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Der Blick des Nachtwolfes

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19.02.2006
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Der Blick des Nachtwolfes

Der Wind fuhr durch die Wipfel der Bäume, streifte flüchtig den großen See und ließ die Eisschollen leise plätschernd tanzen. Der Schnee schimmerte weiß in der Dunkelheit, während am Himmel Nordlichter geheimnisvoll bunt flackerten. Die Stille um den dunklen See wurde durch ein leises Knirschen im Gehölz unterbrochen. Schließlich ertönte ein langgestrecktes Jaulen, das bis in den Wald hinein hallte. Kurz aufhorchend verstummte der Wolf, dessen Fell der Nacht glich. Er witterte kurz in der Luft, dann trabte er lockeren Schrittes an den See und trank. Dabei blieben seine Ohren aufgerichtet. Nachdem das Tier sich gestärkt hatte, hob es den Kopf, ließ sich auf die Hinterläufe nieder und leckte sich die Schnauze trocken.
Plötzlich wurde die Aufmerksamkeit des Wolfes auf eine Gestalt an der anderen Seite des Ufers gezogen. Sie schien ein Mensch zu sein und trotzdem witterte der Wolf keine Gefahr, sondern fühlte tiefe Zuneigung in seinem Herzen. Die Gestalt trug einen langen dunklen Mantel, ein Schwert schimmerte an seiner rechten Hüfte. Die silbernen Schnallen der Stiefel blitzten auf. Der Fremde setzte sich bedächtig in Bewegung, um den See zu umrunden. Er schien den Boden unter seinen Füßen mit seinen Schritten zu huldigen, der Wind liebkoste seine langen schwarzen Haare, die zu einem Zopf zusammengebunden waren. Einige Haarsträhnen fielen dem Fremden ins Gesicht.
Der Wolf auf der anderen Uferseite beobachtete mit wachsender Freude die Gestalt und wedelte schon leicht mit seiner Rute, während er sich in den Schnee legte. Sein schwarzes Fell glänzte von dem geschmolzenen Eis. Vereinzelt perlten Wassertropfen über seine Stirn an den wachsamen Augen entlang. Diese schauten in die Welt, als ob sie alle Geheimnisse des Lebens wüssten. Die schlanken und gleichzeitig muskulösen Läufe hatte der Wolf weit von sich gestreckt. Die Gestalt hatte ihre Geschwindigkeit erhöht, während der schnelle Läufer wieder aufgestanden war. Er hatte sich geschüttelt und kam nun der Gestalt mit federnden Schritten entgegen.
"Suri, hier bist du!", rief der Fremde aus. "Wir brauchen dich ganz dringend."
Mitten im Lauf stellte der Wolf sich auf seine Hinterläufe und wurde zu einer Frau mit nachtschwarzen Haaren.
"Imiak, was ist denn los?"
Die Geschwister begrüßten sich mit einer sanften Umarmung, dann deutete Imiak an wieder umzukehren und Suri folgte ihm. Sie trug ebenfalls einen langen schwarzen Mantel, schwarze Stiefel und ein langes Schwert an ihrer Hüfte. Imiak machte nicht gleich Anstalten zu erklären, was geschehen ist.
"Hör mal", flüsterte plötzlich Suri und blieb stehen.
Der Wind begann zu reden. Eine leise Stimme flüsterte Worte, die die normalen Menschen immer überhörten, weil sie vergessen hatten mit der Natur im Einklang zu leben. Die Stimme schwoll an. Sie war freundlich und zugleich warnend, dann verfiel sie in einen Singsang um schließlich flüsternd die Geschehnisse vorzutragen: "Seid gewarnt ihr Geschöpfe der Nacht. Seid gewarnt Geschöpfe der Nacht, ihr Kinder der Natur. Hütet euch eine Menschenstadt zu betreten. Eure Aufgabe ist erfüllt. Sie ist für ewig erfüllt ..."
Suri starrte Imiak an, der leise schluckte.
"Was hat das zu bedeuten?", fragte seine Schwester mit belegter Stimme. "Was ist passiert?"
"Es gibt keinen mehr, den wir wegsperren können. Die Kriminalität ist auf der Welt vernichtet. Man braucht uns nicht mehr, wir sind frei."
"Heißt das, man hat uns zum Abschuss freigegeben?"
Imiak hatte Suri zum Weiterlaufen angeregt. Nachdem sie diese vernichtende Tatsache ausgesprochen hatte, legte sich der Mantel des Schweigens über die beiden Geschwister. Gleichmäßig knirschte der Schnee unter den schweren Stiefeln der beiden Geschöpfe der Nacht.
"Warum habt ihr mich gesucht?", erhob Suri nun wieder ihre Stimme.
"Wir wollen irgendwo hinziehen. In die Berge."
"Was machen denn die anderen Nachtwölfe?"
