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Der Jünger
Ein Wunder ist geschehen! Ich habe es geschafft! Sie ist zu groß, meine Kleidung ist mir zu groß geworden. Vor Freude springe ich auf das Sofa und wieder herunter. Mein sehnlichster Wunsch ist erhört worden, bald werde ich eins sein mit Ihm. Von Tag zu Tag komme ich nun der Dunkelheit näher, die für mich das himmlischste Licht bedeutet. So viele mussten erst kommen, so viele Versuche, so viele verschlossene Tore, dass ich es schon nicht mehr zu hoffen wagte.
*
Hurra! Vorgestern noch beengten diese Wände meinen Körper, und nun stehe ich hier vor dem Esstisch und kann kaum über den Rand des Porzellans sehen. Es wird nur noch wenige Stunden dauern, bis sich der hinderliche Leib meinem Verstande gänzlich unterworfen hat. Muss mich nun eilen und alles vorbereiten, die Butter, die Briefmarken, den Umschlag mit der Adresse jenes Ortes, an dem mein großer Meister weilt, wo mich die Erfüllung erwartet, die mir bisher nur im Geiste gewährt wurde.
*
Oh, bin ich aufgeregt! Gleich wird Er kommen und mich befreien. Noch im papiernen Kokon reibe ich mich mit der Butter ein. Gleiten werde ich, gleiten zwischen Stoff und der majestätischen Landschaft, gleiten bis zur königlichen Pforte hinein in die Wonnen. Eins sein mit meinem Meister, mit meinem Imperator, vereint mit dem Größten der Großen, für immer untrennbar mit meinem ... Aber still, Er kommt ...