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Der Killer

SAN

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03.06.2004
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246

Der Killer

,,Darf ich bitte Ihren Ausweis sehen?’’ Der fragende Blick des Wachmanns irritierte ihn. Er wusste nicht, dass er einen Ausweis brauchte. Um seinen Auftrag auszuführen. Eine Schwäche seines Klienten, nicht die erste, die er fest gestellt hatte.
Er zog die Glock aus seiner Manteltasche und hielt sie dem Wachmann an die Schläfe.
Weit und breit war niemand zu sehen. Dann hörte er auf einmal Schritte. Sie kamen näher. Der Wachmann schwitzte fürchterlich, traute sich aber nicht, etwas zu sagen. Kein Hilferuf an den Nahenden, nichts. Trotzdem führte er seinen Finger an die Lippen. Der Wachmann nickte schwach. Er hatte verstanden. Wieder Schritte. Diesmal näher. Er wusste nicht, wie nahe sein Gegner war, aber er wusste, dass er ihn töten musste.
Zunächst einmal musste sich der Gegner zeigen. Denn wenn er erst den Wachmann tötete, würde der andere Alarm schlagen. Da war er sich sicher.
,,Rufen Sie ihn!’’, flüsterte er dem Wachmann ins Ohr.
,,Damit Sie ihn auch töten?’’, fragte der Wachmann, dessen Stimme nur noch aus einem Krächzen bestand. Es waren seine letzten Worte. Der Killer hatte abgedrückt.
Sich schnell entfernende Schritte hallten durch den Flur des Unternehmens. Die Tür zu den Wachbüros stand offen. Er roch den Geruch eines Menschen. Eines Mannes mit einem billigen Deodorant. Er schnüffelte wie ein Tier, das seine Beute am Geruch erkennen konnte um es zu töten. Schnell lief er durch die Gänge. Der Geruch des Deodorant verriet ihm, in welche Richtung sein Opfer geflohen war.
Ein Schuss peitschte aus einem offenen Zimmer. Da hatte sich sein Opfer also versteckt, dachte er. Getroffen an der rechten Schulter lief er wankend auf das Zimmer zu, seine Glock lag geschmeidig in seiner linken Hand. Unter dem Schreibtisch hockend sah er ihn: blass und zitternd hob er seine Pistole. Doch das Magazin war leer. Zwei Kugeln aus der Glock beendeten das Katz-und Maus Spiel.
Seinem eigentlichen Opfer gehörte das Unternehmen. Sein Büro lag im dritten Stockwerk. Er entschied sich, den Aufzug zu nehmen. Das Risiko, gesehen zu werden, war dort geringer als auf der Treppe.
Die Wunde an der Schulter war übel. Blut tropfte auf den Boden. Bestimmt würde bald jemand entdecken, dass hier etwas nicht stimmte. Mit schmerzverzeertem Gesicht erreichte er den Aufzug. Die mechanischen Türen glitten lautlos auf.
Die Fahrt in den zweiten Stock dauerte nicht einmal zehn Sekunden. Niemand, der ihn sehen konnte. Der Flur war leer.
Er klopfte an das Büro mit dem Namen „Highsmith“. Jemand rief ihn herein. Er öffnete die Tür. Highsmith schien ihn erwartet zu haben. Er saß am Schreibtisch seiner Sekräterin und hielt einen Kugelschreiber in seiner rechten Hand.
Er sank zu Boden. Der Schmerz war unerträglich geworden. Konnte er noch eine Kugel abfeuern? Er schoss ohne sein Opfer sehen zu können. Langsam verlor er sein Bewusstsein. Das letzte, was er registrierte, war der Griff des Mannes namens Highsmith nach dem Telefonhörer.
,,Verbinden Sie mich mit der Notrufzentrale. Und dann geben Sie mir bitte die Polizei!’’
,,Bitte warten Sie einen Augenblick!’’, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
Highsmith nahm die Glock an sich und untersuchte sie. Dabei verwischte er mit seinen Fingerabdrücken die des Killers. Auf einem Bildschirm der Kameraüberwachungen konnte Hishsmith das Ergebnis des Massakers im Erdgeschoss sehen. Dann machte er den Bildschirm des Computers, der auf dem Schreibtisch seiner Sekräterin gestanden hatte, aus und trat zu dem bewusstlosen Killer. In seiner rechten Hand lag geschmeidig die Glock.
Zwei Schüsse peitschten durch den sonnendurchfluteten Raum. Dann klingelte das Telefon.

