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Der Brief
Hallo mein Schatz,
ich möchte dir gerne erklären wie ich für dich fühle, ich bereue, es nicht früher getan zuhaben.
Als ich Dich vor zwölf Wochen kennen gelernt habe, merkte ich, dass es die Liebe auf dem ersten Blick wohl doch geben muß.
Ich sah dich in der Disco und wußte genau, dass ich Dich ansprechen muss.
Schon von weitem, habe ich, ohne Dich zu kennen, gesehen, dass Du eine Lebensfrohe Frau bist. So wie Du getanzt hast und wie du mit deiner Ausstrahlung gespielt hast, hat mich total begeistert.
Ich fragte, ob Du Lust hättest mit mir einen Cocktail zu trinken und Du bist mir nickend an die Theke gefolgt. Nach dem wir uns eine Weile angeregt unterhalten hatten, hast Du mich geküsst. In mir stieg ein Schwarm Schmetterlinge auf und lösten ein Feuerwerk der Gefühle aus. Du wolltest meine Telefonnummer haben und dich am nächsten Tag melden, damit wir uns treffen können. Leider hast du mich eine Woche lang warten lassen, bis du dich gemeldet hast. Ich litt sehr darunter, mein Liebeskummer hat mich fast zerrissen, so sehr hatte ich Dich vermisst. Ich konnte es nicht verstehen, dass ich meine Gefühle nicht mehr kontrollieren konnte, obwohl ich Dich erst einen Abend kannte und es war ja nicht einmal ein Abend, es waren nur Stunden.
Als Du anriefst hatte ich ein paar Tränen des Glücks in meinen Augen und fragte dich stotternd, warum Du Dich solange nicht gemeldet hattest. Du sagtest, dass Du Dir über den Abend erstmal in klaren werden musstest. Was war da passiert und war es der Alkohol der mich so attraktiv und intelligent erschienen lies? Waren die Gefühle, die Du für mich empfandest echt oder war es einfach nur das prickelnde Erlebnis eines Abends?
Wir wollten darüber reden und hatten uns für das nächste Wochenende verabredet. Das Wochenende lies lange auf sich warten, lag das Telefonat ja an dem Tag auch schon wieder eine Woche zurück.
Wir trafen uns im September, dem kleinen romantischen Café in der Innenstadt.
Ich wünschte mir zwar nichts sehnlicher als Dich zu sehen, doch hatte ich ein wenig Lampenfieber. Ich machte mir so meine Gedanken, vielleicht magst Du gar nicht, wie ich aussehe. Vielleicht war es der Alkohol, der mich dir Sympathisch erschienen lies, dachte ich.
Es kam zum Glück ganz anders. Wir haben uns gesehen und gleich gut verstanden, es gab keine peinlichen Pausen, kein blöden small Talk. Wir sprachen über Gott und die Welt und lagen sofort auf einer Wellenlänge.
Die Zeit verging wie im Flug, nachts um 03:30 Uhr, wurden wir aus dem September rausgebeten, da es schließen wollte. Verabschieden wollten wir uns aber noch lange nicht. Zum Glück lagen die Temperaturen um den Gefrierpunkt herum, so traute ich mich, dich zu fragen, ob Du nicht noch mit zu mir nach Hause kommen möchtest.
Du hattest mich mit deinen schönen Augen fragend angeguckt, aber ich hatte Dich einfach nur kopfschüttelnd mitgenommen. Bei mir zuhause, haben wir uns noch bis morgens um 8:00 Uhr unterhalten. Ich bot dir mein Bett an und habe mir meine Couch schon schlaf fertig gemacht, aber du hast mich frech grinsend in mein Schlafzimmer gezogen. In meinen Armen schliefst du ein.
Gegen 14 Uhr wachte ich auf und sah Dich lieblich schlafend in meinem Bett liegen.
Ich konnte es kaum glauben, ich hatte mich verliebt und besser noch Du lagst in meinem Bett, wovon ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Doch zweifelte ich, war dies nun ein Freundschaftliches Gespräch und da es einfach so lange anhielt, wolltest Du einfach nur mehr schlafen, aber wir schliefen ja zusammen in einem Bett und da wir uns nicht wirklich kennen, musste es doch also etwas bedeuten.
Zwei Tage später riefst Du mich an und sagtest, dass Du für acht Wochen auf Dienstreise nach London müsstest. Das war war wirklich schlimm für mich. Ich hielt es doch schon einen Tag nicht ohne Dich aus. Wie sollten denn dann die acht Wochen werden und das jetzt am Anfang unserer Beziehung.
Was wäre, wenn sich deine Gefühle mir gegenüber, in den acht Wochen ändern? Der Gedanke daran war furchtbar. Wir telefonierten jeden Tag mindestens einmal, was mir einerseits sehr geholfen hat, andererseits konnte ich Dich doch aber nicht sehen, berühren oder küssen. Ich vermisste dich so sehr und fieberte deiner Rückkehr entgegen.
Am Dienstag, acht Wochen nach deinem Abflug, kamst Du wieder und Du hattest mich nicht vergessen.
Die ersten beiden Abende verbrachten wir zusammen und haben versucht die vergangenen Wochen wieder aufzuholen. Wir konnten nicht voneinander lassen, kennst Du das wenn man jemanden vor Liebe am liebsten auffressen möchte? Wenn man nicht weiß, wie man seine Liebe ausdrücken kann. Ein einfaches schlichtes „Ich liebe Dich“ beschreibt die Gefühle zwar, kann aber nicht das zeigen was in einem vorgeht.
Die nächsten drei Tage haben wir wieder alles in unsere Arbeit gesteckt und kaum Zeit füreinander gehabt. In der Woche darauf, fragtest du mich, ob wir zusammen eine Woche Urlaub machen möchten.
Der Frühling war schon in vollem Gange, die Blumen blühten und lockten mit ihrem Nektar, Bienen an. Das Grün wuchs nun schon seit einiger Zeit wieder. Wir lagen oft im Park und ließen uns von der Sonne kitzeln. Nach diesem langen dunklen Winter tat dies richtig gut, so viel Licht und Wärme und so viel Liebe in der Luft.
Wir waren so richtig glücklich und ich konnte mein Glück gar nicht fassen, so eine Frau wie Dich gefunden zu haben.
Was gestern vor einer Woche passiert ist weißt Du ja selber…
So ich mache mich jetzt auf dem Weg zu Dir.
Bis gleich mein Schatz…
ICH LIEBE DICH
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Ich packte den Brief in einem schönen Briefumschlag und machte mich auf dem Weg. Ich musste sie heute unbedingt sehen…
Ich wollte es nicht glauben, aber nun war ich an der Reihe und stand vor ihrem Grab. Ich hätte sie am liebsten berührt, geküsst oder gar geschüttelt, um zu prüfen, ob sie nicht doch nur schläft. Ein riesiger großer Klos machte sich bei mir im Hals breit, ich legte mein Bündel Blumen und meinen Brief in ihr Grab.
Ich konnte und wollte es nicht glauben, dass ich nie wieder mit ihr sprechen könne und sie mich nie wieder so ansähe, wie an den Tagen, an denen wir uns trafen.
Ohnmächtig von diesen Gedanken konnte ich meine Gefühle nicht mehr bändigen und brach weinend zusammen.
Ich wachte im Krankenhaus wieder auf und hoffte ich hätte alles nur geträumt.Als ich auf einem Stuhl die schwarzen Kleider lagen sah, wusste ich, ich werde nie mehr glücklich aufwachen können!