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Der Balg des Molgh

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12.01.2004
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Der Balg des Molgh

Der Balg des Molgh (v. 2.0) [v. 1.0]

Magie ist umsonst zu haben, wenn man über ausreichend Geld verfügt, sie sich leisten zu können. Diese ebenso schlichte, wie wenig erbauliche Binsenweisheit erschloss sich Akiro spätestens, auch ohne dass sie ihm durch den Lehrkörper mit süffisantem Lächeln beigebogen wurde, als es daran ging, spezielle Kleidung und magisches Gerät nebst Literatur und die notwendigen Utensilien um selbst solche anzufertigen, zu erstehen und die opulenten Studiengebühren zu entrichten. Schon nach einem Jahr näherten sich die Ersparnisse in bedrohlicher Geschwindigkeit der Neige, da neben der Miete auch noch ein beachtlicher Teil der Mittel in nächtliche Unternehmungen floss, die mit Magie nichts, aber auch gar nichts zu schaffen hatten.

Gut, da wäre immer noch die Möglichkeit gewesen, im Labor irgendeines Alchemisten zu arbeiten oder sonst einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen, aber dafür war Akiro dann doch zu faul. Lieber haute er seinen Freund Kiri an, der, wenn er einen Einbruch oder Überfall erfolgreich abgeschlossen hatte, immer mal wieder über größere Summen verfügte und auch bereitwillig teilte. Für einen kurzen Moment hatte Akiro in Erwägung gezogen, sich an Raubzügen zu beteiligen. Bis er mitbekam, dass es sich dabei durchaus um körperliche Arbeit handelte und, sofern man erwischt wurde, Gefahr lief, in irgendeinem Kerkerloch zu versauern und als Gespiele für die werten Mitgefangenen zu dienen. Selbstverständlich ohne Bezahlung ...

Nach allem Für und Wider war es dann ausgerechnet der von den Studierenden wegen seiner Langatmigkeit und Langsamkeit gefürchtete Magietheoretiker Professor Amelanius Zlatz, der es schaffte, dass Akiros Schleier der Verzweiflung sich mit den Gedanken der Unbedarftheit paarten und dabei unter Beihilfe der Hebamme gefährlichen Halbwissens die Idee eines kleinen Monsters gebaren, welches Geld für ihn bedeuten würde. Viel Geld! Und wenig Arbeit. Also heckte das kleine Monster einen Plan aus und ließ Kiri in dessen eigener und sehr bescheidener Behausung durch den Mund des Akiro daran teilhaben.

"Wir verkaufen Magie in Flaschen!" Die Quintessenz dieser auf den ersten Blick profan anmutenden Aussage spiegelte sich in dem verständnislosen und dümmlichen Glotzen von Kiri wieder, der einen Augenblick benötigte, dann in schallendes Gelächter ausbrach und sich nur schwer beruhigen konnte.

"Das is'n Witz?", gackerte Kiri. "Echt, fast hättest du mich reingelegt."

"Natürlich ist das kein Witz", maulte Akiro, verzog aber keine Mine.

"OK. Du meinst, wir tun so als ob und bescheißen die Leute?" Kiri hatte sich leidlich beruhigt, wischte sich aber nochmals Tränen aus den Augen. "Echt, so hab ich nicht mehr gelacht, seit Keffa in dem offenen Gully ausgerutscht und durch die Scheiße runter bis zum Hafen gerutscht ist."

"Nein, wir bescheißen nicht." Akiro lehnte sich entspannt zurück, kippte dabei beinahe mit dem maroden Sitzmöbel in Kiris Bude um. "Ach, Scheiße! Wann kaufst du endlich mal neue Stühle? Oder klau sie meinetwegen. Ich brech’ mir irgendwann noch den Hals!"

"Ich sitz da nie drauf", meinte Kiri lässig und räkelte sich auf seinem dreckigen Bett. "Also ...?"

"Scheiße, Kiri, wie kannst du in so 'nem Dreck leben?" Akiro seufzte und seine Missbilligung war keineswegs gespielt. "OK. Wir verkaufen Magie, also ich meine rohe Magie. Die kann man in Flaschen ... äh ... abfüllen. Nicht wirklich abfüllen, aber so ähnlich funktioniert das eben."

"Du hast sie nicht alle, Ak", feixte Kiri und fixierte seinen Freund. "Ich dachte Magie kostet nix?"

"Kennst du einen Magier der für lau arbeitet?" Akiro zog eine Grimasse.

"Ich meinte, dass den Magier Magie nichts kostet ... also das was er da verbraucht. Energie oder so'n Scheiß."

"Sehr bildlich widergegeben", meinte Akiro und hob leicht die Augenbrauen. „Natürlich kostet die magische Energie nichts. Die ist einfach so da. Man benutzt sie, um Effekte auszuführen. Dazu bringt man sie in die richtige Form."

"Und die Energie willst du eintüten und verkaufen, ja?" Kiri versuchte sich zu konzentrieren. "Ich kapier nicht, wer das kaufen soll ..."

"Mann, bist du blöd!" Akiro war kurz davor die Fassung zu verlieren und sprang auf, um dann auf einem imaginären Pfad den baufälligen Tisch des Hauses zu umkreisen. "Ein Magier holt sich die Energie die er braucht und bastelt sich daraus was er will. Dazu hat es Formeln, Rituale und den ganzen Schnickschnack. Bücher mit Formeln kannst du dir überall besorgen. So lange du keine Ahnung hast, wie du an die Energie kommst, kannst du damit den Ofen feuern. Dann hat das Buch wenigstens noch einen Heizwert."

"Äh ...", Kiri richtete sich langsam auf seinem Lager auf, die Stirn in Falten gelegt. "Also, wenn ich die Energie hab, kann ich Magie ... machen?"

"Wirken! Es heißt: Magie wirken!" Akiro verdrehte die Augen himmelwärts. "Ja, dann kannst selbst du Magie wirken. Obwohl ich mir das lieber nicht vorstelle."

"Ich ...", Kiri hockte sich auf den Bettrand. "Ist das nicht gefährlich? Kann man die Energie einfach so in Flaschen abfüllen? Das klingt ja echt irgendwie abenteuerlich ... Hat das schon mal jemand gemacht?"

"Sonst noch was?", zischte Akiro und beendete für den Augenblick die Umkreisung des Tisches, nahm aber nach einem giftigen Blick seine Wanderung wieder auf. "Ja, es ist gefährlich. Nein, einfach ist es nicht. Als Abenteuer würde ich es nicht gerade betrachten. So was wird ständig gemacht. Magier können nicht endlos viel Magie wirken. Ich hab keinen Nerv, dir das jetzt im einzelnen zu erklären. Magieenergie oder auch fertige Sprüche werden in Kristalle oder andere Artefakte eingebunden und dann abgerufen, wenn man sie braucht."

"O.K. Aber unter 'nem Artefakt stell ich mir was anderes, als 'ne Milchflasche vor."

"Das, mein Lieber Kiri", Akiro unterbrach die Umkreisung erneut und blieb vor seinem Freund stehen, ging in die Hocke, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein, "ist der Trick dabei. Ein wie auch immer gearteter Gegendstand wird zum Artefakt, wenn man ihn dazu macht. Und wer würde schon Magie in einer Milchflasche vermuten?"

Kiri ließ sich wieder rückwärts auf seine Ruhestatt fallen, was Millionen und Abermillionen von Milben in helle Aufregung versetzte und möglicherweise in diesem Augenblick geknüpfte zarte Bande rüde unterbrach. Vor seinem geistigen Auge sah er Geld in einem nicht enden wollenden Strom auf sich hernieder prasseln, erwachte aus diesem kurzen Tagtraum und sah seinen Freund stirnrunzelnd an.

"Sag mal, Ak, wie bekommen wir die Magie denn eigentlich in die Flasche? Ich meine, die wird ja nicht einfach so wie durch ein Wunder plötzlich da drin sein. Wenn es so einfach wäre, gäb's das sicher schon ..."

"Tja, mein Lieber", unterbrach ihn der angehende Magus mit verschmitztem Grinsen, da er die Frage bereits herbeigesehnt hatte. "Wie kommt der Wein in die Flasche?"

Akiro stütze sich auf den Tisch, der sofort in die Richtung des zu kurz geratenen Beins nachgab und seinen Benutzer straucheln ließ.

"Mann!", fauchte Akiro wütend, während er noch mit den Armen in der Luft ruderte und sein Gleichgewicht zu finden suchte.

"Häh?" Kiri drehte den Kopf nur ein wenig, um Akiro aus dem Augenwinkel sehen zu können. "Wein?"

Akiro schloss die Augen für einen kurzen Moment und schüttelte den Kopf ein wenig, um seiner Verzweiflung Ausdruck verleihen zu können, auch wenn ihn niemand beobachtete, der diese Geste hätte deuten und werten können.

"Wein, Kiri", ein Seufzer schwang in der Stimme mit. "Wein. Wie kommt der Wein vom Fass in eine Flasche?"

Kiri richtete sich auf und man konnte ihm die Anstrengung förmlich ansehen. Denken war keine seiner Stärken, so lange es nicht um Überfälle und dergleichen ging. Dann hellte sich sein Gesicht auf und stolz präsentierte er des Rätsels Lösung. "Man taucht die Flasche im Fass unter, bis sie voll ist."

"Du bist so was von behämmert!" Akiro war nahe daran, die Fassung zu verlieren. "Ein Schlauch. Man nimmt einen Schlauch, um den Wein in die Flasche abzufüllen." Der angehende Magier schleppte sich zu dem dreckigen Bett hinüber, setzte sich auf die Kante und starrte völlig erschöpft zu Boden.

"Ist doch egal, Ak." Er verstand die plötzliche Niedergeschlagenheit seines Freundes nicht. "Dann eben mit 'nem Schlauch. Ich kapier nicht worauf du hinaus willst ..." Er legte eine Hand auf Akiros Schulter.

"Natürlich nicht", erwiderte dieser und drehte sich zu seinem Freund um. "Natürlich nicht. Tu einfach, was ich dir sage und alles wird gut. Jetzt sieh zu, dass wir Milchflaschen bekommen. Eine Menge Milchflaschen."

Akiro stand auf und ging kopfschüttelnd und mit seiner Fassung ringend nach Hause, um weiter an seinem Plan zu feilen. Außerdem musste er noch die Formeln lernen, mit denen man Artefakte herstellte oder Gegenstände dazu machte.

***

Drei Tage später trafen sie sich wieder in Kiris Behausung. Neben dem üblichen Dreck und Chaos stapelten sich Kisten voller leerer, aber erstaunlich sauberer Milchflaschen. Akiro musterte zunächst die Flaschen, dann ruhte sein Blick immer mal wieder auf Kiri, der - wie üblich - auf seinem Bett hockte.

"Das ging schnell", stellte Akiro sachlich fest, doch unterschwellig schwang bereits die Frage aller Fragen mit.

"Ja."

Die Wortkargheit seines Freundes ließ den jungen Magier aufhorchen. "Wo hast du sie her?"

"Na ja, ich hab sie ... gekauft." Kiri zuckte ein wenig zusammen bei dem - zumindest für einen Dieb - unflätigen Wort.

