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Der Daumen meiner linken Hand

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13.04.2004
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Der Daumen meiner linken Hand

Als ich mir gestern beim Holzhacken den Daumen der linken Hand abtrennte, hätte ich unglücklich sein sollen. Ach was, unglücklich ist das falsche Wort. Genauso wie 'abtrennen' das falsche Wort ist, die Sauerei zu beschreiben, die sich mir bot. Noch während die Axt in ihrem Fluge auf den Hackstock sank, dachte ich, zu weit rechts, ja, peinlich ist es, bis auf die Knochen, und malte mir schon das Geräusch und den Schmerz aus, der gleich eintreten würde. Beides war ganz anders. Und apropos Knochen: die Kraft, der Impuls der Axt, bestimmt für einen Ast, der im Holze frech gewuchert war, löste auch dieses Problem. Ich erzähle das, als hätte ich mich, durch diesem bedauerlichen Zwischenfall nur unwesentlich aufgehalten, gleich daran gemacht, auch das noch das restliche der Spaltung harrende Holz zu zerteilen. Doch um die Wahrheit zu sagen, hat sich dieses Vorhaben als äußerst schwierig erwiesen. Letztendlich hätte es den letzten Nerv gekostet, lediglich mit der rechten, noch voll funktionsfähigen Hand bewaffnet, in wechselndem Zyklus das Holz auf dem Hackstock zu drapieren, die Axt zu ergreifen, und ohne die sonst vorhandene und, wie sich herausstellte, doch nötige Führung der linken Hand, das Metall in Energie und Führung zu setzen, welche das Holz in Ebenmaß entzweit hätte - wie gesagt, jener Nerv war kostbar, und diesen wollte ich nicht auch noch verlieren.

Das Lächeln auf meinem Gesicht während des gestrigen Tages - ein Lächeln, oder vielmehr ein bedeutungsschwangeres Grinsen - ist auch nach meinem lieblosen Mißgeschick nicht von mir abgefallen. Selbst jetzt, wenn ich, mir dieser Tatsache bewußt, mich im Spiegel betrachte, um dieses penetrante Lächeln einmal in Augenschein zu nehmen, anstatt es nur auf mein Antlitz modelliert zu fühlen, verstehe ich sehr gut, wie wenig mich die daumenlose linke Hand kümmert, die ich trotz allem an meinem Körper spüre. Fühle ich Schmerzen? Ich bin nicht sicher. Mein Körper möchte es, sendet verzweifelt flehende Impulse an mein Hirn.

Aber der vorgestrige, bodenlos schmutzige Sex mit Rahel verschluckt alles und speit es als Lächeln wieder aus.

 

Hallo Fenneck,

und ein herzliches Willkommen auf Kg.de

Das du schreiben kannst merkt man. Für meinen Geschmack waren es aber zu viele Nebensätze. Ein paar Punkte mehr und damit kürzere Sätze hätten der Geschichte gut getan.

Dann Frage ich mich, worin der satirische Aspekt deiner Geschichte liegt, bzw was du mir sagen willst.

Das der Sex mit Rahel über die Schmerzen hinwegtröstet. Das bleibt für mich die einzige Aussage deiner Geschichte und ist viel zu wenig für eine Satire.

Also mir hats leider nicht gefallen.

Nichtsdestotrotz wünsch ich dir weiterhin noch viel Spaß hier.

lg neukerchemer

 

hello Fenneck,

ganz munter geschrieben, aber auch für meinen Geschmack zu nebensatzlastig. Wenn man mit einer Axt zuschlägt, dann 'sinkt' sie übrigens nicht bloß - in dem Fall hätte der dumme Daumen ja noch gerettet werden können.

Der Schluß ist mir zu zusammenhanglos und vor allem berichthaft - 'der vorgestrige, bodenlos schmutzige Sex mit Rahel'. Es wäre besser, diesen Vorgang dramatisch anzudeuten, damit der Leser selbst zu dem Schluß kommen kann, hier sei etwas 'bodenlos schmutzig'.

Viele Grüße vom gox

 

Ersteinmal vielen Dank für eure Kommentare.

