möglichkeit zum Malen und Schreiben gefunden und verbrachte in den folgenden Tagen viel Zeit mit dieser wunderbaren Entdeckung.
Immer neue Kugeln und Kügelchen mussten geformt, angepasst, verworfen und eingelegt werden. Endlich war das Bild fertig. Paul McCartney und George Harrison waren bestens gelungen. Überrascht und erfreut über seinen Erfolg, gestaltete er begeistert Bettler, Cowboys, Musikanten, Tänzerinnen, Feen und viele bekannte Märchengestalten.
Dann begann er zu schreiben, vor allem Gedichte. Doch, wenn dann zur Mittagszeit die Essenkübel klapperten, war es mit seiner Konzentration vorbei. Er spürte den Hunger mit einem schmerzenden, beißenden, quälenden Verlangen. Danach kamen Momente dumpfer Übelkeit. "Er frisst sich in meine Seele", wütete er innerlich. "Ich muss mich ablenken. Ich muss!"
So klopfte Max zaghaft an seine Instinkte. Er kratzte größere Mengen Kitt aus den Ritzen und formte, etwas zaghaft noch, ein weibliches Geschlechtsteil, bohrte seinen rechten Zeigefinger in den Kitt, öffnete mit der anderen Hand seine Hose und massierte sein zur Entbehrung gezwungenes Glied, immer mit einem Ohr zum Gang. Schon bald war es soweit. Für einen kurzen Augenblick vergaß er die Zelle, den Hunger, den Aufseher. Der Druck löste sich. Dann war der Rausch vorbei; er spürte die Kälte, die Krallen des Hungers, seine maßlose Verzweiflung mehr denn je.
Nach 21 Tagen kam ein Aufseher in die Zelle. "Feg den Boden!" herrschte er ihn an und drückte ihm einen groben Besen in die Hand. "Dalli, dalli!" Danach hetzte er ihn über unzählige, lange Gänge über den Hof zu der Station, in der die Politisch Gefangenen einsaßen.
"Wir heben was zu Fressen für dich auf, Max"! gröhlten sie aus den vergitterten Fenstern. "Halt durch! Lass dich nicht klein kriegen!"
Der Aufseher führte ihn zu einem Offizier, der in einem tiefen Ledersessel in seinem Büro saß.
"Sind Sie nun gewillt, zu arbeiten, Steiner?" fragte er freundlich. "Sie sehen doch, Ihre Bockigkeit bringt gar nichts." "Nein", erwiderte Max leise. "Niemals werde ich für Euch arbeiten." "Seien Sie doch vernünftig, Steiner", der Offizier erhob sich schwerfällig. "Denken Sie doch mal an Ihre Mutter. Sie ist Leiterin eines bekannten Kulturhauses, Mitglied unserer Partei, der SED, und Sie bereiten ihr so großen Kummer. Wenn Sie schon kein vollwertiges Mitglied unserer sozialistischen Gesellschaft sein wollen, arbeiten Sie doch wenigstens hier."
Max schwieg verstockt. Er wusste, dass ihm nun wieder 21 Tage Hungerarrest bevor standen, er sich wieder, wie jeden Abend, auf die Holzpritsche legen, seine dünne Gefängnisjacke als Kopfkissen, sich mit der lausigen Decke zudecken, vom Essen träumen, sich selbst befriedigen und erschöpft einschlafen würde.
Eines Nachmittags kam Jesus in seine Zelle. Es war wie ein Licht in der Dunkelheit. Max weinte den ganzen Abend; er weinte über sein eigenes trauriges Wissen, das er von frühester Kindheit in sich trug: es gibt für die Menschen auf dieser Erde keine andere Möglichkeit, als sich gegenseitig zu bekriegen, aufzufressen, zu vernichten, war er sicher. Übermächtig fühlte er den uralten, sich ständig wiederholenden Prozess des lebendigen Seins: Leben in jeglicher Form besteht aus Gegensatz, das bedeutet Krieg. Er, Max, weiß, weshalb er in dieser Zelle steht. Seine Wächter wissen es nicht. Sie sind Faschisten. Er aber ist Anarchist. Ein Leidender. Ein Suchender, der keinen Feind braucht, der den Frieden liebt und von sanfter Natur ist. Doch die Menschen bedrängen ihn und werden so zwangsläufig zu seinem Hassobjekt. Hier sind es die Aufseher und Offiziere, draußen andere Kreaturen.
Max weinte nun bitterlich über den kleinen Max, der hier in der verfluchten Zelle so hungern und leiden muss, den kleinen Max, den seine Mutter liebevoll schützend in die Arme genommen und der nun dem grausamen Gemetzel des Lebens schutzlos ausgeliefert ist.
Er weinte aus Mitleid mit sich selbst, aus Rührung und Dankbarkeit, denn ein Licht ganz tief in ihm verhieß Hoffnung.
Am sechsten Tag lehnte er sich an die Wand, rutschte tiefer und tiefer und setzte sich endlich auf den nackten Boden, träumte vom Meer und von Reisen in ferne Länder.
Plötzlich erblickte er zwei Frauen mit wunderschönen Gesichtern. Wahrscheinlich aus russischen Märchenfilmen. Sie reichten ihm ihre Hände und führten ihn in einen von der Abendsonne rot überfluteten Wald. Seine Füße waren leicht und sein Herz warm und in seinem Kopf eine herrlich sinfonische Musik. Die wunderschönen Frauen stiegen mit ihm einen Berg hinauf und blieben vor einem Abgrund stehen. Voller Entsetzen sah er hinab. In der Tiefe wälzten sich riesige, grüne Ratten im Schlamm und fletschten ihre schmutzigen, scharfen Zähne. Fette, schweinshäutige Köter mit bösen, gelben Augen sahen zu ihm auf und unzählige schleimige, giftspritzende Schlangen ringelten sich ihm entgegen. All dieses Unzeug zischte, bellte und spuckte aus der Tiefe in die Höhe. Doch er spürte keine Angst, drückte vertrauensvoll die Hände der Frauen und fühlte sich geborgen.
Doch plötzlich waren sie verschwunden. Auch die Sonne war weg, die Musik nicht mehr zu hören. Tiefschwarze Nacht umgab ihn, ein eisiger Wind schlug ihm ins Gesicht und er stürzte in den Abgrund.

