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Der Fickautomat. Die VerKaZettung der Zeit.

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Der Fickautomat. Die VerKaZettung der Zeit.

Der Fickautomat
oder
Die VerKaZettung der Zeit
(Eine gedichtige Prosa über das schlimmste Sklavenzeitalter aller Zeiten in brutalrealistischem Stil. Ich schreibe zurzeit an einem Theaterstück über einen 68er-Philosophen, der seine Seele an den Teufel verkauft hat, damit seine neue Philosophie die Herrschaft in der Welt erringt. Er ist heute ein hohes Tier in der Politik, wie all seine Kumpels von Früher auch. Sie leben in Saus und Braus. Sie sind heute alle ohne Ausnahme der Ansicht, dass man auch als reiche Sau eine sozialistische Politik für die immer mehr werdenden armen Schweine machen kann. So ist heute das einzige, das immer schöner wird, das Gehalt dieser reichen Säue und die Welt ist somit immer sichtlicher dabei, mitsamt dieser schönen Philosophie von einst unterzugehen. Zu den einzelnen Szenen in diesem Stück schreibe ich zur Untermalung und natürlich auch zur Aufheiterung meiner Wenigkeit als Dichter lustige Kurzgeschichten dazu. Dies ist eine davon.)

Anelie vermöst an einem Schmerz, der so zeitlos ist, doch niemals aufhört, ihre dem Kindesalter gerade entwachsene Möse zu beschmerzen. Ein grauslich schiacher Schwanz schwanzt riesengroß auf ihr. Der Wie-Vielte von Heute? Keine Ahnung! Anelie hat irgendwann bei fünfundzwanzig aufgehört zu zählen. Es werden wohl wieder einmal doppelt so viele sein. Sie fühlt nur noch Eines: ihr scheint es, als würde sie heute aus ihrem so kurzen Leben eisenhart hinaus geschwanzt, hinaus gestoßen.

Die Menschen in Deutschland feiern den Rosenmontag Zweitausendundfünf. Das geheime Ami-Puff in der Nähe einer großen Stadt ist gesteckt voll. Auf den Tresen tanzen nackte Mädchen. Auf der Bühne rockt eine perfekt eingespielte Cover-Band den einstigen Traum von Freiheit zu „I’m born to be wild“ von Steppenwolf in einen neuen Untergang. Am Bühnenrand davor verstöhnt Anelies neue Freundin, ein zierliches Blondinchen aus Weißrussland, im muskulösen Doppelpack ihre verloren gegangene Sehnsucht nach einer Spur von Liebe, ihren Traum vom westlichen Wohlstand und vielleicht von einem Hauch von Frieden. Die Bühne ist in tiefes Schwarz und in die grellen Farben Gelb, Orange bis hin zum Satansrot getaucht. Die Monster tragen Masken. Die Präsidenten Putin und Saddam-Hussein nageln ihr den letzten Willen aus dem Leib, während Peter Fonda mit wehendem Haar auf seiner Harley-Maschine über eine große Filmleinwand in einen wunderschönen Sonnenuntergang braust.

Vor der Bühne grölen Satansfratzen. Eine Papstmaske ist so lustig mit dabei. Es ist ja Fasching und somit Maskenzeit. Nur die nackten Mädchen sehen aus wie Menschen. Engelsgleich beleuchten sie diesen Irrsinn einer Neuen Zeit, die sich nun in ein drittes Jahrtausend nach Christi Geburt hinein verrotzt und –kotzt.

Vor der Kabine von Anelie stehen die Uniformen Schlange. Das Ein-Hundert-Euro-Sonderangebot zieht mächtig an. Wer abgespritzt hat, darf gleich noch einmal, wenn er es schafft, seine Batterien innerhalb von zwei Minuten nachzuladen, also seinen Stoßapparat neu zu füllen. Die Puffmutter, aufgemotzt im Kaiserinnen-Kleid mit Weiß-Haar-Perücke guckt auf ihre Uhr. Auch die Warteschlange stoppt jaulend mit und bricht aus in ein lautes Hurra-Hurra, wenn es einer schafft. Ansonsten wird er ausgelacht und ausgepfiffen.

Dieser schafft es nicht. Und schon ist der nächste dran! Die Kaiserin guckt, wer gerade kann. Ein riesiger, schwarzer G.I., über zwei Meter lang, eine Statur wie Arnold Schwarzenegger zu seiner besten Zeit, mit George-W.-Bush-Maske steht schon da, den dicken Schwanz in seiner totenkopf-beringten Soldatenhand. Die Kaiserin küsst das meterlange Mörderding, greift nach einem Gummi, Größe XXL, und streift ihn sachte über. Dann fällt der Große Bruder, unser Neuer Herr Weltpolizist, über das fremde Land und seine Opfer her.