Akiro holte tief Luft, sagte aber nichts, sondern wanderte zu dem baufälligen Tisch und legte ein sehr dickes und ein etwas dünneres Buch darauf ab. Kiri erhob sich schnell und eine Wolke von Staub, auf der geschickte Milben zu surfen vermochten, um bisher unentdecktes Land und neue Zivilisationen entdecken zu können, folgte ihm. Bücher hatten ihn schon immer fasziniert. Er konnte zwar nicht lesen, aber ab und an fand er Zeichnungen darin.

"Magisch?", fragte er und deute mit einer vorsichtigen Geste, ganz so als erwartete er, das Buch könne im nächsten Augenblick nach ihm schnappen, auf die dicke Schwarte.

"Nein", erwiderte Akiro ein wenig unwirsch. "Nicht magisch, aber es steht drin, wie man Magie wirkt. Was hast du mit der Milch gemacht?"

"Häh?" Unschuld spiegelte sich in allen Gesichtszügen und Kiri blickte drein, als würde er jeden Tag ordentlich geprügelt, warf dann dem sehr viel dünneren Werk noch einen verstohlenen Blick zu. "Steht da auch was über Magie drin?"

"Lass den Unsinn", murrte Akiro. "Nein, es steht nichts über Magie da drin. 'Das geteilte Leid' ... ist ein Märchen oder so'n Quatsch."

"Wirklich?" Kiri wirkte entzückt und schnappte sich das Buch. "Wozu brauchen wir das?"

Akiro deute mit dem Zeigefinger der Linken auf den Tisch. "Leg's unter das Tischbein."

"Oh ..." Die Spannung wich aus dem Gesicht des Diebes und gehorsam justierte er das Buch so unter dem zu kurz geratenen Bein, dass die Tischplatte einigermaßen in der Waage war.

"Die Milch. Was hast du damit gemacht?", bohrte Akiro und fixierte seinen Freund, dessen ungewaschenes Gesicht gerade wieder am Rande der Tischplatte aufstieg wie die Sonne am Morgen eines nebligen Tages.

"Na ja", ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf Kiris Gesicht. "Ich hab das Zeug in der Armenküche verteilen lassen. Dafür haben die mir die Flaschen gespült. Erst wollte ich ja neue kaufen, aber die löchern einen damit, was man damit will und so. Haben wohl Angst, dass man ihnen Konkurrenz macht."

"Ja", Akiro versuchte sein Erstaunen zu verbergen, aber es gelang ihm nur halbwegs. "Manchmal erstaunst du mich, Kiri. Echt wahr."

"Ich bin gut", stellte Kiri fest und räkelte sich im Licht des Lobes, da es für ihn selten schien. "Bevor ich das eklige Zeug wegkippe und den ganzen Scheiß selbst spülen muss, dachte ich, die Armen ..."

"Ich meinte", Akiro winkte ab, "dass du solche Wörter wie Konkurrenz kennst."

Akiro hatte noch einen riesigen Beutel voller Ingredienzien mitgebracht und verwandelte mehr als die Hälfte der Milchflaschen in fahlem Blau funkelnde Behältnisse, Artefakte in der Entstehung. Eine Menge Fehlversuche führten dazu, dass die restlichen Flaschen zu Bruch gingen und sich in einer Ecke des Zimmers jetzt Glassplitter türmten.

Am Anfang hatte Kiri zitternd in der Ecke gesessen, wenn der Adept damit begann, irgendwelche Formeln herunterzurasseln. Irgendwie hatte er erwartet, dass sein Freund einen Fehler macht und alles vorbei sein würde. Aber bis auf den unvermeidlichen Glasbruch gab es absolut keine Vorkommnisse und er hatte sich später auch am Tisch niedergelassen. Beobachtete, wie aus dem Nichts rohe magische Energie über dem Tisch auftauchte, sich in Schimmernden Farben ineinander verwirbelte wie der morgendliche Frühnebel, wenn man nur rasch genug durch ihn hindurchschritt. Nur eben bunter. Dann formte sich die Magie und eine unsichtbare Spinne wob eine Art Netz, welches sich erst außen und dann ein weiteres im inneren der Flasche auf der Oberfläche niederschlug und diese dann entweder zerbarst oder aber in diesem seltsamen Licht zu leuchten begann. Gegen Morgen war die Arbeit verrichtet und Akiro sank in sich zusammen.

"Jetzt brauchen wir noch ein Fass und einen Schlauch." Kiri half Akiro hinüber zum Bett.

"Was?" Der Adept starrte seinen Freund mit geränderten, blutunterlaufenen Augen an. "Mann, Kiri. Du bist so was von beschränkt."

"Ja, aber ...", setze dieser zur Verteidigung an.

"Ich schlaf mich aus und in der kommenden Nacht holen wir uns aus der Akademie ein Artefakt. Damit kann man die Magie aufsaugen, kurzzeitig aufbewahren und dann auch abfüllen." Akiro vermied es, sich auf Kiris Bett zu werfen, sondern legte sich langsam hin, um die dort lebenden und für das menschliche Auge unsichtbaren Völker nicht zu stören. Er war zu fertig, um weiter drüber nachzudenken.

"Wir beklauen die Magier?" Kiri war fassungslos und wirkte von einem auf den anderen Augenblick wie aufgedreht. "Da kriegst du mich nicht rein, Ak. Ich bin doch nicht irre!"

"Ich brauch deine Hilfe", murmelte der beinahe schon eingeschlafene Akiro. "Ich krieg die Tür nicht auf. Es ist ungefährlich ... Keine Wachen."

"Na ja", der Dieb war ein wenig erleichtert. "Wenn du es sagst." Kiri warf sich auf sein Bett neben Akiro, der sofort wieder aufschreckte und ob des aufgewirbelten Staubs husten musste. Nach einem Seufzer der Verzweiflung fiel er in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

***

Zwei Ratten rannten durch einen der endlos scheinenden Korridore der magischen Akademie. Beide stanken erbarmungswürdig, da sie sich durch die Kanalisation bis auf das Gelände der Einrichtung vorgearbeitet hatten. Die Außentemperatur hatte nicht gereicht, dass durchtränkte Fell zu trocknen, aber die Wärme innerhalb der Gebäude beschleunigte den Vorgang und sorgte für die Freisetzung der Düfte menschlicher Exkremente und anderer, der Fäulnis anheim gefallener Dinge.

"Ak", fiepte die an zweiter Stelle laufende Ratte. "Sind wir bald da?"

Die als erste dahineilende Ratte gab - nahezu stilecht - ein Zischen von sich, um für Ruhe zu sorgen, orientierte sich kurz und kam dann in einem spärlich beleuchteten Seitengang zum Stehen. Einige knappe Worte, das Schimmern von Magie und aus den Ratten formten sich die Gestalten von Akiro und Kiri. Dank der größeren Hautoberfläche verströmten sie nunmehr noch mehr des wenig betörenden Dufts in die Umgebung, nahmen dies aber ob der bisherigen Belastung ihrer Riechorgane nicht mehr wahr.

"Das war echt 'ne beschissene Idee", maulte Kiri und wischte sich angewidert immer wieder durchs Gesicht.

"Sehr bildlich", Akiro rang sich ein Lächeln ob der Ironie ab.

"Was? Ach verdammt, ich meine nicht, durch die Scheiße zu schwimmen. Das hab ich schon oft genug gemacht, wenn ich irgendwo rein wollte. Musstest du uns unbedingt in Ratten verwandeln? Mich hätte da unten beinahe so'n notgeiles Vieh bestiegen!"

Akiro hustete und konnte so sein Lachen und Grinsen verbergen. "Es ging nicht anders. Alles was größer ist passt nicht durch die gesicherten Gitter. Und echte Ratten können gar nicht aufs Gelände. Und jetzt", er wies auf eine Tür, "mach die Tür auf. Wir haben nicht endlos Zeit."

Maulend nahm der Dieb die Tür und dann das Schloss genauer in Augenschein, packte einen Satz Werkzeuge, bestehend aus Stiften mit Haken, kleinen Feilen und filigranen, gebogenen Drähten, aus, die Akiro interessiert musterte, und machte sich ans Werk. Immer mehr dünne Stangen mit Bogen und Hebeln versenkte er ins Schloss, zupfte mal hier und dort, lauschte angestrengt, und nach einer Weile schnappte die Tür auf. Mit triumphierendem Blick entfernte Kiri sein Arbeitsmaterial wieder, während Akiro schon einmal eine kleine Öllampe entzündete. Der Blick der Beiden fiel auf eine steile Wendeltreppe, die sich nach unten wand.

Kiri schloss die Türe zum Flur und sie schlichen langsam und vorsichtig nach unten. Dort erwartete sie die Tür, die sie von dem Gewölbe trennte, in dem die Akademie neben wenig gebräuchlichen Ingredienzien auch ebensolches Lehrmaterial und natürlich Artefakte eingelagert hatte, die wenig bis selten oder eher gar nicht benutzt wurden. Akiro hatte bei der Durchsicht der Inventarunterlagen schon bald festgestellt, dass sich mehr oder weniger niemand für diesen Raum zuständig fühlte oder die hier lagernden Schätze zu würdigen wusste. Geschweige denn, dass überhaupt wer im Bilde war, was hier eigentlich herumlag.

"Du bist sicher, dass da keine magische Sperre draufliegt?" Kiri musterte erst die Tür und sah dann seinen freund nachdenklich an. "Ich hab echt keine Lust hier abzurauchen, weil das Ding durch irgendeinen magischen Scheiß gesichert ist."

Akiro rang mit seiner Fassung. "Was glaubst Du wohl warum ich dich mitgeschleppt hab, hm? Wo sind wir hier?"

"Häh?" Kiri wirkte verwirrt. "Naja ... in der magischen Aka ... Schule?"

Der angehende Magier holte betont Luft und ließ sie dann mit einem Grunzen heraus. "Ja", maulte er. "Und was bekommt ein Magier wohl leichter auf: Ein magisches oder ein mechanisches Schloss? Mal ganz abgesehen davon, dass du absolut keine Ahnung davon hast, wie ein magisches Schloss funktioniert."

"Ich ..." Kiris Gedanken überschlugen sich bei dem versuch, die Informationen mit den Möglichkeiten in Einklang zu bringen.

"Fang endlich an!", kommandierte Akiro gereizt. "Wir haben nicht ewig Zeit, auch wenn hier Nachts ganz sicher keiner herkommt."

Ein Werkzeug nach dem anderen versenkte der Dieb in dem Schloss, drehte mal hieran, fummelte an diesem Draht und horchte, das Ohr immer mal wieder ans Holz nahe des Schließmechanismus gelegt. Mit einem Male sprang er einen Schritt zurück, und Akiro wurde bleich. Kiris suchender Blick, sein herumtasten in den Hosentaschen ... dann nieste er kräftig und rotzte in das hochgezogene Hemd, wischte sich die Nase an einem Ärmel ab und widmete sich erneut dem Schloss.

"Mann, Kiri", warnte Akiro den Dieb, "mach das nie wieder."

"Häh? Was?"

"Nichts ... vergiss es."

Es dauerte eine Weile und eine Menge Schweißtropfen schlugen auf dem steinernen Untergrund auf, bis die komplexe Sperre endlich auf- und den Weg in den Gewölbekeller freigab.

