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Copywrite Der Geist geht

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01.01.2015
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Der Geist geht

Die Haustür glänzt wie immer. Ich rieche den Mief aus teurem Parfüm und Parkettwachs, mit dem ich aufgewachsen bin. Auf dem Klingelschild mein Name: Ivette, fett durchgestrichen. Beim letzten Mal habe ich mit Nagellackentferner den Eddingstrich entfernt, aber jetzt grinst er mir wieder höhnisch entgegen. Mein Magen zieht sich zusammen, vielleicht ist es nur der Hunger, bei mir gibt es schon seit Tagen nur Müsli und Möhren. Allmählich brauche ich einen Plan, wie es weitergeht ohne Job, ohne Jan, ohne ...
Wie verabredet, nein, wie bestellt, komme ich hier pünktlich um Viertel nach vier zum Kaffee vorbei. Ein kurzer Blick auf mein Handy, dann schiebe ich es in die Hosentasche. Meine Mutter hasst es, wenn irgendwas mehr Aufmerksamkeit bekommt als sie.

Der Blick in die Küche lässt mich erstarren. Zwei Schritte und ich schlage ihr alles aus der Hand. Die Tabletten schlittern über den schwarzen Fliesenboden. Das Wasser spritzt auf einen Haufen aus Folien, Taschentüchern und Pizzaresten.
„Was soll der Scheiß schon wieder?“ Unsanft schiebe ich meine Mutter auf einen der klebrigen Stühle. „Perfekt getimet, was?“ Ich fege die Tabletten zusammen und werfe sie in den Müll. Drehe mich einmal um mich selbst, versuche das Gefühl von zu Hause einzufangen.
Mutter legt den Kopf auf die Tischplatte. Mit einem schnellen Griff rette ich die Kaffeeschale vor dem Absturz. Ihre Geriatrie-Zeitschrift rutscht vom Tisch, mein Blick schweift durch die sonst immer spiegelblanke Küche.
Aus Augenschlitzen linst meine Mutter zu mir. „Wenn du gehst, Ivette, will ich nicht mehr.“ Sie hat ihren Kopf gedreht und beobachtet meine Versuche, das Chaos zu ordnen. Kaum schaue ich in ihre Richtung, fängt sie an zu weinen und stöhnen.
„Hör auf damit, wir wissen beide, dass es hier nicht um mich geht.“ Ich wende mich ab, sehe den Berg dreckigen Geschirrs und die offenen Sushipackungen, da kommt der widerliche Geruch her. „Wolltest du dir nicht eine Haushaltshilfe suchen?“ Wie automatisch räume ich Teller und Gläser in den Geschirrspüler.

„Lass das, du wohnst hier nicht mehr.“ Sie sitzt da, bleibt auf Abstand.
In der unteren Schublade suche ich nach meinem Lieblingstuch, das mit den Marienkäfern, und beginne, die klebrigen Ringe und Krümel zu beseitigen. Das Tuch hat mir einer von Mutters Lovern geschenkt, ich sei genauso quirlig, wie die Käfer und immer glücklich. Gedankenverloren streichle ich über eines der übergroßen rot-schwarzen Insekten.
Der Hunger siegt, ich grabble in der Keksschublade nach etwas Essbarem.
„Ich hab dich nicht rausgeworfen, hab nur gesagt, wenn du dein Studium abbrichst und mit dem Typen nach Amerika gehst, bist du raus.“
„Kanada, und er heißt Jan.“ Ich taste nach meinem Handy, hat es nicht gerade vibriert?
Meine Mutter schnaubt nur, redet seit Wochen nicht mit mir, nicht wirklich.
Mit unerwartetem Schwung zieht sie sich hoch, zeigt auf mich. „Ich habe dir alle Möglichkeiten eröffnet, für dich auf alles verzichtet, alles getan.“
„Ja, Frau Doktor! Du hast mir einen blöden französischen Vornamen verpasst. Ich hatte sogar zweisprachige Kindermädchen.“ Mir wird heiß, die Worte sträuben sich auf der Zunge, wollen unbedingt raus. „Aber du hast mich nie geliebt!“

Sie ist schneller als sonst. Mein Kopf schnellt zur Seite, ich beiße mir auf die Lippen. Schmecke Blut. Die Finger meiner Mutter brennen auf der Wange. Ich hole tief Luft, will antworten, doch sie kommt mir zuvor: „Ich wäre heute Professorin und hätte meine eigene Klinik. Ich wäre jemand.“
„Tja, dann hättest du wohl nicht schwanger werden dürfen.“
Sie lacht höhnisch. „Das sagt die Richtige. Hast dich doch selbst von irgendwem anbuffen lassen.“
Ich sinke auf den Stuhl. „Warum lass ich dich nicht einfach die Tabletten nehmen?“
Bei dem Gedanken wird mir schlecht, es blitzen Bilder auf. Wir auf dem Spielplatz, wir mit Kochmützen und Spagettis, Mutter beim Aussuchen meiner ersten High Heels. Ihre betont beiläufige Stimme lässt mich aufblicken.
„Wo ist er, dein toller Typ?", fragt meine Mutter. Ich schüttle nur den Kopf, will gehen und bleibe doch sitzen.
Die Tabletten sind vergessen, gleich kommt die Weinflasche. Und irgendwann wird sie sich das Briefpapier schnappen, wie manisch anfangen zu schreiben. Entschuldigungsbriefe schreiben kann meine Mutter, sie findet immer einen Grund, eine Ausrede, meistens bei anderen.
Am liebsten will ich lügen, ihr einfach erzählen, dass er angerufen hat, ich in den nächsten Tagen endlich auch nach Kanada fliege, alles gut wird. Aber sie merkt immer, wenn ich lüge. Ich fange an, die Bücher ins Regal zu ordnen, ganz systematisch.

Meine Füße schlurfen, als ich die Tür leise hinter mir zuziehe, in der Hosentasche alle Tabletten, die ich in der Wohnung finden konnte. Meine Mutter hat mich nur beobachtet, ohne weitere Worte. Sie versucht nicht mal etwas zu erklären, gibt keine Antwort. Dabei ist die Nacht im Krankenhaus erst drei Wochen her. Die Schwestern haben versucht, mir zu erklären, dass es ein Hilferuf sei, von meiner Mutter kam nur: „Glück gehabt!“ Aber sie hat den Anruf nicht verhindert, mich kommen lassen. Und ich durfte sie in den Arm nehmen, ganz kurz.
Ich konnte nicht anders, habe gefragt: „Soll ich zu dir ziehen?“
Von ihr kam nur: „Hast du dich von dem Kerl getrennt?“
Seitdem sitze ich alleine in der kleinen Bude, die Jan und ich zu einem gemütlichen Kuschelnest gemacht haben. Alles voll Fotos von uns, dicken Kissen und sein Geruch hängt im Raum. Ich kann ihn riechen, obwohl er seit zwei Monaten weg ist – unser Leben in Kanada vorbereiten. Seitdem habe ich nichts von ihm gehört, überhaupt nichts. Er weiß nicht mal, dass er Vater werden könnte. Ich weiß nicht mal, ob er noch lebt.

Noch ein Blick auf das Handy, dabei wollte ich es doch wegstecken. Meine Schritte werden kürzer, ich erwische mich bei kleinen Umwegen und dem Blick in Schaufenster, die mich nicht interessieren. Ich komme jeden Tag später nach Hause.
Wie ein Geist schleiche ich durch die Straßen, suche in allen Gesichtern nach einem Bekannten, in allen Geräuschen nach meinem Namen. Aber hier ist keiner, kein Jan, keine Freundin, keine Familie. Irgendwer hat in einem der letzten Gespräche zusammengefasst: ‚Du brauchst anscheinend niemanden mehr‘, und ist gegangen. Seit ich Jan kenne, gab es nur uns. Und jetzt?
Ohne dass es mir bewusst ist, bin ich in Richtung des kleinen Bistros gelaufen. Es ist dort ruhig, den Kaffee kann ich mir noch leisten. Vor zwei Tagen hat mir der süße Angestellte ein Stück Kuchen zum halben Preis gegeben. Ein interessanter Typ, irgendwas bedrückt ihn, ich kann es sehen. Und der Boss lässt mich nicht aus den Augen, aber sorry, kein Interesse.

Ich steure zielstrebig auf die Glasvitrine mit dem Kuchen zu, stütze mich kurz ab. Selbst die recht kümmerlichen Reste lassen meinen Magen hopsen. Bis mir einfällt, dass ich nur noch zwei Euro in der Hosentasche habe.
Ein Nicken für den Boss und ein kleines Lächeln für den jungen Typen hinter der Bar.
„Einen Kaffee bitte, schwarz.“ Mein Blick schweift noch einmal über die leicht angetrocknete Apfeltarte und einen etwas krümeligen Nusskuchen.
„Bring ich an den Tisch“, sagt der Boss.
Auf dem Weg zu der Fensterbank höre ich schon das harte Klacken des Kaffeesiebs und den Dampf. Ich mag seine Art, wie er hochkonzentriert die Maschine bedient, umwabert vom heimeligen Geruch frisch gemahlenen Kaffees. Ich taste in meinem Rucksack nach dem Notizblock, muss meine Gedanken dringend aufschreiben. Ja, vielleicht ist das ein Weg, ich schreibe einen Brief.
Der erste Satz steht schon auf dem Papier, bevor ich überhaupt entschieden habe, an wen ich schreiben will. Meine Mutter? Jan? Eine Freundin, eine ehemalige …?

