Was ist neu

Der Kater

Mitglied
Beitritt
22.09.2009
Beiträge
3

Der Kater

Der Kater

Zwischen Straßenlärm und Zimmergeräuschen kauert die Katze auf dem Fensterbrett und denkt nicht und der Regen fällt wie Gitterstäbe aus Kristall. Status Quo und Niemand sieht Sie in dem Raum verschwinden. Husch, husch, mein Kätzchen, lauf. Gierige Finger verlangen nach deinem warmen Fell, die drücken dich so sanft ganz fest. Komm, komm, mein Kätzchen, komm nicht mehr los. Augen flehen zu dem Geschöpf, das nicht versteht, faucht und flieht … bis deine weichen Pfoten wieder hartes Holz berühren.

Die alte Frau seufzt und stellt eine Schüssel mit kalter Milch auf den Boden und die Ruhe erklirrt wie Metall. Die Katze putzt sich, die Milch zittert, das Tier kommt und trinkt. Schwach glänzen Fell und Halsband im Schein der Küchenbeleuchtung. Die Kreatur hat Hunger. Die Alte versucht das Tier zu streicheln wie es trinkt, wie es wirkt wie Fieber. Sie nähert sich allmählich. Die Luft wabert und ist schwer, lastet giftig auf der Szene. Wie schön du bist grient da der Scharlachmund. Laut, Stille. Die Milch schmeckt, säuerlich, aber die Katze trinkt.
Und entkommt. Die Katze rennt. Über die Anrichte, über die Spüle, den Herd, über Zeitungen und Kartoffelschalen. Durch die ganze Küche lebt das elegante Tier. Bleibt plötzlich, die Alte flucht, die Situation ergreift ihre Macht. Uralte, undurchdringliche Wut steigt in ihr auf. Sie bebt, sie will. Doch da ist nichts, nur hohles Holz, nur harter Stein. Die drücken, die sind stark - nichts zu machen. Die Alte seufzt und flüstert noch wie schön du bist. Getrieben, anarchisch. Und schreit auf einmal und niemand hört sie schreien. Nur die Katze, die putzt ihr glänzendes Fell, unbeugsam in der Ecke. Die Alte schluckt, verharrt in wollüstiger Unbeweglichkeit.
Sie lässt sie!
Die Frau schluckt noch, beginnt aufzuräumen, stapelt Zeitungen, säubert die Anrichte, wischt hinter ihrer Katze her. Dieser gute Mensch sucht nach Vergessen. Doch das Tier kommt, wieder, wieder, reibt sich an den vertrauten Beinen, schnurrt und will. Wird gestreichelt, kurz, dann scheucht sie die Alte weg, mit einem Mal, denn das Tier bringt die Zeitungen durcheinander. Husch, husch, mein Kätzchen, hinaus. Die Bestie schnurrt, springt auf das Fensterbrett, bleibt, schnurrt und starrt mit feurigen Augen.
Für einen Moment beobachtet sie ihren Besitzer bei der Arbeit. Blicke folgen Bewegungen, der dicke Kropf schlingt hemmungslos. Die Alte glotzt umher, putzt und denkt. Dieses Zimmer ist so sauber, so sauber wie immer. Status Quo.
Auf einmal springt die Katze auf die Straße in den Regen, wird wiederkommen, instinktiv. Die Alte geht zum Fenster und schließt die Läden, bis auf einen kleinen Spalt, instinktiv.

 

Hallo Sirsimmerl,

Erst mal herzlich Willkommen hier!

Eher als eine Geschichte erzählen, malst Du hier ein Bild. Es hat was, aber es verwirrt mich auch.

Der Text spricht für mich von Einsamkeit, vom Alter. Witwe, die nur noch ihre Katze hat. Auch irgend einen Schmerz hat sie noch zu verarbeiten. Es kommt auch Sturheit durch, Eigenwillen – sowohl der Katze als auch der alten Frau, fast wie ein altes Ehepaar. Mir gefällt sowas.

Verwirrt hat mich bereits der Titel, “der Kater”. Danach sprichst Du nur noch von einem Kätzchen. OK, ob Männlein oder Weiblein, ist es immer noch eine Katze, aber am Anfang wartete ich auf das Auftauchen eines Katers. Generell finde ich den Titel nicht so passend.

Zwischen Straßenlärm und Zimmergeräuschen kauert die Katze auf dem Fensterbrett und denkt nicht, KOMMA und der Regen fällt wie Gitterstäbe aus Kristall.

Das Bild vom Regen ist zwar in schöne Worte gefasst, will sich aber nicht erschließen, zu eigenartig.

Status Quo und Niemand sieht Sie in dem Raum verschwinden.

Wo ist das Subjekt von dem Satz? “Status Quo und Niemand “sehen”? Wer ist “Sie”? Direkte, höfliche Anrede macht keinen Sinn. “sie” die Katze oder die Oma? “Im Raum”, oder?

bis deine weichen Pfoten wieder hartes Holz berühren.