Das Mädchen Anelie schreit auf, soooo laut. Es ist zu viel für sie, der eine wohl zu viel. Eine tiefe Ohnmacht, aus der sie nie mehr erwacht, lässt sie noch ein wenig vom Visum träumen, welches sie vor einem Monat endlich von der Deutschen Botschaft erhalten hat - in ihrem Heimatland. Ein so „netter“ Landsmann hat ihr dabei geholfen und auch dabei, ihre so arme Heimat, die Ukraine, zu verlassen. Kaum in Dortmund angekommen, verschwand sie in einem abhörsicheren Verlies. Seitdem hat Anelie nie wieder die Sonne gesehen. Auch der gute Alte Mann im Mond kam nie wieder vorbei bei ihr.

Oben auf der Galerie lehnt gemütlich ein stattlich großer Mann. Seine durch die Maskenlöcher stechenden Augen blicken genussvoll über diese sich ihm darbietende Höllenzeremonie. Herr Luzifer ist heute perfekter Playboy. Herr Luzifer hat sich den modernen Zeiten angepasst. Herr Luzifer spricht heute perfekt die europäische Gutmenschen-Sprache. Herr Luzifer hält mit seinen Kobolden den Neuen Wahnsinn in seiner auf dieses Neue Gutmensch-Sein eingestimmten Satanshand.

Eine schwarze Dienerin mit der Maske von Condolezza Rice meldet ihm: „Die kleine Ukrainerin ist gerade abgekratzt.“ Herr Luzifer zuckt nur mit seinen Achseln und sagt zu ihr: „Was soll’s? Schafft sie in den Keller! Morgen graben wir sie ein. Nur keine Aufregung deshalb, bleib cool, ‚s ist kein Problem!“

Herr Luzifer pflegt heute freundschaftliche Beziehungen mit allen wichtigen und oft auch so unwichtigen Diplomaten und Diplomatinnen der Europäischen Union. Ein Visum für eine seiner vielen kleinen Fick-Automaten? Kein Problem! Der Deutsche Herr Außenminister ist sein guter Freund. Der hat auf seinen Anruf hin, vor ein paar Jahren gleich dreihunderttausend Visa auf einmal locker gemacht, und das allein für die Ukraine. Da dachte selbst Luzifer bei sich: so viel echte Freundschaft gibt es nicht! Hahahaha lacht Luzifer und denkt: Meine EU ist heute voll von meinen geilen Mini-KaZets.

© Copyright by Lothar Krist (16.9.2005 im Smaragd)

 
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Folgendes schrieb buji unter seine Geschichte:

Nachsatz:

Wir leben heute im schlimmsten Sklavenzeitalter aller Zeiten und WIR wissen es nicht einmal. Wir Alle sind schließlich ja gut erzogene Gutmenschen. Wer von uns weiß schon, dass der Umsatz im Kinder- und Frauenhandel mitsamt der dazugehörigen Prostitution allein in der Alten EU im Jahr 2000 das Brutto-Sozialprodukt der Schweiz in diesem Jahr bei Weitem überstiegen hat. In unseren Puffs, in unseren Geheimbordellen in unserer Europäischen Gutmenschen-Union mangelt es nicht an willenlos gemachten Frauen. Und wenn ein braver EU-Bürger einmal Lust hat auf Kinder-Sex? Kein Problem! Absolut nicht. Die Armut, der Hunger im Rest der Welt treibt diese Kinder in hoffnungsfrohen Massen hierher zu uns. Und von unseren Obergutmenschen wird ihnen selbst heute noch gesagt, dass sie Alle willkommen sind. Sind diese Obergutmenschen etwa alle irgendwie in diesen Kinder-Sex-Markt verstrickt? Locken sie etwa deshalb so, auf diese hinterfotzige Art und Weise ihre Opfer hierher, indem sie sich hinter der Maske eines Gutmenschen verstecken? Der Kinder- und Frauenhandel mit der dazu gehörigen Prostitution ist heute schließlich die größte wirtschaftliche Unternehmung in der ganzen EU. Dazu konnte es nur mit Hilfe der Europäischen Gutmenschen kommen. Ohne deren Hilfe wäre dieser Handel ein kleines Nischen-Unternehmen geblieben, so wie halt in früheren Zeiten auch.