„Geht aufs Haus.“ Der Boss stellt ein Stück Apfeltarte zum Kaffee. Mein Magen knurrt.
„Danke.“ Ein kleines Lächeln. Ich mag den Boss, aber jetzt nicht, ich schließe meine Augen und hoffe, dass er zu tun hat.
„Arbeit?“
Ich schüttle den Kopf und endlich geht er: „Entschuldigung!“, und noch irgendwas murmelnd.
Meine Gedanken kreisen wie ein Starenschwarm, zu viele, zu laut. Was will ich schreiben? Was will ich – Abschied, Hilfe, Liebe?
Vom Tresen dringt nur undeutliches Gemurmel zu mir. Fußball, das allumfassende Männerthema würde ich tippen. Aber wer weiß, vielleicht streiten sie auch über die Tagespolitik.
Den ersten Zettel zerknülle ich, lasse ihn in meinen Rucksack fallen. Ich kriege meine Gedanken nicht zu fassen, wie soll ich das auflösen, meine Mutter verstehen, Jan finden, der Einsamkeit entkommen, …
Ich zerteile meinen Kuchen wie immer in kleine Happen, fange nochmal an zu schreiben. Draußen blitzt Blaulicht auf, ich schaue, in welche Richtung es fährt.

Als die Tür klappert, blicke ich auf und merke, dass ich alleine im Bistro bin. Die beiden Männer stehen sich draußen gegenüber, der junge Typ, Paul heißt er wohl, entspannt an den Türrahmen gelehnt. Der Boss dreht ruckartig den Kopf, als ob er mich eben noch beobachtet hätte. Im Neonlicht der Reklame schwirrt Asche durch die Luft. Ein dumpfes Aufprallgeräusch schreckt mich hoch, die Scheibe gerät in Schwingungen, ich kann es spüren. Ruckartig verziehe ich die Hand, ein Strich kratzt übers Blatt. ‚Ich möchte ______‘. Draußen beugen sich die Männer über die Gehwegplatten, der Boss formt mit seinen großen Händen eine Schale und trägt etwas herein. Er legt einen toten Vogel auf eines der kleinen Silbertabletts, zarte Federn lösen sich. Mein Blick folgt einer in die Kuchenauslage schwebenden Feder, ich trete näher, angezogen von dem kleinen Leben, was jetzt so ohne ist.

Ich höre nur weit weg den Kommentar von Paul, meine Hand fährt sacht über den Schnabel, die weichen Federn an der Kehle.
„Das Genick ist gebrochen.“ Ich spüre, dass meine Augen feucht werden, blinzle es weg.
Der Boss fragt leise: „Genick gebrochen?“ Also nehme ich vorsichtig seine Hand und führe sie zu der Stelle, an der ein kleiner Knochen aus dem Federkleid ragt. Seine Finger zittern, kurz überlege ich, sie fester zu fassen, aber er zieht sie zurück und ich lasse meine Hand ins Leere fallen. Ohne Kommentar greift er zur Flasche unter dem Tresen. Der scharfe Geruch von Schnaps, den er aus einem Wasserglas kippt, lässt mich zurücktreten, meinen Rucksack umklammern.

„Und der Flattermann?“, fragt Paul. „Machen wir mit dem jetzt?“ Er blickt zwischen mir und seinem Boss hin und her. Erwartungsvoll schaut dieser mich an.
Ohne nachzudenken, mit einem tiefen Aufatmen lege ich einen Finger auf das Silbertablett und sage bestimmt: „Ich finde, wir sollten ihn beerdigen.“
Paul winkt an. „Ab in die Tonne damit.“
„Nein, das ist Leben, sowas wirft man nicht weg.“
In meinem Kopf dröhnt es, ich will das Tablett nehmen, den Vogel in Sicherheit bringen, ihm ein Heim geben, ein letztes. Ich drehe einen Fuß leicht schräg, schiebe meinen Körper zwischen Paul und den Vogel, gehe in Verteidigungshaltung. Fahre mit einer Hand über meinen Bauch.
Da wird die Stimme des Bosses klarer in meinem Kopf, ich höre bewusst seine Frage. „Wie hast du dir das vorgestellt?“ Sein: „Beerdigen … ich meine, wo willst du ihn denn beerdigen?“, klingt skeptisch.
Suchend schaue ich mich um, ignoriere das Geplänkel der beiden, irgendwas über verrückt sein und nur tot. Mein Blick fällt auf den Blumenkübel vor der Tür, eine Mischung aus üppigen Petunien und einigen verhungerten Fleißigen Lieschen. Ich zeige auf den großen Topf: „Da draußen im Blumenkübel.“
Kopfnickend greife ich mir das Tablett und gehe. Paul hält mir die Tür auf, schaut mich mit ungläubigen Augen an.

Während beide Männer mir durch die große Scheibe zuschauen, knie ich vor dem Kübel nieder. Vorsichtig, einige Petunientriebe beiseite biegend, kratze ich ein Loch in die Erde. Sie ist frisch aufgefüllt, es riecht satt und beständig nach etwas Bleibendem. Ich muss Kraft aufwenden, um durch das Wurzelgeflecht tief genug zu kommen, fasse die Kuchengabel falsch herum, um den breiten Stiel nutzen zu können. Sanft streichle ich ein letztes Mal über den jetzt kalten Körper, bette den toten Vogel in das kleine Grab und überlege, was ich noch tun könnte. Nichts, da kann man nichts mehr tun. Mit den Gabelzinken schiebe ich vorsichtig Erde in die flache Kuhle, bedecke den Körper und suche nach einem Stein oder Ähnlichem. Nein, hier ist nichts, also klopfe ich nur achtsam auf den weichen Boden. Erst beim Aufstehen merke ich, dass mir Tränen übers Gesicht laufen. Kein Schluchzen, kein Ton, nur leise fließende Tränen.
Ohne mich noch einmal umzudrehen, gehe ich, meinen Rucksack über einer Schulter, die Kuchengabel in der Hand.

 
Quellenangaben
Jimmys 'Den Geist tragen'

Heippa, liebe Witch,

in der Szene habe ich ja nicht wirklich viel geleistet, halt die Seiten gewechselt
Nanana, mal nicht zu bescheiden - du wirst ja wohl nicht gecopypasted haben, oder? ;)
Je länger ich an diesem Komm schreibe, vielleicht ist aber doch schön, mit dem nächsten Kind ... Das hat doch was, je länger ich drüber nachdenke. Und dann könnte die Vogelszene letztendlich auch für den Beschluss einer eventuellen Abtreibung stehen, um eben nicht in diesen Kreislauf zu geraten. Boah, wenn man das subtil in die Szene bekäme, dann könnte der Text richtig was. Ich glaub, ich schreibe hier schon fast selbst die Geschichte, also meine Version. Ich sollte unbedingt aufhören, dir das überhelfen zu wollen.
Ich bin ja sowas von heilfroh, dass ich nicht die einzige bin, die andauernd auf dich einredet wie auf einen kranken Gaul, damit sie 'ihre' Lieblingsversion von der Geschichte bekommt die sich wünscht, dass du bei dem Konflikt und der ganzen Geschichte in eine bestimmte Richtung gehen würdest. Dass so viele Kommentatoren so viele verschiedene 'Lieblingskonflikte' in einem Text haben, hab ich (glaube ich) noch nie gelesen. Immerhin sind wir mit der Schwangerschaft + dem Weitertragen des Problems potentiell in die näxte Generation jetzt zwei, die da einen großen Reiz sehen ... :Pfeif::sealed: :Pfeif:

Liebste Grüße aus der nordischen Sonne,
Katla

 

Na toll ihr beiden! Und wie mach ich das?
Ne, sollt ihr mir nicht verraten, wo bleibt denn da der Lerneffekt. Aber ich muss wohl ein bisschen denken, bisher ist der Text ja aus dem Bauch entstanden, jetzt "soll" ich aber bewusst lenken (ohne erwischt zu werden) - noch nicht mein Können
Aber ich bleibe dran - später mehr, sitze noch im Unkraut

 

