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Der Blutwein des Grafen

Beitritt
22.11.2005
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Der Blutwein des Grafen

Ein Bericht​

Sehr geehrte Damen und Herren

Die folgenden Protokolle berichten von meiner Reise in eine Welt des Fetisch. Während meiner Unternehmungen führte ich akribisch Protokoll und schrieb den Tathergang chronologisch nieder. Das half mir, nicht den Verstand zu verlieren. Sollten diese Protokolle jemals in die Hände der Staatsanwaltschaft gelangen, gnade mir Gott. Daher: keine Namen.
Ich habe die Protokolle gerade aus meinem Safe genommen und gelesen. Dann habe ich mir eine Flasche Rotwein aus dem Weinkeller geholt – den fruchtigsten und süffigsten, den ich finden konnte, Jahrgang ´84, fränkisch, relativ dickflüssig, ein Prachtwein – und beschlossen, diesen Fetisch der Welt nahe zu bringen. Daher nun die Veröffentlichung der besagten Protokolle.

Vielleicht noch einige Angaben zu meiner Person:

Zur Zeit und, voraussichtlich bis zu meiner Pensionierung, unterrichte ich Physik und Mathe an einem Gymnasium in München.
Studiert und promoviert habe ich in Stuttgart.
Mit meiner Frau und unseren zwei Kindern lebe ich sehr glücklich in einer Vorstadt Münchens.

Aufgewachsen bin ich in einem fränkischen Dorf. Meine Familie lebte die Tradition des Weinanbaus und wir besaßen einen kleinen aber sehr dürren Hang, wo die Familie mit vereinten Kräften anbaute und erntete. Unser Wein war ausschließlich für wohlbetuchte Feinschmecker bestimmt, die von weit her angereist kamen, da mein Großvater den Vertrieb ausschließlich vor Ort abhandelte. Ein dürrer Hang zwingt die Wurzeln der Edlen Weinrebe tiefer zum Grundwasser hinzuarbeiten und so bekommen die Trauben mehr Geschmack.
Aber, wie ich an meinem vierzehnten Geburtstag erfahren durfte, war das nicht das einzige Geheimnis um den sagenumwobenen Wein, der den Feinschmeckern reihenweise die Freudentränen in die Augen trieb. Die Tradition besagt, dass jeder Knabe der Familie seinen ersten original Blutwein an seinem vierzehnten Geburtstag kosten soll. Ich hatte mich schon immer gefragt, warum wir neben dem Weinanbaugebiet und der Kellerei auch noch einen kleinen Bauernhof unterhielten. „Zu einem guten Rotwein gehört ein gutes Stück zünftiger Käse!“, hatte mein Großvater immer gesagt und mir so die Kühe erklärt, da die Frauen in der Familie zur Käseherstellung vorgesehen waren. Oft hatte ich mich auch gefragt, was das für eine stinkende, rötliche Flüssigkeit war, die mein Vater in die Bottiche goss, während wir Kinder die Trauben traten. Und so erfuhr ich, dass mein alter Herr auf sechs Liter Traubensaft den Zucker und – nein, kein Frostschutzmittel – einen Liter frisches Schweineblut beimengte.
Und ich will ihnen sagen: So ein Wein ist der Hochgenuss! Es schmeckt, als würde sich der Wein zum Sterben auf die Zunge und den Gaumen legen und langsam im Abgang verbluten.
Unser Erzeugnis genoss bei den Feinschmeckern einen sehr guten Ruf und meine Familie hätte sich schon damals eine goldene Nase verdienen können, wäre sie nicht so stur und traditionsbewusst gewesen. Heute besitzt einer meiner Onkel noch einen Vertrieb. Die Produktion unseres Qualitätsweins wurde in den siebziger Jahren eingestellt. Meine Familie bekam eine Abfindung und die Staatsanwaltschaft ließ unseren Familienbetrieb schließen. Großvater musste sich durch seine unkollegiale Natur wohl einige Feinde gemacht haben. Immer, wenn ich meine Eltern besuchte, beklagte sich mein Vater über den schlaffen, modernen Wein, und manchmal, wenn es besondere Anlässe erlaubten, zauberte er noch eine Flasche aus der damaligen Produktion hervor.

Dann, es muss im Sommer 1982 gewesen sein, erfuhr ich durch Zufall von der Existenz einer illegalen und nicht öffentlich, aber doch organisiert agierenden Gemeinschaft von Weinkennern, als ich auf einer Weinmesse in Kiel einige Flaschen unseres Familienweins, den mir Vater vor seinem Tode, 1978, stolz vererbt hatte, verkaufen wollte. Ich hatte mich zu der Zeit gerade von meiner zweiten Frau getrennt, hatte meine Anstellung aufgrund einer Beschuldigung der sexuellen Belästigung einer Schülerin aufgeben müssen und war, psychisch sowie pekuniär, am Ende. Ich hatte einige Flaschen zu Lumpenpreisen verkauft – die Käufer mögen heute gut und gerne das Zehnfache dafür erhalten, wenn sie denn des Wissens sind, mit was für einem einzigartigen und legendären Wein sie es zu tun haben – bevor ich von einem Herren namens Ludwig, Graf von Karlshafen angesprochen wurde. Er kostete professionell von meinem Probierwein, den ich zum Ausschank an meinen Stand drapiert hatte, und sagte genüsslich: „Ja, ja, das ist er. Original Blutwein. Kommen Sie, werter Herr, ich möchte sie um zwei Flaschen ihres edlen Gesöffes erleichtern und Sie unwesendlich dafür entschädigen. Sagen wir: 60 000 Mark. Einverstanden? Gut! Und dieser Wein ist noch weitaus mehr wert. Ich hoffe, Sie wissen das. Lassen Sie mir im Gegenzug die Gelegenheit, Sie von meiner Ware kosten zu lassen. Ich habe sie nicht hier. Zu öffentlich, Sie verstehen? Aber tun Sie sich doch selbst den Gefallen und päppeln Sie sich mal richtig auf, befreien ihren Gaumen und ihre Geschmacksnerven von den Fertiggerichten, nach denen Sie riechen, und treten Sie eine Reise zu dieser Adresse an.“ Dann reichte er mir die Visitenkarte einer Weinhandlung.


Zu den Protokollen:
Die hier gedruckten Versionen basieren auf den von mir persönlich verfassten Originalprotokollen, die sich allerdings auf Stichwörter und Skizzierungen beschränkten. Daher habe ich sie in ganze Sätze gefasst und umformuliert, den Inhalt allerdings unverfälscht gelassen.