Wieder verwirrende direkte Anrede. Die Pfoten der Katze? Die Hände der Oma?

stellt eine Schüssel mit kalter Milch auf den Boden, KOMMA und die Ruhe erklirrt wie Metall.

Die Alte versucht das Tier zu streicheln, KOMMA wie es trinkt, wie es wirkt wie Fieber.

“es” das Tier? “es” die Lust, das Tier zu streicheln? Klingt komisch.

Die Alte seufzt und flüstert noch, MINDESTENS KOMMA, WENN NICHT ANFÜHRUNGSZEICHEN wie schön du bist.

Und schreit auf einmal, KOMMA und niemand hört sie schreien.

Was für eine komische Katze ist denn das, die in den Regen springt? Die meisten Katzen hassen Wasser.

Der letzte Satz gefiel mir.

Tja, ich weiß nicht recht. Hat was, aber da könntest Du noch ganz schön rumfeilen. Deine Ausdrucksweise ist eigenartig, und daraus könnte ein interessanter Stil werden. In diesem Text, finde ich, stört so einiges den Lesefluss. Manche Bilder reißen einen raus anstatt rein und tragen nichts zum Verständnis bei.

Status Quo”, z. B. passt gar nicht in diese alltägliche Atmosphäre, oder “wollüstiger Unbeweglichkeit”, “die Ruhe erklirrt wie Metall”, hier willst Du wohl mit Gegensätzen Aufmerksamkeit erregen, doch mich bringen sie nur draus. “der dicke Kropf schlingt hemmungslos” (Häh?)

Die Gefühle der Frau kommen mir auch zu gegensätzlich und überraschend daher, dass ich sie nachvollziehen könnte. Ich kann nicht recht mit ihr mitfühlen. Vielleicht ein paar Andeutungen, was sie vergessen will, auch wenn Du es nicht sagst? (Das wäre übrigens eine interessante Geschichte, wenn Du das einbauen könntest.)

Kein schlechter Ansatz. Da könntest Du was draus machen.

Wünsch Dir viel Spaß und Erfolg hier.

Liebe Grüße

Elisabeth

 

Hallo Elisabeth,

also erstmal vielen Dank für die schnelle Antwort und deine anregenden Anmerkungen. Die Überschrift finde ich auch nicht so passend, aber ich wollte die Geschichte hier einfach mal reinstellen und hab deshalb auf die schnelle diese Überschrift gewählt. Das mit dem "Kätzchen, der Katze und dem Kater" finde ich jetzt - da du mich darauf hingewiesen hast - auch ziemlich verwirrend und ich werde mich natürlich sofort um Korrektur bemühen. Manche der anderen "stilistischen Unsauberheiten" sind durch ein gewisses Experimentieren enstanden und insofern indirekt auch gewollt - wenn das allerdings den Lesefluss stört, muss ich das natürlich auch ausbessern ...

Also nochmal ein Dankeschön für die hilfreichen Tipps.

 

hi sirsimmerl,

zwar finde ich auch nicht jede formulierung gelungen, aber der text fließt und man merkt ihm an, dass du keine angst vor worten hast. mir gefällt auch der perspektivenwechsel und die verschiedenen benennungen der katze. das entspricht der realität, kater katze kätzchen katzi ... das geschlecht löst sich eben auf, wird verwendet je nachdem, was man in das tier projiziert: den streunenden kater, die katzendiva, oder das kindliche kätzchen.

einzig verwirrend fand ich diese stelle: "Die Bestie schnurrt, springt auf das Fensterbrett, bleibt, schnurrt und starrt mit feurigen Augen."
der kater auf einmal als bestie? irgendwie unpassend, ich sehe nicht warum diese wahrnehmungswandlung passiert.

miau und bis dann,
thorn

 

Hallo Thorn,

auch Dir erstmal vielen Dank für deine Anmerkungen und es freut mich, dass Dir diese kurze Geschichte - zumindest in weiten Strecken - ganz gut gefallen hat. Dass die Katze bzw. der Kater bzw. das Kätzchen zum Schluss noch bestialische Züge bekommt, könnte ich leider nur dadurch erklären, dass ich meine Intension hinter der Geschichte preisgebe ... und das darf man doch als Kurzgeschichtenschreiber (genauso wie ein guter Zauberer) nicht.
Aber nochmal Dankeschön für deine Stellungnahme zu der Geschichte!

 

ich nochmal!

es wird schon deutlich, dass der kater den status quo verändert und die alte darüber grient und den ist-zustand konservieren möchte, die katz wird ja auch schon recht früh als kreatur betitelt. dennoch wird sie dann im lauf der geschichte wieder bezirzt und gestreichelt. wenn ich es mir jetzt angucke, kann ich mich damit anfreunden, dass die alte eben widersprüchlich empfindet. beim ersten lesen erschien es mir nicht deutlich oder nachvollziehbar genug herausgearbeitet.

meine Intension hinter der Geschichte preisgebe ... und das darf man doch als Kurzgeschichtenschreiber (genauso wie ein guter Zauberer) nicht.

ich wollt auch immer wissen wie das karnickel in den hut kommt! :shy:

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom