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Der Bäckereiverkäufer

MRG

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12.03.2020
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Der Bäckereiverkäufer

Elektrisches Licht strömt aus dem Fenster, berührt die Holzbalken des Fachwerkhauses, in dem seit achtzig Jahren die Bäckerei beheimatet ist, und erleuchtet es im Dunkel der Nacht. Die Strahlen spiegeln sich auf den nassen Pflastersteinen und erwecken in mir den Eindruck eines gelborangenen Lichtkegels, der sich aus der Straße emporhebt. Ich liebe diesen Anblick, der an etwas Magisches grenzt. Mir ist in diesem Moment, als würde eine Verbindung zwischen der Bäckerei und mir entstehen; als hätten wir ein geheimes Abkommen, dass sie für mich da sein wird und wir gemeinsam die Zeit überdauern.

Das Geräusch meiner Turnschuhe unterbricht dieses Gefühl der Zeitlosigkeit. Sie quietschen leise wie Gummi; auch wenn es kaum hörbar ist, kommt es mir in der Stille laut vor. Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf den vor mir liegenden Arbeitstag und drücke die Glastür auf. Meine Kollegin nickt mir freundlich zu, während ich die Holztreppe in unseren Arbeitsraum ersteige, der für Kunden nicht zugänglich ist. Dort hänge ich meine Jacke auf und ziehe meine Arbeitskleidung an: Ein weißes Polohemd mit dem Logo der Bäckerei auf meiner Brust und dem Werbeslogan auf meinem Rücken „Gutes Brot, Guter Tag.“; dazu eine weiße Schürze, die über meine Jeans fällt, aber den Boden nicht berührt. Als ich wieder unten angelangt bin, hieve ich die umgedrehten Stühle von den Tischen und platziere sie sorgfältig auf dem Fußboden, dann verteile ich die vorgebackenen Brötchen auf dem Blech, um sie in den Ofen zu schieben. Als ich zum Fenster hinausschaue, geht draußen die Sonne auf: Gleich eines impressionistischen Bildes zerfließt das Schwarz der Nacht zu einem tiefen, satten Violett.

Der erste Kunde kommt um Punkt sieben Uhr. Er hat einen stechenden Blick, trägt einen Mantel, und mir fällt auf, dass seine Maske nur Kinn und Mund bedeckt. Ich schlage einen höflichen Tonfall ein.
„Guten Morgen, bitte die Maske auch über die Nase ziehen.“
Er schaut mich an und in seine Augen schiebt sich ein Ausdruck, der mir nicht gefällt: Seine Brauen ziehen sich zusammen und er schaut herablassend auf mich herab. Doch dann zieht er seine Maske hoch.
Ich entspanne mich etwas und füge hinzu: „Danke. Wie kann ich weiterhelfen?“
„Zwei Erdbeerkuchen, drei Normale und einen Cappuccino zum Mitnehmen“, sagt er.
In Gedanken füge ich hinzu: „Und wie heißt das Zauberwort?“ Die Kaffeemaschine dröhnt, Espresso läuft in den Becher und ich gieße warme Milch darauf; danach folgt der Milchschaum, auf den ich ein fächerartiges Muster mit einer Schablone und Kakaopulver stäube. Stolz stelle ich mein Kunstwerk auf den Tresen, nur um zu bemerken, dass er einen Plastikdeckel auf den Becher drückt.
„Zwei Erdbeerkuchen“, wiederholt er geringschätzig.
„Ich bin schon dabei.“
„Beeilen Sie sich einfach, ich bin gleich in einer wichtigen Besprechung. Ich frage mich, wozu es überhaupt noch Verkäufer gibt. Man sollte diesen Job wirklich automatisieren.“
Während die Brötchentüte, die er sich in seine Tasche packt, leise raschelt schaut er sich mit geschürzten Lippen in unserer schnuckeligen Bäckerei um und ich habe das Gefühl, dass er sich wegen der Maske rächen will. Unter Anstrengung meiner gesamten Willenskraft lege ich die beiden Erdbeerkuchen auf die weiße Pappe, reiße Kuchenpapier von der Rolle und forme auf beiden Seiten ein Dreieck, das dafür sorgt, dass die Verpackung nicht auseinanderfällt.