Akiro drängte Kiri beiseite und betrat das Gewölbe, welches von einem milchigweißen, magischen Licht erhellt wurde, mit dem Gehabe eines siegreichen Feldherren, während Kiri die Tür vorsichtig und leise von Innen schloss, nachdem er sich vergewissert hatte, dass man sie von hier mit einer schlichten Klinke aufbekam. Beim Anblick all der Kuriositäten in den Regalen musste er mehr als ein Mal schlucken.

"Was genau suchen wir?", verlangte er mit brüchiger Stimme von seinem Begleiter zu wissen.

"Es bedarf einer langen Zeit", begann Akiro zu fabulieren, wie es sonst nur die Dozenten taten, und schritt langsam durch die Gänge, "bis einem irgendwer überhaupt erklärt, wie man Magie in Artefakte bannt. Ich hab keine Nerven, ewig drauf zu warten, also hab ich nach 'ner andern Lösung gesucht. Und ich habe sie gefunden!"

"Toll", murmelte Kiri, während er mit gesenktem Kopf an Regalen voller in Alkohol aufbewahrter Körperteile, Embryonen unterschiedlichster Art und anderen Dingen vorbeischritt, die ihn sicher die kommenden Nächte nicht würden schlafen lassen. "Also was suchen wir noch gleich?"

"Das da!", rief Akiro und blieb so abrupt stehen, dass Kiri auf ihn auflief und er beinahe ins Regal gestolpert wäre. "Mann, Kiri!“

"Entschuldige", maulte Kiri und warf einen Blick an seinem Freund vorbei ins Regal auf ein höchst seltsames Gebilde.

Bräunlich bis schwarz, eine Art Schlauch von etwas mehr als Unterarmlänge, fein säuberlich aufgerollt und verschnürt, übergehend in eine Art Ballon, etwa zwei Handflächen lang und dann wieder übergehend in einen langen und dickeren Schlauch, der ebenfalls aufgerollt und zusammengebunden worden war. Das ganze übersäht mit magischen Schriftzeichen in dunklem Rot, am Rande silbrig glänzend, lag das Ding da friedlich im Regal. Kiri starrte darauf.

"Der Balg des Molgh!", präsentierte Akiro voller Stolz das magische Utensil und streichelte liebevoll darüber. "Es ist kaum mehr bekannt und doch dient es dem Zweck, auf einfache Art und Weise magische Energie mit diesem Schlauch hier anzusaugen, in diesem Mittelteil zu halten, damit man sie dann mit diesem dickeren Schlauch in vorbereitete Gefäße abfüllen kann. Das spart eine Menge Zeit, Ingredienzien und Formeln!"

"Ein ... Balg?" Kiri trat näher und sah das Gebilde näher an. "So'n Ding, das auch die Schmiede benutzen? Und was ist ein Molgh?"

Akiro starrte seinen Freund für einen Moment verdutzt an. "Na ja, im weitesten Sinne. Also das hier ist die Speiseröhre, der Magen und daran eben der Darm."

"Ach du Scheiße!" Kiri sprang zurück, als hätten ihn die Innereien just gebissen oder wenigstens nach ihm geschnappt, wandte sich angewidert ab und unterdrückte ein Würgen. "Ak, echt, das ist widerlich!"

"Quatsch", konterte Akiro. "Und nicht was, sondern wer ist Molgh. Oder besser war."

"Häh?" Der Dieb warf erneut einen verstohlen Blick auf das Gebilde. "Das ... Du meinst ..." Das Bleiche im Gesicht des jungen Diebes wich einem dezenten Grün.

"Molgh war", der Adept nickte mit einem breiten Grinsen im Gesicht, "ein großer Magier. Bis er auf einen größeren Magier traf, der wusste, dass Molgh schon zu Lebzeiten über eine erstaunliche Fähigkeit verfügte. Er konnte ..."

Kiri glotze Akiro blöde an, wandte sich schnell zur Seite und unterbrach Akiros Redefluss und Erklärungen jäh, indem er auf den Boden kotzte.

"Das ist so was von widerlich", maulte der totenbleiche Kiri und legte noch ein wenig nach, wischte sich dann den Mund am Ärmel ab, dessen Aufnahmekapazität seit dem letzten Niesanfall bereits deutlich begrenzt war.

"Ach was." Akiro winkte ab. "Jetzt pack das Ding ein und wir verschwinden."

"Was!?" Kiri brüllte es fast hinaus. "Du kannst mich mal. Ich pack das Ding nicht an. Ak, du hast sie echt nicht mehr alle, wenn du glaubst, dass du das Ekelteil in meine Bude bringen kannst ..."

Akiro drehte sich herum, holte mit einem schnellen Griff den Balg des Molgh aus dem Regal, machte auf dem Absatz kehrt und stieß Kiri die magischen Innereien vor die Brust. In einem Reflex langte der danach und stand da wie das personifizierte Häufchen Unglück. Nach mehrfachen Bekundungen, dass dies alles Scheiße sei, setzte er sich endlich in Bewegung, da Akiro bereits voraus gegangen war. Ein "Willst du, dass dich hier jemand mit dem Ding da im Arm erwischt?" und eine Geste auf die in Alkohol konservierten Geschlechtsteile verschiedenster Arten, versetzte Kiri dann in Trab.

Die zwei Gestalten huschten durch die Gänge, blieben immer mal wieder stehen, wenn Akiro um eine Ecke spähte und seinem Begleiter dann ein Zeichen gab, ihm zu folgen. Als sie zwei Akoluthen auswichen und in einem kleinen Labor untertauchten, zupfte der äußerst nervöse Kiri seinen Freund am Ärmel.

"Ak?", wisperte er.

"Was?", flüstere Akiro nervös und gereizt zurück und beobachtete die Tür, einen Angriffszauber bereits im Hinterkopf. Ein Zauber würde die gesamte Akademie alarmieren.

"Ich red dir nicht rein, aber als Ratten hätten wir's leichter ..."

"Geht nicht." Akiro hielt es kurz und knapp, um den Spruch nicht zu vergessen, seine Konzentration beschränkte sich für den Augenblick auf das potenziell unerkannte Entkommen.

"Wieso nicht?" Kiri war erstaunt. "Wir sind doch auch als Ratten reingekommen? Wieso ..."

Akiro drehte sich schnaubend um und stieß seinem Freund den Ellbogen in die Rippen, schlug sich kurz danach aber äußerst schmerzhaft den Kopf an der Unterkante des Pults, unter dem sie in Deckung gegangen waren.

"Mann, Kiri!", fluchte der junge Magus leise. "Kannst du mich ein paar Minuten in Ruhe lassen?"

"Jaaa ..." Der Dieb legte das grausliche Utensil auf den Boden und schüttelte sich angewidert.

Als er nichts mehr hörte drehte sich Akiro zu ihm um. "Hör zu, Kiri", kam es gereizt. "Wenn die uns erwischen, sind wir wirklich geliefert. Das Ding da kann ich nicht mit verwandeln, also können wir nicht so einfach raus aus der Akademie."

"Was?!" Kiri schüttelte leicht den Kopf und ihm ging jedes Verständnis für die bisherigen Aktionen ab. "Ak, das ist doch total bescheuert. Wir klauen dieses Ding und können es nicht mitnehmen? Das ist echt ein total beschissener Plan! Dich sperren die vielleicht ein, aber ich lande da unten ..." Der junge Dieb war wirklich fertig mit den Nerven.

"Ganz ruhig", beruhigte Akiro seinen Begleiter und ergriff ihn am Arm. "Ich habe einen guten Plan. Vertrau' mir einfach, Mann!"

Kiri zog die Nase hoch und nickte. "Also?"

"Also was?" Akiro war irritiert.

"Der Plan!" Die Nervosität kam zurück. "Echt, Ak, ich würde' nie irgendwo reingehen, wenn es keinen Plan gibt, den ich auch kenne ... Du bist der einzige, dem ich einfach so vertraue, aber wir sitzen jetzt hier mit dem Scheiß und können hier nicht raus?" Sein Blick ruhte für einen kurzen Moment wieder auf dem Balg des Molgh und er schüttelte langsam den Kopf. "Ich will nicht da unten landen ... " Er schniefte.

"Kiri, du Idiot", Akiro runzelte die Stirn und versuchte beruhigend auf den Dieb einzuwirken. Für einen Magier oder Alchemisten, selbst für einen Akoluthen waren konservierte Körperteile vielleicht normal, aber Kiri schien eine fast unnatürliche Angst vor Magie zu haben. "Glaubst du, ich würde das zulassen? Glaubst du echt, ich würde dich hier reinbringen, wenn ich dich nicht auch wieder rausbringen könnte?"

Kiri nickte und zog erneut die Nase hoch.

"Toll!", maulte Akiro. "Vielen Dank für dein Vertrauen!"

"Ak, ich will hier raus ..." Kiri zitterte.

"Also schön", Akiro befeuchtete die Lippen mit der Zunge und versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, "der Plan: Wir müssen nur noch ein bisschen weiter. Dort deponieren wir den Balg. Dann verwandle ich uns zurück und ich bring dich raus. Dann geh ich wieder rein, schnapp mir den Balg und bring ihn zu einer Stelle an der Außenmauer. Das ist direkt gegenüber der Mündung der Sternengasse in die Weberallee. Da gehst du hin und fängst das Ding auf. Alles klar? Reiß dich zusammen, Mann!"

"Klingt nach 'nem Plan", erwiderte Kiri, keineswegs begeistert und sein Blick fiel wieder auf das verhasste Artefakt. "Hättest du mir auch gleich sagen können, echt."


***

Es dauerte eine Weile, bis zwei Ratten die Akademie verließen. Nach dem Passieren der Sperrgitter fiepte die hintere Ratte laut und versuchte verzweifelt einer echten Ratte zu entkommen. Bruchteile bevor es zu spät war, erlöste - sehr zum Unmut der echten Ratte welche die Rückkehr des auserkorenen Lieblingsexemplars bereits sehnsüchtig erwartete - die Magie die gepeinigte Seele und verwandelte beide in Menschen zurück.

"Mann!", lachte Akiro und planschte in der Kloake herum. "Wir sitzen echt in der Scheiße, was?" Und während er sich über seinen eigenen Witz fast tot lachte, war dem Dieb gar nicht zum Lachen zumute.

Die im Gully ortsansässige Ratte war der Verzweiflung nahe, da sie nicht verstand, warum sich die wenigen Exemplare - männlich oder nicht - ständig verwandelten und dann auch noch gegen eine so oder so unfruchtbare Begattung sträubten.