Na toll ihr beiden! Und wie mach ich das?
Lernen sollst du natürlich. Nehmen wir an, du lässt sie die Fehlgeburt haben, dafür kickst du die Rückblende mit dem Suizidversuch der Mutter (den finde ich aber impliziert super - indem die Tochter eben alle Tabletten zusammensucht und einstreckt, mehr muss da doch gar nicht). Ich meine ja, wenn du die erste Version wiederherstellst, brauchtest du dann nur 2 Sätze umschreiben:
Meine Füße schlurfen, als ich die Tür leise hinter mir zuziehe, in der Hosentasche alle Tabletten, die ich in der Wohnung finden konnte. Meine Mutter hat mich nur beobachtet, ohne weitere Worte. Sie versucht nicht mal etwas zu erklären, gibt keine Antwort. Dabei ist die Nacht im Krankenhaus erst drei Wochen her. Die Schwestern haben versucht, mir zu erklären, dass es ein Hilferuf sei, Von meiner Mutter kam nur: „Glück gehabt!“ Aber sie hat den Anruf nicht verhindert, mich kommen lassen. Und ich durfte sie in den Arm nehmen, ganz kurz.
Ich konnte nicht anders, habe gefragt: „Soll ich zu dir ziehen?“
Von ihr kam nur: „Hast du dich von dem Kerl getrennt?“
Seitdem sitze ich alleine in der kleinen Bude, die Jan und ich zu einem gemütlichen Kuschelnest gemacht haben. Alles voll Fotos von uns, dicken Kissen und sein Geruch hängt im Raum. Ich kann ihn riechen, obwohl er seit zwei Monaten weg ist – unser Leben in Kanada vorbereiten. Seitdem habe ich nichts von ihm gehört, überhaupt nichts. Er weiß nicht mal, dass er Vater werden könnte. Ich weiß nicht mal, ob er noch lebt.
Aber sie hat den Anruf nicht verhindert, mich kommen lassen. Und ich durfte sie in den Arm nehmen, ganz kurz. ----> Aber auf meinen Anruf hin hin kam sie trotzdem. Und hielt mich sogar kurz im Arm.
: „Soll ich zu dir ziehen?“ ---> "Kann ich eine Weile zu dir ziehen?"
Dann gewinnt das "Glück gehabt" eine enorm brutale, sarkastische Note, denn die Mutter wäre einfach froh, dass die Schwangerschaft sich beendet hat. Und das balancierst du aus mit dem In-den-Arm-nehmen, und der Verzweiflung der Tochter ("der Hund kriecht vor die Füße dessen, der ihn schlägt"), das würde ich ja sehr raffiniert finden.

Jetzt widerspreche ich mir zwar selbst, weil ich das mit dem Kind / Zukunftsdrama angedeutet auch wirklich toll fände, aber dies wäre eine sehr harsche, grausame Lösung, die viel über die beiden sagen würde. Auch wäre ein Drama, die Szene mit dem Suizidversuch, schonmal raus und durch das bereits angedeutete mit dem Kindsverlust ersetzt. Dennoch behieltest du beide Themen drin, nur die Gewichtung wäre eine andere, und vllt - in deinem Sinne - weniger "Tränendrüse". Damit würde sie auch nicht nur den Fötus symbolbegraben, sondern auch die gescheiterte Beziehung zu Jan, und die zu ihrer Mutter, die sich erst erbarmt hat und sie dann doch rauswirft.

Just saying natürlich!
:-) Liebe Grüße, Katla

 

Mein Blick folgt einer in die Kuchenauslage schwebenden Feder, ich trete näher, angezogen von dem kleinen Leben, was jetzt so ohne ist.

Ich noch mal, wenn ich darf,

liebe greenwitch,

mal ganz schlicht und auf leisen Sohlen zu dem m. E. nach wie vor gelungenen copywrite, das von der (eher erzwungenen, „animalischen“) Liebe (von Mutter und Kind) aus Abhängigkeiten bis zu ihrem gegensätzlichen, hässlichen (wenn auch nun kultivierten) Antipoden reicht, und doch in allen Widrigkeiten den Respekt vor allem Leben bei der Protagonistin wachhält.

Aber mit jeder Änderung – und sei‘s auch eine Korrektur – tauchen formale Probleme auf wie etwa in der Zeichensetzung

Allmählich brauche ich einen Plan, wie es weitergeht[...] ohne Job, ohne Jan, ohne …

„Ja, Frau Doktor! Du hast mir einen blöden französischen Vornamen verpasst.
Ja, das meint man gemeinhin dahinter – eine Variante der Yvonne, tatsächlich soll der Name germanistischen Ursprungs sein von der Bedeutung her als eine „Bogenschützin“ und die Deutung passt: „Eibe“ =ahd (8. Jh.) îwa, mhd. îwe (den Akzent gibt‘s in den originalen Belegen nicht, die sind von den Forschern [es sind ja nicht allein die Brüder Grimm gewesen, aber sie gelten als Gründer der Germanistik und haben auch als erste am Wörterbuch gearbeitet] gesetzt, um die Betonung aufzuzeigen), Eibe und Eibenholz, und die „Armbrust“ wird wie nebenbei in dem relativ kurzen Artikel erwähnt, vg. Wörterbuchnetz - Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
wobei die Armbrust quasi eine "denkende", gemächlichere Rolle übernimmt, als etwa der Bogen, der zwölf Abschüsse in der Minute ermöglicht (wenn zB Indianer begriffen hätte, welche Überlegenheit der Bogen gegenüber der Muskete bedeutete, die Kolonisation wäre viel schwieriger, wenn schon nicht verhindert worden. Aber so ist das im Leben: Blitz und Donner verbreiten Angst und Schrecken.

„Wo ist er, dein toller Typ?“[,] fragt meine Mutter.

Auf dem Weg zu der Fensterbank höre ich schon das harte Klacken des Kaffeesiebs und den Dampf.
Wie hört sich „Dampf“ an? Dampf ist eher ruhig.
Was Du beim kochenden Wasser hörst ist das Lärmen angewandter Physik, Du siehst ihn und/oder – wenn Du darin stehst - fühlst ihn - was bei einem bisschen Kaffee eher unwahrscheinlich ist

..., kratze ich ein Loch in die Erde. Sie ist frisch aufgefüllt, es riecht satt und beständig[...]nach etwas Bleibendem.

Mit den Gabelzinken schiebe ich vorsichtig Erde in die flache Kuhle, bedecke den Körper und suche nach einem Stein oder ähnlichem.
Beim „Ähnlichen“ neig ich eher zur Substantivierung … denn zu welchem Substantiv sollte das Adjektiv Attribut sein? Ein ähnlicher Stoff wie Stein? Oder ein Holz(kreuz)?

Wie dem auch wird,
wieder mal und immer noch gern gelesen vom

Beatus Windje

 

Liebe @greenwitch

das mit dem Vögelten finde ich sehr rührend, das transportiert so viel. An den Originaltext erinnere ich mich nur vage, an die Küchenszene mit der Mutter aber schon.

By the way: @jimmysalaryman da war doch noch was :D :sealed::D

Übrigens habe ich deinen Kommentar zu meiner Geschichte gelesen, bevor ich mich mit deinem Text beschäftigt habe. Dadurch verstehe ich deine Kritik besser.
Dein Text beleuchtet den Seelenzustand einer verzweifelten frau, die am Boden liegt, die Motive ziehen sich durch den Text, geben ihm Struktur, wiederholen sich aber auch, was aber gut zu der Erzählweise passt. Im Gunde brauchst du drei Szenen, die miteinander verknüpft ein Gesamtbild ergeben. So erklärt sich die psychische Situation der Protagonistin. Was aber auch Länge bedeutet, weil ja nicht viel Spannendes passiert. Woher allerdings ihre Verzweiflung stammt, wird nur angedeutet. Klar, da ist Jan, da ist die Beziehung zur Mutter, ein missglückter Lebensentwurf, aber da würd ich gerne mehr erfahren, das reicht nicht ganz. Sich ihre Armut verstehe ich nicht wirklich, weil wir ja in einem Sozialstaat leben.

Sprachlich und von der Gesamtkomposition her passt da vieles ineinander, das passt.


Auf dem Klingelschild mein Name: Ivette, fett durchgestrichen. Beim letzten Mal habe ich mit Nagellackentferner den Eddingstrich entfernt, aber jetzt grinst er mir wieder höhnisch entgegen.
versteh ich nicht, warum sie das macht und nich einfach überklebt.

Ihre Geriatrie-Zeitschrift rutscht vom Tisch, mein Blick schweift durch die sonst immer spiegelblanke Küche.
was'n das: ne geriatriezeitschirft: Die ZEIT? ;)

ich rieche den Mief aus teurem Parfüm und Parkettwachs,
hier sprichst du von einem eher angenehmen Geruch, weiter unten stinkt es gewaltig eklig, warum der Unterschied?

Entschuldigungsbriefe schreiben kann meine Mutter, sie findet immer einen Grund, eine Ausrede, meistens bei anderen.
na ja, bisschen abgedroschen, die Ausrede bei den anderen suchen

„Und der Flattermann?“, fragt Paul. „Machen wir mit dem jetzt?“
was machen wir? oder?