„Was macht das?“, fragt er ungeduldig.
„Sieben-neunzig, bitte.“
„Sieben-neunzig? Letztes Mal habe ich Sieben-fünfzig bezahlt!“
„Die Preise sind erhöht worden, wegen der Pandemie und den steigenden Einkaufspreisen."
Er schaut mich aus kleinen Augen an und sagt, als wäre ich der Verantwortliche: „Unverschämt.“
„Ich kann da nichts machen“, gebe ich zurück.
„Sie können da nichts machen? Ich sag Ihnen mal, was Sie machen können: Stellen Sie sich mal die großen Fragen, zum Beispiel, wie lange sie das hier noch machen wollen. Erbärmlich.“
„Was haben Sie da gerade gesagt?“ Meine Stimme zittert vor Wut und ich lasse es zu.
„Sie vergreifen sich im Ton“, antwortet er.
„Nein, Sie vergreifen sich im Ton. Egal, was sie von meinem Job halten, ich habe ein gutes Recht, selbst zu entscheiden, was mir gefällt und was nicht. Es gibt Grenzen, wissen Sie? Nur weil Sie unzufrieden mit was auch immer sind, können Sie das nicht an mir oder meinem Job auslassen. Ich liebe meinen Job und solange die Kündigung nicht vorliegt oder eine Maschine meinen Job macht, werde ich jeden Tag mein Bestes geben. Ich lasse mich von Ihnen nicht einschüchtern.“
Wir taxieren uns mit den Augen. Er bezahlt schweigend, schüttelt den Kopf und geht hinaus.
„Schönen Tag noch“, rufe ich ihm hinterher.

 
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Hallo @MRG,
vertue ich mich oder hast du Text wesentlich gekürzt? Im Flash Fiction-Format sollte jeder Satz stimmen, alles Überflüssige sollte weg. Deswegen gehe ich im Folgenden ins Detail und bin pingelig, weil ich denke, du könntest den Text einerseits eindampfen, andererseits bei den entscheidenden Prozessen ergänzen und nachschärfen.

Mir ist in diesem Moment, als würde eine Verbindung zwischen der Bäckerei und mir entstehen; als hätten wir ein geheimes Abkommen geschlossen, dass sie für mich da sein wird und wir gemeinsam die Zeit überdauern.
Das machst du, damit ich als Leser verstehe: Hey, die sind schön dicke miteinander, da besteht eine tiefe Verbindung, Tradition, Fortbestand, Fachwerk, kind of magic. Ich denke halt nur, dass es die Einstellung zur Arbeit und die Wertschätzung derselben, diese satte Fundierung nicht unbedingt braucht. Will sagen: für mich würde es auch mit weniger gehen. Wenn das Setting ein Supermarkt wäre oder ein Discounter, wäre die Aussage noch stärker, weil die Arbeit und ihre Qualität für sich stünde, ohne die Einbindung in die Fachwerkzuckerbäckerei.
Das Geräusch meiner Turnschuhe unterbricht dieses Gefühl der Zeitlosigkeit. Sie quietschen leise wie Holzdielen;
Die Turnschuhe klingen wie Holzdielen? Trägt er Klotschen-Turnschuhe? :D Für mich quietscht das eine wie Gummi und das andere knarzt wie Holz, das bekomme ich nicht gleichgesetzt.

Im zweiten Absatz beschreibst du die Arbeitsaufnahme, die Schürze wird angezogen, der Laden fertig vorbereitet und aufgesperrt. Auch hier wäre es weniger romantisch für mich stärker. Bäckerei ist Niedriglohnsektor, der Druck ist hoch, die Laufkundschaft oft scheiße, da brauchst du ein dickes Fell. Aus dem Grund ist mir das hier zu kitschig:

Als ich zum Fenster hinausschaue, geht draußen die Sonne auf: Gleich eines impressionistischen Bildes zerfließt das Schwarz der Nacht zu einem tiefen, satten Violett.