Imiak standen Tränen in den Augen. Plötzlich sank er in den Schnee und hielt sich seine Hand vor das Gesicht. Suri stürzte sofort zu ihrem Bruder, kniete sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. Sie wusste, was dies bedeutete. Ihr Rudel in diesem Gebiet schien das Einzige zu sein, das noch lebte.
"Sie haben Nakarami hingerichtet. Vor tausenden von Zuschauern", schluchzte Imiak leise. "Sie war gerade dabei sich in ihre Wolfsgestalt zu verwandeln, nachdem sie sie festgenommen hatten. Man stach ihr sofort beide Augen aus. Auf dem Hof hatte man ihr bei lebendigem Leibe das Fell abgezogen."
Suri schluchzte leise auf. Diese grausamen Nachrichten mussten jetzt erst vor kurzem zum Leitwolf getragen worden sein. Armer Jyrki! Er muss ein ganzes Rudel, welches sicherlich aufgebracht war, unter Kontrolle bekommen. Suri verwandelte sich wieder. Der Mantel legte sich fest um ihren Körper, die Haare schmiegten sich auf ihren Rücken, die Stiefel wuchsen zu Läufen.
"Komm Imiak! Komm! Wir wollen den Zug nicht aufhalten."
Suri lief aufgeregt um ihren trauernden Bruder herum. Ihre Vorderpfoten waren weiß, daher trug sie in Menschengestalt keine schwarzen Handschuhe wie ihr Bruder Imiak, der sich nun ebenfalls verwandelte, sodass sie durch den Wald rannten und hinter sich den Schnee aufwirbelten. Sie sahen aus den Augenwinkeln, wie die mächtigen, dunklen Bäume sich mit Büschen abwechselten. Behände sprangen die Geschwister über umgestürzte Stämme, sprinteten durch das schneeweiße Dickicht, während am Himmel die Sterne immerwährend schimmerten. Suri sah als erste die Jagdhunde, auf die der Mensch selbst in der heutigen Zeit nicht verzichten kann. Knurrend kam sie zum Stehen. Hinter ihr hielt Imiak, der ein tiefes Grollen aus seiner Kehle erklingen ließ. Er wuchs zu einer beeindruckenden Größe heran, indem er sein Fell aufstellte. Seine Lefzen waren gebleckt, die Muskeln zum zerreißen gespannt. Seine weißen, messerscharfen Zähne hatten schon viele Verbrecher in den Tod oder das Gefängnis gebracht. Der erste Dobermann brach aus dem Dickicht. Bevor Suri reagieren konnte, sprang Imiak über sie hinweg und verbiss sich knurrend in das Fell des Tieres. Ein lautes schmerzgepeinigtes Jaulen ertönte. Imiak hatte sich sofort an der Kehle verbissen und ließ erst los, als er den süßen Geschmack des Blutes in seinem Maul spürte. Suri wich ein Schritt zurück. Imiak war immer sehr schnell unkontrollierbar. Er lief Gefahr jedes Wesen zu töten, das kein Wolf war.
Suri witterte den nächsten Hund und wollte angreifen, doch wieder war ihr Bruder schneller, als sie.
"Imiak, ich höre die Menschen. Sie sind auf Pferden unterwegs. Komm schnell. Lass uns verschwinden."
Imiak stierte seine Schwester lange an. "Wir wurden von diesen Menschen
erschaffen, um ihnen zu helfen Verbrecher zu fangen. Wir sind mit übernatürlichen Kräften ausgestattet, verwandeln uns in Wölfe damit wir für sie die Geheimnisse des Lebens offenbaren können. Jetzt sind sie unserer überdrüssig geworden. Geh du nur meine liebe Suri, geh nur, aber ich will mich für Nakarami rächen. Sie hat fünf Menschen getötet, bevor man sie überwältigen konnte."
Suri betrachtete ihren Bruder. Eine Wunde klaffte auf seiner Schnauze, Blut tropfte über seinem Auge.
"Werde doch bitte zum Menschen, dann hast du eine Überlebenschance."
Imiak sah Suri lange an, dann lief er zu ihr und gab ihr einen geschwisterlichen Kuss auf die Schnauze.
"Jetzt geh", knurrte er.
Suri zögerte, doch dann drehte sie sich um, als sie die Pferdehufe auf dem Boden aufschlagen hörte. Sie verschwand ins Gehölz und schlug einen anderen Weg ein. Die Wölfin wusste, dass es in dem Wald eine Felsen gab auf dem sie sich verstecken und das Geschehen beobachten konnte.
Imiak vernahm das Schnauben der Pferde. Wie in Zeitlupe sah er die Tiere auf sich zukommen. Bei seinem Anblick begannen sie zu steigen. Imiak sprang hoch und trieb das Pferd in die Todesangst. Das ängstliche Tier fiel auf seine Hinterbeine, während der Mensch es nicht schaffte, sein Gewehr zu laden. Knurrend riss Imiak ihn aus dem Sattel und zerfetzte ihm zornig die Kehle. Schließlich verwandelte er sich in einen Menschen, zog sein Schwert und ging auf das nächste Pferd los. Er spürte das die Männer Hemmungen hatten abzudrücken. Imiak zog den nächsten Menschen aus dem Sattel und durchbohrte mit seinem Schwert dessen Körper. Jetzt begann einzig Überlebende zu schießen, doch seine Hände zitterten, sodass er Imaik knapp verwehlte. Nachdem ihm gewahr wurde, dass der Wolf sich zu einem nächsten Angriff vorbereitete, riss der Mensch die Zügel seines Pferdes herum und flüchtete in den dunklen Wald hinein.