9ter August des Jahres 1982


So: Ich hatte es gewagt und verweilte in einer kleinen, verschlafenen Stadt namens Bad Karlshafen und hatte die Weinhandlung vor zwei Stunden ausfindig machen können. Die Stadt war in ihrer Ruhe und Unberührtheit etwas angsteinflößend. Es ist eine alte Hugenottenstadt, die den Anschein macht, von der Pariser Bluthochzeit noch nicht erfahren zu haben. Ich war fünf Stunden unterwegs gewesen, vom heimischen München bis dort; ins tiefste Weserbergland. Das war die letzte Reise, die ich mit meinem Fiat Punto unternommen hatte. Ich war recht erschöpft, hatte mir ein Zimmer in einer Jugendherberge genommen und beendete den Tag mit der Schrift dieses Protokolls sowie einer Flasche Kabinett und einigen Zigaretten. Zuvor war ich noch Essen gewesen; Lammbraten in Estragonsoße. Es war nicht einfach gewesen, etwas Dezentes zu finden. Wenn es am nächsten Tag auf eine Weinprobe hinauslaufen sollte, und davon ging ich aus, dann durfte ich meinen Gaumen nicht mit scharfen Würzungen oder Bier verstimmen. Er musste wohltemperiert sein, aber ich selbst schon wohlgenährt.


10ter August des Jahres 1982


Der Herbst hatte sich der Landschaft bemächtigt.
Ich hatte in einem zu kleinen Bett sehr unruhig geschlafen, war etwas angespannt aber erwartungsfreudig. Um zehn Uhr fuhr ich durch die schmalen Gassen dieser eng gebauten Stadt und rauchte noch eine Zigarette, bevor ich die Weinhandlung betrat.
Das Licht war gedämmt, Flaschenbraun dominierte im Farbenspektrum, einige Holzfässer standen, dekoriert mit Käsestäbchen, schüchtern herum, es roch nach Kork und eine Gestallt sortierte Flaschen ein. „Guten Morgen“, erklang es. „Guten Morgen, mein Name ist ... und ich bin auf die Empfehlung des Grafen von Karlshafen hier. Er ...“
„Ahhhh! Der Herr Graf! Treten Sie näher!“, unterbrach mich die Gestalt. Er war sehr groß, zerzaustes und verstaubtes, dunkelblondes Haar, französische Vorfahren, eindeutig, trug seine helle Jeans auf Hochwassergefahr und hatte wohl arge Probleme damit, sich sein Hemd in die Hose zu stopfen. „Gehören Sie auch zu den absoluten Feinschmeckern?“ Er schaffte es, dass es nicht mehr wie eine Frage klang. Bei seiner Größe ließ sich die Buckelbildung nicht vermeiden, und während er an mir vorbei zur Eingangstür schlich, zog er sein rechtes Bein etwas hinterher. Dann schloss er uns ein und verdunkelte nach und nach das Geschäft, redete nicht, richtete ständig seine Brille, die schon durch Sicherheitsgurte an seinem Kopf befestigt war, und machte den Gesichtsausdruck eines Pferdes, das einen Pflug ruckartig durch gefrorenen Acker zerren muss, während er von Fenster zu Fenster humpelte. Seine Hände waren ständig in Bewegung und schienen keine Zugehörigkeit zu finden. Dann blieb er verkrümmt stehen, blickte mich lange an, schmunzelte schließlich treu und deutete mir durch eine Handbewegung an, dass ich ihm folgen solle. Wir begaben uns an das abgelegenste der Holzfässer und, nachdem ich eine Weile geduldig und nervös gewartet hatte, während er in den Keller gehinkt war um eine Flasche Wein zu holen, entkorkte er diese gekonnt und goss uns ein. Exakt ein Drittel des Weinglases. Perfektionierte Perfektion. Es war eine dunkelgrüne, unscheinbare Flasche ohne Etikett. Rotwein. So dickflüssig, wie ich ihn zu Vaters besten Zeiten nicht zu Gesicht bekommen hatte. Wir schwenkten die Gläser, hielten sie ins Licht, rochen mit geschlossenen Augen, spülten unsere Münder noch einmal mit Tafelwasser aus, gurgelten damit, und nahmen schließlich einen herzhaften Schluck des Weines.
Und, meine Damen und Herren, ich würde für dieses Geschmackserlebnis keine Worte finden. Genüsslich schluckte ich den Wein meinen Rachen hinab.
„Schweineblut?“, fragte ich selbstsicher und versuchte ebenfalls, es nicht wie eine Frage klingen zu lassen, während ich noch einen Schluck auf meine Zunge legte.
„Mensch. Rothaarig war sie, vollbrüstig und ...“
Ich spuckte meinen Schluck auf das Fass. Menschenblut? Hatte er gerade von Menschenblut gesprochen?
„Oh. Verzeihen Sie bitte. Die Kunden, die auf Empfehlung des Herrn Grafen den Laden betreten, wissen für gewöhnlich Bescheid.“
Dann Stille. Die Gestalt bediente sich des Käses. Potenzielle Kunden pressten ihre Gesichter vor Fenster. Dann nahm ich ungewollt noch einen Schluck dieses Weines. Köstlich. Unübertroffen.
„Und?“, fragte er grinsend.
„Köstlich! Unübertrefflich!“, antwortete ich lauthals.


11ter August des Jahres 1982


Die Gestalt, deren Namen ich bis heute nicht weiß, und ich hatten uns für heute Mittag dreizehn Uhr verabredet. Der Graf sollte auch vor Ort sein, wie mir versichert wurde. Vorrausschauend hatte ich meinen Aufenthalt in der Jugendherberge verlängert. Wir hatten am Vortag noch vier weitere Gläser dieses vorzüglichen Weines genossen, hatten uns noch Kostproben anderer „normaler“ Weine gegönnt, da der menschliche Körper nur eine geringe Menge Blut zu sich nehmen kann, bevor der Brechreiz ausgelöst wird, und gegen Mitternacht verließ ich die Weinhandlung recht erheitert und immer noch mit diesem phänomenalen, einzigartigen Geschmack des Blutweines auf der Zunge.
Freilich war es für mich unmöglich, einen derartigen Wein bezahlen zu können. Es würde andere Wege geben, hatte mir die Gestalt versichert.

