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Der eine Novembertag

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21.12.2009
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Der eine Novembertag

Ein klopfendes Geräusch reisst mich aus meinem Schlaf. Tropfen prasseln an das Fenster. Draussen regnet es, wie immer. Es ist schon lange her, seit das gute Wetter noch da war. Es verschwand plötzlich, wie die Hoffnung an das Gute. Jetzt verbinde ich die wärmende Sonne mit den guten Zeiten, die es mal gegeben hat. Ein Klirren erreicht mich aus der Küche. „Ach, sie hat wohl wieder etwas fallen gelassen.“ Meine Mutter ist auch nicht mehr das, was sie einmal gewesen ist. Die Depressionen sind mit dem schlechten Wetter gekommen. In solchen Zeiten hätte ich gerne Freunde, das ist aber nun mal nicht so und damit muss ich mich abfinden. Mein früheres Leben ist perfekt gewesen. Eine tolle Familie, ein schönes Haus und viele Freunde. Doch dann war alles vorbei und wir zogen um, in ein Dörfchen im Norden. Was sie nicht weiss, ist, dass dieser kalte Novembertag, der schrecklichste Tag in ihrem Leben wird.

„Gehst du mal nach dem Hund schauen! Er spinnt mal wieder.“ Ich hasse es, wenn Mutter respektlos von ihm spricht. Sie hat ihn unbedingt gewollt, als er noch ein Welpe gewesen ist, und jetzt liegt alles an mir. Durch das Fenster sehe ich noch, wie er gerade um die Ecke biegt. Nicht schon wieder! Auf der Suche nach dem Hund treffe ich auf einen Umzugswagen. Wer mag das wohl sein? An all den Häusern vorbeigehend erspähe ich den Hund hinter der Metzgerei. „Ach, was machst du denn immer.“ Das Halsband ist völlig verdreckt und es ekelt mich, es anzufassen. Ich schleife ihn genervt hinter mir her. Plötzlich fängt er an zu bellen. Als ich mich gerade umgedreht habe, sehe ich Markus, meinen Vater. „Was machst du hier?“, frage ich ihn scharf. Er ist seit der Scheidung mit Mutter nie mehr hier gewesen. „Ich will nur mal nach meiner Kleinen sehen!“, so nennt er mich immer. Seine Kleine, obwohl ich schon längst aus diesem Alter bin. „Ich bin nicht klein, Vater, ich bin vor einer Woche 16 geworden, was du auch vergessen hast.“ Er verstummt augenblicklich, wie immer, wenn er nicht mehr weiss, was zu sagen ist. Ich halte nicht sehr viel von ihm, seit er Mama für eine junge, blonde Frau verlassen hat. Ich nehme den Hund am Halsband, kehre ihm den Rücken zu und gehe zum Haus zurück. Er hat mir gar nichts zu sagen, er soll nur wieder abhauen, das kann er sowieso am Besten. Keine Ahnung, ob er mir noch hat nachgehen wollen oder direkt wieder in seinem Mercedes verschwunden ist. Es ist mir auch egal. Ich bin nur froh, dass ich nicht weiter mit ihm sprechen muss, ich würde durchdrehen. Der heutige Tag ist eine einzige Katastrophe. „Ich habe deinen Hund angebunden.“ Ich bin genervt und will mich schon ins Zimmer verkriechen, doch dann kommt mir Markus wieder in den Sinn. „Was hat Markus hier gewollt? Hast du ihn angerufen?“ „Ja habe ich, ich habe ihn nur an deinen Geburtstag erinnert.“ Toll, diese Antwort habe ich gebraucht. Ich will nur von ihm in Ruhe gelassen werden. Wütend renne ich in mein Zimmer. Mein Vater ist das Letzte, was ich sehen will, wegen ihm ist mein ganzes Leben kaputt. Wie jeden Samstag gehe ich zur Tanzschule, wo ich meine einzige Freundin gefunden habe. Der Weg bis zur Schule dauert nicht lange; jedoch so lange, dass ich mir allerlei Gedanken mache über den Grund, wieso mein Vater hier ist. Wie immer habe ich meinen Schirm dabei, hier ist es das wichtigste Accessoire. Maria steht schon an der Kreuzung. Wir gehen schweigend nebeneinander her. „Was ist los mit dir?“ fragt sie mich plötzlich. Wie gut sie mich schon kennt, ist erstaunlich. „Markus war heute bei mir, nicht mal in Ruhe kann er mich lassen.“ Auf das bekomme ich keine Antwort mehr. Durch die ganzen zwei Stunden bin ich so unkonzentriert wie noch nie. Das merkt auch meine Lehrerin. „Jetzt streng dich mal an und lass deine Probleme zuhause.