Als er zu sich kam, waren seine Hände mit Handschellen an das Gitter gekettet. Da fing er zu schreien an. Er schrie und schrie. Die Höllenhunde stürzten herein, brüllten und schlugen ihm die Fäuste in die Seiten, packten ihn und schleiften ihn ins Krankenzimmer, wo ein Arzt ihm eine Spritze gab.
Wieder in der Zelle, verweigerte er das Brot, sprach nicht, sah niemanden an, dachte nichts, fühlte nichts, war nicht mehr.
Er stand einfach nur da.
Nach drei Wochen wurde er abgeschoben in den Westen. Da gehörten sie hin. Die Verweigerer. Die Anarchisten.

 

Hallo Rosmarin,
deine Geschichte ist teilweise eindrucksvoll geschrieben, doch leider sehe ich hier keine Suche. Und:
"Er, Max, weiß, weshalb er in dieser Zelle steht. Seine Wächter wissen es nicht.": Tut mir Leid, ich auch nicht!
"Sie sind Faschisten. Er aber ist Anarchist. Ein Leidender. Ein Suchender, der keinen Feind braucht, der den Frieden liebt und von sanfter Natur ist." Seine sanfte Natur sehe ich ebenso wenig, hier wäre ein "show, don't tell" angemessen gewesen. Das ganze ist mir zu sehr aus seiner Sicht geschrieben, zuviel Selbstmitleid. Warum ist er z. B. in seiner Zelle nicht herumgelaufen, statt nur zu stehen?

Ein paar Bemerkungen zum Stil:
"Kofferheule und Kalfaktor" sind wohl berliner Begriffe, das verwirrt mich als Leser
" in ein rotes Backsteingebäude in ein kahles Zimmer." zweimal 'in'
"Armleuchter", dachte Max, - Gedanken würde ich anders hervorheben als gesprochene Dialoge, mit einfachen ' oder kursiv.
" Er schmeckte den Kuchen, den seine Oma gebacken hatte, atmete den Duft der Gerichte, die seine Mutter so liebevoll zubereitete. Er hatte immer gern und viel und genussvoll gegessen, verabscheute, etwas Essbares auf dem Teller zu lassen.": Der Abschnitt, in dem du seinen Geschmack beschreibst, gefällt mir, aber: zweimal fängt ein Satz mit "er" an, zweimal hintereinander "und", beschreibe doch ein oder zwei Gerichte, statt nur dieses wenig aussagekräftigen Wortes.
Gruß
tamara

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, tamara, danke für den Kommentar.