Während Kiri sich auf den Weg machte, am vereinbarten Treffpunkt auszuharren, eilte eine Ratte erneut in die Akademie und verwandelte sich direkt wieder in den mehr oder weniger bekannten Lehrling Akiro, der sich alleine völlig unbehelligt auf dem Gelände der Akademie bewegen konnte. Wenige Minuten später hatte er den Balg des Molgh aus einem Regal der Schneiderei geholt, in vorhandenes Tuch gewickelt und eilte zum vereinbarten Treffpunkt. Nachdem Kiri von der gegenüberliegenden Seite das gepfiffene Signal bestätigt hatte, traten die Eingeweide des schon vor einem guten Jahrhundert verblichenen Magiers ein kurze Flugreise an und landeten im Dreck der Weberallee. Kiri nahm das Artefakt nur mit Widerwillen auf und machte sich davon. Unter dem Arm und in teures Tuch gewickelt trug er die Eingeweide eines toten Magiers herum, stank immer noch erbarmungswürdig und konnte noch nicht absehen, was ihm das alles bringen sollte. Juwelen, Geld, das war sein Metier, nicht irgendwelcher magische Schnickschnack. Und irgendwie fragte er sich zum ersten Mal, ob Akiro noch bei Trost war. Die Beiden trafen sich in einem Badehaus nahe an Kiris Behausung und man verdiente gut an ihnen; danach eilten sie sich, um ihre Beute zu erproben.

***

Akiro überprüfte die Standsicherheit des Tischs und wickelte den Balg des Molgh vorsichtig aus, entfernte die Verschnürung an der Speiseröhre, dann am Darm und breitete alles vor sich aus. In der hintersten Ecke seines Bettes, dort wo die Milben sich bislang unentdeckt und ungestört bewegen konnten, hockte ein todunglücklicher Kiri und beobachtete seinen Freund mit wachsendem Entsetzen. Der junge Magier begann mit einer Zitation und brach ab, als sich die Rohform der Magie über dem Tisch zeigte. Schnell ergriff er mit der Linken die Luftröhre und hielt das offene Ende in die bunten Wirbel und ergriff mit der Rechten den Magen und drückte kräftig. Uralte Luft entwich dem Darm und Kiri würgte heftig, um nicht die allerletzten Reste aus seinem Magen als Manna an die Milben zu spenden. Akiro ließ den Magen wieder los und der so entstehende Unterdruck saugte mit einem schmatzenden Geräusch die Rohform der Magie ein. Sofort begannen die Glyphen auf der äußeren Oberfläche des Balgs zu leuchten und mit einem irren, aber triumphierenden Blick sah Akiro zu Kiri hinüber. Schnell nahm der junge Adept er eine der vorbereiteten Flaschen, stülpte das Ende des Darms darüber und drückte vorsichtig so lange, bis sich das farbige Wirbeln in der Flasche wiederfand. Mit einem weiteren magischen Spruch verformte er die Milchflasche am oberen Ende in eine Art Knoten und präsentierte sie voller Stolz.

"Wir haben's geschafft ... Mann!"

***

Es dauerte eine Weile und erwies sich als sehr viel komplizierter, das Produkt an den Mann und die Frau zu bringen, aber diverse magische Phänomene missratener magischer Arbeit, von der schlichten Verwandlung einzelner Gliedmaßen bis hin zu Explosionen, die nahezu einen ganzen Straßenzug nebst Bewohnern vernichteten, ließen sowohl das Geschäft erblühen, als auch die Obrigkeit, wie auch die Inspektoren der Akademie aufmerksam werden. Auf die Idee, einen schlichten Lehrling zu verdächtigen, kam jedoch niemand, die Ermittlungen konzentrierten sich auf diejenigen Magier, die fähig waren, rohe Magie in Artefakte zu binden. Glasscherben von Milchflaschen erwiesen sich ohnedies nicht als Beweismittel, denn Milch war gesund und stand so oder so zu einem günstigen Preis zur Verfügung. Akiro und Kiri hatten sich komplizierte Vertriebswege erdacht, die sie immer nur für gut eine oder vielleicht zwei Wochen nutzten.

Nicht mit viel Reichtum, aber mit einer Menge Geld und dem vergessenen Balg des Molgh machten sie sich auf, ihre Ware in anderen Städten feil zu bieten. Und sie fanden stets Abnehmer ... selbst in höchsten Kreisen.

(Version 2, 8.2.06)

 

Hallo xadhoom.

die Geschichte ist zum Teil recht witzig geschrieben - am besten gefallen mir die Leiden der Milben -, aber ich komme nicht dahinter, ob der Schluss wirklich der Schluss sein soll. Ich meine, ein junger Magier hat einen Plan, führt ihn durch - und ja, das war's.

Abgesehen von vielen Tippfehlern und fehlenden Anführungszeichen solltest Du überlegen, on Du an der Originalität der Geschichte noch was tun kannst, vor allem, was den Schluss betrifft.

LG Aragorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Aloha!

Danke für die Hinweise. Ich hab die von mir gesichteten Fehler korrigiert und werde auch die Sache mit fehlenden Anführungszeichen noch mal unter die Lupe nehmen ... bislang habe ich keine entdeckt.

Der Schluss war von mir so als Schluss gedacht. Dürfen denn die geplagten Mitarbeiter in meinen Erzählungen nicht einfach auch mal Erfolg haben? :dozey: Natürlich lässt sich auch hier die Geschichte weiter spinnen, aber das war wirklich nicht beabsichtigt. Mir ist klar, dass der ein oder die andere da sicher noch einen Knaller erwartet ... ich denk mal drüber nach.

Natürlich ist es erfreulich, dass Dir am Wohlergehen der possierlichen Bettbewohner so sehr gelegen ist. Das werte ich dann erst mal als positiv. Ich hatte schon die Befürchtung, es da ein wenig übertrieben zu haben ... :)

shade & sweet water
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Hey:),

also generell hat es mir gut gefallen. Haha, wenn es schon so anfängt;)...
Nein, also dein Geschriebenes lässt sich leicht lesen, ist humorvoll und spannend. Also eigentlich alle Ingredients für eine gute Story.

Nun kommt aber das ABER.
Ab dem Punkt, wo sie in die Schule einsteigen, fällt alles ab. Sowohl die Spannung, als auch die Kreativität. Ich meine davor ist es echt klasse. Aber dann. Wo bleibt der Nachtwächter, der zufällig noch mal vorbeischaut, weil er auf Grund eines Streites mit seiner Frau aus dem Haus verbannt wurde? Wo bleiben die Fallstricke? Und wo, vor allem bleibt das Feuerwerk am Ende? Dein Ende ist mehr wie das Ende eines Kapitels, aber nicht wie das Ende einer KG. Es ist so nach dem Motto, okay, ich schlag mal um und les weiter, aber nicht nach dem Motto, zack, jetzt ist es vorbei, ich brauch erstmal eine Verschnaufspause und muss die Geschichte verarbeiten. Sorry, aber absolut unbefriedigend. Dazu kommt am Schluss ein bisschen ein Logikfehler: Wie wollen denn bitte schön zwei Ratten son riesen Ding rausschaffen, oder können sie etwa ein magisches Artefakt auch gleich mal mit verwandeln? Wäre das nicht etwas gegen die Magiegesetze? Was ich auch ein bisschen zu viel des Guten fand, war, dass der Dieb immerzu überall rumkotzen musste. Also der Rest deines Humors lockert die Geschichte echt fantastisch auf, aber das, ne!

Also tut mir leid, dass ich so hart kritisiere, aber der Großteil deiner KG ist wirklich klasse, daher ist es für mich einfach ein starker Kontrast. Mach da bitte nochmal was. Die Geschichte hat Potential. Finde übrigens auch den Stil gut wie du den Figuren Leben einhauchst. Sehr lebensnah!!

Schönen Abend noch

Thomas

 

Hallo Xadhoom.

Du hast ein sehr schönen, plastischen Schreibstil, der mich unterhaltsam durch die Geschichte geführt hat.
Allerdings (:dozey: immer dieses ABER, ich weiß) muss ich den Anderen zustimmen, der Schluss ist kein Schluss. Ich habe den letzten Satz gelesen und gedacht: und jetzt? Haben sie Erfolg mit ihrem Verkaufskonzept? Oder fliegen sie auf?
Gerade weil mir der Rest der Geschichte gut gefallen hat, ließen diese offenen Fragen mich unbefriedigt zurück.

Noch ein paar Kleinigkeiten :klug: :

Lehrkörper mit süffisantem Lächeln beigebogen wurde

beigebogen? gibt's das Wort?

um körperliche Arbeit handelt und, sofern man erwischt wurde

handelte

der einen Augenblick benötigte und dann in schallendes Gelächter ausbrach und sich nur schwer beruhigen konnte

und-Wiederholung. Wie wärs wenn du aus dem ersten und ein Komma machst?

"Das is'n Witz?", gackerte Kiri. "Mann, fasst hättest du mich reingelegt."

fast

seit Keffa in dem offen Gully ausgerutscht und durch die Scheiße runter

offenen

die Augenbrauen. Natürlich kostet

" vor Natürlich. Das ist wohl die Stelle, die Aragorn gemeint hat.

Der angehende Magier schleppte sich zu dem dreckigen Bett hinüber und setzte sich auf die Kante und starrte zu Boden.

und-Wiederholung. Ich gebe den gleichen Rat wie oben.

"Ist doch egal, Ak", sagte er und verstand die plötzliche Niedergeschlagenheit seines Freundes nicht.

Ak." Er verstand die plötzliche... So könntest du dir das "sagte er" sparen

Akiro hustet und konnte so sein Lachen und Grinsen verbergen.

hustete

An einer weiteren Tür durfte sich Kiri dann erneut austoben und es dauerte eine ganze Weile und eine Menge Schweißtropfen, bis die Sperre endlich aufgab und den Weg in den Gewölbekeller freigab, in dem die Akademie neben Ingredienzien auch Lehrmaterial und natürlich Artefakte eingelagert hatte, die wenig bis selten oder eher gar nicht benutzt wurden.

Puh, lies das mal vor ohne Atemnot zu kriegen. ;) Ein oder zwei Punkte wären angebracht und würden auch die und-Wiederholungen verringern.

einem schnellen Griff den Bald des Molgh aus dem Regal

Balg

Nach mehrfachen Bekundungen, dass dies alles Scheiße ist,

Scheiße war


Sodela, das ist mal alles was ich zu meckern habe (nicht vergessen, ich fand die Geschichte an sich gut;) )

Grüße,

Arinema

 

Aloha!

Tommy
Vielen Dank für das Lob und die kritischen Anmerkungen. Ich bin bemüht, es den Beiden vielleicht ein wenig schwerer zu machen, um an das gewünschte Artefakt zu kommen. Naja, wenn wir schon über Magietheorie sprechen und uns fragen, ob sich mitgeschleppte Dinge auch der Verwandlung unterliegen, kommen wir natürlich auch zu Problem der Kleidung und der Dietriche die unser Freund Kiri dabei hat ... Ich denke drüber nach. Möglicherweise ist es ja nur nicht möglich ein Artefakt auf diese Art und Weise mitzuführen. :bla: Ich denke, ich muss dazu den berühmten Gelehrten bemühen, wozu hat's schließlich die Akademie ... ;)

Arinema
Auch Dir meinen Dank für Kritik und der Hilfe beim Ausmerzen der Fehler, die ich eben beseitigt habe. beibiegen gibt es in der Tat, es wird ugs. für jemandem etwas beibringen benutzt und findet sich dieser Tage auch als Niederschrift auf dem Balg des ... äh im Duden. ;)

Zitat:
An einer weiteren Tür durfte sich Kiri dann erneut austoben und es dauerte eine ganze Weile und eine Menge Schweißtropfen, bis die Sperre endlich aufgab und den Weg in den Gewölbekeller freigab, in dem die Akademie neben Ingredienzien auch Lehrmaterial und natürlich Artefakte eingelagert hatte, die wenig bis selten oder eher gar nicht benutzt wurden.

