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Der Direktor und sein Anzug

jfs

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01.04.2009
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Der Direktor und sein Anzug

"Und damit, meine Damen und Herren, erkläre ich dieses Bankett für eröffnet!"
Mit einem Lächeln trat er vom Podium zurück und ging mit schnellen Schritten zu dem für ihn reservierten Platz, während der nächste Redner vor die versammelte Menge trat.
Als er sich an den Tisch setzte, wurde er auch schon angesprochen.
"Sagen Sie, Herr Direktor, was sollte das jetzt gerade?"
Er sah sich um. Der Mann der ihn angesprochen hatte war der Vorsitzende des Forums für Benachteiligte, sein Gastgeber. Ein ernsthafter Mann, der den Job aus zwei Gründen gekriegt hatte: Weil er ihn gerne machte und weil er schon seit seiner Geburt nur eine Hand hatte.
"Was denn, hat Ihnen meine Rede nicht gefallen? Ich habe doch extra betont, wie wichtig es in unserer heutigen Welt ist, Behinderte zu integrieren und zu fördern."
"Das meine ich nicht. Sehen Sie sich doch mal an. Was ist das für ein lächerlicher Aufzug in dem Sie da angekommen sind?"
"Genau, was sollen denn die Leute von Ihnen denken? Was sollen Sie von uns denken?"
Das war der Vizepräsident des Gremiums für körperlich und geistig Behinderte. Er hatte seine Stellung ebenso verdient. Nicht nur wegen seiner Gewissenhaftigkeit und herausragenden Kompetenz, sondern weil er sowohl körperlich als auch geistig behindert war.
"Wieso, was ist denn damit?"
"Ihr Anzug. Falls Sie diese Ansammlung von zusammengenähten Fetzen überhaupt noch als solches bezeichnen wollen. Wir laden Sie zu einer feierlichen Rede ein und Sie kommen daher wie ein Penner, frisch von der Gosse."

Er lachte.
"Was denn, das war mal mein bester Anzug. Vor einer Woche ist er mir aus Versehen in den Rasenmäher gekommen. Ist eine längere Geschichte, die ich Ihnen an anderer Stelle sehr gerne erzählen kann."
Während er in die Runde blickte, in die ungläubigen Gesichter, fuhr er fort.
"Nach diesem kleinen Unfall wollte ich das gute Stück eigentlich wegwerfen, aber dann kam die Einladung zu diesem Bankett und mir ein seltsamer Gedanke. Der Anzug, dieses durch unglückliche Umstände malätrierte Kleidungsstück, hat mich zu sehr an ein behindertes Kind erinnert das ich mal im Fernsehen gesehen habe. Es ist damals auch unter einen Rasenmäher gekommen. Schweren Herzens ging ich also zu meinem Schneider und sagte zu ihm, er solle alles in seiner Macht stehende tun um dieses gequälte Stück zerfetzen Stoffs, dazu bestimmt von der Gesellschaft ausgestoßen zu sein, wieder zu Ehre und Anerkennung zu verhelfen. Und das ist das Ergebnis. Sie verstehen natürlich, dass ich zu diesem Anlass unmöglich meinen anderen Anzug tragen konnte, den mit den gesunden Hosenbeinen, der in seinem Leben noch nie erfahren hat, was es heißt, plötzlich alles zu verlieren, nur um dann von allen schief angesehen zu werden, ein Gebrauchsgegenstand der nie wieder so nützlich ist wie er früher mal war, nur wegen eines kleinen Moments der Unachtsamkeit. Sie haben sich vielleicht gedacht, der Mann ist verrückt, als ich da vorne stand und meine Rede hielt. Das ist nicht normal, der trägt Abfall, das ist nicht angemessen. Aber darum geht es doch, meine Damen und Herren, den Abfall am Leben zu lassen, ihn an der Gesellschaft teilhaben zu lassen, auch wenn sein Nutzen nur noch begrenzt ist."

Er ließ seinen Blick noch einmal durch die Versammlung schweifen, zum Vorsitzenden, der nur über fünf Finger verfügte. Zu der Schüssel Brei des Verwalters, der leider noch nie Zähne besessen hatte. Keiner sagte etwas, alle starrten ihn an. Es war nicht was er gesagt hatte, es war die Tatsache, wie er es gesagt hatte und sein unverhohlenes Lächeln, später sein Grinsen und dann sein Blick, der das Wesen der Botschaft ausmachte, es deutlich machte und immer stärker anklingen ließ.