 

Hallo SAN,

Ich habe deine Geschichte gelesen und muss sagen: Was hat das mit Spannung zu tun?
Ein Killer, der in ein Bürogebäude kommt, die Wachmänner ausschaltet (ohne das das jemand hört; sehr unwahrscheinlich) und dann in die zweite Etage zum Chef fährt, der eigentlich in der dritten Etage sitz.

Ich glaube, du könntest es spannender machen, wenn du die Geschichte nicht so schnelle erzählen würdest.

Zum Beispiel die Verfolgung des Wachmannes. Hier kannst du einiges an Spannung reinbringen, wenn du die Passage etwas ziehst und vielleicht auch deinen Killer ein wenig Panik spüren lässt ;)

Zitat:
Er wusste nicht, dass er einen Ausweis brauchte. Um seinen Auftrag auszuführen.
(Ach herrje hab doch letztens noch gesehen wo man hier zitieren kann :confused: )
Komma zwischen "brauchte" und "um".

Zitat:
Er roch den Geruch eines Menschen.

Würd ich nie so schreiben, erstens wegen "Geruch riechen" hört sich nicht so gut an und außerdem : Wie riecht ein Mensch?
Zumal du im nächsten Satz schreibst: "Eines Mannes mit einem billigen Deodorant."
Wie jetzt? Riecht er den Menschen oder das Deodorant?

Zitat:
Mit schmerzverzeertem Gesicht erreichte er den Aufzug.

schmerverzerrtem

Ich muss dir ehrlich sagen, dass mir deine Geschichte nicht gefallen hat. Schreib länger und versuch einen Spannungsbogen aufzubauen. Passagen, in denen Verwirrun oder Panik deutlich gemacht werden sollen kannst du ausführlicher schreiben und in kurzen Sätzen.


Bleib beim Schreiben :)

Gruß Lucino

 

Hallo SAN,

deine Geschichte hat mich auch nicht überzeugt. Logikfehler (zum Beispiel dritter / zweiter Stock) fallen dem Leser unangenehm auf. Gerade auch in einem solch kurzen Text. Und hier liegt der zweite Kritikpunkt, den auch Lucino schon angemerkt hat. In dieser kurzen Geschichte gelingt dir der Spannungsaufbau nicht so recht. Ein Ereignis reiht sich an das nächste, ohne dass der Leser mitdenken und vor allem mitfühlen kann. So bleibt eine gewisse Distanz über den gesamten Text bestehen. Er berührt nicht. Das ist aber im Grunde wichtig, um wirklich Spannung aufbauen zu können. Der Leser braucht eine Beziehung zu der Geschichte. Hier liegt noch viel Ausbaupotential.

Die Stelle mit dem billigen Deodorant fand ich im Grunde ganz gut. Das bringt noch ein leicht humoriges Element in die Geschichte. Allerdings solltest du sie tatsächlich etwas umformulieren. Die Gründe dazu hat Lucino ebenfalls schon geliefert. Zudem finde ich das Element, dem du vier volle Sätze gönnst, für die Kürze der Geschichte zu ausgewalzt. Wenn du aber die Geschichte insgesamt noch ausbaust, passt das schon wieder.