Puh, lies das mal vor ohne Atemnot zu kriegen. Ein oder zwei Punkte wären angebracht und würden auch die und-Wiederholungen verringern.

Also ich versichere Dir, dass ich beim Vorlesen keine Atemnot bekomme. :p Je öfter ich diesen wunderbaren Satz lese, um so mehr reift in mir der Gedanke, ihn noch weiter auszubauen. Nee, ich werde ihn sichten und dann möglicherweise so überarbeiten, dass mindestens die Häufung der und abgestellt wird.


Dann wäre da noch der Schluss, der keiner ist, wie ihr es mich mahnet ... Also ich persönlich könnte mit dem Schluss leben, aber ich werde mir auch in dieser Sache weitere Gedanken machen. Vielleicht müssen die armen Milben dann erneut leiden, aber dafür tragt ihr dann die Verantwortung. :Pfeif:

shade & sweet water
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x

 

Hallo xxx,
schön, dass du offensichtlich auf das Board zurückgekehrt bist. War so still hier ohne dich.. :)
Ich fand die Geschichte wirklich witzig. Ist mein persönlicher Favorit unter den letzten Fantasy-Humor-Geschichten, die überhaupt nicht mein Ding waren. Der Text ist überhaupt nicht-1 mein Ding ;)
Nein, im Ernst, ich fand den Milben-Gag am Anfang ziemlich gut, weiß nur nicht, ob der als Running Gag da so taugt. Und das Ende fand ich mau. Aber ich bin keine lustige Person, deshalb kann ich dir auch keine Kritik schreiben, die sinnvoller wäre als das, was meine Vorposter zustande gebracht haben...

gruß
vita
:bounce:

 

Jo xadhoom,

wurde schon fast alles gesagt, was?
Der Anfang ist klasse. Wirklich klasse. Die Charaktere sind ziemlich gut gelungen, die Stimmung gut aufgabeut.

Okay, der Running Gag mit den Milben... hm, den fand ich etwas flach, aber sicher Geschmakcssache.
Den Einbruch fand ich eigentlich gut so, ich meine nicht, dass da noch viel Action rein müsste, allerdings naja... der Schluss ist echt unbefriedigend. Das liegt ein bisschen daran, dass dein ganzer Stil danach schreit, dass der Text auf eine Pointe hinausläuft - und dann fehlt sie. Das beendet das Ganze ein bisschen mit einem Schulterzucken.
Ich hab ein wenig das Gefühl, dass der Geschichte Konflikt fehlt. Es wird geplant, durchgezogen, und gut... irgendwie ist das eben sehr ungewöhnlich.

Vielleicht kannst du - wenn du den Schluss so lassen möchtest - das wirklich dadurch abbiegen, bei der Einbruchszene Action reinzubringen.

Hab noch ein paar Tippseler:

Einige knappe Worte, das schimmern von Magie

Schimmern mMn groß

Geschweige denn, das überhaupt wer im Bilde war, was hier eigentlich herumlag.

dass

In einem Reflex Griff der danach

klein

Akiro wickelte den Balg des Molgh vorsichtig aus, entfernte die Verschnürung an der Luftröhre,

verbesser mich, aber sollte das nicht die Speiseröhre sein?

Und zum Schluss:

Nein, es steht nichts über Magie da drin. Das geteilte Leid ... ist ein Märchen oder so'n Quatsch.

:lol:

Musstest du uns unbedingt in Ratten verwandeln? Mich hätte da unten beinahe so'n notgeiles Vieh bestiegen

:lol:

Liebe Grüße,

Ronja

 

vita steht auf TOD!!!:D


Nach allem Für und Wider war es dann ausgerechnet der von den Studierenden wegen seiner Langatmigkeit und Langsamkeit gefürchtete Magietheoretiker Professor Amelanius Zlatz, der es schaffte, dass die Schleier der Verzweiflung sich mit den Gedanken der Unbedarftheit paarten und dabei unter Beihilfe der Hebamme gefährlichen Halbwissens die Idee eines kleinen Monsters gebahren, welches Geld für Akiro bedeuten würde. Viel Geld! Und wenig Arbeit.

dieser Teil ist nicht gut. Der erste Satz, den checkt man erst beim fünften Mal.


Mir hat das Ende leider auch nicht gefallen und dass der gute Kiri zweimal kotzt find ich auch übertrieben (und jetzt kommt mein aber), ABER mir hat sie dennoch sehr gut gefallen, sie war lustig (die Milben sind klasse, überhaupt das dreckige Bett) unterhaltsam und obwohl sich den beiden eigentlich nie Hindernisse in den Weg gestellt haben (Kritikpunkt) war sie trotzdem ganz spannend.

Fazit: Bitte, bitte überarbeiten, sie hat es verdient!!!

Elias

 

Hi Ronja!

Fein und Vielen Dank!, dass Du Dir die Zeit genommen hast und bei der Fehlervernichtung mit Hand anlegst. :shy: Ich werde das gleich mal berichtigen ...

Was die Anatomie dieses gewissen Molgh betrifft ... :susp: Entweder handelt es sich um einen der seltenen Menschen, die Darmatmer sind, jemand hat Akiro & Kiri reingelegt und das ist gar nicht der echte Balg des Molgh, die Speiseröhre dient inzwischen anderen Zwecken ... oder der Autor hat keine Ahnung von Anatomie und geht davon aus, dass die Erde ein Quadrat ist, welches mit den Ecken flattert, um nicht abzustürzen ...:hmm:

Ich stimme inzwischen damit überein, dass der Schluss in der vorliegenden Form unbefriedigend ist und werde mir Gedanken machen, wie und was hier noch geschehen wird. Zum Ablauf beim Einbruch und beim Abtransport des Balgs wird es einige kleinere Ergänzungen geben, um die Nummer stimmiger zu machen - diese Ideen habe ich bereits skizziert und werde sie dieser Tage umsetzen, sobald ich auch eine Idee für den Schluss gefunden habe.

LG
Thomas

 
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Der Balg des Molgh ... Die neue Version!

Soll ja keiner sagen, ich sei faul oder so ... :lol:

Ich habe diverse Punkte aufgegriffen:

- Ich habe es Kiri ein wenig schwieriger gemacht, die Tür zur Kammer der Schrecken ... äh, der Kammer mit dem Balg zu öffnen.

- Kiri kotz ein Mal weniger.

- Das Verbringen des Balgs aus der Akademie heraus wird erschwert, aber nicht unmöglich.

- Ein unverfängliches Ende der Aktion wurde hinzugefügt und selbst wenn das noch nach mehr schreit, wird es kaum mehr geben, obwohl mir die Charaktere gefallen.

- Textpassagen ausgebügelt.

- Kiri redete teilweise im Slang von Akiro. Geändert.

Ich hoffe sehr, die Änderungen waren im Sinne der Anmerkungen und ich harre gespannt der erneuten Kommentare.

shade & sweet water
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Hier ist Version 1.0:


Der Balg des Molgh

Magie ist umsonst zu haben, wenn man über ausreichend Geld verfügt, sie sich leisten zu können. Diese ebenso schlichte, wie wenig erbauliche Binsenweisheit erschloss sich Akiro spätestens, auch ohne dass sie ihm durch den Lehrkörper mit süffisantem Lächeln beigebogen wurde, als es daran ging, spezielle Kleidung und magisches Gerät nebst Literatur und die notwendigen Utensilien um selbst solche anzufertigen, zu erstehen und die opulenten Studiengebühren zu entrichten. Schon nach einem Jahr näherten sich die Ersparnisse in bedrohlicher Geschwindigkeit der Neige, da neben der Miete auch noch ein beachtlicher Teil der Mittel in nächtliche Unternehmungen floss, die mit Magie nichts, aber auch gar nichts zu schaffen hatten.

Gut, da wäre immer noch die Möglichkeit gewesen, im Labor irgendeines Alchemisten zu arbeiten oder sonst einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen, aber dafür war Akiro dann doch zu faul. Lieber haute er seinen Freund Kiri an, der, wenn er einen Einbruch oder Überfall erfolgreich abgeschlossen hatte, immer mal wieder über größere Summen verfügte und auch bereitwillig teilte. Für einen kurzen Moment hatte Akiro in Erwägung gezogen, sich an Raubzügen zu beteiligen. Bis er mitbekam, dass es sich dabei durchaus um körperliche Arbeit handelte und, sofern man erwischt wurde, Gefahr lief, in irgendeinem Kerkerloch zu versauern und als Gespiele für die werten Mitgefangenen zu dienen. Selbstverständlich ohne Bezahlung ...

Nach allem Für und Wider war es dann ausgerechnet der von den Studierenden wegen seiner Langatmigkeit und Langsamkeit gefürchtete Magietheoretiker Professor Amelanius Zlatz, der es schaffte, dass Akiros Schleier der Verzweiflung sich mit den Gedanken der Unbedarftheit paarten und dabei unter Beihilfe der Hebamme gefährlichen Halbwissens die Idee eines kleinen Monsters gebaren, welches Geld für ihn bedeuten würde. Viel Geld! Und wenig Arbeit. Also heckte das kleine Monster einen Plan aus und ließ Kiri in dessen eigener und sehr bescheidener Behausung durch den Mund des Akiro daran teilhaben.

"Wir verkaufen Magie in Flaschen!" Die Quintessenz dieser auf den ersten Blick profan anmutenden Aussage spiegelte sich in dem verständnislosen und dümmlichen Glotzen von Kiri wieder, der einen Augenblick benötigte, dann in schallendes Gelächter ausbrach und sich nur schwer beruhigen konnte.

"Das is'n Witz?", gackerte Kiri. "Echt, fast hättest du mich reingelegt."

"Natürlich ist das kein Witz", maulte Akiro, verzog aber keine Mine.

"OK. Du meinst, wir tun so als ob und bescheißen die Leute?" Kiri hatte sich leidlich beruhigt, wischte sich aber nochmals Tränen aus den Augen. "Echt, so hab ich nicht mehr gelacht, seit Keffa in dem offenen Gully ausgerutscht und durch die Scheiße runter bis zum Hafen gerutscht ist."

"Nein, wir bescheißen nicht." Akiro lehnte sich entspannt zurück, kippte dabei beinahe mit dem maroden Sitzmöbel in Kiris Bude um. "Ach, Scheiße! Wann kaufst du endlich mal neue Stühle? Oder klau sie meinetwegen. Ich brech’ mir irgendwann noch den Hals!"

"Ich sitz da nie drauf", meinte Kiri lässig und räkelte sich auf seinem dreckigen Bett. "Also ...?"

"Scheiße, Kiri, wie kannst du in so 'nem Dreck leben?" Akiro seufzte und seine Missbilligung war keineswegs gespielt. "OK. Wir verkaufen Magie, also ich meine rohe Magie. Die kann man in Flaschen ... äh ... abfüllen. Nicht wirklich abfüllen, aber so ähnlich funktioniert das eben."

"Du hast sie nicht alle, Ak", feixte Kiri und fixierte seinen Freund. "Ich dachte Magie kostet nix?"