Dann Absatz 3, der Fiesling betritt die Bühne.
Unter Aufbietung meiner Professionalität schlage ich einen höflichen Tonfall ein.
Unter Aufbietung meiner Professionalität, ..., finde ich zu erklärend.
„Guten Morgen, bitte die Maske auch über die Nase ziehen.“ Das reicht doch, damit zeigst du alles und brauchst es nicht zu erklären.
Er schaut mich an und in seine Augen schiebt sich ein Ausdruck, der mir nicht gefällt.
Wenn du es so beschreibst, entsteht kein Bild. Was genau sieht der Verkäufer?
Doch dann zieht er seine Maske ordnungsgemäß hoch. (oder: auch über die Nase)
auch das brauchst du nicht weiter zu erklären. Es reicht doch, wenn er es tut.
„Zwei Erdbeerkuchen, drei Normale und einen Cappuccino zum Mitnehmen“, sagt er gepresst.
Durch das gepresst erklärst du die wörtliche Rede, du gibst ihr sozusagen eine Deutungshilfe mit, statt das Gesagte für sich sprechen zu lassen. Beschreibe lieber sein Gesicht, als er es sagt, er presst die Lippen aufeinander oder eine Falte steht auf seiner Stirn, so was.
auf den ich ein fächerartiges Muster mit Kakaopulver postiere.
postieren heißt, jemanden auf einen bestimmten Platz stellen, z.B. eine Wache postieren. Die haben doch in den Bäckereien so Schablonen, wo sie den Kakao drüberstäuben. So würde ich das auch schreiben. "danach folgt der Milchschaum, auf den ich mit Kakaopulver und einer Schablone ein fächerartiges Muster stäube/male/setzte."
Stolz stelle ich mein Kunstwerk auf den Tresen, nur um zu bemerken, dass er achtlos einen Plastikdeckel auf den Becher drückt.
Was du sagst ist: Er stellt den Milchkaffee nur auf den Tresen, damit der Kunde achtlos den Plastikdeckel auf den Becher drückt. Bleib bei den Beschreibungen, lass die Wertung den Lesenden vollziehen. "Stolz stelle ich mein Kunstwerk auf den Tresen. Ohne auf das Muster zu schauen, drückt er den Deckel auf den Becher." Das spricht für sich, du brauchst das "achtlos" nicht.
„Zwei Erdbeerkuchen“, wiederholt er geringschätzig, als würde er mich für unterbemittelt hatten.
Wo nimmt der Prota das her? Aus dem Gesagten und der Mimik jedenfalls nicht, auch hier: beschreiben, nicht behaupten.
Beeilen Sie sich einfach, ich bin gleich in einer wichtigen Besprechung. Ich frage mich, wozu es überhaupt noch Verkäufer gibt. Man sollte diesen Job wirklich automatisieren.
Ein heftiger Angriff, die letzten beiden Sätze. Ich denke, an Protas Stelle hätte ich den Typ vor die Tür gesetzt. Mega-unverschämt? Ja, zack raus! Verletzend? Nein, denn es ist zu wenig treffend.
Damit das richtig wehtut, müsste das sardonischer sein, z.B. wird er angerufen und erzählt am Telefon: "Du glaubst es nicht, ich wollte nur ein paar Brötchen und einen Kaffee und das dauert länger als meine Bahnfahrt. Und der Kuchen, ja, besser einen Tag vorher bestellen und Zeit mitbringen, viel Zeit. Ja, ... haha, du sagst es, es gibt einfach kein gutes Personal mehr." Gar nicht direkt, so hinterrum mit jemand anders und richtig fies, das tut weh.
Während die Brötchentüte, die er sich in seine Tasche packt, leise raschelt schaut er sich abschätzig in unserer schnuckeligen Bäckerei um und ich habe das Gefühl, dass er sich wegen der Maske rächen will.
Wieder behauptest du, abschätzig, rächen, ich als Leser kann das nur glauben. Besser wäre, du würdest zeigen, wie das aussieht, wenn er sich abschätzig umschaut. Kräuseln sich seine Lippen, schüttelt er leicht den Kopf , geht er mit dem Finger über das Regal und beschaut sich den Staub, so was, weißt? Und das rächen, wie äußert sich das konkret? Oder ist das nur eine Spekulation? Wenn er grinsend mit einem 100 Euro-Schein bezahlen würde "Nee, kleiner habe ich es nicht", oder einen Erdbeerkuchen auf den Boden fallen ließe und draufträte "Oh, der war wohl nicht richtig eingepackt, da müssen sie aber besser aufpassen." Das wäre eine wenngleich übertrieben Rache für die Maskennummer.

Absatz 4 mit der Zuspitzung gefällt mir.