Vorsichtig, einige Petunientriebe beiseite biegend, kratze ich ein Loch in die Erde. Sie ist frisch aufgefüllt, es riecht satt und beständig, nach etwas Bleibendem. Ich muss Kraft aufwenden, um durch das Wurzelgeflecht tief genug zu kommen, fasse die Kuchengabel falsch herum, um den breiten Stiel nutzen zu können.
sehr rührend, rettet die Geschichte für mich

Ohne mich noch einmal umzudrehen, gehe ich, meinen Rucksack über einer Schulter, die Kuchengabel in der Hand.
auch den Schluss finde ich sehr gelungen

viele Grüße und vielleicht bis bald mal im Chat
Isegrims

 

Moin, moin liebe @Fliege - ich sag aber auch ab sofort gerne Ivette zu Dir :herz:

aber ist ja vielleicht auch gut, dass mein Schweinehund so groß war, so bekommste gleich ein Feedback zur Überarbeitung.
Das war genau richtig und außerdem war ich mir ganz doll sicher, das Du noch vorbeikommst, Du bist nämlich auch eine ganz treue Seele - Dankeschön! Wenn Du jetzt noch in der liste (Original-Kopie) meine Geschichte mit einträgst, bist Du die Größte. Sonst sieht das doch so aus, als ob ich gar nicht geliefert hätte (ich erinnere mich an Offshore und noch ein paar harte Fälle , da hat man lange was von)

Nachdem ich den Originaltext gelesen hab, hatte ich in den Komm geschrieben, dass ich mir jetzt gern Gedanken um das Mädel mache, wer sie ist, wie sie wohl lebt und dann musste ich schmunzeln, dass genau das dein Copy-Ansatz war.
Ja, nicht? Bietet sich wirklich an, Jimmy baut da Neugierde auf ... War aber ansonsten eine ganz schöne Geburt, was zu finden, was meinem Schreibstil/Geschmack und Sprache entgegen kommt ...

Allerdings wäre es eine komplett andere Geschichte geworden, weil ich sie ganz anders wahrgenommen hab
Das ist ja so toll, dass wir Geschichten alle anders lesen. Ich hab gestern nochmal das Original gelesen (obwohl ich es gleich auswendig kann) - für mich ist sie eindeutig problembelastet, gedrückt und hin und hergerissen. - Ich fände ja mal eine Schreibrunde toll, in der wir alle die gleiche Ausgangsbasis hätten (Prots, Situation, Ziel, ... - das würde mich voll reizen.

Andersrum, mein Ansatz war, was bringt Sie zu Ihrer Reaktion auf den toten Vogel, was bringt sIe fünf Tage nacheinander in das Cafe. Dazu die Peitschenhiebe vom letzten Mal - Konflikt, Fallhöhe, ja, und die von Dir am Ende erwähnte Mehrschichtigkeit des Prots auch.

gib deinen Figuren mal was zum »Tragen« mit, etwas, woran sie sich abarbeiten können, haste hier ja aus den vollen geschöpft.
Tja, das ist ein wenig aus dem Ruder gelaufen, ich bin halt auch keine ordentliche Ploterin, ich hab Anfang und Ende und dazwischen lass ich machen - klappt nicht immer, wird aber besser.

da passiert gerade was mit deinem Schreiben, und es ist spannend und schön zugleich, das mit anzuschauen.
Ja, so fühlt es sich auch an, ich will dieses Jahr unbedingt mehr schreiben, da liegt eigentlich der ganze Trick (und natürlich auf Euch hören - manchmal, teilweise, sortiert)

Das ist ja ein hübscher Widerspruch, mal schauen, was mit der Mutter so los ist.
Naja, zumindest bei der Mutter hat das mit der Vielschichtigkeit ja dann wohl geklappt.

Ich sollte ursprünglich auch mal den Namen Ivette bekommen.
grins! Du wärst in unseren Ost-Klassen zumindest immer aufgefallen! Aber vielleicht im großen Berlin nicht, in meiner Mecklenburger Heimat hätten die den Namen nur verunglimpft. Und ja, ich kann mich sogar an die Lotion erinnern, allerdings eher aus der Nachwendezeit, die gibt´s in Ossi-Läden immer noch.

In der unteren Schublade suche ich nach meinem Lieblingstuch, das mit den Marienkäfern, ...
Nice.
Das finde ich bei Schrieben echt Klasse, Du schriebst eine Szene und dann kommt einfach diese Handlung, dieses Bild und Du schreibst es. Das plant man ja nicht. Ich glaube, dass sind so Stellen, wo man hinterher sagt, "die machen was von alleine". Schön, dass das Unterbewusstsein funktioniert.

Entschuldigungsbriefe schreiben kann meine Mutter, sie findet immer einen Grund, eine Ausrede, meistens bei anderen.
Das mag ich so gern.
:)

Am liebsten will ich lügen, ihr einfach erzählen, dass er angerufen hat, ich in den nächsten Tagen endlich auch nach Kanada fliege, alles gut wird. Aber sie merkt immer, wenn ich lüge.
Muss ganz ehrlich sagen, das hätte mir gereicht. Studium geschmissen, wegen Auswanderung und dann sitzt sie da und er will sie nicht mehr. Ich hätte gar keine Schwangerschaft mehr gebraucht.
Es war halt andersrum gedacht, nur die Schwangerschaft/Fehlgeburt - und dann kam eins zum Anderen ich wollte Sie ja einsam und alleine in das Bistro/Cafe "jagen" - aber ich lichte aus!

Ich fange an, die Bücher ins Regal zu ordnen, ganz systematisch.
Wie so jetzt Bücher. Ist sie mit der Küche schon fertig. Bleib doch mal bei einem Bild.
Okay, bei mir ist sie immer noch in der Küche. da kriege ich für Dich aber bestimmt ein Regal aufgebaut ...

Und ich finde diesen Konflikt: Du hast mir mein Leben versaut und jetzt versaust du dir auch das eigene, den finde ich schon sehr stark und für sich ausreichend. Darüber hätte ich gern mehr gelesen. Diese Beziehung, wo die beiden nicht mit und nicht ohne können, schöne Erinnerungen wechseln sich mit schlechten, ist ja eine Art Hass-Liebe schon fast - super Thema!
Ja, und aus dieser geballten Ladung wird dann halt ein andere Geschichte ...

Die ist für mich jetzt weder Fisch noch Fleisch. Sie ergibt sich nicht zwingend aus deinem Ansatz, sondern sie steht da, weil es eben ein CW ist. Ich mein, das Bild, den Vogel zu beerdigen, steht schon irgendwie stellvertretend für ihre Situation, aber das kommt mir zu wenig raus.
Schade! Ich fand schon, das ich Sie jetzt erfolgreich von zu Hause fern und in die "vertraute" Umgebung/Gesellschaft der beiden sympathischen Typen geschickt habe. Bloß nicht alleine nach Haus! Und überlegen, wie es weitergeht ...

Je länger ich an diesem Komm schreibe, vielleicht ist aber doch schön, mit dem nächsten Kind ... Das hat doch was, je länger ich drüber nachdenke. Und dann könnte die Vogelszene letztendlich auch für den Beschluss einer eventuellen Abtreibung stehen, um eben nicht in diesen Kreislauf zu geraten. Boah, wenn man das subtil in die Szene bekäme, dann könnte der Text richtig was.
Okay! hier liegt ein toter Gaul! Redet ruhig weiter! Aber bitte sortiert, nicht so voll Widersprüche, das kapiert der tote Gaul nämlich gar nicht so gut ...
Aber zurück zu meinem Ursprungsplan kriege ich hin und dann schauen wir mal ...

Fazit: All das aufgesagte Leid am Anfang brauchts für mich nicht. Lieber weniger und dafür mehr Tiefe. Und ich hätte mir eine innigere Verbindung zwischen den beiden Teilen gewünscht.
Weniger sollte machbar sein, tiefer - schauen wir mal. Die beiden Teile sind für mich schon recht nahe, das wird wohl so bleiben.

Auf jeden Fall haste hier schon mal eine schöne Grundlage geschaffen und wenn deine Prot. jetzt nicht nur von außen häßliche Dinge erlebt, sondern auch in sich drin ein bisschen nicht perfekt ist (sie wird ja im Text fast nur als Opfer ihrer Umstände dargestellt)
Ja, den Teil der "Aufgabe" - mach Deine Typen vielseitiger, nicht so perfekt, habe ich zwischendurch aus den Augen verloren, da schaue ich nochmal.