Für den Direktor ging dieser Tag schnell zu Ende, er wachte in einem Bett auf das er sich nicht ausgesucht hatte, in einem Krankenhaus. Wenn ich vormittags aus dem Fenster sehe, dann fährt er mit seinem Rollstuhl die Straße entlang, zu dem Zeitungsstand um sich eine Schachtel Zigaretten zu besorgen. Das ist irgendwie schon zu beneiden: Nur eine einzige Rede und schon hat ihn das Forum in seinen Kreis aufgenommen.

 

Hallo jfs!
Willkommen auf KG.de!
Deine KG gefällt mir. Ein bisschen Gesellschaft und ein wenig Satire ergibt eine runde Sache.
Den letzten Absatz hast du überraschender Weise in der ersten Person geschrieben. Das passt nicht. Der Ich Erzähler kann folgendes nicht sicher wissen:

Für den Direktor ging dieser Tag schnell zu Ende, er wachte in einem Bett
Es sei denn, der Erzähler war bei der Einlieferung und dem Aufwachen, falls der Direktor überhaupt eingeschlafen war, dabei, und hat ihn gefragt, ob er den vergangenen Tag eher lang oder kurz empfunden hatte.
Wenn ich vormittags aus dem Fenster sehe, dann fährt er mit seinem Rollstuhl die Straße entlang, zu dem Zeitungsstand um sich eine Schachtel Zigaretten
Der Erzähler sollte besser nicht mehr aus dem Fenster schauen, sonst kriegt der Direktor noch Lungenkrebs. Also etwas anders formulieren.

Gruß
Asterix

 

Hallo jfs,

auch von mir herzlich Willkommen auf KG.de und viel Spass im Kreise der Literaten und derer, die es werden wollen ;).

Mir hat Dein Einstand gut gefallen. Ist nun nicht gerade der Brüller schlechthin, aber ein schönes, nettes Geschichtchen, das einen gewissen Unterhaltungswert beinhaltet und bei dem ich schmunzeln musste.

Das Behindertsein mit einem Anzug zu vergleichen, der aus Versehen in den Rasenmäher geraten ist, ist zwar vermessen, die Vorstellung hat aber auch etwas Sympathisches, wie ich finde. Es geht schließlich darum, dass beides von der Gesellschaft als unvollkommen angesehen wird, dass mit Fingern drauf gezeigt wird.

Nicht schlecht, weiter so.
Giraffe :)

 

Hallo jfs,

ich schließe mich an und möchte dich auch begrüßen.

Zu deiner Geschichte möchte ich folgendes sagen: "Nichts"
Nein, so schlimm war es nicht.
Zugegeben, am Anfang dachte ich, dass darf doch nicht wahr sein, aber dann habe ich den Text durchgelesen und erkannt, welche Botschaft du damit herüberbringen möchtest und ich muss dir sagen dass es dir gelungen, nicht, weil du schlecht schreibst, aber vor allem weil ich den Text interessant fand.

Toller Satz, nicht?

Genauso lesen sich die meisten Sätze von dir auch.
Du führst zu weit aus. Deine Sätze sind zu lang.

Im folgenden füge ich deine Fehler an, bevor ich eine weitere Kritik schreibe.

1. Mit einem Lächeln trat er vom Podium zurück und ging mit schnellen Schritten zu dem für ihn reservierten Platz, während der nächste Redner vor die versammelte Menge trat.

Anfangs dachte ich mir, wen meint er mit "er", aber da muss ich dir sagen, dass hast du anschließend gut erklärt. Angekreidet habe ich dir den Satz, weil er drei Sätze enthält, die alle für sich alleine stehen könnten.
Außerdem: " zu dem für ihn reservierten Platz"
das hört sich ein wenig hochgestochen an.

2. Der Mann der ihn angesprochen hatte war der Vorsitzende des Forums für Benachteiligte, sein Gastgeber.

Hier würde ich die Erklärungen ändern.
in: Der Mann "," der ihn angesprochen hatte "," war sein Gastgeber "," der Vorsotzende des Forums für Benachteiligte.

3. Ein ernsthafter Mann, der den Job aus zwei Gründen gekriegt hatte:

Zum ersten, "gekriegt"
Das hört sich miserabel an. Bis zum Komma ist es ein eigenständiger Satz.

