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Der Anrufer

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17.06.2004
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Der Anrufer

Stumme Dunkelheit umfing ihn, als Heiko zögerlich die Augen öffnete. Er brauchte einen Moment, um das weiche Leder unter seinem Gesicht dem Wohnzimmersofa zuzuordnen und sich mit verstohlenen Blicken im Raum zu orientieren. Das fahle Licht, das durch das große Panoramafenster hineinfiel, reichte gerade aus, um Heiko wenigstens einige Schemen der Wohnzimmermöbel erkennen zu lassen. Mühsam richtete er sich auf und bekam gleich den wütenden Protest seines Körpers zu spüren, der sich die ständigen Vergiftungsmaßnahmen schon lange nicht mehr gefallen ließ. Betrübt nahm Heiko seine Hände vors Gesicht und hielt inne: Ja, er hatte wieder getrunken. Eine beruhigende Massage der Schläfen half nicht, um die dröhnenden Kopfschmerzen zu vertreiben, gleichzeitig schien der ganze ausgetrocknete Körper förmlich nach Wasser zu schreien, während ungleich dazu die Blase anscheinend viel zu viel Flüssigkeit aufgenommen hatte.

Behutsam stand Heiko vom Sofa auf und warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die in wenigen Minuten ein frühmorgendliches vier Uhr anzeigen würde. Langsam wankte er durch den Flur in Richtung Toilette. Bewusst verzichtete er darauf, das Licht einzuschalten, er wollte und brauchte es einfach nicht, schließlich war er schon oft genug mitten in der Nacht auf dem Sofa aufgewacht und hatte denselben Weg in derselben Dunkelheit eingeschlagen. Nachdem er das Bad erreicht hatte und sich nun endlich erleichtern konnte, erinnerte er sich wieder an den Grund für seinen gestrigen Ausflug in die Kneipe. Umgehend erschien Nina in seinen Gedanken, und damit auch das, was sie am Telefon zu ihm gesagt hatte: Dass Björn der bessere Stecher wäre und er sie ja sowieso nur wegen seines Geldes interessiert hätte. Heiko lachte trotzig, verstummte jedoch gleich wieder. Er beendete den Toilettengang und schritt in die Küche, um sich wie gewohnt ein Aspirin und eine Flasche Wasser zu holen.

Lässig warf Heiko die Tablette ein, spülte diese mit hastigen Schlücken aus der Mineralwasserflasche herunter, und lehnte sich erschöpft gegen den Kühlschrank. Angestrengt versuchte er, sich an seinen Heimweg zu erinnern, obwohl er ganz genau wusste, dass seine alkoholbedingte Amnesie das auch diesmal nicht zulassen würde. Mit einem enttäuschten Seufzer gab er auf und überlegte stattdessen, ob er den Weg ins Schlafzimmer einschlagen sollte. Er entschied sich dagegen, seine Frau Claudia sollte nicht schon wieder von ihm geweckt werden. Sich seiner Entscheidung noch nicht ganz sicher, nahm er trotzdem den Umweg über den Flur in Kauf, um wieder ins offen an die Küche grenzende Wohnzimmer zu gelangen. Als er die Treppe ins Obergeschoss erreichte, blieb er kurz stehen und warf einen sehnsüchtigen Blick hinauf. Er vermisste Claudia, obwohl ihre Ehe schon seit geraumer Zeit nicht mehr in Ordnung war. Er hasste und liebte sie zugleich. Und eben aus Hass wollte er ihr die Genugtuung nicht gönnen, die sie scheinbar immer empfand, wenn sie ihm böse Blicke beim Betreten des Schlafzimmers zuwarf. Und aus Liebe wollte er sie nicht wecken, nur damit sie wieder einmal feststellen musste, dass ihr alkoholsüchtiger Ehemann die ganze Nacht in der Kneipe zugebracht hatte. Erst jetzt merkte er, dass sein rechter Fuß bereits auf der ersten Stufe stand, schüttelte aber schließlich nur den Kopf und zog seine Hand wieder vom Treppengeländer: Heute Nacht war das Sofa sein Schlafplatz. Zielstrebig ging er weiter und passierte den kleinen Holzschrank, auf dem seelenruhig das Telefon auf der Ladestation lag und neue Energie tankte. Es schlief, auf gewisse Weise. Bei diesem Gedanken musste Heiko schmunzeln. Gutmütig ließ er einmal kurz seinen Zeigefinger über das schwarze Plastikgehäuse fahren und ein kaum hörbares „Schlaf gut.“ über seine Lippen kommen, ehe er seinen Weg fortsetzte.

