Der Jäger
Der Jäger
Ich bin seit drei Monden unterwegs. Gestern habe ich Beute gemacht. Die Wasserstelle unten am verdrehten Baum muss ich mir merken. Gefahr lauert dort, aber die lauert überall. Mein Herz tat einen gewaltigen Sprung als das getroffene Wild fast ins Wasser gefallen wäre. Nicht nur mein Lieblingsspeer wäre weg gewesen, ich wäre auch hungrig geblieben. Mit den Drachen hätte ich mich nicht angelegt.
Mein Partner kam einige Zeit nach unserem Aufbruch ums Leben. Das ist sehr schade, doch immerhin half er mir über die Zeit, denn ich hatte viele Tage und Nächte kein Glück bei der Jagd. Jetzt habe ich Beute, sogar zuviel zum tragen. Ich würde gerne mit jemandem Teilen, es ist einsam hier. Auf dem ganzen Weg habe ich keine anderen gesehen. Es sieht nach Regen aus.
Immerzu träume ich von den alten Jagdgründen. Prächtige Tiere, wohl genährt und schön, gab es da in Massen. Unsere Gruppe lebte gut. Felle und Knochen gab es zuhauf, so viele, wir konnten sogar im Trockenen schlafen. Ich nehme die Halskette, die mir meine Tochter gemacht hat und betrachte Sie genau. Obwohl erst so jung hatte Sie eine Meisterschaft im Schnitzen erreicht, die ich in meinem Leben zuvor nie gesehen hatte. Als Sie mir die Halskette gab, sagte Sie: „Das bist du! Der beste Jäger von allen!“ Ich konnte sehen, dass Sie sehr stolz war eine von mir zu sein.
Nun ist alles vorbei. Alle die waren, sind nicht mehr. Nur ich bin übrig und ich frage mich, wie lange noch. Heute Nacht jedenfalls schlafe ich mit vollem Bauch. Das ist gut. Morgen gehe ich weiter. Ich werde zur Morgensonne laufen und das hat seine Gründe. Mein Vater erzählte mir, dass der Vater seines Vaters von dort kam. Er sagte dort lebten unzählige unserer Art und riesiges Wasser bietet Beute im Überfluss. Ich schlafe jetzt.
Hier gibt es nur wenige Hügel. Der klare Tag lässt weit blicken, die Wolken ziehen davon. In einiger Entfernung sehe ich eine Herde großer Tiere weiden. Ich muss auf der Hut sein, denn das Gras verdeckt die Jäger die mir gefährlich werden können. Bei uns gab es nur wenig andere Jäger und jene die kamen, wehrten wir erfolgreich ab.
Ich komme an Bäumen vorbei und mache mir einen Spaß mit Steinen die Schwärme bunter Vögel aufzuscheuchen, die sich darin niedergelassen haben. Ich mag, wie Sie fliegen. Könnte ich fliegen, wäre ich weiter als ich es jetzt bin. Hoch oben steht die Sonne und ist heiß. Als die Sonne aus der Erde kam, waren ich und mein Partner überrascht. Sie kam in der Nähe der anderen aus dem Boden und wir kamen nicht mehr zu Ihnen, weil die Erde so heiß war. Wir gingen dann sehr traurig fort.
Ich warte einige Zeit unter einem Baum und gehe dann weiter.
Etwas weckt mich. Ich gehe in die Knie und sehe mich um. Von da vorne ist ein Rascheln zu hören. Vorsichtig, mit dem Speer in meiner Hand, verlasse ich meine Position und nähere mich dem Geräusch. Mit lautem Brüllen stürze ich nach vorne und jage meinen Speer in kurzen Stößen in das Gestrüpp. Nichts tut sich. Der Mond gibt mir Licht.
Es ist ein junges eines vierbeinigen Jägers. Ich habe es nicht getroffen. Es ist sehr schwach, wahrscheinlich schon länger von seiner Gruppe getrennt. Ich nehme es auf und betaste das Fell. Es ist weich. Das kleine gibt leise Töne von sich, die traurig klingen. Ich fühle mich verwandt, denn ich bin auch traurig.
Ich teile Nahrung mit dem kleinen Jäger. Er ist sehr hungrig und schläft bald nahe an mir ein. Ich schlafe auch.