Also: Ein ernsthafter Mann. Seinen Job hatte er aus zwei Gründen bekommen:

4. Er hatte seine Stellung ebenso verdient. Nicht nur wegen seiner Gewissenhaftigkeit und herausragenden Kompetenz, sondern weil er sowohl körperlich als auch geistig behindert war.

Er hatte seine Stellung ebenso verdient.
Dieser Satz reicht vollkommen aus. Die weitere Erklärung, warum er den Job verdient hat, ist unnötig. er zeiht den Text nur in die Länge.

5. Wir laden Sie zu einer feierlichen Rede ein und Sie kommen daher wie ein Penner, frisch von der Gosse."
feierlichen Rede ein" Hier müsste eine Erklärung folgen, was der Sprecher gerade macht. Dann die wörtliche Rede weiter: " Und sie ... " bis Penner. Frisch von ...

6. Während er in die Runde blickte, in die ungläubigen Gesichter, fuhr er fort.
"Nach diesem kleinen Unfall wollte ich das gute Stück eigentlich wegwerfen, aber dann kam die Einladung zu diesem Bankett und mir ein seltsamer Gedanke.

Den Satz vor der wörtlichen Rede solltest du ändern. Das Komma nach "Gesichter" würde ich durch ein "und" ersetzen und nach frot direkt die wörtliche Rede einleiten.
fuhr er fort: " ...

7. Schweren Herzens ging ich also zu meinem Schneider und sagte zu ihm, er solle alles in seiner Macht stehende tun um dieses gequälte Stück zerfetzen Stoffs, dazu bestimmt von der Gesellschaft ausgestoßen zu sein, wieder zu Ehre und Anerkennung zu verhelfen.

Das Ganze ist ein Satz.
Ich versuche mal, dir meine Gedanken zu verraten.
Eine hoch angesehene Persönlichkeit ist zu einer Rede eingeladen worden. Er bewegt sich in den oberen Kreisen und hat es gelernt, sich zu unterhalten und eine Rede zu halten und du kommst mit solche einem ellenlangen Satz?
Das würde niemals geschehen.

8. Sie verstehen natürlich, dass ich zu diesem Anlass unmöglich meinen anderen Anzug tragen konnte, den mit den gesunden Hosenbeinen, der in seinem Leben noch nie erfahren hat, was es heißt, plötzlich alles zu verlieren, nur um dann von allen schief angesehen zu werden, ein Gebrauchsgegenstand der nie wieder so nützlich ist wie er früher mal war, nur wegen eines kleinen Moments der Unachtsamkeit.

Noch länger. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Person diesen Satz niemals sprechen würde.

9. Aber darum geht es doch, meine Damen und Herren, den Abfall am Leben zu lassen, ihn an der Gesellschaft teilhaben zu lassen, auch wenn sein Nutzen nur noch begrenzt ist."

Dieser Satz ist mehr als diskriminierend. Wenn ich den Satz wirklich richtig verstanden habe, dann ziehst du im Gespräch einen Vergleich, von dem Abfallstück zu den Behinderten. Es ist wirklich so, dass er eingeladen wurde, vor Behinderten eine rede zu halten und nun ist er der festen Überzeugung, Abfall, also Behinderte, am Leben zu lassen.
Demanch müsste der restliche text in eine ganz andere Richtunf verlaufen.

10. Er ließ seinen Blick noch einmal durch die Versammlung schweifen, zum Vorsitzenden, der nur über fünf Finger verfügte.

durch die versammlung? nicht über?
Den Vorsitzenden würde ich in einem anderen Satz erwähnen. Vielleicht mit Gefühl, vielleicht anders, aber stell den Vorsitzenden heraus.

11. Keiner sagte etwas, alle starrten ihn an.

Keiner sagte etwas. Alle starrten ihn an.
NAch dem, was er gesagt hat, kann ich das verstehen.

12. Es war nicht was er gesagt hatte, es war die Tatsache, wie er es gesagt hatte und sein unverhohlenes Lächeln, später sein Grinsen und dann sein Blick, der das Wesen der Botschaft ausmachte, es deutlich machte und immer stärker anklingen ließ.

Es war nicht was er, schlimmer kann sich ein Satz nicht anhören. Den musst du umschreiben.
Nach hatte setzt man einen Punkt.
Der rest ist viel Wiederholung, ansonsten zu viele Geschehnisse auf einmal.