Nun zu deinen Fragen: dass die Wächter nicht wissen, warum Max in dieser Zelle ist, meint er, Max, ebenso seine sanfte Natur; es sind seine Gedanken, seine Selbstgespräche. Er verweigert sich und die Arbeit, dafür sitzt er im Knast, und in Einzelhaft, weil er auch im Gefängnis die Arbeit verweigert.
In der DDR gab es nicht nur das Recht auf Arbeit, sondern auch die Pflicht. Wer diese verletzte, wurde zur Arbeit gezwungen. Max wusste, worauf er sich einließ und bedauerte sich im Endeffekt selbst.
Wenn du die Geschichte noch aufmerksamer gelesen hättest, wüsstest du es auch. Das ist doch gleich am Anfang klar. Er bezeichnet sich selbst als Anarchist (Leidender, Suchender) Meiner Meinung nach, sucht er sich selbst.
Er durfte auch nicht herumlaufen, die Konsequenzen bei Zuwiderhandlung habe ich ja ausführlich beschrieben.

Kofferheule nannte man die tragbaren Kofferradios, die manchmal sogar ein Kassettenfach hatten.
Ein Kalfaktor war ein Mitgefangener, der für die Essenausgabe, die Wäsche und andere organisatorische Arbeiten verantwortlich war.

Ich habe noch eine andere Fassung geschrieben aus der Sicht des Erzählers, diese ist aber ziemlich passiv. Ich denke, diese ist besser, aktiver. Und so kann ich sie nur aus seiner Sicht schreiben.

Lg von RosMarin

Ps. danke für die stilistischen Hinweise, ich habe sie gern befolgt.

 

Hallo RosMarin,

bei dir sind die Sinne unausgewogen und sehr direkt. Tastsinn kommt nur in der Mastrubation vor, nicht mal die Fesseln, mit denen er ans Gitter gefesselt ist, schneiden ins Fleisch. Geruchs- und Geschmackssinn nur in eigens dafür geschaffener Passage.
Die Suche nach Ablenkung scheint mir eher zufällig, aber nicht geplant in der Geschichte zu sein.
Stilistisch liest es sich gut, ist relativ fehlerfrei, allerdings manchmal etwas viel berichtet und wenig gezeigt

Lieben Gruß, sim

 

Hallo RosMarin

In deiner Geschichte sind zwar alle Sinne sind da, aber sparsam eingesetzt.

Zum Stil:
Manchmal überspannst du die Metaphern ins Absurde oder Unlogische.

Normalerweise bekommen die Häftlinge in Einzelhaft jeden dritten Tag zur Mittagszeit ein Schüsselchen Suppe.
woher weiss er das?

Über der Tür hing ein Scheinwerfer, der (ihn)den Raum stundenlang in grelles Licht tauchte.
Die eine Scheibe trockenes Brot(, die er am)vom Morgen (bekommen), hatte er sich unter qualvollster Selbstdisziplin bis zum Nachmittag (auf)eingeteilt.
verabscheute, (etwas Essbares) auf dem Teller zu lassen.
Besser: Reste auf dem Teller zu lassen.

So pumpte er sich bei dieser Gelegenheit den Magen (*voll heißen Wassers, das) ihm ein Gefühl der Fülle täuschte und seinen zeternden Magen für einige Momente beruhigte.
So pumpte er sich bei dieser Gelegenheit den Magen mit heissem Wasser voll, was ihm ein Gefühl der Fülle vortäuschte und seinen zeternden Magen für einige Momente beruhigte.

, der in dem entgegen fallende(m)n Lichtstrahl gut sichtbar war.
Eines Nachmittags kam Jesus in seine Zelle.
Aha. Im übertragenen Sinne jetzt, oder wie?

Max weinte nun bitterlich über den kleinen Max, der hier in der verfluchten Zelle so hungern und leiden muss, den kleinen Max, den seine Mutter liebevoll schützend in die Arme genommen und der nun dem grausamen Gemetzel des Lebens schutzlos ausgeliefert ist.
Max über Max über Max. Das war jetzt z.B. such so eine überzogene Metapher: "Das grausame Gemetzel des Lebens". Was bedeutet das?

Doch er spürte keine Angst, drückte vertrauensvoll die Hände der Frauen und fühlte sich geborgen.
Doch plötzlich waren sie verschwunden.
Doch. Doch.

Die Suche ist mMn nicht erkennbar. Für mich ist ein Anarchist eher ein Ablehner jeglicher politischer Ordnung, nicht unbedingt ein Sucher.

LG dot/

 

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