“ Ich hätte diesen Rat gerne befolgt, aber ich kann den Gedanken einfach nicht fallen lassen. Den ganzen Heimweg versuche ich herauszufinden, wieso er hier ist, aber mir fällt nichts ein. Ich will meine Hausaufgaben erledigen, doch es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Mein Kopf fühlt sich schwer an. Plötzlich erwache ich durch das Klingeln meines Telefons – ich muss wohl eingeschlafen sein. „Markus“ steht auf dem Display. „Was willst du?“ schnauze ich ihn an. „Ich muss mit dir sprechen Kleines.“ „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich nicht d-e-i-n K-l-e-i-n-e-s bin?!“ Genervt schalte ich das Telefon aus. Es klingelt an der Haustüre. Ich schaue voller Neugier aus meinem Fenster und erspähe meinen Vater. „Der gibt wohl nie auf!“ Ich gehe langsam nach unten und öffne die Tür, aber hätte sie am liebsten wieder zugeschlagen. Ich bin wie erstarrt vor Schreck. „Oh nein! Du kommst nicht in unser Haus!“ Das falsche Lächeln auf ihrem Mund löst bei mir blanke Wut aus. „Entschuldigung“, sagt mein Vater und kommt alleine ins Haus. Ich schliesse sofort die Tür hinter ihm, mit einem Lächeln auf meinem Gesicht. Seine Freundin hat mich verärgert angeschaut. „Willst du was zu Trinken haben, Markus?“ Ich will einfach, dass er wieder verschwindet. „Nein, ich will dir nur persönlich mitteilen, dass ich Verlobt bin und Heiraten werde und – bevor du wütend wirst und mich rauswirfst – will ich dir erzählen, wie es zu all dem gekommen ist.“ Ich weiss nicht, was er vorhat, aber es gefällt mir nicht! „Zu was gekommen ist?“ frage ich ihn. Ich will eigentlich wütend klingen und ärgere mich dafür, dass ich so neugierig gefragt habe. „Wieso ich deine Mutter verlassen habe und mit einer anderen Frau zusammengekommen bin.“ Ich kann nichts sagen, mein Mund ist wie zugewachsen, ich will nicht über das Thema sprechen. Ich höre aber allem gespannt zu. Mir schwirren eine Menge von Fragen im Kopf herum. Nach dieser Geschichte weiss ich nicht mehr, was ich denken soll. „Lydia ist hier, weil sie dich kennenlernen will.“ „Na schön.“, gab ich, immer noch skeptisch, nach. Mit meinen Gedanken bin ich immer noch bei dem Teil, wo er mir gesagt hat, meine Eltern seien nur noch meinetwegen zusammen gewesen. Meine Mutter habe es aber die ganze Zeit nicht realisieren wollen. Ich gehe zögernd zur Tür und öffne sie. „Du kannst herein kommen.“ Ich versuche nicht zu lächeln oder freundlich zu sein. Mir macht Angst, dass wir viel gemeinsam haben, was vielleicht auch daran liegt, dass unser Alter nicht sehr weit auseinander liegt. „Ich denke, ihr solltet gehen.“, sage ich mitten in dem Gespräch. „Mutter wird bald zurück kommen und ich will nicht, dass es ihr noch schlechter geht, wenn du hier mit deiner Freundin auftauchst.“ Auf diese Worte steht er fröhlich auf. „Ich bin so froh, dass wir das geklärt haben, meine Grosse.“ „Und ich bin froh, dass ich dich endlich kennenlernen durfte.“, fügte seine Verlobte hinzu. Ich weiss nicht, ob sie es ernst meint oder nur bei meinen Vater gut dastehen will. Auf jeden Fall klingt es aufrichtig. Kurze Zeit später höre ich ein Auto auf der Auffahrt. Ich erschrecke, als es an der Haustür klingelt.“ Wahrscheinlich hat Markus oder Lydia etwas vergessen.“ Doch als ich die Tür geöffnet habe, schauen mich zwei fremde Gesichter an. Erst auf den zweiten Blick erkenne ich, dass es Polizisten sind. „Was ist los?“, frage ich mit zittriger Stimme. „Sind sie Alina Schmidt?“ „Ja, was ist passiert?“ Sie schauen mich mit ernstem Blick an. Was ist wohl passiert? Etwas mit meiner Mutter? Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter. „Ist ihre Mutter da?“ Erleichterung macht sich in meinem Kopf breit. „Nein, was wollen sie von ihr?“ Die beiden schauen sich fragend an. „Es tut uns Leid, ihnen das sagen zu müssen“, sagte der ältere und dickere Polizist, „aber ihr Vater hat einen schweren Autounfall gehabt. Er ist mit einem Umzugswagen zusammengestossen. Er hat es leider nicht geschafft. Es tut uns leid.“ Die Welt bricht unter meinen Füssen weg. „Was, nein, aber, wieso?“ murmle ich vor mich hin. Tränen fliessen über mein Gesicht. Ich höre seine Stimme in meinem Kopf, sein Lachen. Ich kann es nicht fassen, das kann nicht sein. Das ist nur ein schrecklicher Traum. Alles ist so schrecklich kalt, meine Beine werden weich. Ich verschwinde in einem Loch, vollkommen in der Dunkelheit.