Mit einem triumphalen und selbstherrlichen Grinsen im Gesicht betrat der Graf heroisch die Weinhandlung. Wir gossen uns ein, flachsten etwas herum und der Graf, der sich niemals seines Mantels entledigte, immer seinen gepflegten Schnauzbart streichelte und eine Art Zepter mit sich herumtrug, erzählte mir von dem monatlichen Weinfest, welches jeden zweiten Samstag im Monat stattfinden würde. „Und da mir zu Ohren gekommen ist, dass ihnen unser Produkt zu munden scheint, möchten die Stadt und ich Sie gerne als Ehrengast einladen“, sagte er schwungvoll. Sie warteten auf eine Antwort.
„Es wäre mir eine Ehre, Herr Graf. Da hab ich ja Glück gehabt, und habe meine Reise zum richtigen Zeitpunkt angetreten. Das wäre dann ja morgen. Ihr Wein schmeckt nicht nur vorzüglich, Herr Graf, er fickt meinen Gaumen!“ Wir brachen in Gelächter aus, tranken noch etwas, der Graf erzählte mir die Geschichte Bad Karlshafens und gab mir noch einige Hinweise, wie ich mir die Zeit bis zum nächsten Tag verschönern könnte.
Und so verbrachte ich den Rest des Tages mit Besichtigungen des Schlosses, der Altstadt und der alten Kellerei, schlenderte am Weserufer entlang, und, überall wo ich verweilte um mich auszuruhen, bekam ich, mit dem Verweis auf die Visitenkarte und den werten Herrn Grafen, einen Wein auf Kosten des Hauses eingeschenkt.


12ter August des Jahres 1982


Der Tag des Weinfestes. Fackeln waren in der ganzen Altstadt verteilt worden und füllten die schmalen Gassen mit Leben. Die Weinhandlungen, von denen es erstaunlich viele gab, hatten bis tief in die Nacht geöffnet und die Einwohner sowie die Gäste des renommierten Kurortes hatten ihre helle Freude, probierten sich durch die Weine. Auf dem Marktplatz hatte man ein Festzelt mit Musik und Tanz errichtet. Auch die Käsebauern durften durchaus ihren Profit aus der Sache geschlagen haben.
Ich für meinen Teil verweilte unter der Einladung des Grafen auf der Veranda des Schlosses, wo sich eine sichtbar wohlbetuchte Gesellschaft tummelte. Gut, dass ich meinen noblen Anzug im Reisegepäck hatte. Obwohl ich mir zwischen den ganzen Monokeln, Korsetts und ausgefransten Kostümen etwas schlicht vorkam. Kokett rümpften Damen mit Bienenstöcken als Frisur die Nase, wenn sie an mir vorbeistolzierten, und recht dekadent wurden Spießchen mit Käsehäppchen, Miniaturfleischbällchen und Trauben auf einem Silbertablett mit einem Samtkissen von Bediensteten serviert, deren Anzüge auch extravaganter waren als der meine.
„Heinrich! Schön, dass du es geschafft hast!“, rief der Graf. Anscheinend duzten wir uns jetzt. Er kam zu mir, küsste mich nach französischer Manier auf die Wangen und sagte sichtlich belustigt: „Gut schaust aus.“
Er stellte mich einer Runde mehrerer Von und Zus und deren Begleitungen vor und goss mir augenzwinkernd Blutwein ein. Wir stießen an und er zog mich zu einem Kübel, der mit Eis und einer bereits entkorkten Weinflasche gefüllt war. Diese nahm er heraus und präsentierte sie mir stolz über seinem Unterarm. „Das beste, das es auf dem Markt gibt“, flüsterte er. Auf dem Etikett war eine hübsche, rothaarige Frau mit vollen Lippen und freizügigem Lächeln zu sehen. Mir wurde leicht schlecht.
„Diese Flasche hier, Heinrich, hat den edlen Herrn dort zu deiner Linken 600 000 Mark gekostet. Allerdings, wird das für dich wohl nicht erschwinglich sein, Heinrich. Daher möchte ich dir ein Angebot machen:
Weißt du: In meiner Privatbrauerei ist alles wesentliche vorbereiten. Uns fehlt nur noch die letzte, entscheidende Zutat. Ich habe dich auserwählt, weil ich weiß, Heinrich, dass du den richtigen Gaumen dafür hast. Alles, was du zu tun hast, ist eine rothaarige, hübsche und junge Frau zu finden und sie hier ins Schloss zu locken.
Sieh sie dir an, dort unten: Sie sind betrunken. Und du, mein lieber Heinrich, bist ein attraktiver Bursche, lass es dir gesagt sein. Für die Drecksarbeit bezahle ich andere. Du musst sie nur zum Hintereingang dieses Gebäudes führen, Heinrich. Ein Klacks.
Und ich würde dich redlich belohnen! Drei Flaschen der Spezialauslese, und du weißt, was die Wert sind, sowie eine monatliche Lieferung Schweineblutwein. Oder Kalb. Hast du schon mal Elefant versucht? Der Exportschlager!
Also, was sagst du?“
Ich war bestimmt eine halbe Minute lang sprachlos, und, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich kann ihnen bis heute nicht sagen, weshalb ich dieser Tat, diesem Mord, zustimmte und mich bereiterklärte, Lockvogel zu spielen. Einerseits war es die Vermutung, dass mich der Graf und seine Leute nicht lebend hätten davonkommen lassen, hätte ich nicht zugesagt, da ich schon viel zu viel gesehen und gekostet hatte. Andererseits war es dieser bombastische Geschmack, der sich die letzten Tage auf meiner Zunge gebettet hatte und der starke Drang danach, mehr zu bekommen. Ich hatte nichts: keine Frau, keinen Job und keine Heimat. Nur dieses immense Verlangen nach Blutwein.

Und so mischte ich mich unters Volk, fokussierte potenzielle Opfer in meinem Blickfeld, beobachtete das Geschehen und die Vorgänge im Festzelt und fühlte mich wie ein Bluthund auf der Jagd.
Dann, als ich gerade eine Pause machte und mich auf einen Wein ausruhte, setzte sie sich ungeahnt neben mich. Sie war perfekt, wie dafür geboren: Lange, naturrote Haare, prall; etwas pummelig würde man sagen, zarte Gesichtszüge, saftig und süffig schon im Anblick. „Man sollte ihrem Portraitfoto nicht ersehen können, dass ihr Korpus einen wohlgenährten Blutspeicher darstellt“, hatte mir der Graf mit auf den Weg gegeben.

