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Der Jäger

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18.02.2002
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Der Jäger

Der Jäger

Ich bin seit drei Monden unterwegs. Gestern habe ich Beute gemacht. Die Wasserstelle unten am verdrehten Baum muss ich mir merken. Gefahr lauert dort, aber die lauert überall. Mein Herz tat einen gewaltigen Sprung als das getroffene Wild fast ins Wasser gefallen wäre. Nicht nur mein Lieblingsspeer wäre weg gewesen, ich wäre auch hungrig geblieben. Mit den Drachen hätte ich mich nicht angelegt.
Mein Partner kam einige Zeit nach unserem Aufbruch ums Leben. Das ist sehr schade, doch immerhin half er mir über die Zeit, denn ich hatte viele Tage und Nächte kein Glück bei der Jagd. Jetzt habe ich Beute, sogar zuviel zum tragen. Ich würde gerne mit jemandem Teilen, es ist einsam hier. Auf dem ganzen Weg habe ich keine anderen gesehen. Es sieht nach Regen aus.

Immerzu träume ich von den alten Jagdgründen. Prächtige Tiere, wohl genährt und schön, gab es da in Massen. Unsere Gruppe lebte gut. Felle und Knochen gab es zuhauf, so viele, wir konnten sogar im Trockenen schlafen. Ich nehme die Halskette, die mir meine Tochter gemacht hat und betrachte Sie genau. Obwohl erst so jung hatte Sie eine Meisterschaft im Schnitzen erreicht, die ich in meinem Leben zuvor nie gesehen hatte. Als Sie mir die Halskette gab, sagte Sie: „Das bist du! Der beste Jäger von allen!“ Ich konnte sehen, dass Sie sehr stolz war eine von mir zu sein.

Nun ist alles vorbei. Alle die waren, sind nicht mehr. Nur ich bin übrig und ich frage mich, wie lange noch. Heute Nacht jedenfalls schlafe ich mit vollem Bauch. Das ist gut. Morgen gehe ich weiter. Ich werde zur Morgensonne laufen und das hat seine Gründe. Mein Vater erzählte mir, dass der Vater seines Vaters von dort kam. Er sagte dort lebten unzählige unserer Art und riesiges Wasser bietet Beute im Überfluss. Ich schlafe jetzt.

Hier gibt es nur wenige Hügel. Der klare Tag lässt weit blicken, die Wolken ziehen davon. In einiger Entfernung sehe ich eine Herde großer Tiere weiden. Ich muss auf der Hut sein, denn das Gras verdeckt die Jäger die mir gefährlich werden können. Bei uns gab es nur wenig andere Jäger und jene die kamen, wehrten wir erfolgreich ab.
Ich komme an Bäumen vorbei und mache mir einen Spaß mit Steinen die Schwärme bunter Vögel aufzuscheuchen, die sich darin niedergelassen haben. Ich mag, wie Sie fliegen. Könnte ich fliegen, wäre ich weiter als ich es jetzt bin. Hoch oben steht die Sonne und ist heiß. Als die Sonne aus der Erde kam, waren ich und mein Partner überrascht. Sie kam in der Nähe der anderen aus dem Boden und wir kamen nicht mehr zu Ihnen, weil die Erde so heiß war. Wir gingen dann sehr traurig fort.
Ich warte einige Zeit unter einem Baum und gehe dann weiter.

Etwas weckt mich. Ich gehe in die Knie und sehe mich um. Von da vorne ist ein Rascheln zu hören. Vorsichtig, mit dem Speer in meiner Hand, verlasse ich meine Position und nähere mich dem Geräusch. Mit lautem Brüllen stürze ich nach vorne und jage meinen Speer in kurzen Stößen in das Gestrüpp. Nichts tut sich. Der Mond gibt mir Licht.
Es ist ein junges eines vierbeinigen Jägers. Ich habe es nicht getroffen. Es ist sehr schwach, wahrscheinlich schon länger von seiner Gruppe getrennt. Ich nehme es auf und betaste das Fell. Es ist weich. Das kleine gibt leise Töne von sich, die traurig klingen. Ich fühle mich verwandt, denn ich bin auch traurig.
Ich teile Nahrung mit dem kleinen Jäger. Er ist sehr hungrig und schläft bald nahe an mir ein. Ich schlafe auch.