"Kennst du einen Magier der für lau arbeitet?" Akiro zog eine Grimasse.

"Ich meinte, dass den Magier Magie nichts kostet ... also das was er da verbraucht. Energie oder so'n Scheiß."

"Sehr bildlich widergegeben", meinte Akiro und hob leicht die Augenbrauen. „Natürlich kostet die magische Energie nichts. Die ist einfach so da. Man benutzt sie, um Effekte auszuführen. Dazu bringt man sie in die richtige Form."

"Und die Energie willst du eintüten und verkaufen, ja?" Kiri versuchte sich zu konzentrieren. "Ich kapier nicht, wer das kaufen soll ..."

"Mann, bist du blöd!" Akiro war kurz davor die Fassung zu verlieren und sprang auf, um dann auf einem imaginären Pfad den baufälligen Tisch des Hauses zu umkreisen. "Ein Magier holt sich die Energie die er braucht und bastelt sich daraus was er will. Dazu hat es Formeln, Rituale und den ganzen Schnickschnack. Bücher mit Formeln kannst du dir überall besorgen. So lange du keine Ahnung hast, wie du an die Energie kommst, kannst du damit den Ofen feuern. Dann hat das Buch wenigstens noch einen Heizwert."

"Äh ...", Kiri richtete sich langsam auf seinem Lager auf, die Stirn in Falten gelegt. "Also, wenn ich die Energie hab, kann ich Magie ... machen?"

"Wirken! Es heißt: Magie wirken!" Akiro verdrehte die Augen himmelwärts. "Ja, dann kannst selbst du Magie wirken. Obwohl ich mir das lieber nicht vorstelle."

"Ich ...", Kiri hockte sich auf den Bettrand. "Ist das nicht gefährlich? Kann man die Energie einfach so in Flaschen abfüllen? Das klingt ja echt irgendwie abenteuerlich ... Hat das schon mal jemand gemacht?"

"Sonst noch was?", zischte Akiro und beendete für den Augenblick die Umkreisung des Tisches, nahm aber nach einem giftigen Blick seine Wanderung wieder auf. "Ja, es ist gefährlich. Nein, einfach ist es nicht. Als Abenteuer würde ich es nicht gerade betrachten. So was wird ständig gemacht. Magier können nicht endlos viel Magie wirken. Ich hab keinen Nerv, dir das jetzt im einzelnen zu erklären. Magieenergie oder auch fertige Sprüche werden in Kristalle oder andere Artefakte eingebunden und dann abgerufen, wenn man sie braucht."

"O.K. Aber unter 'nem Artefakt stell ich mir was anderes, als 'ne Milchflasche vor."

"Das, mein Lieber Kiri", Akiro unterbrach die Umkreisung erneut und blieb vor seinem Freund stehen, ging in die Hocke, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein, "ist der Trick dabei. Ein wie auch immer gearteter Gegendstand wird zum Artefakt, wenn man ihn dazu macht. Und wer würde schon Magie in einer Milchflasche vermuten?"

Kiri ließ sich wieder rückwärts auf seine Ruhestatt fallen, was Millionen und Abermillionen von Milben sowie anderes Getier in helle Aufregung versetzte und möglicherweise in diesem Augenblick geknüpfte zarte Bande rüde unterbrach. Vor seinem geistigen Auge sah er Geld in einem nicht enden wollenden Strom auf sich hernieder prasseln, erwachte aus diesem kurzen Tagtraum und sah seinen Freund stirnrunzelnd an.

"Sag mal, Ak, wie bekommen wir die Magie denn eigentlich in die Flasche? Ich meine, die wird ja nicht einfach so wie durch ein Wunder plötzlich da drin sein. Wenn es so einfach wäre, gäb's das sicher schon ..."

"Tja, mein Lieber", unterbrach ihn der angehende Magus mit verschmitztem Grinsen, da er die Frage bereits herbeigesehnt hatte. "Wie kommt der Wein in die Flasche?"

Akiro stütze sich auf den Tisch, der sofort in die Richtung des zu kurz geratenen Beins nachgab und seinen Benutzer straucheln ließ.

"Mann!", fauchte Akiro wütend, während er noch mit den Armen in der Luft ruderte und sein Gleichgewicht zu finden suchte.

"Häh?" Kiri drehte den Kopf nur ein wenig, um Akiro aus dem Augenwinkel sehen zu können. "Wein?"

Akiro schloss die Augen für einen kurzen Moment und schüttelte den Kopf ein wenig, um seiner Verzweiflung Ausdruck verleihen zu können, auch wenn ihn niemand beobachtete, der diese Geste hätte deuten und werten können.

"Wein, Kiri", ein Seufzer schwang in der Stimme mit. "Wein. Wie kommt der Wein vom Fass in eine Flasche?"

Kiri richtete sich auf und man konnte ihm die Anstrengung förmlich ansehen. Denken war keine seiner Stärken, so lange es nicht um Überfälle und dergleichen ging. Dann hellte sich sein Gesicht auf und stolz präsentierte er des Rätsels Lösung. "Man taucht die Flasche im Fass unter, bis sie voll ist."

"Du bist so was von behämmert!" Akiro war nahe daran, die Fassung zu verlieren. "Ein Schlauch. Man nimmt einen Schlauch, um den Wein in die Flasche abzufüllen." Der angehende Magier schleppte sich zu dem dreckigen Bett hinüber, setzte sich auf die Kante und starrte völlig erschöpft zu Boden.

"Ist doch egal, Ak." Er verstand die plötzliche Niedergeschlagenheit seines Freundes nicht. "Dann eben mit 'nem Schlauch. Ich kapier nicht worauf du hinaus willst ..." Er legte eine Hand auf Akiros Schulter.

"Natürlich nicht", erwiderte dieser und drehte sich zu seinem Freund um. "Natürlich nicht. Tu einfach, was ich dir sage und alles wird gut. Jetzt sieh zu, dass wir Milchflaschen bekommen. Eine Menge Milchflaschen."

Akiro stand auf und ging kopfschüttelnd und mit seiner Fassung ringend nach Hause, um weiter an seinem Plan zu feilen. Außerdem musste er noch die Formeln lernen, mit denen man Artefakte herstellte oder Gegenstände dazu machte.

***

Drei Tage später trafen sie sich wieder in Kiris Behausung. Neben dem üblichen Dreck und Chaos stapelten sich Kisten voller leerer, aber erstaunlich sauberer Milchflaschen. Akiro musterte zunächst die Flaschen, dann ruhte sein Blick immer mal wieder auf Kiri, der - wie üblich - auf seinem Bett hockte.

"Das ging schnell", stellte Akiro sachlich fest, doch unterschwellig schwang bereits die Frage mit.

"Ja."

Die Wortkargheit seines Freundes ließ den jungen Magier aufhorchen. "Wo hast du sie her?"

"Na ja, ich hab sie gekauft." Kiri zuckte ein wenig zusammen bei dem Wort.

Akiro holte tief Luft, sagte aber nichts, sondern wanderte zu dem baufälligen Tisch und legte ein sehr dickes und ein etwas dünneres Buch darauf ab. Kiri erhob sich schnell und eine Wolke von Staub, auf der geschickte Milben zu surfen vermochten, um bisher unentdecktes Land und neue Zivilisationen entdecken zu können, folgte ihm. Bücher hatten ihn schon immer fasziniert. Er konnte zwar nicht lesen, aber ab und an fand er Zeichnungen darin.

"Magisch?", fragte er und deute mit einer vorsichtigen Geste, ganz so als erwartete er, das Buch könne im nächsten Augenblick nach ihm schnappen, auf die dicke Schwarte.

"Nein", erwiderte Akiro ein wenig unwirsch. "Nicht magisch, aber es steht drin, wie man Magie wirkt. Was hast du mit der Milch gemacht?"

"Häh?" Unschuld spiegelte sich in allen Gesichtszügen und Kiri blickte drein, als würde er jeden Tag ordentlich geprügelt, warf dann dem sehr viel dünneren Werk noch einen verstohlenen Blick zu. "Steht da auch was über Magie drin?"

"Lass den Unsinn", murrte Akiro. "Nein, es steht nichts über Magie da drin. 'Das geteilte Leid' ... ist ein Märchen oder so'n Quatsch."

"Wirklich?" Kiri wirkte entzückt und schnappte sich das Buch. "Wozu brauchen wir das?"

Akiro deute mit dem Zeigefinger der Linken auf den Tisch. "Leg's unter das Tischbein."

"Oh ..." Die Spannung wich aus dem Gesicht des Diebes und gehorsam justierte er das Buch so unter dem zu kurz geratenen Bein, dass die Tischplatte einigermaßen in der Waage war.

"Die Milch. Was hast du damit gemacht?", bohrte Akiro und fixierte seinen Freund, dessen ungewaschenes Gesicht gerade wieder am Rande der Tischplatte aufstieg wie die Sonne am Morgen eines nebligen Tages.

"Na ja", ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf Kiris Gesicht. "Ich hab das Zeug in der Armenküche verteilen lassen. Dafür haben die mir die Flaschen gespült. Erst wollte ich ja neue kaufen, aber die löchern einen damit, was man damit will und so. Haben wohl Angst, dass man ihnen Konkurrenz macht."

"Ja", Akiro versuchte sein Erstaunen zu verbergen, aber es gelang ihm nur halbwegs. "Manchmal erstaunst du mich, Kiri. Echt wahr."

"Ich bin gut", stellte Kiri fest und räkelte sich im Licht des Lobes, da es für ihn selten schien. "Bevor ich das eklige Zeug wegkippe und den ganzen Scheiß selbst spülen muss, dachte ich, die Armen ..."

"Ich meinte", Akiro winkte ab, "dass du solche Wörter wie Konkurrenz kennst."

Akiro hatte noch einen riesigen Beutel voller Ingredienzien mitgebracht und verwandelte mehr als die Hälfte der Milchflaschen in in fahlem Blau funkelnde Behältnisse, Artefakte in der Entstehung. Eine Menge Fehlversuche führten dazu, dass die restlichen Flaschen zu Bruch gingen und sich in einer Ecke des Zimmers jetzt Glassplitter türmten.

Am Anfang hatte Kiri zitternd in der Ecke gesessen, wenn der Adept damit begann, irgendwelche Formeln herunterzurasseln. Irgendwie hatte er erwartet, dass sein Freund einen Fehler macht und alles vorbei sein würde. Aber bis auf den unvermeidlichen Glasbruch gab es absolut keine Vorkommnisse und er hatte sich später auch am Tisch niedergelassen. Beobachtete, wie aus dem Nichts rohe magische Energie über dem Tisch auftauchte, sich in Schimmernden Farben ineinander verwirbelte wie der morgendliche Frühnebel, wenn man nur rasch genug durch ihn hindurchschritt. Nur eben bunter. Dann formte sich die Magie und eine unsichtbare Spinne wob eine Art Netz, welches sich erst außen und dann ein weiteres im inneren der Flasche auf der Oberfläche niederschlug und diese dann entweder zerbarst oder aber in diesem seltsamen Licht zu leuchten begann. Gegen Morgen war die Arbeit verrichtet und Akiro sank in sich zusammen.

"Jetzt brauchen wir noch ein Fass und einen Schlauch." Kiri half Akiro hinüber zum Bett.