Man wird von Dir lesen, da bin ich mir immer noch sicher.
Solange Ihr es lest und mir beim Besser werden helft - auf alle Fälle

Liebe Fliege, das war ein schöner und auch hilfreicher Kommentar von Dir. Und Katla scheinst Du auch eine große Freude gemacht zu haben, sie war schon ein wenig "verzweifelt". Ich schaue mal, ob meine Intuition zu Euren Wünschen passt, vor allem meine Fähigkeiten, es noch etwas unterbewusster hinzukriegen.
Wünsche Dir einen schöne Feiertag (obwohl ja momentan mehr freie Tage da sind, als der Mensch möchte)
Bis bald
witch

 

Liebe greenwitch,

grins! Du wärst in unseren Ost-Klassen zumindest immer aufgefallen! Aber vielleicht im großen Berlin nicht, in meiner Mecklenburger Heimat hätten die den Namen nur verunglimpft.
Doch, in Berlin auch. Deshalb hätte ich den Namen ja gern gehabt :D
Was die Verunglimpfung betrifft - zum einen bin ich selbst gebürtige Mecklenburgerin, also mit dem Schlag Mensch kann ich um, zum anderen - Yvonne die Tonne hat sich auch nicht durchsetzen können, macht einfach keinen Sinn. Insofern ...

Wenn Du jetzt noch in der liste (Original-Kopie) meine Geschichte mit einträgst, bist Du die Größte. Sonst sieht das doch so aus, als ob ich gar nicht geliefert hätte
Wie jetzt? Doppelt? Habe ich doch schon längst gemacht, nach deinem Stammtischrüffel ;).

Wie es nun mit dem Text weitergeht ... hast ja viele Vorschläge in den Komms bekommen in welche Richtung man das Pferdchen weitertreiben könnte. Am Besten, Du entscheidest Dich erst mal aus der Vorschlagsliste ganz in Ruhe, was Dir davon das liebste Kind ist. Und wenn Du das für Dich geklärt hast, dann sag das an und dann kann man gezielter Vorschläge machen.

Ich wünsche Dir auch einen herrlichen Tag.
Liebe Grüße, Fliege

 

Wie jetzt? Doppelt? Habe ich doch schon längst gemacht, nach deinem Stammtischrüffel ;).
Sorry, ich hab nur aufs Datum geschaut und nicht rein - Asche auf mein Haupt ...

Ja, ich lass mir ein wenig Zeit und schau mal, was ich hinbekomme ... und dann dürft Ihr nochmal helfen - Toll, das es diesen "Haufen" hier gibt
Genieß den Tag
witch

 

Hallo @Katla !
Ich hab kurze 8 Mnuten, bis der Kuchen aus dem Ofen muss ... Denn irgendwie schlagen mir hier die offenen Kommentare auf den Magen (und zwei Copygeschichten sind meinerseits auch noch offen) - wer macht eigentlich die Tage so kurz?

Ich meine ja, wenn du die erste Version wiederherstellst, brauchtest du dann nur 2 Sätze umschreiben:
Also mit nur kleinen Änderungen hast Du mich natürlich sofort am Hacken, ich will ja irgendwann mal an was neues ran, und schauen, ob das Gelernte auch anwendbar ist.

Dennoch behieltest du beide Themen drin, nur die Gewichtung wäre eine andere, und vllt - in deinem Sinne - weniger "Tränendrüse". Damit würde sie auch nicht nur den Fötus symbolbegraben, sondern auch die gescheiterte Beziehung zu Jan, und die zu ihrer Mutter, die sich erst erbarmt hat und sie dann doch rauswirft.
Schon komisch, wenn mir wer anders erklärt, wie ich meine Geschichte schreiben wollte - nur halt nicht in der Lage dazu war (noch nicht!). Ja, so ungefähr war mein Plan, ich bleib dran und lass Euch bestimmt auch nochmal helfen.

Hab erstmal Dank, schauen wir, wie es mit der Umsetzung klappt
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Morgen Du lieber @Friedrichard ,

Ich noch mal, wenn ich darf,

liebe greenwitch,

mal ganz schlicht und auf leisen Sohlen zu dem m. E. nach wie vor gelungenen copywrite,

Aber immer und wenn Du es dann sogar nochmal mit einem Lob verknüpfst ...

Aber mit jeder Änderung – und sei‘s auch eine Korrektur – tauchen formale Probleme auf wie etwa in der Zeichensetzung
Ja, leider, wobei ich dass hier auch schon gelernt habe und da doppelt so genau schaue - naja, es versuche.

Ja, das meint man gemeinhin dahinter – eine Variante der Yvonne, tatsächlich soll der Name germanistischen Ursprungs sein von der Bedeutung her als eine „Bogenschützin“ und die Deutung „Eibe“ =ahd (8. Jh.) îwa, mhd. îwe
Erwischt! Ich habe es nicht kontrolliert und einfach nach Gefühl gehandelt. Mal schauen, vielleicht passt die Erkenntnis aber sogar noch irgendwo mit rein, so nach dem Motto, "versucht einen französischen Namen zu geben ..."
Aber die Gute hat sich jetzt an ihren Namen gewöhnt und immerhin ist Eibenholz eines der festesten und dabei biegsamen Hölzer (man macht ja nicht umsonst Bögen aus ihm) - passt für mich also, ich glaube ja fest dran, dass sie es schafft!

Wie hört sich „Dampf“ an? Dampf ist eher ruhig.
oh man, ich hab beim Schreiben noch gedacht, da kommt bestimmt ein Wortkrieger und meckert ...
Wahrscheinlich ist jedem klar ist, dass ich das Zischen des Dampfes unter Druck meine, aber es ist unsauber, stimmt! Mir fiel und fällt bisher keine gute Umschreibung dafür ein ...

wieder mal und immer noch gern gelesen vom
Das freut mich wirklich sehr, Danke Dir fürs Flusen sammeln und warne schon mal vor - eine Überarbeitung wird es noch geben.
Wünsche einen schönen Sonntag
witch

Moin @Isegrims ,

vielen Dank, dass Du in meine Copyversion geschaut hast.

An den Originaltext erinnere ich mich nur vage, an die Küchenszene mit der Mutter aber schon.
Grins, dann hast Du wohl ein hellseherisches Gedächtnis. Jimmys Geschichte spielt im Cafe/Bistro, die Küchenszene ist komplett neu. Meine Grundüberlegung war: was bringt das Mädchen/junge Frau dazu, so zu handeln, was kann es für Auslöser geben, wie passt das mit den beiden Männern in der Cáfeszene zusammen.

Übrigens habe ich deinen Kommentar zu meiner Geschichte gelesen, bevor ich mich mit deinem Text beschäftigt habe. Dadurch verstehe ich deine Kritik besser.
Fein, ich denke, wir haben da wirklich verschiedene Ansätze und Meinungen (was ja auch genauso gehört) Es geht ja um Rückmeldungen subjektiven Empfindens, daraus macht der Autor sich sein Bild, wie die Geschichte wirkt und inwiefern, das mit seiner Absicht übereinstimmt.

Was aber auch Länge bedeutet, weil ja nicht viel Spannendes passiert. Woher allerdings ihre Verzweiflung stammt, wird nur angedeutet. Klar, da ist Jan, da ist die Beziehung zur Mutter, ein missglückter Lebensentwurf, aber da würd ich gerne mehr erfahren, das reicht nicht ganz. Sich ihre Armut verstehe ich nicht wirklich, weil wir ja in einem Sozialstaat leben.
Aber das wäre dann noch wieder eine andere Geschichte ...
Ja, das sind immer nur Schlaglichter, mir gelingt es bisher auch noch nicht, so tief in die einzelne Situation wie z.B. Jimmy einzusteigen, aber ich versuche es. Dazu muss ich hier aber erstmal entschlacken, um Platz für mehr Tiefe zu kriegen.

Sprachlich und von der Gesamtkomposition her passt da vieles ineinander, das passt.
Das ist doch schon mal was, Danke fürs Lob

versteh ich nicht, warum sie das macht und nich einfach überklebt.
Weil jeder Mensch anders tickt! Und die Mutter weiß, das es ihre Tochter ärgert/stört, und ich es als gute Detail empfinde.

hier sprichst du von einem eher angenehmen Geruch, weiter unten stinkt es gewaltig eklig, warum der Unterschied?
Weil Ivette auch zerrissen ist! Weil im Moment nichts zusammenpasst! Aber ein anderer Blickwinkel ist definitiv, das sie das "Nachhause kommen" als positive Erinnerung hat. Der Gestank nach vergehendem Sushi dagegen zeigt die Veränderung: ihre Mutter ist überfordert mit der Situation allein zu leben, lässt sich gehen, es ist nicht mehr "ihr Zuhause".

na ja, bisschen abgedroschen, die Ausrede bei den anderen suchen
ja, aber der Leser hat sofort ein Bild, von diesem Menschen. Manchmal finde ich den "einfachen Weg" halt auch gut. Aber zugeben, das war mein erster, spontaner Einfall und ich empfand es als gut, weil es mit dem Schreiben später im Bistro korrespondiert.

„Und der Flattermann?“, fragt Paul. „Machen wir mit dem jetzt?“
was machen wir? oder?
Beschwerde über diesen Teil leite ich an @jimmysalaryman weiter ...
Aber mir gefällt es genau so, es ist wörtliche Rede und gibt mir ein Bild von Paul: der ist nicht so übergenau, nicht etepette, sondern direkt und geradezu, verschluckt auch mal was, passt zu ihm.