Genau in diesem Moment durchbrach ein scheinbar schrecklich lauter Klingelton die friedliche Stille. Ungläubig fuhr Heiko herum und starrte auf den Hörer, der soeben angefangen hatte im Kanon mit der Basisstation ein penetrantes Piepkonzert aufzuführen. Wer? Was? Um diese Uhrzeit? Heiko schluckte einmal fest und nahm den Hörer in die Hand. Sein Blick fixierte das Display, das üblicherweise die Nummer des Anrufers anzeigte, oder eben den entsprechenden Namen, wenn diese eingespeichert war. Er hatte darauf gehofft einen Namen zu lesen, doch was er stattdessen sah, ließ ihn einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen. Die Nummer, die ihm die Anzeige offenbarte, bestand aus zehn Ziffern, doch veränderten sich diese ständig. Wo eben noch eine 2 stand, war nun eine 6 zu sehen, wo die Nummer eben noch mit 8 begann, stand nun eine 3 dort. Während das Telefon unentwegt weiterklingelte, stellte Heiko fest, dass es sich hier nur um einen technischen Fehler handeln konnte, vermutlich hatte Claudia das Telefon wieder einmal auf den Boden fallen lassen. Trotzdem war ihm dieser Anruf irgendwie nicht geheuer, doch genau das machte ihn auch umso interessanter. Kurz entschlossen und sich der Neugier ergebend, drückte sein Daumen auf den großen grünen Telefonhörer unter dem Display; das Läuten brach jäh ab.
„Zukowski“, meldete er sich selbstbewusst.
„Hallo Heiko“, ertönte eine raue Männerstimme am anderen Ende der Leitung.
„Wer ist da?“
„Das weißt du nicht?“ Diese Stimme. Heiko war sie sofort aufgefallen und sein Verdacht bestätigte sich nun: Er wusste, dass er sie irgendwo schon einmal gehört hatte, nur konnte er sie auf Anhieb nirgendwo einordnen.
„Nein, tut mir Leid.“, erwiderte er, während es in seinem Kopf ungebremst am Arbeiten war. Er hatte gleich das passende Gesicht gefunden, da war er sich sicher, nur einen kleinen Moment noch. Im Telefon herrschte derweil eisernes Schweigen.
„Hallo?“ Verdammt, er kam einfach nicht drauf! Der Andere antwortete nicht, doch Heiko konnte hören, dass er noch da war.
„Was wollen Sie von mir?“, fragte er schließlich verdutzt, nachdem einige Sekunden vergangen waren.
„Ich will, dass du mich erkennst!“ Kein Lachen, kein Spaß waren in diesen Worten zu hören, wie Heiko es erwartet hätte, sondern vielmehr ... Provokation. Als wüsste der Anrufer genau, dass Heiko nicht wusste, wer er war.
„Es tut mir Leid“, begann er schließlich, „ich weiß es wirklich nicht.“
„Das ist schade, eigentlich sollte man schon wissen, wer sich gerade im eigenen Haus befindet. Vor allem, wenn jemand dort böse Dinge getan hat.“ Kaum waren diese Worte beendet, spürte Heiko, wie das ekelhafte Kribbeln der Nervosität blitzartig sein Herz umschlang, welches wiederum seine Schlagzahl, wie in einem unerbittlichen Befreiungskampf, erhöhte. Schnell legte er seine linke Hand auf die Brust, nur um sicher zu gehen, dass es nicht gleich aus dem Brustkorb sprang.
„Hören Sie auf, mich ... zu belästigen, oder ich hole ... die Polizei“, stotterte er ins Telefon.
„Ich glaube nicht, dass du das tun wirst. Vier Menschen befinden sich in diesem Haus, drei davon sind Opfer.“ Es war längst klar, dass Heiko es mit einem Irren zu tun hatte, trotzdem fragte er sich, wer das dritte Opfer bloß sein könnte. Claudia und er lebten allein hier, Kinder hatten sie nicht.
„Liebst du deine Frau?“ Nun wurde es also bitterer Ernst. Bei der Vorstellung, dass Claudia in der Gewalt dieses Spinners sein könnte, wurde ihm ganz schwindelig. Fassungslos stützte er sich an der Wand ab und spürte wie sein Herz unaufhörlich weiterpochte. Der Versuch, noch etwas Flüssigkeit in seinem völlig ausgetrockneten Mund zu sammeln, schlug fehl.
„Ja“, brachte er schließlich über seine Lippen.
„Warum gehst du dann fremd?“ Heiko war kurz davor, alles einfach nur als einen bösen Traum abzustempeln, so unwirklich erschien es ihm plötzlich. Wie konnte dieser Kerl das bloß wissen?
„Du kennst mich vielleicht nicht, Heiko“, fuhr die Stimme mit einem hämischen Lachen fort, „Aber ich kenne dich.“
„Was wollen Sie von mir?“
„Habe ich das nicht bereits gesagt, Heiko?“, erwiderte der Anrufer vorwurfsvoll. Und wieder versuchte er verzweifelt in seinem Gedächtnis nach dem Gesicht zu wühlen, das auf diese Stimme passte. Freunde, Bekannte, Kollegen auf der Arbeit – es fiel ihm einfach nicht ein. Fast, als hätte der Andere seine Gedanken gelesen, machte dieser ihm plötzlich ein zweifelhaftes Angebot:
„Keine Angst, ich werde dir helfen, dich zu erinnern. Ich erzähle dir, was ich gesehen habe, als ich das Haus betrat. Ich ging die Treppe hinauf, weil ich zu Claudia wollte.“ Er quälte ihn mit seinen Worten. Aus lauter Angst vor den kranken und abstoßenden Perversionen, die vermutlich gleich kommen mochten, kniff Heiko abwehrend die Augen zusammen. Er wollte dieses Gespräch sofort beenden, doch viel mehr als das, wollte er nicht riskieren, dass Claudia etwas zustieß. Aber es kam alles ganz anders.