„Die Preise sind erhöht worden, wegen der Pandemie und den steigenden Einkaufspreisen“, spule ich meinen vorher zurechtgelegten Satz ab.
Auch hier wieder: Der Redebegleitsatz erklärt den Dialog. Warum darf der Satz nicht für sich stehen?
Er schaut mich aus kleinen, bösartigen Augen an und sagt, als wäre ich der Verantwortliche:
Wertung des Autors, bitte zeigen, wie sehen bösartige Augen aus? "Er hat die Augen zusammengekniffen, in ihnen liegt eine Kälte, die mich frösteln lässt."
„Unverschämt.“
„Ich kann da nichts machen“, gebe ich zurück.
„Sie können da nichts machen? Ich sag Ihnen mal, was Sie machen können: Stellen Sie sich mal die großen Fragen, zum Beispiel, wie lange sie das hier noch machen wollen. Erbärmlich.“
„Was haben Sie da gerade gesagt?“ Meine Stimme zittert vor Wut und ich lasse es zu.
„Sie vergreifen sich im Ton“, antwortet er.
„Nein, Sie vergreifen sich im Ton. Egal, was sie von meinem Job halten, ich habe ein gutes Recht, selbst zu entscheiden, was mir gefällt und was nicht. Es gibt Grenzen, wissen Sie? Nur weil Sie unzufrieden mit was auch immer sind, können Sie das nicht an mir oder meinem Job auslassen. Ich liebe meinen Job und solange die Kündigung nicht vorliegt oder eine Maschine meinen Job macht, werde ich jeden Tag mein Bestes geben.
Gut. Das funktioniert für mich, das ist der Kern und endlich bist du dicht beim Prota und lässt zu, was ihn bewegt. Dafür bräuchtest du dieses spezielle Setting nicht, das würde auch in einem anderen, härteren, weniger süßlichen Setting funktionieren. Das nur als Hinweis.
Da geht es um Würde und Respekt, um Arroganz und Verachtung, mit der Mitarbeiter im Service und generell in schlecht bezahlten Jobs mit geringem Status konfrontiert werden.
So wie der Typ drauf ist, kann ich mir allerdings nicht vorstellen, dass es damit erledigt ist.
Wir taxieren uns mit den Augen. Er bezahlt schweigend, schüttelt den Kopf und geht hinaus.
„Schönen Tag noch“, rufe ich ihm hinterher und bilde mir ein, dass ich meinen ironischen Tonfall gut unterdrückt habe.
Das Fette ist wieder reiner Tell, das schwächt die Aussage, würde das streichen. Der Prota hat sich gerade erfolgreich behauptet, warum Ironie unterdrücken? Im Gegenteil, ich würde was zum Nachdenken hinterherschieben. Solche Typen brauchen das!

Peace, l2f

 

Hallo @linktofink,

ich mag deine Kommentare, die bringen mich immer zum Nachdenken und ich schaue mir dann genau die von dir angesprochenen Punkte tiefergehend an. Kann mich beispielsweise noch sehr gut an einen Kommentar von dir unter meiner Story "Winterreise" erinnern, weil ich dadurch die gesamte Story noch einmal überarbeitet habe.

Bei diesem Kommentar hier nehme ich für mich etwas Grundsätzliches mit: weniger behaupten, mehr beschreiben und zeigen. Deine Anregungen haben mir da konkret etwas zum Nachdenken und Verbessern gegeben, ich mag das sehr.

Ich gehe im Detail auf deinen Kommentar ein:

vertue ich mich oder hast du Text wesentlich gekürzt? Im Flash Fiction-Format sollte jeder Satz stimmen, alles Überflüssige sollte weg. Deswegen gehe ich im Folgenden ins Detail und bin pingelig, weil ich denke, du könntest den Text einerseits eindampfen, andererseits bei den entscheidenden Prozessen ergänzen und nachschärfen.
Ja, ich habe eine Person rausgenommen und stattdessen direkt das Gespräch mit dem Konflikt fokussiert. Und das mit dem Eindampfen bzw. Ergänzen an den entscheidenden Stellen hat mir weitergeholfen, um meinen Blick für Flash Fiction zu schärfen.