13. Für den Direktor ging dieser Tag schnell zu Ende, er wachte in einem Bett auf das er sich nicht ausgesucht hatte, in einem Krankenhaus.

Ab hier muss ich Asterix Recht geben. Das kannst du nicht wissen.
Aber noch mehr.
zu Ende. Er wachte ...
Bett auf ","
hatte "."
Mir fehlt hier der optische Blick. Wie erkennt er, dass er im Krankenhaus liegt. beschreibe es.

14. Wenn ich vormittags aus dem Fenster sehe, dann fährt er mit seinem Rollstuhl die Straße entlang, zu dem Zeitungsstand um sich eine Schachtel Zigaretten zu besorgen.

Ein zu langer Satz,der sich anhört, als sei er einfach nur hingeschrieben worden.
Er hat keine tiefere Bedeutung.

15. Das ist irgendwie schon zu beneiden: Nur eine einzige Rede und schon hat ihn das Forum in seinen Kreis aufgenommen.

Nach der Ich Beschreibung wieder allgemein werdend. Das solltest du nicht tun. Trotzdem passt auch dieser Text nicht.

So viel zu deinen Fehlern.
Fazit:
1. Du schreibst zu lange Sätze
2. Du bringst keine Gefühle in den Text hinein.
3. Versuche die Kommaregeln zu befolgen.
4. Viele Sätze wirken, als hättest du nciht lange darüber nachgedacht. Einfach schreiben geht nicht.

Trotz allem möchte ich sagen. Es war dein erster Text. Versuche dich zu verbessern. Vor allem, versuche so zu schreiben, wie es sein könnte.
In deinem text würde das beudeten, dass du zu einem Voritzenden keine wörtliche Rede schreiben kannst, di ansonsten von einem achtjährigen stammen könnte.

Lass dich trotz der Kritik nicht unterkriegen.

Gruß
Kyrios

 

Hi JFS,

ich schon wieder. Ich mag die Geschichte sehr, v. a. inhaltlich. Fand sie allerdings nicht wirklich leicht zu lesen, weil der Direktor so ein verschleierter Typ bleibt. Bis zum Schluss war ich irregeführt und dachte, er habe auch eine Behinderung. Auch Direktor, Vizepräsident, Vorsitzender... das alles zusammen fand ich etwas verwirrend. Hat vielleicht auch mit den bereits erwähnten langen Sätzen zu tun.

Schliesse mich Asterix an und finde die erste Person zum Schluss unnötig, bringt einen nur durcheinander. Eigentlich ist es auch nur ein Satz, der in der ersten Person geschrieben ist. "Wenn ich aus dem Fenster sehe..." Dürfte nicht schwer zu ändern sein. Vielleicht hast Du Dir ja die ganze Geschichte von einem Beobachter erzählt vorgestellt. Das bekommt der Leser aber nicht mit.

Vielleicht der letzte Paragraph auch etwas ausführlicher. Der Sprug vom Krankenhaus zum Zigarettenkaufen ist zu abrupt.

Mach's dem Leser etwas leichter. Ich glaube, Dein Text ist leicht missverstanden, wenn man schlampig liest, und das wäre schade. Wenn man's mal kapiert hat, ist er super.

Liebe Grüsse

Elisabeth

 

Hi, jfs,
herzlich willkommen hier, auch von mir.
Du hast ja schon ein paar konstruktive Anmerkungen bekommen, deshalb hier nur noch mal die Passage, die mich wirklich gestört hat:

den Abfall am Leben zu lassen, ihn an der Gesellschaft teilhaben zu lassen, auch wenn sein Nutzen nur noch begrenzt ist."
Ich weiß, dass Du da überspitzen wolltest, aber das ist wirklich unmöglich. Ich glaub nicht mal daran, dass Lieschen Müller sowas sagen würde, geschweige denn ein erfahrener Geschäftsmann. Und was die Aufnahme ins Forum betrifft: Dass er kräftig was verdient hat, das ist ja unbestritten, aber eine kleine Erwähnung einesTreppensturzes o.ä., das würde mir besser gefallen. Einfach, weil ich nicht will, dass jemand wegen solch einem Heini belangt werden kann.;) Die Ich-Form am Schluss find ich auch nicht passend. Warum nicht: Vormittags fuhr er mit seinem Rollstuhl ... ?
Und jetzt hör ich auf mit der Moserei, hat mir nämlich gut gefallen, Deine Geschichte.

LG butterblume

 

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