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Der Kassenschlager
Huldi Schnauzentobler war ein sehr ungeduldiger Mensch. Er wohnte in einem kleinen Appartement, da er nicht die Geduld für ein grösseres Heim hatte. Er war verliebt, und zwar in seine Nachbarin Daisy. Doch er konnte es ihr noch nie sagen, da er sich nicht getraute. Gerade wollte Huldi den Müll über die Treppe hinunter tragen, als ihm Daisy entgegen kam...
Er versteckte sich hinter der Treppe und beobachtete sie. Daisy war wunderschön, sie hatte lange, rote Harre, und viele Sommersprossen im Gesicht. Doch dummerweise war das Treppenhaus aus Holz und so kam es, dass der Holzboden unter Huldi ein Knacksen von sich gab. Daisy hörte dieses Geräusch und drehte sich um. Sie sah Huldi und sagte: "Du kleines Schlitzohr, beobachtest du mich etwa?"
Huldi liess vor lauter Schreck die Müllsäcke fallen und sagte verschwitzt "Erwischt..." Die Abfallsäcke platzten und der gesamte schlabrige und müllige Inhalt verstreute sich in alle Himmelsrichtungen. Huldi sah, dass auch einige Spritzer Daisy treffen könnte. Er hechtete aus seinem Versteck hervor und warf sich auf sie, um sie vor dem herumspritzenden Müll zu beschützen. Die beiden landeten am Boden, und tatsächlich konnte Huldi sie in letzter Sekunde retten. Erst nachdem die beiden den ersten Schock überwunden hatten, merkten sie, dass sie aufeinander lagen.
Huldi wollte die aussergewöhnliche romantische Situation ausnutzen, um ihr endliche seine Gefühle zu zukabeln: "Daisy, seit nun mehr 3 Jahren leben wir in diesem Haus. Genau seit dieser Zeitspanne bin ich in dich verliebt. Hast du auch irgend eine Empfindung für mich?" Daisy schüttelte etwas Schmutz von ihrem Gesichte und sagte: " Huldi, mein kleiner Schmutzfink, ich weiss es nicht. Lass mir doch noch etwas Zeit, darüber nachzudenken." Sie sagte, stand auf, und ging. Huldi blieb noch etwa 10 Minuten liegen, da er es gerade als ziemlich wohlig empfand.
Doch seither ist schon eine Woche vergangen. Huldi hatte ja bekanntlich wahrlich keine Geduld. Geduld ist sozusagen nicht eine gute Tugend von ihm. Weil er so extrem ungeduldig war, entschloss er sich bei ihr anzuklopfen. Sein Herz schlug höher, als er seine Knöchel gegen das Holz klopfte. Daisy musste das Klopfgeräusch wohl gehört haben, denn fünf Minuten später erschienen sie auch schon an der Tür. "Huldi, was für eine Überraschung." "Daisy, meine Geduld ist am Ende. Bitte sage mir nun was du für mich empfindest!" "Also gut Huldi. Hör zu. Ich mag dich als Typ wirklich sehr, doch aus uns beiden wird wohl nix. Aber wenn du möchtest können wir ja Freunde werden. Einverstanden?"
Huldi musste mit den Tränen kämpfen. Dann nahm die Wut in ihm überhand und er liess ein kurzes, aber lautes "Sau!" heraus. Dann stapfte er schluchzend davon. Trotz der Beleidigung blieb Daisy ruhig, ja sogar etwas traurig im Tür rahmen stehen. Eine Woche später. Huldi hielt es fast nicht mehr aus mit seinem Liebeskummer. Er wusste von irgendwoher, dass Daisy jeweils am Donnerstag Nachtschicht hatte. Er schlich sich von draussen über die Dachrinne durch ihr Fenster, welches trotz des prasselnden Regens offen war. Huldi genoss die kurze Zeit, die er heimlich in ihrer Wohnung verbringen konnte. Er legte sich in ihr Bett und schnüffelte wie ein Hund an ihrer Bettdecke. Dabei seufzte er traurig. Plötzlich drückte ihn etwas. Und zwar unter dem Kopf. Er lag gerade auf dem Kopfkissen und merkte, dass darunter etwas sein musste. Mit einem Handgriff war das Objekt auch schon in seinen Händen. "Oh Gott, ihr Tagebuch!", stellte er erstaunt fest. "Ob es schlimm wäre wenn ich...kurz.. nein, bestimmt nicht." Er schlug es auf und las den neuesten Eintrag. Was erda sah, war unglaublich: "Liebes Tagebuch, auch heute kann ich nicht vergessen, wie schön es war zusammen mit Huldi, wälzend im Dreck zu liegen." Huldis Augen glänzten plötzlich und es erfüllten in ihm ein Gefühl von Rührseligkeit und Geduld. Zum ersten mal im Leben verspürte er Geduld. Noch bevor 23 Uhr, ging er wieder via Dachrinne zurück in seine Wohnung. Die folgenden Wochen wiederholte er dieses Vorgehen: Jeweils am Donnerstag schlich er sich rein, schnüffelte etwas an ihrer Wäsche und las die letzen Einträge im Tagebuch.