„Schon auf der Treppe hörte ich komische Laute, die aus dem Schlafzimmer kamen. Vorsichtig näherte ich mich der leicht offen stehenden Tür und sah sie dann beide dort liegen: Dieses dreckige Luder trieb es tatsächlich mit dem Nachbarn und stöhnte sich dabei die Seele aus dem Leib! Kaum zu glauben, was?“ Das war Heiko definitiv zu viel. Reflexartig beendete er die Verbindung und sprang herüber zum Lichtschalter, worauf umgehend helles Licht den gesamten Flur durchflutete. Was sollte er jetzt bloß tun, etwa die Polizei rufen? Aber was, wenn Claudia tatsächlich in Gefahr war? Hatte sie ihn wirklich betrogen? Es war ihm unmöglich die unzähligen Gedanken, die auf einmal kreuz und quer durch seinen Kopf schossen, auch nur ansatzweise zu ordnen. Erst nach mehreren langen Atemzügen gelang es ihm endlich, ein Bild festzuhalten und einen klaren Gedanken zu fassen. Seine Waffe! Das war es, was er jetzt als aller erstes brauchte. Er schaltete auch das Licht im Wohnzimmer ein, bevor er es betrat. Im Gegensatz zum Flur konnte sich jemand in diesem großen Raum ohne weiteres seinen Blicken entziehen. Penibel suchte er die Umgebung nach der klitzekleinsten Auffälligkeit ab, schaute links zu dem großen Esstisch herüber, blickte dann auf die Sofagarnitur vor ihm, und schwenkte schließlich nach rechts zu den HiFi-Geräten. Gleichzeitig lauschte er, versuchte den ach so kleinsten Laut im Raum ausfindig zu machen, doch sein Herz, das einfach nicht aufhören wollte, mit seinen wilden Bewegungen Heikos Gehör zu überlagern, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Langsam machte er einen Schritt weiter in den Raum hinein und sah sich noch einmal vorsichtig um. Mit einem lauten Schrei, der ihm schon im nächsten Moment im Halse stecken blieb, fuhr er plötzlich herum, starrte dann wieder fassungslos ins Fenster und drehte sich abermals um. Der Wahnsinn trieb ihm beinahe die Tränen in die Augen: Er hatte ihn doch gesehen! Doch der schwarze Schatten, der auf einmal beim Blick in die spiegelnde Terrassentür hinter ihm gestanden hatte, war verschwunden. Heiko blickte wild um sich, ging umher, schaute in jede Ecke. Nichts. Der Schock saß tief in seinen Knochen, und somit war es ihm jetzt umso wichtiger, sofort seine Pistole zu holen.

Doch abermals war es ein Telefon, das ihn am Fortsetzen seines Weges hinderte. Verunsichert blieb Heiko stehen und ließ seinen Blick langsam auf den kleinen Couchtisch zu seiner Linken wandern, oder vielmehr auf sein Handy, das unvermittelt begonnen hatte, immer wieder ruckartig über die Glasplatte zu zittern. Er erkannte die Nummer, die das Display anzeigte - die Nummer, die eigentlich keine war – und war sich sicher, dass er diesmal nicht dran gehen würde. Doch schon im nächsten Moment streckte er reflexartig seinen Arm aus und hielt gleich darauf das Telefon in seiner Hand, das gerade drauf und dran gewesen war, sich in seinem Vibrierwahn von der Tischkante zu stürzen. Dass er es vorher auf lautlos gestellt hatte, war der einzig positive Gedanke, den Heiko im Moment finden konnte, denn so musste er wenigstens keinen nervigen Klingelton ertragen.
„Das solltest du nicht noch mal tun, Heiko. Das meine ich ernst.“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte er nun das kleine Gerät an, aus dem auf einmal diese bedrohlichen Worte gekommen waren, und musste konsterniert feststellen, dass sich die Leitung ohne sein Zutun geöffnet hatte.
„Wehe du legst auf!“, war noch einmal deutlich zu hören, während Heiko seinen Weg zum Schrank am anderen Ende des Raumes fortsetzte.
„Leck mich“, flüsterte er trotzig. Dass er eine Antwort bekam, obwohl er das Handy nicht auch nur in die Nähe seines Mundes gehalten hatte, wunderte ihn jetzt auch nicht mehr.
„Du bist zu aggressiv, Heiko. Aggressivität ist nicht gut für dich“, erwiderte der Anrufer, während Heiko sich auf den Boden kniete und die unterste Schublade des dunkelbraunen Holzschrankes aufzog.
„Ach ja, ich hab mir übrigens die Pistole geholt“, fügte die Stimme lapidar hinzu, just in dem Moment, in dem Heiko selbst merkte, dass sie fehlte. Und wieder musste er sich fragen, wer er bloß war, denn niemand außer ihm und seiner Frau wusste von diesem Versteck. Dann blickte er entsetzt auf: Claudia steckte da hinter! Wer sonst? Sie hatte von seiner Affäre erfahren und sich dann selbst einen Kerl geangelt, der nun für sie den irren Anrufer spielte. Jetzt war alles ganz klar! Unruhig wühlte er weiter in der Schublade herum, schmiss die darin herumliegenden Ansichtskarten, Briefe und Zettel achtlos in den Raum, und kramte schließlich einen schwarzen Metallkasten hervor. Hoffnungsvoll öffnete er behutsam den Deckel und atmete erleichtert auf: Der Revolver, den er von seinem Vater geerbt hatte, war noch da. Er selbst hatte ihn zwar noch nie abgefeuert und mit der Waffe befand sich in dem Kasten nur eine einzige Patrone, doch das war besser als nichts. Mit bemühter Ruhe schob er sie in den Lauf.