"Was?" Der Adept starrte seinen Freund mit geränderten, blutunterlaufenen Augen an. "Mann, Kiri. Du bist so was von beschränkt."

"Ja, aber ...", setze dieser zur Verteidigung an.

"Ich schlaf mich aus und in der kommenden Nacht holen wir uns aus der Akademie ein Artefakt. Damit kann man die Magie aufsaugen, kurzzeitig aufbewahren und dann auch abfüllen." Akiro vermied es, sich auf Kiris Bett zu werfen, sondern legte sich langsam hin, um die dort lebenden und für das menschliche Auge unsichtbaren Völker nicht zu stören. Er war zu fertig, um weiter drüber nachzudenken.

"Wir beklauen die Magier?" Kiri war fassungslos und wirkte von einem auf den anderen Augenblick wie aufgedreht. "Da kriegst du mich nicht rein, Ak. Ich bin doch nicht irre!"

"Ich brauch deine Hilfe", murmelte der beinahe schon eingeschlafene Akiro. "Ich krieg die Tür nicht auf. Es ist ungefährlich ... Keine Wachen."

"Na ja", der Dieb war ein wenig erleichtert. "Wenn du es sagst." Kiri warf sich auf sein Bett neben Akiro, der sofort wieder aufschreckte und ob des aufgewirbelten Staubs husten musste. Nach einem Seufzer der Verzweiflung fiel er in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

***

Zwei Ratten rannten durch einen der endlos scheinenden Korridore der magischen Akademie. Beide stanken erbarmungswürdig, da sie sich durch die Kanalisation bis auf das Gelände der Einrichtung vorgearbeitet hatten. Die Außentemperatur hatte nicht gereicht, dass durchtränkte Fell zu trocknen, aber die Wärme innerhalb der Gebäude beschleunigte den Vorgang und sorgte für die Freisetzung der Düfte menschlicher Exkremente und anderer, der Fäulnis anheim gefallener Dinge.

"Ak", fiepte die an zweiter Stelle laufende Ratte. "Sind wir bald da?"

Die als erste dahineilende Ratte gab - nahezu stilecht - ein Zischen von sich, um für Ruhe zu sorgen, orientierte sich kurz und kam dann in einem spärlich beleuchteten Seitengang zum Stehen. Einige knappe Worte, das Schimmern von Magie und aus den Ratten formten sich die Gestalten von Akiro und Kiri. Dank der größeren Hautoberfläche verströmten sie nunmehr noch mehr Duft in die Umgebung, nahmen dies aber ob der bisherigen Belastung ihrer Riechorgane nicht mehr wahr.

"Das war echt 'ne beschissene Idee", maulte Kiri und wischte sich angewidert immer wieder durchs Gesicht.

"Sehr bildlich", Akiro rang sich ein Lächeln ob der Ironie ab.

"Was? Ach verdammt, ich meine nicht, durch die Scheiße zu schwimmen. Das hab ich schon oft genug gemacht, wenn ich irgendwo rein wollte. Musstest du uns unbedingt in Ratten verwandeln? Mich hätte da unten beinahe so'n notgeiles Vieh bestiegen!"

Akiro hustete und konnte so sein Lachen und Grinsen verbergen. "Es ging nicht anders. Alles was größer ist passt nicht durch die gesicherten Gitter. Und echte Ratten können gar nicht aufs Gelände. Und jetzt", er wies auf eine Tür, "mach die Tür auf. Wir haben nicht endlos Zeit."

Maulend nahm der Dieb die Tür und dann das Schloss genauer in Augenschein, packte einen Satz Werkzeuge aus, die Akiro interessiert musterte, und machte sich ans Werk. Immer mehr dünne Stangen mit Bogen und Hebeln versenkte er ins Schloss, zupfte mal hier und dort und nach einer Weile schnappte die Tür auf. Mit triumphierendem Blick entfernte Kiri sein Arbeitsmaterial wieder, während Akiro schon einmal eine kleine Öllampe entzündete. Der Blick der Beiden fiel auf eine steile Wendeltreppe, die sich nach unten wand.

Kiri schloss die Türe zum Flur und sie schlichen langsam und vorsichtig nach unten. An einer weiteren Tür durfte sich Kiri dann erneut austoben und es dauerte eine ganze Weile und eine Menge Schweißtropfen, bis die Sperre endlich aufgab und den Weg in den Gewölbekeller freigab, in dem die Akademie neben Ingredienzien auch Lehrmaterial und natürlich Artefakte eingelagert hatte, die wenig bis selten oder eher gar nicht benutzt wurden. Akiro hatte bei der Durchsicht der Inventarunterlagen schon bald festgestellt, dass sich mehr oder weniger niemand für diesen Raum zuständig fühlte oder die hier lagernden Schätze zu würdigen wusste. Geschweige denn, dass überhaupt wer im Bilde war, was hier eigentlich herumlag.

Akiro betrat das Gewölbe, welches von einem milchigweißen, magischen Licht erhellt wurde mit dem Gehabe eines siegreichen Feldherren, während Kiri die Tür vorsichtig und leise von Innen schloss, nachdem er sich vergewissert hatte, dass man sie von hier mit einer schlichten Klinke aufbekam. Beim Anblick all der Kuriositäten in den Regalen musste er schlucken.

"Was genau suchen wir?", verlangte er mit brüchiger Stimme von seinem Begleiter zu wissen.

"Es bedarf einer langen Zeit", begann Akiro zu fabulieren, wie es sonst die Dozenten taten, und schritt langsam durch die Gänge, "bis einem irgendwer überhaupt erklärt, wie man Magie in Artefakte bannt. Ich hab keine Nerven, ewig drauf zu warten, also hab ich nach 'ner andern Lösung gesucht. Und ich habe sie gefunden!"

"Toll", murmelte Kiri, während er mit gesenktem Kopf an Regalen voller in Alkohol aufbewahrter Körperteile, Embryonen unterschiedlichster Art und anderen Dingen vorbeischritt, die ihn sicher die kommenden Nächte nicht würden schlafen lassen. "Also was suchen wir noch gleich?"

"Das da!", rief Akiro und blieb so abrupt stehen, dass Kiri auf ihn auflief und er beinahe ins Regal gestolpert wäre. "Mann, Kiri!“

"Entschuldige", maulte Kiri und warf einen Blick an seinem Freund vorbei ins Regal auf ein höchst seltsames Gebilde.

Bräunlich bis schwarz, eine Art Schlauch von etwas mehr als Unterarmlänge, fein säuberlich aufgerollt und verschnürt, übergehend in eine Art Ballon, etwa zwei Handflächen lang und dann wieder übergehend in einen langen und dickeren Schlauch, der ebenfalls aufgerollt und zusammengebunden worden war. Das ganze übersäht mit magischen Schriftzeichen in dunklem Rot, am Rande silbrig glänzend, lag das Ding da friedlich im Regal. Kiri starrte darauf.

"Der Balg des Molgh!", präsentierte Akiro voller Stolz das magische Utensil und streichelte liebevoll darüber. "Es ist kaum mehr bekannt und doch dient es dem Zweck, auf einfache Art und Weise magische Energie mit diesem Schlauch hier anzusaugen, in diesem Mittelteil zu halten, damit man sie dann mit diesem dickeren Schlauch in vorbereitete Gefäße abfüllen kann. Das spart eine Menge Zeit, Ingredienzien und Formeln!"

"Ein ... Balg?" Kiri trat näher und sah das Gebilde näher an. "So'n Ding, das auch die Schmiede benutzen? Und was ist ein Molgh?"

Akiro starrte seinen Freund für einen Moment verdutzt an. "Na ja, im weitesten Sinne. Also das hier ist die Speiseröhre, der Magen und daran eben der Darm."

"Ach du Scheiße!" Kiri sprang zurück, als hätten ihn die Innereien just gebissen oder wenigstens nach ihm geschnappt, wandte sich angewidert ab und unterdrückte ein Würgen. "Ak, dass ist widerlich!"

"Quatsch", konterte Akiro. "Und nicht was, sondern wer ist Molgh. Oder besser war."

"Häh?" Der Dieb warf erneut einen verstohlen Blick auf das Gebilde. "Das ... Du meinst ..." Das Bleiche im Gesicht des jungen Diebes wich einem dezenten Grün.

"Molgh war", der Adept nickte mit einem breiten Grinsen im Gesicht, "ein großer Magier. Bis er auf einen größeren Magier traf, der wusste, dass Molgh schon zu Lebzeiten über eine erstaunliche Fähigkeit verfügte. Er konnte ..."

Kiri glotze Akiro blöde an, wandte sich schnell zur Seite und unterbrach Akiros Redefluss und Erklärungen jäh, indem er auf den Boden kotzte.

"Das ist so was von widerlich", maulte der totenbleiche Kiri und legte noch ein wenig nach, wischte sich dann den Mund am Ärmel ab.

"Ach was." Akiro winkte ab. "Jetzt pack das Ding ein und wir verschwinden."

"Was!?" Kiri brüllte es fast hinaus. "Du kannst mich mal. Ich pack das Ding nicht an. Ak, du hast sie echt nicht mehr alle, wenn du glaubst, dass du das Ekelteil in meine Bude bringen kannst ..."

Akiro drehte sich herum, holte mit einem schnellen Griff den Balg des Molgh aus dem Regal, machte auf dem Absatz kehrt und stieß Kiri die magischen Innereien vor die Brust. In einem Reflex langte der danach und stand da wie das personifizierte Häufchen Unglück. Nach mehrfachen Bekundungen, dass dies alles Scheiße sei, setzte er sich endlich in Bewegung, da Akiro bereits voraus gegangen war. Ein "Willst du, dass dich hier jemand mit dem Ding da im Arm erwischt?" und eine Geste auf die in Alkohol konservierten Geschlechtsteile verschiedenster Arten, versetzte Kiri dann in Trab.

***

Es dauerte eine Weile, bis zwei Ratten die Akademie verließen. Nach dem Passieren der Sperrgitter fiepte die hintere Ratte laut und versuchte verzweifelt einer echten Ratte zu entkommen. Bruchteile bevor es zu spät war, erlöste - sehr zum Unmut der echten Ratte welche die Rückkehr des auserkorenen Lieblingsexemplars bereits sehnsüchtig erwartete - die Magie die gepeinigte Seele und verwandelte beide in Menschen zurück.

"Mann!", lachte Akiro und planschte in der Kloake herum. "Wir sitzen echt in der Scheiße!" Und während er sich über seinen eigenen Witz bis hin zu Kiris Behausung fast tot lachte, war dem Dieb gar nicht zum Lachen zumute. Auf seinem Rücken trug er, in einem wasserdichten Sack die Eingeweide eines toten Magiers herum, stank erbarmungswürdig und konnte noch nicht absehen, was ihm das alles bringen sollte. Juwelen, Geld, das war sein Metier, nicht irgendwelcher magische Schnickschnack. Und irgendwie fragte er sich zum ersten Mal, ob Akiro noch bei Trost war. Das nächste Badehaus verdiente gut an den Beiden, danach eilten sie sich, um ihre Beute zu erproben.