„Hallo! Ich heiße Sara. Sie sind nicht von hier oder?“ Sie klang lieblich.
„Nein. Ich stamme aus München. Heinrich, mein Name. Freut mich. Ich bin Weinliebhaber. Und da muss man ja mal hier gewesen sein“.
Sie lachte frivol.
„Huch! Entschudigense! Ich bin schon etwas angeschickert. München ... schöööööön. Und, mundet es ihnen hier, Heinrich? Haben Sie schon etwas gefunden, dass ihnen gefällt?“
Es wurde einfacher, als ich dachte.
„Ja. Sie haben nette Weine hier. Ich werde welche mitnehmen.“
„Kennen Sie die Geschichte des Blutweines?“
„Nein. Erzählen sie sie mir!“
„Nun: Sehen Sie das Schloss dort oben? Es gehört dem Grafen dieser Stadt. In Geschichten heißt es, er und seine Genossenschaft würden Blutwein produzieren. Also; mit echtem Menschenblut. Von einer hübschen Rothaarigen muss es stammen, heißt es, und die Kinder in der Schule haben mir immer Angst gemacht damit. Aber zum Glück bin ich ja nicht hübsch.“
Sie nippte verlegen an ihrem Wein und ein Mann im Frack sprach uns an. Er machte Fotos. Erst von uns und dann nur von ihr. Er signalisierte mir ein „Daumen hoch“ und ich erkannte ihn als einen der Bediensteten des Grafen.
„Sehen Sie: Mich wollte er gar nicht fotografieren. Er wollte Sie, weil Sie so bezaubernd schön sind.“
„Ach, hören Sie doch auf!“, sagte sie beschämt.
„Nein. Glauben Sie mir! Und ich, Sara, finde Sie nicht minder bezaubernd.“
Dann herrschte verliebte Stille.
„Zeigen Sie mir dieses Schloss von diesem Grafen! Ich möchte es sehen!“, sagte ich freudig.
„Was? Nein! Es heißt, dass er sich seine Opfer auf dem monatlichen Weinfest aussucht. Und er ist tatsächlich anwesend. Und auch gibt es fast jeden Monat eine Vermisstenanzeige.“
„Sie veräppeln mich, Sara!“
„Nein. Das ist ungelogen. Die Polizei spekuliert allerdings auf eine Jugendbande von außerhalb. Es gibt schon erste Verdächtige. Aber wer weiß: Vielleicht sollen Sie mich ja zum Schloss locken.“ Sie schäkerte mir an die Schulter. Wir lachten beide und ich hätte mich fast übergeben müssen.
„Los! Kommen Sie! Oder mögen Sie keine Abenteuer?“, versuchte ich sie zu motivieren.
Sie stutzte etwas, war tatsächlich leicht verängstigt, lächelte mich unentschlossen an und sagte nach einer Weile: „Aber nur, wenn ich mich bei ihnen einhaken darf, Heinrich.“
„Ich bestehe darauf, Sara!“

Und so schlenderten wir den Hang hinauf. Sara hakte sich bei mir ein und schmuste verliebt mit meinem Arm. Sie war einsam. Vor zwei Jahren verlassen worden, wie sie erzählte, und dass sie weg wolle aus dieser Einöde. Die Gassen waren gefüllt mit betrunkenen Menschen, so dass sie nicht wirklich Angst bekommen konnte, da keine düstere Atmosphäre zu spüren war.
Erst, als wir am Schloss angelangt waren, sie mir den Grafen aus der Entfernung gezeigt hatte und wir in eine weniger belebte Gasse eingebogen waren, wurde sie unruhig. Die Laternen beleuchteten das Kopfsteinpflaster hier wieder künstlich und das Festzelt und die Stimmung waren nur noch kleinlaut zu vernehmen. Sara fühlte sich sichtlich unwohl und drängte mich zurückzugehen. Ich schnappte sie mir und presste ihr einen Kuss auf ihre fruchtig schmeckenden Lippen. „Das wird ein feuriger Wein!“, dachte ich mir. Sie schmeckte wirklich gut. Emotionsgeladen zerrte sie jetzt an mir und wie losgelöst züngelten wir herum. Sie schmeckte schon nach Rotwein. Sie hatte erwähnt, eine leidenschaftliche Rotweintrinkerin zu sein. Wunderbar. Kaninchen, die zur Schlachtung gemästet werden, werden ja auch bewusst gesund gefüttert. Man will ja nichts ungesundes essen oder trinken.
Während wir uns küssten, drängte ich sie immer mehr die Gasse hinauf. Als Ziel hatte ich das Tor zum Keller, wo drei Schergen warteten. Als Sara diese erblickte und der Situation bewusst wurde, schrie sie und versuchte noch wegzurennen, doch ich hielt sie fest, sie schluchzte, und die Schergen unterstützten mich, schlugen sie schließlich mit drei, vier gezielten Schlägen nieder. Dann schafften sie sie in die Gewölbe des Schlosskellers.
Hier rieb ich mir einige Male verwundert die Augen. Nachdem wir einige versteckte Sicherheitstüren passiert hatten, erreichten wir eine riesige Lagerhalle, in der Unmengen an Weinen, Zucker- und Traubenvorräten, Gärungsbottichen, Käfigen mit bekannten sowie den exotischsten Tieren, die mir jemals zu Augen gekommen waren, Maschinen, deren Verwendung ich auf den ersten Blick nicht erahnen konnte und ein Personalaufgebot, dass Thyssen Krupp zu den besten Zeiten erblassen ließe, lagerten. Es herrschte ein reger Betrieb. Der Bereich war hermetisch abgeriegelt; Sicherheitspersonal mit headsets, Bomberjacken und Maschinengewehren. Tierpfleger, Tierbändiger, Schlachter, ein Ärzteteam, Versorgungseinheiten, Putzfrauen, und ich glaube, einen Hausmeister gesehen zu haben.
Die Schergen schleiften Sara in einen Raum, der einer Gießerei ähnelte.
„Heinrich! Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann!“, jubelte mir der Graf entgegen und reichte mir ein Glas Wein. „Komm, mein Goldjunge, das brauchst du dir jetzt nicht mehr mit anzusehen. Deine Arbeit ist getan.“


Ende der Protokolle


Würden sie nur einmal einen solchen Blutwein kosten: Sie würden mich verstehen. Da bin ich mir sicher. Wie er sich ihrer Geschmacksnerven annimmt, wie er jeden Winkel ihres Mundes mit Leben erfüllt und ... ach, man muss es einmal geschmeckt haben.
Ich werde mir noch ein Glas genehmigen.