 

Hallo Testos und herzlich willkommen hier! :)

Deine Geschichte wirkt auf mich irgendwie unfertig. Als Leser wartet man darauf, dass noch etwas passiert, aber es kommt nichts. Natürlich gibt es auch Geschichten mit offenem Ende, es muss nicht der große Donnerknall zum Schluss sein. Aber dein gesamter Text tröpfelt vor sich hin, erzeugt eine Erwartungshaltung, die dann aber nicht erfüllt wird.

Dabei gibt es ein echtes großes Ereignis, das jedoch nur gestreift und nicht explizit erwähnt wird und das in der Vergangenheit stattgefunden hat. Gehe ich recht in der Annahme, dass es einen Vulkanausbruch gab, der die Jäger von Rest der Gruppe trennte, viele Gruppenmitglieder das Leben kostete und die Tiere - die Nahrungsgrundlage der Jäger - vertrieb? Das wäre es viel mehr wert, erzählt zu werden. Hier ließe sich auch Spannung aufbauen. Die einzige Spannung, die du in der jetzigen Form erzeugst, ist die auf mehr Handlung, auf eine überraschende Wendung oder zumindest auf mehr Info über den Prot und was ihm und seiner Familie widerfahren ist.

Der Prot ist mir aus etwas suspekt. Wirklich mitfühlen konnte ich im Grunde nicht. Erstens weiß ich zu wenig von ihm, zweitens kommt mir seine Reaktion auf den Tod seines Partners merkwürdig kalt vor. Eine solche Reaktion kann natürlich auch normal sein - in einer anderen Kultur etwa. Und da du anscheinend eine Geschichte erzählst, die in grauer Vorzeit spielt, könnte dort der Umgang mit dem Tod tatsächlich anders ausgesehen haben als heute. Trotzdem ist es komisch, weil sein Partner doch anscheinend der einzige Mensch ist, der ihm blieb. Das muss mehr Reaktion hervorrufen als "Das ist natürlich schade".

Noch ein Lob zum Schluss: Sollte die Geschichte tatsächlich in solch früher Zeit spielen, hast du aus meiner Sicht den Stil deiner Geschichte sehr gut gewählt. Aber ich wünsche mir wirklich mehr Hintergrund und mehr Handlung und mehr Spannung. So habe ich die Geschichte zwar gelesen, werde sie aber sicher bald wieder vergessen haben.

Viele Grüße
Kerstin

 

Hallo Kerstin,

ja, die Geschichte ist kurz und aussagelos. Es ist ja auch nur eine Geschichte, eine Erzählung. Es muss nicht immer ein Feuerwerk der Emotionen oder eine Philosophie darin versteckt sein. Auch den Vulkanausbruch mag ich nicht wirklich beschreiben, das bleibt der Phantasie des Lesers hinterlassen, denn ganz ehrlich, ich mag Hollywood nicht.

Zur Erwartungshaltung: Sieh dir jeden Absatz einmal an und wie der jeweilige Absatz endet:
"Es sieht nach Regen aus."; "Ich konnte sehen, dass Sie sehr stolz war eine von mir zu sein."; "Ich schlafe jetzt."; "Ich warte einige Zeit unter einem Baum und gehe dann weiter."; "Ich schlafe auch."
Ich denke jedem wird klar, dass ich keine Spannung erzeugen will. Die Geschichte habe ich bewusst naiv gehalten.

In Kulturen (das ist ein Glaube von mir!) die den Tod Tag für Tag vor Augen haben, ist der Umgang damit ein völlig anderer. Ich weiss nicht ob du verstanden hast, dass er seinen Partner sogar verspeisst hat?! Und ich schreibe nicht: "Das ist natürlich schade", sondern "Das ist sehr schade". Ist ein Unterschied wie ich meine. Und er ist traurig und auch einsam, aber er will auch überleben.