„Wo bist du?“, fragte er nun mit neu gewonnenem Mut ins Telefon.
„Ach, Heiko“, seufzte der Andere, „So einfach mache ich es dir natürlich nicht, aber im Obergeschoss solltest du mit Sicherheit etwas Interessantes finden.“ Kommentarlos stand Heiko vom Boden auf und marschierte nun mit langsamen aber sicheren Schritten in Richtung Treppe. Den Revolver hielt er fest in seiner rechten Hand, jederzeit bereit ihn zu benutzen, während sich die linke Hand um das Telefon klammerte. Als er schließlich den ersten Fuß auf die Treppe setzte, meldete sich der Anrufer wieder zu Wort und erzählte unbeeindruckt weiter:
„Nachdem ich die beiden beim Vögeln erwischt hatte, schlich ich unbemerkt wieder herunter und holte mir die Pistole aus dem Wohnzimmer. Ihre entsetzten Gesichter waren einfach drollig, als ich mit vorgehaltener Waffe ins Zimmer gestürmt kam.“ Ein ekelhaftes Gelächter folgte diesen Worten, doch Heiko schenkte ihnen keinen Glauben. Er wusste, dass seine Frau und dieser Irre da oben auf ihn warteten, war sich nur nicht sicher, ob sie ihn wirklich töten wollten. Er selbst würde jedenfalls sofort schießen, wenn es sein müsste. Stumm brachte er die letzte Treppenstufe hinter sich und sah sich im dunklen Flur um, der nur durch einen schmalen Lichtbalken erhellt wurde, welcher sich auffällig durch die leicht offen stehende Schlafzimmertür drängte. Behutsam drückte sich Heiko an die linke Flurwand und setzte seinen Weg nun mit größter Vorsicht fort. Er musste jederzeit damit rechnen, dass eine der geschlossenen Türen plötzlich aufging und jemand eine Pistole auf ihn richtete; er entsicherte den Revolver.
„Ich hab’ sie abgeknallt.“ Heiko beachtete ihn nicht weiter, sondern konzentrierte sich vollkommen auf die Badezimmertür, an der er nun vorbeischreiten musste. Sie blieb geschlossen, nun waren es nur noch wenige Schritte bis zum Licht. Zunächst schlich er unbeirrt weiter, blieb dann aber stehen und ging noch einmal in sich, sein Puls begann abermals, die Schlagzahl zu erhöhen.
„Kurz und schmerzlos ...“, war noch einmal aus dem Handy zu hören, doch Heiko schenkte ihm auch jetzt keine Beachtung.
Jetzt oder nie!, sagte er sich, machte zwei große Schritte nach vorne, und stieß mit voller Wucht die Tür auf.

„... ist nicht meine Art.“ Es war nicht das folgende Gelächter des Anrufers, das dafür sorgte, dass Heiko plötzlich wie erstarrt stehen blieb, dass er fassungslos den Revolver und das Handy auf den Teppich fallen ließ, dass er mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund einfach nur entsetzt dastand. Es war der Anblick, der sich ihm bot, eine Leiche lag auf dem Bett, eine auf dem Boden – er sah Blut. Umgehend schlug er die Hände vor die Augen und wagte nur scheue Blicke zwischen seinen Fingern hindurch. Den splitternackten Mann auf dem Bett konnte er recht schnell als seinen Nachbarn Gernot identifizieren, er lag auf dem Rücken und sein totes Gesicht schien ihn erschrocken anzustarren. Seine, anscheinend von einer Pistolenkugel zerfetzten, Genitalien drängten sich unerbittlich in Heikos Blickfeld. Zusätzlich hatte er Schusswunden am Bein und in der Brust. Heiko kniff gequält die Augen zusammen und versuchte mit aller Macht, den ekelhaften Brechreiz zu unterdrücken, der sich ihm nun aufzwingen wollte, bevor er sich mit einer dunklen Vorahnung der anderen Leiche zuwandte. Er konnte von der Tür aus nur ihre Beine rechts neben dem Bett hervor ragen sehen. Mit großem Abstand ging er um das Bett herum und sah sie schließlich gänzlich unbekleidet auf dem Bauch dort liegen. Auch wenn ihr Gesicht von den langen blonden und blutverschmierten Haaren verdeckt wurde, wusste er sofort, dass es sich um seine tote Frau handelte, und spürte, wie gleichzeitig auch etwas in ihm starb. Es schien, als würde ihm erst jetzt richtig bewusst, wie sehr er sie doch geliebt hatte.
„Claudi?“, wimmerte er, während es für seine Tränen schließlich kein Halten mehr gab. Sich seinen immer schwächer werdenden Beinen fügend, ließ er sich auf die Knie sinken und ergab sich vollkommen der nun in seinem Herzen klaffenden Leere. Wer konnte nur so etwas tun?
„Wieso ... Claudia?“ Langsam kroch er auf sie zu, griff nach ihren Haaren, zögerte kurz, und schob sie dann mit einem Ruck vom Gesicht. Mit einem gequälten Aufschrei wich er zurück, knallte mit dem Rücken gegen die Wand und ließ sich abermals bibbernd auf den Boden sinken.
„Sie hat mich angefleht, Heiko. Es war so jämmerlich, wie sie nackt vor mir kniete und um ihr Leben bettelte. Aber ich habe es genossen, minutenlang.“ Mit seinen verheulten Augen sah Heiko nun zu dem Handy herüber. Obwohl es mehrere Meter von ihm entfernt auf dem Boden lag, hatte er klar und deutlich hören können, was der Anrufer gesagt hatte. Er stand auf und ging herüber, blieb vor dem kleinen Gerät stehen und schaute ausdruckslos darauf hinab.
„Letztendlich habe ich mich dazu entschieden, dass mir eine Kugel in ihrem Gesicht am meisten Freude bereiten würde.“
„Das wirst du büßen“, flüsterte Heiko und ließ gleichzeitig seinen rechten Fuß bedrohlich über dem Telefon schweben.
„Aber Heiko, dein Handy kann da doch nun wirklich nichts für“, spottete die Stimme. Erst jetzt wurde Heiko sich bewusst, dass dies nicht das erste Mal war, dass der Kerl genau wusste, was er tat. Er hatte gewusst, wann er neben den Telefonen gestanden hatte, er hatte gewusst, dass er sich die Pistole holen wollte, und nun wusste er, dass er drauf und dran war, sein Mobiltelefon kaputt zu treten. Er konnte ihn sehen, schon die ganze Zeit über!