Seit diesen Tagen des Jahres 1982 entführte ich durch meine immer besser und ausgefeilter werdenden Verführungstaktiken zwölf Frauen und drei Männer im monatlichen Rhythmus in den Schlosskeller. Die Polizei wurde vom Grafen bestochen. Die angeblich schuldige Jugendbande bald gefasst. Trotzdem gingen die Entführungen weiter. Bald mussten wir die Weinfeste absagen und die Stadt verlassen.
Der Graf und unser Klan errichtete mehrere Zentralen in Deutschland und bald auch international. Es wurde zu einem Netzwerk, welches heute noch besteht.
Eine Zeitlang habe ich unter falschem Namen eine, eigens vom Klan erschaffene, Reiseagentur geleitet und Busladungen von Nonnen und Schulkindern in den Produktionsstätten des Grafen herumgeführt. Die Meldungen von verunglückten Reisebussen sind noch heute zu lesen. Wir hatten ein eigenes Team, welches für die Inszenierungen zuständig war. Sie erlebten sprichwörtlich am eigenen Leibe, wie Wein gemacht wird.
Geschäftlich gesehen, habe ich bei der Sache versagt. Sicherlich: Jetzt, da ich mich zur Ruhe gesetzt habe und nur noch unterrichte, um ein Alibi vorweisen zu können; habe ich es gut, genug Geld auf der hohen Kante und Wein im Keller. Nur hätte auch ich mir, wie meine Familie damals, eine goldene Nase verdienen können. Aber das Meiste, das man verdiente, investierte man ja auch gleich wieder in Blutwein, von dem man nicht genug bekommen konnte.

Kinderblut schmeckt übrigens wie Erwachsenenblut. Kein Unterschied.
Männer allerdings, schmecken irgendwie herber. Lassen wir es Einbildung sein.

Aber eines, eines, Frage ich mich seit ich meine Frau kenne: Wie würde sie wohl schmecken?


Fin

 

Aaaarghhh!
Wie kann man eine eigentlich unterhaltsame Geschichte zum Schluss nur dermaßen in den Sand setzen?

Hallo!

Der Text ist zwar kein Highlight, hat mich aber doch dazu motiviert, weiterzulesen. Die Verpflechtung aus persönlichen Daten und Bericht ist dir wirklich nett gelungen, und obwohl klar ist, worauf es hinauslaufen wird, bringst du hier und da immer wieder Stellen ein, die einen gerne fortfahren lassen.
Die Beschreibung der Stadt ist dir beispielsweise gelungen, und auch die Einsamkeit der Frau, die er entführt.
Auch die Dialoge gefallen mir größtenteils.
Aber spätestens hier:

Nachdem wir einige versteckte Sicherheitstüren passiert hatten, erreichten wir eine riesige Lagerhalle, in der Unmengen an Weinen, Zucker- und Traubenvorräten, Gärungsbottichen, Käfigen mit bekannten sowie den exotischsten Tieren, die mir jemals zu Augen gekommen waren, Maschinen, deren Verwendung ich auf den ersten Blick nicht erahnen konnte und ein Personalaufgebot, dass Thyssen Krupp zu den besten Zeiten erblassen ließe, lagerten. Es herrschte ein reger Betrieb. Der Bereich war hermetisch abgeriegelt; Sicherheitspersonal mit headsets, Bomberjacken und Maschinengewehren. Tierpfleger, Tierbändiger, Schlachter, ein Ärzteteam, Versorgungseinheiten, Putzfrauen, und ich glaube, einen Hausmeister gesehen zu haben.
, wird es katastrophal lächerlich!

Der Schluss hat alles kaputt gemacht.

 
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hi cerberus81

danke und freut mich, dass du einigermaßen Spaß dran gefunden hast. und eben das hatte ich auch im Sinn: man soll Spaß dran haben. Für einen richtigen Horrorschocker ist das Thema zu früh klar. Es überrascht am Ende. und wird lustig. lächerlich ist sicherlich was anderes.
was schlägst du also vor? Ideen sind willkommen.

Die "Witze" mit dem HAusmeister und Tuyssen Krupp konnte ich mir nicht verkneifen. ist es das, was am meisten stört?
und wie sieht es danach aus. Wie männer schnecken und er letzte satz. ist das lächerlich? (also ich frage ernsthaft, weil ich wahrscheinlich die geschichte so oft gelesen habe, dass ich den wald vor bäumen nicht mehr sehe) und die busladungen zur weinproduktion. wie sieht es damit aus?
im klartext: ich würde mich über präzisere Textstellen freuen, und wie ich sie deiner meinung nach besser machen könnte.

gruß

gruß

 

Was ich vorschlage?

Mache ein subtileres Ende. Keine riesige Mannschaft an Bediensteten.
Wenn da nur ein paar Leute wären, und du die exotischen Tiere abschaffen würdest, wäre die Geschichte meiner Meinung nach rund.
Schön fände ich es auch, wenn nicht gleich explizit erwähnt werden würde, dass es sich um Menschenblut handelt, sondern du nur einige Hinweise gibst, und der Graf den Prot. einfach um einen Spaziergang mit einer Rothaarigen bittet.
Halt alles etwas zurückhaltender, dann würde mir die Geschichte richtig gut gefallen.

 
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Ja ich mach die Bediensteten weg. ich danke dir. hast auch recht, irgendwie.

Zur Erklärung vielleicht: WEnn man so eine GEschichte schreibt, trinkt man dabei auch wein, ist ja klar. und gegen ende werde ich dann wohl ...

Aber meinst du nicht, es ist von vornherein klar, dass es sich irgendwann in der Geschichte um Menschenblut handelt wird. wir sind ja hier immerhin noch im grusel. aber ich schau mal!
DAs es sich um menschenblut handelt, ist ja auch schon in der Szene in der Weinhandlung deutlich, wo es gesagt wird. Der Grusel hier steht ja mehr auf einer markaberen Erzähltechnik.
vielen dank für die Vorschläge

und ach so ja: die Stadt gibts wirklich!

Und ich werde es auch erst noch einmal so stehen lassen, und andere Meinungen abwarten. zur Not lösch ich dann den von dir erwähnten Absatz einfach und lass mir bei Gelegenheit noch mal was Neues einfallen.