***

Akiro wickelte den Balg des Molgh vorsichtig aus, entfernte die Verschnürung an der Speiseröhre, dann am Darm und breitete alles auf dem Tisch aus. In der hintersten Ecke seines Bettes, dort wo die Milben sich bislang unentdeckt und ungestört bewegen konnten, hockte ein todunglücklicher Kiri und beobachtete seinen Freund mit wachsendem Entsetzen. Der junge Magier begann mit einer Zitation und brach ab, als sich die Rohform der Magie zeigte. Schnell ergriff er mit der Linken die Luftröhre und hielt das offene Ende in die bunten Wirbel und ergriff mit der Rechten den Magen und drückte kräftig. Uralte und wenig geruchsneutrale Luft entwich dem Darm und Kiri kotze die wenigen verbliebenen Reste aus seinem Magen aufs Bett. Akiro ließ den Magen wieder los und der so entstehende Unterdruck saugte mit einem schmatzenden Geräusch die Rohform der Magie ein. Sofort begannen die Glyphen auf der äußeren Oberfläche des Balgs zu leuchten und mit einem irren, aber triumphierenden Blick sah Akiro zu Kiri hinüber. Schnell nahm er eine der vorbereiteten Flaschen, stülpte das Ende des Darms darüber und drückte vorsichtig so lange, bis sich das farbige Wirbeln in der Flasche wiederfand. Mit einem weiteren magischen Spruch verformte er die Milchflasche am oberen Ende und präsentierte sie voller Stolz.

"Wir haben's geschafft ... Mann!"

 
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Hallo xadhoom!

Alles Gute zum Geburtstag! :)

Ein paar Stunden zu spät zwar, aber das ist schon so üblich bei meinen Geburtstagskritiken. ;)

Die Geschichte fand ich sehr amüsant zu lesen. Wobei ich sagen muß, daß die Beschreibungen dieses hygienischen Bettes den eigentlichen Plot übertreffen. Damit will ich nicht sagen, daß die Handlung selbst nichts hergibt, sondern daß Dir die bildhafte Schilderung dieses Vielvölkerstaates ausgezeichnet gelungen ist. :thumbsup:
Bei der Handlung dachte ich ja erst, daß Akiro wirklich die Leute hereinlegen will, aber daß Kiri eben dran glauben soll, weil ein überzeugter Verkäufer immer besser verkauft. Daß es dann tatsächlich was auf sich hatte mit der magischen Energie fand ich demnach überraschend. Aber auch die anderen Details fand ich sehr gelungen, etwa die Ausbreitung des Duftes, als sie sich von Ratten in Menschen verwandeln. Alles sehr bildhaft beschrieben und gut zu lesen.
Eine tiefere Aussage kann ich zwar nicht finden, trotzdem hab ich die Geschichte sehr gern gelesen. :)

Ein paar Anmerkungen noch:

»Diese ebenso schlichte, wie wenig erbauliche Binsenweisheit erschloss sich Akiro spätestens, auch ohne dass sie ihm durch den Lehrkörper mit süffisantem Lächeln beigebogen wurde, als es daran ging, spezielle Kleidung und magisches Gerät nebst Literatur und die notwendigen Utensilien um selbst solche anzufertigen, zu erstehen und die opulenten Studiengebühren zu entrichten.«
– Also, abgesehen davon, daß ich »beigebogen« nicht kenne, der Duden es als umgangsprachlich ausweist, weshalb ich es doch durch »beigebracht« oder vielleicht »eingetrichtert« ersetzen würde, ist zwar nichts falsch an dem Satz, trotzdem würde ich ihn der leichteren Lesbarkeit gerade der ersten Sätze wegen, und um auch gleich die Aufeinanderfolge von »anzufertigen« und »zu« zu vermeiden, etwas entkomplizieren.
»ebenso schlichte, wie wenig erbauliche« und »spätestens« könntest Du streichen, statt dem Lehrkörperteil könntest Du auch »erschloss sich Akiro von selbst« schreiben

»im Labor irgendeines Alchemisten zu arbeiten oder sonst einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen, …
Bis er mitbekam, dass es sich dabei durchaus um körperliche Arbeit handelte und, sofern man erwischt wurde, Gefahr lief, in irgendeinem Kerkerloch zu versauern«
– Wiederholung irgendeines/irgendeinem

»Selbstverständlich ohne Bezahlung ...«
– warum die drei Punkte? Reicht doch einer.

»Nach allem Für und Wider war es dann ausgerechnet der von den Studierenden wegen seiner Langatmigkeit und Langsamkeit gefürchtete Magietheoretiker Professor Amelanius Zlatz, der es schaffte, dass Akiros Schleier der Verzweiflung sich mit den Gedanken der Unbedarftheit paarten und dabei unter Beihilfe der Hebamme gefährlichen Halbwissens die Idee eines kleinen Monsters gebaren, welches Geld für ihn bedeuten würde. Viel Geld! Und wenig Arbeit. Also heckte das kleine Monster einen Plan aus und ließ Kiri in dessen eigener und sehr bescheidener Behausung durch den Mund des Akiro daran teilhaben.«
– ähm, was wolltest Du sagen? :susp:

»"OK.«
– wenn schon abgekürzt, dann mit zwei Punkten, aber schöner wäre trotzdem »Okay«.

»Ich brech’ mir irgendwann noch den Hals!"«
– ohne Apostroph

»"Ich meinte, dass den Magier Magie nichts kostet ... also das was er da verbraucht.«
– das, was

»"Sehr bildlich widergegeben", meinte Akiro und hob leicht die Augenbrauen.«
– wiedergegebem
– »leicht« und »die Augenbrauen« würde ich vertauschen

»Akiro war kurz davor die Fassung zu verlieren und«
– davor, die Fassung zu verlieren, und (glaub ich jedenfalls, ohne Nachschlagen)

»"Ein Magier holt sich die Energie die er braucht und bastelt sich daraus was er will.«
– Energie, die er braucht, und bastelt sich daraus, was er will.

»So lange du keine Ahnung hast, wie du an die Energie kommst,«
– zusammen: Solange

»Ich hab keinen Nerv, dir das jetzt im einzelnen zu erklären.«
– im Einzelnen

»"Das, mein Lieber Kiri",«
lieber

»was Millionen und Abermillionen von Milben sowie anderes Getier in helle Aufregung versetzte und möglicherweise in diesem Augenblick geknüpfte zarte Bande rüde unterbrach.«
– ich glaube, da fehlt entweder ein »ihre« vor »möglicherweise« oder »Bande« müßte Mehrzahl sein

»Akiro musterte zunächst die Flaschen, dann ruhte sein Blick immer mal wieder auf Kiri, der - wie üblich - auf seinem Bett hockte.«
– »wie üblich« könntest Du dir eigentlich sparen, aber es stört nicht wirklich. ;)

»"Magisch?", fragte er und deute mit einer vorsichtigen Geste, ganz so als erwartete er, das Buch könne im nächsten Augenblick nach ihm schnappen, auf die dicke Schwarte.«
– würde »auf die dicke Schwarte« nach vorn ziehen, direkt nach »Geste«, dann könntest Du noch »das Buch« durch »es« ersetzen

»Akiro deute mit dem Zeigefinger der Linken auf den Tisch.«
– deutete

»und verwandelte mehr als die Hälfte der Milchflaschen in in fahlem Blau funkelnde Behältnisse,«
– eins der beiden »in« könntest Du vermeiden, wenn Du »in fahlblau funkelnde Behältnisse«

»wenn der Adept damit begann, irgendwelche Formeln herunterzurasseln. Irgendwie hatte er erwartet, dass sein Freund einen Fehler macht und alles vorbei sein würde.«
– irgendwelche/Irgendwie
– dass sein Freund einen Fehler machen würde und alles vorbei sein könnte.

»sich in Schimmernden Farben ineinander verwirbelte«
schimmernden

»Die Außentemperatur hatte nicht gereicht, dass durchtränkte Fell zu trocknen,«
– das

»"Das war echt 'ne beschissene Idee", maulte Kiri und wischte sich angewidert immer wieder durchs Gesicht.«
– würde »angewidert« und »immer wieder« vertauschen

»"Sehr bildlich", Akiro rang sich ein Lächeln ob der Ironie ab.«
– bildlich.“ Akiro …

»Alles was größer ist passt nicht durch die gesicherten Gitter.«
– ist, passt

»packte einen Satz Werkzeuge aus, die Akiro interessiert musterte, und machte sich ans Werk.«
– Werkzeuge/Werk, Vorschlag: machte sich an die Arbeit

»Immer mehr dünne Stangen mit Bogen und Hebeln versenkte er ins Schloss, zupfte mal hier und dort«
– fände besser »mal hier, mal dort«

»Der Blick der Beiden fiel auf eine steile Wendeltreppe, die sich nach unten wand.«
beiden

»Geschweige denn, dass überhaupt wer im Bilde war, was hier eigentlich herumlag.«
– fände »jemand« statt »wer« und »alles« statt »eigentlich« schöner: dass überhaupt jemand im Bilde war, was hier alles herumlag.

»während Kiri die Tür vorsichtig und leise von Innen schloss,«
– von innen

»"bis einem irgendwer überhaupt erklärt, wie man Magie in Artefakte bannt.«
– »überhaupt« würde ich streichen oder mit »irgendwer« vertauschen

»dass Kiri auf ihn auflief und er beinahe ins Regal gestolpert wäre.«
– auflaufen tut ein Schiff auf Grund, oder so, Menschen stoßen eher aneinander, oder z.B. »dass Kiri ihn fast umrannte und er …«

»Bräunlich bis schwarz, eine Art Schlauch von etwas mehr als Unterarmlänge, fein säuberlich aufgerollt und verschnürt, übergehend in eine Art Ballon, etwa zwei Handflächen lang und dann wieder übergehend in einen langen und dickeren Schlauch, der ebenfalls aufgerollt und zusammengebunden worden war.«
– zweimal »eine Art«, die brauchst Du eigentlich gar nicht, und zweimal »übergehend«, stattdessen kann der Schlauch auch mit dem Ballon verbunden sein oder daran festgemacht sein.
– es reicht »zusammengebunden war«, »worden« kannst Du streichen

»Das ganze übersäht mit magischen Schriftzeichen in dunklem Rot,«
– Das Ganze übersät (ohne h)

»lag das Ding da friedlich im Regal.«
– »da« würde ich streichen

»"Ak, dass ist widerlich!"«
– das

»"Willst du, dass dich hier jemand mit dem Ding da im Arm erwischt?"«
– »da« würd ich streichen

»versuchte verzweifelt einer echten Ratte zu entkommen.«
– verzweifelt, einer (glaub ich)

»Das nächste Badehaus verdiente gut an den Beiden, danach eilten sie sich, um ihre Beute zu erproben.«
– an den beiden
– danach beeilten sie sich, andernfalls müßtest Du schreiben, wo sie denn hineilten, z.B.: danach eilten sie in Kiris Behausung

Liebe Grüße,
Susi :)

 

:shy: Vielen Dank für die netten Wünsche und natürlich für die ausführliche Korrektur und Kritik. Ich denke, ich habe am Wochenende Zeit, dran zu arbeiten und die notwendigen Korrekturen vorzunehmen. Ist ja immer noch 'ne Menge wie's aussieht. :Pfeif:

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