Das machst du, damit ich als Leser verstehe: Hey, die sind schön dicke miteinander, da besteht eine tiefe Verbindung, Tradition, Fortbestand, Fachwerk, kind of magic. Ich denke halt nur, dass es die Einstellung zur Arbeit und die Wertschätzung derselben, diese satte Fundierung nicht unbedingt braucht. Will sagen: für mich würde es auch mit weniger gehen. Wenn das Setting ein Supermarkt wäre oder ein Discounter, wäre die Aussage noch stärker, weil die Arbeit und ihre Qualität für sich stünde, ohne die Einbindung in die Fachwerkzuckerbäckerei.
Interessant, dass du das ansprichst. Ich finde nämlich, dass es einen Unterschied zwischen Bäckerei und Supermarkt gibt. Zumindest hatte ich mir hier eine traditionsreiche, familiengeführte Bäckerei vorgestellt, im Vergleich zu einem modernen Supermarkt, wo ja schon alles so gut es eben geht optimiert und automatisiert ist (ich denke zum Beispiel an die Backwaren, die ich mir als Kunde rausnehme und auch mein Brot kann ich da selbst schneiden).

Die Turnschuhe klingen wie Holzdielen? Trägt er Klotschen-Turnschuhe? :D Für mich quietscht das eine wie Gummi und das andere knarzt wie Holz, das bekomme ich nicht gleichgesetzt.
Das habe ich schnell verbessert. :D

Im zweiten Absatz beschreibst du die Arbeitsaufnahme, die Schürze wird angezogen, der Laden fertig vorbereitet und aufgesperrt. Auch hier wäre es weniger romantisch für mich stärker. Bäckerei ist Niedriglohnsektor, der Druck ist hoch, die Laufkundschaft oft scheiße, da brauchst du ein dickes Fell. Aus dem Grund ist mir das hier zu kitschig:
Das ist so ein Darling von mir, tue mich hier schwer, das rauszunehmen. Muss ich noch einmal drüber nachdenken, werde es Stand jetzt eher drinlassen.

Unter Aufbietung meiner Professionalität, ..., finde ich zu erklärend.
„Guten Morgen, bitte die Maske auch über die Nase ziehen.“ Das reicht doch, damit zeigst du alles und brauchst es nicht zu erklären.
Habe das mit der Professionalität rausgenommen.

Wenn du es so beschreibst, entsteht kein Bild. Was genau sieht der Verkäufer?
Guter Punkt, ich habe das ergänzt und eine Beschreibung mit reingenommen.

auch das brauchst du nicht weiter zu erklären. Es reicht doch, wenn er es tut.
Habe ich angepasst, danke fürs aufmerksame Lesen!

Durch das gepresst erklärst du die wörtliche Rede, du gibst ihr sozusagen eine Deutungshilfe mit, statt das Gesagte für sich sprechen zu lassen. Beschreibe lieber sein Gesicht, als er es sagt, er presst die Lippen aufeinander oder eine Falte steht auf seiner Stirn, so was.
Das ist eine Sache, die mir noch schwerfällt und über die ich auch erst einmal etwas nachdenken musste. Wenn ich es richtig verstehe, dann ist das Problem, dass man hier den Autor hinter dem Text erkennt. Besser wäre es hier wie von dir vorgeschlagen, wenn die Leser:innen sich das selbst erschließen können.

postieren heißt, jemanden auf einen bestimmten Platz stellen, z.B. eine Wache postieren. Die haben doch in den Bäckereien so Schablonen, wo sie den Kakao drüberstäuben. So würde ich das auch schreiben. "danach folgt der Milchschaum, auf den ich mit Kakaopulver und einer Schablone ein fächerartiges Muster stäube/male/setzte."
Vielen Dank für den Hinweis, ich habe das angepasst; denke, dass es jetzt besser klingt.

Was du sagst ist: Er stellt den Milchkaffee nur auf den Tresen, damit der Kunde achtlos den Plastikdeckel auf den Becher drückt. Bleib bei den Beschreibungen, lass die Wertung den Lesenden vollziehen. "Stolz stelle ich mein Kunstwerk auf den Tresen. Ohne auf das Muster zu schauen, drückt er den Deckel auf den Becher." Das spricht für sich, du brauchst das "achtlos" nicht.
Hm, ja, denke, dass ich hier auf jeden Fall eine wichtige Lektion mitnehme: Den Lesenden mehr vertrauen und als Autor nicht zu besorgt sein, dass es nicht genau so rüberkommt, wie von mir gedacht. Das nehme ich mir auch für weitere Geschichten mit. Habe es angepasst.

Wo nimmt der Prota das her? Aus dem Gesagten und der Mimik jedenfalls nicht, auch hier: beschreiben, nicht behaupten.
Das ergibt Sinn für mich und ich denke, dass genau das meine Texte besser machen wird, weil es die Wirkung erhöht. Danke!