Du Trottel!, beschimpfte er sich selbst in Gedanken, nahm Revolver und Handy wieder vom Boden auf, und begann seine Suche. Mit der grenzenlosen Wut, die nun in ihm aufstieg, verdrängte er alle Trauer, die ihn gerade noch beherrscht hatte. Alles, was Heiko jetzt noch wollte, war Rache. Im überschaubaren Schlafzimmer war definitiv niemand außer ihm und den Leichen, beim Blick zum Fenster versperrten die zugezogenen Gardinen zuverlässig die Sicht nach draußen, und somit auch nach innen. Schließlich sah er wieder zum Flur hinaus und wurde tatsächlich fündig: Die Tür am Ende des Ganges stand einen klitzekleinen, kaum zu sehenden, Spalt breit offen.
„Da hast du dich also versteckt“, sprach er triumphierend und bewegte sich nun langsam darauf zu.
„Ey, Heiko, ich meine ... Kumpel. Das war doch alles echt nicht so böse gemeint“, versuchte der Anrufer ihn auf einmal zu beschwichtigen, und offenbarte ihm nun etwas, das Heiko spürbar genoss: Angst. Kaum hatte er die Tür erreicht, war die nun fast schon panisch flehende Stimme bereits im Raum dahinter zu vernehmen:
„Bitte tu’ mir nichts, es tut mir Leid. Bitte.“ Nun hatte er also doch gewonnen, in der fensterlosen Abstellkammer, in welcher der Irre sich befand, gab es keine Möglichkeit auszuweichen, keine Möglichkeit zu fliehen. Heiko setzte ein feierliches Grinsen auf.
„Ich werde dich jetzt töten, du Arsch!“ Kurzum nahm er seinen rechten Fuß hoch und trat mit aller Kraft die Tür auf, machte in sekundenschnelle einen in der Ecke knienden Körper aus, und schoss. Wie ein Ton des Triumphes, so kam es ihm vor, durchschnitt der ohrenbetäubend laute Knall des Revolvers die Ruhe der Nacht und machte ihm endgültig klar, dass es vorbei war. Bedächtig ließ er die Waffe sinken und atmete mehrmals erlöst durch, bis er schließlich seine Hand voller Neugierde an den Lichtschalter legte.

Doch als die Glühbirne unter der Decke im nächsten Moment erstrahlte, wurde seine Gefühlswelt wieder einmal unerwartet durcheinandergewirbelt und auf den Kopf gestellt, sein rechtes Augenlied begann plötzlich wild zu zucken; jetzt war Heiko sogar kurz davor, sich einfach den Frust aus dem Leib zu schreien. Er blickte hinab in die Ecke, in die sich gerade eben noch ein zusammengekauerter Mensch gedrängt hatte, doch genau dieser offenbarte sich nun im Schein des Lichtes lächerlicherweise als Staubsauger. Er hatte den, nun sichtbar kaputten, Staubsauger erschossen. Doch das wollte Heiko nicht auf sich sitzen lassen, er wusste, was er gesehen hatte, und doch war es Fakt, dass er es nicht gesehen haben konnte. Was ging hier bloß vor? Für das höhnische Gelächter aus dem Handy in seiner Hand, gab es nun kein Halten mehr und es ließ dem Wahnsinn freien Lauf. Er hatte die ganze Zeit nur mit ihm gespielt, er hatte ihn dazu gebracht Dinge zu sehen und zu hören, die gar nicht da waren – und nun verspottete er ihn nur noch mehr. Mit einem lauten Schrei schmiss er das Telefon gegen die Flurwand, so dass die Plastikhülle auseinanderbrach, doch es hörte einfach nicht auf, er sprang auf das Handy drauf, immer und immer wieder, zertrat es in seine Einzelteile, bis das Lachen endlich abbrach und der Anrufer sich räusperte.