Eines Nachts las er gerade wieder ihr Tagebuch, als er etwas sehr beunruhigendes darin vorfand: "Liebes Tagebüchlein. Ich habe schon wieder ins Bett gepieselt. Ich habe nie Zeit die Bettwäsche zu waschen, darum ist schon alles ganz durchnässt. Ach ja, und ich habe das ungute Gefühl, dass jemand sich nachts in meine Wohnung schleicht. Deshalb habe ich eine Alarmglocke installiert, welche aber erst beim Verlassen meiner Wohnung losgeht. So ist der Einbrecher gefangen, bis die Polizei eintrifft. Clever oder? Muss jetz schlafen." Huldi war geschockt. Was sollte er jetzt tun?
Erstmals bemerkte er tatsächlich, dass das Bett völlig verpieselt war. "Igitt", dachte er sich, "Aber verdammt, wie komm ich hier raus?" Er hatte eine Idee: "Wenn ich mich bis morgen in ihrem Zimmer verstecken würde, und dann zusammen mit ihr die Wohnung verlassen könnte, dann wäre ich gerettet." Da er von diesem Plan überzeugt in sich zu scheinen war, versteckte er sich im Kleiderkasten, um unbemerkt zu bleiben. 3 Stunden später kam die Pieseltante nachhause.
Er beobachtete sie durch ein Loch in der Schranktür. Sie setzte sich seufzend auf ihr Bett und zog ihre Bluse aus. Huldi wurde plötzlich ganz nervös. "Ach Huldi...", sagte sie. Dann öffnete sie die Schublade des Nachttischleins. Darin hatte Huldi noch nie gestöbert. Doch was sie jetzt heraus nahm liess ihm den Atem stocken. Doch positiv. Es war ein Foto von ihm, Huldi. "Wärst du doch bloss hier und könntest mich beschützen.. Warum kann ich dir meine Gefühle nicht einfach ehrlich zeigen? Seufz...", seufzte sie. Auf einmal ein lautes Klirren. Huldi und Daisy zuckten zusammen und sahen in Richtung Fenster, von wo aus der Lärm gekommen war. Ein Einbrecher hatte sich durch das Fenster in ihre Wohnung gewifft. Er kam auf Daisy zu und bedrohte sie mit einem Messer. Da dachte Huldi "Huch, sie braucht Hilfe. Und wenn ich jetzt... Ich meine, so plötzlich schreiend aus dem Schrank.. und dann den Einbrecher.. und sie mich dann.. ja, das muss ich machen!"
Gedacht, getan. Huldius stiess die Kastentür brüllend weg. Der Einbrecher erschrak, und liess sein Messer fallen. Dummerweise war schon seit längerem ein Leck in der Gasleitung im Keller des Wohnblocks. Alois Zimper, ein sehr zimperlicher Herr, war der Hausmeister des Wohnblocks und gerade dabei dieses Leck zu beheben. Aus irgendeinem Grund wollte er das ausströmende Gas mit einem Streichholz reparieren. Es entzündete sich und der gesamte Wohnblock explodierte. Es gab keine überlebenden. Doch das Tagbuch von Dasy L. schon. Es wurde in buchfrom abgedruckt und wurde zum Kassenschlager.
Ende