 

Hallo Aris!

Der Einstieg ist eine Anlehnung an die Erzählweise "Draculas"?

"und mir so die Kühe erklärt, da die Frauen in der Familie zur Käseherstellung vorgesehen waren." - Was? Die Frauen werden zu Käse gemacht? Und was haben dann die Kühe für eine Funktion?

"sowie pekuniär, am Ende." - Ich weiß, du liebst Fremdwörter, aber kannst du nicht in allgemeinverständlicher Sprache erzählen?

"Skizierungen" - RS

"So: Ich hatte es gewagt und verweilte in einer kleinen, verschlafenen Stadt namens Bad Karlshafen, hatte die Weinhandlung vor zwei Stunden ausfindig machen können und werde am nächsten Tag einen Besuch, mit dem Hinweis auf diesen dubiosen Grafen von Karlshafen, wagen" - Tempus: habe gewagt und verweile - oder den Rest des Satzes umbauen. Außerdem WW: wagen.

"eine Gestallt" - RS; und nicht nur ein Tippfehler.

"Exakt Eindrittel des Weinglases." - ein Drittel

"und gab mir noch einige Hinweise, wie ich mir die Zeit bis morgen verschönern könnte." - Ebenfalls Tempus. Du solltest den ganzen Text nochmals auf die Erzählzeit durchsehen. Wenn Vergangenheit, dann: "bis zum nächsten Tag".

"12 August des Jahres 1982" - Wenn schon Zahlen, dann so, wie am Anfang. Da war es noch richtig. Oder: 12. August. Übrigens, das "des Jahres" klingt so altertümlich verkrampft, aber das ist wohl Absicht?

"probierten und kosteten sich durch die Weine" - Ist doch beides dasselbe?

"Auf dem Marktplatz hatte man ein Festzelt mit Musik und Tanz errichtet." - Hier sage ich nur "Zwiebelfisch". Mit Musik und Tanz hatte man ein Festzelt errichtet. Ich weiß, was du meinst, aber geschrieben hast du was anderes.

"Miniaturbuletten" - Passt irgendwie nicht zu der sonst so gehobenen Sprache. "Buletten" ist doch Berlinerisch? Ich schlage "Fleischbällchen" vor.

„Gut schaust aus." - Und der Graf ist offensichtlich Bayer.

"ist alles Wesentliche vorbereiten. Es ist alles bereit." - RS und WW

"Haben sie schon etwas gefunden, dass ihnen gefällt?" - Allgemein: Anreden groß.

"ein Mann im Frag" - Dämlicher Rechtschreibfehler. Es ist schon auffällig, daß in deinen Texten immer solche Fehler auftauchen (solche, die die Rechtschreibprüfung nicht findet - ohne die RSP wärest du wahrscheinlich völlig aufgeschmissen - da solltest du dran arbeiten).

"Sie schäkerte mir an die Schulter." - Schäkern kenne ich. Aber "an die Schulter schäkern"? Was soll denn das bedeuten?

"und das Festzelt und die Stimmung waren nur noch kleinlaut zu vernehmen." - Das "kleinlaut" passt hier nicht.

"und zerrte mich zum Rückweg." - Passt ebenfalls nicht: Zerrte mich zurück; drängte mich, zurückzugehen.

Übrigens: Der letzte Absatz der Protokolle (und auch alles, was danach noch kommt) fällt sprachlich von den Vorherigen ab. Hattest du es da eilig?

"Tierpfleger, Tierbändiger, Schlachter, ein Ärzteteam, Versorgungseinheiten, Putzfrauen," - Nichts gegen die Aufzählung, aber woher weiß er, daß der eine z.B. Tierbändiger, der andere aber Tierpfleger ist?

"Die Schergen schliffen Sara in einen Raum," - schleiften! (schliffen = polierten)

"Die Polizei wurde vom Grafen bestochen. Die schuldige Jugendbande bald gefasst." - Die schuldige? Du meinst die unschuldige, oder angeblich schuldige.

"am eigenen Laibe" - Dein Protagonist ist doch kein Brot. Leib!

"und nur noch als Alibi unterrichten gehe" - Auch ein Zwiebelfisch.

"schmeckt übrigens gleich wie Erwachsenenblut." - Gleich streichen.

"eines, Frage ich mich" - RS

"Fin" - Das Wort hat, egal in welcher Sprache, nichts am Ende eines Textes zu suchen. Eine weiterverbreitete Unart.

Einige Zeichensetzungsfehler sind auch noch drin, aber ich hatte keine Lust, die rauszusuchen.

Inhaltlich ist der Text sehr interessant. An sich auch spannend, doch diese "Dracula-Anlehnung" gefällt mir nicht. Der Text käme auch bestens ohne aus.
Sprachlich: Am Anfang stellenweise zu beschreibend, das Ende erwähnte ich ja schon.

Grüße
Chris

PS: "markaberen Erzähltechnik." - Was meinst du denn damit?

 

Hi chris

ich kenne die erzählweise draculas nicht. hab mich noch nie damit beschäftigt oder es gelesen. das bei blutgetränken die assoziation aufkommt, ist ja klar.

vielen dank für deine kritik. ohne rechtschreibprogramm wären hier so einige aufgeschmissen. deswegen helfen wir uns hier doch auch gegenseitig. es gibt viele, die haben eine astreine rechtschreibung, aber man schläft beim lesen ein. so kann man sich gegenseitig helfen. ich korrigiere auchviele geschichten, da man bei seinen eigenen geschichten manchmal oft den überblick verliert. ich selbst verbessere aber auch nur geschichten, die ich inhaltlich und stilistisch für interessant halte.
und sicherlich arbeite ich daran, ein auge für die fehler zu entwickeln. mit jeder geschichte.

Frendwörter kann man dann gut anwenden, wenn man ihre bedeutung nicht verstehen muss, um die geschichte verstehen zu können. pekuniär heißt das geldliche betreffend.ist für die handlung hier nicht wichtig, und der leser hat ein neues wort gelernt, wenn er daran interessiert ist, nachzuschlagen. ich schreib das ja auch nicht, um euch zu imponieren. erstens ist es für mich ein allgemein verständliches wort, da nicht nur ich es verwende, zweitens freu ich mich auch bei anderen autoren, wenn sie fremdwörter verwenden und ichdiese kenne oder nachschlagen kann.