„So, Heiko“, sprach er gelassen durch den eigentlich schon längst völlig funktionsuntüchtigen Lautsprecher, „Und jetzt rate mal, wer mein drittes Opfer ist!“ Kaum waren diese Worte zuende gesprochen, brach das Hohngelächter wieder los, kam nun aber von überall her. Heiko musste sich jetzt endlich eingestehen, dass er gegen diesen Feind hoffnungslos unterlegen war, er wusste nicht wo er war oder wer er war, doch war ihm zumindest jetzt wieder klar, dass er seine Pistole hatte. Verzweifelt starrte er den Revolver an, der nun nutzlos geworden war, der letzte und einzige Schuss, den er gehabt hatte, hatte er für den Staubsauger verschwendet. Nun ging es nur noch darum, zu Überleben. Er schmiss die Waffe auf den Boden und rannte los, egal wohin, nur raus hier. Als er die Treppe erreicht hatte, stimmten sich auf einmal bedrohliche Schritte hinter ihm in das unaufhörliche Gelächter-Konzert mit ein. Mit riesigen Sätzen sprang er die Stufen herunter und war in diesem Moment sogar fast froh, dass sein unbändiges Herzpochen das mittlerweile nur noch unerträgliche Gelächter, das überall durchs Haus drang und den ganzen Raum um ihn erfüllte, fast komplett überlagerte. Nicht jedoch die Schritte, die bedrohlich immer näher kamen und nun oben die Treppe erreicht zu haben schienen. Die Haustür lag nun fast direkt vor ihm, doch entschied er sich unvermittelt für den Kellerausgang, von wo aus der Weg zum Auto kürzer war und er nicht so eine gute Zielscheibe abgab, da er sich nah an der Hauswand bewegen konnte. Nicht wesentlich behutsamer als vorhin, sprang er die Kellertreppe herunter und schaltete im Vorbeirennen das Licht ein. Der Keller war gut ausgebaut und hatte Heiko stets einen ruhigen Ort zum Zurückziehen geboten, zumindest sein Hobbyraum, durch den er musste, um nach draußen zu gelangen. Er rannte um die Ecke und gleich darauf durch den offenen Durchgang.

Nur knapp konnte er mit den Händen seinen Lauf abfangen und somit verhindern, gegen den Billardtisch zu knallen. Mit dem Gesicht eines erstickten Schreis lehnte Heiko sich wie angewurzelt über Ninas Gesicht und fixierte ihre Augen. Als er seinen Blick langsam über ihren Körper wandern ließ, der reglos und steif auf der Spielfläche lag, musste er feststellen, dass auch ihren Bauch ein magenanregend rotes Einschussloch zierte. Doch für Trauer und Entsetzen blieb ihm jetzt einfach keine Zeit, denn die Schritte tönten mittlerweile bedrohlich nahe durch den Kellerflur. Die in ihm umgehend wieder aufkeimende Todesangst, versorgte ihn mit neuer Energie, um zügig zur Ausgangstür zu eilen. Sich nach der erlösenden Frischluft von draußen sehnend, drückte Heiko hastig die Klinke herunter und zog an der Tür. Sie rührte sich nicht. Ihm stockte der Atem, er stemmte einen Fuß gegen die Wand und zog abermals so fest er konnte, wieder und wieder, doch letztendlich wusste er, dass die Tür abgeschlossen war. Nicht nur das hatte er vor lauter Panik vergessen, sondern auch die Tatsache, dass seine Haus- und Autoschlüssel die ganze Zeit im Wohnzimmer gelegen hatten.

Als er verzweifelt nach einem anderen Ausweg suchte, keimte auf einmal wieder Hoffnung in ihm auf. Er rannte herüber, abermals am Billardtisch und Ninas Leiche vorbei, und blieb auf der anderen Seite vor der edlen Holztheke seiner Bar stehen und konnte sein so unverhofftes Glück kaum fassen, als sich tatsächlich bestätigte, was er gesehen hatte: Auf dem dunklen Barhocker vor ihm lag seine Pistole. Im gleichen Moment bemerkte er, dass die Schritte nun beinahe den Raum erreicht hatten. Angestrengt dachte Heiko nach, egal was er jetzt tat, durfte er nur nicht abermals den Fehler machen und seinen Gegner unterschätzen. Wohlüberlegt griff er nach der Waffe und stürmte in das kleine Bad, das sich neben der Bar befand. Gerade noch im letzten Moment, so schien es ihm, knallte er hinter sich die Tür zu und drehte den Schlüssel um. Bemüht ruhig machte er zwei Schritte am Waschbecken vorbei zur gegenüberliegenden Wand und ließ sich angespannt auf den Boden sinken. Mit zitternden Fingern entsicherte er die Waffe und richtete sie abwehrend auf die Tür. In qualvoller Erwartung saß er nun da und lauschte den unerbittlichen Tönen die ihn umgaben: Das mutraubende Gelächter war wieder stärker geworden und Heiko stellte sich den großen Raum hinter der Tür vor, mit Hunderten wahnsinniger Gesichter, die alle unentwegt mit weit aufgerissenen Mäulern in die Hohnmusik mit einstimmten, und doch waren es die eintönigen und doch aufreibenden Schritte, die alles andere übertönten. Ein tosender Hall unterstrich jedes einzelne Auftreten, jedes einzelne Abheben der Füße, mit denen sich der gewaltig anmutende Mörder entschlossen über die Fliesen bewegte. Er kam näher und näher und die Spannung in Heikos Brust wurde immer unerträglicher, sein Zeigefinger legte sich um den Abzug. Ein letztes vibrierendes Geräusch ertönte, als der letzte Schritt vor die Tür zum Badezimmer getan wurde, bevor mit einem Mal das Lachen komplett abbrach und eine gespenstische Stille dessen Platz einnahm. Heiko versuchte irgendetwas zu hören, keine Bewegung, kein Atmen, nichts. Das einzige, was er bemerkte, war der schwarze regungslose Schatten, der nun im unteren Türspalt erschienen war.

