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Der juengste Tag
Ich legte die Hand auf mein Herz und lauschte dem Wind, der mein Haar zerzauste und einzelne Straehnen wie Peitschen in mein Gesicht schleuderte.
Ich stand da und wartete auf ein Zeichen. Ich erwartete ein eindeutiges Signal, dass den Kampf einlaeuten wuerde, doch nichts geschah und aus den Tiefen meines Unterbewusstseins drang langsam die Erkenntnis empor, dass es laengst begonnen hatte.
Heere waren ausgesandt worden um die letzte Schlacht zu schlagen. Blut wurde bereits vergossen, Verwundete stiessen schreie aus, die ungehoert blieben. Nichts - nur eisige, bedrohliche Stille. Ich fuehlte mich schwach und hilflos. Verzweifelt flehten meine Gedanken zu Gott dem Allmaechtigen, meine Haende umklammerten das Buch der Buecher, den Ledereinband mit den rauhen Seiten. Traenen hinter verschlossenen Lidern - es war zu spaet. Ich fuehlte mich schwach. Nichts war mir im Leben geblieben nur der Glaube. Glaube an das Gute und das Licht. Licht, dass nun Dunkelheit werden wuerde, Gutes das Zerstoerung anbeten wuerde. Zerstoehrung die den Tod bringen wuerde - ein reissender Strom ohne Halt. Eine Lawine, die mich begraben wuerde. Ein Gott der mich nicht mehr hoerte und Engel, die Schwerter erhoben und Blut vergossen. Schwarze Teufel, Daemonen. Verstuemmelte unansehnliche Wesen. Hufe die im Dreck scharrten und Felle, von Blut verkrustet, die auf lebender Haut ueber ein Schlachtfeld krochen. Das war meine Vision. Krieg war begonnen worden und der Frieden verloren fuer immer.
Kaelte. Kaelte und Dunkelheit. Noch Vision doch bald schon Realitaet.
Traenen hinter geschlossenen Lidern. Stumme Schreie. Schmerzen. Keine Rettung - jetzt nicht mehr. Die Welt vergeht. Leben verdorrt. Liebe versiegt. Hoffnung schwindet. Der juengste Tag. Der Letzte, dem nichts mehr folgt.
Stille.