Ehrlich, selbst die Römer oder die Europäer zur Hoch-Zeit der Sklaverei in den früheren Jahrhunderten, wenn man deren Jahresumsätze auf unseren Geldwert hochrechnet, waren wahre Hosenscheißer des Bösen gegen uns Gutmenschen-Europäer von Heute. Doch die haben damals wenigstens davon gewusst. Die Menschen zu diesen Zeiten standen zu ihren Bösartigkeiten. Sie haben selber Böses getan, sie waren Täter. Doch WIR, WIR Gutmenschen von Heute, WIR überlassen dieses Böses-Tun heute den „anderen“, wer immer dies auch sein mag, und WIR ALLE schauen dabei gerne zu, wenn wir nicht gar auf die eine oder andere Weise mithelfen. Wir sind heute wahre Weltmeister im Schönreden von uns selbst. Wir wurden in den letzten fünfunddreißig Jahren ja von unseren Großen Philosophen, unseren Großen Philosophinnen und vor Allem von unseren Großen Dichtern und unseren Großen Dichterinnen der so netten 68er-Friedensgeneration zu braven Gutmenschen erzogen. Wir haben also zu all jenen Dingen zu schweigen, die diesem Gutmenschen-Sein widersprechen, ja, diesen Obergutmenschen ist es sogar am Liebsten, wenn die von ihnen beherrschten, gar Nichts davon wissen.

Und wer nicht brav schweigt, der wird aus der braven Gutmenschen-Gemeinde ausgestoßen! In dieser Gutmenschen-Gemeinde gilt ja ein Jeder gleich als ein Nazi, sogar heute noch, der nicht ganz so denkt und ganz so spricht, wie sie, und dies selbst dann, wenn dieser Ausgestoßene vom ein Nazi-Sein weiter entfernt ist, als dieses Gesindel von Gutmenschen selbst. Und als so ein Ausgestoßener verliert man ja all seine Privilegien, die man als anerkanntes Mitglied dieser Gemeinde natürlich hat. Also wollen Wir davon, also von den vielen, vielen Widersprüchen Nichts wissen, ja, wir dürfen davon auch gar Nichts wissen, sonst wären wir ja keine Gutmenschen mehr. Deshalb wissen wir heute auch Nichts von den wirklich wichtigen Dingen, die in unserer Welt vorgehen. Und unsere Großen Medien, die sich alle, ohne Ausnahme, in Gutmenschen-Hand befinden, legen über Alles, was so ein Gutmensch nicht unbedingt zu wissen braucht, ein schönes Mäntelchen darüber, diese Gutmenschen-Zensur. Und das wieder nennen wir dann Manipulation durch eben diese Medien, über die wir Alle natürlich hinreichend Bescheid wissen, über die wir Alle zwar manchmal schimpfen, wenn sie einmal gar zu auffällig gewirkt hat, doch wir tun Nichts dagegen, wir haben mit ihr Leben gelernt, ja, wir lieben sie sogar dafür, schließlich lebt es sich viel einfacher in diesem gutmenschlich verträumten Schlafzustand, in dem wir Alle uns nicht ununterbrochen für unsere gutmenschlich entarteten Boshaftigkeiten rechtfertigen müssen, insbesondere immer dann, wenn eines unserer geliebten Freiheitsrechte mit einem anderen Freiheitsrecht kollidiert.


Kommentare jeglicher Art bitte immer in einem Extra Beitrag.

 
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Hallo buji,

meine Meinung und nur meine Meinung.

Dein Text bemüht sich (m. Meinung nach) gar nicht wirklich auf die Situation Zwangsprostitution einzugehen, sondern dient nur als Projektionsfläche für die Weltvorstellungen des Erzählers, was nicht nur an den Anmerkungen deutlich wird, die viel länger sind, als der eigentliche Text. Es wird meiner Meinung nach auch in Figurenzeichnung, Symbolwahl und in dem unangenehm belehrenden Duktus der Geschichte deutlich.

Anelie ist keine Person oder Figur, sondern ist nur eine Schablone für die Gefühle des Lesers, der die ihr angetanen Ungerechtigkeit fühlen soll. Über die Vorurteile gegen Amerika, die in den Masken deutlich wird, in den Belehrungen des Erzählers und anderer Unterstellungen in deinem Text muss man auch nicht reden, weil du sie verabsolutierst- statt sie zu zeigen. Meiner Meinung nach reine Propaganda.
Richtig ärgerlich wird es bei dem rassistischen Stereotyp des Schwarzen mit dem riesigen Schwanz (was auch durch Übertreibung nicht besser wird), und der Luziferparabel, die jede mögliche Botschaft zerstören. Denn Übertreibung in der Propaganda kann meiner Meinung nach die Propaganda ins lächerliche ziehen.

