Der Furz
Als Thorsten, fünfzehn, sich zum ersten Mal mit Ulla, vierzehn, verabredete und sie zum Pizza-Essen ausführte, entfuhr ihm beim Dessert ein so gewaltiger Furz, dass Ulla sich vor Schreck an ihrer Kirschtorte verschluckte und sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Es war auch gleichzeitig das letzte Mal, dass Thorsten sich mit Ulla verabredete, denn Ulla schien an seiner Gesellschaft nicht mehr interessiert zu sein.
Dieses Ereignis sollte für Thorstens Leben zu einem einschneidenden Wendepunkt werden. Ja, man kann sogar sagen, dass dieser sonnige Sonntag Nachmittag für Thorsten von geradezu tragischer Schicksalhaftigkeit war. Von dem Moment an, als ihm dieser monumentale Furz entwichen war, war Thorsten nicht mehr derselbe Mensch: Wann immer er ein Mädchen nur anschaute musste Thorsten furzen. Er furzte vor Anna, er furzte vor Tina, und auch bei der blonden Sybille bekam Thorsten die Situation furztechnisch einfach nicht in den Griff. So blieb Thorsten sehr lange Zeit allein und es gelang ihm nicht mehr fröhlich zu sein. Er hatte sich, mittlerweile zwanzig Jahre alt, schon mit der Grausamkeit der Welt abgefunden und war gerade auf dem Weg sein Leben wieder genießen zu können, als sich die Lage ohne Vorwarnung drastisch verschärfte: Sein Furzkrampf begann sich auf andere Bereiche des Lebens auszuweiten, bis schließlich keine Minute mehr verging, in der Thorsten nicht hätte furzen müssen. Es liegt auf der Hand, dass unter diesen Umständen auch das Berufsleben für ihn kein Zuckerschlecken war: Er furzte sich von einem Job zum nächsten, doch niemand wollte ihn länger als ein paar Wochen behalten.
Tage, Wochen, Jahre strichen ins Land – und Thorsten? Tja, Thorsten furzte! Und als er schließlich zu Grabe getragen wurde, verließ ihn selbst im Sarg noch ein letzter, gigantischer Furz.
Nun kann man natürlich zu dem Schluss gelangen, dass Thorstens Leben buchstäblich für`n Arsch war. Doch viele Leute sind der Meinung, dass Thorsten in den sogenannten Furz-Himmel eingegangen ist und dort bis in alle Ewigkeit als Furzkönig regiert. Es wäre ihm auf jeden Fall zu gönnen!