Vorsichtig, einige Petunientriebe beiseite biegend, kratze ich ein Loch in die Erde. Sie ist frisch aufgefüllt, es riecht satt und beständig, nach etwas Bleibendem. Ich muss Kraft aufwenden, um durch das Wurzelgeflecht tief genug zu kommen, fasse die Kuchengabel falsch herum, um den breiten Stiel nutzen zu können.
sehr rührend, rettet die Geschichte für mich
Vielen Dank, auch wenn ich gerade überlege, ob "rührend" meine Zielstellung war. Ich nehme es einfach als Lob

Ohne mich noch einmal umzudrehen, gehe ich, meinen Rucksack über einer Schulter, die Kuchengabel in der Hand.
auch den Schluss finde ich sehr gelungen
Das freut mich sehr! Ich bin ja so eine Heile-Welt-Schreiberin und wollte das hier unbedingt vermeiden. Ich mag den Schluss bisher auch wirklich gerne.

Hab Dank für Deinen Kommentar
Schönen Sonntag
witch

Moin, moin Du Beste aller Sechsfüssler @Fliege ,

Wie es nun mit dem Text weitergeht ... hast ja viele Vorschläge in den Komms bekommen in welche Richtung man das Pferdchen weitertreiben könnte. Am Besten, Du entscheidest Dich erst mal aus der Vorschlagsliste ganz in Ruhe, was Dir davon das liebste Kind ist. Und wenn Du das für Dich geklärt hast, dann sag das an und dann kann man gezielter Vorschläge machen.
Ja, hier gab es diesmal wirklich ganz viel Hilfe, ist schon Super! Ich werde mich dranmachen, wenn der Kopf klar ist und zeige Euch dann die Veränderung. Irgendwann muss dann meiner Meinung nach aber auch gut sein, hier kommen täglich so viele Geschichten rein, ich hab immer noch nicht alle Copys kommentiert und soviele neue Ideen im Kopf ...
Das fällt mir immer noch schwer, abzuwägen, wann man eine Geschichte in Ruhe lassen will/darf/sollte - naja, das lerne ich auch noch.
Hab Du jedenfalls auch lieben Dank für Deine Hilfe
Schönen Sonntag
witch

Moin @Rob F ,

Schön Dich unter meinem Copybeitrag zu finden, animiert mich doch glatt zu einem Kommentar unter einer Deiner Geschichten (lesen tue ich sie meist, Du machst eine echt gute Entwicklung durch, so schreiberisch betrachtet)

es ist nicht unbedingt die Art von Geschichte, die ich normalerweise lese, aber gerade durch den Beginn der zweiten Szene in der Küche bin ich dann doch dran gelieben und finde sie auch durchgehend gut geschrieben.
Ja, beim Copy kommt man schnell mal in andere Gefilde. Ich habe ganz kurz (aber wirklich nur ein Aufblitzen) darüber nachdedacht, ein ganz anderes Genre zu schreiben - Horror hier draus machen? Oder Fantasy? Aber mein gesundes Einschätzungsvermögen der eigenen Fähigkeiten hat mich ausgebremst - vielleicht später mal ...

Es war m.E. die richtige Entscheidung, die Geschichte aus der Ich-Perspektive zu schreiben, die schwierige Situation und die Emotionen von Yvette werden sehr deutlich. Auch die Vergangenheit von ihr und ihrer Mutter bringst du gekonnt unter, ohne dass es ein "telliger" Text wird.
Prima, wenn das aus Deiner Sicht geklappt hat

Und eine gute Einleitung, den Konflikt zwischen Yvette und ihrer Mutter anzudeuten, durch den (erneut) durchgestrichenen Namen auf dem Klingelschild.
Siehste @Isegrims, so sollte das funktionieren, klappt aber natürlich nicht immer.

Ich habe die vorherigen Kommentare nur überflogen, aber ich denke auch, dass die Handlung auch ohne den toten Vogel und das Begräbnis auskommen würden. Aber auch dieser Teil ist gut geschrieben, er zeigt noch etwas mehr von Yvettes Persönlichkeit.
Naja, die Bestattung des toten Vogels ist Aufgabe des Copys, jedenfalls für mich eine der Schlüsselszene in Jimmys Original, daher wollte ich es auch drinbehalten. Wie gesagt, ich habe als Schreibansatz überlegt, was führt zu dieser Situation. Aber anscheinend klappt die "Hinführung" noch nicht so recht ...

Vielen Dank fürs Raussuchen der "Kleinigkeiten" wo ich nichts zu sage, ändere ich nachher ohne Kommentar ein.

Die Haustür glänzt wie immer, ich rieche den Mief aus teurem Parfüm und Parkettwachs, mit dem ich aufgewachsen bin.
Ich würde einen Punkt setzen nach "immer". Dann hast du einen kurzen Einleitungssatz, liest sich dann m.E. etwas flüssiger.
Das werde ich ausprobieren, obwohl ich ztugebe, mir gefallen längere Sätze besser! Aber die Idee finde ich gut!

Mit einem schnellen Griff rette ich ihre Kaffeeschale vor dem Absturz. Ihre Geriatrie-Zeitschrift rutscht vom Tisch, mein Blick schweift durch die sonst immer spiegelblanke Küche.
Würde sich m.E. besser anhören ohne Possessivpronomen.
Das lässt sich nicht leugnen, aber ich gestehe, das ich den generellen Verzicht auf Possesivpronomen auch doof finde. Die Anzeige des Besitzes macht ja beim Lesen durchaus Sinn. z.B. das es "Ihre" Fachzeitschrift ist, da sehe ich eine interessierte Person, eine die sich kümmert. Erfahre auch etwas über "Ihr" Spezialgebiet.

Sie hat ihren Kopf gedreht und beobachtet meine Versuche, das Chaos zu ordnen.
Auch hier würde ich eher "den Kopf" schreiben
Und hier steht es trotz Wortkriegererziehung mit Absicht! Keine Ahnung warum, ich lese/schaue und schreibe keinen Horror, aber wenn ich das ohne Pronomen lese, dann habe ich sofort ein Bild, wie sie irgendeinen, abgetrennten Kopf da hinlegt - Brrr! Ne, das lassen wir mal ...

Ich kriege meine Gedanken nicht zu fassen, wie soll ich das auflösen, meine Mutter verstehen, Jan finden, der Einsamkeit entkommen, …
Auch hier wäre ich für einen Punkt nach "fassen", der Satz ist sonst recht lang.
Und kein Komma nach "entkommen"
behalte ich im Auge

Insgesamt ein sehr schön geschriebener Text, ich glaube da hast du in jeden Satz entsprechend Arbeit gesteckt.
Dankeschön! Aber so soll es ja auch sein, wir mögen unsere Geschichten und daher werden sie immer wieder umsorgt ...
Lieber @Rob F , herzlichen Dank für Deinen Kommentar, ich halte mal Ausschau nach Deiner nächsten Geschichte, unter der jetzigen ist ja schon sehr viel gesagt.
Beste Wünsche
witch

 

„Wo simmer denn dran?
Aha, heute krieje mer de Kaffeedampfmaschin.
Also, wat is en Kaffeemaschin?
Da stelle mehr uns janz dumm. Und da sage mer ma so:
En Kaffeemaschin, dat is drinne en jroße schwarze Raum,
der hat hinten un vorn e Loch …"
(frei nach Prof. Bömmel [im Film: Paul Henckels] in der
Feuerzangenbowle und der unvergesslichen Szene
mit der Selbstgebrannten-Probe während des Chemie-Unterrichts)​

Nochmals zum Problem des gehörten „Dampfes“,

liebe Greenwich,

wenn es heißt

Auf dem Weg zu der Fensterbank höre ich schon das harte Klacken des Kaffeesiebs und den Dampf.

Du hast doch bestimmt selber schon mal gepfiffen?

Wenn nicht, dann schon mal den Pfeifvorgang an einem anderen Menschen beobachten können.

Und sagstu dann, weil dein (oder sein) Atem (sauerstoffarme feuchte Luft, die in kälterer Temperatur auch sichtbar wird) aus Deinem (oder seinem) mehr oder weniger gespitzten Mund entweicht, „ich hör den Atem pfeifen“? Du (oder er, sie, es) pfeifst (pfeift) mehr oder weniger aus dem Loch, einer winzigen Öffnung am Gipfel der kleinen Hervorwölbung.

Es wird also eher die (genauer: ein Ventil der) Maschine sein, die da dank des Dampfdruckes pfeift. Und oft ist die Reihenfolge auch umgekehrt, dass das laute Pfeifen der Maschine den Wirt zur Kaffeemaschine zurückpfeift … oder auf ihre Weise anzeigt, "Kaffee is feddich!")

So, jetzt ist aber genug!