Zuerst muß ich voranstellen, daß ich mit der Einordnung des Textes in eine Rubrik meine Schwierigkeiten, daß er schließlich unter 'Satire' gelandet ist, mag etwas willkürlich gewesen sein...

Die relative Zusammenhangslosigkeit des letzten Satzes soll für den Leser etwas ähnliches sein, wie der plötzlich abgetrennte Daumen - zumindest habe ich versucht, dieses Gefühl zu vermitteln; ob mir das jetzt in der Weise gelungen ist, ist wohl eine andere Sache. ;)

Das Wort 'sank' allerdings ist in der Tat wohl etwas schwach...

Die Nebensatzlastigkeit ist, neben der Tatsache, daß ich sie ziemlich gut leiden kann, auch ein Mittel um die Absurdität zu steigern, das Ganze zu überzeichnen und einen Kontrapunkt zum Inhalt, eben dem doch eigentlich ziemlich schmerzhaften Abtrennen des Daumens zu geben. ;)

liebe Grüße,
Fenneck

 

tagchen!

auch wenn der letzte satz FÜRCHTERLICH plakativ ist (so wie eine geschichte, in der das f-wort vorkommt gleich einen anderen touch bekommt): ein SENSATIONELLER abschluss.

lg

PS keep on keeping nebensätze!

 

Hallo!


Sprachlich einer der starken Texte hier! Auch störe ich mich wenig an den Nebensätzen - man muss eben den Rhythmus finden, bzw. punktiert lesen; warum soll das einfach sein? [Okay, ich gebe zu, ich lese sogar Thomas Bernhardt].

Zum Schluss noch: Die Satire habe ich nicht erkannt. Bin aber auf mehr von dir neugierig.

 

Danke für die Kommentare!

Die Einordnung unter Satire ist, wie schon gesagt, mehr oder weniger willkürlich gewesen - Asche auf mein Haupt!

@FlicFlac: <schamlose_eigenwerbung> Es gibt noch die "Hundstage" unter "Alltag" </schamlose_eigenwerbung> ;)

 

Hallo Fenneck,

ich würde diese Geschichte gerne in das Forum "Seltsam" verschieben, wenn du damit einverstanden bist, denn bei aller weitherzigen Auslegung: eine Satire ist es nicht, was du geschrieben hast.

Deine Geschichte schafft es, trotz des abschreckenden Plots, bei dem man versucht ist, seine Hände schnell an sich zu nehmen, damit nicht eine imaginäre Axt dasselbe ungeheuerliche Schicksal sie ereilen lässt, in den Bann zu ziehen. Ich hab jedenfalls, zwar mit leicht krauser Stirn, aber auf jeden Fall bis zum Ende hin lesen wollen, was noch alles passiert und wie der Protagonist damit fertig wird.

Als Fazit würde ich sagen: interessante kleine Geschichte.

Diesen Satz hier allerdings hab ich inhaltlich nicht verstanden:

Und apropos Knochen: die Kraft, der Impuls der Axt, bestimmt für einen Ast, der im Holze frech gewuchert war, löste auch dieses Problem.

Welches Problem löste die Kraft?

Lieben Gruß
lakita

 

...das Problem, den Knochen zu zerteilen, ist gemeint...

Mit dem Verschieben bin ich selbstverständlich einverstanden...

 

Hi Fenneck!

Mir gefällt die Story nicht, ein wenig komplizierte Sprache, ein wenig Blut und dann Sex - das ist mir einfach zu wenig. Seltsam ist es schon, aber mehr auch nicht.

 Letztendlich hätte es den letzten Nerv gekostet, lediglich mit der rechten, noch voll funktionsfähigen Hand bewaffnet, in wechselndem Zyklus das Holz auf dem Hackstock zu drapieren, die Axt zu ergreifen, und ohne die sonst vorhandene und, wie sich herausstellte, doch nötige Führung der linken Hand, das Metall in Energie und Führung zu setzen, welche das Holz in Ebenmaß entzweit hätte

funktionsfähigen Hand bewaffnet?

Na gut - ist halt nicht mein Fall, die Geschmäcker sind halt verschieden.

- Pol

 

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