Schade, daß du dir nicht die Zeit genommen hast dich mit Anelie zu beschäftigen. Denn manchmal ist eine realistische Schilderung viel stärker als Propaganda, weil gerade der Realismus der Geschichte eine Glaubwürdigkeit gibt, die durch Propaganda nicht zu erreichen ist. Auch den belehrenden Duktus der Geschichte solltest du zurücknehmen, weil er dem Text schadet.

Gruss

Bluomo

 

hello buji,

Dein Text hat mir, offen gesagt, nicht so gut gefallen. Zu direkt springt mir die Botschaft ins Gesicht, zu überdeutlich wird mir der Unterschied zwischen gut und böse auf die Augen gehauen. Könnte glatt ein 'moderner' Text aus den 70er-Jahren sein, so mit 'eisenhart hinaus geschwanzt' oder 'verrotzt und –kotzt' ,hätte damals bestimmt enorm aufgerüttelt - auch wenn das Mädel hier nur als Vehikel dient.
Insgesamt mehr Bericht als Geschichte.

Letztlich ist es ein aufdringliches Gutmenschen-Stück, denn es unterstellt, dass osteuropäische Mädchen nicht wüßten, worauf sie sich einlassen und die Nummer mit 'ich wollte auf Kinder aufpassen' für die eigene Oma und hiesige Ordnungskräfte draufhaben. Auch in Osteuropa gibt es Medien und Kommunikation. Sollten die Mädels etwa ihrer Oma ernstlich erzählen, och, als Hure verdiene ich mehr und darum mach ichs?
Und jetzt kommen die Gutmenschen und beschützen das angeblich zur Prostitution gezwungene Mädchen. Derartige Fälle wird es geben - aber sie werden die Ausnahme sein.

Viele Grüße vom gox

 

Hallo Heiko!

Danke. Ja, ich habe schon lange nichts mehr hier veröffentlicht. Es geht mir gesundheitlich nicht so gut. Ich hatte vor vielen Jahren einen schweren Auffahrunfall, ein LKW hat das Rotlicht einer Ampel übersehen und mich mit 80 kmh auf einen anderen LKW draufgequetscht, dabei ist ein Stück vom 4. Halswirbel abgebrochen. Ich kann heute nicht mehr lange sitzen, kann nicht mehr lange auf den Bildschirm sehen, kann auch nicht mehr Radfahren oder Schwimmen, weil man auch da den Kopf hochstrecken muss. Mir schlafen dauernd gleich die Schultern bis in die Fingerspitzen und an beschissenen Tagen auch der Arsch ein. Dies war auch der Grund, weshalb ich in den letzten Jahren oft nicht auf Kritiken geantwortet habe oder oft erst sehr spät. Es ging einfach nicht. Na ja, Schicksal.

Aber das heißt nicht, dass ich nicht schreibe. Ich habe ja deshalb aus meiner Not eine Tugend gemacht, ziehe in den Lokalen von Linz in der Nacht umher und schreibe mit Kuli im Stehen an der Bar, oft ziemlich dicht, so und so, damit ich die Schmerzen nicht so spüre, außerdem habe ich so auch keinerlei Ängste vor den diversen Wahrheiten unserer Zeit. Ich schreibe einfach hin, was ich sehe, fühle und denke. Und in der Altstadt von Linz gibt es Nachts verdammt viel zu erleben. Da ist oft die Hölle los. Die Südamerikaner mögen die Schwarzen nicht, die mögen die Türken nicht, und die prügeln sich mit den Jugos uswusf und mitten drin gibt es für uns Ösis Nichts zum Schlichten. Wer so dumm ist und es versucht, der kriegt von allen Streitparteien Hiebe. Die stehen auf einmal von einer Sekunde zur anderen gemeinsam gegen dich. Durfte ich selber schon mehrmals erleben.

Leider komme ich kaum dazu, das Geschriebene dann in den PC zu tippen, meine Nacken-Kopf-Probleme werden immer schlimmer. Bei meinen letzten Röntgen-Aufnahmen war sogar die Chefärztin entsetzt. Aber ich denke, ich werde das ganze Zeug in nächster Zeit in meinen neuen MP3-Player diktieren und dann abschreiben lassen. Irgendwie werde ich das wohl noch schaffen müssen, ehe ich einen Abgang mache, weil ich die Schmerzen nicht mehr aushalte und auch Angst habe vor dem Rollstuhl. Den tu ich mir, wenn ich es nicht übersehe, mit Sicherheit nicht an.