Schönen Restsonntag aus'm Pott - wo's endlich regnet - vom

Friedel

 

Hey witch,

ich find es schön, dass du hier das Davor der Begegnung in Jimmys Text thematisierst. Von der Herangehensweise ans CW hat mich das auch an Nowaks Text erinnert, wo ja der Süßkramverkäufer vorgestellt wird. 'Den Geist tragen' ist für mich so ein Text, der von der Langsamkeit und ausführlichen Beschreibung vieler Details lebt, die immer auch eine zweite Bedeutung tragen oder irgendwie emotional anschlussfähig sind. Ein Text, der mit Sorgsamkeit und Klarheit im Sinne von klarer Handschrift gemacht ist. Da finde ich, hast du gut dran angeknüpft, bist ab der Cafészene sehr nah an Jimmys Text. Hat mich jedenfalls gefreut, die nochmal um einen Anfang in greenwitch-Manier erweitert zu lesen. Erstmal Kleines:


mein Name: Ivette, fett durchgestrichen

Die Mutter streicht den Namen durch, obwohl sie nicht will, dass Ivette sie verässt. Ist das so eine Art Drohung, die passend zu ihrem inkonsequenten Umgang uneingelöst bleibt? Vielleicht könntest du das noch stärker herausstellen. Diese Ambivalenz: Namen durchstreichen, aber eigentlich nicht loslassen wollen.

Schön fand ich hier, wie du die Mutter beschreibst und das Verhältnis Ivetts zu ihr. Dass da die Eltern-Kind-Rolle vertauscht wird. Dass die Mutter die Elternrolle von sich weist und ebenso Pflichten und Verantwortungen wie eine pubertierende Jugendliche.

Müsli und Möhren

Der Geschmack am Monatsende?:Pfeif: Ich dachte immer, das wären Kölnflocken :D nee, passt.

Meine Mutter hasst es, wenn irgendwas mehr Aufmerksamkeit bekommt als sie.

gute Stelle

Zwei Schritte und ich schlage ihr alles aus der Hand.

Das geht mir zu schnell. Ich kann mit diesem "Zwei Schritte" nichts anfangen. Was meint das genau?

auf einen Haufen aus Folien, Taschentüchern und Pizzaresten.

"Folien" würde ich präzisieren. zerknüllte Alufolie, Styroporverpackungen mit Essensresten darin

„Was soll der Scheiß schon wieder?“ Unsanft schiebe ich meine Mutter auf einen der klebrigen Stühle. „Perfekt getimet, was?“ Ich fege die Tabletten zusammen und werfe sie in den Müll.

Da fehlen mir Redebegleitsätze. Es fällt mir schwer, das zuzuordnen.

Aus Augenschlitzen linst

das linst steckt in den Augenschlitzen schon drin und umgekehrt. Eines würde mir da reichen.

Das Tuch hat mir einer von Mutters Lovern geschenkt, ich sei genauso quirlig, wie die Käfer und immer glücklich.

Das ist schon etwas tellig. Nicht übermäßig, aber da wird die Informationsvergabe sehr sichtbar, also dass hier eingeführt werden soll, dass die Mutter 'Lover' (in dem Wort steckt ja einiges drin) hat. Das würde ich vielleicht ein kleines bisschen ausführen. Vielleicht könnte auch die Mutter der Tochter das als Entschuldigung für einen ungestümen Gast geschenkt haben. Ich fand es nämlich auch zweifelhaft, dass der Lover der Tochter etwas schenkt und dann auch noch ein Geschirrtuch (überhaupt finde ich, braucht dieses Geschenk einen Zusammenhang; z. B.: die Mutter geht zu Ikea und wie immer bringt sie Ivette irgendeinen Nippes mit. Diesmal, Ivette weiß selbst nicht weshalb, gefällt es ihr.). Es hat mich außerdem gewundert, dass das Geschenk irgendeines Lovers ihr 'Lieblings'Ding wird. Da wäre es für mich plausibler gewesen, sie würde es schon deshalb ablehnen, weil es von einem dieser ätzenden Typen kommt.

Meine Mutter schnaubt nur, redet seit Wochen nicht mit mir, nicht wirklich.

Das steht ja hier im Tell. Funktioniert schon, finde ich. Aber wenn ich mich frage, wie du das im Show darstellen könntest, dann sehe ich da kaum eine Möglichkeit. Und da beginne ich zu denken, dass das nicht wirklich eine Rolle spielt und auch nicht so ganz plausibel ist. Die Mutter redet ja doch schon ganz schön viel. Ich kann mir eine Show-Textstelle, die das rüberbringt, einfach nicht vorstellen.

„Ja, Frau Doktor! Du hast mir einen blöden französischen Vornamen verpasst. Ich hatte sogar zweisprachige Kindermädchen.“ Mir wird heiß, die Worte sträuben sich auf der Zunge, wollen unbedingt raus. „Aber du hast mich nie geliebt!“

Das müsste für meinen Geschmack raus. Dieses Tellige im Dialog funktioniert so für mich nicht. Es gibt da keinen Grund, das in dieser Form zu sagen. Ich denke, so würde sie einfach nicht reden. Auch das 'Du hast mich nie geliebt' ist mir zu geläufig, fast wie aus irgendeinem Dramen-Schinken. Das könnte für mich subtiler.

Sie ist schneller als sonst. Mein Kopf schnellt zur Seite

„Und der Flattermann?“, fragt Paul. „Machen wir mit dem jetzt?“

... "Was machen wir ..." ??

Ohne mich noch einmal umzudrehen, gehe ich, meinen Rucksack über einer Schulter, die Kuchengabel in der Hand.

Ein gutes Schlussbild. Vielleicht auch in zwei Sätzen machbar, so ist es etwas lang. Aber gut fand ich es.

Das ist mein später, schon leicht angetrockneter Senf, liebe witch. Nimm dir davon, was du brauchen kannst. Den Kniff, das Davor zu erzählen finde ich hier, wie gesagt, eine gute Weise, das CW zu lösen.
LG
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, moin @Friedrichard ,

Da stelle mehr uns janz dumm. Und da sage mer ma so:
En Kaffeemaschin, dat is drinne en jroße schwarze Raum,
der hat hinten un vorn e Loch …"
ach der Heinz Rühmann - schon toll, das man beim Lesen seine Stimme im Ohr hat, ich mag die Filme gerne sehen, einfach weil er so herrlich spitzbübisch ist. Muss ich mir Dich so vorstellen?

Auf dem Weg zu der Fensterbank höre ich schon das harte Klacken des Kaffeesiebs und den Dampf.
Du hast doch bestimmt selber schon mal gepfiffen?
Natürlich hast Du Recht, aber muss es wirklich so genau sein? Also bei mir entsteht genau das richtige Bild (kein Kunststück, ich habs ja auch verbrochen). Ich höre den Dampf - also das Zischen, wenn das Wasser mit Druck durch das Kaffeepulver gedrückt wird und sehe den Dampf den Boss dort stehen, Rücken leicht gebeugt, beide Hände im Einsatz, leichtes Stirnrunzeln ...
Also es aus meiner Sicht eher eine grundsätzliche Frage, ob ich nicht bei so bekannten Abläufen die Wahrheit ein wenig für meine Satzmelodie opfern darf? Denn mit einem technischen Detail dazu war es für mich nicht schön (falls man bei meiner Sprache überhaut von Schön reden kann) Aber ich behalte Deinen Hinweis im Hinterkopf, ich will ja noch einmal richtig ran.

Es wird also eher die (genauer: ein Ventil der) Maschine sein, die da dank des Dampfdruckes pfeift. Und oft ist die Reihenfolge auch umgekehrt, dass das laute Pfeifen der Maschine den Wirt zur Kaffeemaschine zurückpfeift
Also "mein" Zischen, Dampf ausstoßen und Klappern soll eindeutig während des Kaffee machens sein, den gerade dieses hochkonzentrierte Arbeiten hat mir bei Jimmys Text sehr gefallen. Allerdings wollte und konnte ich nicht so Detailverliebt schreiben, aber das gehört ja auch zum Copy, der eigene Stil darf/soll ja auch vorhanden sein.

Also lieber Friedel, sein so lieb und hab noch ein wenig Geduld mit mir und nach der Überarbeitung vielleicht noch mal einen Blick, für die dann eingebauten Fehler (ich bemühe mich ernsthaft um Eingrenzung).
Hab einen schönen Tag, hier gibt es zumindest noch Sonnenschein zum Abgeben
witch

Moin, moin @Carlo Zwei ,

He, das finde ich aber super, das Du Dich unter meinen Text verlaufen hast, Danke sehr für den hilfreichen Kommentar. Besonder hilft mir, da Du die Dose mit den Konflikten nicht nochmal auf machst, sondern mir ein paar andere Baustellen zeigst, irgendwann können Kommentare leider auch verwirren.
Lass mal schauen, was ich bei Dir lernen kann ...

ich find es schön, dass du hier das Davor der Begegnung in Jimmys Text thematisierst.
Ja, es war schwer einen Ansatz bei Jimmy zu finden, der mir und meiner Schreibweise entspricht. Beim letzten Copy (meinem Ersten) habe ich mich eigentlich gar nicht vom Original wegbewegt, nur Zeit und Ort geändert. Jetzt wollte ich mal was anderes probieren. Und beim nächsten Mal traue ich mich dann weiter weg (vielleicht ...)