WAs meinst du immer mit Zwiebelfisch?

markabere Erzähltechnik: Technik ist das falsche wort, gut dass du es ansprichst. der inhalt, die erzählung und die art und weise, wie erzählt wird, sind markaber, und das ist das gruselige element hier.

gruß

 

HI Aris!

Boa!!! Das ist ja richtig fette Beute. Was ist denn mit dir los? Also bevor du nicht die Fehler korrigierst, gibt es kein Kommentar zum Inhalt ;-)

Ein dürrer Hang zwingt die Wurzeln der Edlen Weinrebe tiefer zum Grundwasser hinzuarbeiten und so bekommen die Trauben mehr Geschmack.

edel klein
Es schmeckt, als würde sich der Wein zum sterben auf die Zunge und den Gaumen legen und langsam im Abgang verbluten.

zum Sterben

Dann, es muss im Sommer 1982 gewesen sein, erfuhr ich durch Zufall von der Existenz einer illegalen und nicht öffentlich, aber doch organisiert agierenden Gemeinschaft von Weinkennern, als ich auf einer Weinmesse in Kiel einige Flaschen unseres Familienweins, den mir Vater vor seinem Tode, 1978, stolz vererbt hatte, verkaufen wollte.

drei mal das Wort Wein

Kommen sie, werter Herr, ich möchte sie um zwei Flaschen ihres edlen Gesöffes erleichtern und sie unwesendlich dafür entschädigen. Sagen wir: 60 000 Mark. Einverstanden? Gut! Und dieser Wein ist noch weitaus mehr wert. Ich hoffe, sie wissen das. Lassen sie mir im Gegenzug die Gelegenheit, sie von meiner Ware kosten zu lassen.

Wie kommst du eigentlich darauf, im ganzen Text die Höflichkeitsanrede klein zu schreiben?? Groß!

Die hier gedruckten Versionen basieren auf den von mir persönlich verfassten Originalprotokollen, die sich allerdings auf Stichwörter und Skizierungen beschränkten.

Skizzierungen

Das Licht war gedämmt, Flaschenbraun dominierte im Farbenspektrum, einige Holzfässer standen, dekoriert mit Käsestäbchen, schüchtern herum, es roch nach Kork und eine Gestallt sortierte Flaschen ein.

flaschenbraun - kleingeschrieben. Gestalt mit einem l

Potenzielle Kunden pressten ihre Gesichter vor Fenster.

Ups. Wort vergessen.

Vorrausschauend hatte ich meinen Aufenthalt in der Jugendherberge auf drei weitere Tage erhöht

Aufenthalte werden verlängert, nicht erhöht.

Wir hatten am Vortag noch vier weitere Gläser dieses vorzüglichen Weines genossen, hatten uns noch Kostproben anderer „normaler“ Weinen gegönnt,

Weine

Man will ja nichts ungesundes essen oder trinken.

nichts Ungesundes

Sie erlebten Sprichwörtlich am eigenen Laibe, wie Wein gemacht wird.

sprichwörtlich - klein. Laib? Die sind also aus Mehl gemacht? Sonst sag lieber Leib
Sicherlich: Jetzt, da ich mich zur Ruhe gesetzt habe und nur noch als Alibi unterrichten gehe;

Schreibe lieber unterrichte anstatt unterrichten gehe

Ich kenn das. Wenn man sich den text tausendmal durchgelsen hat, sieht man viele sachen nciht mehr. Dann mal an die Arbeit!

LG Fee

PS: Ziebelfisch ist eine Kolumne, bei der es um Sprachgebrauch geht. Zusammengefasst gibt es die in "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", gibt es bei Kiepenheuer und Witsch. Nette Klolektüre.

 

Verdammt, jetzt ist mir mein essen angebrannt! scheiße!

aber dir, anna-fee natürlich besten dank. ist schon verbessert.

weißt du: ich schreibe sehr exzessiv: also ich habe eine idee, drehe die musik unglaublich laut, schließe die tür ab, öffne mir einen wein und schreibe wie ein besserener. die arbeit mit den fehlern, tempus, satzbau usw. mach ich mir dann später. und da hab ich hier wohl einiges übersehen. ist ja auch eine lange geschichte ... aber jetzt keine ausflüchte.

es ist übrigens eine hohe kunst, fehler anderer zu verbessern, bzw. sie auf diese hinzuweisen, ohne hochnäsig und blasiert zu wirken. schön, dass du das beherrscht.

denn: natürlich weiß ich, dass man die anreden groß schreibt und das es nicht die Weinen heißt. an so etwas hab ich nicht gedacht und es übersehen.

besten dank also.

 

Hallo Aris!

Du hast Dracula nicht gelesen? Das kann ich dir aber nur empfehlen, am besten (wenn du Englisch kannst) im Original. Dracula ist aus Tagebucheintragungen, Briefen, usw. aufgebaut, deshalb die Frage.

Zwiebelfisch ist eine Anspielung auf Bastian Sicks Zwiebelfisch-Kolumne (auch zu finden bei spiegel.de). Darin geht es um die verquere Anwendung der deutschen Sprache, z.B. um die Nichtanwendung des Genitivs.

Im Übrigen finde ich es merkwürdig, daß du zwar gerne mit kompliziertem Vokabular um dich wirfst, aber einfache Wörter, wie z.B. Gestalt falsch schreibst.

Grüße
Chris

PS: Ich habe nur gesagt, daß das Wort "Ende" nicht an das Ende eines Textes gehört, schließlich schreibst du auch nicht "Anfang" an den Anfang.