Danke auch für den Erfolgswunsch für das Theaterstück. Ich denke aber nicht, dass es in den nächsten Jahren eine Chance hat. Du kennst ja meine Liebe nach skandalöser Schreibe, hihi. Mir ist auch Alles so egal, aber trotz meiner gesundheitlichen Probleme so wunderwunderschön egal. Für mich ist nur noch wichtig, dass mein Kopf voller Worte, voller Geschichten ist. Und auf diesem Gebiet habe ich seit dem Kosovo-Krieg 1999 keinerlei Sorgen mehr. Ja, und seit dem geilen WTC zerreißt es mich förmlich, so als wüsste ich innerlich, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. Ich gehe 3-4 Mal in der Woche aus und komme jedes Mal mit 1-2 Geschichten, Gedichten oder sonst etwas nach Hause.

Über die Veröffentlichung soll sich mein Sohn einmal Gedanken machen, mich interessiert das Alles nicht mehr. Ich habe mit diesem Gesellschaftssystem abgeschlossen und ich glaube auch nicht mehr daran, dass diese Generation von Intellektuellen quer über alle Partei- und Ideologiegrenzen hinweg, die zur Zeit an der Macht ist, die nötigen Problemlösungskompetenzen hat. Wenn meine Bilder stimmen, dann wird dieser Weltkrieg gegen den Terror in einen über 30-jährigen Krieg entarten, mit all der Scheiße, vor der wir so große Angst haben. Und der Klimabruch kommt mit Sicherheit, wahrscheinlich noch innerhalb der nächsten 10-15 Jahre. Und es gibt heute ja schon genügend Experten auf beiden Gebieten, die das auch so sehen, doch wir unternehmen Nichts dagegen. Es läuft Alles einfach im alten Trott weiter. Also wenn das kein bewusster Massen(selbst)mord ist, was dann?

Ich bin froh, wenn ich das nicht mehr erleben muss, könnte dann meine Schuldgefühle meinem Sohn, unseren Kindern gegenüber auch gar nicht ertragen, die machen mir auch heute schwer zu schaffen. Deshalb schreibe ich auch nicht mehr für "uns", sondern nur noch für unsere Kinder. Ich versuche unsere Welt von Heute aus der Sicht der Überlebenden dieser Nachkriegs- und Nachumweltkatastrophen-Generation zu sehen. Mich interessiert nicht mehr, wie schön sich die Worte irgendwelcher Dichter oder Philosophen von Heute anhören, sondern nur noch, was diese Worte in der Realität tatsächlich bewirken, und aus dieser Sicht klingen alle seit 1968 geschriebenen Bücher nur nach nicht zu Ende gedachtem Blablabla, nach Betroffenheitsromantik und Beschwichtigungsgefasel. Ich kann das Alles schon lange nicht mehr hören und lesen schon gar nicht. Es ekelt mich an.

Na ja, tut mit leid, dass ich so bin, wie ich nun mal bin.

Ach ja, zur Visa-Vergabe, Menschenschmuggel usw.: Visa-Vergabe kann ja sein, so viel jemand dazu Lust hat, haha, aber wieso lassen wir diese von uns zum Herkommen eingeladenen Menschen dann so im Stich. Ein Täter hat bei uns alle Rechte, die Opfer sind uns völlig egal. Das ist die Realität, da hilft kein schönes Blabla darüber hinweg. Wir reden unser Rechtssystem schön, manche sind sogar so pervers, dass sie auf unser europäisches, so sehr Täterverliebtes Strafrecht stolz sind, weil wir u.a. keine Todesstrafe haben. Dabei übersehen wir jedoch, dass dieses System jeden Tag tausende von Opfern fordert, die es in einem anderen System niemals geben würde. In 99 von 100 Fällen gäbe es nämlich die böse Tat gar nicht, wenn es nicht die Mittäter geben würde, die das böse Tun erst ermöglichen, und unser Rechtssystem hat diese Mittäterschaft ja perfektioniert. Ich halte ja auch nicht viel von dieser Todesstrafe, doch müssen wir deshalb den Opfern ihre Rechte stehlen? Unser Rechtssystem macht uns alle zu Mittätern. Das wiederum will von unseren Beschwichtigungsphilosophen natürlich keiner wissen, auf diesem Ohr sind sie Alle taub.