Ich überlege ob ich die Geschichte weiterführen soll. Mir kam der Gedanke eine Art frühzeitlicher Begegnung zwischen Mensch und Wolf/Hund zu schildern. Da so etwas sehr schnell rührselig werden kann, habe ich es erst mal gelassen.

Hoffe ich konnte einiges aufklären.

 

Hey Testos.

Spannend war deine geschichte wirklich nicht, und ich hab eignetlich auch nicht darauf gewartet, dass sie es noch wird. Eigentlich find ich den stil schön, aber ein paar sachen haben mich dann doch beim lesen gestört.

Das ist sehr schade.
--> Hört sich in meinen ohren komisch an. vielleicht ist das ist zwar sehr schade besser? Aber ich weiß auch nicht

Obwohl erst so jung hatte Sie eine Meisterschaft im Schnitzen erreicht,...
--> Meisterschaft ist sowas wie eine Championat, zum beispiel eine Weltmeisterschaft oder so. Meinst du wohl kaum, oder? Wie wäre es mit: Obwohl erst so jung, schnitzte sie schon so meisterhaft...


Ich konnte sehen, dass Sie sehr stolz war eine von mir zu sein.
--> eine von dir? Kann man nicht sagen, außer, du bestehst aus mehreren. (Glaub ich.) Auf jeden fall hört es sich falsch an.

Nette geschichte
lg, Jägerin

 

Hi Testos!

Hm, bei der Geschichte bin ich etwas unschlüssig, wie ich sie bewerten soll.
Einerseits liest sich der Text in einem Rutsch, wirklich holperig war er an keiner Stelle.

Auch das Jäger-und-Sammler-Ambiente war gut in Szene gesetzt, da gibt es nichts zu meckern.

Trotzdem gibt es da die negativen Punkte, die meine Vorkritikerinnen zum Teil schon gebracht haben.

Die ganze Geschichte wirkt auf mich zu inhaltsarm. Die Pointe, die ich bei einem so kurzen Text eigentlich immer erwarte, kam nicht, inhaltliche Überraschungen waren nicht drin.
Allerdings teile ich deine Ansicht, dass eine nähere Beschreibung des Vulkanausbruchs der Geschichte nicht dienlich wäre. Die Folgen dagegen solltest du vielleicht schon genauer beschreiben, zum Beispiel den Verlust der Familie ( das hat katzano wohl auch gemeint ).

Was die Einfachheit der Sprache angeht, so dachte ich erst, das läge am Unvermögen des Autors *hüstel*. :D
Aber dann erfuhr ich, dass es Absicht war. Ich glaube nicht, dass diese Entscheidung gut war, denn dadurch wird der Text flacher und weniger lebendig.
Es ist ja nicht so, dass unsere Urahnen einfachere Denkstrukturen gehabt hätten als wir heute. Schließlich mussten sie ums nackte Überleben kämpfen, anders als wir heute. Und die Sprache von Naturvölkern ist auch genauso komplex wie unsere.
Mit diesem Stil bedienst du nur ein völlig überholtes Klischee, und auch das ist der Geschichte nicht dienlich.

Es stellt sich aber für mich die Frage: Was war denn nun deine Intention, wenn sie nicht darin lag, den Leser spannend zu unterhalten oder geistig zu bereichern? Meiner Meinung nach sollte eine Geschichte schon eine dieser beiden Vorraussetzungen erfüllen, um wirklich gut zu sein.

Ciao, Megabjörnie

 

Hi Megabjörnie,

meine Intention war eine möglichst schnörkellose Geschichte zu schreiben. Im Grunde war es eine Übung für mich.
Nebenbei mag die Sprache von Naturvölkern genauso komplex wie unsere sein, aber du wirst mir zustimmen, dass die Themen die diese Menschen beschäftigt bei weitem nicht so komplex sind wie bei einem zivilisierten Menschen. Der Mann in meiner Geschichte spricht nicht, er denkt.

Ich verstehe die Kritik, bin aber gleichzeitig der Meinung, dass man nicht unbedingt etwas zu sagen haben muss, um eine Geschichte zu schreiben.

 

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