 

Ok, Robert. Natürlich weiß ich, dass du weißt, dass man zB die Anreden groß schreibt, daher hab ich mich auch etwas gefundert. Aber ich kann auch deine Ungeduld verstehen, die KG schnell hochzuladen. Ich bin auch immer wieder froh, wenn man mich auf meinen Wald hinweist, den ich vor Baumen nicht mehr sehe. Wir helfen uns gegenseitig, ja. Aber man sollte auch sehen, dass man den anderen nicht sooo viel Mühe macht. Da du deine Hausaufgaben gemacht hast, kommt jetzt was zum Inhalt. Ich finde sie zu lang. Trotzdem hat mich aber etwas dazu gebracht, sie weiterzulesen. Sowas wurde hier glaube ich schon erwähnt. Natürlich ist es von Anfang an klar, dass es um menschliches Blut geht. Aber der teil, in dem der Prot als Beschaffer eingestellt wird, war für mich thematisch neu und interessant. Es dauert aber zu lang, bis man dort angekommen ist. Allderings weiß ich auch nicht, was du kürzen könntest. Die Infos sind ja schon nicht unwichtig. Übrigends hat mir die Beschreibung des Weinschenkers, den er zuerst in Bad Karlsirgendwas besucht, sehr gut gefallen. Ich halte pekunär nicht für ein irritierendes Fremdwort. Was aber auffällt, ist, das es in die Richtung das einzige ist. Dein Prot ist Lehrer, auch noch Weinkenner, solche Typen drücken sich in der Regel gehobener aus. Dies ist aber die einzige Stelle, die mir aufgefallen ist. Entweder du streust noch ein paar andere, um den Charakter deines Prots noch zu untermauern, oder du lässt es weg. Mach es deinem Cha zu nutzen. Außerdem finde ich diesen Hinweis nicht unwichtig, schließlich hilft der Prot dem Graf auch, weil er in Geldsorgen steckt.
Was mich irritiert hat, ist die Zeit, in der die KG spielt. pekunär und Lehrer in München hört sich nach Neuzeit an. Dann erwähnst du aber Korsetts auf dem Banquet. Das fand ich irritierend.
Ach und, "fin" gehört echt nicht dahin. Finde ich.
Mir ist aufgefallen, dass du die inneren Beweggründe deines prots nciht sooo sehr wie sonst beschreibst. ZB trinkt er, als er das erste mal richtigen Blutwein trinkt, ein zweites Mail, obwohl er erst richtig geschockt ist. Einfach so. Meinst du sowas mit "makaberer Erzähltechnik"?
das Ende finde ich absolut ok. Wenn du es aber in eine idustrie-ähnliche Dimension hebst, dann geht ein wenig von dem Nostalgischen der geschichte unter. Wenn du das machen willst und vielleicht einen gegensatz beschreiben willst, dann unterstreiche die Kälte der Industrie.....Hier geht es dann nicht mehr um individuelle opfer, sonder um ganze Busladungen an menschenmaterial etc. Wenn aber in so großem Stil produziert wird, warum ist der preis dere Flaschen dann immernoch so hoch?
Hier musste ich lachen:

Seit diesen Tagen des Jahres 1982 entführte ich durch meine immer besser und ausgefeilter werdenden Verführungstaktiken zwölf Frauen und drei Männer im monatlichen Rhythmus in den Schlosskeller.

macht er das mit den Männer genauso wie mit den Frauen?? Ui!

LG Anna-Fee

 

schön, dass du dich so mit der kg beschäftigst.

Tut mir leid, dass ich euch so viel Mühe gemacht habe. wie gesagt: ich arbeite daran.

Allderings weiß ich auch nicht, was du kürzen könntest. Die Infos sind ja schon nicht unwichtig.

wüßte ich auch nicht. hab ich beim schreiben auch gedacht: dass es zu lang wird. aber man kann nichts streichen.

Was mich irritiert hat, ist die Zeit, in der die KG spielt. pekunär und Lehrer in München hört sich nach Neuzeit an. Dann erwähnst du aber Korsetts auf dem Banquet. Das fand ich irritierend.

ist in der Neuzeit. bzw 1982. steht ja da! Die Gesellschaft des grafen hebt sich dadurch nur ab. es sind freaks. sie machen das bei diesem altertümlichen fest, was an dem Tag da in bad karlshafen ja stattfindet, traditionell so.

das mit dem fin lass ich mir gerne erklären. es ist französisch und heißt Ende. oder? ich hab chris stone auch schon eine Pn geschrieben. vielleicht erklärt die es mir ja.

arum ist der preis dere Flaschen dann immernoch so hoch?

feinschmeckerwein bleibt feinschmeckerwein.

das ist gerade alles, was ich zu deiner Kritik zu sagen habe. du hast alle Überlegungen, die ich bei dieser KG auch ncoh habe, aufgegriffen. manche Sachen lassen sich nicht oder nur durch Verlust von wichtigen Infos oder Lesespaß nivelliren.

besten Gruß

 

Hi Aris!

Was ich in Bezug auf das "Fin" meinte, habe ich schon erläutert. (Nach oben scrollen).

 

hi chris

hab ich übersehen. alles klar.

nur hast du oben gesagt, es sei eine Unart und ein "Fehler". Es bleibt aber wohl auch hier im Ermessen des Autors, ob er ein Fin oder sonst auch was an das Ende seines Textes schreiben möchte. Wenn dir das nicht gefällt, ist es ja
o.k. nur ist es dann noch lange keine Unart.

das von dir empfohlene Buch werd ich mir mal anschauen. danke. und

besten gruß

 

hi nachtschatten

hät ja nicht gedacht, dass du so schnell ließt.

du findest das Ende also gut? hm. das wurd ja hier schon kritisiert. ach ja. diese meinungen.

deinen tipp werd ich beherzigen. ist ja nichts großes.

hab ich dir erzählt, dass eine künstlergruppe aus hannover diese geschichte verfilmen will?

das würde mich sehr freuen. leider haben sie sich nicht noch einmal bei mir gemeldet. ich hoffe mal nicht, dass die nur mit wasser kochen ...

zur entstehung: reine fiktion. aber merkst du, wie ich frei auf schreiben konnte? also so ohne dass ich da meine depressionen unterbringen musste und zwanghaft tragisch geschrieben habe, wie sonst immer.

als ich schrieb, war ich auch wie im rausch. hintergrundinformationen über wein hab ich mir noch aus dem internet besorgt. ich hoffe, es klingt so, als hätte ich ahnung.

was ich an dieser KG auch schön finde, ist, dass sie lesefähig ist. also: die könnte ich lesen, vor publikum, falls sich so was mal ergeben sollte.
andere geschichten von mir muss man ja öffter lesen um sie zu verstehen.

die hier hat auch unterhaltungswert.

ich danke dir. und besten gruß

noch fragen?

 

hi nacht

immer noch verliebt. und das ist es eben. ich konnte mich bei beim schreiben dieser KG aufs schreiben konzentrieren, und musste nicht mehr auf teufel komm raus meine depression und missantrophie mitreinbringen.
heißt: ich konnte mich darauf besinnen, eine geschichte zu erzählen-

ich meine: ich hab in dieser geschichte eher weniger mich rausgelassen, als z.b. in porzellan.

besten gruß

 

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