Die sich schnell entfernenden Schritte aufgrund des ersten Schusses im Erdgeschoss gehen mir zu schnell. Hier wäre sicher jeder erstmal erschrocken, hätte versucht, sich bewusst zu machen, was da nun vorgefallen ist. Wer nicht täglich in eine Schießerei verwickelt ist, muss einen lauten Knall erst einmal als Schuss identifizieren. Ich glaube nicht, dass das so schnell geht - jedenfalls nicht, wenn man nicht mit so etwas rechnet. Und eine gewisse erste Lähmung oder Erstarrung würde ich hier auch unterstellen. Aus meiner Sicht sollten zwischen dem Schuss und den Schritten also einige Sekunden liegen. Hier macht es aber den Eindruck, als hätte sich der Mensch sofort und unmittelbar danach abgewandt und wäre davongelaufen. Das ist nicht ganz realistisch.

Die Pointe / überraschende Wendung am Schluss gelingt nur annähernd. Es ist zwar überraschend, wenn das anvisierte Opfer eines kaltblütigen Killers am Ende über diesen triumphiert und der Killer Opfer seines auserkorenen Opfers wird ( :schiel: ), aber das hätte man noch etwas eindrucksvoller schildern könen. Zudem ich mit dem Ende auch ein leichtes Problem habe: Highsmith wird als der souveräne Unternehmer gezeigt, der die Dinge in die Hand nimmt. Dabei begeht er aber doch dilettantische Fehler. Damit meine ich das Verwischen der Fingerabdrücke des Killers und das Hinterlassen seiner eigenen Fingerabdrücke. Ich hatte den Eindruck, dass du hier zeigen wolltest, dass er der Polizei einen anderen Ablauf der Geschehnisse weismachen will. Aber auf diese Art ist das ja eher kontraproduktiv. Oder liegt hier eine Pointe in der Pointe vergraben? Highsmith schafft es, der bedrohlichen Situation zu entkommen, um sich dann selbst durch eigene Dummheit in den Knast zu bringen? Aber das passt nicht zu dem Leiter eines erfolgreichen Unternehmens. Hmm, du siehst: Ich bin ein wenig ratlos. Aus meiner Sicht funktioniert deine Geschichte also nicht.

Auch in Bezug auf das Telefonat gibt es einen Logikfehler: Er telefoniert, soll in der Leitung bleiben, du erwähnst mit keiner Silbe, dass er auflegt, aber kurz darauf klingelt das Telefon. Wie kann das gehen?

Und ein Schuss in die Schulter dürfte eigentlich nicht so stark bluten, dass der Getroffene soviel Blut verliert, dass er aufgrund dessen ohnmächtig wird. Höchstens vielleicht durch den Schmerz, aber dein Prot setzt seine Mission ja zunächst recht unbeeindruckt fort. Du schiebst seine Schwächung auf das viele Blut, das er verliert. Ich weiß ja nicht, was für ein Kaliber die Waffe hatte, aber das muss schon gewaltig gewesen sein. :D


Noch ein paar Kleinigkeiten:

die er fest gestellt hatte.
festgestellt (zusammen)

am Geruch erkennen konnte um es zu töten
konnte, um (Komma)

sah er ihn: blass und zitternd hob er seine Pistole
Da nach dem Doppelpunkt ein ganzer Satz folgt, müsstest du hier groß weiterschreiben.

das Katz-und Maus Spiel
Maus-Spiel (Bindestrich)

Mit schmerzverzeertem Gesicht erreichte er den Aufzug.
schmerzverzehrtem (e=h)


Und insgesamt: Bitte verwende die richtigen Anführungszeichen für deine wörtliche Rede.

Viele Grüße
Kerstin

 

Hallos SAN,
es ist nicht immer einfach eine Idee aufs Papier zu bringen und es ist auch nicht immer einfach die Bilder im Kopf schriftlich dazulegen. Man verfällt schnell in eine ebenso schnelle Erzählweise, weil man selbst die Szenerie vor Augen hat. Der Leser hat dies aber nicht, aber lade ihn ein. Bau Bilder auf und schaffe eine Atmo. Gib deinem Prot eine Persönlichkeit, lasse ihn leben. Und wenn du das getan hast, dann wird deine Geschichte anklang finden, auch wenn sie nicht wirklich spannend ist.

Grüße...
morti

 

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