Der Ball
Es war bewölkt. Er trat von einem Fuss auf den anderen, lief im Kreis. Ihm war kalt. Die Bäume hatten keine Blätter mehr, nirgends gab es Farben, kein Grün, kein Rot. Die Überwindung, die es ihn kostete, einen Schritt zu machen, und dann noch einen, zeichnete Linien in sein Gesicht. Linien, die für immer in seinem Gesicht bleiben würden. Mit jeder Minute, die verging, fühlte er sich um Jahre gealtert. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie er zu seinem Auto zurück gekommen war. Er merkte nicht, wie schnell er fuhr, wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war.
Er begriff es immer noch nicht.
* * *
Sie waren im Park. Die Sonne schien und es war warm. Die Prognosen für den Nachmittag waren schlecht. Sie spielte auf der grünen Wiese mit ihrem roten Ball. Weiter hinten sassen ein paar Kinder im Kreis und erzählten sich Witze. Er las den Leitartikel der Zeitung: „Immer mehr Unfalltote wegen Rasern.“
* * *
Er fuhr nochmals einen Kreis um sein Haus. Er brauchte noch ein paar Augenblicke. Zuhause stellte er den Wagen ab. Er stieg aus und spürte Tropfen. Gleich würde er seiner Frau in die Augen sehen müssen. Was sollte er ihr sagen? Wie sollte er ihr erklären, dass sie nicht bei ihm war? Er konnte es nicht ertragen sich das rundliche, lächelnde Gesicht seiner Frau vorzustellen. Ihre Augen, ihre Haare, alles an ihr erinnerte ihn an sie.
Er verstand es nicht.
* * *
Er achtete nicht besonders auf sie Und dann, Als er gerade aufblickte, geschah es! Der rote Ball rollte auf die graue Strasse und sie rannte hinterher. Zwei Autos näherten sich mit grosser Geschwindigkeit. Er sah alles wie in Zeitlupe. Die Autos kamen immer näher. Sie war mitten auf der Strasse.
* * *
Sie erwartete ihn schon. Stand vor der Haustür und wartete. Sie trug ein ausgewaschenes grünes Kleid mit schwarzen Punkten. Wie lange würde sie noch brauchen bis sie es merkte? Eine Minute? Oder nur noch zehn Sekunden? Es spielte keine Rolle. Sie würde es merken und dann... Er konnte nicht klar denken. Die Last, auf seinen Schultern, drohte ihn zu erdrücken.
* * *
Er sah ihr Gesicht. Sie schaute den Autos entgegen. Plötzlich ein fürchterliches Geräusch. Er sprang auf, rannte zu ihr hin. Sie lag auf der Strasse. Sie sah aus, als ob sie schlief. Rundherum hysterische Menschen.
* * *
Dann merkte sie es. Die Freude wich Entsetzen. „Wo ist sie?“ Er antwortete nicht. Er versuchte es, aber er konnte nicht. „Wieso ist sie nicht hier?“ Sie spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie hatte es den ganzen Tag schon gespürt.
„Was ist passiert?“ Er brachte kein Wort heraus.
* * *
Als die Ärzte kamen, war es schon zu spät. Sie brachten sie ins Spital. Er rannte weg. Er konnte nicht mit dorthin. In dieses sterile Haus, ohne Farben, ohne Grün, ohne Rot.
* * *
Das Gewitter brach los.