Wärme umgibt mich. Ich befinde mich in einem kuscheligen Bett. Eine Angestellte umsorgt mich. Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor, irgendwann habe ich sie schon mal gesehen. Mein Kopf ist gefüllt mit Schmerz. Es hämmert und pocht in meinen Schläfen. Selbst das Denken ist zu anstrengend. Die Tür öffnet sich einen Spalt. Aber nicht Elisabeth, die Angestellte, kommt, sondern meine Mutter. In der Hand hat sie einen Teller mit einem Stück Kuchen. „Schön, dass es dir besser geht.“, ist das einzige, was ihr über die Lippen kommt. Ihre Augen sehen verquollen aus. Sie be-müht sich zu lächeln. „Lydia hat uns eingeladen und uns hierher gefahren. Sie hat das Gefühl, dass du in dieser schwierigen Zeit deine Freunde brauchen kannst. Sie ist eine liebenswürdige Frau.“ Ein Lächeln huscht mir über das Gesicht. Ich kann aber jede Sekunde nur an den einen Novembertag denken, der Novembertag, der mein ganzes Leben verändert hat. Ob zum Positiven oder Negativen vermag ich jetzt noch nicht zu sagen.

 
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Hallo Jana,

herzlich willkommen hier!

Eine interessante Geschichte. Aber bevor ich da weiter ins Detail gehen kann, solltest du den Text lesbarer gestalten. Es fehlen sinnvolle Absätze, die mir das Lesen und die Arbeit am Text erleichtern würden.
Beispiele:

„Gehst du mal nach dem Hund schauen! Er spinnt mal wieder.“ Ich hasse es, wenn Mutter respektlos von ihm spricht. Sie hat ihn unbedingt gewollt, als er noch ein Welpe gewesen ist, und jetzt liegt alles an mir
„Gehst du mal nach dem Hund schauen! Er spinnt mal wieder.“
Ich hasse es, wenn Mutter respektlos von ihm spricht. Sie hat ihn unbedingt gewollt, als er noch ein Welpe gewesen ist, und jetzt liegt alles an mir.

Die Mutter hat gesprochen - Zeilenumbruch - denn dann geht es ja mit Jalina weiter.

an mir. Durch das Fenster sehe ich noch, wie er gerade um die Ecke biegt. Nicht schon wieder! Auf der Suche nach dem Hund treffe ich auf einen Umzugswagen. Wer mag das wohl sein? An all den Häusern vorbeigehend erspähe ich den Hund hinter der Metzgerei. „Ach, was machst du denn immer.“ Das
an mir. Durch das Fenster sehe ich noch, wie er gerade um die Ecke biegt. Nicht schon wieder!

Auf der Suche nach dem Hund treffe ich auf einen Umzugswagen. Wer mag das wohl sein? An all den Häusern vorbeigehend erspähe ich den Hund hinter der Metzgerei. „Ach, was machst du denn immer.“ Das
Absatz, weil Szenenwechsel von drinnen im Haus nach draußen.

einzige Katastrophe. „Ich habe deinen Hund angebunden.“ Ich bin genervt und will mich schon ins Zimmer verkriechen, doch dann kommt mir Markus wieder in den Sinn. „Was hat Markus hier gewollt? Hast du ihn angerufen?“ „Ja habe ich, ich habe ihn nur an deinen Geburtstag erinnert.“ Toll, diese Antwort habe ich gebraucht. Ich will nur von ihm in Ruhe gelassen werden. Wütend renne ich in mein

einzige Katastrophe.
„Ich habe deinen Hund angebunden.“ Ich bin genervt und will mich schon ins Zimmer verkriechen, doch dann kommt mir Markus wieder in den Sinn. „Was hat Markus hier gewollt? Hast du ihn angerufen?“
„Ja habe ich, ich habe ihn nur an deinen Geburtstag erinnert.“
Toll, diese Antwort habe ich gebraucht. Ich will nur von ihm in Ruhe gelassen werden. Wütend renne ich in mein

Neue Zeile beginnen, wenn der Sprecher wechselt.

Wünsche dir viel Spaß hier!

Gruß

Asterix

 

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