'Den Geist tragen' ist für mich so ein Text, der von der Langsamkeit und ausführlichen Beschreibung vieler Details lebt, die immer auch eine zweite Bedeutung tragen oder irgendwie emotional anschlussfähig sind. Ein Text, der mit Sorgsamkeit und Klarheit im Sinne von klarer Handschrift gemacht ist. Da finde ich, hast du gut dran angeknüpft, bist ab der Cafészene sehr nah an Jimmys Text.
Ja, einer der Jimmytexte, den ich sehr mochte, daher kam er schnell in die engere Wahl. Ich mag die tiefe Beobachtungsgabe. Aber für meinen Geschmack, wird mir als Leserin oft etwas vorenthalten (gefühlt), was ich mir über die zweite Ebene selbst holen darf, aber ich lese nun mal gerne (vielleicht bin ich dabei auch einfach denkfaul) Da mir aber die Gabe für so detailnahes Schreiben fehlt, hatte ich schon ein wenig Bange, hinterher von Euch zu hören, das ich was verhunzt hätte - Glück gehabt.
Und ja, bei der Cafezsene wollte ich wirklich eine Spiegelung, also das Erleben aus Ivettes Sicht, denn min Copy Ansatz war ja die Frage, was führt zu diesem Verhalten, was kann der Grund dafür sein.

Erstmal Kleines:
immer her damit ...

mein Name: Ivette, fett durchgestrichen
Die Mutter streicht den Namen durch, obwohl sie nicht will, dass Ivette sie verässt. Ist das so eine Art Drohung, die passend zu ihrem inkonsequenten Umgang uneingelöst bleibt? Vielleicht könntest du das noch stärker herausstellen. Diese Ambivalenz: Namen durchstreichen, aber eigentlich nicht loslassen wollen.
Anscheinend funktioniert der Satz ja, wie gewünscht. Du hast es jedenfalls richtig interpretiert, die Mutter will hier deutlich zeigen, das Sie etwas "herausstreicht", sich trennt, auf den "Verlust" aufmerksam machen. Die Mutter hat wohl schon eine paar Kanten und gewisse Vielschichtigkeit. Aber auch Fliege hat mich darauf hingewiesen, das ich diesmal zwar Konflikt hinbekommen habe (wenn auch gleich zuviel), dafür aber die Prots noch ein wenig zu perfekt sind - ich arbeite dran.

Zwei Schritte und ich schlage ihr alles aus der Hand.
Das geht mir zu schnell. Ich kann mit diesem "Zwei Schritte" nichts anfangen. Was meint das genau?
Ich meinte tatsächlich einfach zwei Schritte in die Wohnung, zwei Schritte auf sie zu. Schaue ich mir nochmal an. Da braucht e sdann wohl doch ein, zwei Sätze mehr.

auf einen Haufen aus Folien, Taschentüchern und Pizzaresten.
"Folien" würde ich präzisieren. zerknüllte Alufolie, Styroporverpackungen mit Essensresten darin
Hier muss ich schauen, mir war der Satz so schon zu "technisch", ich hatte an die Tablettenpackungen gedacht, aber kein gutes Wort dafür gefunden.

„Was soll der Scheiß schon wieder?“ Unsanft schiebe ich meine Mutter auf einen der klebrigen Stühle. „Perfekt getimet, was?“ Ich fege die Tabletten zusammen und werfe sie in den Müll.
Da fehlen mir Redebegleitsätze. Es fällt mir schwer, das zuzuordnen.
Oh, das ist doof, schiebe ich ein! Typische Autorenblindheit, ich weiß ja, wer spricht.

Aus Augenschlitzen linst
das linst steckt in den Augenschlitzen schon drin und umgekehrt. Eines würde mir da reichen.
Erwischt, immer der Versuch, andere Wörter als das gängige gucken, schauen, sehen zu verwenden und dann übertrieben ...

Das Tuch hat mir einer von Mutters Lovern geschenkt, ich sei genauso quirlig, wie die Käfer und immer glücklich.
Das ist schon etwas tellig. Nicht übermäßig, aber da wird die Informationsvergabe sehr sichtbar, also dass hier eingeführt werden soll, dass die Mutter 'Lover' (in dem Wort steckt ja einiges drin) hat. Das würde ich vielleicht ein kleines bisschen ausführen. Vielleicht könnte auch die Mutter der Tochter das als Entschuldigung für einen ungestümen Gast geschenkt haben.
Also insgesamt erscheint es mir schon möglich, wer sagt denn, das der Typ ätzend war? Aber ich erzähle natürlich auch nicht das Gegenteil. Und "Lover" ist negativ besetzt, muss ich also wirklich nachbessern. Ja, tellig ist es absolut, vielleicht mache ich eine Erinnerungsszene draus?


Meine Mutter schnaubt nur, redet seit Wochen nicht mit mir, nicht wirklich.
Das steht ja hier im Tell. Funktioniert schon, finde ich. Aber wenn ich mich frage, wie du das im Show darstellen könntest, dann sehe ich da kaum eine Möglichkeit. Und da beginne ich zu denken, dass das nicht wirklich eine Rolle spielt und auch nicht so ganz plausibel ist. Die Mutter redet ja doch schon ganz schön viel. Ich kann mir eine Show-Textstelle, die das rüberbringt, einfach nicht vorstellen.
Ich gestehe, ich mag Tell! Ich finde, das da schöne Bilder malbar sind, der Leser kommt zum Vorstellen und muss nicht hin- und herzwitschen im Dialog oder sich in eine neue Situation hineindenken. Es bringt aus meiner Sicht Ruhe und gleichzeitig Fluss in eine Geschichte. Aber natürlich nur, wenn es gut gemacht ist, und daran arbeite ich eindeutig noch.

„Ja, Frau Doktor! Du hast mir einen blöden französischen Vornamen verpasst. Ich hatte sogar zweisprachige Kindermädchen.“ Mir wird heiß, die Worte sträuben sich auf der Zunge, wollen unbedingt raus. „Aber du hast mich nie geliebt!“
Das müsste für meinen Geschmack raus. Dieses Tellige im Dialog funktioniert so für mich nicht. Es gibt da keinen Grund, das in dieser Form zu sagen. Ich denke, so würde sie einfach nicht reden. Auch das 'Du hast mich nie geliebt' ist mir zu geläufig, fast wie aus irgendeinem Dramen-Schinken. Das könnte für mich subtiler.
Auch so ein Problem! Doch, wenn das zweisprachige Kindermädchen immer wieder in Ihren Streitgesprächen thematisiert wird, dann haut sie das hier ihrer Mutter nochmal vor. Wir wiederholen doch gerade Infodump empfinden, also ist es noch nicht gut.
In dieser Form empfinde ich auch das absolut platte "Du hast mich nicht geliebt" - unter Stress, im Streit, in emotionalen Ausnahmesituationen sucht man doch nicht nach kreativen Sprachbildern, sondern nimmt bekanntes. Okay, das Gegenargument ist natürlich, das ich als Autorin nicht Lebenssprache abbilden soll, sondern mit der Sprache arbeiten kann/soll.

„Und der Flattermann?“, fragt Paul. „Machen wir mit dem jetzt?“
... "Was machen wir ..." ??
Auch hier, gebe ich diese spezielle Kritik an Jimmy weiter! das ist ein zu ein Original und ich mochte die Sprechweise von Paul sehr gerne, daher habe ich es übernommen, für mich kennzeichnet es den Prot, ein wenig ungeschliffen, kurz ...

Ohne mich noch einmal umzudrehen, gehe ich, meinen Rucksack über einer Schulter, die Kuchengabel in der Hand.
Ein gutes Schlussbild. Vielleicht auch in zwei Sätzen machbar, so ist es etwas lang. Aber gut fand ich es.
Dankeschön fürs Lob. Ich neige ja immer noch zum "Heile-Welt schreiben", da war dieser Schluss schon mal eine Verbesserung.

Das ist mein später, schon leicht angetrockneter Senf, liebe witch. Nimm dir davon, was du brauchen kannst. Den Kniff, das Davor zu erzählen finde ich hier, wie gesagt, eine gute Weise, das CW zu lösen.
Also ich fand den Senf absolut in Ordnung, nicht zu scharf, ein wenig frischer Geschmack mit neuem Blick, passt wirklich.
Schön, das ich mit dem Copy bei Dir durchkomme, es war/ist eine tolle Übung gewesen
Wünsche eine gute Zeit
witch

 

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