Suris Nackenhaare hatten sich aufgestellt, als sie den Schuss vernommen hatte. Knurrend drückte sie sich gegen den Stein. Die Wölfin verfolgte den Flüchtling mit den Augen bis er im Schatten der Bäume verschwand.
Imiak kniete sich erschöpft in den Schnee, rammte das blutgetränkte Schwert in den Boden und ließ leise seufzend den Kopf hängen. Er hoffte, dass Suri durchgekommen war, als er plötzlich Rascheln im Dickicht vernahm. Imiak umklammerte den Schaft, doch dann spürte er an der Art des Schrittes, dass es ein Wolf war.
"Bruder? Ist alles in Ordnung mit dir?"
Imiak richtete sich auf, dann verwandelte er sich wieder und stupste seine Schwester an.
"Lass uns schnell von hier verschwinden."
"Dieser Meinung bin ich auch", ertönte plötzlich eine tiefe Stimme.
Suri drehte sich um, dann sprangen die Geschwister auf ihren Rudelführer Jyrki zu und legten ihre Schnauzen an seine Lefzen um ihre Treue kundzutun. Jyrki stupste sie sanft zur Seite. Hinter ihm tauchten zwanzig weitere Wölfe auf. Sie begrüßten die Geschwister freudig.
Jyrki ließ ein langgestrecktes Heulen erklingen. Sein Gefolge tat ihm gleich und sie streckten gemeinschaftlich die Schnauzen gen Himmel. Schließlich verschmolz das Rudel mit dem Schatten des Waldes. Sie liefen einen lockeren Trab den sie stundenlang aushalten konnten. Bald lichtete sich der Wald und eine weite schneebedeckte Landschaft tat sich auf. Am Horizont dämmerte die aufgehende Sonne und ließ die Gipfel der Berge golden Schimmern.
Das Rudel verharrte kurz und ließ den Augenblick auf sich wirken, dann rannten sie über den Schnee, der bald in eine große Eisfläche überging. Der Wind fegte schmeichelnd durch die verschieden gemusterten Wölfe, das Trommeln ihrer Pfoten war noch tief unter der Eisfläche zu vernehmen. Glücklich strahlten ihre Augen unter der Freiheit, die sie in diesen Atemzügen erleben durften. Sie spürten nicht die zwei Menschen, die neben einem Gletscher Deckung gesucht hatten und sie mit einem Fernglas beobachteten. Der Jüngere der beiden Männer, hob sein Gewehr an, um eins der Jungtiere zu töten. Seine Frau wollte schon immer einen ausgestopften Nachtwolfswelpen haben. Der Ältere legte seine Hand auf den Lauf der Todesmaschine und drückte sie runter.
"Ich will nur einen von ihnen."
"Du bekommst keinen mein Sohn! Das sind wunderschöne Geschöpfe, die auf der Flucht vor uns sind. Störe sie nicht in ihrem Glück."
Der Ältere blickte zu den Bergen. "Dort oben wird sie nie einer finden. Dafür werde ich sorgen." Und seine Augen blickten auf die fliehenden Wölfe.
Der Sohn sah seinen Vater an und erkannte den Blick. Es war der Blick des Wolfes. Ein Blick voller Verständnis und Wissen. Als ob er sich über den nichtswissenden Menschen lustig machte und ein wenig Tollkühnheit lag auch darin.
Der Sohn entlud sein Gewehr und beneidete diese Wesen, denn sie wussten soviel mehr.
Es war der Blick, der ein Nachtwolf verriet ...

 

Aloha!

Eine schöne Idee und teilweise gelungene Umsetzung der schon oft ausgewalzten Wolf-Mensch Beziehung. Teilweise gelungen, weil es Dir schon gelingt Bilder mit Worten zu malen, es aber noch diverse sprachliche Ungereimtheiten und schlicht Fehler gibt, die den Lesefluss hemmen und den Genuss der Erzählung nicht vollkommen werden lassen. Ich habe Der Blick des Nachtwolfes dennoch gerne gelesen, gerade weil da so viel mehr möglich wäre. Es wäre schön, wenn Du Dir die Erzählung noch mal zu Bildschirm nimmst und daran feilst.

Hinweise habe ich Dir hier als Word-Dokument zur Verfügung gestellt, vielleicht kannst Du ja was damit anfangen.

shade & sweet water
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Hallo,
danke, dass dir erstmal meine Geschichte gefällt.
Huch, das sind ja eine ganze Menge Fehler*schluck*
Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, die Hinweise aufzuschreiben und die Fehler zu kennzeichnen.

Liebe Grüße
Jussi :Pfeif:

 

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