Und diejenigen, die dieses System einst erschaffen haben bzw. jene, die heute trotz aller widersprechenden Erkenntnisse noch immer schwer damit beschäftigt sind, es aufrecht zu erhalten, die glauben doch völlig fix und foxi (hihi), dass nichts Besseres mehr nach kommen kann, weil sie ja schließlich Teil der besten Generation aller Zeiten sind. Diese 68er haben davon geträumt, eine "Friedensgeneration" zu sein und haben mit diesem Traum doch nur die Massenmittäterei perfektioniert. Wir schauen überall zu, ja, wir tun sogar brav mit. Für mich steht der Mittäter auf derselben Stufe des Bösen wie der Täter, ich mache da keinen Unterschied mehr. Ich sehe es halt so, habe es schon immer so gesehen. Und was mich daran immer am Meisten geärgert hat, dass ich selber bei dieser Sauerei auch mitgemacht, geschwiegen und kein Zeichen gesetzt habe. Aber es hätte wohl auch Nichts gebracht. Der Karren war von Anfang an völlig verfahren und jetzt rauscht er halt ungebremst in einen dicken, fetten Baum der Menschheitsgeschichte. Es muss wohl so sein, das Leben lässt sich nicht betrügen, auch nicht von gescheiten Philosophen.

Ja, und genau das versuche ich in meinem Theaterstück heraus zu arbeiten. Vorne am Bühnenrand machen sich ein paar jugendliche 68er-Intis wichtig, sie unterhalten das Publikum an einem Runden Tisch mit ihren schönen Phrasen, und hinten in einem Kellerloch krepiert ein kleines Mädchen bei einer lustigen Kindersex-Swingerparty. Ihre markerschütternden Schreie um Hilfe werden von den Herr- und Damschaften am Runden Tisch nur am Anfang des Stücks kurz wahrgenommen. Man kommt dann darüber ein, dass ein braver 68er nichts Böses tun darf, auch nicht einem Bösen. Also wird nicht eingegriffen, schließlich könnte dieser Eingriff ja in eine Schlägerei oder gar Schlimmeres ausarten.
Im 2. Akt handelt es sich bei unseren Hauptakteuren schon um gestandene Politiker. Auch Luzifer hat natürlich eine geile Rolle. Er spielt einen Rechtsanwalt, der tief in die Verbrecherszene verstrickt ist. Er ist immer mit seinen Mandanten, dem Vergewaltiger, dem Menschenschmuggler und dem Hurenabrichter usw unterwegs.
Gegen Ende des Stücks sind diese Gutmenschen natürlich schon älter und auch schon ziemlich frustriert, weil ihre so schönen Gedanken vom Rest der Menschheit nicht angenommen und schon gar nicht verstanden werden, und deshalb verschwindet zeitweise auch einer mal kurz aus der Runde, um im Kellerloch nach dem Rechten zu sehen. Wenn diese Typen dann wieder zum Runden Tisch zurück kommen, machen sie sich beim Eintritt natürlich für das Publikum offensichtlich das Hosentürl zu, sie grinsen, auch die anderen am Tisch grinsen dann mit der Zeit alle mit, so dass der Titel des Stücks „VerKaZettung der Zeit“ mit der Zeit immer mehr seinen Sinn ergibt.

Ach ja, lieber Bluomo, der Zweck des Stückes ist auch nicht die Problematik der Zwangsprostitution usw, wie du das gerne hättest. Du verkennst den Sinn der Geschichte völlig. Es macht auch keinen Sinn den Charakter der Opfer näher heraus zu arbeiten. Warum auch? Oder interessiert einen Freier oder gar Kindersex-Fan der Charakter seiner Opfer? Ich denke, so einer will nur ficken, oder irre ich mich hier. Du versuchst in schöner Gutmenschenmanier vom Problem abzulenken. Das Mädchen hat in diesem Stück auch keine echte Hauptrolle, nein, sie wird sogar mehrmals ersetzt, weil sie ja in jedem Akt stirbt. Das Heranschaffen des nächsten Opfers erfolgt natürlich über die Bühne hinweg, wobei unsere Intellektuellenrunde zuerst wegzuschauen, dann zuzuschauen und zuletzt dann mitzuhelfen hat. Herr Luzifer kommt hin zum Runden Tisch und bittet den Herrn Außenminister für alle ersichtlich um das Visum für sie. Dieses Mädchen verschwindet dann hinten im Loch und hat dann nur noch eine einzige wichtige Aufgabe: sie hat in unsere schöne, heile Gutmenschenwelt wirkungsvoll für das Publikum hinein zu krepieren.

Lieber Gox! Du hast es voll erfasst. Das Stück ist ein Zynikum auf die Träume der 68er-Generation und letztendlich auf das, was daraus geworden ist, insb auf die geschichtlichen Figuren dieser Zeit, deshalb werden im Stück viele Aussagen von Dichtern und Philosophen dieser Zeit aufs Korn genommen, es werden sozusagen die Worte im Munde umgedreht. Vorne sagt ein Philosoph was Schönes und hinten sieht man dann, was diese schönen Worte in der Realität tatsächlich bewirken. Aus schöngeistigem Blabla wird letztendlich Not und Tod.