Ewig lange Sekunden vergingen, ohne dass sich dort draußen irgendetwas tat, bis Heiko es schließlich einfach nicht mehr aushielt. Der Kerl stand vor der Tür und versuchte, sein Psychospielchen weiterzuspielen, doch das wollte und würde er nicht mehr länger mitmachen. Er schloss seine Finger noch einmal fester um die Pistole und zielte auf die Mitte der Tür, wo er seinen Feind, entsprechend dem Schatten, vermutete. Die sausende Kugel durchschlug das splitternde Holz ohne Mühe und hinterließ ein kleines, aber immerhin ausreichend großes Loch, um Heiko von seiner Position aus einen vagen Blick in den Hobbyraum zu gewähren. Alles was er sah, war helles Licht, aber vielmehr sah er nichts Dunkles, was den Blick versperrte. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er abermals daran, dass er nun endlich gewonnen hatte, doch statt einem umfallenden Körper, meldete sich abermals das höhnische Gelächter, diesmal allerdings nicht jenseits der Tür, sondern mitten in seinem Kopf. Es war unerträglich. Gequält und verwirrt schlug Heiko seine Hände gegen den Schädel, um die hässlichen Töne zum Verschwinden zu bewegen, doch er war machtlos.
„Du hast verloren, Heiko“, ertönte die altbekannte Stimme irgendwo in seinen Gehirnwindungen und zwang ihn nun endgültig zur Aufgabe. Mit einem gläsernen Blick, der einfach keinen Orientierungspunkt in der Umgebung mehr zu finden vermochte, saß er zusammengekauert in der Ecke und lehnte seinen Kopf träge gegen die Kacheln.
„Wer bist du?“, fragte er schließlich emotionslos in den leeren Raum.
„Eine unnötige Frage, nicht wahr?“, antwortete der Andere noch ein letztes Mal, bevor er sich endlich zu erkennen gab, „Oh jaaaa, du weißt wer ich bin.“ Auf einmal fiel es Heiko wie Schuppen von den Augen, und sein leerer Blick füllte sich jäh wieder mit Furcht und Verzweiflung, als er die Stimme erkannte: Es war seine eigene!
„Nein!“, schrie er erst ungläubig auf, bis plötzlich die Erinnerungen wiederkamen und wie Filme vor seinen Augen abliefen. Er konnte nichts anderes mehr sehen, egal ob er die Augen öffnete oder schloss: Er war gezwungen hinzuschauen. Er sah, wie Gernot sich schreiend auf dem Bett umherwandte, bevor er ihm irgendwann den Gnadenschuss schenkte. Dann sah er seine Frau vor ihm knien, sie bettelte und flehte ihn an und versprach ihm, dass sie ihn liebte. Mit beißenden Schmerzen musste er sich anschauen, wie er sie schließlich tötete, und als wäre das noch nicht genug für ihn gewesen, erschien zuletzt noch die schreiende Nina im Bild, die er zunächst auf der Straße abfing und später in den Keller zerrte, um dort auch an ihr Rache zu üben. Als es nach scheinbar endlos langen Sekunden endlich vorbei war, fiel der Blick seiner roten Augen umgehend auf seine Pistole.
„Ich habe sie alle umgebracht.“ Mit diesen Worten legte er den Lauf der Waffe an seine Schläfe und drückte ab, begleitet von dem entfernten Hall eines, wohl nie enden wollenden, irren Lachens.

 

Hey, Travis!

Zuerst erschien mir deine Geschichte wie eine Symbiose aus Scream und einer mir wohlbekannten düsteren Legende, in der eine Babysitterin des Nachts von einem Mann angerufen wird, der sich oben im Kinderzimmer versteckt hält. Ich denke, diese Geschichte gibt es in leicht abgewandelter Form sehr oft zu sehen.
Mein erster Gedanke war, dass der Teufel selbst sein Spielchen mit Heiko treibt. Mit der "Nummer" die auf dem Handy zu sehen ist, bringst du den Leser jedenfalls geschickt auf eine andere Fährte.
Erst gegen Ende hin war für mich dann klar, dass auch Heiko selbst der Mörder sein könnte. Das er seine eigene Stimme nicht erkennt, finde ich natürlich im Nachinein auch logisch. Wann hat man schon die Gelegenheit, mit sich selbst zu sprechen?

