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Der Geschirrspüler

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03.07.2006
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Der Geschirrspüler

Wir haben nun doch einen Geschirrspüler gekauft. Einen kleinen, denn wir sind schließlich nur zu zweit. Heni hat lange gemeckert, dass wir das Geld lieber sparen sollten. Außerdem würde sie nun seit über vierzig Jahren das Geschirr selbst abwaschen. Was sollen wir also mit solch einem Geschirrspüler? Aber am Ende habe ich mich durchgesetzt. Ich blieb beharrlich. Ein langes, zähes Ringen. Meine Frau hat ihren eigenen Kopf, einen Sturschädel wie alle Gretemanns. Aber dieses Mal blieb ich hart. Ich habe vom Haushalt nicht viel Ahnung, aber ich weiß, welche Mühe er macht. Nun kann sich Heni ein wenig ausruhen nach dem Essen. Das Geschirr in den neuen Geschirrspüler stellen kann ich auch. Das erfordert keine große Übung. Und Heni kann sich hinlegen und ein bisschen schlafen.

Es scheint ihr gut zu tun. Wir haben den Geschirrspüler nun seit zwei Wochen und mittlerweile murrt sie nicht mehr wegen der Ausgabe und dass wir uns das nicht leisten können. Ich glaube, sie ist sogar ganz glücklich über die Entlastung. Ihre Hände zittern am Abend nicht mehr so sehr wie früher. Mir ist es natürlich aufgefallen, als das Zittern begonnen hat, vor einem Jahr vielleicht. Aber ich habe nichts gesagt. Heni sagt immer, dass es ihr gut geht und ich will ihr glauben. Ein wenig Sorgen macht man sich aber schon. Dass das Zittern nachgelassen hat, erleichtert mich sehr.

Gerade eben liegt Heni wieder auf unserer alten Ledercouch. Sie hat sich die rote Kuscheldecke darauf gelegt, denn im Winter ist das Leder kalt. Unsere Heizung braucht immer eine Weile, bis sie richtig läuft. Da ist es wieder, das Zittern. Im Schlaf. Da kann sie es nicht kontrollieren. Aber es ist besser geworden, seid wir den Geschirrspüler haben. Ich nehme die Baumwolldecke aus dem Schlafzimmer und decke Heni zu. Sie stöhnt ein wenig und presst ihre Lippen zusammen. Ich rücke die Decke ein wenig zurecht und nehme ihre Hand. Da spüre ich es stärker, das Zittern, das von ihrer Hand auf die meine übergeht. Ich küsse ihre Hand und gehe in die Küche, um das Geschirr wegzuräumen.

 

Hallo Roderich,
hm, ist das jetzt ein Geschichtsanfang oder eine ganze Geschichte? Das ältere Paar, der Prot und Heni, ist gut dargestellt, die Begebenheit mit dem Geschirrspüler und dem Zittern auch. Trotzdem weiß ich nicht: Hat sie Parkinson, ist sie überarbeitet, weil sie im Alter nicht mehr so kann? Wie geht es weiter?

Übrigens hat mich das an meine Mutter erinnert, die sich vor Jahren nicht vorstellen konnte, was sie mit der geschenkten Mikrowelle anfangen sollte - und die sie nicht mehr missen möchte. ;)

dass wir uns das nicht leisten können.

Gruß, Elisha

 

hallo Roderich,

ich fand, du hast die Beziehung der beiden wunderbar glaubhaft rübergebracht, trotz des knappen Textes eine dichte bedrückenden Atmosphäre geschaffen. Das an sich triviale Thema Geschirrspüler passt sonderbar gut in das kleine alltägliche Drama. Sehr gelungen, wie die Geschichte sich um das Geschirrspülen rankt und entwickelt.
Die KG liest sich zwar etwas wie ein Tagebuch, aber das hat mich in diesem Fall nicht gestört.

gerne gelesen
weltenläufer

 

Hallo ihr zwei,

sorry für die verspätete Antwort und vielen Dank für eure Kommentare.

@ Elisha: Der vorliegende Text ist die ganze Geschichte. Zugegeben, sie ist sehr fragmentartig gehalten, aber mir persönlich sagen solche Ausschnitte aus dem Leben sehr zu. Ein komplettes Durchstrukturieren mit Anfang, Mitte, Ende erscheint mir oft zu sehr am Leben vorbei zu gehen, denn im Leben hast du auch selten einen klaren Anfang, einen Mittelteil mit Höhepunkt und ein Ende.

Die Gründe für das Zittern der Frau habe ich bewusst im Dunkeln gelassen, denn es geht hier nicht um die Frau, sondern mehr um den Ehegatten und wie er mit diesem Problem umgeht. Auf eine unbeholfene, tollpatschige Art und Weise kapituliert er vor dem Problem, in dem er meint, dass der Geschirrspüler die Lösung des Problemes darstellen würde. Um diese innerliche Kapitulation vor dieser schweren Situation ging es mir.

@ weltenläufer: Es freut mich sehr, dass du diesen Text für gelungen erachtest. Das Tagebuchähnliche ist darauf zurückzuführen, dass die Geschichte aus einer sehr subjektiven Sicht - eben wie bei Tagebüchern - geschrieben wurde. Und ja, es ist ein kleines Drama, das sich hier abspielt. ;)

Viele Grüße

Thomas

 

Hi Roderich,

ein Besuch beim Arzt wäre sicherlich ebenso notwendig wie der neue Geschirrspüler.
Für meinen persönlichen Geschmack ist es zu fragmentarisch, auch, wenn du die Atmospähre gut getroffen hast.
Und natürlich fragt man sich, warum der Mann zwar das Geschirr in die Maschine stellen, nicht aber spülen kann. Okay, es ist eine andere Generation, aber wenn ich meine Eltern mit ihren siebzig Jahren so betrachte. ;)

und mittlerweile murrt sie nicht mehr wegen der Ausgabe und dass wir uns das nicht leisten können.
es fehlen ein "darüber" und ein Komma.

Ich kann nicht sagen, dass mir der Text nicht gefällt, ich hätte mir aber schon ein bisschen mehr gewünscht.

Lieben Gruß, sim

 

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