Liebe Grüße
Lothar

 
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Hi Morphin!

Ich weiß nicht, ob du meine private Nachricht erhalten hast, ich kann meine Antwort nirgends finden und hier an diesem öffentlichen Internetanschluss schaut alles anders aus. Damit meine lange Antwort nicht verloren ist, veröffentliche ich sie auch hier.

Hi!
Verzeih die späte Antwort, aber ich bin seit 1 Woche in Bad Bleiberg, Kärnten, auf Kur, für 3 Wochen. Ich habe im Zimmer keinen Internet-Anschluss und unten in der Halle steht nur 1 PC, der natürlich dauernd besetzt ist.

Danke für deine Nachricht.
"Mein Tunnelblick"??? Hihihi, und ich dachte immer, unsere Gesellschaft hätte ihn, bzw alle Intellektuellen, die uns führen, bloß haben sie heute nicht die geringste Ahnung mehr, wo es hin mit uns, mit der ganzen Welt gehen soll. Sie führen uns in vollem Bewusstsein in reiner "Hinter uns 68er die Sintflut" ins Chaos, in einen Weltkrieg gegen den Terror und letztendlich wohl in die baldige Umweltkatastrophe.

Und wer da nicht in irgendeiner Weise als Beschwichtigungs-Romantiker brav mitheult, der wird eiskalt in der Manier eines Neuen Gutmenschen-Zensors zum Schweigen gebracht.

Mir ist natürlich auch klar, dass ich oft ein wenig übertreibe, aber gerade diese 68er-Künstler haben doch oft genug darauf hingewiesen, wie wichtig die Übertreibung für die Kunst ist. Und heute, wo sie als Führer unserer Gesellschaft selber alt geworden sind und ihr Versagen immer deutlicher zu erkennen ist, jetzt werden sie auf einmal empfindlich, weil sie ja selbst kritisiertes Objekt einer neuen Kunst geworden sind.

Ich sehe es halt so, tut mir leid. Diese Sichtweise ist einer der Gründe, weshalb ich so schreibe. Das hat jetzt gar Nichts mit dem Einzelnen zu tun. Und du darfst ja auch nicht vergessen, dass ich hier ein geiles Spielchen spiele, das habe ich ja schon oft angedeutet.

Ich spiele hier im Internet ja mit Absicht "den Bösen", hihi. Ich habe mir da eine perfide Strategie zurecht gelegt. Oberstes Prinzip (a la Albert Ehrenstein): Verbrüdere dich als Dichter mit Niemandem. Schließlich könnte Jeder einmal Objekt einer kritischen Geschichte werden.
Ich habe also nie dieses Spielchen mitgespielt: "Schreibst du mir was Schönes ins Forum, dann schreibe ich dir auch was Schönes rein, und wir stehen wieder auf Seite 1."
Aber auf Seite 1 wollte ich natürlich auch stehen, hehe. Also habe ich mir überlegt, wie das anders gehen könnte. Die Antwort war ganz einfach.
Du weißt ja, dass ich ziemlich fehlerfrei schreibe. Also baute ich einen schweren Rechtschreibfehler ein. Das hat mir dann gleich ein Leser gemeldet, also stand ich auf Seite 1. Dann kam diese beschissene Rechtschreibreform. Geil! Ich wich davon ab, machte mir meine eigenen Regeln, wie "Nichts", "Alle" usw, hihi, das war natürlich zu diskutieren und so stand ich wieder auf Seite 1.

Ich habe oft auf Posts nicht gleich oder sogar gar nicht geantwortet. Diesbezüglich wurde ich oft angegriffen. Ich hätte schon 2001 auf meine Krankheit hinweisen können, dann hätte man das verstanden. Aber es gehörte zu meinem Spiel. Ich zeige da ja als Internet-Autor eine neue Dimension des Autor-Seins auf, diesen unmittelbaren Kontakt mit dem Leser. Man ist als Internet-Autor ja die reine Unbekanntheit. Ich bringe die Problematik des Chattens direkt in mein Werk ein. Der Eine weiß vom Anderen Nichts. Du denkst, du würdest mit einem Gleichaltrigen anbandeln, dabei ist dein Chat-Partner drei mal so alt wie du oder auch so jung, uswusf.

Irgendwann wird man dieses mein vielseitiges Spielchen begreifen, insb meine (heute noch verborgene) Kritik an unserer Gesellschaft.

