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Der erste Tag

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24.06.2001
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Der erste Tag

Hier stehe ich nun also. Alleine in dieser Stadtwohnung. Nein du darfst dich jetzt nicht beklagen - es ist doch schön hier. Vor wenigen Tagen hätte ich alles gegeben mich endlich vom wohl behüteten Elternhaus abzunabeln. Hier stehe ich nun also. Gestern habe ich den Mietvertrag unterschrieben. Komisches Gefühl: Bin ich nun erwachsen? Ist das das Gefühl das man Selbstständigkeit nennt? Ich laufe zum wiederholsten male durch die durchaus schöne Wohnung, welche sich in diesem modernen Hause befindet das nach irgendeiner Phantasie irgendeines Architekten erbaut worden ist. In Gedanken richte ich sie mir ein. Die Grundelemente, wie ich sie mir erwünschte sind ja schon bereits vorhanden. Erdgeschoss, Pakettboden, weisse Wände, was will man mehr?
Gegen Nachmittag helfen mir Freunde und Bekannte ein paar Sachen in die neue, eigene, Wohnung zu transportieren. Sehe ich da ein neidisches Gesicht eines guten Freundes der immer noch zuhause lebt? Darfst auch neidisch sein! Nehme dir ein Vorbild an mir. Ich bin jetzt selbstständig und beziehe soeben eine chice Stadtwohnung. Günstig ist sie auch.
Hier stehe ich nun also. Meine Umzugshelfer haben mich vor wenigen Minuten verlassen. Es ist ein wirklich komisches Gefühl. Also so hätte ich mir das wirklich nicht vorgestellt. Vielleicht sollte ich heute noch einmal daheim in meinem Elternhaus schlafen. Nur noch einmal, hat irgend jemand Einwände? Ich meine ich kann doch durchaus selbstständig sein, auch wenn ich heute nocheinmal daheim schlafe. Hier bist du jetzt daheim geht es mir durch den Kopf. Ich verwerfe diese absurde Idee, die 20km zu meinen Elternhaus zu fahren nur um daheim zu schlafen um das komische Gefühl loszuwerden. Ich treffe ein paar Freunde von der Stadt und wir gehen zusammen noch etwas trinken. Spät in der Nacht komme ich heim, oder sagen wir in diese moderne Stadtwohnung die nun mein zuhause sein soll. Ich putze mir die Zähne, ziehe mich um. Eigentlich die selbe gewohnte Routine wie immer. Hier stehe ich nun also, mutterseelenallein in dieser verdammten Wohnung. Was hast du eigentlich? Wolltest du nicht unbedingt ausziehen? Auf eigenen Füssen stehen? Vielleicht wäre eine WG doch besser gewesen? Nein!
Ich lege mich zu Bett.
Die Sonne sucht sich ihren Weg durch die schmalen Ritze meines Roullos. Die ersten Strabas donnern vorbei. Ich erwache - was für ein himmlisches Gefühl. Der erste morgen in MEINER Wohnung. Ich werde mir erst mal einen Kaffee machen und dann? Der Tag ist heute so wunderschön - Ich habe noch viel vor.

 

Hallo Domm,

ein guter innerer Monolog, in dem der Abnabelungsprozess eines jungen Menschen von der eigenen Familie thematisiert wird.
Vor allem die Versuchung, noch einmal "daheim" zu schlafen gibt dem kurzen Text seine innere Dramatik.
Das Ende zeigt den positiven Ausblick. Alles ist Entwicklung, auch das Lebensgefühl eines Menschen, der sich seine Freiheit und Unabhängigkeit mühsam erkämpft und erobert.
Hat mir gefallen.

Viele Grüße!

Hans Werner

 

Hallo Domm!
Gefällt mir! Allerdings würde ich mich nicht so an den Freunden festhalten, eher an Kleinigkeiten, wie sieht die Wohnung überhaupt aus?? Okay, das kommt sicher darauf an, wie autobiographisch das ist. Gefällt mir auf alle Fälle, das Thema ist eins der interessantesten!
kc

 

Hallo Domm. Deine Geschichte gefällt mir soweit ganz gut. Allerdings habe ich das Gefühl, dass noch etwas fehlt. Dieses Daheim-schlafen-Motiv ist wirklich gut, aber trotzdem fehlt noch ein, wie soll ich sagen, ein Wow!-Effekt. Keine Ahnung, vielleicht mehr Gefühl, geh mehr auf deine Freunde ein. Okay, sie helfen dir und da ist dieser Neid des einen: guter Gedanke, würde ich noch etwas ausbauen, stell diesem Neid einen inneren Monlog des lyrischen Ichs gegenüber. Ansonsten schließe ich mich der Meinung von credosupernova an, es ist ein wirklich interessantes Thema, da kannst du noch mehr rausholen, also tu es!

 

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