Also die Grundidee hast du geschickt verarbeitet, wie ich finde. Natürlich ist der Plot nicht sehr originell, aber daraus soll man der Geschichte keine Schlinge drehen.
Was ich allerdings arg überflüssig fand, war der Tod von Nina. Warum das grausame Spiel mit den Dartpfeilen? Das konnte ich nicht nachvollziehen. Und ich finde, es gibt der Geschichte den Charakter eines 0815-Slasherfilms in dem die Personen auf möglichst abgefahrene Art umgebracht werden.

Dann fahr lieber konsequent die Schiene des rachsüchtigen Ehemanns, der langsam aber sicher durch Alkoholkonsum und Weltschmerz den Verstand verliert und darüber seine Frau, ihren Geliebten und schließlich sich selbst hinrichtet.

Soviel zur Plotidee!

Leider muss ich sagen, das ich später gewisse Passagen nur noch überflogen habe. Dein Text krankt meiner Meinung nach an der Länge. Mit der Verfolgungsjagd hast du meine Geduld ordentlich strapaziert. Zum Teil liest sich der Text äußerst zäh.
Zu oft baust du die Stimme aus dem Telefon ein und zu oft lässt du sie ihr Spielchen mit Heiko treiben.
Irgendwann war ich schlichtweg sauer auf den blöden Heiko, dass er nicht endlich nen Hammer holt und das Telefon unangespitzt in den Boden rammt.

Du solltest den Text straffen und die Pointe nicht so lange hinauszögern.

Sprachlich und Erzähltechnisch machst du deine Sache aber doch schon recht gut. Einzig und allein die Sätze sind mir zum Teil einfach zu lang. Zum Beispiel der hier:

Das war Heiko definitiv zu viel. Reflexartig beendete er die Verbindung und sprang herüber zum Lichtschalter an der Eingangstür zum Wohnzimmer, worauf umgehend helles Licht den gesamten Flur erhellte.
Der ist nicht nur verdammt lang, sondern liest sich auch ziemlich holperig.
Wenn helles Licht den Flur erhellt, ist mir defintiv ein Licht zu hell :D
Wo der Lichtschalter nun liegt, ist mir auch relativ egal. Streich doch einfach "Die Eingangstür zum Wohnzimmer".

Also, du merkst, deine Geschichte hat mich in ihrer Gesamtheit nicht wirklich überzeugt. Die Plotidee hast du zwar gewissenhaft erdacht, aber irgendwie ist sie mir auch zu Unoriginell, um wirklich fesseln zu können.
Das größte Manko ist aber, dass sich die Geschichte wahnsinnig hinzieht. Die Pointe sitzt, aber alles was dazwischen kommt, liest sich teilweise wie überflüssiger Ballast.

Deine Schreibe finde ich auf jeden Fall vielversprechend. Nur solltest du bei deiner nächsten Geschichte nen straighten Spannungsbogen ziehen und überflüssige Beschreibungen weglassen. Gerade bei einer Plotidee, die eigentlich in drei Sätzen erklärt ist.

schöne Grüße! Bin gespannt was noch so kommt von dir :)
*Chris*

 

Hi ANiMA,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. :)

Ja, dass der Plot insgesamt doch schon recht abgenutzt ist, muss ich mir natürlich vorwerfen lassen. *schäm* Man hofft halt, dem Ganzen, vor allem durch eine gute Schlusspointe, trotzdem noch ausreichend Schwung geben zu können. Somit war mir das Ende auch am Wichtigsten, schön wenn wenigstens das gut funktioniert zu haben scheint.


Was ich allerdings arg überflüssig fand, war der Tod von Nina. Warum das grausame Spiel mit den Dartpfeilen? Das konnte ich nicht nachvollziehen. Und ich finde, es gibt der Geschichte den Charakter eines 0815-Slasherfilms in dem die Personen auf möglichst abgefahrene Art umgebracht werden.

Meine Intention dabei war, dass es doch etwas mehr sein musste, als nur ein „einfacher“ Schuss mit der Pistole. Dass es dann wohl doch der falsche Weg war, sehe ich nun ein und werde es abändern.


Leider muss ich sagen, das ich später gewisse Passagen nur noch überflogen habe. Dein Text krankt meiner Meinung nach an der Länge. Mit der Verfolgungsjagd hast du meine Geduld ordentlich strapaziert. Zum Teil liest sich der Text äußerst zäh.

So soll eine Geschichte natürlich nicht sein. Dass das Lesen größtenteils nur eine Last ist und man sich über den Protagonisten eigentlich auch nur aufregen kann, ist zumindest für mich als Leser, einer der schlimmsten Fehler, die eine Geschichte haben kann. Insofern nehme ich diese Kritik sehr ernst und werde versuchen, daraus zu lernen.


Wenn helles Licht den Flur erhellt, ist mir defintiv ein Licht zu hell

Hoppla, das ist natürlich wirklich alles andere als optimal. :D Ich werde es ändern.


Deine Schreibe finde ich auf jeden Fall vielversprechend.

Das freut mich sehr. Wenn man als Anfänger sieht, dass zumindest gewisse Grundlagen vorhanden sind, hilft das ungemein, trotz allem weiterzumachen. :)

Ich danke dir für deine ausführliche Kritik.


MfG
Travis

 

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