Weißt du, ich bin überzeugt davon, dass ich es in den nächsten Jahren als Autor, und zwar als neuer Internet-Autor schaffen werde, wenigstens posthum werden sie mich anerkennen (ich habe ja so viel geschrieben, hier im WWW steht ja nur ein geringer Teil davon - und die Welt macht ja brav genau das, wovor ich immer gewarnt habe und ich bin mir absolut sicher, dass sie das auch weiterhin machen wird - ich bin überzeugt, dass innerhalb der nächsten 20 Jahre eine gewaltige Umweltkatastrophe kommt und nicht nur die). Und dann werden sie auch mein Spielchen verstehen und darüber lachen, wenn es dann überhaupt noch was zum Lachen gibt.

Ich hätte dieses Spielchen ja so gerne weiter gespielt, so intensiv, wie von 1999 (Leselupe) - 2003, leider hat mir mein Krank-Sein einen Strich durch die Rechnung gemacht und ich konnte mich dann nicht mehr so einbringen, bis ich vor gut einem halben Jahr fast ganz aufhören musste. (Ich hasse diese meine Hilflosigkeit!!!!)

Na ja, Schicksal. Und es hatte ja auch seinen Vorteil. Ich weiß erst, seit ich diese irren Schmerzen beim Arbeiten habe, was "Liebe zur Dichtung" ist. Ich vergewaltige mich oft hin zum PC. Ich krepiere manchmal vor lauter Sehnsucht nach ihm, weil in meinem Kopf die Worte Purzelbäume schlagen. Verdammt, noch nie zuvor in meinem Leben fühlte ich den Dichter in mir soooo intensiv. Und wenn dann beim Live-Schreiben noch diese irre Konzentration dazu kommt, die ich körperlich fühlen kann (ich unterhalte mich mit Jemandem und schreibe gleichzeitig - das ist irre), dann erlebe ich dabei einen wunderschönen Zustand von Glück. Irgendwo in meinem rechten Hinterkopf ist die Geschichte gespeichert und entwickelt sich weiter, wie von selbst. Ein unbeschreibliches Gefühl, welches ich wohl ohne meine Krankheit niemals entdeckt hätte. (Also scheiß auf sie! Und auch wieder nicht, ....)

Na ja, mal sehen und abwarten. Beste GRüße

Lothar

 

Hi!
Die Intellektuellen des letzten Jahrhunderts sind nach dem 1. Weltkrieg in 2 Lager zerfallen. Wer die Regeln des einen Lagers nicht vollständig nachplappert, der wird automatisch dem anderen Lager zugeordnet. Diese Leute können sich nicht einmal vorstellen, dass es da auch noch was anderes gibt. In den früheren Jahrhunderten gab es diesen Konflikt ja ähnlich zwischen den kirchlichen und weltlichen Intellektuellen. Damals haben halt alle weltlichen noch zusammengehalten und miteinander geredet.

Wir haben heute in Europa in allen Ländern vier Grundtypen von Parteien, alle mit mehr oder weniger gleichem sozial-humanen Charakter aus dem Philosophenwirrwarr der vom Leben völlig abgehoben 68er-Generation. Den müssen sie ja haben, sonst werden sie von Niemandem gewählt. Im Grunde genommen predigen sie alle den selben Gedankenschrott, an den sich Niemand hält oder besser halten kann, sie selber schon gar nicht, sieh dir bloß die immer wieder kehrenden Gewerkschaftsskandale in Österreich an, da sind lauter Selbstbeweihräucherer und vor Allem Selbstbereicherer unterwegs. Es gibt heute europaweit keine einzige Staatsorganisation bzw kein einziges staatsnahes Unternehmen, an dessen Spitzen sich nicht ganze Scharen von zu Selbstbereicherungsspezialisten verkommenen alten Frusthaufen von 68ern um die besten Gagen streiten. Die eine Partei ist halt ein wenig gläubiger (ÖVP, CDU/CSU), die andere ist nationaler (FPÖ, FDP) und wieder eine andere ist antinational (die Grünen, die melden sich immer nur dann, wenn es Österreich zu vernadern gibt). Und die Sozialisten haben von Allem etwas. Und Jörg Haider war der Popsch-Star dieser europäischen Friedensgeneration, vor dem Alle Angst hatten und der doch nur der makaber-intellektuelle Reibungsknotenpunkt des neuen Parteienadels war, der uns Allen, die wir nicht direkt an den Futtertrögen sitzen, schon seit Langem zum Hals heraushängt.

Verzeih meine späte Antwort, aber mir ging es in den letzten Monaten gesundheitlich nicht so gut.

lG
buji

 

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