Ein heftiger Angriff, die letzten beiden Sätze. Ich denke, an Protas Stelle hätte ich den Typ vor die Tür gesetzt. Mega-unverschämt? Ja, zack raus! Verletzend? Nein, denn es ist zu wenig treffend.
Damit das richtig wehtut, müsste das sardonischer sein, z.B. wird er angerufen und erzählt am Telefon: "Du glaubst es nicht, ich wollte nur ein paar Brötchen und einen Kaffee und das dauert länger als meine Bahnfahrt. Und der Kuchen, ja, besser einen Tag vorher bestellen und Zeit mitbringen, viel Zeit. Ja, ... haha, du sagst es, es gibt einfach kein gutes Personal mehr." Gar nicht direkt, so hinterrum mit jemand anders und richtig fies, das tut weh.
Hmm, hier bin ich mir noch nicht sicher, ob ich das ändern möchte: Ich wollte dem Prota schon nicht die Möglichkeit geben, sich verteidigen zu können. Hier bin ich jedenfalls noch unentschlossen.

Wieder behauptest du, abschätzig, rächen, ich als Leser kann das nur glauben. Besser wäre, du würdest zeigen, wie das aussieht, wenn er sich abschätzig umschaut. Kräuseln sich seine Lippen, schüttelt er leicht den Kopf , geht er mit dem Finger über das Regal und beschaut sich den Staub, so was, weißt? Und das rächen, wie äußert sich das konkret? Oder ist das nur eine Spekulation? Wenn er grinsend mit einem 100 Euro-Schein bezahlen würde "Nee, kleiner habe ich es nicht", oder einen Erdbeerkuchen auf den Boden fallen ließe und draufträte "Oh, der war wohl nicht richtig eingepackt, da müssen sie aber besser aufpassen." Das wäre eine wenngleich übertrieben Rache für die Maskennummer.
Guter Punkt, in gewisser Weise geht es vor allem darum, mehr zu zeigen und weniger zu behaupten. Denke, dass ich dabei eine gute Balance finden möchte; bin nämlich der Meinung, dass gutes Tell auch durchaus seine Berechtigung hat. Werde ich auch bei weiteren Texten verstärkt drauf achten.

Auch hier wieder: Der Redebegleitsatz erklärt den Dialog. Warum darf der Satz nicht für sich stehen?
Habe ich angepasst. Das scheint sich ja wie ein Muster zu wiederholen, ist gut, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast, mir war das in der Schärfe so gar nicht klar.

Wertung des Autors, bitte zeigen, wie sehen bösartige Augen aus? "Er hat die Augen zusammengekniffen, in ihnen liegt eine Kälte, die mich frösteln lässt."
Ich habe das bösartig jetzt mal komplett rausgenommen, mal schauen, ob es auch so funktioniert. Ansonsten muss ich da noch einmal ran.

Gut. Das funktioniert für mich, das ist der Kern und endlich bist du dicht beim Prota und lässt zu, was ihn bewegt. Dafür bräuchtest du dieses spezielle Setting nicht, das würde auch in einem anderen, härteren, weniger süßlichen Setting funktionieren. Das nur als Hinweis.
Das sehe ich anders: So ein hypermodernisierter Supermarkt ist meiner Einschätzung nach vor allem auf Zeitersparnis ausgelegt; bei einer kleinen Bäckerei hoffe ich darauf, sich etwas heimeliger zu fühlen (mag sein, dass das nur meine eigene Hoffnung ist).

Das Fette ist wieder reiner Tell, das schwächt die Aussage, würde das streichen. Der Prota hat sich gerade erfolgreich behauptet, warum Ironie unterdrücken? Im Gegenteil, ich würde was zum Nachdenken hinterherschieben. Solche Typen brauchen das!
Das hat Sinn ergeben, ich habe es rausgenommen. Ich bin momentan noch dabei zu experimentieren, wann Tell gut funktioniert und wann eher nicht. Finde, dass es nämlich durchaus seine Berechtigung hat (habe dazu einen interessanten Artikel von @Katla gelesen, der mir gut gefallen hat).

Insgesamt möchte ich mich für diesen starken Kommentar bedanken. Habe den Eindruck, dass sich der Text dadurch verbessert hat und mir gefällt diese Präzision deines Kommentars. Wünsche dir ein schönes Wochenende!


Beste Grüße
MRG

 

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